Hoch PIET ist wieder Herr in der Wetterküche und lässt den Kontakt zum Azorenhoch nicht abbrechen!

Nachdem das Tief KARIN Teilen von Deutschland teilweise in großen Mengen Regen geschenkt hat, ist nun wieder Hoch PIET in der Poleposition! Dieser kann sich als Azorenhochableger erneut über West und Teilen Mitteleuropa einnisten und das Wetter auch hierzulande weitgehend bestimmen. Allerdings gibt es auch in Deutschland immer wieder Gerangel in den Randbereichen. So versuchen wiederholt atlantische Tiefs wie LAVINIA zwischen Island und Norwegen oder im Verlauf MELISSA über dem Nordatlantik zusammen mit Ihren Ausläufern auf das Festland vorzudringen. Allerdings ist das Unterfangen eher schwierig, sodass meist nur der Nordwesten von Deutschland sowie die Küstenregionen gestreift werden. Zudem schickt zum Wochenstart ein hochreichendes Tief über dem Balkanraum auf dessen Nordflanke Wolken westwärts bis in den Osten und Südosten Deutschlands. Einhergehend sind von Oder und Neiße bis zum Erzgebirge sowie in Südostbayern neben dichteren Wolkenfelder geringe Niederschläge möglich. Durch ein bisschen Labilität sind auch im Schwarzwald kurze Schauer nicht völlig von der Hand zu weisen. Im großen Rest des Landes kann sich Hoch PIET weitgehend behaupten, wenngleich er seinen Schwerpunkt zur neuen Woche nach Dänemark verlagert. Bevor Tief MELISSA am Dienstag die schwachen Regionen auf der Südwestflanke von PIET nutzen kann, indem deren Ausläufer nach Mitteleuropa vordringen, stärkt das Azorenhoch erneut die Hochdruckbrücke und drängt MELISSA mit deren Frontensystemen wieder nach Norden ab. Entsprechend bleibt die Grundstruktur bestehen, sodass das Tief über Osteuropa bis über die Wochenmitte hinweg nur dem Osten und Nordosten Aussicht auf etwas Regen schenkt und allenfalls noch das Nordseeumfeld ab und an eine gewisse Schauerneigung aufweist. Ansonsten bleibt schwach ausgeprägter, hoher Luftdruck Trumpf. Demnach kann die Sonne vielfach vom wenig bis überhaupt nicht bewölktem Himmel scheinen. Dies macht sich schließlich auch auf die Niederschlagsvorhersage bis Ende des Monats bemerkbar. Nach dem europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) soll es abgesehen von wenigen Gebieten in Ostdeutschlands im Vergleich zum vieljährigen Mittel deutlich zu trocken sein. Vor allem im Westen und Süden sind die Abweichungen für die letzte Monatsdekade demnach signifikant. Während dies für die Regionen von Schwarzwald, Hochrhein sowie Allgäu bis zum Bayerischen Wald aufgrund der hohen Regenmengen der letzten Tage keine größeren Probleme bereiten sollte, sieht im Westen und der Mitte Deutschlands schon anders aus. Im Süden Baden-Württembergs sowie abgesehen von Unterfranken in großen Teilen Bayerns fielen in den vergangenen vier Wochen 40 bis 200, gebietsweise sogar bis 300 l/qm, was wiederum teilweise das 1,2- bis 3-fache des Niederschlags bezüglich der Referenzperiode entspricht. Entsprechend konnte die sich die Natur dort wohl etwas erholen. Der Blick nach Rheinland-Pfalz, Hessen, in die Westhälfte Nordrhein-Westfalens sowie nach Unterfranken zeigt da schon ein anderes Bild. In den genannten Gebieten fielen in den letzten 3 Dekaden meist nur 1 bis 30 l/qm, örtlich im Bergland auch mal bis 50 l/qm. Dies entspricht vielerorts nur 5 bis 20% des üblichen Niederschlags im betrachteten Zeitraum. An einzelnen Stationen ist im August noch überhaupt kein Niederschlag gemessen worden (z.B. Würzburg). Und die Aussichten für die kommende Dekade beschreiben keine Linderung. Erste Auswertungen und Erläuterungen bezüglich der teils extremen Dürre in Deutschland konnten auch dem Newsletter vom 12. August 2022 entnommen werden (siehe Link).

Bei den Temperaturen stehen nach angenehm temperiertem Start in die Woche vielerorts bei Werten zwischen 26 und 34 Grad erneut hochsommerlich warme bis heiße Zeiten auf dem Programm.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.08.2022

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DWD Hoch PIET ist wieder Herr in der Wetterkueche und laesst den Kontakt zum Azorenhoch nicht abbrechen

Tief über Mitteleuropa bringt Unwetter

Nach der lang anhaltenden Hochdruckdominanz, die in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas für Dürre sorgte, hat sich die Wetterlage vorübergehend umgestellt. Ein Tiefdruckgebiet zog über Mittel- und Südeuropa, woraus sich eine gefährliche Wetterlage entwickelte. Los ging es bereits am Donnerstagmorgen, als ein kräftiges Tief in höheren Luftschichten von Nordspanien ins westliche Mittelmeer zog. Auf der Vorderseite wurde in mittleren Luftschichten trockene nordafrikanische Luft herangeführt. Das Mittelmeer ist für die Jahreszeit zu warm und stellte somit sehr feuchte Luft in Bodennähe bereit. Sie bietet den Gewittern reichlich Energie für starke Entwicklungen. Hinzu kam noch, dass der Jet-Stream in der Höhe um das Tief herumgeholt wurde und somit für einen kräftigen Höhenwind sorgte. Solche Bedingungen nennt man auch „Loaded-Gun-Situationen“. Man kennt sie am ehesten von der Gewittersaison in den Great Plains. Somit hat sich über dem nordwestlichen Mittelmeer in dieser explosiven Mischung in der Nacht zum Donnerstag eine Gewitterlinie formiert, die sich zu einem sogenannten Bow-Echo, eine bogenförmige Gewitterlinie, entwickelt hat. Solche Bow-Echos bilden ihren eigenen Jet, wodurch in mittleren Luftschichten enorme Windgeschwindigkeiten erreicht werden, die dann bis zum Boden „heruntergezogen“ werden können. Die Struktur ähnelte dabei jener beim Pfingstunwetter in Nordrhein-Westfalen, das 2014 dort verehrende Schäden anrichtete. Dieses Bow-Echo traf in den Morgenstunden mit extremen Böen mit über 200 km/h auf Korsika. Zum Vergleich, beim Pfingstunwetter lagen die maximalen Böen um 150 km/h.

Das ganze System zog schnell weiter über Norditalien und traf am Nachmittag auf Slowenien und Südösterreich und richtete dabei erheblich Schäden an. Durch umgestürzte Bäume gab es dabei mehrere Tote. Am Abend bildeten sich über Norditalien noch einige Superzellen, die besonders in der Region um San Marino sehr großen Hagel mit Korngrößen bis zu 12 cm brachten.

Auch Deutschland wurde von Unwettern nicht verschont. Bei uns führte allerdings der Starkregen zu Problemen. In der Nacht zum Freitag bildete sich um ein Tief über Südostdeutschland ein größeres Gewittergebiet über dem Süden Baden-Württembergs und vom Vogtland bis nach Vorpommern mit teils kräftigen Starkregen.

Am Freitag setzten sich die teils gewittrigen Niederschläge fort. Besonders betroffen war die Region von Schwaben bis zum Bodensee, das Allgäu sowie Teile Oberbayerns. Dort fielen teilweise über 100 l/m², was mancherorts der sonst üblichen Monatssumme entspricht. Durch den Stau an den Alpen schüttete es im Vorarlberg bei Bregenz fast 200 l/m² in nur wenigen Stunden. Wodurch erheblich Überflutungen verursacht wurden. Die Wetterlage hatte durchaus Ähnlichkeit mit der Lage, die im Juli 2021 zur Hochwasserkatastrophe im Ahrtal führte. Dabei zapfte das Tief über Mitteleuropa feuchte Mittelmeerluft an. In einem sich um das Tief herumwickelnden Niederschlagsband kam es zu schauerartig verstärkten, gewittrigen Niederschlägen, die nur sehr langsam ziehen und durch das Eindrehen immer wieder dasselbe Gebiet trafen und dort teils extreme Mengen brachten. So eine Lage ist immer eine große Herausforderung für die Meteorologen, denn die Wettermodelle haben große Schwierigkeiten bei der genauen Prognose. In diesem Fall waren die Auswirkungen vergleichsweise gering. Denn durch das hohe Niederschlagsdefizit der vergangenen Monate führten die Flüsse und Bäche größtenteils Niedrigwasser, der Boden konnte noch viel Wasser aufnehmen und war im Süden noch nicht so ausgetrocknet, dass eine schnelle Wasseraufnahme verhindert wurde. Zudem ist die betroffene Region nicht so sehr anfällig für Starkregenereignisse.

In den nächsten Stunden lassen die Regenfälle weiter nach unwetterartigen Starkregen gibt es nur noch lokal. Vor allem in Teilen des Westens, der kaum Regen abbekommen hat, geht unterdessen die Dürre weiter. Flächendeckende Niederschläge sind bis nächste Woche Donnerstag dort nicht in Sicht. Denn ein neuer Azorenhochkeil weitet sich nach Deutschland aus und bring in der kommenden Woche sonniges und zunehmend wieder heißes Wetter.

Dipl.-Met. Christian Herold

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 20.08.2022

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Der Ätna

Wer gerade seinen Urlaub auf Sizilien verbringt bzw. demnächst verbringen möchte, sollte den Ätna als eine der eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten der Insel besichtigen. Mit 3357 m Höhe ist der Ätna der höchste Vulkan Europas und gleichzeitig einer der aktivsten der Erde. (Siehe Bild im Winter aufgenommen).

Der Ätna befindet sich an der Ostküste Siziliens zwischen den Städten Catania und Messina. Durch die klimatischen Besonderheiten und die Höhe sowie den durch die Asche fruchtbaren Boden ist am Berg die Vegetation sehr vielfältig und einzigartig. Unterhalb von 600 bis 800 m wird überwiegend Obst angebaut wie z. B. Zitrusfrüchte, Oliven, Weintrauben und an der Westseite auch Pistazien. Zwischen 800 und 1300 m wachsen Eichen und Esskastanien. Bis in eine Höhe von 2300 m sind Schwarzkiefer, Buche (die südlichste Ausdehnung dieser Baumart in Europa) und eine Birkenart, die nur dort wächst und von der letzten Eiszeit stammt, beheimatet. Oberhalb von 2300 m ist der Vulkan mit Ausnahme von einigen Gräserarten vegetationslos.

Besonders im Mai und Juni kann man eine Vielfalt von Blumenarten mit ihren Farben bestaunen. Der Ginster z. B. taucht mit seiner Blüte die Landschaft in gelbe Farbe, die einen markanten Kontrast zum sonst durch die erkaltete Lava schwarzen Anblick erzeugt.

Um diese Landschaften mit den regelmäßigen Vulkanausbrüchen am besten bestaunen zu können, folgen nun ein paar Tipps. Neben passender Kleidung und Schuhwerk ist es sehr hilfreich – manchmal auch überlebenswichtig! – vorher auf die Wettervorhersage bzw. die aktuellen Wetterbedingungen zu achten. Denn es passiert oft, dass sich das Wetter abrupt ändert: Strahlender Sonnenschein kann sehr schnell in kräftige Gewitter oder in dichten Nebel umschlagen, wodurch die Wanderung gefährlich werden kann.

In den nächsten Tagen herrschen auf Sizilien sommerliche Wetterbedingungen. Jedoch steigt ab dem nächsten Montag die Gewittergefahr in Landesinnere an. Es kann also sein, dass der Blick zum Ätna versperrt ist. Ein Ausflug auf dem Gipfel könnte zudem wegen schlechter Sicht und Blitzschlag gefährlich werden. Die höchste Wahrscheinlichkeit dafür wird am Montag und Dienstag erwartet.

Ein letzter und wichtiger Tipp ist bei einer Wanderung auf den Ätna immer die Beobachtung der Zugrichtung der Rauchfahne. Man sollte sich dabei möglichst nicht unter der Rauchwolke befinden. Bei einem eventuellen Ausbruch ist dann die Gefahr sehr groß, unter den Ascheregen zu geraten. Je nach Entfernung zu den Hauptkratern und Stärke des Ausbruchs können die fallenden Gesteine einen Durchmesser von mehreren Zentimetern haben.

Dipl.-Met. Marco Manitta

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 19.08.2022

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DWD Der Aetna

Ein Modellchaos: Niederschläge und wo sie (vielleicht) zu finden sind

In einer Hinsicht sind sich die Modelle einig: Es wird Regen geben. Wo und wieviel ist da schon etwas komplizierter. Am selben Ort wird von dem einen Modell Niederschlag vorhergesagt, einem anderen Modell nach zu urteilen fällt kein Tropfen vom Himmel.

Um zu verstehen, wie es zu solchen Unterschieden kommt, muss man sich damit vertraut machen, wie ein Wettermodell grob funktioniert. Neben einigen komplizierten physikalischen Gleichungen fließen noch Anfangs- und Randbedingungen in die Modelle ein. Zusätzlich werden diverse Prozesse vereinfacht (parametrisiert), um die Rechendauer der Modelle geringer zu halten. Je mehr Prozesse parametrisiert werden, desto kürzer wird die Rechendauer, aber desto ungenauer wird das Ergebnis. Verschiedene Modelle arbeiten dabei mit verschiedenen Bedingungen und Parametrisierungen, sodass am Ende auch verschiedene Ergebnisse rauskommen. Während sich die Vorhersagen bei den großräumigen Strukturen des Luftdrucks sowie des Geopotentials auf den ersten Blick oft noch sehr ähneln, werden die Unterschiede mit kleiner werdendem Gebiet immer größer. Vor allem die Niederschläge sind dabei häufig noch unzureichend prognostiziert. Folgende vier Modelle werden betrachtet: ICON-D2 vom Deutschen Wetterdienst, GFS vom National Weather Service (USA), AROME von Meteo France und UK10 vom britischen Wetterdienst.

Abbildung 1 zeigt die erwarteten Niederschläge für den heutigen Donnerstag, den 18.08.2022 zwischen 14 und 20 Uhr. Die dargestellten Daten stammen bei den grob aufgelösten Modellen aus dem 8 Uhr Lauf vom gestrigen Mittwoch (17.08.2022). Die Lösung des feinaufgelösten ICON-D2 liefert der gestrige 11 Uhr Lauf. Auf den ersten Blick erkennt man, dass die Modelle hinsichtlich der Position und Intensität des Niederschlags verschiedenste Ergebnisse liefern. Das hauseigene Modell ICON-D2 legt den Schwerpunkt auf Österreich bis in den Süden Bayerns, einen weitern auf die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz., sowie nördlich von Berlin. AROME bildet im Süden Deutschlands kaum Regen ab, stattdessen liegt der Schwerpunkt hier über der Dreiländergrenze zwischen Thüringen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Das amerikanische Modell GFS zeigt generell eine geringere Intensität und legt einen kleinen Schwerpunkt auf Sachsen. Nach dem Modell UK10 gäbe es im Nordosten Deutschlands kaum bis keine Niederschläge, stattdessen im Südwesten.

Kurz zusammengefasst: Jedes Modell legt die Schwerpunkte auf einen anderen Bereich von Deutschland, dabei liegen die maximalen Regenmengen zwischen 25mm und 79 l/qm/12h, was dann doch ein deutlicher Unterschied ist.

Sieht man sich für den gleichen Vorhersagezeitraum die neuen Modellrechnungen aus der vergangenen Nacht an (2 Uhr bzw. 5 Uhr Läufe), sehen die Prognosen schon wieder anders aus (Abbildung 2). Starten wir wieder mit ICON-D2: Diesmal liegen die Schwerpunkt über Frankreich südlich vom Saarland, ein weiterer vor allem in Oberösterreich und ein kleiner über Mitteldeutschland. Das französische Modell AROME zeigt im Vergleich zum gestrigen Lauf wesentlich geringere Niederschlagsmengen. Signifikante Mengen sind auf Basis dieser Datenlage vor allem in Vorarlberg zu erwarten. Dort wo im gestrigen Durchlauf noch der Schwerpunkt lag, ist nun kaum noch etwas zu sehen. Das GFS-Modell zeigt zum Vortag die geringste Veränderung. Der Schwerpunkt liegt weiterhin über Sachsen, wobei sich dieser aber nach Nordbayern ausgedehnt hat. Zudem ist ein weiter Schwerpunkt östlich von Berlin hinzugekommen. Die Regensummen werden beim GFS weiterhin als eher gering eingeschätzt. Bei dem britischen Modell UK10 fällt auf den ersten Blick auf, dass die Niederschlagshinweise nun zwar räumlich größere Gebiete einnehmen, die Mengen aber sehr viel geringer ausfallen.

Zusammengefasst: Die Niederschlagsvorhersage sieht sowohl innerhalb einer Modellkette als auch zwischen unterschiedlichen Modellen im Vergleich zum Vortag ganz verschieden aus.

Dies zeigt, dass nicht nur die Modelle untereinander, sondern auch innerhalb Schwankungen besitzen. Jeder Lauf entspricht einer Modellrechnung, mit angepassten Anfangswerten an den aktuellen Zeitpunkt vor der Berechnung. Je nach Modell gibt es mehrere Läufe am Tag, zum Beispiel alle zwölf oder alle drei Stunden. Durch das Anpassen der Bedingungen kann es ebenfalls zu Änderungen in der Vorhersage und somit zu verschiedenen Ergebnissen kommen. Genauer sieht man das an einem weiteren Beispiel, diesmal wird der 12-stündige Niederschlag des IFS-Modells des EZMW (Europäischen Zentrum für Mittelfristvorhersage) betrachtet. Die Vorhersage bezieht sich dabei auf Freitag, den 19.08.2022, 8 Uhr. In Abbildung 3 sind von rechts nach links vier verschiedene Durchläufe von IFS für die Mitte Deutschlands aufgeführt: 16.08., 2 Uhr, 16.08., 14 Uhr, 17.08., 2 Uhr und 17.08., 14 Uhr.

Beim ältesten der vier gezeigten Läufe (ganz rechts) werden die stärksten Niederschläge im Osten von Nordrhein-Westfahlen gezeigt. Dabei erstreckt sich das Gebiet bis nach Niedersachsen und in den Norden von Rheinland-Pfalz. Im Osten Deutschlands wird kaum etwas erwartet.

Die nächste Berechnung (zweites Bild von rechts) legt den Niederschlagsschwerpunkt über Niedersachsen und Norddeutschland. Während nun etwas stärkere Niederschläge in den ostdeutschen Bundesländern simuliert werden, fallen diese dafür im Westen schwächer aus.

Der Lauf von gestern Mittag (zweites von links) sagt fast keine Niederschläge mehr über Nordrhein-Westfahlen voraus, stattdessen liegt ein großer Schwerpunkt über der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, wobei laut den Berechnungen ein Maximum von 81 l/qm in 12 Stunden zu erwarten wäre.

Im jüngsten der vier Läufe (ganz links) erkennt man, dass sich das Niederschlagsgebiet, im Vergleich zum vorherigen Zeitpunkt, weiter nach Osten verlagert hat. Insbesondere Westdeutschland ist nun überhaupt nicht mehr von Niederschlägen betroffen. Was macht man nun bei diesem Chaos? Klar ist, dass man nicht nur auf ein Modell vertrauen sollte, sondern die Modelle miteinander zu vergleichen. Auch ein Blick auf vorherige Durchläufe kann dabei helfen eine allgemeine Entwicklung festzustellen. Prinzipiell ist es so, dass hochaufgelöste Modelle die vom Niederschlag betroffenen Regionen definierter und präziser angeben können, aber auch Modelle mit geringer Auflösung können die großräumige Entwicklung gut erfassen. Bei der Frage, welches Ereignis dann wirklich am wahrscheinlichsten ist, kann oft nur die Erfahrung helfen.

Abschließend lässt sich sagen: „Die Moral von der Geschichte: Böse Modelle gibt es nicht“ (eine Hommage an eine Dozentin der Uni Köln).

Praktikantinnen Jana Schitthof und Carolin Probst mit Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 18.08.2022

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DWD Ein Modellchaos Niederschlaege und wo sie vielleicht zu finden sind

Bauernregeln

Bauernregeln sind alte Volkssprüche, die meist in Reimform verfasst wurden und Auskunft über das Wetter und die Folgen für die Landwirtschaft geben sollten. Entstanden sind sie aus langjährigen Beobachtungen, meist in Klöstern und wurden über viele Generationen weitergegeben. Es wurde versucht, aus den Beobachtungen Rückschlüsse auf das kommende Wetter zu ziehen. Dabei muss die Region, für die eine Bauernregel aufgestellt wurde, berücksichtigt werden, denn bestimmte Wetterphänomene, die in den Bauernregeln beschrieben werden, treten in manchen Regionen häufiger auf als in anderen. So gibt es für einen Tag mehrere Regeln, die sich durchaus widersprechen können, da eine beispielsweise für die Ostsee gilt und eine andere für den Alpenraum. Auch muss die Entstehungszeit der Wetterregeln berücksichtigt werden, um eine eventuelle Verschiebung, die mit der Einführung des gregorianischen Kalenders einhergegangen ist, zu berücksichtigen. Welche Regeln gibt es?

Es gibt allgemeine Regeln für jeden Monat, aber auch Vorhersagen für einzelne Tage. Für die Vorhersage der nächsten Wochen oder von Jahreszeiten sind Lostage von Bedeutung. An Lostagen werden teils meteorologische Besonderheiten beschrieben, welche immer wieder zur gleichen Zeit im Jahr auftreten, sodass Aussagen über das Wetter der nächsten Tage aber auch über die dann zu erledigenden Aufgaben in der Landwirtschaft getroffen werden können.

Zu den bekanntesten und auch beliebtesten Bauernregeln zählt die Siebenschläfer-Regel. Sie bezieht sich ursprünglich auf den 27. Juni, aufgrund der gregorianischen Kalenderreform mittlerweile auf den 7. Juli. Der Name stammt allerdings nicht vom Tier Siebenschläfer, wie viele Menschen denken, sondern geht auf eine Legende zurück. Laut dieser Legende suchten sieben Brüder vor der Christenverfolgung in einer Höhle Zuflucht, wurden dort eingemauert und fielen in einen tiefen Schlaf. Nachdem die Höhle dann ungefähr 200 Jahre später, am 27. Juni 446 entdeckt wurde, wachten die sieben Brüder wieder auf. Eine Fassung dieser Regel lautet „Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt“. Kurz gesagt, wenn am Siebenschläfertag die Sonne scheint, tut sie das auch in den nächsten sieben Wochen. Regnet es hingegen, dann ist auch in den darauffolgenden 7 Wochen häufiger mit Regen zu rechnen. Die heutige Trefferquote dieser Regel hängt von der Region ab, so trifft sie in München zu 80%, in Berlin dagegen nur zu 68% zu. Die Höhe der Übereinstimmung wird auf eine vom Jetstream abhängige Großwetterlage zurückgeführt, die in dieser Zeit herrschen und für einige Wochen anhalten kann.

Eine weitere sehr bekannte Bauernregel ist die der Hundstage. Als Hundstage werden die heißen Tage zwischen dem 23. Juli und dem 23. August bezeichnet. Der Name stammt vom Sternbild Großer Hund. Vom Aufgang des Sternbildes bis zum Untergang vergehen 30 bis 31 Tage, diese Tage werden als Tage vom Großen Hund oder kurz Hundstage bezeichnet. Schon die Ägypter stellten einen Zusammenhang zwischen der Wiederkehr des Sternbildes und den Tagen der größten Sommerhitze her. Durch die Präzession der Erdachse hat sich die Zeit der Hundstage um etwa vier Wochen verlagert. Der Aufgang des Sternbildes ist heute ab dem 30. August zu beobachten und ist eher ein Zeichen für den nahenden Herbstanfang geworden.

Beliebt ist außerdem die Schafskälte. Oft gibt es zwischen dem 4. und 20. Juni in Mitteleuropa einen Kälteeinbruch. Der Name der Schafskälte stammt daher, dass die Schafe meist bis zu diesem Datum geschoren werden und der Kälteeinbruch für die Tiere durchaus bedrohlich werden kann. Die Schafskälte entsteht durch die unterschiedlich schnelle Erwärmung von Land und Meer. Die Landmassen sind im Juni bereits stark erwärmt, das Meer allerdings noch relativ kalt. Dadurch entstehen Tiefdruckgebiete über der See, die dann kalte Luft polaren Ursprungs nach Europa bringen. Statistisch betrachtet, trat die Schafskälte in den letzten 100 Jahren zu etwa 61% ein.

Einige Regeln sprechen nicht von festen Tagen, an denen auf das Wettergeschehen geachtet werden sollte, um eine Prognose zu treffen, sondern beziehen sich auf die Natur. Hierfür muss man besonders auf Tiere achten, denn sie haben ein gutes Gespür für Wetterwechsel. Viel zitiert: „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter“. Warum ist das so? In der Regel kräht ein Hahn auf dem Misthaufen, wenn sich Regen ankündigt, also die Luftfeuchtigkeit ansteigt. Das sorgt dafür, dass der Hahn dann auf dem Misthaufen Würmer zum Fressen findet, da diese vor allem bei feuchtem Wetter ihre Höhlen verlassen. Weitere Beispiele dafür, dass es sich lohnt, auf Tiere zu achten, findet man in den Sprüchen „Wenn gen Nord die Gänse ziehn, werden bald die Veilchen blühn“ oder „Schwalben tief im Fluge – Gewitter kommt zum Zuge“. Anhand dieser Regeln lassen sich auch „spontane“ Wetteränderungen berücksichtigen.

Viele „Bauernweisheiten“ sind so formuliert, dass sie immer gültig sind, aber gleichzeitig keine richtige Aussage treffen oder einfach als Sprichwörter dienen, aber nichts mehr mit den Bauernregeln im ursprünglichen Sinne zu tun haben. Sprüche wie „Gefriert`s an Silvester zu Berg und Tal, geschieht es dies Jahr zum letzten Mal.“ oder „Ist der Hahn heiser, kräht er morgens etwas leiser.“ haben nichts mehr mit einer Wettervorhersage zu tun, dafür klingen sie lustig.

Praktikantin Jana Schitthof in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Jacqueline Kernn

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 17.08.2022

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Gardgano Surfen in Apulien – Santa Maria Villagio Turistico

Surfen in Apulien – Sommerurlaub für alle Wassersportfreunde und die ganze Familie im Villagio Turistico Santa Maria

Tornados, Taifune, und was sie (nicht) miteinander zu tun haben

Immer mal wieder sieht man in den Nachrichten Bilder von Orten an denen ein Tornado oder ein Hurrikan wütete. Beide hinterlassen meist eine Schneise der Verwüstung, worin unterscheiden sich dann eigentlich Hurrikans von Tornados? Hurrikans sind tropische Wirbelstürme – genauso wie Taifune und Zyklone. Wie es der Name schon vorgibt, entstehen sie in den Tropen. Über dem warmen Meer verdunsten große Mengen an Wasser, welches mit der warmen Luft aufsteigt, durch die Corioliskraft beginnt das Ganze sich zu drehen – auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeiger, auf der Südhalbkugel mit dem Uhrzeiger. Der Antrieb für einen solchen Wirbelsturm ist die feuchtwarme Luft über dem Ozean, über Land fehlt dieser Antrieb, wird also wieder schwächer. Hurrikans sind also großräumig (Rekord: 2200 km, 1979) und über dem Wasser auch langlebig (Rekord: 31 Tage, 1994). Ob der Sturm dann am Ende ein Hurrikan, ein Taifun oder ein Zyklon ist, entscheidet die örtliche Lage. Tropische Wirbelstürme über dem Atlantik oder Ostpazifik heißen Hurrikans, über dem Nordwestpazifik Taifune und über dem Südpazifik sowie dem indischen Ozean heißen sie Zyklone. Tornados hingegen entstehen auf andere Art und Weise und sind sehr viel kleiner (in der Regel bis einige hundert Meter Durchmesser) und kurzlebiger (in der Regel weniger als eine Stunde) als die tropischen Wirbelstürme. Tornados entstehen meist an einem Gewitter mit rotierendem Aufwind (Superzelle). Mitunter reicht die Rotation dieses Aufwindes bis zum Boden – es entsteht ein Wirbel, den man in der Folge als Tornado sichtbar wahrnehmen kann. Alleine im Jahr 2021 gab in den USA 1314 Tornados, wovon es vergleichsweise nur einige wenige in die Nachrichten hierzulande geschafft haben. Zum Vergleich: in Deutschland gab es im selben Jahr 41 bestätigte Tornados. Der Durchschnitt von 1991 bis 2010 liegt in den USA bei 1251 Tornados pro Jahr, das ist eine ganze Menge. Doch warum ist das so?

Für Tornados braucht es, wie oben beschrieben, Superzellen mit vertikaler Windscherung. Betrachtet man die Orographie der USA, so erkennt man, dass sich die nordamerikanischen Gebirge von Nord nach Süd erstrecken – an der Ostküste die Appalachen, im Westen die Rocky Mountains. Dazwischen ist es flach. Genau in dieser Ebene, den Great Plains, bildet sich ein Korridor, in dem sich ungehindert feuchtwarme Luft vom Golf von Mexiko nach Norden und kalte Polarluft nach Süden ausbreiten können, hinzu kommt die trockene Luft von der Luftströmung über die Rocky Mountains. Schieben sich diese Luftmassen nun übereinander, wobei sich die kühlere Luft über der wärmen befindet, kommt es zu großen Temperaturunterschieden mit der Höhe (labile Schichtung). An der Grenze der Luftmassen gibt es außerdem starke Unterschiede in der Windrichtung und -stärke. Da die Bedingungen für die Entstehung von Superzellen und Tornados auf diese Weise regelmäßig vor allem im Spätfrühling beziehungsweise Frühsommer erfüllt sind, kommt es dort insbesondere zu dieser Jahreszeit immer wieder zu Tornadoausbrüchen. In Deutschland sieht es anders aus, die feuchtwarme Mittelmeerluft kann nicht ungehindert nach Norden strömen; ihr stehen schlichtweg die Alpen im Weg. Somit bilden die Alpen für uns eine natürliche Barriere, die „explosive“ Luftmassengegensätze wie in Nordamerika verhindert und somit auch eine Vielzahl an tornadobringenden Gewitterzellen.

Praktikantin Carolin Probst in Zusammenarbeit mit M.Sc. Felix Dietzsch

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 16.08.2022

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Neue (kurze) Hitzewelle ante portas

Die heute beginnende Woche soll zumindest zeit- und gebietsweise Regen bringen. Allein diese Meldung sorgt verbreitet für Freude, ist nach dem Juli doch auch der bisherige August verbreitet deutlich zu trocken.

Beim hoffnungsfrohen Warten auf den Regen gerät etwas in Vergessenheit, dass zur Wochenmitte, insbesondere in der Nordosthälfte, auch wieder eine kurze Hitzewelle ansteht. Sucht man die Verantwortlichen dafür, so wird man über Westeuropa fündig. Dort bilden in einer größeren Tiefdruckzone die beiden Tiefs JELENA und KARIN eine „Wohngemeinschaft“. Während sich JELENA aber vor allem heute mit Schauern und Gewittern über Deutschland bemerkbar macht, ist KARIN noch dabei, sich auf ihren Einsatz auf der Wetterbühne vorzubereiten.

Dazu gehört bis zur Wochenmitte ein Abstecher nach Frankreich. Und von dort schaufelt KARIN dann wieder wärmere Luft nach Deutschland. In der beigefügten Grafik (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/8/15.html) ist in diesem Zusammenhang die Temperatur in 850 hPa (entspricht etwa 1,5 km Höhe) für Magdeburg dargestellt, wie sie das Modell IFS des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage simuliert. Das Temperaturniveau von 850 hPa wählt man gerne, um den Charakter einer Luftmasse zu beschreiben. Sie hat den Vorteil, dass sie nicht oder nur wenig vom Tagesgang abhängt.

Dabei ist die obige Formulierung „die Temperatur“ nicht richtig. Vielmehr ist in der Grafik der Temperaturverlauf für mehrere Modellrechnungen, ein sogenanntes Ensemble, angegeben. Das sind die dünnen, gestrichelten Linien, 50 an der Zahl, die zwar alle auf das gleiche Modell zurückgehen, sich aber durch leicht geänderte Anfangsbedingungen bei der Berechnung unterscheiden. Dazu kommen noch zwei „ungekrönte Häupter“. Als da wären: Der sogenannte Hauptlauf des globalen, recht hoch aufgelösten Standardmodells (fett, gestrichelt) sowie der Kontrolllauf, der die gleichen Anfangsbedingungen wie der Hauptlauf, aber nur die geringe Modellauflösung des Ensembles hat. Er bildet sozusagen das Bindeglied zwischen dem Hauptlauf und dem Ensemble. Am Rande sei noch erwähnt, dass die grüne Einfärbung der besseren optischen Wahrnehmung dient.

Und was ist zu erkennen? Heute und morgen tummeln sich die Modellergebnisse allesamt um 15°C mit einem kleinen „Durchhänger“ in der Nacht zu Dienstag. Von dem 15-°C-Niveau geht es dann zum Mittwoch auf 17°C bis 18°C, die damit den Höhenpunkt der kurzen kleinen Hitzewelle darstellen. Die 18°C werden dabei vom Haupt- und Kontrolllauf erreicht, die Ensemblemitglieder liegen dagegen allesamt etwas tiefer – was auf eine gewisse Unsicherheit in den Modellen hindeutet. Das dürfte etwa einer Höchsttemperatur von 34°C in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts entsprechen.

Dass die Hitzewelle nur eine kurze ist, erkennt man am Temperaturverlauf von Mittwoch bis Sonntag. Wie auf einer Rutschbahn geht es nach unten, am Ende schlagen die meisten dargestellten Berechnungen in einem Bereich zwischen 6°C und 9°C auf – das entspricht einem Temperaturrückgang um etwa 10°C – in 850 hPa. Und so ähnlich wird es dann auch in der Standard-Messhöhe von 2m sein – etwa 24°C werden für den Sonntag in Magdeburg als Höchsttemperatur angepeilt.

Dipl.-Met. Martin Jonas

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 15.08.2022

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DWD Neue kurze Hitzewelle ante portas

Gute Voraussetzungen für eine überdurchschnittliche Hurrikansaison

Im Mai haben wir an dieser Stelle (siehe Thema des Tages vom 20.05.2022: https://t1p.de/ulycl) auf die ersten saisonalen Vorhersagen zur diesjährigen Hurrikansaison geschaut. Die Saison ist dabei vom National Hurricane Center (NHC) der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) auf den Zeitraum vom 01. Juni bis 30. November festgelegt worden. Im Juni und Juli haben sich insgesamt bisher drei benannte tropische Stürme gebildet (Alex, Bonnie und Colin). Für diesen Zeitpunkt in der Saison liegt diese Anzahl etwa im Durchschnitt. Die erste Augusthälfte blieb bisher noch ohne benannten Sturm. Aber wir steuern ohnehin erst auf den jahreszeitlichen Höhepunkt der Hurrikansaison zu. Im Allgemeinen wird die Spitzenaktivität erst in den Monaten von August bis Oktober, teils bis in den November erreicht.

In den vorsaisonalen Prognosen wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent mit einer überdurchschnittlichen Aktivität der tropischen Wirbelstürme im Atlantik und in der Karibik gerechnet. Sollte dies so eintreffen, wäre 2022 das siebte Jahr in Folge mit einer überdurchschnittlichen Sturmaktivität. Der aktualisierte NOAA Prognoseausblick von Anfang August festigt die Wahrscheinlichkeit für eine überdurchschnittliche Wirbelsturmbildung, wenngleich sie mit nunmehr 60 Prozent leicht zurückgeschraubt wurde, gefolgt von einer leicht gestiegenen 30 prozentigen Chance auf eine nahezu normale und einer nur 10 prozentigen Chance auf eine unterdurchschnittliche Saison. Dementsprechend wird in dieser Saison von 14 bis 20 benannten Stürmen, einschließlich der drei bereits registrierten im Juni und Juli, ausgegangen. Von jenen sollen sich etwa 6-10 zu Hurrikanen und davon wiederum 3 bis 5 mit einer größeren Intensität (Kategorie 3 oder höher) entwickeln. Die genaue Vorhersage der Anzahl, des Zeitpunktes sowie der Zugbahn und Stärke von Tropenstürmen und Hurrikanen hängt letztlich von den täglichen Wettermustern, den Orten der Sturmentstehung und den Steuerungsmustern ab. Diese Muster sind Wochen oder gar Monate im Voraus nicht vorhersehbar. Es handelt sich daher zunächst um eine Potentialabschätzung. In einer saisonalen Prognose ist es daher nicht möglich zuverlässig vorherzusagen, ob ein bestimmter Ort in dieser Saison von einem Wirbelsturm betroffen sein wird.

Die nur leichten Verschiebungen in den Wahrscheinlichkeitsaussagen zur Hurrikanaktivität zeigen, dass insgesamt die Grundzutaten für eine regere Aktivität im Vergleich zur Maiprognose erhalten geblieben sind. Die gegenwärtigen atmosphärischen Bedingungen in der Hauptentwicklungsregion im Atlantik sind im Allgemeinen günstig für die Entwicklung von Hurrikanen und einige dieser Bedingungen werden voraussichtlich in den Monaten August bis Oktober anhalten. Die Hauptentwicklungsregion erstreckt sich über den tropischen Atlantik und das Karibische Meer. Für eine aktive Hurrikansaison spricht außerdem die in diesem Jahr außerordentlich überdurchschnittliche Aktivität des westafrikanischen Monsuns. Die dort entstehenden tropischen Wellen laufen in der Regel in den Ostatlantik aus. Diese Wellen begünstigen dann die Entwicklung von tropischen Stürmen und Hurrikanen.

Auch auf den tropischen Pazifik gilt es zu schauen, um die Prognose der Hurrikanaktivität zu präzisieren. Die bereits vor der Saison aktive La Nina Phase (periodische Abkühlung des tropischen Ost- und Zentralpazifiks) hält mit über 60 Prozent Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten drei Monaten an. Für ein Umkippen in die El Nino Phase besteht praktisch keine Chance. La Nina ist nicht nur förderlich für eine regere Sturmsaison im Atlantik, sondern erhöht auch die Chance für intensivere, größere Hurrikane der Kategorie 3 oder höher. So wird durch die La Nina Konfiguration im Atlantik in aller Regel eine verringerte vertikale Windscherung (Richtungs- und Geschwindigkeitsänderung mit der Höhe) und eine höhere Instabilität der Atmosphäre gefördert. Beide Bedingungen sind förderlich damit sich Gewitterwolken stärker zusammenballen und zu einem Wirbelsturm formieren können.

Ein Faktor der gegebenenfalls eher für eine normale Hurrikansaison sprechen könnte, ist die derzeitige Meeresoberflächentemperatur. Ab einer mehr als 27 Grad warmen Meeresoberfläche wird durch Verdunstung besonders effektiv Energie und tropische Feuchtigkeit für die Entwicklung von tropischen Systemen bereitgestellt. Die aktuelle Meeresoberflächentemperatur im tropischen Atlantik und der Karibik liegt derzeit über 27 Grad (siehe Abbildung: https://t1p.de/k32l0). Damit bewegen sie sich nur leicht über dem langjährigen Durchschnitt. In den letzten zwei Monaten waren sie phasenweise sogar leicht unterdurchschnittlich. Die aktuellen Prognosen der Meeresoberflächentemperatur gehen für den Rest der Saison auch eher von Werten nahe dem Durchschnitt aus. In der Maiprognose wurde noch eine deutlich überdurchschnittliche Meeresoberflächentemperatur erwartet.

Nichtsdestotrotz ist in der Zusammenschau der beschriebenen Faktoren noch genügend Potential für eine aktive Hurrikansaison in den nächsten rund drei Monaten vorhanden. Sobald die Saison Fahrt aufnimmt, werden Sie sicher an dieser Stelle über besonders ausgeprägte oder schadensträchtige Wirbelsturmexemplare lesen können.

M.Sc.-Met. Sebastian Altnau

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 14.08.2022

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DWD Gute Voraussetzungen fuer eine ueberdurchschnittliche Hurrikansaison

Regentänze versprechen Erfolg

Das Gras ist verdorrt, die Bäume werfen schon teilweise ihre Blätter ab, Bäche und kleinere Flüsse sind ausgetrocknet, die größeren Ströme führen deutliches Niedrigwasser. Was sich nach einer Beschreibung für Südeuropa anhört, trifft dieses Jahr für weite Teile Deutschlands zu. Es ist einfach zu trocken! Einen Eindruck der im diesjährigen August bisher gefallenen Niederschläge ist in der linken Abbildung unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/8/13.html zu sehen. Die Daten basieren auf der Auswertung von Radarbildern. In einigen Gebieten fiel in den letzten knapp zwei Wochen gar kein oder so gut wie kein Regen. Einzig im südöstlichen Baden-Württemberg und in Teilen Bayerns kamen 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter, punktuell auch noch höhere Niederschlagsmengen zustande. Dies ist vor allem auf schauerartige und teils gewittrige Regenfälle zurückzuführen, die am späten Nachmittag des 5.8. und in der Nacht zum 6.8. in Verbindung mit einer durchziehenden Kaltfront aufgetreten sind. Im Bereich dieser Kaltfront und einer vorlaufenden Konvergenz gingen die gebietsweisen Regenfälle in der Nordwesthälfte nieder. Mehr als etwa 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter gab es aber nicht. Seither machte sich Regen in Deutschland rar.

Doch am Ende des Tunnels tut sich ein Lichtlein auf. Dem seit Wochen andauernden mehr oder wenigen stabilen Hochdruckwetter scheint allmählich die Kraft auszugehen und immer öfters tauchen für die kommende Woche Farben in den Niederschlagsprognosen auf, die manch einer nur noch aus dem Wasserfarbenkasten der Sprösslinge kennt. Woher kommen nun diese Niederschlagsprognosen? Liegt es vielleicht daran, dass auf den landesweit zahlreichen Festen vermehrt Regentänze aufgeführt werden, oder, dass manch einer seinen Teller beim Mittagessen nicht leer gegessen hat? Dies alles mag eventuell ebenso dazu beitragen, doch synoptisch betrachtet sollte es in Deutschland häufiger zu Regen kommen, da sich die Wetterlage ganz allmählich umstellt.

Ein erster Versuch eine durchgreifende Änderung herbeizuführen, erfolgt in der Nacht zum Montag. Dann greift von Frankreich und Benelux her Tiefdruckeinfluss über und mit einer süd-südwestlichen Strömung, die die Ostströmung ablöst, gelangt zunehmend feuchte Luft in den Westen und Südwesten des Landes. Diese Luftmasse erfasst dann im Laufe des Montags nach und nach ganz Deutschland. Mangels antreibender Dynamik treten jedoch zunächst nur einzelne Schauer und Gewitter auf. Etwas häufiger und intensiver werden diese im Tagesverlauf von der östlichen Mitte über den Osten, Norden und Nordosten des Landes sowie am Alpenrand. Dann droht lokal Starkregen mit Mengen um 30 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Flächig treten die Regenfälle jedoch nicht auf und in weiten Teilen der Westhälfte bleibt es sogar gänzlich trocken, sodass sich eine Minderung der Trockenheit vorerst noch verschiebt, und zwar bis mindestens Wochenmitte.

Erst dann schafft es nämlich ein Tiefdruckkomplex über West- und Nordwesteuropa so richtig auf Deutschland überzugreifen und in Schüben feuchte Atlantikluft heran zuschaufeln. Es bilden sich immer häufiger Schauer und Gewitter beziehungsweise von Westen und Südwesten breiten sich schauerartige Regenfälle über das Land aus. Verbreitet werden bis zum kommenden Freitagabend 5 bis 20 Liter pro Quadratmeter berechnet (siehe rechte Abbildung unter: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/8/13.html). Je nach Wettermodell auch deutlich mehr. Am nassesten präsentiert sich dabei das Modell des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage. Nach Lesart dieses Modells fallen verbreitet 15 bis 35 Liter pro Quadratmeter. Im Südwesten, dem westlichen Bergland und Teilen des Nordens teilweise erheblich mehr. Je nach Modell werden die Schwerpunkte immer wieder anders gesetzt. Eines haben aber alle gemeinsam auf der Agenda. Es kommt Regen!

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.08.2022

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DWD Regentaenze versprechen Erfolg