Lake Effect Snow – Verbindendes meteorologisches Phänomen zwischen Ostsee und Großen Seen

In vielen Regionen Deutschlands liegt bis in die Niederungen zumindest eine dünne Schneedecke. Lediglich im Südwesten schaut man eher noch „ins Grüne“. In den vergangenen Tagen wurde in den Themen des Tages bereits ausführlicher auf die Entwicklung der winterlichen Wetterlage und der Schneedecke eingegangen (siehe Themen des Tages vom 28.11.23 und 29.11.23). Nicht nur im Mittelgebirgsraum oder an den Alpen musste zu Besen oder Schaufel gegriffen werden, um die Wege oder das Auto freizuräumen. Auch entlang den deutschen Küsten, vor allem der Ostsee, liegt für diese Regionen eine veritable Schneedecke (Abbildung 1). In Nordamerika, genauer gesagt im Umfeld der Großen Seen, braucht man derzeit schon teils schwereres Gerät, um den dortigen Schneemassen Herr zu werden. Beide Regionen verbindet dieser Tage der sogenannte „Lake Effect Snow„, welcher regional für verhältnismäßig hohe Schneesummen sorgt.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen

Der Lake Effect Snow (LES) ist ein Phänomen, das im Winterhalbjahr beim Überströmen von Kaltluft über größere, relativ warme Wasserflächen auftreten kann. Beim Überstreichen der trocken-kalten Luft über die deutlich wärmeren Gewässer wird die untere Atmosphäre mit Wärme und Feuchtigkeit versorgt und deren Schichtung wird dadurch labiler. Die mit Wärme und Feuchtigkeit angereicherten Luftpakete steigen auf, kühlen sich ab und kondensieren vorwiegend bereits in den unteren Atmosphärenschichten. Daher kann es zu flächenmäßig eng begrenzten Niederschlagsbändern mit heftigen Schneefällen kommen. Aufgrund der geringen Breite der Niederschlagsbänder von oft nur wenigen Kilometern kann das betroffene Gebiet im Schnee versinken, während im näheren Umfeld mitunter deutlich weniger oder gar kein Schnee fällt. Verschiedene Studien zeigen, dass zwischen der Wasseroberflächentemperatur und der Temperatur in 1,5 km Höhe (Druckniveau auf etwa 850 hPa) über Grund eine Differenz von mindestens 13 Kelvin bestehen muss, damit genügend Energie für die Bildung kräftiger und langlebiger Niederschlagsbänder zur Verfügung steht. Starke Schneeschauer können unter anderem dann entstehen, wenn die labile Luftmasse eine vertikale Mächtigkeit von mindestens ca. 2 km über Grund erreicht.

Eine weitere Schlüsselkomponente bei der Bestimmung von besonders betroffenen Küstengebieten beim Lake Effect Snow ist die Windrichtung. Zudem ist der sogenannte „Fetch“ entscheidend, der die Wirklänge des Windes über die offene Wasserfläche beschreibt. Der „Fetch“ sollte typischerweise mindestens 100 km betragen, damit der Luft ausreichend Wärme und Feuchtigkeit für die Entwicklung der Schneeschauerstraßen zugeführt werden kann.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen

Der Lake Effect Snow ist im Bereich der Großen Seen (USA) besonders ausgeprägt, da es hier häufiger zu einem „Arctic Outbreak“ kommt. Dabei kann auf der Rückseite eines Tiefs häufig sehr kalte, trockene Luft aus den arktischen Breiten Kanadas weit nach Süden in die USA vorstoßen. Dort überströmen die arktischen Luftmassen die Großen Seen, meist von West bis Nordwest nach Ost bis Südost. Für den Eriesee und den Ontariosee beispielsweise ist der „Fetch“ bei einer westlichen Windkomponente mit mehreren hundert Kilometern besonders lang. In der ersten Wochenhälfte kam es nun zum ersten markanten „Arctic Outbreak“ über Nordamerika mit entsprechendem Lake Effect Snow (siehe animierte Abbildung 2).

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 1

Die Wassertemperatur der Großen Seen lag verbreitet noch bei +6 bis +9 Grad, während in 1,5 km rund -14 Grad vorherrschend waren (Abbildung 3). Summa summarum ergaben sich demnach in der unteren Atmosphäre Differenzen von 20 bis 23 Kelvin. Dieser Temperaturgegensatz stellte viel Energie für die Bildung von intensiven und teils gewittrig durchsetzten Schneeschauerstraßen vor allem an den Ost- und Südostseiten von Lake Michigan, Huron, Erie und Ontario zur Verfügung. Dabei wurden häufig pro Stunde Neuschneeraten von 3-10 cm (ca. 1-3 inches), in einigen Regionen (z.B. knapp südlich von Buffalo) auch 10 bis 15 cm (4-6 inches) beobachtet. Insgesamt sind seit Montag teilweise 25-50 cm (10-20 inches), strichweise auch um 75 cm (30 inches) gemeldet worden.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 1

Kehren wir wieder nach Mitteleuropa zurück. Wie bereits erwähnt, konnte beispielsweise am Dienstag im Skagerrak und Kattegat sowie in der westlichen Ostsee (siehe Abbildung 4) der Lake Effect Snow mit seinen charakteristischen Schauerstraßen von Nord bis Nordost nach Süd bis Südwest beobachtet werden.

DWD Lake Effect Snow Verbindendes meteorologisches Phaenomen zwischen Ostsee und Grossen Seen 2

Die Bedingungen waren dabei denen in Nordamerika sehr ähnlich. Die Temperaturdifferenz betrug zwischen Wasseroberfläche (rund 8 Grad) und 1,5 km (-12 bis -14 Grad) um bzw. etwas über 20 Kelvin. Lediglich die Breite der Wasserflächen und damit der „Fetch“ reicht in den westlichen Ostseegebieten nicht an die Großen Seen heran, sodass die Neuschneemengen in der Regel im Verhältnis nicht so hoch ausfallen. In weiten Teilen des Landes hält die Zufuhr kalter Luftmassen aus Norden bis Nordosten in den kommenden Tagen an, sodass der Lake Effect Snow an der Ostseeküste strichweise weiteren Schneenachschub liefern dürfte.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Von neuem Schnee, gefrierendem Regen und Modellchaos

In den kommenden Tagen bauen sich zwischen Nord- und Südeuropa größere Temperaturgegensätze auf. Subtropische Warmluft wird vom Atlantik Richtung Mittelmeerraum geführt, während weite Teile Nord- und Mitteleuropas von polarer Kaltluft geflutet werden (siehe Abbildung 1). Entlang dieser vorübergehend quasi ortsfesten Frontalzone, also des Bereichs mit den größten Temperaturgegensätzen, kommt es zu kräftigeren und länger anhaltenden Niederschlägen, die auf der warmen Seite als Regen, auf der kalten als Schnee fallen. Kleinste Verschiebungen der Frontalzone entscheiden vor Ort über Schneegestöber oder Regenfälle, weswegen es natürlich wünschenswert wäre, wenn die verschiedenen Wettermodelle ein einigermaßen klares Bild über die voraussichtliche Position der Luftmassengrenze liefern würden.

DWD Von neuem Schnee gefrierendem Regen und Modellchaos 1

Doch ausgerechnet bei diesen Grenzwetterlagen beginnt auch bei den Wettermodellen das große Flattern. Nicht selten liefert in solchen Situationen jedes Modell sein eigenes Szenario, selbst noch wenige Tage oder Stunden vor dem Ereignis. Welches von diesen vielen, mehr oder weniger stark abweichenden Szenarien sich am Ende bewahrheitet, lässt sich im Vorfeld nicht sagen. Dem Forecaster bleibt nichts anderes übrig, als das für ihn wahrscheinlichste Szenario zu beschreiben und die Unsicherheiten zu kommunizieren – und genau das soll nun geschehen.

DWD Von neuem Schnee gefrierendem Regen und Modellchaos 2

In Abbildung 2 soll die von den 4 Wettermodellen ICON13, EZMWGFS und UK10 vorhergesagte Lage der Frontalzone am Donnerstagabend (22 Uhr) verdeutlich werden, dem Zeitpunkt der vermutlich nördlichsten Position. Dargestellt ist die Temperatur auf der 850-hPa-Druckfläche, also in etwa 1500 Metern Höhe. Was direkt auffällt, ist, dass sich die dichteste Drängung der Isothermen (die Linien gleicher Temperatur) und damit die Luftmassengrenze in allen Modellen irgendwo über Süddeutschland befindet. Soweit so gut – das Problem ist aber das „Irgendwo“. Die 0-Grad-Isotherme, die in erster Näherung den Übergang von Schnee zu Regen markiert, variiert von Modell zu Modell um 100 Kilometer. Die nördlichste Variante liefert das EZMW (Höhe Stuttgart), die südlichste das DWD-Modell ICON13 (Höhe München).

Demnach ist lediglich sicher, dass ab Donnerstagfrüh, im Zuge der hereindriftenden Luftmassengrenze, vor allem im Süden mit kräftigeren Niederschlägen zu rechnen ist. Wie weit sie nach Norden ausgreifen und wo sich der Übergang von Schnee zu Regen vollzieht, ist aber noch hochgradig unsicher. Wenn man kein Modell bevorzugen möchte, dann nimmt man für das vermeintlich wahrscheinlichste Szenario die mittlere Lage der Luftmassengrenze. Demnach läge sie (wahrscheinlich) auf der Höhe Augsburg, wie von GFS und ICON-D2 berechnet. Die Situation am Donnerstagabend bzw. in der Nacht zum Freitag sähe folglich in etwa so aus wie in Abbildung 3. Also nördlich der Höhe Augsburg Schneefall mit durchaus nennenswerten Neuschneemengen, südlich erst Schnee, dann Regen und beim Übergang eventuell vorübergehend gefrierender Regen mit Glatteisbildung.

DWD Von neuem Schnee gefrierendem Regen und Modellchaos

Diese Niederschläge beschäftigen uns voraussichtlich bis in den Samstag hinein, wobei sie mit Rückzug der Luftmassengrenze auch ganz im Süden wieder zunehmend in Schnee übergehen und dem Alpenrand wohl eine größere Schneepackung bescheren.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Winter ist eingekehrt

Winterwetter hat in Deutschland Einzug gehalten und uns erwartet auch in den kommenden Tagen winterliches Wetter. Einen ersten richtigen Auftakt bis in tiefe Lagen bescherte uns das Schneetief „Oliver“. Es zog am gestrigen Montag und in der vergangenen Nacht von Belgien kommend über den Westen und die Mitte Deutschlands nach Bayern. Es hatte einiges an Niederschlag im Gepäck, der regional bis in die Niederungen in Schnee überging. Im wurde bereits ausführlich auf die Entstehung des Tiefs und dessen Zugbahn eingegangen, ebenso wie auf die Luftmassen, die für den Wintereinbruch verantwortlich waren. Wer also Genaueres über die Hintergründe erfahren möchte, dem sei dieses Thema sehr empfohlen.

Heute ziehen wir eine erste Bilanz. Bereits am gestrigen Morgen setzten im Westen, etwa von der Eifel bis zur Pfalz Schneefälle ein. Im Tagesverlauf breiteten sich diese quer über die Mitte aus und erfassten am Abend und in der darauffolgenden Nacht auch Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Südbrandenburg und den Norden und Osten Bayerns. In der Mitte hielten die Schneefälle auch die ganze Nacht über an. Vielerorts konnte sich in den genannten Regionen so eine mehr oder weniger mächtige Schneedecke ausbilden – zumindest in den Niederungen die erste ihrer Art in diesem Winterhalbjahr.

Vergleicht man die gemessenen Schneehöhen von Montag, 7 Uhr (MEZ), mit denen vom heutigen Dienstag, 7 Uhr (MEZ), kann man den Neuschneezuwachs eindrucksvoll erkennen (Abbildung 1). Vor allem quer über der Mitte Deutschlands kam teils einiges an Schnee zusammen. Etwa oberhalb von 300 bis 400 m über Meeresniveau (ü.NN) fielen bis zum Dienstagmorgen vielerorts 10 bis 15, stellenweise auch um 20 cm Neuschnee, oberhalb von 500 m örtlich noch mehr. Während es entlang des Rheins etwas zu mild für Schnee war, reichte es selbst im schneearmen Rhein-Main-Gebiet für eine dünne Nassschneedecke, ebenso wie im Thüringer Becken und in der Leipziger Tieflandsbucht.

DWD Der Winter ist eingekehrt

Ein besonderer Hotspot war Hessen und der Nordosten von Rheinland-Pfalz, vor allem die Staulagen von Westerwald und Taunus (Abbildung 2). Zum einen hielt dort der Schneefall besonders lange an (rund 18 Stunden), zum anderen war er tagsüber zum Teil recht kräftig. Die sogenannte Niederschlagsabkühlung sorgte dafür, dass bereits tagsüber die Temperatur auf etwa 0 Grad abfiel und dadurch die Schneefallgrenze bis in die Täler absank. All dies führte dazu, dass sich dort bis auf etwa 200 m ü.NN. herab eine 10 bis 20 cm mächtige Schneedecke ausbilden konnte. In Waldbrunn-Lahr (280 m) wurden am Morgen 25 cm gemessen, im Wiesbadener Stadtteil Auringen (263 m) waren es 17 cm und in Bad Homburg (255 m) 16 cm – um nur ein paar Beispiele zu nennen.

DWD Der Winter ist eingekehrt 1

Der nasse und dadurch sehr schwere Schnee brachte teils erhebliche Probleme mit sich. Er lastete so schwer auf den Bäumen, dass diese teilweise unter der Schneelast zusammenbrachen. Auch die aufgeweichten Böden aufgrund der ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen der vergangenen sechs Wochen trug mit dazu bei, dass einige Bäume umstürzten. Feuerwehr und Polizei wurden am gestrigen Abend und bis in den heutigen Tag hinein ordentlich auf Trab gehalten (z.B. im Rheingau-Taunus-Kreis).

Nördlich der Mittelgebirge war es zwar kalt genug für Schnee, der Schneefall war dort aber zu schwach, um mehr als ein bisschen „Puderzucker“ auf Autos, Wiesen und Dächer zu hinterlassen. Im Südwesten und südlich der Donau fiel in tieferen Lagen überwiegend Regen, da südlich des Tiefs etwas mildere Luft einsickerte.

Auch in den kommenden Tagen geht es winterlich weiter. In der kommenden Nacht zum Mittwoch greift schon das nächste Schneetief namens „Quintius“ von der Nordsee kommend auf den Nordwesten über. Es hat vor allem für den Norden und Nordwesten Schnee im Gepäck, der teils schauerartig fällt. Dort ist verbreitet mit ein paar Zentimeter Schnee zu rechnen. Möglicherweise formieren sich schmale Schauerstraßen, in denen innerhalb weniger Stunden strichweise sogar 5 bis 15 cm fallen könnten. Am wahrscheinlichsten ist dies in einem Streifen vom Emsland bzw. Westmünsterland über das Osnabrücker Land und Ostwestfalen bis zum Weserbergland.

Am morgigen Mittwoch kommen die Schneefälle weiter ost- und südostwärts voran. Sie erreichen dann auch den Osten, die Mitte und bis zum Abend etwa die Donau. Dabei lassen sie aber an Intensität nach. Dennoch kann es vor allem in den Mittelgebirgen regional ein paar Zentimeter Neuschnee geben. In den Niederungen ist eher nasskaltes Schmuddelwetter zu erwarten, da dort tagsüber die Temperaturen wieder in den Plusbereich gehen (1 bis 4, entlang des Rheins auch um 5 Grad).

Weitere Tiefs bringen am Donnerstag und Freitag vor allem dem Süden Niederschläge. Mit den Temperaturen geht es noch ein Stück nach unten. Vielerorts stellt sich leichter Dauerfrost ein. Über den Gefrierpunkt steigen die Temperaturen tagsüber dann nur noch ganz im Süden, entlang des Rheins und an den Küsten. Die genauen Zugbahnen der Tiefs sind allerdings noch etwas unsicher. Somit ist noch unklar, wie weit die Schneefälle nach Norden ausgreifen. Bei einer nördlichen Zugbahn wären auch die mittleren Landesteile mit Schneefällen betroffen und ganz im Süden könnte der Niederschlag in den Niederungen wieder in Regen übergehen. Bei einer südlicheren Zugbahn bliebe es in der Mitte trocken, dafür käme dann der Niederschlag auch im Süden überwiegend als Schnee vom Himmel. Auch wenn es bezüglich der Details noch Unsicherheiten gibt, so bleibt uns das eher winterliche Wetter in weiten Teilen Deutschlands bis mindestens zum ersten Adventswochenende erhalten.

Zum Abschluss noch ein paar ausgewählte Schneehöhen mit Schwerpunkt auf tiefe und mittlere Lagen, Dienstag, 28.11.2023, 7 Uhr (MEZ):

Ort Höhe Schneehöhe
Waldbrunn-Lahr (Kreis Limburg-Weilburg) 280 m 25 cm
Bad Marienberg (Westerwaldkreis) 547 m 23 cm
Pisach-Laaber (Kreis Neumarkt i.d. OPf.) 517 m 21 cm
Heinrichsthal (Kreis Aschaffenburg) 446 m 20 cm
Neukirchen-Hauptschweda (Schwalm-Eder-Kreis) 500 m 20 cm
Wiesbaden-Auringen (Wiesbaden) 263 m 17 cm
Gedern-Schönhausen (Wetteraukreis) 414 m 17 cm
Heiligenstadt-Kalteneber (Kreis Eichsfeld) 447 m 17 cm
Bad Homburg (Hochtaunuskreis) 255 m 16 cm
Beuren (Kreis Trier-Saarburg) 505 m 15 cm

Dr. rer. nat Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ein verregneter November mit Schnee als krönendem Abschluss

Trüb und nass zeigte sich der November bislang und auch in den nächsten Tagen stehen Niederschläge auf der Agenda. Der kommende Freitag (01. Dezember) schlägt dann zwar ein neues Kapitel in der Statistik auf, denn an besagtem Tag ist meteorologischer Winteranfang, aber ob sich danach auch an dem unbeständigen Wetter etwas ändert, bedarf noch eines Blickes in die Glaskugel.

Zurück zu den Niederschlägen im aktuell laufenden Monat November. Mancherorts regnete es teils langanhaltend und kräftig und so manche Warnung vor Dauerregen beschäftigte die Warnmeteorologen. Nachfolgend waren auch die Experten der Hochwasserzentralen gefragt, den Impact für die Einzugsgebiete der Flussregionen richtig einzuschätzen. Aber auch Schauer und einzelne Gewitter lieferten zwar nicht flächig, mancherorts aber in Summe durchaus nennenswerte Niederschlagsmengen. So mancher mag an dieser Stelle nun aufgrund des trüben und regnerischen Wettercharakters vielleicht ein Sonnenlied anstimmen oder gar einen Sonnentanz vollführen. An den bereits gefallenen Niederschlagsmengen ändert das allerdings nichts mehr.

In Deutschland sind für den November im Mittel Niederschlagsmengen von 50 bis 90 Liter pro Quadratmeter in der Fläche üblich. Dass sich Niederschläge aber nicht gleichmäßig über Deutschland verteilen, liegt in der Natur der Sache. Zu den Spitzenreitern bezüglich der gefallenen Niederschlagsmengen gehören gerne einmal die üblichen Verdächtigen, die man im Laufe der Zeit schnell benennen kann. Dazu zählen beispielsweise die Staulagen der Mittelgebirge. Insbesondere Schwarzwald und Allgäu sind bei Zufuhr feuchter Luftmassen aus westlichen Richtungen bevorzugte Kandidaten für langanhaltende Niederschläge.

Im Gegensatz dazu sind das Thüringer Becken oder die Magdeburger Börde, aber auch der Nordosten Beispiele für trockene Regionen in Deutschland. Begründen kann man dies mit oftmals abnehmenden Niederschlägen in Richtung Osten. Im Falle von Thüringer Becken oder Magdeburger Börde kann man dies aber auch mit der Leelage von Thüringer Wald oder Harz begründen. Diese Mittelgebirge fungieren hierbei als eine Art Barriere, an deren Südwestflanke die Niederschläge anstauen und an deren Nordostflanke dann eine Art Abschattung stattfindet.
Die nachfolgende Grafik zeigt die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen seit dem 01. November.

DWD Ein verregneter November mit Schnee als kroenendem Abschluss 1

Tatsächlich stechen wieder einmal die bekannten Kandidaten hervor, sowohl hinsichtlich viel aber auch hinsichtlich wenig Niederschlag. Hervorzuheben sind insbesondere der Schwarzwald und das Allgäu, die in Teilen weiß eingefärbt sind. Die damit implizierten mehr als 300 Liter pro Quadratmeter sind nicht mehr Teil der Legende. So mancher Bewohner der Norddeutschen Tiefebene erinnert sich auch an letzten Montag, als dort ein stationäres Niederschlagsband lag, welches die Warnmeteorologen dazu veranlasste, eine Warnung vor Dauerregen zu schalten. Die Regenmengen dieses Ereignisses erkennt man auch in der Gesamtsumme des bisherigen Novembers, der Schwerpunkt lag hierbei in einem Streifen von Bremen bis zur Altmark.

DWD Ein verregneter November mit Schnee als kroenendem Abschluss

Betrachtet man nun die bisherigen Niederschlagsmengen relativ zum vieljährigen Mittel, so wird ebenfalls direkt dieser Streifen in der Norddeutschen Tiefebene ersichtlich. Insbesondere auch das Alpenvorland gönnte sich „etwas“ mehr Nass von oben. Noch etwas Nachholbedarf haben in dieser Hinsicht große Teile von Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

Und wie sieht es in den kommenden Tagen hinsichtlich Niederschlag aus? Die mitunter kräftigen Niederschläge des heutigen Montags wurden bereits im gestrigen Thema des Tages behandelt. Diese sind auch am morgigen Dienstag noch Thema, wenn sie sich im Tagesverlauf Richtung Erzgebirge und Südosten zurückziehen. Noch einmal an dieser Stelle hervorzuheben ist aber, dass die Niederschläge am heutigen Montag insbesondere in den mittleren Landesteilen auch bis in tiefere Lagen als Schnee fallen. In den westlichen Mittelgebirgen ist teils mit kräftigem Schneefall zu rechnen. Am morgigen Dienstag geht der Regen dann auch in den südlichen Landesteilen allmählich in Schnee über. Am Mittwoch kommen von Nordwesten bis in die Mitte erneut Schnee- und Schneeregenfälle herein. Diese ziehen dann im Laufe des Donnerstags ostwärts ab. Von Südwesten zieht dann ein Niederschlagsgebiet herein, das hinsichtlich Niederschlagsphase und Ausbreitung aber noch mit einigen Unsicherheiten aufwartet.

DWD Ein verregneter November mit Schnee als kroenendem Abschluss 2

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Noch mehr Schnee im Anmarsch

Winterliche Wetterverhältnisse haben bei uns Einzug gehalten. Davon kündigten bereits die Themen des Tages der letzten Tage. Und wie es manchmal so ist, lässt das Wetter im Moment auch keine Abwechslung zu. Deswegen geht es auch heute wieder um Schnee, Eis und Glätte. Dabei vor allem um Schnee, denn davon gibt es ab morgen früh bis in den Dienstag hinein in manchen Gegenden reichlich – der erste Höhepunkt des Winterwetters steht kurz bevor.

Tief „Oliver” übernimmt ab der kommenden Nacht bei uns die Verantwortung für die Wetterlage. Eigentlich schon ziemlich gealtert, taucht es bei Schottland in einen Jungbrunnen und regeneriert sich unter Zuhilfenahme eines Randtiefs vor Norwegen. Dieses Tief haucht dem ganzen Komplex neues Leben ein. Im Anschluss zieht das so wieder stärker gewordene Tief rasch südwärts und landet in der Nacht zum morgigen Montag an der niederländischen Nordseeküste. Danach führt sein Weg weiter über Belgien Richtung Eifel. In der Nacht zum Dienstag geht es anschließend über Hessen und Franken in Richtung Böhmisches Becken, wo „Oliver” in den Früh- oder Vormittagsstunden des Dienstags liegen soll. So jedenfalls prophezeien es die aktuellen Prognosen der verschiedenen Wettermodelle.

Doch was bedeutet das jetzt für unser Wetter? Nun, zum einen hat so ein Tief in der Regel einiges an Niederschlägen im Gepäck. In diesem Fall würde man so etwas ohnehin erwarten, da „Oliver” einen recht langen Weg über die Nordsee zurücklegt, bevor Deutschland erreicht wird. Zum anderen lohnt der Blick auf die Luftmasse, die mit „Oliver” interagiert. In etwa 1,5 km Höhe liegen die Temperaturen je nach Region zwischen -3°C und -6°C. Daraus lässt sich grob abschätzen, bis zu welchen Höhenlagen Niederschlag als Schnee fällt. Im Fall von „Oliver” wird das oberhalb von 400 bis 800 m der Fall sein. Auch hier kommt es darauf an, wohin man genau schaut. In den südlichen Mittelgebirgen wie zum Beispiel dem Schwarzwald liegt die Schneefallgrenze im Einflussbereich geringfügig milderer Luft etwas weiter oben Richtung 600 bis 800 m, während sie in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen wie z.B. Westerwald, Taunus, Eifel und Harz eher um 400 m liegen wird. Erschwerend kommt hinzu, dass sich mit Durchzug von „Oliver” die verschiedenen Luftmassen rasch die Klinke in die Hand geben. Das bedeutet, dass sich Regen und Schnee in relativ rascher Folge abwechseln können.

Los geht’s mit den Niederschlägen bereits nachts im äußersten Westen am Niederrhein, wo diese zunächst wohl als Regen fallen. In den Morgen- und frühen Vormittagsstunden greifen sie dann weiter auf große Teile von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz/Saarland aus und verstärken sich. Während es in den tiefsten Lagen an Ems und Niederrhein wohl weiter bei Regen, vielleicht auch Schneeregen bleibt, wird es in den höheren Lagen spätestens ab 400 m anfangen zu schneien. Und das zeitweise sogar ziemlich kräftig. Weiter südlich setzt der Schneefall wie bereits schon erwähnt erst in höheren Lagen ein. Bis zum Abend verlagert sich „Oliver” nur langsam ostwärts. Dabei kühlt die Luft durch die Niederschläge, aber auch durch die zunehmende Okklusion des Tiefs, langsam aber stetig ab. Damit sinkt auch die Schneefallgrenze wieder. Übersetzt bedeutet das, dass gegen Abend auch in tieferen Lagen die Niederschläge mehr und mehr in Schnee übergehen können und sich nach einer gewissen Zeit auch so etwas wie eine dünne Schneedecke ausbilden kann.

In der Nacht zum Dienstag zieht „Oliver” schließlich ostwärts Richtung Tschechien. Damit dreht auf dessen Rückseite der Wind mehr und mehr auf nördliche Richtungen. Der Weg ist somit frei für reichlich Nachschub an Polarluft, die über dem südlichen Skandinavien nur darauf wartet, zu uns nach Deutschland vordringen zu können. In 1,5 km Höhe sinken die Temperaturen also rasch auf Werte von -5 bis -8, ganz im Norden vielleicht sogar auf bis zu -10°C. Das ist auf jeden Fall ausreichend, um überall für Schneefall bis in tiefste Lagen zu sorgen. Da auch bodennah die Temperaturen in der Nacht in den Frostbereich zurückgehen (etwa 0°C bis -3°C in der Nordhälfte), wird es wenigstens in der Nordhälfte Deutschlands zumindest vorübergehend, dafür aber wohl nahezu flächendeckend für eine kleine Schneedecke reichen.

Der meiste Schnee aber fällt woanders – nämlich im westlichen und zentralen Bergland. Dort sorgt die Kombination aus reichlich Niederschlag und frostigen Temperaturen für außerordentlich raschen Neuschneezuwachs und damit tiefwinterliche Verhältnisse. Den Modellen zufolge ist von Eifel über Hunsrück und Taunus bis zum Spessart und Rhön/Thüringer Wald mit Neuschneemengen zwischen 10 und 20, in besonders stauexponierten Lagen im „worst case” bis zu 30 cm zu rechnen. Diese fallen dabei meist in einem Zeitraum von 12 bis 18 Stunden und würden damit stellenweise sogar das offizielle Unwetterkriterium von mehr als 15 cm innerhalb von zwölf Stunden erfüllen (siehe Abb. 1). Weiter unten sind die Mengen vor allem aufgrund der noch immer recht warmen Böden deutlich geringer, aber immerhin dürfte es wohl für den von den Meteorologen liebevoll so genannten „Stundenschnee” reichen, der rasch fällt und bald darauf auch schon wieder wegtaut.

DWD Noch mehr Schnee im Anmarsch

Zum Schluss noch der kurze Blick auf die kommenden Tage. Da bleibt es bei der nasskalten Wetterlage bei allmählich sinkenden Temperaturen. Im Nordosten Deutschlands stehen die Zeichen auf Dauerfrost, dort kann es nachts sogar in den mäßigen Frostbereich von unter -5°C gehen. Außerdem bringen weitere Tiefdruckgebiete zeitweise erneut etwas Schnee.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.11.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Frühwinterlich

Zwischen dem Hoch CHRISTINA bei den Britischen Inseln und dem riesigen Tiefdruckkomplex mit mehreren Drehzentren, der sich von Russland bis in den östlichen Mittelmeerraum erstreckt, ist die Weg zu uns für die maritime Luft arktischen Ursprungs frei. Die seit Wochen sehr wechselhafte Witterungsphase setzt sich fort, nun aber bei deutlich kälteren Temperaturen. Frost, Glätte und Schnee werden in den nächsten Tagen also immer ein Thema bleiben und in den Mittelgebirgen und Alpen kann sich dabei eine ordentliche Schneedecke bilden. Auch fürs Flachland gibt es Chancen für Schnee.

DWD Fruehwinterlich

Am heutigen Samstag sorgt das kleinräumige Tief NIKLAS II für neue schauerartige Niederschläge, die abends Süddeutschland erreichen. Im Westen und Nordwesten liegt die Schneefallgrenze (tagsüber) zwischen 400 und 600 m. Hier ist der Einfluss der relativ warmen Nordsee am stärksten ausgeprägt. Nach Osten und Süden hin schneit es bis in tieferen Lagen. An den Alpen hat sich mit der nördlichen Strömung eine Staulage eingestellt. Dort schneit es mehr oder weniger durch, ab dem Abend verstärken sich sogar die Schneefälle, während von Norden die Regen-, Schneeregen- und Schneeschauer nachlassen.

Die Temperatur liegt tagsüber zwischen +8 Grad an der Nordsee und -1 Grad an den Alpen und am Erzgebirge. Nachts sinkt sie auf Werte zwischen +3 Grad an der Nordsee und -3 Grad an den Alpen. Tagsüber muss nur oberhalb von etwa 600 m und vorübergehend bei kräftigeren Schneeschauern mit Glätte gerechnet werden, nachts hingegen tritt auch in tiefen Lagen häufig Glätte durch überfrierende Nässe, und vor allem im Süden auch durch Schnee auf. Der Wind ist noch spürbar unterwegs, vor allem an der Nordsee und auf den Bergen treten Sturmböen auf. Abends lässt der Wind allgemein nach.

Am Sonntag überwiegt weiterhin der wechselhafte Charakter mit Schauern oder schauerartigem Regen. Die Schneefallgrenze pendelt um 400 bis 600 m. Der Wind flaut dagegen weiter ab. Nur im Nordosten bliebt es den ganzen Tag trocken und die Sonne kann sich kurz zeigen. Die Höchstwerte liegen zwischen +7 Grad entlang des Rheins und an der Nordsee und 0 Grad an den Alpen und am Erzgebirge. Nachts gibt es weitere meist leichte Niederschläge, oberhalb 400 bis 600 m fällt Schnee. Lediglich im Nordosten bleibt es niederschlagsfrei. Die Tiefstwerte liegen zwischen +5 im Nordwesten und -1 Grad an den Alpen. Im Nordosten bei Aufklaren bis -4 Grad. Vor allem in Lagen oberhalb 400 m und im Osten besteht Glättegefahr.

Die neue Woche beginnt weiterhin nasskalt. Ein neues Tief bringt viel Regen und Schnee mit. Anfangs liegt die Schneefallgrenze bei 400 bis 600 m, ab der Nacht zum Dienstag sinkt sie von Norden her bis in tiefere Lagen. Entsprechend muss mit Glätte gerechnet werden. Die Temperatur sinkt ab Dienstag leicht. Dann herrscht nicht nur im Bergland, sondern auch im Osten leichter Dauerfrost. Nachts ist es dann verbreitet frostig kalt.

DWD Fruehwinterlich 1

Vielleicht fragen sich einige, ob die frühwinterliche Witterungsphase mit neuen Schneefällen nachhaltig ist. Es sieht nach heutiger Sicht danach aus. Es passt zum meteorologischen Winteranfang am 1. Dezember.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Winterräder schon montiert?

Für fleißige Leserinnen und Leser unserer Themen des Tages dürfte es keine Überraschung mehr sein: Die Großwetterlage vollführt aktuell einen deutlichen Wechsel ihres Regimes. In unseren Wetterberichten tauchen nun immer häufiger winterliche Begriffe wie Frost und Glätte sowie Schneefall auf. Besonders Autofahrer sind gefordert, sich auf die anderen Rahmenbedingungen einzustellen. Einige dieser Herausforderungen im Zusammenspiel mit den Spezifika der aktuellen Wetterlage sollen heute an dieser Stelle näher beleuchtet werden.

Die Kaltfront von Tief NIKLAS IV mit Kern über dem Baltikum überquerte Deutschland in der Nacht zum heutigen Freitag von Nord nach Süd und befand sich heute Vormittag bereits zwischen der Donau und dem Alpenrand. Wahrscheinlich haben den Kaltfrontdurchgang heute Nacht einige bemerkt, denn dieser war gut ausgeprägt und verbunden mit schauerartig verstärktem Regen sowie deutlich auffrischendem Wind (siehe Abbildung 1). Die Schneephase spielte allerdings bis dahin meist nur in den etwas höheren Mittelgebirgslagen eine Rolle, verbunden mit einer dünnen Neuschneeauflage. Die dortigen Bewohner werden aber wahrscheinlich keine Probleme mit der „Besohlung“ ihrer Autos bekommen haben, denn in diesen Lagen muss zu dieser Jahreszeit jedenfalls mit erstem Schnee gerechnet werden. Ähnliches gilt wohl für die Bewohner am höheren Alpenrand: Dort sinkt die Schneefallgrenze erst im Laufe des Nachmittags langsam die höheren Täler ab, in der Nacht zum Samstag schneit es dort bis in die tiefen Lagen. Außerdem wird der Schneefall dort staubedingt längere Zeit anhalten. Aber insgesamt ist dies eine Situation, die für die Autofahrer allgemein gut einschätzbar ist.

Etwas diffiziler wird die Einschätzung der winterlichen Fahrbahnverhältnisse aber in den anderen Regionen, besonders ab der Nacht zum Samstag. Die Wetterlage bringt charakteristisch mit sich, dass die Niederschläge in den meisten Regionen nicht längere Zeit anhalten, sondern schauerartigen Charakter annehmen und damit räumlich und zeitlich begrenzt sind. Dies bedeutet, dass es zu kürzeren, aber dann teils stärkeren Niederschlagsepisoden kommen kann. Da die Luftmasse von Norden her weiter kälter wird, sinkt auch die Schneefallgrenze im Laufe der Nacht weiter ab. Bei kräftigen Schauern kann es dann durchaus auch bis in Höhenlagen zwischen 300 und 500 m einige Zentimeter Neuschnee geben. Autofahrer müssen sich daher auf eine sich schnell veränderliche Fahrbahnsituation einstellen. Dies gilt nebenbei auch für heute tagsüber, wenn ein paar Graupelschauer oder -gewitter über das Land hinwegziehen. Auch dabei ist kurzzeitige Glättebildung möglich.

DWD Winterraeder schon montiert 1

Doch nicht nur der Schnee könnte Problem machen. Ziehen schauerartige Niederschläge durch, egal ob in flüssiger oder zunächst fester Phase, ist die Fahrbahn natürlich nass. Dazu kommt, dass es bei einem solchen Niederschlagscharakter auch zu schnellem Aufklaren nach Abzug der Schauer kommen kann. Dabei sinkt dann die Fahrbahntemperatur rasch ab und kann durchaus den negativen Bereich erreichen. Ist der Bodenwärmestrom nicht mehr im Stande das Gefrieren zu verhindern, kommt es zu Glätte durch überfrierende Nässe. Die prognostizierten Temperaturen in 5 cm Höhe sind in Abbildung 2 zu sehen. Mit Ausnahme des Westens und Nordwestens werden durchaus Werte erreicht, die für Glätte ausreichen können.

DWD Winterraeder schon montiert

Auch am Samstag und in der Nacht zum Sonntag setzt sich diese Wetterlage mit schauerartigen Niederschlägen fort, dabei wird die Luftmasse aber weiter kälter. Damit kann es passieren, dass selbst in tiefen Lagen sich ein paar Schneeflocken dazugesellen können. Auch dabei ist wieder zu beachten, dass sich bei rascher nächtlicher Auskühlung schnell glatte Straßen einstellen können.

Mittlerweile ist die Mehrzahl der auf den Straßen befindlichen Personenkraftwagen mit Systemen ausgestattet, die automatische Glättehinweise erzeugen. Doch man sollte sich nicht nur auf diese, die meist bei einer Außentemperatur von 4 Grad anspringen, verlassen. Besonders wenn man in starke Schneeschauer hineinfährt kann das Thermometer aufgrund seiner Trägheit durchaus noch höhere Werte als 4 Grad anzeigen, aber es fällt bereits Schnee. Dies gilt insbesondere auch bei möglichen Graupelschauern, die schon oft Unfälle mit mehreren beteiligten Fahrzeugen ausgelöst haben. Außerdem ist zu beachten, dass das Thermometer nach der Ausfahrt aus der Garage einige Zeit braucht, um sich auf die Außentemperatur einzustellen. Wird dies nicht beachtet, kann es sehr schnell passieren, dass beim Ertönen des ersten Warntons das Auto bereits im Straßengraben eingeparkt wurde.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Winter kommt, aber auch mit Schnee?

Die Wetterlage stellt sich ab der kommenden Nacht grundlegend um. Nachdem in den letzten Wochen Tiefdruckgebiete über Nordwest- und Westeuropa milde und feuchte Luftmassen atlantischen Ursprungs nach Deutschland geschaufelt haben, ändert sich die Strömung bzw. die Großwetterlage zum Wochenende grundlegend. Seither lag der Jetstream zonal von West nach Ost gerichtet über Mitteleuropa und infolgedessen war es kalten Luftmassen nicht gewährt nach Deutschland einfließen zu können. Doch die Konfiguration des Jets ändert sich nun. Zwischen einem ausgedehnten Rücken, der sich von der Iberischen Halbinsel bis nach Grönland erstreckt und einem Trog über Nordeuropa, kann die Strömung meridionalisieren, d.h. die Strömungsrichtung ändert sich auf Nord-Süd. Somit wird also der Weg frei für maritime Polarluft arktischen Ursprungs.

DWD Der Winter kommt aber auch mit Schnee 1

Genau diese Luftmasse kann ab der kommenden Nacht rückseitig einer nach Süden durchschwenkenden Kaltfront, die zum Tiefdruckkomplex NIKLAS über Nordeuropa gehört, einfließen. Mit Ankunft der kälteren Luftmasse sinkt die Schneefallgrenze sukzessive ab. Am Freitagmorgen liegt sie in der Nordhälfte bei 700-900 m und im Süden zunächst noch bei über 1200 m.

In den Alpen stellt sich ab Freitagfrüh, bei einer im Tagesverlauf bis in die Täler absinkenden Schneefallgrenze, eine Dauerschneefalllage ein. Bis Sonntagabend sind dann 30 bis 50 cm, in exponierten Staulagen um 80 cm möglich. Aufgrund des stürmischen Windes kann der Schnee erheblich verweht werden und sich mitunter an manchen Stellen hoch auftürmen und Straßen unpassierbar machen. Auch die Lawinengefahr wird deutlich ansteigen. In den Mittelgebirgen kann sich oberhalb von etwa 400-600 m in den nächsten Tagen eine Neuschneedecke zwischen 5 und 15 cm ausbilden. Im Schwarzwald und im Erzgebirge sind etwas höhere Neuschneemengen denkbar. In tieferen Lagen ist zwar vor allem in den Frühstunden eine weiße Überraschung nicht auszuschließen, aber lange hält sich der Schnee meistens nicht, da die Höchstwerte oftmals über dem Gefrierpunkt liegen und die Böden noch warm sind.

DWD Der Winter kommt aber auch mit Schnee

Etwas anders verhält es sich nordöstlich der Elbe. Dort fließt noch etwas kältere Luft ein, als im Westen und oftmals werden auch tagsüber nur Höchstwerte um den Gefrierpunkt erreicht. Somit kann sich dort bis Sonntagmittag eventuell eine dünne Neuschneeauflage ausbilden. Allerdings ist dort die Niederschlagsneigung etwas geringer, da sich wahrscheinlich der Skandenföhn bis in den Nordosten Deutschlands auswirkt.

Der Wettercharakter für Freitag und das Wochenende ist schnell zusammengefasst. Immer wieder kommt es zu Schnee-, Schneeregen- und Regenschauern. Größere Niederschlagspausen und sonnige Lücken in der Wolkendecke stellen sich zeitweise im Nordosten und Norden ein. Der Wind weht insbesondere am Freitag noch stürmisch aus West bis Nordwest und lässt im Laufe des Wochenendes nach.

Ein erster Trend für die nächste Woche zeigt, dass es in den Mittelgebirgen und wohl auch in der Osthälfte des Landes winterlich weitergeht. Oftmals kommt es zu Dauerfrost.

Der Winter kommt aber auch mit Schnee

Inwiefern noch weiterer Schnee fällt und ob es auch in der Westhälfte für eine Schneedecke bis ins Tiefland reicht, muss abgewartet werden. Die Chancen dafür standen schon schlechter und es gibt durchaus einige Modellberechnungen, die zumindest zeitweise Schneefälle für weite Teile des Landes auf der Agenda haben. Der kommende Winter zeigt also schon mal seine Zähne.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Stellt sich jetzt der Winter ein?

Am heutigen Mittwoch (22.11.23) sorgt zunächst noch Hoch „Bionda“ mit Zentrum über dem nahen Nordostatlantik für ruhiges und weitgehend niederschlagsfreies Wetter in Deutschland. Sicherlich erwähnenswert sind die Temperaturen im Osten: Dort liegt die Tageshöchsttemperatur heute nur bei Werten um den Gefrierpunkt, gebietsweise kommt es dort zu Dauerfrost.

Allerdings schwenkt Tief „Niklas“, das mit seinen beiden Kernen im Europäischen Nordmeer liegt, bereits sein Frontensystem in Richtung Deutschland. Mit dem Tiefausläufer fließt jedoch vorübergehend etwas mildere Luft zu uns, die sich zumindest am Donnerstag in der Nordhälfte bei Höchstwerten zwischen 10 und 13 Grad verbreitet durchsetzen kann. Während also in der Nacht zum Donnerstag leichter Luftfrost noch ein Thema ist, zieht sich dieser in der Nacht zum Freitag ins höhere Bergland zurück. Zunächst ist von einem Wintereinbruch nichts zu spüren.

DWD Stellt sich jetzt der Winter ein

Da sich Tief „Niklas“ in den kommenden Tagen allmählich südostwärts über Skandinavien in Richtung Baltikum und Westrussland verlagert, greift im Laufe des Donnerstags die zugehörige Kaltfront auf Deutschland über und erreicht Freitagfrüh die Alpen. Gleichzeitig erstreckt sich Hoch „Bionda“ immer mehr von der Iberischen Halbinsel aus über Schottland und Island bis nach Grönland. Entsprechend stellt sich eine zunehmend nördliche Strömung ein, sodass ab der Nacht zum Freitag der Weg frei ist für mäßig-kalte und zu Schauern neigende Polarluft, die das Wetter wieder deutlich wechselhafter gestaltet.

DWD Stellt sich jetzt der Winter ein

Dies wiederum sorgt für ein allmähliches Absinken der Schneefallgrenze. Zunächst liegt diese in der Nacht zum Freitag bei rund 800 Metern. Am Freitag tagsüber sinkt sie bei sehr wechselhaftem Schauerwetter mit einzelnen Graupelgewittern bis in mittlere Lagen ab, in der Nacht zum Samstag können die Schauer vorübergehend sogar bis in tiefe Lagen als Schnee niedergehen.

Dennoch wird es vielerorts nicht zum Schlittenfahren ausreichen. Aufgrund der positiven Temperaturen tagsüber und der noch vorhandenen Bodenwärme wird sich der Schnee meist schnell wieder verflüssigen, vor allem in tiefen Lagen der Westhälfte. Lediglich im Nordosten sowie im Alpenvorland besteht die Chance, dass sich der Schnee auch mal etwas länger hält. Ganz anders sieht es im höheren Bergland aus. Dort schafft es der Winter, sich bei Dauerfrost durchzusetzen. Hervorzuheben sind vor allem das Erzgebirge und die Alpen. Dort stauen sich Niederschläge, die meist als Schnee fallen und auch über längere Zeit anhalten können. In höheren Lagen der Alpen kann sich der Schnee bis Sonntag voraussichtlich auf 50 cm aufsummieren, lokal auch etwas mehr.

Zum Sonntag macht die Schaueraktivität den aktuellen Modellprognosen zufolge vorübergehend eine kleine Pause. Ob sich in der nächsten Woche wirklich ein nachhaltiger Wintereinbruch einstellen kann, werden die Vorhersagen in den kommenden Tagen zeigen.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Guter Klang

In unserer beliebten Rubrik bleibt es heute musikalisch. Bereits beim gestrigen Thema des Tages wurde Bezug auf den heutigen internationalen „Tag ohne Musik“ genommen und eine interessante Zeitreise durch sämtliche Jahrzehnte mit bekannten Hits und Bands mitsamt Wetterbezug unternommen. Der auf den britischen Konzeptkünstler Bill Drummond bis ins Jahr 2005 zurückgehende „Feiertag“ soll keinesfalls gegen das Musizieren gerichtet sein, sondern vielmehr darauf aufmerksam machen, dass bei unserem überbordenden Medienkonsum heutzutage „Musik“ an allen Ecken und Enden auftaucht – und sei es „nur“ in Hintergrundgeräuschen, als eingespieltes Intro, Werbung zwischendurch oder in welcher Form auch immer. Laut Drummond täte es uns allen gut, mal innezuhalten und Musik wieder viel bewusster wahrzunehmen. Mal Hand aufs Herz: Hören Sie sich jede Sprachnachricht, jedes Video auf YouTube oder TikTok, jedes Lied im Radio oder auf Spotify, jedes Musical oder Sinfonieorchester (die Auswahl ist beliebig erweiterbar) bewusst und konzentriert von Anfang bis Ende an? Vermutlich die wenigsten von uns. Oft sind wir gedanklich längst woanders, wischen weiter, fühlen uns gestresst oder einfach nicht unterhalten genug. Schade eigentlich. Umso wichtiger ist es, daran zu erinnern, mal einen Moment der Stille zu genießen, um fortan Dinge wieder bewusster wahrzunehmen. Genau dafür soll der heutige Tag eigentlich genutzt werden.

Doch so richtig Spaß macht es doch erst, wenn man ein Instrument selber spielen lernt, singt (es zumindest versucht) oder aber denen andächtig lauscht, die es können. Zu den mit am häufigsten genannten Punkten, was man im Laufe seines Lebens bereut, gehört neben Berufs- und Beziehungsthemen im Bereich der persönlichen Entwicklung „nie ein Instrument gelernt zu haben“. Aus eigener Erfahrung sowie im Kollegium kann bestätigt werden: Dafür ist es nie zu spät!

Kommen wir nun aber zum eigentlichen Kern des Artikels, nämlich der Fragestellung, welche raumklimatischen Bedingungen ein bestimmtes Instrument bevorzugt. Starten wollen wir mit einem Klassiker: Der Gitarre. Egal ob platzsparend verstaut an der Wandhalterung oder aber im Gitarrenständer geparkt, es macht einen Unterschied, ob sie die Gitarre auf dem Dachboden, im Bad oder im Keller lagern. Im Gegensatz zu den robusten E-Gitarren bietet der hohle, relativ dünne Korpus akustischer Gitarren mit seinen oft unlackierten Oberflächen (zumindest mal im offenen Innenraum) ganz andere Angriffsflächen. Entscheidend ist die ideale Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 55 Prozent. Da Holz bekanntlich „arbeitet“, zieht es sich bei zu geringer Luftfeuchte zusammen beziehungsweise quillt bei zu hoher Luftfeuchte auf. Bei Ersterem kann es im Laufe der Zeit zu scharfkantigen Brüchen kommen, da sich das Griffbrett zusammenzieht; die Bundstäbchen, die aus Metall sind, aber nicht. Abhilfe schafft hier im Zweifel ein Gitarrenbefeuchter, ein kleines Etui mit eingebautem Schwämmchen. Zu hohe Luftfeuchtigkeit (auch in Verbindung mit hohen Temperaturen) erhöht das Risiko des Lösens von Verleimungen. Auch hierbei kann es im Laufe der Zeit zu starken Verwerfungen kommen, die ein Spielen unmöglich machen. Zudem besteht die Gefahr des Schimmelbefalls und anderer Holzkrankheiten. Daher ist es empfehlenswert, auch in diesen mitunter vielleicht seltener benutzten Räumen regelmäßig zu lüften, ein Hygrometer (Feuchtemessgerät) zur Kontrolle aufzustellen und direkte Nähe zu Heizkörpern zu vermeiden. Da häufig verschiedene Hölzer innerhalb einer akustischen Gitarre verbaut sind, ergeben sich manchmal zusätzliche Spannungsverhältnisse, da die Sorten unterschiedlich auf die vorhandenen Feuchtebedingungen reagieren. Extreme Temperaturen unter 0 Grad Celsius respektive über 40 Grad sind generell zu vermeiden, ebenso starke Temperaturschwankungen innerhalb kurzer Zeit. Also einfach mal im Winter die Gitarre nach längerem Außentransport noch etwas in der Tasche lassen und im Sommer vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Da sind verstimmte Saiten als weitere Folge noch das geringste Übel.

DWD Guter Klang

Ähnliches gilt entsprechend auch für alle Holzblasinstrumente. Hier liegt die ideale Raumfeuchte sogar bei rund 60 Prozent. Durch anhaltende Feuchtigkeit können Federn und Achsen rosten und die Versilberung kann beeinträchtigt werden. Deshalb sollten Blasinstrumente generell nach jedem Gebrauch auseinandergenommen und die Teile (inklusive Mundstück und Blatt) mit einem Wischer getrocknet werden. Bei der allgemeinen Pflege müsse zudem auch Holz und Mechanik öfter geölt werden, bei der Gitarre reicht es oft beim Saitenwechsel aus.

Auch Flügel und Klaviere sind aus hochwertigen Naturmaterialien gefertigt und reagieren sensibel auf Veränderungen von Temperatur und Luftfeuchte. Ihr „Wohlfühlfenster“ liegt ebenfalls bei rund 20 Grad sowie 50 Prozent relativer Luftfeuchte. Dauerhafte Werte über 60 beziehungsweise unter 40 Prozent sollten unbedingt vermieden werden. Da sich dies bei Lagerungen, Transporten, aber häufig auch nur begrenzt zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten im Vergleich zu deutlich kleineren Instrumenten mitunter nur schwer umsetzen lässt, gibt es einbaubare Systeme, die das Raumklima innerhalb des Pianos effektiv und erfolgreich regulieren. Damit man auch bis zum 21. November 2024 Freude an „Tagen MIT Musik“ hat.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst