Jahresrückblick 2022 | Teil 2

Schon im gestrigen Tagesthema wurde die Statistik der Nutzermeldungen vorgestellt, die uns über die Warnwetter-App tagtäglich erreichen. 3524 Meldungen waren es im Schnitt zwischen dem 01.01.2022 und dem 06.12.2022 pro Tag. Der Spitzenwert mit 30.455 Meldungen wurde in diesem Jahr bereits am 18.02. erreicht. Im heutigen zweiten Teil wird die zweite Jahreshälfte ab Juli betrachtet. Zum besseren Überblick gibt es zunächst noch einmal die Übersichtsgrafik über das gesamte Jahr.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 2

Der Juli

Im Juli verschärfte sich Dürre durch ausbleibende Niederschläge in vielen Regionen Deutschlands. Die Folge waren niedrige Flusspegel und zahlreiche Feld- und Waldbrände. Diese Dürre war ein europaweites Phänomen. Über den gesamten Sommer hinweg wurde in Europa so viel Wald zerstört wie nie zuvor seit Aufzeichnungsbeginn. Das folgende Thema des Tages fasst die Trockenheit gut zusammen.

Auch in Sachen Hitze konnte der Juli punkten und brachte regional neue Hitzerekorde. So zum Beispiel in der norddeutschen Tiefebene, wo erstmals über 40 Grad gemessen wurden. Details dazu gibt es hier.

Mehr „Action” und eine Zunahme der Nutzermeldungen lässt sich zum Monatsende hin feststellen.

Der August

Auch der August fügt sich nahtlos in den Rekordsommer 2022 ein, der am Ende der sonnigste und viertwärmste seit Aufzeichnungsbeginn war. Er brachte nicht nur eine Fortsetzung und damit einhergehende Verschärfung der Dürresituation, sondern war als zweitwärmster Augustmonat seit Aufzeichnungsbeginn auch außergewöhnlich warm. Im Rhein-Main Gebiet gab es an jedem Tag in diesem Monat einen Sommertag mit Höchstwerten über 25 Grad.

Unwetter gab es nur regional und verstärkt in der letzten Augustdekade. Am stärksten fielen die Unwetter am 26.08. in Verbindung mit Gewittertief „Ornella” aus. An diesem Tag gingen über 20.000 Nutzermeldungen beim DWD ein.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 2 1

Der September

Mit dem ersten Herbstmonat war in vielen Regionen endlich Schluss mit der Trockenheit. Stattdessen fielen im Schnitt 65 % mehr Niederschlag als im Mittel, sodass sich auch die Dürresituation deutlich entspannte.

Dementsprechend lässt sich ein Rückgang bei den Nutzermeldungen erkennen. Zumindest in der ersten Monatsdekade gab es aber noch ein einige statistische „Peaks” zu verzeichnen, die mit einigen intensiven Gewitterlagen im Zusammenhang standen.

Zum Ende des Monats machte sich dann schon ganz zaghaft der Winter mit den regional ersten Nachtfrösten bemerkbar. Ob es dabei neue Rekorde beim frühesten ersten Frost gab, klärt das folgende Tagesthema.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 2 2

Der Oktober

Der erste Hauch von Winter war im Oktober aber bereits schnell wieder verschwunden. Stattdessen gab es den wärmsten Oktobermonat seit Aufzeichnungsbeginn, gleichauf mit dem Jahr 2001. An zahlreichen Stationen wurden neue Temperaturrekorde aufgestellt. Einige Details zu den Rekorden finden sich in dem folgenden Thema des Tages.

Dass der Oktober ein wahrhaft goldener mit viel Sonnenschein war, lässt sich auch an den Nutzermeldungen erkennen. Diese verlaufen meist auf einem niedrigen Niveau. Nur zu Beginn der zweiten Dekade zeigen sich mal ein paar stärkere Zuckungen, als Tiefdruckgebiete etwas stärkere Niederschläge und auflebenden Wind brachten.

Der November

Kaum Meldungen von den Nutzern brachte auch der letzte Herbstmonat. Da überrascht es nicht, dass auch der November wird ein sattes Plus bei der Sonnenscheindauer von 40 % zu verzeichnen hatte. Von grauem Novemberwetter bis kurz vor Ende keine Spur. Wenig Niederschlag und ein deutliches Plus bei der Durchschnittstemperatur runden die Monatsstatistik ab.

Erst zum Monatsende am Totensonntag begann eine Umstellung mit ersten Schneefällen und Glätte vor allem in den östlichen Landesteilen und im Bergland. In höheren Lagen des Bayerischen Waldes begann sich der Winter schon richtig einzunisten. Details zum ersten Wintereinbruch gibt es hier nachzulesen.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 2 3

Und was bringt der letzte Monat des Jahres?

Schon zum vergangenen zweiten Adventswochenende und in der darauffolgenden Woche begann sich das aktuell herrschende Winterwetter immer weiter auszubreiten. So fielen im Osten regional bis zu 20 cm Schnee und auch in Ostwestfalen reichte es vorübergehend für Mengen um 10 cm.

Nach einem winterlich kalten Wochenende kommt in der neuen Wetterwoche wieder Spannung auf. Ein Tief zieht in der Nacht auf Mittwoch von Frankreich kommend über Deutschland weiter bis nach Osteuropa und beschäftigt uns auch am Mittwoch selbst. Unklar ist bisher noch auf welcher Zugbahn dies genau geschieht. Die Modelle sind sich da auch heute noch nicht einig.
Bei einer südlichen Zugbahn würde es vor allem im süddeutschen Raum zu mitunter kräftigen Schneefällen kommen. Zieht das Tief weiter nördlich, müssen die zentralen Landesteile mit kräftigem Schneefall rechnen. Über dem Süden würde es dann in einem mehr oder weniger schmalen Streifen Eisregen mit erheblichen Auswirkungen geben. Es gibt auch Modellvorhersagen, die den Eisregenstreifen bis zur Mitte vorankommen lassen. Dann würde ganz im Süden Regen ohne Glätte fallen.

Trotz der noch bestehenden Unsicherheiten kann man jetzt schon festhalten, dass wir wieder auf Ihre Nutzermeldungen angewiesen sind und bedanken uns schon einmal im Voraus dafür!

Diplom-Meteorologe Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.12.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

„Vb“ oder nicht? Entscheide dich Birgit!

Der deutsche Meteorologe Wilhelm Jacob van Bebber hatte bereits 1891 festgestellt, dass sich bestimmte Zugbahnen von Tiefdruckgebieten über Europa wiederholen. Van Bebber nummerierte die am häufigsten vorkommenden Zugbahnen mit den römischen Ziffern I bis V, wobei in Mitteleuropa bei uns Meteorologen bis heute vor allem die Zugbahn „Vb“ ein Begriff ist.

Das liegt vor allem daran, dass diese Wetterlage häufig mit kräftigen und lang anhaltenden Niederschlägen verbunden ist. Eine ausgeprägte Vb-Lage führte beispielsweise zum Elbehochwasser 2002. Bei diesem Ereignis wurden im Erzgebirge (Zinnwald-Georgenfeld) am Morgen des 13.08. unvorstellbare 312 l/qm gemessen, wohl gemerkt innerhalb von 24 Stunden. Das ist bis heute die größte Tagesregenmenge seit Beginn routinemäßiger Wetterbeobachtungen in Deutschland. Auch das Oderhochwasser von 1997 ist auf eine solche Wetterlage zurückzuführen.

Wie sieht denn nun eine Vb-Lage aus? Typischerweise liegt in höheren Luftschichten eine weit nach Süden gestreckte Tiefdruckzone über West- und Mitteleuropa, die kalte Luft in den westlichen Mittelmeerraum transportiert. Dieser Kaltluftvorstoß sorgt für die Entstehung eines bodennahen Tiefs im Bereich Golf von Genua, Oberitalien und nördliche Adria. Das neu entstandene Tief wird klassischerweise in einem Bogen um die Alpenostseite herum weiter nach Norden über Tschechien und Polen gesteuert und landet letztlich zumeist in Skandinavien oder dem Baltikum.

Da sich Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn drehen, führt unser hier beschriebenes Vb-Tief auf seiner Ostflanke aus Süden sehr feuchte und warme Mittelmeerluft mit sich. Diese wird dann häufig auch noch weiter um das Tief herumgeführt und kann somit auch in die Osthälfte Deutschlands gelangen, wo sie auf eine deutlich kühlere Luftmasse trifft. Die warme Luft gleitet auf die vor ihr befindliche kalte Luftmasse auf, was zu kräftigen und lang anhaltenden Niederschlägen führt. Besonders heftig können diese im Stau der östlichen Mittelgebirge sowie der Alpen ausfallen.

Jetzt muss es sich bei den Niederschlägen nicht zwangsläufig um Regen handeln, sondern es kann auch durchaus Schnee gemeint sein. Und damit wären wir wieder bei der aktuellen Wetterentwicklung beziehungsweise bei BIRGIT. Dieser Tiefdruckkomplex besteht aus mehreren kleinräumigen Kernen, von denen wir uns im Folgenden auf dasjenige über der Iberischen Halbinsel fokussieren wollen (der Einfachheit halber bezeichnen wir hier nur dieses eine Tief mit BIRGIT). Nach aktuellem Stand soll BIRGIT am morgigen Samstag über Mittelitalien liegen und am Sonntag in Südosteuropa ankommen. Dort schlägt BIRGIT eine nördliche Route ein und erreicht am Montag unter Verstärkung in etwa das Baltikum.

DWD Vb oder nicht Entscheide dich Birgit

Das ähnelt schon etwas einer Vb-Zugbahn. Letztlich verläuft sie aber doch etwas zu weit südlich und östlich, als dass die östlichen und südöstlichen Landesteile von großen Schneemengen betroffen wären. Das sah gestern Vormittag zum Teil noch anders aus, als die Zugbahn von BIRGIT noch etwas näher an Deutschland gerechnet wurde. Während zum Beispiel für die Regionen südlich der Donau für kommenden Sonntagmorgen eine Gesamtschneehöhe von 5 bis 10 cm und am Alpenrand 10 bis 20 cm prognostiziert wurde, sind es – Stand heute – gerade mal noch 1 bis 5 cm südlich der Donau und 5 bis 10 cm am Alpenrand. Ebenfalls eine 10 bis 20 cm dicke Schneedecke wurde für Montagmittag zwischen Westerzgebirge und Lausitz vorhergesagt, mittlerweile sind es gerade einmal noch rund 5 cm und nur in den Staulagen beziehungsweise Hochlagen des Erzgebirges um 10 cm.

Durch die gestern noch prognostizierte „nähere“ Zugbahn wäre zudem auch der Wind deutlich stärker gewesen mit Sturmböen an der Ostsee und im östlichen Bergland, was zum Teil enorme Verwehungen mit sich gebracht hätte. Doch auch das scheint vom Tisch zu sein, beziehungsweise sich auf die Kammlagen des Erzgebirges zu beschränken.

Für den Fall, dass Sie nun vielleicht etwas enttäuscht sind, weil Sie sich auf etwas mehr Schnee gefreut haben, gibt es noch Hoffnung: Das letzte Wort ist sicherlich noch nicht gesprochen. Das Tief muss sich einfach „nur“ etwas mehr an die klassische Vb-Zugbahn halten. 😉

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.12.2022

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Jahresrückblick 2022 | Teil 1

Es ist Dezember und damit Zeit für Jahresrückblicke. Auch wir möchten dies in Bezug auf das Wetter tun und greifen dabei auf die Nutzermeldungen zurück, die uns tagtäglich erreichen. Viele Nutzer:innen unterstützen uns über die Warnwetter App mit abgesetzten Meldungen. Diese können eine gute Hilfe sein, wenn es zum Beispiel darum geht die Intensität und Auswirkungen von sommerlichen Gewittern zu beurteilen. Im Winter sind die Meldungen Gold wert, wenn es darum geht die Niederschlagsphase zu beurteilen. Fällt Schnee, Regen oder gefrierende Regen und gibt es Glätte? Darüber liefern uns die Beobachtungs- und Fernerkundungsdaten nur eingeschränkt Information und die Nutzermeldungen sind ein wichtiger Baustein um die bestehende Lücke zu füllen.

Statistiken zu den Nutzermeldungen

In die Betrachtung der Statistik fließen Nutzermeldungen zwischen den 01.01.2022 und dem 06.12.2022 ein. In diesem Zeitraum haben und sage und schreibe 1.201.690 (in Worten: eine Million zweihunderteintausendsechshundertneun) Nutzermeldungen erreicht. Die durchschnittliche Anzahl an Nutzermeldungen hängt stark von der Wetterlage ab. Im Schnitt über den gesamten Zeitraum sind es 3524 Meldungen täglich, wobei es bei ruhigen Hochdrucklagen oft nur 1000 bis 2000 Meldungen sind. Interessant ist, dass an den Wochenenden und da insbesondere an Sonntagen grundsätzlich mehr Nutzermeldungen als unter der Woche abgegeben werden.

Nun aber genug zu Statistik und rein in den Jahresüberblick. Die folgende Grafik fasst den Jahresverlauf schön zusammen. Abgetragen sind die täglich abgegebenen Meldezahlen bis zum 06.12.2022. Zu sehen sind verschiedene Peaks einem sonst vorhanden Grundrauschen. Alle diese Peaks haben ihre Ursache in einem spannenden Wetterereignis. Nicht alles können es in diesen kurzen Rückblick schaffen, aber ein paar einzelne sollen nun in der Folge betrachtet werden.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 1

Der Januar

Das Jahr startete insgesamt recht unspektakulär. Es war häufig trüb und in tiefen Lagen mild. Vor allem der Januarstart gestaltete sich teils frühlinghaft. Im weiteren Verlauf war es vor allem über den mittleren Landesteilen regenreich und es gab das eine oder andere Sturmfeld. In höheren Lagen des Berglandes konnte man sich hingegen an dauerhaftem Winterwetter erfreuen.

Den ersten richtigen Peak mit mehr als 12.000 Nutzermeldungen gab es dann am 30. Januar. Grund dafür war das Orkantief Nadia, das von Island über das Nordmeer und Südskandinavien bis zum Baltikum zog. Das Sturmfeld sorgte im Norden für Windgeschwindigkeiten bis 112 km/h in Trollenhagen, an der Nordsee wurden Orkanböen bis 127 km/h auf der Hallig Hooge gemessen. Eine detaillierte Rückschau gibt es hier: Thema des Tages vom 30.01.2022.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 1 1

Der Februar

Der letzte Wintermonat fiel erheblich zu mild und niederschlagsreich aus. Mit 4 Grad über den vieljährigen Mittelwerten landete er auf Platz 6 der wärmsten Februarmonate. In Erinnerung bleiben wird der Februar durch eine ganze Serie an Sturm- und Orkantiefs.

Den Anfang machte Sturmtief Roxanna, die es auf über 20.000 Nutzermeldung über unsere WarnwetterApp brachte. Die Sturmböen sorgten in einigen Regionen für (schwere) Sturmböen. Im höheren Bergland gab es in Kombination mit Schneefall teils Schneesturmverhältnisse.

Den Höhepunkt des windigen Monats bildete das Orkantiefdreigestirn Ylenia, Zeynep und Antonia, das vom 16 bis 21 Februar wütete. Die Nutzermeldungen waren über Tage hinweg deutlich erhöht und es gab erhebliche Auswirkungen auf das öffentliche Leben sowie große Schäden. Den Höhepunkt bildete auch beide Nutzermeldungen Orkantief Zeynep. Insgesamt 30.455 Meldungen erreichten uns an diesem Tag, davon über 20.000 Windmeldungen. Nur noch die Lage mit zum Teil extremen Schneefällen am 07.02.2021 hatte mit 36.000 Meldungen eine noch höhere Anzahl. Rund um die Sturmtiefserie sind mehrere Tagesthemen entstanden. Beispielhaft sei auf Einordnung von Orkantief Zeynep verwiesen: Thema des Tages vom 19.02.2022

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 1 3

Der März

Der erste Frühlingsmonat verlief unspektakulär, was sich auch an einer der Flaute bei den Nutzermeldungen zeigt. Spektakulär war in diesem Monat hingegen die Sonnenscheindauer. Die Sonne schien mehr als doppelt viel, wie üblich. Die Menge an Sonnenstunden lag höher als im April und überstieg sogar die durchschnittliche Sonnenscheindauer der Sommermonate Juni, Juli und August. Nicht überraschend fiel in diesem Monat kaum Niederschlag und es war milder als im Schnitt. Detaillierter Informationen dazu gibt es hier: Thema des Tages vom 30.03.2022.

Der April

Der Aprilmonat hatte da schon etwas mehr zu bieten. So kehrte für einige überraschend nach dem Verlauf des Vormonates der Winter noch einmal mit Macht zurück. Zu Beginn des Monats kam es wiederholt zu Schneefällen bis ins Tiefland. Dies kann man auch in einer erhöhten Anzahl an Nutzermeldungen erkennen. In einigen Regionen reichte es sogar für Rekordschneehöhen und -temperaturen für den April. Unter anderem nachlesen kann man das in diesem Tagesthema: Thema des Tages vom 04.04.2022

Sturmtief Nasim bildet dann den Höhepunkt eines stürmischen Witterungsabschnitts zum Ende der ersten Dekade, ehe sich eine stabile, hochdruckgeprägte Wetterlage durchsetzen konnte. Die weitere Entwicklung mündete in einem sonnigen Osterfest. Das Temperaturniveau stieg im Monatsverlauf deutlich an, sodass es am Ende doch noch ein überdurchschnittlicher Monat wurde.

Der Mai

Der letzte Frühlingsmonat war überdurchschnittlich warm, sonnenreich und in vielen Regionen deutlich zu trocken. Einerseits. Da waren aber zur Monatsmitte auch noch teils heftige Unwetter. Einen großen Peak an Nutzermeldungen gab es am 19 und 20.05. mit knapp 25.000 Meldungen. Ein denkwürdiger Tag war der 20.05.2022 als über dem Westen Deutschlands insgesamt mindesten sieben Tornados beobachtet wurden. Dieser sogenannte Tornadoausbruch betraf auch größere Städte wie Paderborn. Der stärkste Tornado erreichte die Kategorie 2 auf einer Skala bis 5 und damit Windgeschwindigkeiten zwischen 180 und 250 km/h.

Die Folgen der Tornadoserie waren verheerend. Neben einer Vielzahl von teils schwer verletzten Personen, gab es auch große Schäden zu verzeichnen. Einen Überblick des Ereignisses liefert unter anderem dieses Tagesthema: Thema des Tages vom 30.05.2022

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 1 4

Der Juni

Dieser Monat fiel abermals überdurchschnittlich aus. Es gab Spitzenwerte, die vereinzelt die 39 Grad Marke überstiegen. Zudem brachte der Juni ein deutliches Plus bei der Sonnenscheindauer und im Deutschlandmittel deutlich zu wenig Niederschlag.

Nicht unüblich für einen Sommermonat ist es, dass trotz des Niederschlagsdefizits örtlich zu viel Nass den Boden erreichte. Von Gewittern und Unwettern waren vor allem die südlichen Landesteile betroffen. Neben heftigem Starkregen gab es auch Sturm und größeren Hagel.
Die Unwettertage lassen sich auch gut in der Statistik mit einzelnen Peaks wiederfinden.
Einen der Höhepunkte bildet beispielsweise ein Gewittertief am Pfingstsonntag. Dabei fielen lokal über 50 l/qm an Regen in 1h. Zudem gab es Sturmböen und Hagelgrößen bis zu 5 cm.

DWD Jahresrueckblick 2022 Teil 1 5

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.12.2022
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Die Wetterküche stellt auf Winter um! Sinkende Temperaturen für alle, Schnee häufig nur in begrenzter Menge.

Derzeit wird das Wetter in weiten Teilen Europas von den mächtigen Hochdruckgebieten ILJA über Russland sowie jenem über Grönland geprägt, welche die Tiefs ANNIKA und ZORA über Nordeuropa und dem östlichen Mitteleuropa in die Zange nehmen.
Deutschland liegt dabei zwischen dem Grönlandhoch, welches wie eine Zunge bis zu den Alpen reicht, und der Tiefdruckzone um das Tief ZORA über dem Baltikum herum in einer nordwestlichen Strömung. Mit dieser wird Polarluft aus den Regionen nördlich von Spitzbergen über die Nordsee nach Deutschland transportiert.
Da die Nordsee noch über recht hohe Temperaturen verfügt, kann sich die Polarluft zwar erwärmen, kommt aber dennoch auf einem frühwinterlichen Niveau an. Vor allem die hochreichenden Tiefs über Skandinavien wirbeln auch in größeren Höhen richtig kalte Luft südwärts, sodass diese im Norden labilisiert. Neben Schauern sind vor allem im Küstenumfeld somit sogar kurze Wintergewitter möglich. Bei der Intensität und Dauer der Regen-, Schneeregen oder Schneeschauern hat auch die Orografie ein Wörtchen mitzureden.
Wenn die nordwestlichen Winde auf die Berge treffen und gezwungenermaßen aufsteigen müssen, werden bestehende Schauer verstärkt oder auch neue Niederschläge ausgelöst.

Das beschriebe Schauerwetter ist am heutigen Mittwoch sowie am morgigen Donnerstag vor allem im Norden und der Mitte vorzufinden. Der Süden profitiert teilweise noch von der Hochdruckzunge, die sich in Südwest- und Süddeutschland bemerkbar macht. Doch die Wetterverteilung ändert sich zum Wochenende nachhaltig!

DWD Die Wetterkueche stellt auf Winter um

Denn noch wirbelt das kräftige Tief BIRGIT westlich der Iberischen Halbinsel, weit entfernt von der mitteleuropäischen Wetterküche. Doch in den nächsten Tagen nimmt BIRGIT Fahrt auf und zieht am Freitag über die Iberische Halbinsel hinweg, befindet sich am Samstag schon über Mittelitalien und der Adria, um am Sonntag schließlich über Rumänien und der Westukraine Zwischenhalt zu machen.

Aufgrund der Zugbahn von BIRGIT bleibt Deutschland komplett auf der kalten Nordseite. Weitere kleinräumige Tiefs über Mittel- und Nordwesteuropa schieben sogar kältere Luft ins Land. Direkt im Einflussbereich von BIRGIT gelangen derzeit zunächst nur die Regionen etwa südlich der Donau, wo Aufgleitniederschläge zu verzeichnen sind. Diese fallen dabei überwiegend als Schnee und nur zeitweise in tiefen Lagen als Schneeregen oder Regen. Erst am Sonntag nimmt auch im restlichen Land vor allem durch Prozesse in größeren Höhen die Niederschlagsneigung in Form von Schneeschauern zu. Deutschland liegt dann auf der Westflanke des Tiefs in einer nördlichen bis nordöstlichen Strömung, sodass noch kältere Luft Einzug hält. Einhergehend werden landesweit nur noch Höchsttemperaturen um 0 Grad, vielerorts auch Dauerfrost erwartet.
Auch zur neuen Woche stehen die Zeichen derzeit auf unbeständiges, zu Schneeschauern neigendes Winterwetter.

DWD Die Wetterkueche stellt auf Winter um

Aufgrund der anhaltenden kalten Tage, teils mit Dauerfrost werden auch die oberen Bodenschichten langsam runtergekühlt. Genau die sind eingangs des Winters meist noch recht hoch und verhindern eine anhaltende Schneedecke bzw. das Auftreten von Reif, gefrierender Nässe oder auch gefrierenden leichten Niederschlägen. Dieser sogenannte Bodenwärmestrom fördert die warmen Bodentemperaturen zur Bodenoberfläche und schmilzt den Schnee von unten weg bzw. verhindert durch positive Bodentemperaturen die Bildung von Reif oder gefrierender Nässe. Doch was ist dieser Bodenwärmestrom überhaupt?

Der Bodenwärmestrom beschreibt den Wärmetransport im Erdboden, der durch ein Temperaturgefälle zwischen dem oberflächennahen Untergrund und tieferen Bodenschichten hervorgerufen wird. Hauptsächlich führen die durch den Tagesgang der solaren Einstrahlung bedingten Temperaturveränderungen in der oberen Bodenschicht zu größeren Temperaturunterschieden und somit zu einem resultierenden Wärmeausgleichsstrom. Aber auch länger anhaltende Hitze- oder Kältewellen beeinflussen den Bodenwärmestrom nachhaltig. Bei langen Frostperioden sitzt der Frost teilweise tief im Boden, sodass selbst bei einer Milderung der Luft und der oberen Bodenschichten aus der Tiefe weiter eine kühlende Komponente wirkt. Genauso kann ein sehr warmer Herbst die Bildung von Schneedecken oder Reif bzw. gefrierende Nässe ausbremsen.

In diesem Jahr hatten wir genau diese Verhältnisse mit einem überdurchschnittlich milden Oktober und November. Ende November zeigten die Temperaturen 20 cm im Boden noch verbreitet 4 bis 10 Grad. Dies hatte zur Folge, dass eine Schneedecke meist nur von kurzer Dauer war und die Reifproduktion in den Nächten nicht wirklich in Gang gesetzt wurde. Auch die gefrierende Nässe war zu Beginn des Monats meist noch ein örtliches Phänomen und überwiegend im Bergland zu finden. Schauen wir am heutigen Mittwoch auf die Bodenwerte in 20 cm, so liegen diese nun zwischen 1 und 6 Grad, 5 cm im Boden werden sogar nur noch 0 bis 4 Grad gezeigt. Die deutliche Abkühlung der oberen Bodenschichten hebt das Potential winterliche Phänomene wie Schneedecke, Reif und gefrierende Nässe. Mit Blick auf die anstehenden Temperaturen wird der Boden noch weiter ausgekühlt.

Im Gesamtkontext der Energiebilanz der Erdoberfläche ist der Bodenwärmestrom daher ein wesentlicher Bestandteil. Zusammen mit dem latenten und fühlbaren Wärmestrom der Luft kann die Gesamtstrahlungsbilanz aus kurzwelliger solarer und langwelliger terrestrischer Strahlung an der Erdoberfläche erklärt werden. Die solare Strahlungsenergie, die vom Erdboden absorbiert wird, wirkt sich jedoch je nach Bodenbeschaffenheit sehr unterschiedlich auf die Bodentemperatur aus. In fester Erde erfolgt der Wärmetransport im Boden nur durch die sogenannte Wärmeleitung. Wärme fließt dabei gemäß dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik immer nur in Richtung geringerer Temperatur. Ein Maß für die Wärmeleitung, also den Bodenwärmestrom, ist die Wärmeleitfähigkeit, die wiederum vom Substrat, der Lagerungsdichte, dem Wassergehalt und anderen Parametern abhängig ist. Mit steigender Lagerungsdichte und steigendem Wasseranteil nimmt die Wärmeleitfähigkeit des Bodens zu.

DWD Die Wetterkueche stellt auf Winter um 1

Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.12.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Alpenklima im Wandel: Die fragile Schönheit der Berge

Grüne Wiesen, glasklare Bergseen, imposante Felswände, weißleuchtende Gletscher und ein traumhaftes Bergpanorama: Die Alpen ziehen mit ihrer Schönheit und ihrem vielseitigen Terrain Jahr für Jahr unzählige Bergfreunde an. Ob im Sommer zum Wandern, im Winter zum Skifahren oder einfach nur zur Entschleunigung: Die Alpen sind für viele ein geliebtes Reiseziel.

Doch wer regelmäßig in den Alpen unterwegs ist, sieht, dass die Berg-Idylle bröckelt: Es gibt immer weniger Schnee, die Gletscher verlieren deutlich an Masse und im Sommer wird Hitze auch in hohen Lagen zu einem immer größeren Problem.

Der Zeitraum von Mai bis Oktober 2022 war an vielen Messstandorten in den Alpen einer der sonnigsten und wärmsten seit Messbeginn. Zwischen Mai und August und besonders im Oktober herrschten flächendeckend überdurchschnittliche Temperaturen mit Abweichungen von 2 bis 5 °C zur Referenzperiode 1991-2020. Am 25. Juli um 2:00 Uhr wurde die Nullgradgrenze mittels Radiosondenaufstieg (Payerne, Schweiz) auf eine Höhe von 5184 m ü. M. bestimmt – der höchste Wert seit Beginn der Messungen mit Wetterballons im Jahr 1954.

Der fortschreitende Klimawandel hat durch die zunehmende Erwärmung und lange Trockenphasen eine weitere Auswirkung: Eine immer frühere Schneeschmelze. So rasch wie in diesem Sommer schmolz der Schnee nur sehr selten. Auf über 2500 m ü. M. verschwand im zentralen und östlichen Alpenraum die Schneedecke bereits Anfang Juni. Das Zugspitzplatt war ab dem 19. Juni schneefrei, etwa einen Monat früher als üblich.

In die Liste der negativen Nachrichten reiht sich eine weitere ein: Der massive Eisverlust der Alpengletscher. Am Konkordiaplatz inmitten des Großen Aletschgletschers verlor die Eisdicke in diesem Sommer beispielsweise 6 Meter. Und in Deutschland gibt es nur noch vier Gletscher, da der südliche Schneeferner seinen Gletscherstatus verloren hat – eine Nachricht, die es vor einigen Monaten (wenn auch nur kurz) in die Medien geschafft hat. Ein Rückgang der Gletscher in den Alpen wirkt sich auf das gesamte Klimasystem aus: Ohne Schnee- bzw. Eisbedeckung sinkt die Albedo (das Reflexionsvermögen des Bodens), was zu einer höheren Absorption der einfallenden Sonnenstrahlung führt und dadurch wiederum zu einer verstärkten Erwärmung beiträgt. Man nennt dies einen positiven Rückkopplungsmechanismus.

All diese Veränderungen sind Thema der neuen Berichtsreihe „Alpenklima“, die zusammen von den drei Wetterdiensten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (DWDZAMG und MeteoSchweiz) künftig zweimal jährlich herausgegeben wird. „Alpenklima“ zeigt den aktuellen Klimazustand und die wichtigsten klimatologischen Ereignisse der vergangenen sechs Monate in der Alpenregion der drei Länder (Zentral- und Ostalpen) grenzübergreifend auf und ordnet sie in die langjährige Entwicklung ein. Dabei wird das Sommerbulletin (für die Monate Mai bis Oktober) jeweils im November erscheinen, das Winterbulletin (November bis April) im Mai.

Die jüngst erschienene erste Ausgabe von Alpenklima findet sich unter untenstehendem Link. Und auch wenn die dargelegten Fakten alles andere als positiv sind, so haben sie in gewisser Weise doch auch etwas Gutes. Man weiß sie anschließend noch ein kleines Stückchen mehr zu schätzen: die atemberaubende, fragile Schönheit der Alpen.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.12.2022
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DWD Alpenklima im Wandel Die fragile Schoenheit der Berge

Eine Tiefdruckzone im Hochdruck-Sandwich bringt nasskaltes Wetter! Zum kommenden Wochenende viel Spannung in der Wetterküche.

Die Wetterlage in Europa und auf dem Atlantik ist derzeit sehr träge und bringt nur zögerlich Veränderungen hervor. Dabei wird die Tiefdruckzone um die Tiefs ANNIKA zwischen Spitzbergen und Norwegen und ZORA über Ostdeutschland von der mächtigen ILJA sowie dem Grönlandhoch in die Zange genommen. Gewisse Freiheiten genießen allenfalls die Tiefs über Südwesteuropa und dem Atlantik, die dort meist ohne größeren Zwänge umherwirbeln können. In höheren Luftschichten sieht die Luftdruckverteilung vergleichbar aus, wenngleich das Hoch ILJA dort etwas schwächer daherkommt und sich das Tief ANNIKA dagegen stärker aufplustert. Dabei gibt es sowohl aus bodennaher Perspektive als auch unter Berücksichtigung von Prozessen in der Höhe ausreichend Hebungsantrieb für die Niederschlagsbildung. Allerdings ist die räumliche Einordnung potentieller Niederschlagsfelder sowie der Phase im Vorhersageverlauf schwierig abzusehen, da die Wettermodelle bei kleinräumigen Abweichungen im Luftdruckfeld teilweise zu verschiedenen Lösungen gelangen.

DWD Eine Tiefdruckzone im Hochdruck Sandwich bringt nasskaltes Wetter Zum kommenden Wochenende viel Spannung in der Wetterkueche.

Bodennah kann sich insgesamt eine westliche bis nordwestliche Strömung durchsetzen, mit der wiederholt meist schwache Tiefausläufer von der Nordsee und den Britischen Inseln übergreifen. Resultierend kann sich landesweit eine nasskalte Witterung einnisten. Demnach dominieren am Himmel die Wolken, die gebietsweise Regen oder Schneeregen, vor allem im Bergland auch Schnee bringen. Am heutigen Montag fällt vor allem in der nördlichen Mitte, den westlichen Mittelgebirgen sowie später auch im Nordwesten Schnee oder Schneeregen mit entsprechenden Warnungen und Gefahrenhinweisen. Der Dienstag bleibt auch unbeständig mit Niederschlägen, die vor allem im Bergland als Schnee niedergehen. Einzig der Mittwoch könnte regional ein kleiner Lichtblick werden, indem das Grönlandhoch einen Ableger über die Britischen Inseln hinweg bis in den Süden Deutschlands schickt und das Wetter somit beruhigt.

Zur zweiten Wochenhälfte scheint sich der tiefe Luftdruck über Skandinavien mit Unterstützung eines mächtigen Tiefs westlich Iberischen Halbinsel zu stärken und seinen Einflussbereich auf die die Britischen Inseln auszuweiten. Während das Hoch ILJA über Osteuropa und Russland standhaft ist, muss das Grönlandhoch zurückweichen. Mit Spannung wird dann erwartet, wie sich das mächtige Tief über Südwesteuropa verhält. Nach derzeitigen Berechnungen der Wettermodelle soll dieses langsam von der Iberischen Halbinsel über den nördlichen Mittelmeerraum bis nach Polen ziehen und vorderseitig sehr milde Mittelmeerluft nach Norden schieben. Gleichermaßen wirbelt dann ab Donnerstag ein Tief über der Nordsee, welches Polarluft nach Mitteleuropa schickt, sodass sich hierzulande eine markante Luftmassengrenze einstellen würde. Resultierend wären kräftige Niederschläge im Programm, die auf der Nordseite der Luftmassengrenze als Schnee fallen. Derzeit zeigen die Modelle die teils kräftigen Niederschläge verschiedener Phasen im Süden und Südosten Deutschlands sowie im Alpenraum. Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Aufgrund teils erheblicher Unsicherheiten kann in der Wetterküche noch einiges passieren.

Wie schon häufig im Thema des Tages beschrieben, beschreiben Hoch- und Tiefdruckgebiete die sogenannte Wetterlage, sind für Strömungsmuster verantwortlich und bilden sich bevorzugt entlang der sogenannten „Polarfront“ (vgl. Wetterlexikon DWD). Diese Luftmassengrenze ist oft wellenförmig deformierte und steuert die Hoch- und Tiefdruckgebiete und könnte am kommenden Wochenende wie geschrieben für viel Spannung sorgen.

Diese Luftdruckverteilungen bzw. Zirkulationsmuster oder Wetterlagen der Atmosphäre werden auf der Nordhalbkugel durch diverse Indizes beurteilt und anschließend mit der Witterung in Verbindung gebracht. Um das Wettergeschehen über Europa zu erklären, wird der sogenannte „NAO-Index (North-Atlantic-Oscillation-Index)“ betrachtet (vgl. Wetterlexikon DWD). Die Nordatlantische Oszillation beschreibt den Druckunterschied zwischen dem Islandtief (Reykjavik) und dem Azorenhoch (Ponta Delgada) auf dem Atlantik. Je nachdem, ob die Differenz positiv oder negativ ist, lassen sich Aussagen über die Stärke der Westwinddrift, also der westlichen Strömung über dem Ostatlantik, machen. Die zeitliche Variabilität wird dabei üblicherweise durch den NAO-Index abgebildet.

Ist der Luftdruckgegensatz zwischen dem Azorenhoch im Süden und dem Islandtief im Norden durch einen sehr tiefen Druck über Island und einen sehr hohen Druck über den Azoren größer als im Mittel, so spricht man von einem positiven NAO-Index. In diesem Fall kann sich etwa zwischen 40° und 60° nördliche Breite eine starke westliche Strömung ausbilden, die im Winterhalbjahr häufig mit Winterstürmen einhergeht.

Bei einem negativen NAO-Index ist der Druckgegensatz zwischen dem Islandtief und dem Azorenhoch deutlich abgeschwächt. Teilweise drehen sich die Druckgebilde sogar um, sodass sich über Island ein Hochdruckgebiet und über den Azoren ein Tief befindet. Dadurch können sich wie auch derzeit zu beobachten blockierende Wetterlagen durchsetzen. Dabei bilden sich im Winter oftmals Hochdruckgebiete über Westeuropa, die dazu führen, dass aus Norden kalte Luft nach Mitteleuropa einfließen kann. Allerdings können die Westströmung blockierenden Hochs auch weiter östlich auftreten. In diesen Fällen würden dann auf der Westseite eher milde Luftmassen aus dem Mittelmeerraum nach Norden gelangen.

Ein Blick auf den NAO-Index zeigt seit dem Monatswechsel ein starkes Abfallen auf signifikant negative Werte. Damit bildet sich das aktuelle Luftdruckmuster mit hohem Luftdruck bei Island in den Index deutlich ab. Betrachtet man den Trend, so soll sich der Index zwar wieder erholen, jedoch über die Monatshälfte hinweg wohl im negativen Bereich verbleiben.

DWD Eine Tiefdruckzone im Hochdruck Sandwich bringt nasskaltes Wetter Zum kommenden Wochenende viel Spannung in der Wetterkueche. 1

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.12.2022
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Bedeutung der Flugzeugdaten

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) betreibt in Zusammenarbeit mit über 40 Fluggesellschaften weltweit das AMDAR-Programm (Aircraft Meteorological Data Relay). AMDAR ist ein flugzeuggestütztes meteorologisches Beobachtungssystem, das von Flugzeugen während des Fluges gemessene und übermittelte Daten verwendet, um die von anderen meteorologischen Messinstrumenten (z.B. Radiosondenaufstiege) erfassten Daten zu ergänzen und die Genauigkeit der Wettervorhersagen u.a. durch bessere Erfassung des Ist-Zustandes in der Atmosphäre zu verbessern. AMDAR erfasst und verbreitet folgende meteorologische Daten:

– hochaufgelöste Vertikalprofile der Lufttemperatur, Windgeschwindigkeit und Windrichtung an Flughäfen
– regelmäßige Berichte über meteorologische Variablen von Flugzeugen auf Reiseflughöhe
– genaue Messungen von Koordinaten (Zeit, Breitengrad, Längengrad) und Luftdruck in Flughöhe
– Messungen der Turbulenz und der Vertikalgeschwindigkeit
– Wasserdampf- oder Feuchtedaten (nur von einigen speziell ausgerüsteten Flugzeugen)

Mithilfe eines speziell entwickelten AMDAR-Avionik-Softwarepakets zeichnet AMDAR die von den vorhandenen Sensoren des Flugzeugs gemessenen meteorologischen Daten auf. Diese Daten werden dann automatisch über eine VHF– (sehr hohe Frequenz) oder Satellitenverbindung unter Verwendung der Kommunikationssysteme des Flugzeugs (ACARS) an die entsprechenden Bodenstationen (Flughäfen) übertragen. Wenn die Fluggesellschaft die Daten erhält, leitet sie sie an die Nationalen Wetterdienste weiter, wo sie weiterverarbeitet, qualitätskontrolliert und über das globale Telekommunikationssystem (GTS) der WMO an die Nutzer übermittelt werden. Die gesammelten Daten werden für eine Reihe von meteorologischen Anwendungen genutzt, darunter für die Numerische Wettervorhersage (NWV), die Klimaüberwachung und -vorhersage, Frühwarnsysteme für Wettergefahren sowie für die Wetterüberwachung und -vorhersage zur Unterstützung der Luftfahrtindustrie.

Die Beobachtungen und Datenübertragungen erfolgen ab dem Zeitpunkt, an dem das Flugzeug den Boden verlässt, bis zum Zeitpunkt der Landung. Die Häufigkeit der Beobachtung kann in der AMDAR-Software konfiguriert werden.

Das AMDAR-Programm hat für die Luftfahrt immensen Nutzen, da das Wetter eine der Hauptursachen für Verspätungen im Flugverkehr weltweit darstellt. Ein erheblicher Teil dieser Verspätungen kann prinzipiell durch bessere Wetterinformationen vermieden oder zumindest reduziert werden. Die im Rahmen des AMDAR-Programms gewonnenen Daten können die Vorhersagequalität verbessern, u.a. durch erhöhte Genauigkeit der Numerischen Wettervorhersage (NWV, exaktere Eingangsdaten aus verschiedenen Höhenbereichen der Atmosphäre).

Die Nutzer auf Seiten der Luftfahrtindustrie können daher erhebliche Vorteile erzielen, indem sie in der Lage sind:

– die beste Flughöhe zu wählen, um die Flugeffizienz zu optimieren
– bei Unwetter die Flugrouten so zu planen, dass ungeplante Flugabweichungen vermieden werden können
– schwere Turbulenzen und Unwetter zu vermeiden
– ihren CO2-Fußabdruck durch effizientere Aufstieg- und Sinkflugprofile zu verringern

Die Nutzer und Nutznießer aus Flugzeugmessungen meteorologischer Größen sind anhand dieses kurzen Abrisses deutlich geworden.

Umso mehr wurden diese wertvollen Daten gerade für die NWV vermisst, siehe hierzu auch das Thema des Tages vom 24.05.2020.

Im aktuellen Newsletter der WMO finden sich noch weitere Informationen zur Thematik .

Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.12.2022
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Deutschlandwetter im Herbst 2022:

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Herbst 2022*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Köln-Stammheim Nordrhein-Westfalen 13,3 °C +2,0 Grad
2 Freiburg Baden-Württemberg 13,2 °C +3,1 Grad
3 Helgoland Schleswig-Holstein 13,2 °C +1,8 Grad

Besonders kalte Orte im Herbst 2022*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 7,1 °C +2,1 Grad
2 Carlsfeld Sachsen 7,3 °C +2,1 Grad
3 Deutschneudorf-Brüderwiese Sachsen 7,3 °C +0,7 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Herbst 2022**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 777,0 l/m² 161 %
2 Balderschwang Bayern 712,0 l/m² 138 %
3 Baiersbronn-Mitteltal Baden-Württemberg 653,4 l/m² 152 %

Besonders trockene Orte im Herbst 2022**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Karlshagen Brandenburg 52,2 l/m² 36 %
2 Zemitz Mecklenburg-Vorpommern 58,8 l/m² 39 %
3 Anklam Mecklenburg-Vorpommern 62,7 l/m² 44 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Herbst 2022**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Berlin-Dahlem Berlin 480 Stunden 150 %
2 Berlin-Tempelhof Berlin 457 Stunden 142 %
3 Leipzig-Schkeuditz Sachsen 451 Stunden 152 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Herbst 2022**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Glücksburg-Meierwik Schleswig-Holstein 196 Stunden 72 %
2 Itzehoe Schleswig-Holstein 258 Stunden 90 %
3 Regensburg Bayern 277 Stunden 87 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Jahreszeitmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Jahreszeitwertes zum vieljährigen Jahreszeitmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Jahreszeitüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse

Meteorologe Christian Throm
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.12.2022
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Wetterquiz – Teil 3

Heute, am 01.12.2022, beginnt der meteorologische Winter! Gleichzeitig – und das dürfte bei vielen wohl deutlich präsenter sein – darf endlich das erste Türchen des Adventskalenders geöffnet werden. Doch während sich dahinter oftmals etwas für den Seelenfrieden, respektive die Hüfte verbirgt, gibt es hier heute etwas für’s Gehirn: den nächsten Teil unseres Wetterquiz! Und da am Freitag und Samstag an dieser Stelle die Rückblicke auf den vergangenen November sowie den meteorologischen Herbst folgen, gibt es die Auflösung am Ende des Textes direkt dazu. Und nun: Viel Spaß beim Rätseln!

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Frage 1: Unter einer „warmen Nase“ versteht man in der Meteorologie…
A: … eine bestimmte Wolkenformation bei Föhn.
B: … einen Warmluftvorstoß in den unteren Luftschichten, der sich nicht bis zum Boden durchsetzt.
C: … spaßhaft jemanden im Kollegenkreis, der eine Tauwetterlage richtig vorhergesagt hat.

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Frage 2: Wasser…
A: … ist das beliebteste Getränk bei „Teambuilding-Veranstaltungen“ der Vorhersagezentrale.
B: … hat bei 0 °C seine größte Dichte.
C: … gefriert nicht unbedingt bei Minusgraden.

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Frage 3: Bei einer Inversion…
A: … nimmt die Temperatur mit der Höhe zu.
B: … stellt sich das vorherrschende Wetterregime innerhalb von 24 Stunden komplett um.
C: … handelt es sich beim DWD um eine Bestandsaufnahme zum Jahresende, wieviel von welchem Wetter noch im Lager ist.

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Frage 4: Eine maskierte Kaltfront …
A: … sorgt für eine Erwärmung in den untersten Luftschichten.
B: … tritt fast ausschließlich im Februar auf.
C: … ist eine Kaltfront, die von den Wettermodellen nicht vorhergesagt wurde.

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Frage 5: Mit „Shapiro-Keyser“ verbindet man in der Vorhersagezentrale sofort…
A: … eine Vorgehensweise bei der Bestimmung der Schneefallgrenze.
B: … eine spezielle Tiefdruckentwicklung, die ein besonders hohes Böenpotenzial aufweist.
C: … die 25 süßsauer beim Thailänder um die Ecke.

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Auflösung: Damit Sie beim Durchlesen der Fragen hier nicht schon versehentlich mit einem Auge die Lösungen überfliegen, folgen diese nun etwas unübersichtlich im Fließtext. Von einer warmen Nase spricht man, wenn in unteren Luftschichten eine Erwärmung stattfindet, sich in Bodennähe aber noch kältere Luft hält. Das Vertikalprofil der Temperatur ähnelt dann der Form einer Nase. Ein anschauliches Beispiel dazu finden Sie im Thema des Tages vom 17.01.2022.

Dort lesen Sie unter anderem auch von sogenannten „unterkühlten Wassertröpfchen“, also Wassertröpfchen, die bis weit in den Frostbereich hinein existieren, ohne zu gefrieren. Mit Inversionen hat man es im Sommer meist nachts, im Winterhalbjahr dagegen gerne auch mal über mehrere Tage hinweg zu tun. In den Nächten kühlt der Boden und damit auch die bodennahe Luft deutlich stärker aus als die darüber befindlichen Luftschichten. Die Temperatur nimmt also mit der Höhe zu.

Näheres dazu finden Sie zum Beispiel im Thema des Tages vom 04.11.2020, in dem Sie auch auf den Begriff der „maskierten Kaltfront“ treffen werden.
Dabei handelt es sich um nichts Weiteres als eine „handelsübliche“ Kaltfront. Gerade im Winterhalbjahr kann sie aber eine im Vorfeld vorhandene Inversionslage beenden, indem sie die bodennahe Kaltluft mit der darüber befindlichen, milderen Luftmasse vermischt. Damit wird es hinter der Kaltfront in den untersten Luftschichten also wärmer und nicht – wie eigentlich gewohnt – kälter.

Zum Abschluss spitzen die Kolleginnen und Kollegen die Ohren, wenn irgendwo der Begriff „Shapiro-Keyser“ fällt. Denn diese spezielle Tiefdruckentwicklung kann vor allem bei der Böenprognose einiges an Überraschung mit sich bringen. Böen bis in den (extremen) Orkanbereich sind dabei keine Seltenheit. Mehr dazu erfahren Sie im Thema des Tages vom 16.01.2015.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.12.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im November 2022:

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im November 2022*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Köln-Stammheim Nordrhein-Westfalen 9,7 °C +3,0 Grad
2 Helgoland Schleswig-Holstein 9,5 °C +1,9 Grad
3 Geilenkirchen Nordrhein-Westfalen 9,5 °C +3,7 Grad

Besonders kalte Orte im November 2022*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 2,3 °C +2,3 Grad
2 Deutschneudorf-Brüderwiese Sachsen 2,6 °C +0,8 Grad
3 Carlsfeld Sachsen 2,9 °C +2,5 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im November 2022**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 277,1 l/m² 154 %
2 Baiersbronn-Mitteltal Baden-Württemberg 222,9 l/m² 118 %
3 Freudenstadt-Kniebis Baden-Württemberg 212,8 l/m² 117 %

Besonders trockene Orte im November 2022**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Staaken Brandenburg 4,1 l/m² 10 %
2 Karlshagen Mecklenburg-Vorpommern 5,6 l/m² 11 %
3 Groß-Kiesow-Schlagtow Mecklenburg-Vorpommern 8,0 l/m² 14 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im November 2022**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Nossen Sachsen 124 Stunden 242 %
2 Dresden-Hosterwitz Sachsen 117 Stunden 205 %
3 Hoyerswerda Sachsen 117 Stunden 209 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im November 2022**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Glücksburg-Meierwik Schleswig-Holstein 16 Stunden 34 %
2 Itzehoe Schleswig-Holstein 26 Stunden 46 %
3 Schönhagen Schleswig-Holstein 30 Stunden 61 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int. Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse

Meteorologe Christian Throm
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 02.12.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst