„70 Jahre zwischen Natur und Gesellschaft“ – die Ausstellung des Deutschen Wetterdienstes

Wie entsteht eine Wettervorhersage? Wann wird vor Unwettern gewarnt? Wie wirkt sich der Klimawandel auf Städte und die Landwirtschaft aus? Und wie erhalten Schiffskapitäne und Flugzeugpiloten eigentlich ihre Wettervorhersagen? Spannende Fragen rund um Wetter und Klima werden derzeit von den Expert:innen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages in Berlin beantwortet. Dort können Sie an verschiedenen Stationen einem Meteorologen bei seiner Arbeit über die Schulter schauen, eine automatische Bordwetterstation begutachten oder einen Wetterballon und einen Wettersatelliten hautnah erleben.

Dies und noch viel mehr bietet die Ausstellung „70 Jahre zwischen Natur und Gesellschaft“ im Paul-Löbe-Haus. Der 70. Geburtstag des DWD gab den Anlass zu dieser Präsentation. „Wir freuen uns sehr, dass wir am Sitz unseres Auftraggebers, des Parlaments, unsere Aufgaben und Leistungen präsentieren und zeigen können, wie wir als nationaler Wetterdienst unsere gesetzlichen Aufgaben zum Wohl der Menschen erfüllen“, betonte DWD-Präsident Professor Doktor Gerhard Adrian anlässlich
der Eröffnung.

DWD 70 Jahre zwischen Natur und Gesellschaft die Ausstellung des Deutschen Wetterdienstes

An insgesamt sieben Stationen erhalten die Besucherinnen und Besucher sowohl analog als auch digital bisher nicht gekannte Einblicke in die Welt von Wetter und Klima. So ist an der Eingangsstation erstmals das unterzeichnete Original-DWD-Gesetz aus dem Jahr 1952 zu sehen.
Darüber hinaus wird gezeigt, wie der DWD im täglichen Leben der Menschen präsent ist. Grundlage der Arbeit des DWD bilden meteorologische Daten aus Deutschland und der ganzen Welt. Gäste erfahren, wie der DWD diese Daten erfasst, verarbeitet und weltweit verbreitet oder wie er Wetter- und Klimamodelle entwickelt. Meteorolog:innen und Klimatolog:innen führen durch die Ausstellung und erklären, wie sie Wetter und Klima vorhersagen, wie der DWD die Bevölkerung vor gefährlichen Wetterereignissen warnt, wie der nationale Wetterdienst mit Einrichtungen des Katastrophenschutzes, der Bundeswehr und zahlreichen Kunden zusammenarbeitet, wie er den Klimawandel und seine Auswirkungen erforscht oder wie er verschiedenste Kunden zum Klimawandel berät. An verschiedenen Stationen gibt es Meteorologie „zum Anfassen und Bestaunen“.

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Täglich um 10.00 Uhr und 14.00 Uhr gibt es Führungen durch die Ausstellung, dienstags und donnerstags zusätzlich um 12.00 Uhr. Zudem bietet der DWD ein umfassendes und spannendes Vortragsprogramm an. Die Themen reichen von „Vom Schamanen zum Supercomputer – Wie entsteht eine Wettervorhersage?“ bis hin zu „Innovativen Wetter- und Klimadiensten für eine sichere Energieversorgung“. Eine vollständige Liste der Vorträge finden Sie in den Links unterhalb dieses Thema des Tages.
Die Ausstellung ist montags bis freitags von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Bis zum 12. Mai 2023 wird die Ausstellung noch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Eine Anmeldung zum Besuch, zu Führungen und Vorträgen im Voraus ist erforderlich. Für Schulklassen oder größere Gruppen können zusätzliche Führungen vereinbart werden. Details zur Anmeldung finden Sie ebenfalls in den Links.

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Foto © bundesfoto/Bernd Lammel – Telef.: +49 (172) 311 4885 – DEU / Berlin / 19.04.2023 / DWD-Ausstellung im Paul-Löbe-Haus, Berlin / „70 Jahre zwischen Natur und Gesellschaft“- unter diesem Motto stellt der Deutsche Wetterdienst (DWD) sein Portfolio vor. Vom 20. April bis 12. Mai zeigt der DWD im Foyer des Paul-Löbe-Hauses, wie er auf Basis des DWD-Gesetzes im Dienst der Gesellschaft steht. Mit einem Beitrag von etwas mehr als 4€ pro Steuerzahlendem, erfüllt der DWD ein umfassendes Aufgabenpaket zu Wetter und Klima – einem Themenkomplex, der nahezu alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche berührt und beeinflusst.

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M.Sc.Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

„Vasco“ sorgte für einen spannenden Freitag

Tief „Vasco“ sorgte am gestrigen Freitag (28.04.2023) für einen spannenden Wettertag. Das Tief zog mit seinem Kern im Tagesverlauf von der Deutschen Bucht über die Norddeutsche Tiefebene hinweg und erreichte in den heutigen Frühstunden die polnische Grenze. Im Gepäck hatte das Tief vor allem einige Gewitter und – was zum diesjährigen April passt – weiteren Regen. Selbstverständlich besteht seitens der Natur, die sich zurzeit in ihrer Wachstumsphase befindet, ein hoher Wasserbedarf. Die Böden sind jedoch bereits gut gesättigt. In der Pressemitteilung zum Deutschlandwetter im April 2023 betonte DWD-Sprecher Uwe Kirsche, dass der diesjährige April erstmals seit 15 Jahren wieder zu nass ausfiel.

DWD Vasco sorgte fuer einen spannenden Freitag

Und so passte auch die gestrige Wetterlage zum April 2023. Bereits in der Nacht zum Freitag und am Freitagvormittag zog von Westen die Warmfront von „Vasco“ auf und brachte etwas Regen. Im Südwesten und Süden fiel dieser auch teils schauerartig verstärkt und hielt tagsüber weiter an. Entsprechend wurden für den Schwarzwald und den unmittelbaren Alpenrand sogar Dauerregenwarnungen nötig, die rückblickend durchaus verdient waren. In den bewarnten Regionen kamen in 24 Stunden zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter (kurz: l/qm) vom Himmel, teils fielen die Niederschläge auch in kürzerer Zeit. Im Allgäu waren es sogar knapp über 60 l/qm. Die Station in Oberstdorf-Rohrmoos im Allgäu registrierte 66,1 l/qm. Die nahe gelegene Station Hinterhornbach auf österreichischer Seite meldete sogar 78 l/qm innerhalb eines Tages.

DWD Vasco sorgte fuer einen spannenden Freitag

Nach den Niederschlägen in der vorangegangenen Nacht und am Vormittag konnte man im Westen und Südwesten tagsüber durchaus spüren, dass „Gewitter in der Luft lagen“. Kein Wunder, denn die im sogenannten Warmsektor (Bereich zwischen der Warm- und Kaltfront eines Tiefdruckgebiets) einfließende Luft stammte ursprünglich aus der Biskaya und war somit nicht nur sehr mild, sondern auch sehr feucht. Die Temperatur erreichte am Nachmittag immerhin Werte zwischen 17 und 21 Grad, der Taupunkt (Luftfeuchtemaß; siehe auch DWD-Lexikon) lag am Nachmittag im Vorfeld der Gewitter teilweise bei 14 bis 16 Grad. Entsprechend fühlte sich die Luft durchaus recht drückend und schwül an. So bildeten sich schließlich im Nachmittagsverlauf in der Südwesthälfte teils kräftige Schauer sowie einige Gewitter.

Besonders stach eine Gewitterzelle heraus, die vom Ahrtal und Neuwieder Becken (Rheinland-Pfalz) über Mainz und dessen Vororte bis zum Odenwald zog und es in der Folge dann etwas abgeschwächt sogar bis Mitternacht noch zur Ostalb (Baden-Württemberg) schaffte. Somit legte die Zelle rund 320 Kilometer zurück. Insbesondere in Mainz und den umliegenden Ortschaften kam es Zeitungsberichten zufolge zu dutzenden Feuerwehreinsätzen. Heftige Böen deckten einige Ziegel ab, verursachten Schäden an Häusern und stürzten Bäume um. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Darüber hinaus setzte ein WarnWetter-App-Nutzer gegen 19:17 Uhr eine Hagelmeldung aus dem nahe gelegenen Bodenheim mit einer Korngröße von bis zu 3 cm ab.
Am heutigen Samstag kehrt nun erst einmal Ruhe in der Wetterküche ein. Hoch „Rixte“ schiebt sich von der Nordsee allmählich nach Deutschland und sorgt zunehmend für eine Wetterberuhigung. Während im Tagesverlauf vor allem im Osten und Süden noch Schauer, an den Alpen auch einzelne Gewitter auftreten, zeigt sich am morgigen Sonntag, dem letzten Apriltag, vielerorts die Sonne und es bleibt trocken.

Vasco sorgte fuer einen spannenden Freitag

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Das weiße Gold

„Edelgemüse“, „königliches Gemüse“, „Weißes Gold“ – viele heroische Synonyme ranken sich um die kulinarische Spezialität. Doch warum eigentlich? Immerhin können laut einer Umfrage 13% der Deutschen so gar nichts mit dem eigenen Geschmack anfangen. Bei stolzen 64% der Erwachsenen – und damit knapp zwei Dritteln – liegt er allerdings weit vorne in der Beliebtheitsskala. Im Schnitt verzehrt jeder Deutsche rund 1,5 Kilo pro Jahr. Das Wort „stolz“ ist auch ein gutes Stichwort, wenn es um den Preis geht. Trotz Inflation mitsamt gestiegener Produktionskosten sowie Erhöhung des Mindestlohns versuchen die Spargelbauern die Preise für die Verbraucher halbwegs stabil zu halten. Ein schwieriger Spagat…

DWD Das weisse Gold

Nach wie vor wird überwiegend per Hand geerntet, da er so nicht beschädigt wird. Entwicklungen um den Einsatz von Ernte-Robotern laufen auf Hochtouren, noch aber sind finanzieller Aufwand und Verluste zu hoch. Die immer noch vergleichsweise hohe Nachfrage hat längst die ausländische Konkurrenz auf den Plan gerufen. So haben gerade Gemüsehändler in den Mittelmeerländern (vor allem Spanien und Griechenland, die als ursprüngliche Heimat des Spargels gelten) die Lukrativität dieses Geschäftes für sich erkannt. Angesichts der jüngsten und extrem frühen Hitzewelle und Dürre in Spanien stellt sich allerdings schon die Frage, wie nachhaltig diese Konzepte sind. Und dennoch stellen Exporte nach Deutschland in der Vorerntezeit der hiesigen Spargelbauern ein lukratives Geschäft dar. Daher versucht man auch hierzulande durch beheizte Böden und dunkle Abdeckplanen (stärkere Absorption der Sonnenstrahlung und damit ebenfalls Erwärmung) die Ernte zu beschleunigen. Durch genannte Maßnahmen kann man immerhin bis zu 2 Wochen Zeit gewinnen. Das rechnet sich in der Summe allerdings immer weniger, weshalb viele Bauern ihre Anbauflächen für Spargel immer weiter verkleinert haben. Die Supermärkte reagieren auf das Kaufverhalten der Konsumenten und bedienen sich bei der billigeren Importware – ein Teufelskreis. Der Deutsche Bauernverband schlug bereits mehrmals Alarm, dass aus diesen Gründen Spargel und auch Erdbeeren eines Tages von den heimischen Feldern verschwinden könnten. „Vergangenes Jahr wurden Erdbeer- und Spargelflächen teilweise nicht mehr abgeerntet“, sagte Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied.

Spargel ist sehr wetterempfindlich. Er benötigt vor allem Sonne, Wärme und ein gesundes Maß an Feuchtigkeit. Spätfröste, wenig Sonnenschein und Staunässe sind normalerweise Gift für das sensible Gemüse. Besonders wohl fühlt es sich bei reichlich Sonnenschein, in humusreichen, lockeren Böden mit Temperaturen von mindestens 16 Grad und einem PH Wert um 6. Hierzulande startet die Spargelsaison üblicherweise Mitte April und endet traditionell am 24. Juni jeden Jahres (Johannestag oder auch „Spargelsilvester“). Längere Erntephasen sind zwar möglich – insbesondere bei verspätetem Beginn – der Spargel benötigt jedoch dringend die Regenerationsphase im Sommer für die nächste Saison, sagt doch eine alte Bauernweisheit: „Kirschen rot – Spargel tot!“. Allgemein gilt eine Ruhephase von 3 Monaten vor Auftreten der ersten Fröste im Herbst als ideal.

Aufgrund der aktuellen Witterung mit einem in etwa normal temperierten Frühjahr (März rund 1 Grad zu mild, April rund 1,5 Grad zu kühl im Vergleich zur Referenzperiode 1991-2020) gab es in einigen Regionen schon Ende März und vor allem zu den Osterfeiertagen den ersten einheimischen Spargel. Auch beim Sonnenschein gibt es kaum nennenswerte Abweichungen zum langjährigen Mittel. Allerdings ist im Vergleich zu den Vorjahren ein deutliches Niederschlagsplus zu verzeichnen. So folgte auf den nassesten März seit gut 20 Jahren nun der erste zu nasse April seit 15 Jahren. Sprich von 2009 bis 2022 fielen sämtliche Aprilmonate zu trocken aus. Bei etwas schweren Böden kann daher Staunässe zum Problem werden.

DWD Das weisse Gold

Aber auch die Spätfröste müssen im Blick behalten werden. So gab es in der Nacht zum Mittwoch über weiten Teilen der Landesmitte, in den Folgenächten gebietsweise auch weiter nördlich und östlich, leichte Luftfröste. In Bodennähe sank das Thermometer mitunter auf Werte um -5 Grad ab. Gerade bei mehreren Frostnächten in Folge oder mäßigen Nachtfrösten wird’s dann brenzlig. Für die kommende Woche deutet sich gerade für den Norden und Osten des Landes weiterhin erhöhtes Frostpotential an. Bleibt zu hoffen, dass die Ernteausfälle gering bleiben und die über 100.000 Tonnen Stangengemüse (laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2022 rund als 110.300 Tonnen Spargel in Deutschland geerntet) als Salat, Auflauf, im Schinken ummantelt oder mit Sauce Hollandaise garniert auf den Tellern landen.

Dipl. Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Zukunftstag 2023

Es passiert leider noch viel zu oft, dass junge Menschen ihre Berufsmöglichkeiten nicht kennen oder wahrnehmen, weil ihnen bereits in frühen Jahren geschlechterspezifische Rollen beigebracht werden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in technischen oder naturwissenschaftlichen Berufen Frauen seltener anzutreffen sind als Männer.
Der Girls Day oder Mädchen-Zukunftstag möchte genau dagegen etwas Tun und jungen Mädchen Berufe näherbringen, die sonst eher „was für Jungs“ sind. Dabei wird ein Augenmerk auf die Berufe und Studienfächer gelegt, in denen der Frauenanteil unter 40 % liegt.

DWD Zukunftstag 2023

Seit Beginn der Initiative im Jahre 2001 haben mehr als 2 Millionen Mädchen die Angebote der Girls Days wahrgenommen. Dabei waren Umfragen zufolge 94 % der Teilnehmerinnen mit dem Tag und den angebotenen Aktionen zufrieden. Etwa 42 % konnten sich nach dem Besuch des Girls Day vorstellen, in einem der besuchten Unternehmen zu arbeiten.

Andersherum gibt es in den Berufen aus den Bereichen Gesundheit/Pflege, Soziales und Erziehung weniger Männer als Frauen. Um den Jungs die Möglichkeiten und Vielfältigkeit der Berufe näher zu bringen, gibt es seit 2011 den Boys Day. Seither haben knapp 375.000 Jungs an Aktionen und Angeboten teilgenommen.

Auch beim DWD informieren sich heute Mädchen und Jungs über die verschiedenen Berufe in den technischen und naturwissenschaftlichen Zweigen des Wetterdienstes. In Hamburg führte der Kollege Frank Kahl die Jugendlichen durch die „heiligen Hallen“ und stand Rede und Antwort.

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Beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach durften die Jugendlichen im hauseigenen TV-Studio vor die Kamera und sich an einer Wettermoderation probieren.

DWD Zukunftstag 2023

Alle Beteiligten hatten wie immer sehr viel Spaß und haben viele neue Eindrücke mit nach Hause genommen. Wir beim Deutschen Wetterdienst freuen uns bereits jetzt schon auf den jugendlichen Besuch im nächsten Jahr.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wilder Ritt geht weiter

Das vergangene Wochenende war doch recht frühlingshaft. Die Sonne zeigte sich an vielen Orten für längere Zeit und Temperaturen um oder teils über 20 Grad lockten viele Menschen ins Freie. Man sehnt sich ja geradezu nach warmem Frühlingswetter. Dabei gab es am Samstag fast den ersten Sommertag diesen Jahres. Jena-Sternwarte (Thüringen) mit 24,6 Grad und Nienburg an der Weser (Niedersachsen) ebenfalls mit 24,6 Grad scheiterten nur knapp an der Schwelle eines Sommertages. Diese ist meteorologisch so definiert, dass mindestens 25,0 Grad erreicht werden müssen. In diesem Jahr ist diesbezüglich weiter Geduld gefragt und so viel sei vorweggenommen: Bis Ende des Monats stehen die Chancen denkbar schlecht. Den letzten Sommertag in Deutschland gab es Ende des vergangenen Oktobers in Aue (Sachsen). Am 30.10. wurden dort 26,6 Grad gemessen. Der erste Tag des letzten Jahres, an dem die 25 Grad-Marke gerissen wurde, war übrigens der 12.04. mit 25,2 Grad in Rheinstetten (Baden-Württemberg). Im Jahr 2021 wurde sogar schon Ende März an einigen Stationen das Kriterium eines Sommertags erreicht.

Doch da der diesjährige April seinem Ruf alle Ehre macht, lautet das Motto nun nicht „Frühlingshoch samt Sommerwärme“, sondern „Was hätten Sie denn gerne?“. Im Angebot wären dabei: etwas Sonne, zeitweilige Regenfälle, Schauer, einzelne Gewitter, lebhafter Wind und sogar Schnee. Allzu viel fehlt also nicht, um die gesamte Bandbreite an Wetterelementen abzubilden.

Verantwortlich dafür ist Tief UDO, das über dem südlichen Skandinavien seine Kreise zieht und eben unbeständiges und auch wieder kühleres Aprilwetter bringt. Erst zum Mittwoch hin kann sich Hoch QUEENIE, das derzeit noch über dem Nordwestatlantik liegt, langsam nach Mitteleuropa ausdehnen und vorübergehend für eine Stabilisierung sorgen.

DWD Wilder Ritt geht weiter

Heute Nachmittag steht windiges Schauerwetter samt einzelnen kurzen Gewittern auf dem Programm. Mit 12 bis 16 Grad, im Osten auch nochmals bis 18 Grad bleibt es aber zunächst noch mild. Lediglich an der Nordsee wird es mit zweistelligen Höchstwerten bereits eng.

Temperaturtechnisch wird der Tiefpunkt der Woche am morgigen Dienstag erreicht. Die Höchstwerte liegen dann nur noch zwischen 10 und 13 Grad. Bei längerem Regen und an der Nordsee werden maximal 8 Grad erreicht. Diese fühlen sich mitunter noch kälter an, denn es bläst erneut ein lebhafter West- bis Nordwestwind. Dazu ist im Süden der Regenschirm Pflicht, denn immer wieder kommt es zu schauerartigen Regenfällen, lokal samt Blitz und Donner. In den Hochlagen der Alpen – etwa oberhalb 1200 m – gibt sich der Winter noch nicht geschlagen. Dort schneit es zeitweise und es kann sich eine dünne Neuschneeauflage bilden. In Staulagen sind sogar bis zu 10 cm Neuschnee möglich. Ansonsten stellt sich ein Sonne-Wolken-Mix ein und es treten nur einzelne Schauer auf. Summa summarum fallen im Süden in der Fläche 2 bis 8, in Staulagen um 15 l/qm. Ansonsten beläuft sich die Niederschlagsmenge auf 0 bis 3 l/qm.

DWD Wilder Ritt geht weiter

Am Mittwoch und Donnerstag setzt sich dann schwacher Hochdruckeinfluss durch. Die Schauer werden deutlich seltener und sind am ehesten noch im Norden bzw. im Umfeld der Alpen anzutreffen. Nachts ist allerdings Vorsicht geboten, denn gebietsweise gibt es nochmals Luftfrost. Frost in Bodennähe tritt recht verbreitet auf. Empfindliche Pflanzen sollten daher möglichst noch in wärmeren Bereichen gelagert werden.

Tagsüber steigen die Temperaturen allmählich wieder an und kratzen am Donnerstag im Südwesten bereits an der 20 Grad-Marke.

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Im weiteren Verlauf wird es wieder wechselhafter bei milden bis sehr milden Höchstwerten. Die Gefahr von Nachtfrost ist dann wenigstens auch wieder gebannt.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Neuer Temperaturrekord für Spanien erwartet

Vor einigen Tagen veröffentlichte Copernicus – das Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union – neueste, detaillierte Daten über das Klima in Europa und wie es sich verändert. Unter anderem ging aus dem Bericht hervor, dass das Jahr 2022 für viele Regionen in Europa wieder ein Jahr der Extreme war. Der Sommer 2022 war mit 1,4 Grad im Mittel über dem Durchschnitt der heißeste, den es bisher gegeben hatte. Ferner führten fehlende Niederschläge im Frühjahr und Sommer zu einer weitverbreiteten Dürre.

Insbesondere der Südwesten Europas litt vergangenen Sommer unter Hitze und Trockenheit. Diese beherrschen jedoch auch derzeit das Geschehen in Spanien. Der Blick aus dem Weltall macht die Dürre eindrücklich. Die nebenstehende Abbildung (Quelle: ) zeigt die Iberische Halbinsel Ende April im Jahr 2016 und diesen Monat. Während 2016 Spanien und Portugal noch von grüner Landschaft geprägt waren, zeugen die braunen, ausgedörrten Flächen von ausgedehnter Trockenheit.

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Der Blick auf die Wettermodelle verspricht nichts Gutes. Eine neuerliche Hitzewelle steht Spanien bevor. Bereits Mittwoch dieser Woche könnte der Allzeittemperaturrekord für April in Spaniens Süden eingestellt und sogleich am Donnerstag erneut gebrochen werden. In Sevilla liegt der April-Rekord laut Spanischem Wetterdienst bei 35,4 Grad, in Murcia wurden am 09. April 2011 sogar 37,4 Grad gemessen.

Wie kommt es dazu?

Auf der Vorderseite eines Langwellentroges über dem Nordatlantik wird mit einer süd- bis südwestlichen Strömung heiße Sahara-Luft zur Iberischen Halbinsel geführt. Dieser Trog verharrt gewissermaßen an Ort und Stelle, sodass insbesondere Spanien in den kommenden fünf Tagen im Zustrom der heißen Saharaluft verbleibt. Bezüglich der Temperatur liegen alle(!) Modellberechnungen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Vorhersage am Oberrand des Klimamittels. So etwas haben selbst Meteorologen mit langer Erfahrung selten gesehen. In Andalusien wird es voraussichtlich am heißesten werden. Vorhergesagt werden für Sevilla am Mittwoch Höchstwerte um 36 Grad. Am Donnerstag könnten sogar 38 Grad erreicht werden. Es ist sogar zu befürchten, dass aufgrund der trockenen Böden eine starke Überhitzung eintritt und Modellprognosen sogar übertroffen werden könnten. Höchsttemperaturen nahe 40 Grad sind lokal nicht ausgeschlossen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Bevölkerung Spaniens auf diese neue Hitzewelle entsprechend vorbereitet hat!

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Kommt diese Hitze auch zu uns?

In Deutschland ist in den kommenden Tagen keinesfalls mit einer Hitzewelle zu rechnen. Am heutigen Dienstag liegt Deutschland in einer nordwestlichen Strömung und kalte Meeresluft polaren Ursprungs gelangt zu uns. Diese gerät ab Mittwoch unter Hochdruckeinfluss und wird sich nur langsam erwärmen können. Verbreitete Nachtfröste sind hierzulande wieder ein Thema. Gartenfreunde und Obstbauern müssen bangen, ob und wie viele Pflanzen der Frost in den kommenden Nächten zunichtemacht.

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Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Hoch QUEENIE

Die eingeflossene maritime Polarluft ist unter Hochdruckeinfluss (Hoch QUEENIE) geraten und sie kam dann zur Ruhe. In der vergangenen Nacht konnte man dies spüren, in dem die Temperaturen vor allem in der Mitte Deutschlands verbreitet in den Frostbereich gesunken sind.

DWD Hoch QUEENIE

Die Aprilsonne ist aber schon stark genug, um die Luft kräftig zu erwärmen. Somit klettert das Quecksilber am heutigen Mittwoch auf Werte zwischen 9 und 15 Grad. Das Wetter zeigt sich vielerorts freundlich mit lockeren Wolken. Lediglich im Norden und an den Alpen bleiben die Wolken etwas kompakter und es kommt noch zu vereinzelten leichten Schauern. Der Wind weht im Norden in Böen noch frisch bis stark aus West bis Nordwest. In der Mitte und im Süden ist er noch schwach bis mäßig unterwegs. Im Windschatten kann man dann die Aprilsonne genießen. Aber Achtung, denken Sie an den Sonnenschutz, auch wenn man angesichts der relativ niedrigeren Temperatur nicht unbedingt darauf achtet.

In der kommenden Nacht zeigt sich der Himmel vielerorts klar oder gering bewölkt. Dadurch kommt es erneut zu leichtem Frost. Frostfrei bleibt es an den Küsten und teilweise im Süden unter den dichteren Wolken.

Der Donnerstag ist für viele dank QUEENIE erneut ein sonniger Tag. Ein paar Einschränkungen gibt es weiterhin im Norden, wo noch vereinzelte Schauer möglich sind. Der Wind weht nur schwach und dreht in der Südwesthälfte auf Ost bis Südost. Nur im Nordosten ist der Nordwestwind noch frisch bis stark unterwegs. Während es im Norden und Osten mit 9 bis maximal 14 Grad kühl bleibt, steigen die Temperaturen in der Südwesthälfte auf 15 bis 19 Grad an.

Hoch QUEENIE verliert im weiteren Verlauf zunehmend sein Einfluss auf das Wetter in Deutschland, denn ein Tief bei den Britischen Inseln steht vor der Tür und es hat ordentlich Feuchtigkeit im Gepäck. Mit den aufziehenden Wolken in der Nacht zum Freitag lässt dann von Westen her zwar die Frostgefahr wieder nach, aber mit der Sonne ist am Freitag Schluss und vorbei. Sie wird von kompakten Wolken und einigen Schauern mit Blitz und Donner ersetzt. Vom Schwarzwald über die Bodenseeregion bis zum bayerischen Alpenrand kann es dann sogar längere Zeit und zum Teil auch kräftig regnen. Trotz Regen und Wolken liegen die Höchstwerte zwischen 12 und 20 Grad, dann mit dem Tief gelangt mildere Luft zu uns. In der Nacht zum Samstag ist Frost kein Thema mehr.

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Ein kurzer Ausblick auf das Wochenende: Das Wetter bessert sich etwas. In vielen Regionen bleibt es trocken und die Sonne zeigt sich zwischendurch bei Temperaturen zwischen 14 und 20 Grad. In den Nächten wird Frost kaum mehr erwartet.

Dipl.-Met Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetterrätsel

Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Thema des Tages wollen wir ihnen mal auf den Zahn fühlen. Dabei geht es darum, ihr Wetterwissen zu testen. Wer beispielsweise aufmerksam die Themen des Tages gelesen hat, dürfte mit dem folgenden Wetterquiz keine Probleme haben. Der jeweilige Anfangsbuchstabe der richtigen Lösungen ergibt dann am Ende ein Wort, das den Wettercharakter bis weit in die kommende Woche hinein beschreibt.

Frage 1:
Beschreibt den physikalischen Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines kurzen Zeitraumes.

Wetter
Klima
Analyse

Frage 2:
Eine Art von Gewitterzelle, deren Lebensdauer meist nur zwischen 30 und 60 Minuten Bestand hat.

Multizelle
Einzelzelle
Mesoskaliger konvektiver Komplex

Frage 3:
Eine Wolkengattung, die in der Vertikalen ausschaut wie ein Turm oder eine Kuppel. Tritt isoliert auf und ist eine Wasserwolke sowie Haufenwolke.

Nimbostratus
Altocumulus
Cumulus

Frage 4:
Tritt häufiger im Sommer in Zusammenhang mit Gewittern auf und erreicht eine Größe von mitunter mehreren Zentimetern.

Graupel
Eisnadeln
Hagel

Frage 5:
Eine konvektive Erscheinung, die verheerende Schäden anrichten kann und nicht selten großen Hagel, unwetterartigen Starkregen, heftige Böen oder teilweise auch Tornados hervorbringt.

Einzelzelle
Superzelle
Wintergewitter

Frage 6:
Eine Singularität, die in der Regel Mitte Mai auftritt.

Schafskälte
Eisheilige
Hundstage

Frage 7:
Eine Niederschlagsform, die mehrere Stunden anhält.

Landregen
Schauer
Graupelgewitter

Frage 8:
Die Namen Oldenburgia, Nadine und Petra beschreiben

Hochdruckgebiete der vergangenen Wochen
Tiefdruckgebiete der vergangenen Wochen
Hurrikans der vergangenen Wochen

Frage 9:
Bezeichnung für ein Klimagebiet, in dem das vieljährige Mittel des Niederschlags geringer ist als die Verdunstung.

Humid
Arid
Semihumid

Frage 10:
Tag, an dem das Minimum der Lufttemperatur unterhalb des Gefrierpunktes liegt, aber das Thermometer im Tagesverlauf die 0 Grad-Marke auch mal überschreitet.

Eistag
Frosttag
Sommertag

Frage 11:
Kleinräumige Wirbelwinde, die bis zu 500 km/h erreichen können und sich im Umfeld von Gewittern entwickeln.

Hurrikans
Tornados
Orkane

Sollten Sie an der ein oder anderen Stelle nicht weiterwissen, dann schauen Sie doch mal im Wetterlexikon DWD unter  nach.
Dort gibt es sicherlich einige nützliche Hinweise. Ansonsten hofft der Verfasser, dass Sie Spaß am Quiz hatten und Sie das Lösungswort erraten konnten. Einen kleinen Hinweis zur Lösung gibt es noch. Man kann klassisches Aprilwetter auch mit diesem einen Wort umschreiben.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Das Nachhallen der Stratosphäre

Das Echo des Major-SSW vom 16.02.2023 mit kompletter Windumkehr des zonal gemittelten zonalen Windes auf 60 Grad Nord und in 10 hPa (ca.31 km Höhe) hallte lange Zeit in der Troposphäre nach und trug im Spätwinter/Frühjahr zur Aufrechterhaltung eines Blocking-Musters über den nördlichen Breiten der Nordhemisphäre bei.

Die troposphärischen Zirkulationsmuster ändern sich gerade erneut, bevorzugt in den mittleren und nördlichen Breiten der Nordhalbkugel. Einige der Veränderungen sind zumindest teilweise noch als Überbleibsel des MajorSSW von Mitte Februar und der damit einhergehenden nachhaltigen Störung der troposphärischen Zirkulation zu erklären (für zusätzliche Informationen siehe: Thema des Tages vom 23.02.2023).

Ein anderer Faktor ist die Finale Stratosphärenerwärmung (Final Warming des stratosphärischen Polarwirbels, SPV, um den 21.04.2023 herum) mit dauerhaftem Umschwenken der zonal gemittelten zonalen Winde auf 60 Grad Nord und in 10 hPa auf Ostwinde und damit im Verlauf auch die saisonal bedingte, aber etwas verspätete (überwiegend strahlunsgbedingte) Auflösung des Polarwirbels in der mittleren und oberen Stratosphäre. Das etwas verspätete Final Warming resultiert u.a. aus dem Major-SSW vom 16.02.2023 (hiernach insgesamt schwächere vertikale Wellenflüsse in die Stratosphäre) und führte bisher zu häufigere Lagen mit NAO bzw. AO negativ im Spätwinter und Frühjahr.

Die neuerliche Blockierung der hohen Breiten (Grönland-Blocking) in der kommenden Woche wird die Anomalien des Luftdrucks über Europa und Nordamerika verändern, wobei die Temperaturen in weiten Teilen der mittleren und östlichen Vereinigten Staaten sowie über Teilen Nord- und teilweise auch Mitteleuropas niedriger als normal ausfallen dürften.

Mehr noch, der Blockierungstrend könnte auch im Mai noch nachhallen, da das Timing der Finalen Stratosphärenerwärmung (mit der troposphärischen Antwort AO-Index stark negativ, z.B. Grönland-Blocking) zusammenfällt mit der Umstellung auf die troposphärische Frühjahrszirkulation in den mittleren sowie allmählich auch in den hohen Breiten. Verbunden ist letzteres mit eher meridionalen Strömungsmustern und ebenso erhöhter Erhaltungsneigung (durch lange planetare Wellen), die sich durch deren große Amplitude teils bis ins Arktisumfeld ausbreiten und dort quasi-stationär liegenbleiben.

So könnten die oben genannten Faktoren die Andauer der beschriebenen Blockierungslagen insgesamt deutlich verlängern. Dieser Umstand ist auch der erweiterten Prognose des EZWMF-Modells für die wöchentlichen Abweichungen der 2m – Temperatur für den Zeitraum 29.Mai bis 05. Juni zu entnehmen. Demnach wird eine negative Temperaturabweichung über Nordeuropa, teils auch über Ost- und Mitteleuropa simuliert. Positive Temperaturabweichungen sind dagegen über dem Nordatlantik und Teilen Grönlands zu verzeichnen.

DWD Das Nachhallen der Stratosphaere

Anhand der aktuell weiterhin gestörten troposphärischen Zirkulation wird die Bedeutung von übergeordneten Faktoren (wie z.B. Zustand des Stratosphärischen Polarwirbels, SPV) für längerfristige Vorhersagen sehr anschaulich deutlich, die bis in den saisonalen Vorhersagebereich reichen können.

Dr. rer. nat. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Frühlingsintermezzo

Die vergangenen Tage haben uns in Deutschland bereits auf vielfältige Art und Weise in Atem gehalten. Bei teils kräftigem Nord- oder Nordostwind und vermeintlichem Hochdruck – so suggerierten es zumindest die Bodenanalysen – sorgte ein Kaltlufttropfen, also ein mit Kaltluft angereichertes Höhentief, für Ungemach. Dieses äußerte sich zum Beispiel am Morgen des gestrigen Donnerstags, an welchem man den ein oder anderen Mittelgebirgsort weiß angezuckert vorfinden konnte. Es hatte in der Nacht in den höheren Lagen trotz der bereits fortgeschrittenen Jahreszeit nochmals geschneit.

DWD Fruehlingsintermezzo

Aber nicht nur der Schnee spielte eine Rolle. Mit Abzug des Kaltlufttropfens gen Westen (was bei uns Meteorologen im Routinebetrieb übrigens gerne für Verwirrung sorgt, läuft doch der „Regelbetrieb” von West nach Ost) hat die Strömung jetzt allmählich auf südliche Richtungen gedreht und am vergangenen Abend bis in die Nacht für kräftige Regenfälle in einem Streifen ausgehend vom Allgäu über Hessen bis an den Niederrhein gesorgt. Ein weiteres Tüpfelchen auf die Niederschlagsmengen, womit die Gefahr eines neuerlichen Defizits desselbigen zumindest in den betroffenen Regionen erstmal weiterhin niedrig bleibt. Insgesamt fielen dabei meist Mengen zwischen 10 und 15 mm, im Bergland örtlich auch um 20 mm innerhalb weniger Stunden.

DWD Fruehlingsintermezzo 1

Am heutigen Freitag nun stellt sich das Wettergeschehen auf etwas Ähnliches wie „Sommermodus” um. Auch wenn man bezüglich der Temperaturen vielleicht noch nicht soweit ist – die heutigen Gewitter im Westen und Süden muten zumindest so an. Die vorhandene Luftmasse ist hinreichend labil, um für ordentlich Konvektion zu sorgen. Am Alpenrand werden dabei sogar schon CAPE-Werte von über 1000 J/kg erreicht. Dementsprechend sind diese Gewitter mit entsprechenden Begleiterscheinungen garniert. Insbesondere Starkregen und einzelne Sturmböen stehen hier auf dem Menü, am Alpenrand kann es dazu mit den hohen CAPE-Werten auch für größeren Hagel reichen.

Im Norden und Osten des Landes herrscht dagegen eitel Sonnenschein bei sonnigem und trockenem Wetter, dessen Bild höchstens durch ein paar Quellwolken gestört wird. Hier klettern die Temperaturen heute auch entsprechend schon in die Höhe und erreichen Werte um 20 Grad. Nur an den Küsten bleibt es bei vorherrschendem Nordost- bis Ostwind noch recht kühl.

Der morgige Samstag wird dann der bis dato wärmste Tag des Jahres. Dann klettern die Temperaturen fast überall auf Werte von 20 Grad und mehr. Genießen kann man diese Temperaturen vor allem im Norden und Osten des Landes, wo weiterhin Hochdruckeinfluss überwiegt und für weitgehend sonniges Wetter sorgt. Im Südwesten ist dieses Wärmeintermezzo dagegen von kürzerer Dauer. Bereits ab den Vormittagsstunden ziehen von Südwesten erneut schauerartig durchsetzte Regenfälle auf, die sich im weiteren Tagesverlauf ostwärts verlagern. Nach Durchzug dieser Regenfälle kühlt es bereits wieder ab. Aus den Alpen heraus kann sich dabei erneut das ein oder andere Gewitter bilden.

DWD Fruehlingsintermezzo 2

Ab Sonntag geht es dann wieder bergab. Sowohl mit der „Freundlichkeit” des Wetters als auch mit den Temperaturen selbst. Zwar kann gerade im Süden nochmals die Sonne hervorlugen, aber vielerorts wird es eher nass und gewittrig. In der neuen Woche stellt sich dann eine neuerliche tiefdruckdominierte Nordwestlage ein. Das bedeutet: Neuerliche Zufuhr von Kaltluft polaren Ursprungs, entsprechend niedrige Temperaturen, Wind und Regen. Am Dienstag kommt das Quecksilber wahrscheinlich kaum noch über die Marke von 10 Grad hinaus. In den Folgenächten droht gar erneuter Bodenfrost. April eben.

DWD Fruehlingsintermezzo 3

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.04.2023
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