Nordwest zyklonal

Kaum ist das Orkantief „Nadia“ (international „Malik“), das vor allem in Nord- und Ostdeutschland für Schäden und Behinderungen und leider auch für ein Todesopfer gesorgt hat, abgezogen, kommt am heutigen Montag die „kleine Schwerster“ Tief „Odette“ (international „Corrie“) zu uns. Das neue Tief hat zwar weniger Wind, aber dafür deutlich mehr Regen und im Bergland viel Schnee im Gepäck. Am Dienstag greifen schließlich die Ausläufer von Tief „Philine“ auf Deutschland über, die weiterhin für Wind, Regen und im Bergland für Schnee sorgen.

Für diesen sehr wechselhaften Witterungsabschnitt verdanken wir der großräumigen Wetterlage „Nordwest zyklonal“ abgekürzt NWZ. Die Wetterlage NWZ stellt sich ein, wenn sich ein Hoch (für die aktuelle Lage hat das Hoch den Namen „Gustav“ bekommen) über Westeuropa bzw. über dem Nordatlantik, nicht weit weg von den Britischen Inseln, befindet und gleichzeitig über dem Nordmeer und Skandinavien tiefer Luftdruck herrscht. Dadurch ergibt sich über Mitteleuropa eine nordwestliche Höhenströmung, in der die Tiefdruckgebiete entlang ziehen.

So eine Wetterlage ist der Schneebringer für die Berge. Vor allem für die Alpen ist der Fall, da sie quer zur Hauptströmung liegen. Die ganze Feuchtigkeit, die die Tiefdruckgebiete auf der Brust haben, wird dann gegen die Mittelgebirge bzw. gegen die Alpen gedrückt. Für das Flachland bedeutet diese Wetterlage meistens nasskaltes Wetter, ohne dass sich eine nachhaltige Schneedecke bilden kann.

Zurück zum heutigen Montag: Tief „Odette“ liegt mit dem Kern über Norddeutschland. An seiner Südwestflanke in West- und Süddeutschland weht der Wind stark bis stürmisch mit Böen zwischen 60 und 75 km/h. In den Hochlagen der westlichen und südlichen Mittelgebirge und der Alpen treten teils schwere Sturmböen um 100 km/h auf. Zudem fällt vielerorts Regen, Schneeregen und im Bergland oberhalb 400 bis 600 m Schnee. Dabei werden 5 bis 15 cm, im Schwarzwald und im Bayerischen Wald um 20 cm erwartet. An den Alpen fallen sogar 20 bis 50 cm Neuschnee. In Verbindung mit dem kräftigen Wind muss in den Hochlagen mit Schneeverwehungen gerechnet werden.

Nach einer kurzen Pause in der kommenden Nacht erreichen am Dienstag die Ausläufer von Tief „Philine“ mit neuen Niederschlägen und teils stürmischem Wind Deutschland. Die Schneefallgrenze liegt am Anfang im Südosten am Boden und bei 400 m im Nordwesten, aber sie steigt im Tagesverlauf von Nordwesten her auf 600 bis 900 m an. Vor allem in den südlichen und östlichen Mittelgebirgen kommen 10 bis 20 cm Neuschnee, in den Alpen 30 bis 50 cm dazu. Zudem besteht in den Hochlagen die Gefahr von Schneeverwehungen.

Zusammengefasst: Es muss vor allem in Lagen ab 400 bis 600 m mit winterlichen Straßenverhältnissen gerechnet werden. In den Alpen, wo insgesamt bis ein Meter Neuschnee fällt, steigt die Lawinengefahr deutlich an. In tieferen Lagen besteht vor allem nachts die Gefahr von Glätte durch überfrierende Nässe oder geringfügigen Schnee. Zuletzt achten Sie auch auf den ruppigen Wind (am Montag im Westen und Süden und am Dienstag in ganz Deutschland), vor allem in den höheren Lagen und an den Küsten.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 31.01.2022

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DWD Nordwest zyklonal

 

 

„NADIAs“ Reise und „Maliks“ Hinterlassenschaften

Die Reise von NADIA begann mit ihrer Geburt am vergangenen Dienstag vor der US-Ostküste. Von dort begab sie sich über den Nordatlantik Richtung Europa, erreichte am Freitag Island, zog über Skandinavien hinweg und befindet sich nun im Baltikum.

Bereits Samstagvormittag machte sie sich in Deutschland mit ersten Sturmböen an der Küste bemerkbar (so wurde beispielsweise pünktlich zum mittäglichen Fischbrötchen-Vesper um 12 Uhr eine schwere Sturmböe von 98 km/h am Kieler Leuchtturm registriert).

Aber NADIA, die vom dänischen Wetterdienst eine Namens- und Geschlechtsumwandlung erfuhr und fortan für die internationale Tribüne auf „Malik“ getauft wurde, war damit noch nicht am Ende. Sie (oder er?) holte noch einmal tief Luft und bescherte uns ein Sturmfeld, das sich am gestrigen Samstag vom Nordwesten und Norden in den Osten des Landes ausbreitete.

Am heftigsten war das Orkantief an Nord- und Ostseeküste, bzw. auf den Inseln spürbar: Auf Hallig Hooge wurde eine Orkanböe von 127 km/h gemessen, Glücksburg und die Greifswalder Oie meldeten 119 km/h und auch auf Sylt, Fehmarn und in St. Peter-Ording konnten sich die Urlauber bei 112-118 km/h einen etwas kräftigeren Wind als sonst durch die Haare pusten lassen. Jetzt mag manch Leser vielleicht denken: „Ach, eine steife Brise sind die Norddeutschen doch eh gewohnt – Sturm ist erst, wenn die Schafe auf dem Deich keine Locken mehr haben…“, ABER: NADIA aka Malik zeigte auch im Landesinneren, dass sie kein 08/15-Tief war.

Zwischen Hamburg und Berlin sorgten einige schwere Sturmböen um 100 km/h für hunderte Einsätze der Feuerwehr. Allein in Hamburg (die Messstation Hamburg-Finkenwerder meldete 109 km/h), wo eine Sturmflut den Fischmarkt flutete, gab es rund 300 Einsätze. Aber auch in anderen Städten Schleswig-Holsteins, Niedersachsens, Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs tobte der Sturm und führte zu zahlreich abgeknickten Ästen, entwurzelte Bäumen und Problemen im Bahnverkehr.

Den Vogel abgeschossen haben übrigens zwei Leuchttürme: Die Messstationen der exponierten Leuchttürme der Alten Weser (Nordsee) und Kiel (Ostsee) lieferten Maximalwerte von über 140 km/h. Wenn zu diesem Zeitpunkt dort Schafe verweilt hätten, wären diese anschließend bestimmt lockenlos gewesen.

Während NADIA bereits weiter Richtung Osteuropa gezogen und ihre Geschichte bei uns so gut wie beendet ist, steht schon ein neues Tief in den Startlöchern: ODETTE (int. Corrie) versucht am morgigen Montag in die Fußstapfen ihrer Vorgängerin zu treten, was jedoch nur bedingt gelingt. So sind zwar insbesondere in der Südwesthälfte Sturmböen möglich, ein so verbreitetes Sturmfeld mit schweren Sturmböen oder gar orkanartigen Böen wie NADIA hat ODETTE allerdings nicht zu bieten.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 30.01.2022

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DWD NADIAs Reise und Maliks Hinterlassenschaften

 

Stürmische Zeiten stehen an

Zunächst einmal verlagert sich Sturmtief NADIA (international MALIK genannt) bis Sonntagmorgen vom Nordmeer rasch in Richtung Baltikum und das zugehörige Sturmfeld erfasst im heutigen Tagesverlauf vorrangig die Nordosthälfte des Landes. Der Höhepunkt des Sturms wird dabei in der kommenden Nacht erwartet. Dann drohen an der Nord- und Ostsee sowie in weiten Teilen Mecklenburg-Vorpommerns orkanartige Böen oder auch einzelne Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten um 120 km/h aus West bis Nordwest. An den Küsten drohen dann sowohl in der Nacht als auch noch am morgigen Tag Sturmfluten, sodass beispielsweise der Hamburger Fischmarkt unter Wasser stehen wird. Auch sonst treten ab heute Nachmittag in der gesamten Nordosthälfte Sturmböen zwischen 70 und 85 km/h, vereinzelt auch schwere Sturmböen um 95 km/h auf. Die stärksten Böen werden meist im Umfeld von durchziehenden Schauern erwartet, die sich an und hinter der Kaltfront bilden (typisches Rückseitenwetter). Apropos Kaltfront – auch die Schneefallgrenze sinkt mit der einfließenden polaren Meeresluft in der Nacht auf etwa 400. Viel Neuschnee wird allerdings nicht erwartet.

Am Sonntag etwas für den Vitamin-D-Haushalt getan werden, denn in einigen Landesteilen zeigt sich immer wieder die Sonne, teils auch mal für längere Zeit. Letzte Schnee- und Regenschauer ziehen südostwärts ab. Nur an den Alpen kann es bis in den Nachmittag hinein noch etwas flöckeln. Vor allem im Norden und Osten bleibt es bis in den frühen Nachmittag hinein weiterhin stürmisch, teils muss sogar mit (schweren) Sturmböen gerechnet werden. An der Ostseeküste sind vormittags auch noch orkanartige Böen möglich. Am Nachmittag lässt aber auch dort der Wind zunehmend nach.

In der Nacht zum Montag und am Montag droht dann neues Ungemach. Ein kleines, aber wetterwirksames Tief verlagert sich nämlich rasch von Schottland über die nördliche Mitte Deutschlands hinweg nach Tschechien. Seine Wind- und Niederschlagsfelder erfassen dabei von Westen und Nordwesten her Deutschland. Dadurch, dass es anfangs bis in tiefe Lagen schneien kann, drohen am Montagmorgen im Westen und der Mitte etwa oberhalb von 200-300 m erhebliche Verkehrsprobleme im Berufsverkehr. Tagsüber gibt es dann landesweit weitere Niederschläge. Im Westen und Südwesten fallen diese oberhalb von 400-600 m als Schnee, sonst liegt die Schneefallgrenze bei 200-400 m. In den Mittelgebirgen und den Alpen schneit es mitunter kräftig. Es sind dann durchaus um 10 cm Neuschnee oder auch etwas mehr möglich. Der Wind weht vor allem im Südwesten und Süden teils stürmisch.

In den Folgetagen bleibt uns das wechselhafte und zuweilen sehr windige Wetter erhalten. Immer wieder gibt es Niederschläge, wobei die Schneefallgrenze im Westen und Südwesten zeitweise bis ins höhere Bergland ansteigt, während es im Osten und Südosten teilweise bis in tiefere Lagen schneit. Die in den Mittelgebirgen eher maue Schneelage dürfte sich also maßgeblich verbessern. Allerdings besteht durch den sehr feuchten Schnee teilweise Schneebruchgefahr. Im Alpenraum kann es vorübergehend sogar zu viel des guten werden, denn es sind gebietsweise erhebliche Neuschneemengen (akkumuliert zwischen 50 cm und 100 cm Neuschnee innerhalb von drei Tagen) möglich. Zusätzlich drohen starke Schneeverwehungen. Planen Sie daher für Ausflüge oder Reisen in Skigebiete genügend Zeit und Proviant ein, denn es könnte auch mal länger dauern. Im Flachland hingegen lautet die Devise „Regenschirm und Gummistiefel statt Skihose und Schneeschaufel“.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.01.2022

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DWD Stuermische Zeiten stehen an

 

NADIA ante portas

Gerade hat uns Sturmtief MARIA in Richtung Baltikum verlassen und in der vergangenen Nacht vor allem entlang der Küsten sowie im Nordosten des Landes für stürmische Verhältnisse gesorgt, da steht auch schon das nächste Sturmtief vor der Tür. Dieses Sturmtief wurde bereits auf den Namen NADIA getauft und liegt aktuell noch vor Island. In den nächsten Stunden zieht es allerdings unter kräftiger Intensivierung Richtung Südosten und macht sich ab heute Nacht zunächst in Form einer Warmfront bemerkbar. Diese Warmfront bringt erst im Norden, später dann vor allem in der Osthälfte teils kräftigen Regen. Dabei fließt zwischenzeitlich deutlich mildere Luft ein, sodass am morgigen Samstag die Höchsttemperaturen vor allem im Nordwesten zweistellige Werte erreichen können.

Mit dem Durchzug der Warmfront nimmt dann ab den Frühstunden des morgigen Samstags auch der Wind allmählich zu. Zuerst macht er sich entlang der Nordseeküste bemerkbar, greift dann aber rasch ost- und südwärts aus. Gegen Mittag ist dann bis ins nördliche Binnenland hinein mit starken bis stürmischen Böen zwischen 60 und 70 km/h zu rechnen, an der Nordseeküste treten bereits erste Sturmböen um 80 km/h auf. Ebenfalls betroffen sind dann bereits die Mittelgebirge, wo vor allem in Gipfellagen bereits erste Sturmböen in Erscheinung treten.

Zum Samstagnachmittag und -abend legt der Wind noch weiter zu. An den Küsten kommt es dann verbreitet zu Böen der Stärke 9 bis 10 Beaufort (Bft), exponiert auch der Stärke 11 Bft mit Geschwindigkeiten bis 110 km/h. Auch im Binnenland macht sich nun der Wind deutlich bemerkbar, und erreicht vor allem in der Nordosthälfte in Böen Sturmstärke mit Geschwindigkeiten zwischen 60 und 75 km/h. Im Bergland werden bis 90 km/h erreicht, auf exponierten Gipfeln noch teils deutlich höhere Geschwindigkeiten. Auf dem Brocken wird volle Orkanstärke erwartet mit Windspitzen jenseits der 130 km/h.

Gegen Abend und in der ersten Nachthälfte wird ein erster Höhepunkt im Nordwesten des Landes erreicht, sodass dort dann von Westen der Wind allmählich etwas nachzulassen beginnt. Entlang der Ostseeküste und dem dahinter liegenden Binnenland hält die Sturmlage aber noch bis in den Sonntag hinein an. Insbesondere mit dem nächtlichen Eintreffen der Kaltfront von NADIA legt der Wind sogar noch einmal an Geschwindigkeit zu. Vereinzelt lassen sich dann entlang der Ostseeküste in exponierten Lagen einzelne Böen um 120 km/h nicht ausschließen. Verbreitet treten dort aber Windspitzen in schwerer oder orkanartiger Sturmstärke mit Geschwindigkeiten zwischen 90 und 110 km/h auf. Auch im dortigen Binnenland können einzelne Böen um 100 km/h auftreten.

In der restlichen Osthälfte hält der Sturm ebenfalls noch bis in den Sonntag hinein an. Allerdings sind hier, abgesehen von den Gipfellagen der Mittelgebirge, die Spitzengeschwindigkeiten etwas niedriger, erreichen aber auch hier 60 bis 80, vereinzelt auch um 90 km/h. Endgültig beruhigen wird sich der Sturm hier erst gegen Sonntagabend, während im Westen teilweise schon Sonntagfrüh vom Wind nichts mehr zu spüren ist.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.01.2022

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DWD NADIA ante portas

Stürmischer Witterungsabschnitt

Am heutigen Donnerstag beschert uns Tiefdruckgebiet MARIE windiges und nasses Wetter. Das Tief zieht über Südskandinavien ost-südostwärts. Das Windfeld hat uns bereits in der vergangenen Nacht erfasst und sorgt nun an den Küsten und im Bergland für Sturmböen zwischen 75 und 85 km/h. Auf den Gipfeln der Mittelgebirge gibt es zum Teil schwere Sturmböen um 95 km/h. Der westliche bis nordwestliche Wind lebt im weiteren Tagesverlauf noch etwas auf, erreicht sein Maximum mit der Passage eines Bodentroges und lässt erst in der zweiten Nachthälfte zum Freitag nach. Bis dahin sind an den Küsten verbreitet Böen zwischen 80 und 90 km/h zu erwarten, im Landesinneren gibt es von der Weser bis an Oder und Neiße verbreitet Böen bis 70 km/h, in Schauernähe auch etwas höhere Böen. Auf den Gipfeln der östlichen Mittelgebirge treten schwere Sturmböen bis hin zu orkanartigen Böen mit etwa 110 km/h auf. Weiter nach Süden und Westen ist der Wind deutlich schwächer unterwegs. Dort sind allenfalls in den Berglagen Sturmböen zu erwarten. Am morgigen Freitag lässt der Wind nach und nur noch die Berge bekommen Sturmböen oder schwere Sturmböen, die Alpengipfel auch orkanartige Böen.

Die Niederschläge haben den Norden Deutschlands ebenfalls letzte Nacht erfasst und verlagern sich nun langsam südwärts. Da vorübergehend etwas mildere Luft ins Land strömt, steigt die Schneefallgrenze auf 600 bis 800 Meter. In einigen Mittelgebirgslagen kann es beim Übergang von Schnee zu Regen örtlich zu gefrierendem Niederschlag kommen. Dann kann sich gefährliches Glatteis bilden. Bis zum Abend verlagern sich Regen und Schneefälle bis an die Donau. Mit einer Kaltfront und kalter Luft in der Höhe ziehen in der zweiten Tageshälfte von Norden her Schauer ins Land. Vereinzelt sind auch Blitz und Donner nicht ausgeschlossen. In der Nacht ziehen Schauer und Niederschläge ost- und südostwärts. Die Schneefallgrenze sinkt auf 500 bis 300 Meter. Im Süden können vor allem in den mittleren und höheren Lagen ein paar Zentimeter Neuschnee zusammenkommen. Im Stau der Alpen um 10 Zentimeter fallen. Auch am Erzgebirge kann es leichten Schneefall und wenige Zentimeter Neuschnee geben. Sonst lassen die Niederschläge nach. Am Freitag schneit es an den Alpen weiter und bis zum Abend fallen erneut bis zu 10 Zentimeter Schnee. Sonst trocknet es im Tagesverlauf auch im Osten und Südosten ab.

In der Nacht zum Samstag frischt der Wind mit Annäherung eines weiteren Tiefs, voraussichtlich wird es NADIA heißen, von Nordwesten her wieder auf. Zunächst wird die Nordsee-, im Verlauf auch die Ostseeküste erfasst. Am Samstag setzt sich die Windzunahme nach Süden fort. Das Windmaximum wird in der Nacht zum Sonntag erwartet. Dann können an den Küsten schwere Sturmböen bis hin zu orkanartigen Böen zwischen 100 und 110 km/h auftreten. Punktuell sind auch Orkanböen um 120 km/h nicht ausgeschlossen. Auch im Bergland treten schwere Sturmböen bis 100 km/h auf, auf den Gipfeln der zentralen und östlichen Mittelgebirge sind Orkanböen um 130 km/h wahrscheinlich. In den Niederungen weht der westliche bis nordwestliche Wind stark bis stürmisch, tagsüber mit Böen zwischen 70 und 80 km/h, in der Nacht vor allem im Norden und Osten mit Böen bis zu 90 km/h.

Das zum Tief gehörige Niederschlagsfeld zieht in der zweiten Nachthälfte zum Samstag von Norden her ins Land und breitet sich am Samstagvormittag über den Osten aus. Die Schneefallgrenze steigt über 1000 Meter, sodass ein Wintereinbruch im Bergland nicht in Sicht ist. Nach Westen und Süden hin sind nach aktuellem Wissensstand nur leichte Regenfälle zu erwarten. Am Abend und in der Nacht zum Sonntag fallen verbreitet ein paar Schauer. Die Schneefallgrenze sinkt langsam wieder auf 600 Meter im Mittelgebirgsraum. Für mehr als ein bisschen Schneematsch reicht es aber nicht.

Im Laufe des Sonntags schwächt sich der Wind von Westen her rasch wieder ab und es treten ab Mittag kaum noch warnwürdige Böen auf. Lediglich auf den Bergen sind noch stürmische oder Sturmböen bis zu 80 km/h möglich, die prädestinierten Gipfel der Alpen und der östlichen Mittelgebirge können noch Böen um 90 km/h erreichen. Auch die Niederschläge lassen am Sonntag rasch nach und die Wolken lockern auf. Vor allem im Norden und Nordosten zeigt sich die Sonne häufiger.

Für den Montag lässt die aktuelle Prognose ein weiteres Tief erkennen, dass dann allerdings Deutschland komplett erfassen soll und nicht mehr nördlich an uns vorbeizieht. Die Vorhersage ist allerdings noch unsicher, entsprechend variabel ist die Vorhersage des Windes. Da das Hauptwindfeld weit südlich durchziehen soll, scheint sich nicht so verbreitet stürmisches Wetter durchzusetzen. Allerdings wird es vielerorts nass und bei einer Schneefallgrenze zwischen 400 und 600 Meter könnte es im zumindest im Bergland wieder für ein paar Zentimeter Neuschnee reichen.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.01.2022

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Tropischer Sturm „Ana“

Vor einem Jahr sorgte Wirbelsturm „Eloise“ in Mosambik mit heftigen Niederschlägen für schwere Überschwemmungen, Orkanböen bis 160 km/h knickten Bäume wie Streichhölzer um und verwüsteten tausende Häuser. Mehrere Menschen starben, rund 160.000 Menschen waren direkt von den Folgen des Sturms betroffen. Der nationale Wetterdienst in Mosambik (kurz: INAM) registrierte dabei in nur 24 Stunden rund 250 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/qm) Regen in der Hafenmetropole Beira, der zweitgrößten Stadt des Landes im Südosten Afrikas. Fast genau zum Jahrestag des Landgangs von „Eloise“ in Mosambik traf in diesem Jahr ein weiteres tropisches System auf den südostafrikanischen Staat. Aber der Reihe nach…

Nachdem in der vergangenen Woche bereits heftige Niederschläge gefallen waren, sorgte am Wochenende ein tropisches Tief mit der Bezeichnung „Invest 93S“ in Teilen Madagaskars für weitere heftige Regenfälle, besonders im Norden und Osten. Dabei konnten teilweise Tagessummen von weit über 100 l/qm gemessen werden. Bei den Überschwemmungen wurden selbst in der Hauptstadt Madagaskars Antananarivo ganze Häuser weggeschwemmt. Anwohner wurden aufgefordert, niedrig gelegene Bereiche der Stadt zu verlassen und sich in höhere Lagen zu begeben. Nach Aussagen der madagassischen Agentur für Katastrophenschutz starben insgesamt 39 Menschen, rund 65.000 sind obdachlos.

Zwar schwächte sich das Tief in den Gebirgsregionen Madagaskars am Wochenende etwas ab, konnte sich jedoch organisierte Schauer und Gewitter bewahren. Über der Straße von Mosambik intensivierte es sich bei Wassertemperaturen von 29 bis 31 Grad Celsius und einigermaßen günstigen atmosphärischen Bedingungen wieder und entwickelte sich am Montag dann schließlich zu einem tropischen Sturm, der auf den Namen „Ana“ getauft wurde. Im südwestlichen Indischen Ozean ist es damit der erste Tropensturm, der in der laufenden Saison einen Namen erhält.

An der Küste Mosambiks beim Landgang in der Provinz Nampula brachte es „Ana“ dann immerhin auf Böen mit Windgeschwindigkeiten von rund 85 km/h, punktuell könnten auch schwere Sturmböen bis 100 km/h aufgetreten sein sowie Wellen mit einer signifikanten Höhe von bis zu 7 Metern. Die Gefahr bei „Ana“ ging jedoch nicht unbedingt von den Böen oder der Wellenhöhe aus. Vielmehr konnten sich die Niederschläge aufgrund der recht langsamen Westverlagerung über Land in Nord- und Zentral-Mosambik sowie im Süden Malawis akkumulieren und betrugen in 24 Stunden rund 100 bis 200, punktuell auch über 300 l/qm. Bestätigt wurde dies auch vom INAM, das von Montagfrüh bis Dienstagfrüh an der Station Milange 336 (Provinz Zambezia), in Furancungo 273 und in Tsangano 260 l/qm (beide in der Provinz Tete) messen konnten. In der Folge starben drei Menschen in den Fluten, einige werden noch vermisst. Zudem wurden massive Schäden an öffentlicher Infrastruktur und privaten Häusern verursacht.

Auch der Süden Malawis wurde nicht verschont. Dort stiegen die Fluten sogar so hoch, dass die Wasserkraftwerke ihre Stromproduktion mitten in der Nacht herunterfahren mussten, was große Teile des Landes dunkel werden ließ. Zudem brach die auf Strom angewiesene Trinkwasserversorgung in Blantyre-Limbe, der zweitgrößten Stadt Malawis, zusammen.

In den vergangenen 24 Stunden griffen die kräftigsten Niederschläge, die auch mit teils heftigen Gewittern einhergingen, auch auf angrenzende Nachbarstaaten Sambia und Simbabwe über. Aber auch im Nordwesten in Mosambik fielen noch Niederschläge mit Mengen teils über 150 l/qm.

In den kommenden Tagen kann es in Mosambik, Malawi, Sambia und Simbabwe zu weiteren kräftigen Schauern und Gewittern kommen, die Niederschläge sollten aber nicht mehr ganz so hoch ausfallen, wie das in den vergangenen Tagen der Fall war. Dennoch können bei kräftigeren Entwicklungen zwischen 50 und 100 l/qm zusammenkommen. Im Laufe des Freitags könnten die Niederschläge auch auf Angola übergreifen.

Auf Madagaskar sollte es in den kommenden Tagen dagegen weitgehend trocken bleiben, einzig im äußersten Norden können noch ein paar kräftigere Schauer durchziehen. Allerdings besteht auf dem Indischen Ozean erneut ein hohes Potenzial für die Entwicklung eines weiteren tropischen Systems. Momentan wird die tropische Störung namens „Invest 96S“ über dem offenen Ozean vom Joint Typhoon Warning Center (JTWC) genauestens verfolgt. Ob sich dieses System zu einem Tropensturm entwickelt und möglicherweise im Laufe der kommenden Woche ebenfalls die Küsten Madagaskars erreicht, ist noch unsicher*

MSc.-Met. Sebastian Schappert

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.01.2022

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DWD Tropischer Sturm Ana

 

Es liegt was in der Luft

Die Zeichen stehen den Vorhersagen der verschiedenen Wettermodelle zufolge für die kommenden Tage nach einer meist ruhigen Hochdruckphase wieder auf „Berglandwinter“ – in den Niederungen hingegen findet die in diesem Winter fast schon inflationär bemühte Umschreibung „nass-kalt“ erneut Verwendung. Ein paar kleine Schneeoptionen haben die Wettermodelle dabei zwar durchaus bis in die Niederungen in petto, der große Wintereinbruch liegt aber in den bisher vom Schnee vernachlässigten Regionen im westlichen und nordwestlichen Tiefland weiterhin eher nicht in der Luft. Der wochenlange Hochdruckeinfluss bei nicht allzu tiefen Temperaturen (der Januar ist deutlich auf Kurs „zu mild“) hat jedoch etwas anderes gefördert: So haben Hasel und Erle angefangen zu blühen, womit deren Pollen bereits den „Flugbetrieb“ aufgenommen und dadurch schon eine zum Teil mittlere Belastung hervorgerufen haben.

Die Pollen dieser beiden Birkengewächse sind in der Regel die ersten im Jahr, die bei entsprechenden Witterungsverhältnissen meist schon mit der im Januar beginnenden Vorblüte fliegen. Ihre Hauptsaison dauert von Anfang Februar (Hasel) bzw. Ende Februar (Erle) bis Mitte oder Ende März. Gleichwohl können die Pollen bereits im Dezember vorkommen und noch bis in den Mai (Hasel) oder sogar bis in den Juni (Erle) unterwegs sein. Im weiteren Verlauf des Jahres bekommen dann andere Pollenarten ihre „Flugerlaubnis“ (Saison).

Geschätzt etwa 12 bis 15 Millionen Deutsche – und damit gut 15 % der Bevölkerung – müssen sich mit den lästigen Nebenwirkungen des Pollenflugs herumschlagen. Mit Beginn der Pollenflugsaison treten durch Heuschnupfen Beschwerden wie Niesen, Jucken oder gar asthmatische Anfälle bis hin zu Bindehautentzündungen auf.

Für die acht allergologisch wichtigsten Blütenpollen gibt es beim Deutschen Wetterdienst Vorhersagen der Belastungsintensität durch den sogenannten Pollenflug-Gefahrenindex. Zu diesen acht zählen die Pollen der Hasel, Erle, Esche, Birke, Gräser, Roggen, Beifuß und der Ambrosia. Etwa 95 % aller Pollenallergiker in Deutschland leiden beim Flug dieser Pollen. Aktuell sorgt Hoch ERICH mit seiner ruhigen und eher milderen Witterung vor allem in den westlichen Landesteilen bereits für eine mittlere Belastung durch Haselpollen. Aber auch in vielen weiteren Regionen ist eine geringe bis mittlere Belastung zu verzeichnen. Bei den Erlenpollen hingegen ist die Blüte noch nicht so weit vorangeschritten, womit es entweder keine oder nur eine geringe Belastung gibt (linker Teil der Grafik).

Ab Donnerstag wird Hoch ERICH seinen Platz bei uns jedoch räumen müssen, was den Tiefdruckgebieten LIN und MARIE Gelegenheit verschafft, mit ihren Ausläufern auf Deutschland überzugreifen. Damit kommen Wind und Niederschläge auf, die die Pollen aus der Luft auswaschen und Allergikern eine Verschnaufpause bringen, bis das nächste Hoch bei uns aufschlägt. Vorhersagen der Belastungsintensität sind pollenflug abrufbar und können auch newsletter als kostenloser Newsletter abonniert werden. html die allerdings kostenpflichtige GesundheitsWetter-App des Deutschen Wetterdienstes herunterladen, in der neben weiteren die Gesundheit betreffenden Wetterelementen auch Pollenflugvorhersagen integriert sind.

Dipl.-Met. Simon Trippler

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.01.2022

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DWD Es liegt was in der Luft

Balkan und Kleinasien: derzeit eher Kühlkammer!

In Deutschland heißt es einmal mehr auch in diesen Tagen: Schnee in den Bergen (meist so ab den mittleren bis in obere Lagen) und im Flachland zu mild, teils sogar Grau in Grau und meist trocken. Alles in allem wirkt das wenig spektakulär und ist auch im Hinblick auf die vergangenen Winter keine wirklich neue Entwicklung. Das derzeitige Wettergeschehen wird sich bis Wochenmitte nicht wesentlich ändern. Aber auch danach, ja wir kommen dann wieder in eine straffe nordwestliche Strömung, mit der auch mal erwärmte Polarluft zu uns gelangt. Selbst das dürfte höchstens zum mittlerweile geflügelten Wort Berglandwinter (und das erneut ab den mittleren Lagen nach oben) reichen.

Die in den letzten Wochen immer wieder aufgetretenen Nordwestlagen begünstigten allerdings die Gebiete östlich und vor allem südöstlich von uns. Gemeint ist der Raum Balkan und Türkei, teils auch der Nahe Osten (Syrien, Libanon). Während es Deutschland häufig mit Randlagen relativ zu einer Hochdruckzone von den Britischen Inseln bis nach West- und Mitteleuropa zu tun hatte, waren und sind Kaltluftausbrüche mit Tiefdruckgebieten, die nördlich und östlich um diese Hochdruckzone herum bis weit nach Südosten ziehen, erst möglich geworden. Die Auswirkungen in diesen Gebieten sind insofern stärker, da diese Luftmassen mit polarem Ursprung den Weg nach Südosten weniger über den warmen Atlantik oder die Nordsee, sondern vielmehr über Skandinavien, die Ostsee und das Baltikum nehmen. Auch daher kommt neben verschiedenen dynamischen Effekten diese Luftmasse dort oft deutlich kälter an und verursacht kräftige Schneefälle, oft bis in tiefe Lagen.

Bis über die Wochenmitte hinaus bleibt über dem Balkan, der Türkei und Teilen des Nahen Ostens die recht kalte Luftmasse quasi liegen, während es im nördlichen Osteuropa (z.B. Baltikum) insgesamt allmählich wieder milder wird.

Anbei ist eine Grafik des EZMWF-Modells zur Prognose der mittleren wöchentlichen Abweichungen der 2 m-Temperatur im Bereich Südosteuropa dargestellt (Zeitraum vom 24.01.22 bis 31.01.22). Hier ist deutlich eine negative Anomalie (Abweichung) über Teilen des Balkans, vor allem aber über der Türkei auszumachen. Im Bereich des Tiefdruckkomplexes über Kleinasien soll ja die kälteste Luft quasi erstmal liegenbleiben. Über dem Balkan hingegen setzt sich von Nordwesten zunehmend Hochdruckeinfluss durch. Aus diesem Grund kann die Luftmasse vor allem nachts über Land weiter auskühlen, tagsüber macht sich allmählich die veränderte (zunehmend positive) Strahlungsbilanz sowohl jahreszeitlich als auch generell breitengradabhängig stärker bemerkbar. Außerdem wird die kälteste Luft zum Wochenende allmählich ostwärts abgedrängt. Insofern fallen dort die negativen Anomalien geringer aus.

Zum Abschluss noch aktuelle Wetterdaten aus der beschriebenen Region:

Die Minimumtemperatur der letzten Nacht (23./24.01.22) betrug im Inneren der Türkei ca. -10 bis unter -15 Grad im Bergland. An der Grenze zu Syrien gab es ebenso leichten Frost. In weiten Teilen der Türkei fielen in den letzten 24 Stunden nochmals rund 15 bis 30 cm Neuschnee. Beispielweise meldete die Station Zonguldak (auf 137 m Höhe) an der türkischen Schwarzmeerküste heute früh (24.01.22) eine Gesamtschneehöhe von 54 cm (gegenüber 39 cm am 23.01.22). „Ski und Rodel gut“, erst recht mit solchen Schneemengen, heißt es an der südlichen Schwarzmeerküste nicht allzu oft.

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 24.01.2022

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DWD Balkan und Kleinasien derzeit eher Kuehlkammer

 

Vulkan Hunga Tonga: Was über den Ausbruch noch bekannt ist

Der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai war wohl der heftigste seit der Eruption des Pinatubo im Jahre 1991. Gleichzeitig war es auch einer der am besten zu beobachtenden Ausbrüche mit den heutzutage verfügbaren Mitteln der Fernerkundung, sprich: Satelliten. Die dabei ausgestoßene Aschewolke erreichte auf ihrem Höhepunkt einen Durchmesser von mehreren hundert Kilometern. Erste Einschätzungen gehen davon aus, dass sie eine Höhe zwischen 20 und 30 Kilometern erreichte, möglicherweise aber auch noch höher war. Detailliertere Einschätzungen können dabei erst nach genauerer Auswertung der verfügbaren Daten getroffen werden.

Dementsprechend kam bereits wiederholt die Frage auf, ob dieser Vulkanausbruch möglicherweise direkte Folgen für das Weltklima haben könnte. Üblicherweise betrachtet man zur Beantwortung dieser Frage die Emission von Schwefeldioxid (SO2) in die Stratosphäre. Die Stratosphäre ist dabei der Teil der erdumgebenden Atmosphäre, der sich oberhalb der Troposphäre, in der sich das hautsächliche Wettergeschehen abspielt, zwischen rund 10 und 50 km Höhe anschließt. SO2 hat die Eigenschaft, in der Stratosphäre durch Reflexion von Sonnenlicht die Einstrahlung am Boden zu beeinträchtigen und damit für eine Abkühlung zu sorgen. Eine üblicherweise getroffene Annahme lautet hier, dass ein Eintrag von 5 Teragramm (Tg) – das entspricht einer Masse von 5 Millionen Tonnen – in die Atmosphäre nötig ist, um klimawirksam zu sein. Schätzungen aus Satellitendaten gehen nach aktuellem Stand davon aus, dass beim Ausbruch des Hunga Tonga etwa 0,4 Tg Schwefeldioxid emittiert worden sind. Das wäre ein ähnliches Niveau wie zum Beispiel das der Holuhraun-Eruption auf Island im Jahr 2014. Somit kann man zunächst annehmen, dass zumindest die SO2-Emissionen des Vulkans keine nachhaltigen Auswirkungen haben werden. Der Grund, warum der Eintrag so gering erscheint, ist, dass die Eruption zwar extrem heftig war, aber auch sehr kurz.

Neben den SO2-Emissionen spielten Tsunamis eine weitere wesentliche Rolle im globalen Geschehen. Diese konnten im gesamten pazifischen Raum, von Australien über Neuseeland bis nach Japan und entlang der gesamten westamerikanischen Küste von Chile bis nach Alaska in verschiedener Intensität beobachtet werden. Oft erreichten die Wellen eine Höhe von mehreren zehn Zentimetern bis hin zu fast zwei Metern, und führten auch weit entfernt vom Vulkan noch zu Überflutungen und Schäden. Am größten waren die Verwüstungen auf Tonga selber. Während in der Hauptstadt Nuku’alofa eine Wellenhöhe von 1,20 Metern registriert wurde, erreichte lt. Aussagen der Regierung Tongas die maximale Höhe der Tsunamiwelle 15 Meter. Dementsprechend ist leider auch ein entsprechendes Schadensbild mit teils kompletter Zerstörung vorhandener Infrastruktur zu beklagen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai ein außerordentlich außergewöhnliches Ereignis war und insbesondere für die erdwissenschaftliche Forschung eine große Menge an Potential für neuen Erkenntnisgewinn birgt.

M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.01.2022

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DWD Vulkan Hunga Tonga Was ueber den Ausbruch noch bekannt ist

Vulkan Hunga Tonga: Messgeräte des Deutschen Wetterdienstes erfassen Druckwelle

Heute vor einer Woche, am Samstag, 15.01.2022 gegen 4 UTC brach der Vulkan Hunga Tonga (eigentlich Hunga Tonga-Hunga Ha’apai) aus. Während Satellitenbilder des Ausbruchs schnell in den Medien kursierten, lässt sich das ganze Ausmaß der Naturkatastrophe nur langsam abschätzen.

Die Druckwelle der Hauptexplosion des Vulkanausbruches konnte auch über Deutschland von meteorologischen Messgeräten des DWD beobachtet werden. Die nachfolgenden Erläuterungen entstammen einem Hintergrundbericht der Kollegen vom Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg:

Zuerst wurde die Druckwelle im Norden (Helgoland, 19:24 UTC) und später im Süden (Hohenpeißenberg, 20:02 UTC) erfasst. Verwendet man die kürzeste Entfernung auf einer Kugeloberfläche (Luftlinie der Druckwelle über den Nordpol vom Vulkan Hunga Tonga nach Helgoland: ca. 16.200 km und zum Hohen Peißenberg: ca. 16.900 km), um die Ausbreitung der Druckwelle zu beschreiben, dann kann man deren Geschwindigkeit abschätzen. Sie beträgt ca. 1.050 km/h. Zum Vergleich: Ein Interkontinental-Verkehrsflugzeug fliegt mit etwa 900-1.000 km/h. Die Schallgeschwindigkeit unter Standardbedingungen beträgt etwa 1.235 km/h.

In Abbildung 1 wird der zeitliche Verlauf des normierten Luftdruckes dargestellt. Die gezeigten Daten wurden an den hochsensiblen ICOS-Stationen des DWD gemessen, die im Rahmen des Integrated Carbon Observation System (ICOS) zahlreiche meteorologische Parameter erfassen. Der Durchgang der ersten Druckwelle an jeder Station und im Gesamteindruck der Durchgang von Nord nach Süd durch Deutschland ist gut zu erkennen. Schaut man sich die Maxima und Minima an, so erhält man eine Differenz von ca. 3 hPa, was einer Wellenamplitude von ca. 1,5 hPa entspricht. Die zeitliche Dauer zwischen Maximum und Minimum betrug ja nach Station zwischen 21 und 28 Minuten.

Es gab einen zweiten Durchgang der Welle. Die Richtung ist entgegengesetzt der ersten Welle und erreichte Deutschland über den Südpol, wodurch der Weg länger ist. Nimmt man den Erdumfang von 40.000 Kilometern, erhält man die Entfernungen vom Vulkan zum Hohen Peißenberg mit etwa 23.100 km und rund 23.800 km bis nach Helgoland. Die Amplitude der zweiten Welle war nur noch etwa ein Drittel so groß (+/- 0,5 hPa) wie die der ersten Druckwelle, wodurch es schwieriger wurde, sie in den Daten zu identifizieren. Der Durchgang durch Deutschland erfolgte diesmal von Süd nach Nord. Die Ankunftszeit für Hohenpeißenberg war 01:12 UTC am 16.01.2022 und für Helgoland 01:52 UTC. Damit ergibt sich eine leicht höhere Geschwindigkeit der Druckwelle von ca. 1.090 km/h. Diese geringe Abweichung liegt im Rahmen der Unsicherheiten, die in die Abschätzung eingingen.

Abbildung 2 zeigt wieder den zeitlichen Verlauf des normierten Luftdruckes. Zur übersichtlichen Darstellung und Unterscheidung der Linien wurde für jede Station ein geringer Wert (Bias) hinzuaddiert. Nun kann man auch für die zweite Druckwelle die Änderung des Luftdruckes an jeder Station und im Gesamteindruck den Durchgang der Welle von Süd nach Nord verfolgen.

Ausblick: Am Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg betreibt der DWD ein Vulkanaschezentrum. Über die dortigen hochsensiblen Messgeräte, wie beispielsweise Ceilometer oder Lidar, können Vulkanaschepartikel in der Atmosphäre identifiziert werden. Es wird Wochen, wenn nicht gar Monate dauern, bis die Messgeräte Vulkanaerosolpartikel detektieren können. Aufgrund der geographischen Lage und der Erkenntnisse über den Austausch von Luftmassen in der Atmosphäre sind spürbare Auswirkungen auf Wetter und Klima in Deutschland nicht zu erwarten.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann / Fachlicher Inhalt: Dr. Frank Wagner, Stefan Schwarzer (DWD Hohenpeißenberg)

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.01.2022

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