Trockenheit im Norden und Osten sowie die Krux mit der Niederschlagsstatistik

Ufos und Rüssel

Wetter und Wein

Tim und die Störenfriede

Ein Höhentief wirbelt in der Wetterküche bevor erneut ein Hoch das Zepter übernimmt.

Am heutigen Dienstag ist es schon Hoch TIM zwischen Island und Norwegen, dessen Einfluss bis nach West- und Mitteleuropa reicht und dabei die schwach ausgeprägte Tiefdruckrinne, die zuvor über Mitteleuropa lag, Richtung Mittelmeer schiebt. Potentielle Niederschläge aufgrund von Tiefs oder Tiefausläufern würden in Deutschland demnach eigentlich nicht auf dem Speiseplan stehen. Doch ein Tief in höheren Luftschichten, welches im Bodenniveau kaum zu erkennen ist, wirbelt die Wetterküche in weiten Teilen des Landes noch durcheinander.

Ein Höhentief ist besonders in einem Höhenniveau von 5000 bis 6000 Metern über dem Boden ausgeprägt. Dabei ist dieses meistens mit reichlich Kaltluft angereichert, die im Kern absinkt und so das Tief generiert. Ist bodennah kein Tief mit entsprechenden Ausläufern vorhanden, spricht man auch von einem Kaltlufttropfen. Höhentiefs und insbesondere die Kaltlufttropfen sind meist kleinräumig und in ihrem Verhalten unberechenbar. Vor allem deren Zugbahn ist häufig schwierig zu prognostizieren. Durch das Absinken der Höhenkaltluft im Kern des Tiefs im Vergleich zur deutlich wärmeren Luft im Bodenniveau setzen vertikale Umlagerungen ein. Diese führen abhängig von der verfügbaren Luftfeuchte schließlich zu kräftigen, schauerartigen und teils gewittrigen Niederschlägen.

Schon am gestrigen Montag war das Höhentief zusammen mit der abwandernden Tiefdruckrinne im Süden des Landes für teils kräftige Niederschläge verantwortlich. Aufgrund des schauerartigen Charakters ist die Regenausbeute jedoch inhomogen verteilt und auch ungleichmäßig intensiv ausgefallen. Die Regionen nordöstlich einer Linie Bremen-Magdeburg-Leipzig-Dresden bekamen von dem wichtigen Element nichts ab. Dagegen fielen im südlichen NRW, in Hessen, dem Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg häufig 5 bis 15 l/m², gebietsweise auch bis 25 l/m². Besonders nass war es in den vergangenen 24 Stunden in Korschenbroich (NRW) mit 31 l/m², Offeringen (BW) mit 30 l/m² und Malsburg-Marzell (BW) mit 44 l/m².

Da das aktuelle Höhentief bis zum morgigen Mittwoch etwa von Luxemburg bis in den Osten Österreichs zieht, werden hierzulande auch vor allem in der Südhälfte weitere schauerartige, teils gewittrige Regenfälle erwartet, die sich am Mittwoch zunehmend in den Südosten des Landes zurückziehen.

Mit dem Abziehen des Höhentiefs ist dann aber endgültig der Weg für das Hoch TIM frei. Dieses verlagert seinen Schwerpunkt zunehmend zu den Britischen Inseln, sodass auch hierzulande der Hochdruckeinfluss steigt. Allerdings liegt Deutschland auf der Südostflanke des Hochs. Somit gelangt mit einer nördlichen Strömung nur erwärmte Meeresluft ins Land. Damit die Temperaturen die 20-Grad-Marke knacken können, braucht es also die Sonnenunterstützung sowie die Vorzüge regionaler Beschaffenheit. Daher ist es nicht verwunderlich, dass von Donnerstag bis Samstag zunächst vor allem am Rhein und seinen Zuflüssen, später auch im Donauumfeld und am Alpenrand Temperaturen zwischen 20 und 23 Grad möglich sind. Anders sieht es im Norden aus, wo der Wind auflandig von der Nord- und Ostsee ins Land weht. Die See ist derzeit noch kühl, sodass die Temperaturen dort nur auf Werte zwischen 10 und 15 Grad ansteigen können.

Zum Wochenende könnte dann ein neuer Koch in der Wetterküche auftauchen. Denn auf der Südflanke des Hochs soll sich ein Tief von der Iberischen Halbinsel und dem westlichen Mittelmeerraum Richtung Alpen aufmachen. Dieses hat dann feuchtere und wärmere Luft im Gepäck und würde zudem die Atmosphäre in Schwung bringen. Unterstützung bekommt das Tief wohl auch noch aus höheren Luftschichten, sodass die Schauer- und Gewitterneigung vom Südwesten und dem Alpenrand bis in die Mitte des Landes ansteigen sollte.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 26.04.2022

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DWD Ein Hoehentief wirbelt in der Wetterkueche bevor erneut ein Hoch das Zepter uebernimmt.

Wieder extreme Frühlingshitze in Indien und Pakistan

In Indien und Pakistan türmt sich aktuell eine massive Hitzewelle auf. Die Temperaturen steigen im Laufe der Woche auf Höchstwerte von verbreitet 40 bis 45 Grad, vereinzelt sogar bis knapp 50 Grad. Besonders betroffen sind dabei der Osten Pakistans sowie der Norden, Westen und die zentralen Gebiete Indiens.

Eigentlich werden die beiden Länder erst im nordhemisphärischen Spätfrühling und Frühsommer vor Einsetzen des Monsuns ab Juni und Juli von vergleichbaren Hitzewellen heimgesucht. Höchsttemperaturen von zum Teil deutlich über 45 Grad sind für den April außergewöhnlich, ja sogar extrem. Möglicherweise werden im Wochenverlauf sogar Rekorde gebrochen. Diese Hitzewelle ist der vorläufige Höhepunkt einer bereits seit Wochen andauernden Periode viel zu hoher Temperaturen. So war der März 2022 nach Angaben des Indischen Wetterdienstes („India Meteorological Department“, IMD) der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in 1901. Vor allem im Nordwesten des Landes wurden Abweichungen von zum Teil mehr als 3 °C registriert. Nur 2010 war es noch heißer. Blickt man auf die großräumigen Temperaturabweichungen des Monats, fällt auf, dass der komplette süd- und ostasiatische Raum vom Iran bis nach Japan einen ungewöhnlich warmen März erlebte.

Die Frühlingshitze ist allerdings nicht nur eine singuläre „Laune der Natur“, sondern ein immer häufiger auftretendes Symptom der globalen Klimaerwärmung. Erst im vergangenen Jahr 2021 stöhnte Indien unter extremer Hitze im März. Der Monat reihte sich auf Platz 3 der wärmsten seiner Art ein. Einer Studie des IMD nach zu urteilen nimmt die Frequenz der Hitzewellen in Indien dramatisch zu – und das vor allem in den inländischen Regionen. Traten im Zeitraum von 1981 bis 1990 lediglich 413 Tage mit Höchsttemperaturen von mindestens 40 Grad auf, waren es von 2011 bis 2020 bereits 600. Dazu kommt ein teilweise extremes Niederschlagsdefizit. All das macht Indien zu einem der Hotspots des globalen Klimawandels.

Der mit den extremen Temperaturen verbundene physische Stress trifft besonders die arme Bevölkerung Indiens, die der Hitze nichts entgegenzusetzen hat, hart. Fast die Hälfte der Berufstätigen ist im landwirtschaftlichen Sektor angesiedelt und arbeitet die meiste Zeit draußen in der sengenden Sonne. Folglich nimmt die auf die Hitze zurückzuführende Sterblichkeit im Land stark zu. Eine Studie aus dem Jahre 2017 („Increasing probability of mortality during Indian heat waves“, Mazdiyasni et. al.) zeigte, dass die Anzahl an tödlichen Hitzewellen mit mehr als 100 Opfern zwischen 1960 und 2009 um 146% anstieg.

Die aktuelle Hitzewelle hält bis mindestens zum kommenden Wochenende an. Aber auch danach deutet sich nur eine leichte Entspannung an. Es ist zu befürchten, dass auch der April am Ende einer der heißesten Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Indien wird.

Dipl.-Met. Adrian Leyser

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 25.04.2022

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DWD Wieder extreme Fruehlingshitze in Indien und Pakistan

Sonnenbrand hinter Glas?

High over low: Wenn die Druckverhältnisse Kopf stehen

„High over low“ heißt die Wetterlage, die derzeit in Europa vorherrscht: Dabei hat sich über dem Nordmeer mit Zentrum über Island – nein, nicht wie sonst häufig ein Tiefdruckgebiet, sondern – ein umfangreiches Hoch („High“) namens SPIRO etabliert. Über Süd-/Südwesteuropa herrscht mit THALKE und SIMONE hingegen tiefer Luftdruck („Low“). Deutschland liegt genau zwischen diesen Druckgebilden in einer östlichen Strömung, mit der vor allem in die Nordhälfte des Landes recht trockene Festlandsluft aus Osteuropa gelangt.

Trockene Luft ist gemeinhin die Spaßbremse für Schauer und Gewitter, sodass Gewitterfans am heutigen Samstag eher schlechte Karten haben. Eine Ausnahme gibt es jedoch: In die Regionen Deutschlands, die dem Tief THALKE über Südfrankreich am nächsten sind (sprich Süddeutschland), gelangt feuchtere Luft. Etwa vom Schwarzwald bis zum Alpenrand besteht also die Chance, dass die ein oder andere Cumulonimbuswolke (=Gewitterwolke)am Nachmittag und Abend in die Höhe schießen kann.

Im großen Rest des Landes schießen weniger hochreichende Exemplare aufwärts – im Norden und Osten bei viel Sonne wenn überhaupt ein paar flache Schönwetter-Cumuli. Die Temperaturspanne ist dabei wie auch schon in den vergangenen Tagen beträchtlich: Während man an der Ostseeküste bei auflandigem Wind nur mit ach und krach über die 10-Grad-Marke kommt, klettert das Thermometer am Niederrhein auf bis zu 20 °C.

Am Sonntag rückt uns das französische Tief THALKE (pünktlich zur dortigen Präsidentschaftswahl) auf die Pelle. Das bewirkt zum einen, dass sich über dem Alpenraum der Gradient verschärft (zwischen Bozen und Innsbruck stellt sich eine Druckdifferenz von 7 hPa ein, zwischen Lugano und Zürich sogar von knapp 10 hPa), was in der Nacht zum Sonntag den Föhn aufleben lässt.

Zum anderen kommt die etwas feuchtere Luft nun Richtung Mitte des Landes voran. Wettertechnisch resultiert das in einer Dreiteilung am Sonntag: Im Norden und der nördlichen Mitte (von NRW bis in den Berliner Raum und nördlich davon) steht bei einem Mix aus Sonne und Wolken dem Sonntagsausflug zumindest mit Blick aufs Wetter nichts entgegen. Im Süden (südlich der Donau) sollte bei Schauern und Gewittern doch besser ein regelmäßiger Blick auf die Radarapp erfolgen. Und dazwischen erstreckt sich ein Streifen über der südlichen Mitte (etwa vom Saarland bis nach Nordbayern und Sachsen), in der zwar der Sonntagsausflug vielleicht ganz ins Wasser fällt, dafür aber die Regentonnen durch länger anhaltenden Regen zumindest oftmals zufriedenstellend gefüllt werden dürften. Die Temperaturen liegen zwischen 11 Grad im regnerischen Dauergrau und 18 Grad am sonnigen Niederrhein.

Montag und Dienstag verlaufen dann unter dem Label „unbeständig“, denn der Tiefdruckeinfluss gewinnt mit Wolken, Regen, Schauern und einzelnen Gewittern die Überhand. Ausgenommen ist Norddeutschland – liegt es an der norddeutschen Unaufgeregtheit, die sich aufs Wetter überträgt oder doch an der Nähe zum Island-/Grönland-Hoch? – auf jeden Fall sind dort keine Wetterkapriolen und die längsten Sonnenanteile zu erwarten. Bei 12 bis 17 Grad startet die letzte Aprilwoche gebietsweise recht frisch.

Ab Mittwoch geht’s mit den Höchstwerten dann aber langsam wieder aufwärts und auch die Sonnenanteile nehmen landesweit wieder zu, während sich die Wachstumsraten in den Regentonnen im Sturzflug der Null-Linie nähern.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 23.04.2022

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DWDssHigh over low Wenn die Druckverhaeltnisse Kopf stehen

Macht Wetterwechsel krank?

Das Wetter hat einen großen Einfluss auf unser Leben. Oft planen wir unseren Tagesablauf abhängig von der Wetterprognose und gestalten unsere Pläne auch um, sobald sich das Wetter unerwartet verändert. Viele Menschen begründen auch Krankheiten wie Migräne, Schwindel oder Kopfschmerzen mit dem Wetter. Macht das Wetter also wirklich krank?

Dabei lautet das Stichwort: Wetterfühligkeit. Ungefähr jede:r Zweite in Deutschland gibt an, wetterfühlig zu sein. Das beschreibt eine Überempfindlichkeit gegenüber Witterungserscheinungen wie Hitzewellen, wechselnde Luftfeuchtigkeit, Gewitter oder Luftdruckschwankungen.

Dass beispielsweise Temperaturschwankungen einen Einfluss auf den menschlichen Körper haben können, lässt sich ganz gut nachvollziehen. Die durchschnittliche Körpertemperatur eines Menschen liegt bei 36,6 Grad. Ändert sich nun plötzlich die äußere Temperatur, so reagiert auch der Körper darauf, schließlich muss er die Differenz ausgleichen, damit er sich nicht zu stark abkühlt oder erwärmt. Auch der Blutdruck ist ziemlich konstant im Körper. Ändert sich der Luftdruck schlagartig, muss auch dies wieder ausgeglichen werden. Das kann sich durch Symptome wie Schwindel oder Abgeschlagenheit äußern. Menschen mit Vorerkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck reagieren häufig auf Wetterwechsel. Dabei kann es sich von Mensch zu Mensch stark unterscheiden, ob man Wetteränderungen spürt oder nicht. Das ist abhängig zum einen von der körpereigenen Anpassungsfähigkeit und zum anderen von der Stärke des Wetterwechsels.

Wetterfühligkeit ist aber keine Krankheit, sondern die verminderte Fähigkeit, mit natürlichen Wetterveränderungen klarzukommen. Dies als Krankheit nachzuweisen, gestaltet sich ohnehin als sehr schwierig, da hierbei viele Faktoren eine Rolle spielen, die sich bei jedem Menschen unterscheiden.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Das Wetter kann einen Einfluss auf unseren Gesundheitszustand haben und bestehende Beschwerden verstärken. Ursache von Krankheiten ist es aber nicht und dass sich auch mit Beschwerden Wetterwechsel vorhersagen lassen, lässt sich wissenschaftlich nicht beweisen. Dennoch gibt es einige Faktoren bei der Wetterlage, die eine Rolle spielen und unseren Gemütszustand beeinflussen können. Grundsätzlich ist aber immer wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten. Durch Saunabesuche, kaltes Duschen und Aktivitäten im Freien kann man aber den eigenen Körper für Wetterwechsel trainieren und besser mit Wetterumschwüngen zurechtkommen.

Praktikantin Alina Otto in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 22.04.2022

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Das Problem mit den Wolken

Es gibt sie in nahezu jeder Form und Größe. Mal als flauschige Ballen am blauen Himmel über die blühenden Wiesen hinwegziehend. Mal groß und mächtig begleitet von Blitz, Hagel und Starkniederschlag. Im Prinzip weiß man instinktiv, wenn man eine Wolke sieht, dass es eine Wolke ist. Doch wie genau ist eine Wolke definiert? Was macht eine Wolke zur Wolke?

Nach offizieller Definition der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) ist eine Wolke ein Hydrometeor, der aus kleinsten flüssigen oder festen Partikeln besteht und dabei nicht den Erdboden berührt. Bei genauerer Betrachtung eine vielleicht etwas wässrige Definition. Ab wann wird dann der Nebel zu einer tiefen Schichtbewölkung? Auch andere Organisationen und Institutionen haben sich an einer Definition versucht. So bestehen Wolken laut der britischen Royal Meteorological Society aus Partikeln, die einen Durchmesser von etwa 0,02 Millimeter haben. In einem Kubikmeter Wolke müssen sich nach der Institution 100 Millionen Tröpfchen befinden. Bei einer geringeren Dichte von Wolkentröpfchen, also wenn sich nur 99,9 Millionen Tröpfchen in einem Kubikmeter befinden, ist demnach eine Wolke keine Wolke mehr. In der Natur erweist sich diese Definition eher unpraktikabel, da auch nur mit viel Aufwand messbar ist wie hoch die Tröpfchendichte ist.

Anwendbarer erscheint dann doch die Definition und Klassifikation der Wolken nach dem internationalen Wolkenatlas der WMO, der zum ersten Mal im März 1956 erschien. 2017 wurde der Wolkenatlas nochmals angepasst (am Ende des Artikels ein Link zur aktuellen Version des Wolkenatlas). Dabei werden Wolken nach ihrem visuellen Erscheinungsbild beschrieben. In der Wolkenbeobachtung gibt es zehn verschiedene Gattungen von Wolken. Neben den Gattungen gibt es verschiedene Arten, Unterarten und Begleitwolken. Man kann Wolken in Wasser, Eis oder Mischwolken unterteilen. Oder man unterscheidet zwischen tiefen, mittleren und hohen Wolken. Aufgrund der Vielfältigkeit benötigt man gut ausgebildete und erfahrene Beobachter, um das aktuelle Wolkenbild richtig zu verschlüsseln. Die Beobachtungen helfen den Meteorologen bei ihren Vorhersagen, da durch Wolken physikalische Prozesse in der Atmosphäre sichtbar werden. Allerdings ist das Einbinden einer visuellen Beobachtung von zum Beispiel „sechs Achteln Cirrostratus nebulosus“ in numerischen Wettervorhersagemodellen nicht umsetzbar. Die visuelle Beschreibung des Himmels von einem Beobachtungspunkt aus verliert damit immer mehr an Bedeutung. Letztendlich muss man sich wohl doch nochmal der Herausforderung einer physikalischen Betrachtung von Wolken stellen.

Neben dem mikrophysikalischen und visuellen Blickwinkel auf Wolken, kann man auch die strahlungsphysikalischen Eigenschaften betrachten. Dabei ist die optische Dichte ein wichtiger Parameter. Diese kann zum Beispiel mit Hilfe von Satelliten ermittelt werden. Auch andere physikalische Eigenschaften wie die Stärke der Abstrahlung verschiedener Wellenlängen lässt sich durch Satelliten messen. Dies sind wichtige Daten die in die Assimilationsverfahren der numerischen Wettermodelle eingehen. Doch die Auflösung der Satelliten ist noch nicht hoch genug um einzelne kleine Quellwolken als solche zu erkennen. Auch gibt es größere Schwierigkeiten bei mehrschichtiger Bewölkung, da der Satellit nur die ihm zugewandte oberste Wolkenschicht erkennt.

Mit sogenannten LIDAR-Geräten (Light Detection and Ranging, siehe Link) werden vom Boden aus Wolken und insbesondere die Wolkenuntergrenze beobachtet. Die Wolkenuntergrenze ist dabei, als die Höhe definiert, in der das LIDAR-Gerät eine signifikante Rückstreuung des ausgesandten Laserstrahls detektiert. In einfachen Worten: Wenn das Gerät was misst, handelt es sich laut Definition um eine Wolke. Benutzt man aber unterschiedliche Messgeräte mit unterschiedlichen Lasern, ergeben sich auch leicht unterschiedliche Werte der Wolkenuntergrenze. Zudem kann die Rückstreuung auch durch andere Partikel, wie zum Beispiel Schnee, gestört werden. Also so ganz eindeutig ist auch diese Betrachtungsweise nicht.

Alles in allem lässt sich wohl zusammenfassen, dass die zunächst einfache Frage „Was ist eine Wolke?“ bei genauerer Betrachtung gar nicht so einfach zu beantworten ist. Dies sollte einen aber nicht davon abhalten, fasziniert in den Himmel zu blicken und stundenlang den vorbeiziehenden Einhörnern, Häschen oder Herzen nachzusehen.

MSc Met Sonja Stöckle

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.04.2022

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