Vom Winde verweht

Nachdem es gestern die recht frohe Botschaft für die Karnevalisten unter unseren Leserinnen und Lesern gab, sollen heute die Freundinnen und Freunde des Wintersports nicht zu kurz kommen. Der erste Blick führt uns deswegen nach Oberhof im Thüringer Wald, wo an diesem Wochenende die Weltmeisterschaften im Biathlon stattfinden. Während also diese Zeilen gerade in den Computer getippt werden, fliegen im dortigen Stadion die Kugeln wild durcheinander – und treffen bei weitem nicht so oft die Scheiben, wie man normalerweise erwarten würde.
Grund dafür sind die Nachwehen von Tief „Ulf”, welches inzwischen ins Baltikum abgezogen ist. Mit „Ulf” hat sich eine recht stramme nordwestliche Strömung eingestellt, die sehr milde Meeresluft aus Westen von kühlerer Luft im Nordosten trennt. In dieser Luftmassengrenze bilden sich nun wiederholt sogenannte Wellentiefs. Diese unterscheiden sich einerseits dadurch, dass sie durch diese größeren Tiefs gesteuert werden. Andererseits sind die auftretenden Wettererscheinungen räumlich deutlich begrenzter, können dafür aber umso intensiver ausfallen.
So auch am heutigen Samstag (18.02.2023). Mit Rand- oder eben Wellentief „Volker” überquert uns im Tagesverlauf ein solches Druckgebiet von West nach Ost. Bemerkbar macht sich dieses in zweierlei Hinsicht: Zunächst einmal fällt heute vor allem im Norden eine ganze Menge Regen. So sind bis zum heutigen Mittag (13 Uhr) an der Nordsee mitunter schon knapp 15 l/m² gefallen. Ein Augenmerk liegt dabei auch auf dem Harz, wo vor allem im Westteil staubedingt noch deutlich höhere Mengen um 30 l/m² oder mehr fallen können. Der andere Hauptakteur ist der Wind. Und dieser macht sich umfassend fast im ganzen Land bemerkbar. Mit Durchzug von „Volker” verschärft sich der Druckgradient spürbar und führt zu einer sehr deutlichen Windzunahme bis hin zu Wind-, und Sturmböen bis Stärke 8 Beaufort, vereinzelt auch bis 9 Beaufort, meist mit Geschwindigkeiten von 60 bis 75 km/h, an „ungünstigen” Stellen auch noch darüber.

DWD Vom Winde verweht

Und damit wieder zurück zum Biathlon nach Oberhof. Denn auch dort machen sich diese Windböen natürlich entscheidend bemerkbar. Nicht ohne Grund standen die heutigen Rennen schon mächtig auf der Kippe ob der möglichen Irregularität und der möglichen Gefährdung von Zuschauerinnen und Zuschauern durch die auftretenden Sturmböen. Letztendlich hat man sich aber für eine Durchführung der Rennen entschieden, aber dementsprechend chaotisch sahen die Schießergebnisse an den Ständen – insbesondere im Stehendanschlag – aus. Insgesamt konnten sich am Ende dabei in der Herrenstaffel die Franzosen vor den favorisierten Norwegern und den Schweden durchsetzen (Deutschland auf Platz 5).

DWD Vom Winde verweht

Etwas Hoffnung gibt es für das anschließende Damenrennen, denn zum späteren Nachmittag hin sollte der Wind allmählich etwas nachlassen, sodass die Bedingungen wieder etwas annehmbarer sein sollten, sieht man einmal von der Beschaffenheit des Schnees bei den viel zu milden Temperaturen in Kombination mit dem Wind ab.
Nicht unbedingt besser sieht es dann leider auch am morgigen Sonntag für die Wettbewerbe im Massenstart aus. Insgesamt gibt es nochmals die ein oder andere Windböe bei zwar nachlassendem Wind. Dafür regnet es im Zuge der dann weiter nach Süden vorstoßenden Luftmassengrenze vor allem um die Mittagsstunden recht kräftig bis in die Kammlagen. Und auch die Temperaturen sind weiterhin alles andere als winterlich. Auch morgen werden in und um Oberhof Werte von +4 bis +8 Grad erreicht.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.02.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wer weiß denn sowas?

Letzten Dienstag stellte Kai Pflaume in der Quizshow „Wer weiß denn sowas?“ die Frage: „Welche Wetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes umfasst lediglich Warnstufe 1?“. Die drei Antwortmöglichkeiten waren: a) Nebel, b) Gewitter oder c) Frost. Bernhard Hoëcker entschied sich zusammen mit seinem Quizpartner Richard Ringer für „Gewitter“, Elton und Julian Weber wählten „Frost“. Die Folge: Ein Aufschrei im Warndienst des Deutschen Wetterdienstes (DWD)! Wieso? Nun ja…

Blicken wir erst einmal auf das derzeitige Warnsystem des DWD. Es umfasst vier Warnstufen:

Stufe 1 (gelb) ist die niedrigste Kategorie und beschreibt Wetterwarnungen. Die erwartete Wetterentwicklung ist nicht ungewöhnlich, trotzdem können wetterbedingt Gefährdungen auftreten.

Stufe 2 (ocker) warnt vor markanten Wettererscheinungen. Die erwartete Wetterentwicklung ist zwar ebenfalls nicht ungewöhnlich, kann aber trotzdem gefährlich sein. Es können vereinzelt oder örtlich Schäden auftreten.

Stufe 3 (rot) steht für die Warnung vor Unwetter. Die erwartete Wetterentwicklung ist sehr gefährlich. Es können verbreitet wetterbedingte Schäden auftreten.

Stufe 4 (violett) beschreibt die höchste Warnkategorie, nämlich extremes Unwetter. Die erwartete Wetterentwicklung ist extrem gefährlich. Es können lebensbedrohliche Situationen entstehen und große Schäden und Zerstörungen auftreten. Häufig sind dabei größere Gebiete betroffen.

Nun zurück zu den Antworten der Quizkandidaten. Bei Gewittern könnte man natürlich denken: „Ein Blitz ist immer gleich gefährlich, also dürfte es hierfür auch nur eine Warnstufe geben.“ Allerdings gehen Gewitter häufig mit Begleiterscheinungen wie Böen, Starkregen und Hagel einher, die ihrerseits wieder Warnstufen zugeordnet werden. Die Böen umfassen dabei die gesamte Warnstufenpalette von 1 bis 4, Starkregen kann der Warnstufe 2, 3 oder 4 zugeordnet werden und Hagel hält sich entweder in Stufe 2 oder 3 auf. Ein Gewitter wird nun mit der stärksten Stufe, die die vorhandenen Begleiterscheinungen erfüllen, bewarnt. Somit umfassen Gewitter alle vier Warnstufen. Das Team Hoëcker lag mit Antwort b) also falsch.

Wie sieht es nun mit dem Frost aus? Team Elton dachte sich vielleicht: „Entweder es gibt Frost oder eben nicht. Das wär dann eine einzige Warnstufe.“ Tatsächlich ist dieser Gedanke aber nur bis -10 Grad richtig. Wird es noch kälter, spricht man von „strengem Frost“, der als markantes Wetterereignis definiert ist und damit in Warnstufe 2 fällt. Die Aussage von Kai Pflaume, dass das markante Ereignis bei Frost Dauerfrost wäre, ist dagegen falsch. Frost umfasst also zwei Warnstufen und ist damit auch nicht die korrekte Antwort auf die Frage von Kai Pflaume.

Richtig gewesen wäre Antwort a) Nebel! Vor Nebel wird gewarnt, sobald die Sichtweite überörtlich unter 150 m sinkt. Dafür ist ausschließlich Warnstufe 1 vorgesehen.

Und, hätten beziehungsweise haben Sie’s gewusst? Auf jeden Fall verstehen Sie nun sicherlich den oben erwähnten Aufschrei nach Bekanntgabe der gewählten Antworten. Aber so ist das nun mal bei Quizshows. Ist man nicht vom Fach, fragt man oftmals: „Wer weiß denn sowas?“

Dipl.-Met Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.02.2023
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Sonniges Samba-Röckchen oder flauschiges Wolken-Kostüm?

Lange haben die Fans der 5. Jahreszeit darauf gewartet und hingefiebert, jetzt ist es endlich soweit: Der Höhepunkt der Karnevalssaison steht bevor. Wie so oft ist dabei auch das Smalltalk-Thema Nummer 1 nicht ganz unwichtig: Das Wetter. Wird es auch von oben „feuchtfröhlich“ oder kann die Sonnenbrille aufgesetzt werden? Hier ein Überblick:

– Am Samstag wird es in weiten Teilen des Landes grau und windig. Da sich eine schleifende Regenfront quer über der nördlichen Mitte Deutschlands festsetzt, bietet sich vor allem im Norden und der Mitte ein regenfestes Kostüm an. Wie wäre es als Taucher, Angler im Friesennerz oder Mary Poppins mit großem Regenschirm (letzteres eher Richtung Norden, wo der Wind schwächer ist)? In Mainz, etwas südlicher gelegen als Köln (und damit weiter weg von dem Regenstreifen) könnte es bis zum Abend auch nur bei ein paar Tropfen bleiben. Die Temperaturen klettern im äußersten Norden und Nordosten auf 6 bis 9 Grad, sonst auf milde 10 bis 16 Grad.

DWD Sonniges Samba Roeckchen oder flauschiges Wolken Kostuem

– Am Sonntag können sich die Narren im Norden Deutschlands freuen, denn von dort setzt Wetterbesserung ein. Die Regenwolken ziehen über die Mitte nach Süden ab, in Köln und Mainz ist nur mit einzelnen schwachen Schauern zu rechnen. Wer auf Nummer sicher gehen möchten, kann erneut auf eine wetterfeste Kostüm-Variante setzen. Als Qualle mit großem transparenten Regenschirm (aber Obacht: Im Süden ist es erneut windig!) oder Oscar aus der Sesamstraße mit selbstgebastelter Mülltonne auf dem Kopf bleibt bestimmt alles trocken. Die Temperaturen liegen am Nachmittag in der Nordosthälfte bei 5 bis 9 Grad, in der Südwesthälfte bei 10 bis 14 Grad.

DWD Sonniges Samba Roeckchen oder flauschiges Wolken Kostuem 1

– Am Rosenmontag ist das Wetter zweitgeteilt: In der Nordhälfte ziehen mit einem stürmischen Westwind dichte Wolken vorüber, örtlich regnet es auch etwas. Idee für alle Wetterfans: Als Regenwolke gehen :-). In der Südhälfte hingegen setzt sich Hochdruckeinfluss durch: Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, mit etwas Glück auch bis nach Rheinhessen reichend, gibt die Sonne ihren großen Auftritt. Um etwas nachzuhelfen – wie wäre eine Verkleidung als Sonne? Bei Temperaturen zwischen 9 und 16 Grad (in den Fastnachtshochburgen Köln und Mainz um 13 Grad) müssen die klassischen Tier-Overalls jedenfalls nicht unbedingt her; das kurze Samba-Röckchen wählen vermutlich dennoch eher die Hartgesottenen. Falls bis in die Nacht gefeiert wird, sollten die Jecken aber in jedem Fall an ein Jäckchen denken, denn die Tiefstwerte liegen nur bei 8 bis 3 Grad.

DWD Sonniges Samba Roeckchen oder flauschiges Wolken Kostuem 2

– Am Dienstag bleibt die Wetter-Zweiteilung bestehen: Nördlich des Mains wolkig und ein paar Tropfen Regen, südlich des Mains Sonne-Wolken-Mix und trocken. Liegt man dazwischen, bietet sich vielleicht ein Kostüm als (Lotto-)Fee an, als (Wetter-)Frosch oder für alle Frostbeulen (nach 5 Nächten wenig Schlaf kann das schonmal vorkommen) vielleicht als Skifahrer?! Die Höchstwerte klettern am Nachmittag auf 9 bis 14 Grad.

– Und wenn dann am Mittwoch gesungen wird: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ wechseln sich Sonne, Wolken und schwache Schauer ab und das Thermometer zeigt von Nordost nach Südwest 8 bis 14 Grad an.

Wie auch immer sich das Wetter bei allen Unsicherheiten letztendlich zeigt: Wir wünschen allen Jecken, Närrinnen und Narrhalesen eine tolle Karnevalszeit. Und wer es lieber etwas entspannter mag, flüchtet (wie die Autorin dieses Textes) in weniger verrückte Gefilde und nimmt das Wetter, wie’s kommt.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.02.2023
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Die Atmosphäre nimmt wieder Fahrt auf und bringt mehr Abwechslung in die Wetterküche

Derzeit dominiert verbreitet noch hoher Luftdruck das Wettergeschehen in weiten Teilen Europa und somit auch in Deutschland. Das Absinken von Luft aus größeren Höhen sorgt schließlich für eine Inversion und je nach Feuchtegehalt sowie Orografie entweder für einen grauen oder sonnigen Wettercharakter. Unter Inversion versteht man in der Meteorologie die Umkehr des normalerweise mit der Höhe abnehmenden Temperaturverlaufs in einer mehr oder weniger dicken Schicht. Inversionen können durch großräumige Advektion von Warmluft oder durch Absinkvorgänge in der entsprechenden Höhe sowie durch Abkühlung der unteren Luftschichten entstehen.
Da das Hoch FEUKA seinen Schwerpunkt zunehmend nach Südosteuropa bzw. dem Mittelmeerraum verlagert und das Azorenhoch nicht nachstößt und weiter seine Kreise über dem Ostatlantik dreht, bekommt der hohe Luftdruck über West und Teilen Mitteleuropas Schwachstellen, die Tiefs mit ihren Tiefausläufern gleich nutzen. Den ersten Versuch unternimmt das Tief TOM westlich von Norwegen, dessen Kaltfront am Donnerstag den Norden Streifen soll. Das restliche Land profitiert noch hohem Luftdruck, der von Südwest- und Südeuropa noch bis nach Deutschland reicht.

DWD Die Atmosphaere nimmt wieder Fahrt auf und bringt mehr Abwechslung in die Wetterkueche

Doch auch dieses letzte Aufbäumen des Hochdruckeinflusses ist gezählt. Denn schon in der Nacht zum Freitag überqueren die ‚Tiefausläuferreste von Tief ULF die Nordhälfte des Landes und setzen den Startpunkt für einen unbeständigen und anfangs auch windigen bis stürmischen Wettercharakter.
Denn am Freitag stehen sich tiefer Luftdruck von Neufundland bis nach Osteuropa und hoher Luftdruck von den Azoren bis den östlichen Mittelmeerraum gegenüber. Die Folge ist eine teils kräftige westliche Grundströmung, mit der wiederholt atlantische Tiefs nach Europa ziehen. Am Freitag kann sich dabei ein Tief zu einem Sturmtief entwickeln, welches vom Meeresgebiet nordwestlich von Schottland über den Süden Norwegensund Schwedens in die Ostsee zieht. Infolgedessen erreicht uns auch das Frontensystems des Tiefs, welches das Land ostwärts überquert. Neben den entsprechend, teils kräftigen Niederschläge erreicht das Land aber auch das Sturmfeld des Tiefs. Vor allem in der Nordhälfte von Deutschland fegt der Wind in Böen mit steifen bis stürmischen Böen über das Land. Im Küstenumfeld und im Bergland sind dann auch Sturmböen und an exponierten Küstenabschnitten sogar schwere Sturmböen zu erwarten. Auf einzelnen Gipfel der Berge herrscht schwerer Sturm bis Orkan. Insgesamt bleibt der windige bis stürmische wind bis Samstag erhalten, bevor er von Westen und Südwesten deutlich nachlässt. Der unbeständige Wettercharakter ist da etwas hartnäckiger und dominiert in der Wetterküche bis Montag.

DWD Die Atmosphaere nimmt wieder Fahrt auf und bringt mehr Abwechslung in die Wetterkueche 1

Die Temperaturen bleiben dabei auf einem für die Jahreszeit hohen Niveau. Aufgrund der westlichen bis südwestlichen Strömung gelangt teils sehr milde Atlantikluft ins Land und lässt 8 bis 16 Grad zu, mit den höchsten Werten am Samstag. Nur im Dauergrau ist es etwas kühler. Ab Sonntag kann hinter der nach Süden vorankommenden Kaltfront kühler Luft von Norden das Land fluten und bei Temperaturen zwischen 6 und 11 Grad langsam wieder den normalen Temperaturbereich für Februar erreichen.
Was die Niederschlagsverteilung betrifft, so gibt es bis Sonntagabend je nach Sichtweise Gewinner und Verlierer. Vor allem Teile des Nordostens bekommen nur wenig Regen ab. Dort dominiert der Sturm. Anders sieht es in der Mitte aus. In einem Streifen von NRW und dem südlichen Emsland bis zum Erzgebirge und Bayrischen Wald regnet es teils kräftig und länger anhaltend. Akkumuliert bis Sonntagabend sind in diesen Regionen verbreitet 10 bis 25 l/qmzu erwarten. Im Weststau der Berge können auch 20 bis 40 l/qm fallen. Etwas unsicher ist noch, inwieweit sich Niederschläge an den Alpen bzw. dem Schwarzwald stauen können Während das deutsche ICON derzeit noch etwas passiver unterwegs ist, und „nur“ 5 bis 15, lokal bis 20 l/qm zeigt, lässt das IFS des ECMWF im gleichen Zeitraum schon 15 bis 30, lokal bis 40 l/qm zu. Beim ICON kommt jedoch der Alpenraum nicht davon, sondern wird erst ab Sonntagabend stärker getroffen, sodass bis Montagabend durchaus teils warnwürdige Regenmengen zusammenkommen. Insgesamt sind die Unsicherheiten bezüglich der räumlichen und auch stärke der Niederschläge ab Samstag zunehmend unsicher

Diplom Meteorologe Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.02.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Heiter bis wolkig

In Wetterberichten sind oft Formulierungen wie „heiter“, „gebietsweise trocken“, „zeitweise Regen“ oder auch „ungewöhnlich mild“ zu lesen oder zu hören – die zwar irgendwie allgemein geläufig sind, aber deren genaue meteorologische Bedeutung wahrscheinlich nur wenigen bekannt ist. Ein kleiner Überblick:

Bewölkungsbezeichnungen

In der Meteorologie wird der Bedeckungsgrad des Himmels in Achteln angegeben. Ist es also wolkenlos, beträgt der Bedeckungsgrad null Achtel; gibt es ungefähr gleich viele wolkige wie sonnige Anteile, spricht man von vier Achteln; und lässt sich die Sonne gar nicht blicken, ist es bedeckt bei acht Achteln.

– wolkenlos, klar (nur nachts): null Achtel Bedeckungsgrad. Sonnenscheindauer: 100 %
– sonnig: null bis ein Achtel niedrige und/oder mittelhohe Wolken (hohe Cirrus-Wolken auch deutlich mehr). Sonnenscheindauer: 90-100 %
– heiter, leicht bewölkt (nur tags), gering bewölkt (nur nachts): ein bis drei Achtel niedrige und/oder mittelhohe Wolken (Cirrus auch deutlich mehr). Sonnenscheindauer: 50-90 %
– wolkig: vier bis sechs Achtel niedrige und/oder mittelhohe Wollen (Cirrus auch deutlich mehr). Sonnenscheindauer: 20-50 %
– stark bewölkt: sieben Achtel tiefe Wolken und/oder mittelhohe Wolken. Sonnenscheindauer: 0-20 %
– bedeckt: acht Achtel tiefe und/oder mittelhohe Wolken. Sonnenscheindauer: 0 %
– wechselnd bewölkt: Wiederholt deutliche Änderungen des Bedeckungsgrades, z.B. nach einem Frontdurchgang („Rückseitenwetter“)oder beim raschen Durchzug kleinräumiger Wolkenfelder. Sonnenscheindauer: 20-60 %

Verbreitung von Niederschlag

– vereinzelt/einzelne: weniger als 10 % des Vorhersagegebietes sind betroffen
– örtlich: 10-20 % des Vorhersagegebietes
– gebietsweise: 20-50 % des Vorhersagegebietes
– verbreitet: mehr als 50 % des Vorhersagegebietes

Dauer von Niederschlag

– gelegentlich: weniger als 30 % des Vorhersagezeitraums
– zeitweise: 30-60 % des Vorhersagezeitraums
– überwiegend: mehr als 80 % des Vorhersagezeitraums

Temperaturangaben

Liegen die Höchstwerte im Februar über 14 °C (was in dieser Woche noch der Fall sein könnte), ist es „ungewöhnlich mild“. Verbleiben die Temperaturen im August unter 14 °C, ist es hingegen „sehr kühl“. Diese klimatologische Einordnung (siehe Abbildung) wurde anhand der Stationsreihe Kassel (1981-2010) erstellt und ist zugebenermaßen schon „etwas in die Jahre gekommen“. Sie wird daher zurzeit überarbeitet und an die Klimaveränderungen angepasst.

DWD Heiter bis wolkig 1

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.02.2023
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Schwere Waldbrände in Chile

Seit Anfang Februar wüten außergewöhnlich schwere und tödliche Waldbrände in Chile. Anhand der Satellitenbildsequenz (siehe Abbildung 1) bekommen wir eine vage Vorstellung von dem Ausmaß der Brände. Wenn selbst vom Weltraum aus deutlich erkennbar wird, wie aus grünen Flächen „plötzlich“ dunkelbraun verbrannte werden, muss es sich um gewaltige Brandherde handeln. Tatsächlich wird die binnen weniger als 10 Tagen niedergebrannte Fläche auf über 350.000 Hektar beziffert. Das entspricht fast das 1,5-fache des Saarlandes. Über 1000 Haushalte wurden komplett zerstört, dutzende Menschen starben. Die Ursachen der Katastrophe sind dabei nicht nur meteorologischer, sondern auch kultureller Natur.

DWD Schwere Waldbraende in Chile

Ein Blick auf die Witterung der letzten Wochen und Monate zeigt, dass es in Chile nicht nur langanhaltende Phasen viel zu hoher Temperaturen gab, sondern auch extrem wenig Niederschlag. In Santiago de Chile beispielsweise war es im November und Dezember über Wochen 2 bis 4, teilweise bis 6 Grad zu heiß (siehe Abbildung 2). Im Mittel waren die vergangenen 90 Tage knapp 2 Grad zu warm. Höchsttemperaturen über 30 Grad Celsius standen fast auf der Tagesordnung. Nach kurzer Verschnaufpause legte Ende Januar die nächste Hitzewelle los. Bei Waldbränden spielt die Temperatur aber eigentlich nur eine untergeordnete Rolle, viel entscheidender ist die Trockenheit, hervorgerufen durch niederschlagsarme Witterung. In der Stadt Chillán zum Beispiel regnete es zwischen Mitte November und Mitte Januar überhaupt nicht, der geringe Regen in der zweiten Januarhälfte war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Obwohl wir uns in Chile zurzeit in der sommerlichen Trockenzeit befinden, wären auf Basis der vieljährigen Mittelwerte in den vergangenen 90 Tagen immerhin etwa 60 l/m² zu erwarten gewesen. Somit baute sich im Laufe der Zeit ein durchaus veritables Niederschlagsdefizit auf. Die Niederschlagsarmut kann in Verbindung mit “ La Niña„, einer großräumigen Zirkulationsanomalie gesehen werden, die Trockenheit an der Pazifikküste Südamerikas begünstigt (siehe ). Heißer, trockener Wind fegte jüngst über die ausgetrockneten Landschaften und wirkte wie ein Brandbeschleuniger – die meteorologischen Voraussetzungen für gefährliche Waldbrände waren geschaffen.

DWD Schwere Waldbraende in Chile 1

Für die Entzündung von Waldbränden bedarf es allerdings immer einer Zündquelle, Spontanentzündungen sind erst ab mehreren Hundert Grad Celsius möglich. Zündquellen können natürlich sein, zum Beispiel in Form eines Blitzeinschlages. In den allermeisten Fällen ist aber der Mensch oder die Folgen seines Handelns verantwortlich, sei es vorsätzlich, z. B. durch Brandstiftung, oder unbeabsichtigt durch unvorsichtiges oder fahrlässiges Verhalten.

Ein weiterer kultureller Aspekt stellt die in Chile von Monokulturen dominierte Forstwirtschaft dar. Insbesondere die ausgedehnten, eigentlich in Australien beheimateten Eukalyptus-Plantagen sind ein gefundenes Fressen für die Flammen, da sie recht wenig Feuchtigkeit, dafür aber reichlich Öle enthalten, die sich fast explosiv entzünden.

DWD Schwere Waldbraende in Chile 2

Da Veränderungen in einem über viele Jahrzehnte gewachsenen „Wald-Modell“ nicht innerhalb kürzerer Zeit zu erwarten sind, bleibt nur die Hoffnung auf einen Wetterumschwung. Doch auch dieser bleibt zumindest in den kommenden Tagen erst einmal aus. Mit Regen ist ausgerechnet in den von den Waldbränden betroffenen Regionen nicht zu rechnen (Abbildung 3).

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.02.2023
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Macht Hoch FEUKA zu früh schlapp?

Nicht viel Neues gibt es auch am heutigen Sonntag vom Wetter in Deutschland zu berichten. Hoch ELISABETH ist nach Südosteuropa gewichen, in die Bresche springt Hoch FEUKA. Dieses neue Hoch sorgt für anhaltend ruhiges und mildes Wetter. Das bei teils zweistelligen Tageshöchsttemperaturen mit Winter kaum etwas zu tun hat, sieht man mal vom wieder etwas vermehrt aufkommenden nächtlichen Frost ab. Ansonsten wird das Duell Nebel/Hochnebel vs Sonnenschein jeden Tag aufs Neue ausgetragen. Sollten die Wettermodelle Recht behalten, werden der Westen, Süden und die Mitte Deutschlands dabei öfter gewinnen als der Norden und Nordosten.

Der Name des neuen Hochs FEUKA hat dabei eine sehr interessante Geschichte. Seit November 2002 können in Deutschland im Zuge der „Wetterpatenschaft“ Namen für Hoch- und Tiefdruckgebiete beim Institut der Freien Universität (FU) Berlin erworben werden (siehe dazu auch das Genau das hat sich wohl auch der Festausschuss des Euskirchener Karnevals e.V. (abgekürzt FEuKa) gedacht und im vergangenen Jahr eine Patenschaft für ein Hoch mit dem Anfangsbuchstaben „F“ in diesem Jahr gekauft. In der Namensliste für Hochdruckgebiete landeten sie daher in der alphabetischen Reihenfolge auf Platz 6. Erfahrungsgemäß erfolgt die Namensvergabe für ein Hoch auf diesem Platz zwischen Februar und März. Tatsächlich gab es die Taufe am 7. Februar 2023, als sich das Hoch über Grönland bildete. Allerdings sind von der FU als Vorgabe nur tatsächlich existierende Vornamen zugelassen. Glücklicherweise wurde man auf der Suche nach dem Namen aber fündig. Nach Angaben des Karnevalsvereins gab es mal eine Frau gleichen Namens, die in Niedersachsen mittig im Dreieck von Emden, Jever und Oldenburg begraben liegt. So wurde die Benennung doch noch möglich.

DWD Macht Hoch FEUKA zu frueh schlapp

Mittlerweile ist das Hoch über den Britischen Inseln und Westeuropa angekommen. In den nächsten Tagen wird es seinen Schwerpunkt nach Mitteleuropa verlagern. So hat das Hoch passenderweise in der Karnevalszeit den Namen eines Karnevalsvereins!

Stellt sich also die Frage, ob das Karnevalshoch (oder Faschingshoch, usw.) auch zum Höhepunkt des Straßenkarnevals, der ab Donnerstag mit der Weiberfastnacht beginnt und mit dem Aschermittwoch in der übernächsten Woche endet, durchhält oder ob es schon vorher schlappmacht? Die meisten Wettermodelle sind der Meinung, dass es nur bis zum Donnerstag bei uns regieren und dann über dem Balkan im wahrsten Sinne des Wortes in Luft auflösen wird. Damit schafft das Hoch dann Platz für Ausläufer von Tiefdruckgebieten, die ab Donnerstagnachmittag oder -abend Deutschland erreichen und für wechselhaftere Witterung mit mehr Niederschlägen und Wind bei allerdings weiterhin milden Temperaturen sorgen sollen.

DWD Macht Hoch FEUKA zu frueh schlapp 1

Gibt es also bei den vor allem ab Samstag stattfindenden Karnevalsumzügen kein „schönes“ Wetter? Das wird von den Wettermodellen noch unterschiedlich beantwortet, allerdings gibt es eine Tendenz zur Rückkehr des Hochdruckeinflusses vor allem ab Sonntag. Über den Britischen Inseln und Westeuropa formiert sich ein neues Hoch, das insbesondere den Südwesten Deutschlands erfassen soll, während der Nordosten eher in einer nordwestlichen, von leichtem Tiefdruckeinfluss geprägten Strömung verbleibt. Das wäre für die Karnevalshochburgen im Westen und Südwesten eine gute Nachricht. Nur das Hoch heißt dann nicht mehr FEUKA, sondern wahrscheinlich GABRIELA oder HAZAL. Diese Namen stehen als 7. und 8. auf der Namensliste.

Dipl.-Met Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.02.2023
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Kaltlufttropfen – Der Schönwetterverderber

Der Zeiger des Wandbarometers steht auf „schön“ und misst einen Luftdruck von 1040 hPa, auf dem Display der „intelligenten“ Wetterstation im Wohnzimmer leuchtet ein Sonnensymbol. Beim Blick aus dem Fenster sieht man aber dunkle Schauerwolken, plötzlich blitzt und donnert es sogar und Graupelkörner tanzen auf Dächern und Straßen. Merkwürdig! Auch die Wetterkarte in der Tageszeitung zeigt ein mächtiges Hochdruckgebiet über Europa. Was ist also der Grund für die vermeintlich „verkehrte Welt“ beim Wetter?

Ursache ist wahrscheinlich ein sogenannter „Kaltlufttropfen“. Dazu muss man wissen, dass nicht nur der Luftdruck in Bodennähe – den das heimische Barometer misst – über den Wettercharakter entscheidet. Auch die Druckverteilung in der Höhe, also der Luftdruck drei, fünf oder zehn Kilometer über unseren Köpfen, spielt beim Wetter eine entscheidende Rolle. So kann es sein, dass sich zwar im Bodenniveau ein großflächiges Hochdruckgebiet breitgemacht hat, in der Höhe jedoch ein kleines Tief herumwirbelt. Dieses bezeichnet man in der Meteorologie als Kaltlufttropfen (zur Namensherkunft später mehr).

Kaltlufttropfen befinden sich fast immer über den Randbereichen eines Bodenhochs (siehe Abbildungen). In der mittleren Troposphäre, also etwa fünf Kilometer über uns (500 hPa-Niveau) ist dieses nahezu kreisförmige Höhentief am stärksten ausgeprägt. Aber selbst auf Wetterkarten bis in 1,5 km Höhe (850 hPa-Niveau) ist ein Kaltluftbereich mit tieferem Luftdruck oft noch gut erkennbar. In den Bodenwetterkarten ist jedoch kein abgeschlossenes Tief mehr zu finden. Damit wären wir auch beim Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen einem Kaltlufttropfen und einem „gewöhnlichen“ Tief. Bei letzterem handelt es sich um ein hochreichendes Tiefdruckgebiet, das sowohl am Boden als auch in der Höhe ausgeprägt ist, während ein Kaltlufttropfen nur in der Höhe (über dem Bodenhoch) zu finden ist. Häufig (aber nicht immer) sind die Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks) um das Hochdruckgebiet unterhalb des Kaltlufttropfens zumindest noch etwas eingedellt. Zwischen 500 und 300 hPa (etwa 5,5 bis 10 km Höhe) ist rund um das Höhentief zusätzlich ein Starkwindfeld anzutreffen.

Man unterscheidet bei Kaltlufttropfen zwischen zwei Entstehungsmechanismen. Zum einen können sie durch einen Cut-Off-Prozess aus einem Höhentrog* entstehen (siehe Animation 1). Ist der Höhentrog weit nach Süden ausgedehnt, „tropft“ nicht selten ein Höhentief ab. Dieser Kaltluft“tropfen“ wird nun durch die bodennahe und meist schwache Strömung gesteuert. Kaltlufttropfen können aber auch das Relikt eines ursprünglich hochreichenden Tiefdruckgebiets sein, wobei sich durch Reibungsprozesse das Bodentief aufgelöst hat und nur noch der Kaltlufttropfen in der Höhe übrigbleibt.

Kaltlufttropfen treten überwiegend im Winterhalbjahr auf, kommen aber auch im Sommer vor. Im Gegensatz zu Bodentiefs besitzen sie keine Fronten, weil sich die kälteste Luft in der Mitte der in etwa kreisförmigen Gebilde sammelt, daher der Name „Kaltluft“tropfen.

Diese kalte Höhenluft ist der Grund, weshalb Kaltlufttropfen zum „Schönwetterverderber“ werden. Die Temperaturabnahme mit der Höhe ist unterhalb des Kaltlufttropfens stärker als in der Umgebung, die Luftschichtung wird also labilisiert. Dadurch entstehen (trotz hohen Luftdrucks am Boden) Schauer und manchmal sogar Kaltluftgewitter.

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber 1

Einen besonders gut ausgeprägten und sehr langlebigen Kaltlufttropfen gab es im März vergangenen Jahres. In der Nacht zum 19. März tropfte der Kaltlufttopfen östlich von Schweden über der Ostsee aus einem Höhentrog ab und zog nach Polen. Während von Dänemark bis zum Baltikum mit teils über 1050 hPa für die Jahreszeit rekordverdächtig hohe Luftdrücke gemessen wurden, lag der Kaltlufttropfen am Nachmittag mitten über Deutschland, wo am Boden immerhin noch rund 1040 hPa vorherrschten (Abb. 1). Dennoch bescherte uns der Kaltlufttropfen windiges und wechselhaftes Wetter mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern. Mit der östlichen Strömung an der Südseite des mächtigen Hochs „schwamm“ der Kaltlufttropfen wie ein Fettauge auf der Suppe westwärts nach Belgien und bis zum 21. März zur Nordsee (Abb. 2). Auf dem Satellitenbild waren die Wolkenspiralen und auf der Höhenkarte der runde Kaltlufttropfen gut erkennbar, auf der Bodendruckkarte sah man hingegen lediglich eine kleine Delle an der Westseite des Hochs. In den Folgetagen wanderte der Kaltlufttropfen weiter im Uhrzeigersinn um das Hoch, überquerte den Süden Skandinaviens und erreichte in der Nacht zum 23. März seine Geburtsstätte über der Ostsee (Abb. 3). Dort war seine Reise noch immer nicht zu Ende. Er zog weiter seine Kreise über die Baltischen Staaten und Belarus zur Ukraine. Am Nachmittag des 24. März erkannte man eine wunderschöne Wolkenspirale im Bereich des Kaltlufttropfens inmitten einer riesigen wolkenfreien Zone, die sich von Frankreich über Mitteleuropa bis nach Russland erstreckte (Abb. 4). Erst am 26. März löste sich der Kaltlufttropfen über der Osttürkei auf, nachdem er innerhalb von gut acht Tagen mehr als 6500 Kilometer zurücklegte. In den nachfolgenden Animationen können Sie die Reise durch Europa eindrucksvoll nachverfolgen.

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber 2

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber 3

Zurück in die Gegenwart. Bis weit in die kommende Woche hinein bestimmt ein mächtiges Hochdruckgebiet unser Wetter. In der zweiten Wochenhälfte simulieren die Wettermodelle aber immer wieder die Bildung eines Kaltlufttropfen mit den typischen Wetterkapriolen. Ob dieser auch das Wetter bei uns in Deutschland aufmischt, ist aus heutiger Sicht aber noch nicht vorhersagbar. Es bleibt also spannend.

* In der Höhe entstehen anders als am Boden in der Regel wellenartige Druckverteilungen mit Trögen tiefen Luftdrucks (auf der Nordhalbkugel nach Süden ausgewölbte Wellentäler) und Rücken hohen Luftdrucks (nach Norden gewölbte Wellenberge).

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber

DWD Kaltlufttropfen Der Schoenwetterverderber 1

Dr. rer. nat Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Gabrielle

Schon seit ein paar Tagen wird das Wettergeschehen rund um Australien kritisch beobachtet. Nordöstlich und nordwestlich des Landes entwickelten sich bereits am vergangenen Wochenende Tiefdrucksysteme, die vor wenigen Tagen zu tropischen Zyklonen anwuchsen. Das nordwestliche Tief wurde FREDDY getauft. Er trifft auf seinem Weg westwärts nicht auf bewohntes Land und wütet hauptsächlich über Meer. Das nordöstliche Tief wurde GABRIELLE genannt und entwickelte sich inzwischen zu einem tropischen Zyklon der Kategorie 3 (Windgeschwindigkeit zwischen 165 und 224 km/h).

DWD Gabrielle

Während FREDDY also eher uninteressant ist, zieht GABRIELLE nun zwischen Australien und Neukaledonien südostwärts in Richtung Neuseeland und wird dort ab Samstag unserer Zeit für heftige Regenfälle und ab Sonntag für stürmischen Wind sorgen. Die Zugbahn ist noch nicht ganz sicher, zumal sich GABRIELLE auf ihrem Weg südostwärts in ein außertropisches Tief umwandelt und abschwächt. Aktuell wird erwartet, dass es die nördliche Insel als Kategorie 1 Zyklon (Windgeschwindigkeit zwischen 90 und 125 km/h) erreicht. Es ist aber davon auszugehen, dass mindestens der nördliche Teil Neuseelands betroffen ist.

DWD Gabrielle

Die Windspitzen erreichen aktuellen Berechnungen zufolge Böen zwischen 100 und 120 Kilometern pro Stunde, was schweren Sturmböen (Bft 10) bis hin zu Orkanböen (Bft 12) entspricht. Punktuell sind auch stärkere Böen möglich. Die exakte Verteilung der höchsten Windgeschwindigkeit hängt stark von der Zugbahn des Tiefs ab. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass an den Küsten der nördlichen Regionen mindestens schwere Sturmböen auftreten. Mit dem Wind einhergehend nimmt die Wellenhöhe zu, sodass küstennah auch eine Sturmflut möglich ist.

DWD Gabrielle

Wie bereits oben geschrieben, bringt GABRIELLE heftige Regenfälle. Bis Montagabend mitteleuropäischer Zeit (MEZ) werden in den nördlichen Regionen Neuseelands bis zu 300 Litern pro Quadratmeter erwartet. Allein zwischen Sonntagabend und Montagmittag (MEZ) können regional 150 bis 200 Liter pro Quadratmeter fallen. Überschwemmungen und Erdrutsche können die Folge sein. Wie schon der Wind, hängt auch die exakte Regenmenge von der tatsächlichen Zugbahn ab.

DWD Gabrielle 1

DWD Gabrielle 1

Am Mittwoch unserer Zeit zieht das Tief süd-südostwärts ab. Damit lassen Regen und Wind rasch nach.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.02.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die nächste Stratosphärenerwärmung kommt!

Eine plötzliche Stratosphärenerwärmung tritt statistisch gesehen alle zwei Jahre im nordhemisphärischen Winter auf. Per Definition spricht man von einem „major sudden stratospheric warming“ oder einer markanten plötzlichen Stratosphärenerwärmung, wenn neben einem starken Temperaturanstieg (über 25 Grad in wenigen Tagen) in der oberen und mittleren Stratosphäre über dem Nordpol (siehe Grafik) der westliche Wind (zonal gemittelt, also auf einem Breitengrad, hier 60 Grad N zirkumpolar) in 10 hPa (in etwa 31 km Höhe) komplett auf Ostwind dreht, also reversiert.
Ein „minor stratospheric warming“ (schwächeres Ereignis) geht ebenso mit einer markanten Temperaturerhöhung in der polaren oberen bis mittleren Stratosphäre, allerdings nicht mit einer kompletten Windumkehr in 10 hPa/ 60 Grad Nord, einher.

DWD Die naechste Stratosphaerenerwaermung kommt

Hintergrund der Definition für ein Major-SSW ist eine markante (und möglichst nachhaltige) Schwächung des stratosphärischen Polarwirbels (SPV), die in der Regel auch eine großräumige Veränderung troposphärischer Zirkulationsmuster nach sich zieht.

Ende Januar fand nun bereits ein Minor-Warming statt, wobei ein Teil der Entstehungsgeschichte dafür im  angerissen wurde. Die Auswirkungen dieses Minor-Warmings auf die Troposphäre waren bzw. sind aufgrund obiger Bedingungen stark limitiert, weil eine dynamische Kopplung Stratosphäre-Troposphäre in der Regel nicht stattfindet. Wesentlich für die weiter unten beschriebene Entwicklung in Richtung eines Major-SSW ist allerdings schon die vorherige Schwächung des Stratosphärischen Polarwirbels (SPV) durch das Minor-Warming.

Nun kündigt sich nach Monatsmitte eine weitere plötzliche Stratosphärenerwärmung (SSW) an, wobei die Modelle (EZMWFGFS) diesmal von einem Major-SSW ausgehen. Eine bestimmte synoptische Konstellation (neben dem Alëuten-Tief sei hier auch das Muster Skandinavien-Hoch, kombiniert mit Grönland-Tief zu erwähnen) ermöglicht bei langen quasistationären planetaren Wellen mit großer Amplitude verstärkte meridionale und vertikale Wellenflüsse in Richtung Arktische Stratosphäre. Diese Rossby-Wellen breiten sich mit der Zeit bis in die mittlere und obere Stratosphäre aus, vergrößern dort aufgrund geringerer Dichte noch ihre Amplitude in Richtung polare Stratosphäre, brechen somit verstärkt und dissipieren im Verlauf (lösen sich auf) unter starker Wärmefreisetzung.

Beim bevorstehenden Major-SSW geht man zunächst erneut von einem „Displacement“ (Verschiebung) des SPV vom Pazifik her aus. Bei diesem Ereignis (gerade in Kombination mit vorherigem Minor-Warming) ist eine nachhaltige Störung bzw. Schwächung des SPV zu erwarten, womit wir schon bei den Auswirkungen sind, die uns erwarten könnten.

Bei einem Major-SSW setzt sich die Störung (Erwärmung und Ostwinde, also Temperatur und Geopotenzial) mit der Zeit dynamisch von der oberen und mittleren bis in die untere Stratosphäre, schließlich bis in die Troposphäre durch (kanonisch mit der Folge hohen Luftdrucks bzw. entsprechend hohen Geopotenzials in 500 hPa im Arktisumfeld, z.B. Grönlandblocking). Damit einher geht oft ein deutlich negativer Index der Arktischen und Nordatlantischen Oszillation (AO bzw. ), wobei durch die Windumkehr bei vermehrt meridionalen Strömungsmustern arktische Luftmassen weit nach Süden vordringen. Die Fachliteratur beschreibt hierbei Eurasien gegenüber Nordamerika als bevorzugt beeinflusste Region.

Prinzipiell werden SSW-Ereignisse mittlerweile relativ gut durch die Wettermodelle erfasst (etwa ab 7 bis 9 Tage vor dem Ereignis, da die Globalmodelle bis in die Stratosphäre hinauf relativ gut aufgelöst rechnen, sowohl vertikale als auch horizontale Level). Probleme bestehen allerdings weiterhin bei der dynamischen Kopplung Stratosphäre – Troposphäre einerseits und bei der Zuordnung zu möglichen troposphärischen Strömungsmustern andererseits. Letztere weisen doch eine hohe Variabilität auf, auch abhängig vom synoptischen Muster unmittelbar vor dem SSW. Ein anderes Problem ist die Abfolge der Auswirkungen, stellen sich doch die troposphärischen Muster immer deutlich zeitlich, häufig auch räumlich versetzt um, was wiederum mit der vertikalen Ausbreitung der Wellenflüsse (von oben nach unten) zusammenhängt.

Ein SSW-Ereignis kann die troposphärische Zirkulation bis zu zwei Monate nachhaltig beeinflussen. Das kommende Major-SSW wird von den Modellen wie EZMWF und GFS bereits recht konsistent simuliert. Nun bleibt abzuwarten, wie und vor allem wann die troposphärische Reaktion auch diskret in den Modellen erscheint. Um die klassischen troposphärischen Muster in den Modellen oder Ensemble-Vorhersagen zu erkennen, ist noch etwas Geduld erforderlich.

Einzig anhand der aktuellen Streuung der Ensemble-Vorhersage für den NAO-Index (einschl. einzelner Member mit bereits NAO negativ am Ende der Vorhersagezeit von 15 Tagen) sieht man eine mögliche Entwicklung als Folge der zu erwartenden stratosphärischen Störung.

Dipl.-Met.Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.02.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst