Der Frühling geizt mit warmen Tagen

Es ist Mitte April und der Frühling feiert Bergfest. Gefühlt gab es aber bisher kaum Tage, an denen man abends schon mal länger draußen sitzen und den Grill anschmeißen konnte – und zwar ohne, dass man sich in eine dicke Jacke oder Regenmantel einpacken musste. Während sich der April tatsächlich anschickt, ein bezogen auf die vieljährigen Mittelwerte zu kühler Geselle zu werden, verlief der März sowie generell der Start in das Jahr 2023 eigentlich zu mild. Setzt man allerdings die „warmen Tage“ als Maß an, also Tage, an denen mindestens 20 °C erreicht wurden, dann sieht es in diesem Jahr tatsächlich äußerst mau aus.

Repräsentativ sollen an dieser Stelle die DWD-Stationen Hamburg-Fuhlsbüttel, Frankfurt/Main und München-Stadt betrachtet werden. Bis einschließlich Donnerstag, den 20. April, schaffte es das Quecksilber dieses Jahr an keiner der drei Stationen über die 20-Grad-Marke. Die Abbildung 1 zeigt die Statistik der Anzahl warmer Tage mit Temperaturen über 20 °C bis einschließlich 20. April seit 1961. Es fällt auf, dass es vor allem in Frankfurt/Main und München-Stadt, also in der Mitte und im Süden Deutschlands, durchaus selten ist, dass bis zum 20. April noch keine 20 °C erreicht wurden. In Frankfurt beispielsweise gab es seit 1961 nur 10 Jahre, in denen man vergeblich darauf wartete. Insbesondere in den letzten 20 Jahren stellte die 20-Grad-Marke keine echte Hürde mehr dar. In den Jahren 2009, 2014, 2018 und 2020 wurden in Frankfurt an mehr als 10 Tagen 20 °C und mehr gemessen

In Hamburg, also im Norden unseres Landes, sieht das Bild etwas anders aus. Dort gibt es häufiger Jahre, in denen man länger auf die ersten warmen Tage warten muss. Bezogen auf das neue Klimamittel 1991-2020 darf man aber selbst in Hamburg bis zum 20. April 1,5 warme Tage erwarten, in München 3,6 Tage und in Frankfurt sogar 4,7 Tage. Zumindest in den Zeitreihen für Frankfurt und München manifestiert sich die Klimaerwärmung in einem deutlichen Anstieg des Mittelwertes. Insofern ist die diesjährige Flaute an warmen Tagen zumindest in den Niederungen der Mitte und des Südens durchaus als eher ungewöhnlich anzusehen.

DWD Der Fruehling geizt mit warmen Tagen

Nun hat das Wetter aber ein Einsehen und beschert uns am Freitag und Samstag verbreitet – und damit auch an den drei betrachteten Stationen – Temperaturen von über 20 °C und damit die ersten warmen Tage (siehe Abbildung 2). „Besser spät, als nie“, ist man geneigt zu sagen. Noch passender wäre der Spruch allerdings in den Jahren 1954, 1958 und 1997 gewesen, als man in Frankfurt noch bis in den Mai hinein warten musste, bis die „20“ das erste Mal auf den Wetterkarten aufblitzte. Der späteste Termin an der Frankfurter Station war der 9. Mai 1954. Etwas getrübt wird das Frühlingswetter in der Westhälfte, wo Schauer und Gewitter gegebenenfalls Regenschutz notwendig machen.

DWD Der Fruehling geizt mit warmen Tagen 1

Schauer hin, Gewitter her: Spätestens am Samstag sollte es keine Ausreden mehr geben: Ab nach draußen und den Grill anfeuern. Auch wenn Sie kein Freund des „Grillsportes“ sind, sollten Sie die Frühlingswärme auf jeden Fall nutzen, denn sie ist äußerst flüchtig: Zur neuen Woche kündigt sich der nächste Temperatursturz an.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.04.2023
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Potpourri des Wetters

Wer wie ich ständig einen Ohrwurm hat, der „hört“ zurzeit vielleicht auch häufiger Herbert Grönemeyers „Was soll das?“. Dass ein April eher unbeständig ist, mit Auf und Ab bei der Temperatur und mal Sonne, mal Regen, ist hinlänglich bekannt und auch mir nicht fremd. Aber dass wir permanent quasi vom mitteleuropäischen Winter in den Sommer und zurück wechseln, ist dann doch auf Dauer etwas viel.

In unserer täglichen Wetterbesprechung tauchen wieder die Worte „Glätte“ und „Schneefall“ auf, an einem 19. April. Die Straßenwinterwettersaison hat eigentlich schon geendet. Jetzt reden wir über Glätte in den mittleren und hohen Lagen der Mittelgebirge und ich meine nicht den Hochschwarzwald oder Bayerischen Wald, sondern Harz, Thüringer Wald, Spessart und Rothaargebirge. Regionen, in denen im Winter der Wintersport zu kurz kam und man sich ernsthaft Gedanken um die Zukunft macht.

Grund für den Kälteeinbruch ist ein Kaltlufttropfen, auch Höhentief genannt. Wie der Name schon sagt, ist es im Bodendruckfeld nicht zu finden, lässt sich aber zum Beispiel auf Temperatur- und Geopotentialkarten von 850 oder 500 Hektopascal gut erkennen.

DWD Potpourri des Wetters

Wir liegen aktuell am Südrand eines umfangreichen Hochdruckgebietes über Nordeuropa. Von diesem tropfte ein Gebiet kalter Luft ab, welches ab den Mittwochabendstunden in östlicher Strömung westwärts über uns hinwegziehen wird.

DWD Potpourri des Wetters 1

Dabei kommt es zu Regen- und in kalter Luft auch zu Schneefällen. Die Schneefallgrenze sinkt vorübergehend bis nahe 400 Meter. Da die Böden aber angewärmt sind, bleibt der Schnee in diesen Lagen voraussichtlich nicht liegen. Erst in den höheren Lagen ab etwa 600 bis 800 Metern kann sich je nach Niederschlagsintensität kurzzeitig eine dünne Schneedecke bilden. Auf Gras eher als auf Straßen und Wegen, aber Glätte ist möglich. Kalt wird es allemal und so muss man sich eine weitere Nacht Gedanken um die lieben Pflanzen im Garten machen. Wer kann, sollte abdecken oder reinholen. Vor allem im Bergland und gebietsweise auch im Süden gibt es Luftfrost, sonst über der Mitte und im Süden Frost in Bodennähe.

DWD Potpourri des Wetters 2

Auch an den Alpen schneit es wieder, eine Schneedecke bildet sich dort voraussichtlich oberhalb von 1000 Metern und es können sich bis Donnerstagabend ein paar Zentimeter akkumulieren.

DWD Potpourri des Wetters

Am Donnerstag zieht der Kaltlufttropfen weiter über Benelux und Nordfrankreich in den Ärmelkanal. Bei uns beruhigt sich also von Osten her das Wetter. Vor allem im Westen und Süden gibt es aber anfangs noch ein paar Regen-, im Bergland
Schnee- oder Schneeregenfälle. Wer früh raus muss und in höheren Lagen von Eifel, Hunsrück oder Rothaargebirge wohnt, der sollte ein Auge auf Glätte haben.

DWD Potpourri des Wetters 3

Temperaturmäßig machen wir am Donnerstag in der Südwesthälfte des Landes keine großen Sprünge, im Osten ist die Luft schon wieder milder und Tagesmaxima von über 10 Grad sind möglich.

Am Freitag liegt das Höhentief über Südengland und wird allmählich von einem Bodentief vereinnahmt. Bei uns fließt wieder deutlich mildere Luft ins Land, die Tageshöchstwerte erreichen deutlich über 15 Grad. Am Samstag sind gar verbreitet
um 20 Grad zu erwarten. Allerdings macht sich im Tagesverlauf von Westen her ein Tiefdruckgebiet mit dichteren Wolken und Schauern oder auch Gewittern bemerkbar.

Wir steuern also vom Winter in der Wochenmitte Richtung Sommer am Wochenende.
Der geschätzte Kollege aus der Mittelfrist (Synoptische Übersicht Mittelfrist vom 19.04.2023)
hat für die nächste Woche einen weiteren Schwall kalter Luft „gefunden“, der erneut für Schneefall und teils frostige Nächte sorgen kann.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.04.2023
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Tornados in Deutschland

Einleitung – Tornados 2023 bisher

Die ersten Tornados im Jahr 2023 sind bereits aufgetreten. Da waren zum einen die in den Medien doch recht präsenten Tornados in Mittelhessen am 26. März (Annerod und Wetzlar) der Stärke F1 sowie zwei Tornados am 01. Februar (Lashorst: F2, Hinte: F1). Die in Deutschland statistisch klassischen Tornadomonate stehen aber erst noch bevor. Eine gute Gelegenheit also ein wenig in die Statistikkiste zu schauen.

Datenbasis und gesammelte Tornadofälle

Fangen wir zunächst einmal mit der Datenbasis der folgenden Statistiken an. Gesammelt werden Tornados in der Europäischen Unwetterdatenbank (ESWD – European Severe Weather Database), die vom ESSL (European Severe Storms Laboratory – Europäisches Unwetterlabor) betrieben wird. Schaut man in diese Datenbank, so findet man dort aktuell insgesamt 2477 Einträge. Der erste dokumentierte Tornadofall stammt aus dem Jahr 689.

DWD Tornados in Deutschland

Bis etwa zum Jahr 2000 bleibt die Anzahl der dokumentierten Tornadofälle noch recht übersichtlich. Etwa zur Jahrtausendwende kamen dann mehrere Ereignisse zusammen, die eine deutlich bessere Dokumentation zuließen. Da war zum einen das Aufkommen der Digitalfotografie und zum anderen das Internet. Dadurch war ein Austausch von Tornadofällen auch mit Bildern deutlich einfacher. Unter anderem hat man sich in Wetterforen ausgetauscht. Mittlerweile ist quasi jeder mit einem Handy ein potentieller Tornadofotograf. Hinzu kam die Gründung von Skywarn Deutschland 2003, deren Mitglieder sich gezielt mit der Verfolgung und Dokumentation von Unwettern beschäftigen – auch bekannt als „Gewitterjäger“. Eine professionelle Aufarbeitung von Tornadofällen kam mit der Gründung der Tornadoarbeitsgruppe im Jahr 2007 in Gang. In den vergangenen Jahren leistete auch die Seite tornadomap.eu (Hendrik Sass) einen wichtigen Beitrag zur Kartierung und Analyse von deutschen Tornadofällen.

DWD Tornados in Deutschland 1

Wie viele Tornados gibt es im Jahr?

Berücksichtigt man diese Dinge, dann lässt sich festhalten, dass brauchbare Statistiken rund um Tornados in Deutschland etwa ab dem Jahr 2000 zur Verfügung stehen. Diese Daten sind damit auch die Grundlage für die folgenden Statistiken.
Im Mittel gibt es zwischen 2001 und 2022 jährlich etwa 47 Tornados in Deutschland, davon sind etwa 17 Wasserhosen (Tornados über Wasser). Tornados lassen sich nach Ihrer Stärke kategorisieren. Einteilen lassen sich Tornados zum Beispiel nach der Fujita Skala in Stärke F0 (64-116 km/h) bis F5 (419-512 km/h). F5 Tornados sind äußerst selten. In der Datenbank lassen sich gerade einmal zwei Fälle finden (29.6.1764 in Woldegk und 23.04.1800 in Dittersdorf), aber auch bei F4 Tornados sind nur elf Fälle dokumentiert, der letzte in Bad Liebenwerda in Thüringen (24.05.1979). Bei den F3 Tornados gibt etwa alle zwei Jahre einen Fall. Interessanter wird es bei den F2 Tornados. In der Statistik von 2001 bis 2022 finden sich durchschnittlich etwa fünf Ereignisse pro Jahr. Hinzu kommen im Schnitt elf F1 und knapp sieben F0 Tornados. Der größte Anteil der Fälle wird allerdings „unbekannt“ geführt. Das kann daran liegen, dass der Fall nicht näher untersucht wurde oder es keine Bilder zur genauen Beurteilung gab. Mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit kann aber angenommen werden, dass es sich um schwache Tornados gehandelt hat. Daher wurden diese in den folgenden Statistiken auch den schwachen Tornados (F0 und F1) zugeordnet.

DWD Tornados in Deutschland 2

Gibt es eine Zunahme der Tornadofälle in Deutschland?

Eine weitere Erkenntnis liefern die „Tornadostripes“ auch noch. Man sieht, dass es mal schwächere und mal stärkere Phasen gibt. In den vergangenen Jahren war das Aufkommen der Tornados in Deutschland tatsächlich eher unterdurchschnittlich. Im Jahr 2022 gab es beispielsweise 34 Fälle, wobei alleine sieben Fälle am Tag des „Paderborntornados“ auftraten . Damit lässt sich auch festhalten: Es gibt bisher keine Zunahme von Tornados in Deutschland infolge des Klimawandels, weder bei der Stärke, noch bei der Anzahl.
Auch zu erwähnen ist, dass es neben den dokumentierten Tornadofällen auch noch eine Dunkelziffer gibt. Um wie viele es sich tatsächlich handelt, ist schwierig zu sagen. Es dürften aber wenigstens ein Duzend sein. Jedes Jahr gibt es zahlreiche Verdachtsfälle (ein Vielfaches der offiziellen Zahlen). Bei diesen Fällen ist es nicht möglich das Auftreten eines Tornados nachzuweisen. Zum Beispiel, weil man nicht weiß, ob ein Wirbel Bodenkontakt hatte. Diese Fälle werden unter  gesammelt.

DWD Tornados in Deutschland 3

Wann treten Tornados im Jahresverlauf hauptsächlich auf?

Schaut man sich den Jahresverlauf der Tornadozahlen an, so sieht man, dass die meisten Tornados zwischen Mai und August auftreten. Dabei muss man allerdings unterscheiden. So treten „schwache“ Tornados (F0 und F1) schwerpunktmäßig im Juni und Juli auf, während starke Tornados (F2 und stärker) ihr Maximum im Monat Mai haben. Der August ist schließlich der Monat für Wasserhosen schlechthin. Fast die Hälfte aller seit 2001 dokumentierten Wasserhosen treten im August auf.

DWD Tornados in Deutschland 4

Zu welcher Tageszeit gibt es die meisten Tornados?

Nun noch ein Blick auf den Tagesgang. Nicht überraschend treten die meisten Tornados in den Nachmittags- und Abendstunden auf. Diese Zeit fällt auch mit dem Maximum der solaren Einstrahlung und (damit) dem Maximum der Gewitteraktivität zusammen. Auffällig ist dabei, dass starke Tornados tendenziell etwas später am Tag auftreten. Bei den Wasserhosen gibt es ein viel breiteres Spektrum an Zeiten, wann man diese beobachten kann. Herausarbeiten lässt sich neben einem Minimum um die Mittags- bzw. frühe Nachmittagszeit, ein Hauptmaximum am Vormittag. Dass nachts kaum Wasserhosen in der Datenbank zu finden sind, lässt sich recht einfach erklären: Man sieht sie einfach nicht. Es ist also davon auszugehen, dass daraus auch eine gewisse Dunkelziffer resultiert.

DWD Tornados in Deutschland 5

Nun aber genug zu Statistiken. Entscheidend für das Auftreten von Tornados ist vor allem, dass die passenden Zutaten zusammenkommen. Und da ist es egal, welcher Monat im Jahr gerade ist. Dies hat gerade das laufende Jahr wieder gezeigt. Obwohl im Februar statistisch gesehen nur 1 % aller starken Tornados im Jahresverlauf registriert werden, hat der starke Tornado von Lashorst zu größeren Schäden geführt.

Dipl.-Met Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.04.2023
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Bergwetter Teil 2: Interpretationshilfen für die Bergtour

Im ersten Teil zum Bergwetter (siehe Thema des Tages vom 14.04.2023) haben wir bereits festgehalten, dass eine gute Vorbereitung für eine Wandertour mit dem Check der aktuellsten Wetterprognosen beginnt, sodass von vornherein gefährliche Wettersituationen erkannt und vermieden werden können.

Generell ist es ratsam, Wanderungen nur bei trockenem Wetter zu unternehmen. Denn bereits leichter Regen kann für matschige und rutschige Wege sorgen, sodass die Gefahr steigt, zu stürzen. Wer bei leichtem Regen dennoch nicht auf seine Tour verzichten möchte, ist mit festem und wasserdichtem Schuhwerk sowie wasserfester Kleidung gut beraten. Dabei ist es sinnvoll, sich nur auf talnahen Wegen aufzuhalten und schwieriges Gelände zu umgehen. Auch die Temperaturentwicklung über den Tag und auch in der Höhe sollte bei der Auswahl der richtigen Kleidung berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang ist es auch ratsam sich über die Höhe der Nullgrad- und Schneefallgrenze zu informieren, sodass man beispielsweise bei einem Kaltfrontdurchgang nicht vom Schnee überrascht wird. Kommt dazu noch starker Wind ins Spiel, sollte der Windchill-Effekt nicht unterschätzt werden. Bereits bei -5 Grad können Erfrierungen an besonders exponierten Körperteilen auftreten.

Veränderungen des Luftdrucks sind ein untrügliches Zeichen für einen bevorstehenden Wetterumschwung. Das Problem dabei ist jedoch, dass man Luftdruck nicht sehen kann. Aber dafür gibt es ja Barometer, die mittlerweile so klein sind, dass man sie in der Hosentasche verstauen kann oder die in Armbanduhren oder als App auf dem Mobiltelefon integriert sind. Langsam sinkender Luftdruck ist ein untrügliches Zeichen, dass eine Schönwetterphase sich ihrem Ende zuneigt. Bei sehr rapide fallendem Luftdruck von durchaus 1 bis 2 hPa sollten insbesondere im Sommer die Alarmglocken läuten, denn dann könnte ein nahendes Gewitter im Anmarsch sein. Bei gleichbleibendem oder steigendem Luftdruck bleibt das Wetter zumindest beständig oder es tritt eine Wetterverbesserung ein.

Während der Wanderung lohnt es sich zudem immer, den Himmel im Blick zu behalten. Kenntnisse über die verschiedenen Wolkentypen geben Indizien über bevorstehenden Wetterveränderungen, sodass insgesamt das Wetter etwas besser eingeschätzt werden kann. Informationen zu den Wolkenarten und Gattungen und ihrer Interpretation finden Sie beispielsweise im Thema des Tages vom 06.03.2020 sowie in unserem Glossar zum Thema Wolken.

Gemeinsam mit den Wolken sollte auch die Windentwicklung berücksichtigt werden. In den Bergen weht der Wind vor allem nachts und frühmorgens als Bergwind von den Hängen ins Tal. Tagsüber kommt bei stabilem Hochdruckwetter Hang- und Talwind auf. Ebenso kann grade in den Nordalpen auch die Windrichtung etwas über die Wetterveränderung aussagen. Kommt der Wind etwa aus Nordost bis Ost verspricht das in vielen Fällen gutes Bergwetter. Wind aus West bis Süd hingegen lässt auf ein nahendes Tief schließen. Zumindest in den Nordalpen ist Südwind typisch für Föhn-Wetterlagen. Sicherheit gibt es aber erst, wenn der Wind über eine etwas längere Zeit beobachtet wird. Grundsätzlich deutet jede Änderung der Windrichtung auf einen Wetterwechsel hin.

Um das Risiko zu minimieren im Sommer in ein Gewitter zu geraten, ist es sinnvoll, die Tour möglichst früh am Morgen zu beginnen. Spätestens zum Mittag sollte man den Gipfel erreicht haben und den Rückweg antreten. In der Regel ist das Gewitterpotential zum Nachmittag und Abend am höchsten. Ziehen im Laufe des Tages Wolken auf, die schnell in die Höhe wachsen, sollte man die Lage im Blick behalten. Die Abbildung zeigt beispielhaft den Aufzug einer Gewitterfront an der Tegernseer Hütte am Roß- und Buchstein.

DWD Bergwetter Teil 2 Interpretationshilfen fuer die Bergtour scaled

Wer trotz aller Vorsorge in ein Gewitter gerät, sollte zum Eigenschutz bestimmte Verhaltensregeln vor Blitzschlag beachten. Zunächst ist es ratsam die Sekunden zwischen Blitz und Donner zu zählen. Sind es weniger als 30 Sekunden, dann ist das Gewitter näher als zehn Kilometer. Rasch sollte man die nächste Schutzhütte finden und sich in Sicherheit bringen, denn es können auch mehrere Kilometer entfernt vom eigentlichen Gewitterzentrum Blitze einschlagen. Zelte bieten hingegen keinen Schutz. Die Metallstangen können ganz im Gegenteil sogar einen Blitzeinschlag wahrscheinlicher machen. Im Hochgebirge sind besonders blitzanfällige Geländeformen wie Gipfel, Grate, bewuchsfreie oder wasserführende Bereiche möglichst zu meiden. Wer es nicht mehr schafft, sich unverzüglich von diesen Gefahrenstellen zu entfernen, sollte eine Schutzhaltung einnehmen. Mit angezogenen Beinen und Armen ist es empfehlenswert sich auf die Fußspitzen zu kauern. Besser ist es sogar noch eine Isomatte oder Rucksack unter die Füße zu bringen. Insgesamt bietet so der Körper möglichst wenig Angriffsfläche und zwischen den Füßen entsteht keine lebensgefährliche Schrittspannung. Gegenstände die Metall enthalten (z.B. Wanderstöcke, Zelte, Regenschirme o.ä.) sollten möglichst weit vom Körper entfernt liegen.

Mit den Interpretationshilfen und dem richtigen Verhalten bei Gefahren durch Wetter im alpinen Gelände wird die nächste Bergtour gewiss zu einer sicheren und schönen Erfahrung.

M.Sc.-Met. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.04.2023
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Der DWD im Deutschen Bundestag

Am 11. November 1952 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Errichtung des Deutschen Wetterdienstes. Der 70. Geburtstag gab nun den Anlass, genau dort, wo die Geschichte des DWD seinen Anfang nahm, eine Ausstellung ins Leben zu rufen: Im Deutschen Bundestag. Ziel ist es, der Bevölkerung unter dem Motto „70 Jahre zwischen Natur und Gesellschaft“ die Geschichte, die Aufgaben und die Leistungen des Deutschen Wetterdienstes zu präsentieren und einen Einblick in die tägliche Arbeit zu gewähren.

Fragen wie „Wie entsteht eine Wettervorhersage?“, „Welche Aufgaben haben Meteorologen am Flughafen oder an Bord eines Schiffes?“ oder „Wie wird sich das Klima in den nächsten Jahren und Jahrzehnten verändern?“ bleiben garantiert nicht unbeantwortet.

Folgende sieben Stationen gibt es dabei zu entdecken:
– Station 1: Der DWD – im Dienst der Menschen
– Station 2: Meteorologische Informationen – eine Frage von Wissen und Technologie
– Station 3: Die frühe Forschung fängt den Sturm
– Station 4: Wettervorhersage für Land, Luft & See
– Station 5: Unwetterwarnungen retten Leben
– Station 6: Klima verstehen, Zukunft vorbereiten
– Station 7: Klimawandel erfordert Anpassung und Klimaschutz

Natürlich ist es möglich, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden – oder aber man nimmt an einer Führung (Montag bis Freitag um 10 und 14 Uhr; Di.+Do. zusätzlich um 12 Uhr) teil. Wer lieber einem der zahlreichen Vorträge lauschen möchte, kommt ebenfalls auf seine Kosten:

– „Vom Schamanen zum Supercomputer – Wie entsteht eine Wettervorhersage?“
– „Schneller, genauer, zuverlässiger – Die Entwicklung der Wettervorhersage in den letzten 20 Jahren“
– „Beobachtete und zu erwartende Klimaänderungen in Deutschland“
– „See- und Bordwetterdienst im DWD
– „Die Arbeit der Bordmeteorologinnen und -meteorologen auf der POLARSTERN während der MOSAiC-Expedition“
– „Agrarmeteorologische Leistungen und Produkte des DWD. Beitrag zur Sicherstellung einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion“
– „Das Montrealer Abkommen zum Schutz der Ozonschicht: Eine internationale Erfolgsgeschichte“
– „Vegetation im Umbruch. Massive Veränderungen der Pflanzenentwicklung durch den Klimawandel“
– „Das Wetter wird extremer – Stärkere Tornados auch in Deutschland?“
– „Sturm, Gewitter, Glatteis – so warnt der DWD
– „Haben wir es zukünftig häufiger mit Wetterextremen zu tun?“
– „Innovative Wetter- und Klimadienste für eine sichere Energieversorgung“
– „Flugsicherung im DWD – Nicht Alltägliches aus dem Alltag des Flugwetterdienstes“
– „Flugwetter & unbemannte Luftfahrt“
– „Zunehmende Austrocknung der Böden in Deutschland und mögliche Folgen für Land- und Forstwirtschaft“
– „Manchmal auf Leben und Tod – Die individuelle Flugwetterberatung“

Die Ausstellung findet im Paul-Löbe-Haus statt, ist kostenlos und montags bis freitags von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen zu den Stationen, zu Vortragszeiten und zur notwendigen Anmeldung finden sich unter .

Wenn Sie also in den nächsten vier Wochen in Berlin unterwegs sind, schon immer mal Freunde oder Familie in der Hauptstadt besuchen wollten oder einfach so Lust auf eine interessante Ausstellung mit spannenden Vorträgen haben, nutzen Sie doch die Gelegenheit und kommen vorbei! Wir freuen uns auf Sie!

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.04.2023
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Regenreicher „Rudolf“ auf Rundreise

Heute setzt sich das Aprilwetter fort – zumindest in der Westhälfte. An der Südflanke von Tief „Quax I“ im Bereich der Nordsee fließt eine tagsüber zu Schauern neigende Luftmasse nach Deutschland. Insbesondere am heutigen Nachmittag können dort dann auch einzelne Gewitter auftreten. Dazu frischt auch der Wind im Westen und Nordwesten stark böig auf. In der kommenden Nacht lassen die Schauer jedoch rasch nach und der Wind schläft wieder ein, sodass in ungünstigen Lagen mit klarem Himmel leichter Frost auftreten kann.

Die Alpen liegen heute wiederum im Einflussbereich von Tief „Rudolf“, dem Hauptakteur des Deutschlandwetters der kommenden Tage. Dieses schaufelt von Norditalien her bereits heute Niederschläge in den Süden und Südosten Deutschlands. Dort kann ab etwa 1000 m sogar etwas Neuschnee runterkommen, der sich in einzelnen, höher gelegenen Staulagen zu einer veritablen Schneedecke akkumuliert. Entspannter geht es hingegen in der Osthälfte der Bundesrepublik zu. Diese befindet sich unter leichtem Zwischenhocheinfluss und bleibt entsprechend zunächst noch niederschlagsfrei.

Am Freitag zieht Tief „Rudolf“ über Ungarn und die Slowakei nordwärts in Richtung Polen und lässt insbesondere die Osthälfte Deutschlands seinen Einfluss spüren. Dort setzt verbreitet Regen ein, der teils auch schauerartig verstärkt niedergehen. Stellenweise kommen dann rund 20 bis 30 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden zusammen. Im Stau von Erzgebirge und dem Bayerischen Wald kann es auch länger anhaltend regnen. Lokal sind dort auch bis zu 45 Liter pro Quadratmeter möglich. Dabei lassen die Schneefälle in den Alpen im Tagesverlauf nach. Sonst reicht es nur auf den höchsten Gipfeln der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge für etwas Neuschnee. In der Westhälfte sorgt Zwischenhocheinfluss hingegen für einen heiteren bis sonnigen und meist niederschlagsfreien Tag. Vereinzelte Schauer stellen die Ausnahme dar.

DWD Regenreicher Rudolf auf Rundreise

DWD Regenreicher Rudolf auf Rundreise 1

Nahe des „Drei-Länder-Ecks“ Polen, Tschechien und Deutschland dreht „Rudolf“ am Samstag dann nordwestwärts in Richtung Deutschland ein. Somit machen die Niederschläge von Osten her Boden in Richtung der Mitte, am Nachmittag und Abend bis in den Westen und Süden Deutschlands, gut. In höheren Lagen der Alpen kann es erneut schneien. Dazu frischt der Wind im Tagesverlauf zeitweise auf und weht vor allem im Ostseeküstenumfeld zeitweise stark böig. Frost ist in der Nacht zum Sonntag dann meist kein Thema mehr, die starke Bewölkung verhindert die Auskühlung.

DWD Regenreicher Rudolf auf Rundreise 2

Am Sonntag zieht „Rudolf“ unter Abschwächung vom Osten in den Süden Deutschlands. So gibt es im Westen und Süden tagsüber weitere Niederschläge, die aber ab dem Abend an Intensität verlieren und in der Nacht zum Montag schließlich abklingen. Nach Norden und Osten zu zeigt sich hingegen wieder etwas häufiger die Sonne.

DWD Regenreicher Rudolf auf Rundreise 3

Damit beendet „Rudolf“ seine kleine Rundreise. Inwieweit zum Start in die kommende Woche dann ein weiteres kleinräumiges Tief in höheren Atmosphärenschichten (ein sogenannter „Kaltlufttropfen“) unser Wetter in Deutschland leicht wechselhaft gestalten könnte, ist noch etwas unsicher.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.04.2023
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Bergwetter Teil 1: Das richtige Equipment für Bergtouren

Mit dem Ende der Osterferien geht abgesehen von einigen Gletscherregionen in den Skigebieten der Alpen die Wintersaison zu Ende. Im zurückliegenden Winterhalbjahr verzeichneten die meisten Alpenregionen ein Niederschlagsdefizit von im Mittel rund 20 %. Insbesondere in den Südalpen und einigen östlichen Gebirgsgruppen fiel das Defizit teils noch deutlicher aus. Das hatte auch zur Folge, dass der Winter in den Alpen bis in alle Höhenlagen vielfach schneearm verlief.

Kurz vor Beginn des kalendarischen Frühlings kommen die Alpen nun seit dem gestrigen Donnerstag im Zuge eines Tiefs, das sich vom Mittelmeer kommend ins östliche Mitteleuropa verlagert (siehe auch Thema des Tages vom 13.04.2023) , nochmal in den Genuss einer ordentlichen Portion Neuschnee. Die Schneefallgrenze schwankt dabei je nach Intensität zwischen 500 und 1000 m, meist pendelt sie sich aber bei 800-1000 m ein. Oberhalb von etwa 1500 m werden – mit einer kleinen Pause am Samstag – über das Wochenende aufsummiert und mit den bereits gefallenen Mengen rund 30 bis 80 cm erwartet. In einigen besonders exponierten Gebirgsgruppen bzw. -lagen ist auch über einen Meter Neuschnee möglich. Die Abbildung 1 zeigt die berechneten 48-stündigen Neuschneemengen von heute Morgen bis Sonntagmorgen. In Höhenlagen unter 1500 m fallen die Neuschneemengen entsprechend geringer aus, aber der Schnee ist dort besonders nass und schwer. Zumindest lässt sich konstatieren, dass die Gletscher endlich die lang ersehnte fettere Schneeportion abbekommen, die hoffentlich nicht gleich wegschmilzt und von denen sie noch länger zehren können.

DWD Bergwetter Teil 1 Das richtige Equipment fuer Bergtouren

Manche Wintersportbegeisterte könnte es daher noch einmal zum Tourengehen oder für eine Abfahrt in die Alpen ziehen. Allerdings sollte die ansteigende und teils erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3 von 5) für die Tourenauswahl beachtet werden (siehe Abbildung 2).

Die Mehrheit wird jedoch die Wintersportgeräte bereits in Keller oder Garage bis zum nächsten Winter eingemottet haben. Denn wenn der Schnee sich im Frühjahr sukzessive weiter in die Hochlagen zurückzieht und die Wanderwege auch in den Alpen zunehmend frei werden, wird die neue Bergsaison eingeläutet. Die enthusiastischen Bergsportlerinnen und Bergsportler packt dann zunehmend die Wanderlust. Die Bergschuhe werden aus dem Schrank hervorgeholt und bekommen die notwendige Pflege, damit sie auch bei jeglichem Wind und Wetter die beanspruchten Füße möglichst trocken halten.

Oftmals sind im April in den Mittelgebirgen bis in die Kammniveaus in den Alpen zumindest bis in mittlere Lagen schon kürzere Bergtouren möglich. Mit der anvisierten frühlingshaften Erwärmung in der kommenden Woche, dürften in den Alpen schneefreie Routen eher an südseitigen Hängen und meist nur bis 1000-1200 m, vereinzelt vielleicht bis etwa 1500 m zu finden sein. Insbesondere an nordseitigen, schattseitigen Hängen hält sich der Schnee länger. Daher ist insbesondere beim Queren von steilen und gegebenenfalls hart gefrorenen Schneefeldern Vorsicht geboten.

DWD Bergwetter Teil 1 Das richtige Equipment fuer Bergtouren 1

Für den gelungenen Start in die Wandersaison ist es deshalb ratsam, die richtigen Touren auszusuchen. Jeder Alpinist fürchtet die Gefahren durch Sturmböen, nebelverhangene Bergsteige und wolkenbruchartige Regenschauer. Das Wetter kann innerhalb weniger Minuten umschlagen und das alpine Gelände in eine Gefahrenzone verwandeln. Damit die Bergtour ein angenehmes Abenteuer wird, gehören Kenntnisse über das Wetter und den Umgang mit unterschiedlichen Wetterbedingungen ins Repertoire eines jeden Wanderers. Mit diesem Wissen lassen sich wetterbedingte Gefahrenquellen minimieren.

DWD Bergwetter Teil 1 Das richtige Equipment fuer Bergtouren 2

Eine gute Wandervorbereitung beginnt mit dem Check der aktuellsten Wetterprognosen vor dem Beginn der Bergtour. Der Deutsche Wetterdienst bietet über Web und Warnwetter-App schriftliche Wetterberichte für die Bundesländer aber auch Punktprognosen für die nächsten 10 Tage an. Eine spezielle Textprognose für das Wetter im Ostalpenraum kann über die App abgerufen werden (siehe Abbildung 2). Auch der Deutsche Alpenverein stellt regionale Textprognosen für mehrere Alpengebiete sowie für die deutschen Mittelgebirge bereit, die von den österreichischen Kolleginnen und Kollegen von GeoSphere Austria (vormals Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) erarbeitet werden.

Neben dem Wetter empfiehlt es sich grade bei den ersten Frühjahrstouren auch die konditionellen Ziele noch nicht so hoch zu stecken. Muskeln, Kreislauf und der Bewegungsapparat müssen sich erst wieder an die neuen Belastungen gewöhnen.

Weitere Tipps und Hinweise zum Erkennen von Wetteränderungen in den Bergen gibt es im Thema des Tages am kommenden Montag.

M.Sc.-Met. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.04.2023
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Phänologie im Klimawandel – Teil 2: Veränderungen des Schadfrostrisikos

Die Vegetation präsentiert sich momentan farbenfroh und einige Obstbäume stehen in voller Blüte. Obstbauern und mancher Hobbygärtner verfolgen in dieser Jahreszeit besonders interessiert die Wettervorhersagen und hoffen, dass Kaltlufteinbrüche ausbleiben. Treten nämlich während der Obstblüte die gefürchteten Nachtfröste auf, können diese den Ertrag der späteren Ernte erheblich verringern. Für den Hobbygärtner ist dies lediglich ärgerlich, da er mal nicht mit seinem voll hängenden Kirschbaum beim Nachbarn prahlen oder körbeweise Früchte an Freunde und Verwandte verschenken kann. Für landwirtschaftliche Betriebe können Schadfröste allerdings erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge haben.

Daher erreichen den Deutschen Wetterdienst (DWD) gerade von Obst- und Weinbauern immer wieder Anfragen, inwiefern der Klimawandel einen Einfluss auf die Häufigkeit von Schadfrösten in landwirtschaftlichen Kulturen hat. In der Abteilung der Agrarmeteorologie wurde dieser Frage nachgegangen und es wird weiterhin daran geforscht. Die Ergebnisse könnten für manche Laien durchaus überraschend sein.

Sicherlich wird es die wenigsten verwundern, dass als Folge der globalen Erwärmung die Anzahl der Frosttage in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat. Damit kommen auch Spätfröste in den Frühjahrsmonaten immer seltener vor, wie Abbildung 1 belegt. Im Diagramm ist die Wahrscheinlichkeit von Nachtfrösten unter -2 Grad (Temperatur, ab der mit Schäden an Obstbäumen zu rechnen ist) nach dem in der x-Achse aufgetragenen Datum gezeigt. Die international gültige Referenzperiode 1961-1990 ist als blaue und die aktuellere Periode 1991-2020 als braune Kurve dargestellt. Vor allem ab April sind in der aktuelleren Periode Nachtfröste weniger wahrscheinlich geworden. Lag in den Jahren 1961-1990 die Wahrscheinlichkeit noch bei 55%, dass nach dem 10. April Temperaturen unter -2 Grad auftraten, sank die Wahrscheinlichkeit in den Jahren 1991-2020 auf 40%. Nach dem 25. April waren in der früheren Periode Nachtfröste sogar mehr dreimal so wahrscheinlich (22%) als in der neueren Periode (7%). Daher könnte man vermuten, dass auch die Wahrscheinlichkeit für Schadfröste abnimmt.

Im Thema des Tages vom 19. März dieses Jahres haben wir aber gezeigt, dass im Zuge des Klimawandels die Vegetation früher aus dem Winterschlaf erwacht und auch die darauffolgenden phänologischen Jahreszeiten verfrüht einsetzen. Früherer Blühbeginn und abnehmende Fröste stehen quasi in Konkurrenz. Die Süßkirsche beispielsweise begann früher durchschnittlich erst am 26. April zu blühen, in der aktuelleren Periode aber schon am 17. April.

DWD Phaenologie im Klimawandel Teil 2 Veraenderungen des Schadfrostrisikos

Abb. 1 zeigt, dass zwischen 1961 und 1990 die Wahrscheinlichkeit nur bei 19% lag, dass nach dem 26. April Frost unter -2 Grad auftrat. Mit dem früheren Blühbeginn (17. April) im Zeitraum 1991-2020 beträgt die Wahrscheinlichkeit für Schadfröste nach diesem Datum allerdings noch 27%. Paradoxerweise hat also in Deutschland das Schadfrostrisiko bei Süßkirschen trotz der Abnahme von Spätfrösten durch den früheren Blühbeginn zugenommen.

DWD Phaenologie im Klimawandel Teil 2 Veraenderungen des Schadfrostrisikos

Es gibt aber regionale Unterschiede. Auf der linken Karte ist die Wahrscheinlichkeit von Schadfrösten zum Beginn der Süßkirschenblüte in der Periode 1961-1990 und in der mittleren Karte die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten zwischen 1991-2020 gezeigt. Die rechte Karte verdeutlicht die Veränderung zwischen beiden Zeiträumen. Vor allem in der Mitte und im Südwesten liegt die Wahrscheinlichkeit mittlerweile bei über 30%, dass nach Beginn der Kirschblüte noch Nachtfröste unter -2 Grad auftreten. Anders ausgedrückt: Durchschnittlich in jedem dritten Jahr kann es dort zu Schadfrösten kommen. Vor allem im Südwesten ist das Schadfrostrisiko deutlich gestiegen, weil dort die Kirschblüte schon in der ersten Aprilwoche einsetzt. Zu dieser Zeit gibt es noch relativ häufig Nachtfröste. Im Osten ist das Risiko hingegen gesunken, da dort die Anzahl der Frosttage deutlich zurückging, während sich der Blühbeginn weniger stark verschoben hat.

DWD Phaenologie im Klimawandel Teil 2 Veraenderungen des Schadfrostrisikos 1

Bei der Apfelblüte nahm das Schadfrostrisiko fast bundesweit zu. Aufgrund des deutlich späteren Blühbeginns waren früher Frostschäden an Apfelblüten kaum ein Thema, die Wahrscheinlichkeit lag deutschlandweit bei unter 5%. Mit dem früheren Blühbeginn der Apfelbäume nahm das Risiko von Schadfrösten in der südlichen Mitte und im Südwesten auf 10-15% zu, sodass in dieser Periode etwa alle 7 bis 10 Jahre mit Schäden an Obstbäumen zu rechnen war. Insbesondere in der für den Apfelanbau bedeutsamen Bodenseeregion sowie am Hochrhein ist der stärkste Anstieg des Schadfrostrisikos zu verzeichnen (>15%).

DWD Phaenologie im Klimawandel Teil 2 Veraenderungen des Schadfrostrisikos 1

Beim Weinanbau wird ein ähnlicher Trend beobachtet, wie exemplarisch die Zeitreihe von Geisenheim (Rheingau) zeigt. In Dunkelblau sind die Jahre dargestellt, in denen es nach dem Austrieb der Reben noch zu Temperuren unter 1 Grad kam. Die hier verwendete höhere Temperatur ist der Tatsache geschuldet, dass Weinreben besonders empfindlich sind und in einem Meter Höhe wachsen, wo es in klaren Nächten meist kälter ist als in zwei Metern Höhe (offizielle Messhöhe der Lufttemperatur). Kam es früher eher selten zu Schadfrösten, nahm die Häufigkeit in den letzten Jahren erkennbar zu.

Und wie geht es in der Zukunft weiter?

An dieser Frage wird beim DWD aktuell noch intensiv geforscht, ebenso wie an der Untersuchung von weiteren landwirtschaftlichen Kulturen. Bei der Süßkirsche ist zu befürchten, dass in Ostdeutschland nach einem vorübergehend gesunkenem Schadfrostrisiko in Zukunft ebenfalls ein Anstieg zu erwarten ist, da auch dort die Blüte immer früher einsetzen wird. Im Südwesten ist die Vorhersage schwieriger, da einerseits die Spätfröste weiter abnehmen werden, die Bäume aber nicht unbegrenzt früh austreiben können. Dadurch könnte nach dem beobachteten Anstieg das Schadfrostrisiko in den nächsten Jahrzehnten möglicherweise wieder sinken. Zum Leidwesen von Landwirten und Hobbygärtnern wird es aber auch in Zukunft Schäden durch Spätfröste geben und möglicherweise ist es auch sinnvoll, manche landwirtschaftliche Anbaugebiete in andere Regionen Deutschlands zu verlagern.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Vorhersage- und Beratungszentrale

Fachliche Unterstützung:
Bianca Plückhahn
Abteilung Agrarmeteorologie

Deutscher Wetterdienst
Offenbach, den 15.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wo bleibt das schöne Frühlingswetter?

Im Thema des Tages vom 24.02.2023 („Frühlingsbeginn“) wurde erklärt, wann der Frühling beginnt. Dafür gab es 4 Antworten. Bei 3 dieser 4 Antworten hat der Frühling tatsächlich begonnen, bei einer allerdings noch nicht.

So fing der meteorologische Frühling verbindlich am 1. März 2023 an (Antwort 1), genauso unumstößlich wie der astronomische (bzw. kalendarische) am 20. März 2023 um 22:24 Uhr (Antwort 2).

Der phänologische Frühlingsbeginn hat bereits die Etappen Vorfrühling am 26. Januar 2023 (Beginn der Haselblüte) und Erstfrühling am 14. März 2023 (Beginn der Forsythien-Blüte) absolviert (Antwort 3). Schaut man in die Natur, so kann man mittlerweile allerorten blühende Pflanzen entdecken. Der Vollfrühling, der durch den Beginn der Apfelblüte markiert wird, wird derzeit immer noch 4 oder 5 Tage vor seinem durchschnittlichen Beginn am 26. April eines Jahres erwartet, also etwa am 21. oder 22. April 2023.

DWD Wo bleibt das schoene Fruehlingswetter

Hatte der Vorfrühling in diesem Jahr durch den milden Winter allerdings noch einen Vorsprung von 16 Tagen zu seinem durchschnittlichen Beginn am 11. Februar eines Jahres und der Erstfrühling auch noch 11 Tage zu seinem normalen Beginn am 25. März, so ist dieses Polster in den letzten Wochen immer weiter geschmolzen (weitere Informationen und aktuelle Daten zum Thema Phänologie finden Sie unter www.dwd.de/phaenologie).

„Schuld“ daran ist natürlich die Witterung, die sich seit dem meteorologischen Frühlingsbeginn mit andauernden Westwetterlagen präsentierte. Dabei sorgten von Westen anrauschende Tiefdruckgebiete wiederholt für viele Wolken samt Niederschlägen in Deutschland, die bei stark schwankenden Temperaturen teils bis ins Tiefland als Schnee fielen. Dazu kam oft viel Wind, auch wenn kein ganz großer Sturm dabei war. Längere Hochdruckphasen mit viel Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen gab es dagegen nur selten oder höchstens kurz. Der April hat in den ersten Tagen sogar einen richtigen „Kaltstart“ hingelegt. So liegt das Temperaturmittel für Deutschland im bisherigen April mit rund 5,7 Grad Celsius (°C) um etwa 3,3 Grad unter dem Wert der Referenzperiode 1991 bis 2020 (bezogen auf den gesamten April).

Immerhin aber wurde die 15 Grad-Schwelle in diesem Jahr schon an über 90 % der Stationen in Deutschland überschritten, die 20 Grad-Schwelle allerdings nicht einmal an 10 % der Stationen. Einen meteorologischen Sommertag mit 25 Grad oder mehr gab es sogar noch an keiner Station! Das war in den vergangenen Jahren zu diesem Zeitpunkt im Jahr meist schon der Fall, oft auch schon im März.

Die vom Autor im damaligen Thema des Tages festgelegte willkürliche Definition eines „statistischen Frühlingsbeginn“ (in der Folge als „synoptischer Frühlingsbeginn“ bezeichnet), wobei es an drei aufeinanderfolgenden Tagen sonnig und trocken und an zwei Tagen davon mindestens eine Temperatur von 15 Grad geben sollte, wurde in diesem Jahr durch die Witterung der vergangenen Wochen noch an keiner Station erreicht. Damit ist das Wetter beim Frühlingsbeginn dieses Jahr spät dran, viel später als in den meisten letzten Jahren!

Im Süden (repräsentiert durch München, blaue Linie in Bild 2) erfolgte dieser synoptische Frühlingsbeginn seit 2005 meist im März, manchmal sogar schon im Februar und spätestens am 2. April (2006 und 2009). Im Norden (repräsentiert durch Hamburg, dunkelrote Linie in Bild 2) ist der synoptische Frühlingsbeginn generell etwas später, aber häufig genug auch im März und einmal sogar im Februar. In immerhin drei Jahren (2006, 2009 und 2013) gab es in Hamburg einen späten synoptischen Frühlingsbeginn im April, im spätesten Fall sogar erst am 20. April (2006). Die beiden Trendkurven (gepunktete Linie in Bild 2) verraten, dass das Wetter eigentlich immer früher im Jahr auf Frühling umschaltet und dieses Jahr eine Ausnahme ist.

DWD Wo bleibt das schoene Fruehlingswetter

Stellt sich also die Frage, wann das Wetter in diesem Jahr endlich den Frühling einläutet? Nun, da gibt es tatsächlich Hoffnung für die kommende Woche. Dann baut sich ein Hochdruckgebiet über der Nordsee und Skandinavien auf. Damit verbunden nimmt der Sonnenschein im Laufe der Woche immer mehr zu und es bleibt meist trocken. Zudem erwärmt sich die Luftmasse allmählich, sodass häufig die 20 Grad-Schwelle ins Visier genommen wird. Damit werden die Kriterien für den synoptischen Frühlingsanfang voraussichtlich verbreitet erfüllt.

DWD Wo bleibt das schoene Fruehlingswetter 1

Dipl.-Met Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.04.2023
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Aprilwetter

Während es gestern noch freundlich war, ist heute in den Morgenstunden ein Regengebiet nach Osten abgezogen. Es gehörte zur Kaltfront eines Atlantiktiefs. Rückseitig der Kaltfront ist subpolare Luft eingeflossen, in der sich kurze sonnige Abschnitte mit kräftigen Schauern und sogar Graupelgewittern abwechseln. Dabei ist es recht kühl und es weht ein lebhafter und böiger Wind. Auf den Gipfellagen einiger Mittelgebirge wurde es sogar kurzzeitig weiß. Typisches Aprilwetter eben.

Doch warum tritt dieses Wetter gerade im April häufig auf? Aktuell sind die Meere und Polargebiete noch relativ kühl. Gerade bei Westwetterlagen, wie sie derzeit vorherrschen, wird auf der Rückseite von Tiefdruckgebieten immer mal wieder kalte Polarluft nach Deutschland geführt. Der Sonnenstand ist allerdings jetzt bereits schon so hoch wie Ende August oder Anfang September. Somit kann sich das Land tagsüber bei Sonnenschein schon stärker erwärmen. Die hochreichend kalte Polarluft wird dadurch labilisiert. Die warme Luft steigt in Blasen auf. Dadurch bilden sich im Tagesverlauf Quellwolken, die dann Schauer und Gewitter bringen.

Nach kurzer Wetterberuhigung steht das nächste Tief schon in den Startlöchern. Morgen überquert uns das Frontensystem von Tief QUAX, das nach Großbritannien zieht. Dabei fällt zunächst verbreitet Regen. Am Nachmittag lockert die Wolkendecke im Westen auf. Dann bilden sich in der rückseitig der Kaltfront einfließenden Subpolarluft dort wieder Schauer und Gewitter.

Am Freitag setzt sich in der Mitte und im Westen leichter Zwischenhocheinfluss durch, während im Westen und im Osten zeitweise Regen fällt.

DWD Aprilwetter

Am Wochenende zeigt der Trend ein Höhentief (ein Tief in der mittleren und oberen Troposphäre, das mit Höhenkaltluft angefüllt ist), das sich über Mitteleuropa festsetzt. Demnach wird das Wochenende voraussichtlich wechselhaft, zum Teil auch regnerisch und kühl.

DWD Aprilwetter

Hoffnung auf Wetterbesserung besteht dann zu Beginn der nächsten Woche. Dann zeigt ein recht eindeutiger Trend hin zu einem kräftigen Hoch über Skandinavien, das seinen Einfluss zu uns ausbaut und mit einer östlichen Strömung trockene und zunehmend wärmere Festlandsluft zu uns führt. Fraglich bleibt jedoch, ob kleine Kaltlufttropfen am Südrand des Hochs eventuell doch noch einen Strich durch die Rechnung machen.

DWD Aprilwetter 1

Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.04.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst