Wochenendwetter

Am morgigen 11. November ist neben dem Martinstag auch der Beginn der fünften Jahreszeit. Für alle Fußballbegeisterten wird sicherlich ebenfalls etwas geboten sein, wenn sich am Nachmittag und Abend im Süden und Westen Bundesligamannschaften gegenüberstehen. Tatsächlich ist es nämlich so, dass mit München, Augsburg, Stuttgart, Darmstadt und Bochum nur Austragungsorte aus diesen Landesteilen vertreten sind.

Das Gebot der Stunde wird auf jeden Fall das Tragen einer Regenjacke sein. Für alle Narren und Jecken eher ein notwendiges Übel, verdeckt die Jacke doch das wohl ausgewählte Kostüm. Der größte Regenschirm im Haus sollte auch die Wahl für alle Eltern sein, die planen, mit ihren Kindern einen Martinsumzug zu besuchen, um die selbstgebastelte Laterne möglichst vor den Regentropfen zu schützen.

DWD Wochenendwetter 1

Das Tiefdruckgebiet HELMOE (international gültiger Name: ELISA) mit Kern über der Nordsee beschert uns einen herbstlichen Start ins Wochenende. In der Nacht zum Samstag zeigt sich der Himmel oft bedeckt und es treten gebietsweise schauerartige Regenfälle auf. Die Schneefallgrenze sinkt ab, weswegen vor allem im Oberallgäu und im Hochschwarzwald ein paar Zentimeter Neuschnee verzeichnet werden können. Für alle Nachteulen in diesen Regionen ist es ratsam, dieses Schauspiel lieber aus der warmen Stube zu betrachten, denn ein auffrischender, in den Hochlagen auch stürmischer Westwind weht um die Häuserecken. Die Tiefstwerte liegen dabei zwischen 7 und 0 Grad, in den Hochlagen der Mittelgebirge und Alpen tritt leichter Frost auf.

Auch am Tage zeigt sich der Himmel oft bedeckt und gebietsweise ist mit Regen zu rechnen. Die Schneefallgrenze liegt dabei bei 700 bis 1000 m. Die ganz große Nummer wird das aber nicht zum Start in die fünfte Jahreszeit. Die Böden sind noch warm, zudem ist es in den in Frage kommenden Regionen oft windig bis stürmisch, was das „Liegenbleiben“ oder gar das Zustandekommen einer Schneedecke meist verhindert. Kurzum reicht es allenfalls im Hochschwarzwald, in den Alpen sowie in den Gipfellagen des Bayerischen Waldes und des Erzgebirges für ein paar Zentimeter Neuschnee. Im Nordosten bleibt es zwar bis zum Nachmittag noch weitgehend trocken, aber vielerorts verhindern Wolken längeren Sonnenschein. Im Tagesverlauf klingen die Regenfälle im Südwesten allmählich ab. Es treten zwar noch einzelne Schauer auf, aber dazwischen lockert die Bewölkung auf und es scheint zeitweise die Sonne. Die Temperaturen steigen dabei landesweit auf Werte von 5 bis 11 Grad, in den Mittelgebirgen sowie in einigen Alpentälern bleibt es etwas kühler.

DWD Wochenendwetter

Auch in den nachfolgenden Tagen bleibt es „beständig unbeständig“. Während am Sonntag von Nordwesten bis Südosten von schwachem Zwischenhocheinfluss gesprochen werden kann, zieht von Südwesten neues Ungemach auf. Aus dichter Bewölkung regnet es im Süden dann teils lang anhaltend und kräftig. Noch besteht recht wenig Konsistenz zwischen den Modellen, wie viel Niederschlag letztendlich zusammenkommen wird. Was relativ gesichert ist, ist die Tatsache, dass es insbesondere für den Südwesten und Süden eine nasse Angelegenheit wird, mit den „bevorzugten“ Regionen Schwarzwald und Allgäu.

DWD Wochenendwetter 2

Am Montag und in der Nacht zum Dienstag wird es in der Südhälfte zudem windig bis stürmisch. Das Temperaturniveau steigt dann allmählich von Südwesten wieder an. Während am Sonntag am Oberrhein gerade einmal 10 Grad erreicht werden, liegen die Höchstwerte am Montag dort bei 15 Grad. Dann sieht man ein deutliches Südwest-Nordost-Gefälle, denn in Vorpommern steigen die Temperaturen gerade einmal auf 6 Grad.

 

DWD Wochenendwetter 3

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.11.2023
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November bisher zu nass?

Regen, Regen und nochmals Regen, gefühlt geht das in weiten Landesteilen schon seit Wochen so und nimmt einfach kein Ende. Mal regnet es etwas stärker, mal fällt der Regen nur in homöopathischen Dosen. Überschwemmungen gibt es hierzulande zwar keine, aber es muss doch seit Anfang November schon einiges vom Himmel gekommen sein, oder etwa doch nicht? Dem Ganzen wollen wir nun mal anhand von Beispielen und Analysen auf den Grund gehen.

Im Normalfall gibt es in den tiefen Lagen des Landes im ganzen November zwischen 50 und 90 Liter pro Quadratmeter. Beispielsweise fallen in Hamburg-Fuhlsbüttel, bezogen auf das Mittel 1961-1990, 71 l/qm, in Köln-Stammheim 65 l/qm, in München-Stadt 61 l/qm und in Würzburg 49 l/qm. Etwas anders stellt sich das Bild im Osten und Nordosten dar. Dort belaufen sich die durchschnittlichen Niederschlagsmengen meist auf 30 bis 50 l/qm. In Erfurt-Weimar sind es im Mittel 36 l/qm, in Jena (Sternwarte) 42 l/qm und in Potsdam 47 l/qm.
In der nachfolgenden Grafik sind die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen im bisherigen November dargestellt.

DWD November bisher zu nass 1

Deutlich sticht dabei heraus, dass es in der östlichen Mitte sowie in weiten Teilen des Nordostens und in einigen Leelagen seit Monatsanfang bisher kaum Niederschlag gab. Mit wenigen Ausnahmen lagen die Mengen unter 10 l/qm. Ganz anders stellt sich das Bild Ostfriesland, nördlich des Nordsee-Ostsee-Kanals und vom Saargau bis zum Hunsrück dar. Dort kamen 60 bis 80, vereinzelt um 100 l/qm zusammen. Dies entspricht in etwa 50 bis 70 %, lokal bis 90 % der Niederschlagsmenge, die man dort normalerweise im gesamten November erwartet. Dadurch, dass auch in den kommenden Tagen und in der nächsten Woche ein niederschlagsreicher Witterungsabschnitt ansteht, kann man davon ausgehen, dass das Monatssoll bereits zur Monatsmitte erfüllt sein wird.

Im großen Rest des Landes beläuft sich die Niederschlagssumme mit Ausnahme der Staulagen auf 20 bis 40 l/qm. In der nachfolgenden Grafik ist die Verteilung des Verhältnisses der Niederschläge im bisherigen November zum vieljährigen Mittel dargestellt.

DWD November bisher zu nass 2

Die Grafik zeigt ein sehr inhomogenes Bild. Teilweise liegen Regionen, in denen es bisher überdurchschnittlich viel geregnet hat und Regionen, in denen unterdurchschnittlich viel Regen gefallen ist, sehr nah beieinander. Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass sich durch die andauernde südwestliche bis westliche Anströmung die Luv- und Leelagen deutlich herauskristallisieren. Zum anderen werden vor allem im Norden schleifende Frontensysteme oder Schauerstraßen sehr gut abgebildet.

Um nochmals auf die Beispielstädte von vorher zu kommend, sind in der nachfolgenden Tabelle die bisherigen November-Niederschlagsmengen samt Angaben der Niederschlagssumme im Verhältnis zum gesamten Novembermittel aufgeführt:

Station Niederschlag seit 01.11.2023 in l/qm Prozentualer Anteil (%) zum Mittel (1961-19990)
Hamburg-Fuhlsbüttel 10 14
Köln-Stammheim 23 36
München-Stadt 21 34
Würzburg 8 16
Erfurt-Weimar 2 4
Jena (Sternwarte) 1 2
Potsdam 9 20

Für die ausgewählten Stationen ergibt sich meist ein Niederschlagsdefizit. Lediglich in Köln-Stammheim und in München-Stadt entspricht die derzeitige Niederschlagssumme circa dem, was man im knapp ersten Novemberdrittel im Durchschnitt erwartet.

Abschließend ergibt sich aus den Analysen und Messungen der Niederschlagsdaten kein klares Muster für Deutschland, denn es tauchen sowohl Regionen in denen es viel zu nass ist, als auch Regionen, in denen bisher unterdurchschnittlich viel Regen gefallen ist, auf.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Radiosonden: Ein wilder Ritt durch die Atmosphäre

Falls Sie sich fragen „Radiosonde? Welche Sender kann man denn mit dem Ding empfangen?“, sind Sie in diesem Absatz goldrichtig aufgehoben! Denn bei einer Radiosonde handelt es sich nicht etwa um ein Wiedergabegerät von Musik, Nachrichten und Verkehrsmeldungen, sondern schlicht um ein Gerät, das mit einem Sender und mehreren Messfühlern ausgestattetet ist. Angebunden an einen mit zumeist Heliumgas gefüllten Gummiballon, steigt die Radiosonde mit rund 300 Metern pro Minute in die Luft auf und misst dabei stetig Luftdruck, -feuchte und -temperatur sowie indirekt durch die Windverlagerung auch Geschwindigkeit und Richtung des Windes.

Diese Daten werden über den Sender direkt an die Empfangsstation am Boden übermittelt. Kurz darauf stehen sie schließlich uns Meteorologen grafisch aufbereitet zur Verfügung. Sie geben uns wichtige Hinweise, ob beispielsweise in den nächsten Stunden Gewitter entstehen können und mit welchen Begleiterscheinungen dabei zu rechnen wäre oder ob der bald aufziehende Niederschlag als Schnee, Regen oder gar gefrierender Regen fällt. Außerdem liefern die gemessenen Daten neben vielen weiteren Beobachtungsdaten die Basis für die Prognosen unserer Wettermodelle.

Radiosonden sind damit eine unverzichtbare Ergänzung zum Bodenstationsmessnetz, denn Wetter ist nicht zwei-, sondern dreidimensional! Gerade in höheren Luftschichten liegen die eigentlichen Antriebe für unser Wettergeschehen. Die dort stattfindenden Prozesse lassen beispielsweise Hoch- und Tiefdruckgebiete am Boden entstehen oder sorgen manchmal für Schauerwetter, obwohl das heimische Barometer „schön“ anzeigt (Stichwort „Höhentief“). Derzeit führt der DWD in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr an rund zwei Dutzend Standorten in Deutschland mindestens zwei Mal am Tag (jeweils um 0 und 12 UTC) Radiosondenaufstiege durch.

DWD Radiosonden Ein wilder Ritt durch die Atmosphaere

Noch einmal zurück zum Aufstieg einer Radiosonde. Vielleicht fragen Sie sich, was denn eigentlich mit dem Gerät noch so passiert? Steigt es immer höher und gesellt sich schließlich zum Weltraumschrott? Oder lässt es sich ferngesteuert wieder zurückbringen? Die Antwort ist relativ simpel: Die Physik sorgt für die Rückkehr der Radiosonde. Der Ballon, an dem die Sonde hängt, dehnt sich beim Aufstieg durch den abnehmenden Druck der Umgebungsluft immer mehr aus. Irgendwann stößt das Material des Ballons dann aber an seine Belastungsgrenze. Die Folge: Er platzt! Das ist oftmals in einer Höhe von etwa 20 bis 30 km über dem Erdboden der Fall. Es kann allerdings auch noch deutlich höher gehen wie z.B. am 22.06.2005 bei einem Aufstieg des Observatoriums in Lindenberg: Erst bei stolzen 40 km gab sich der Ballon geschlagen – Rekord beim DWD.

Damit die Radiosonde nun nicht wie ein Meteorit auf die Erde zurast, ist sie mit einem kleinen Fallschirm ausgestattet, mit dessen Hilfe sie auf sanfte Weise wieder festen Boden unter ihre Messfühler bekommt. Dabei sendet sie weiterhin fleißig Messdaten an die Bodenstation. Wo die Sonde dann letztlich landet, hängt natürlich stark vom Wind ab und kann durchaus in der tiefsten Pampa zig Kilometer vom Startort entfernt sein. Tja, und wenn Sie möchten, können Sie nun ins Spiel kommen.

Die Radiosonde sendet nämlich nicht nur meteorologische Messdaten, sondern auch ihren Standort per GPS. Damit lässt sich die Flugbahn der Sonde darstellen, die Sie sich unter  für die verschiedenen Radiosondenstandorte des DWD und der Bundeswehr in Deutschland zu Gemüte führen können. Wie bei einer Schnitzeljagd können Sie sich nun auf den Weg machen, um in der Nähe des letzten GPS-Signals nach der Sonde zu suchen. Während „normale“ Radiosonden getrost in die Wertstoffentsorgung gegeben werden können (Batterien bitte gesondert entsorgen!), winkt beim Auffinden einer Ozonsonde, wie sie vom Observatorium Lindenberg und Hohenpeißenberg verwendet wird, sogar ein Finderlohn von 30 Euro.

Aber Vorsicht! Vereinzelt werden die Ballons noch mit Wasserstoff gefüllt. Unter Umständen kann der Ballon nach der Ladung teilweise noch mit dem leicht entzündbaren Gas gefüllt sein. Vermeiden Sie also unbedingt offenes Feuer hinsichtlich der dann bestehenden Explosionsgefahr. Nicht, dass sich die Sonde auf ihre zweite Reise durch die Atmosphäre begibt ….

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.11.2023

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Regnet es heute oder nicht – was sagt uns die Regenwahrscheinlichkeit

Aktuell herrscht herbstliches Wetter vor, immer wieder regnet es und jeden Morgen stellt sich die Frage: Braucht man heute einen Schirm oder geht es ohne? Es folgt ein schneller Blick in die App des Vertrauens, genauer auf die dort gezeigte Regenwahrscheinlichkeit. Je nach persönlicher Risikobereitschaft hinsichtlich Kleidung und Frisur wird der Regenschirm dann eingepackt bzw. die Wahl fällt auf die regenfeste Jacke oder man lässt entsprechende Utensilien daheim.

Doch was sagt uns die Regenwahrscheinlichkeit eigentlich?

Regenwahrscheinlichkeiten beziehen sich immer auf einen bestimmten Ort oder auch ein bestimmtes Gebiet und auf einen bestimmten Zeitraum. Und es ist wichtig zu erwähnen, dass im Prinzip nur eine Aussage darüber getroffen wird, ob Tropfen fallen oder nicht. Es wird also nur mit der Regenwahrscheinlichkeit allein keine Aussage darüber gemacht, wie viel Regen zu erwarten ist. Darüber hinaus kann auch keine Auskunft über die Art und Andauer des Niederschlags gegeben werden: Regnet es länger oder ist nur ein kurzer Schauer zu erwarten?

Wenn also z. B. für Berlin eine Regenwahrscheinlichkeit von 30 Prozent angeben wird, sollte man sich zunächst einmal fragen, für welchen Zeitraum diese Angabe gilt. Häufig wird dies auf den Tag bezogen sein, mit entsprechend zeitlich aufgelösten Modellen können aber auch Wahrscheinlichkeiten für kürzere Abschnitte bis zu 1 Stunde angegeben werden. Die Aussage, die gemacht wird lautet: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent regnet es in Berlin irgendwann im Laufe des Tages. Wir gehen hier jetzt mal von einem Tag als betrachtete Zeitspanne aus. Es bedeutet nicht, dass es 30 Prozent der Zeit des Tages (also etwa 8 Stunden) regnet oder in 30 Prozent des Gebietes von Berlin, sondern nur dass es irgendwann, irgendwo in Berlin regnet. Die Aussagekraft ist also sehr stark begrenzt. Zudem kann weder auf die Menge, noch auf die Art des Niederschlages geschlossen werden. Vor allem auch bei sehr lokalen Ereignissen wie Schauer und Gewitter, deren genaues räumliches und zeitliches Auftreten immer noch schwierig vorherzusagen ist, kommen Parameter wie die Regenwahrscheinlichkeit an ihre Grenzen.

Man könnte also zu dem Schluss kommen, dass es besser sein kann, einen Wetterbericht zu lesen. Dort kann mit Worten ausgedrückt werden, wo und wann und vor allem mit wie viel Regen voraussichtlich zu rechnen ist.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Herbst ist gekommen, um zu bleiben

Der Herbst ist da und bleibt. Getreu dem Motto „Gekommen um zu bleiben“, wie im Lied von „Wir sind Helden“. Gefühlt seit dem Sankt-Nimmerleinstag beherrschen nämlich Tiefdruckgebiete über Nord- und Nordwesteuropa das Wettergeschehen in Deutschland. Daran wird sich auch in den kommenden Tagen nichts Maßgebliches ändern. Die derzeitige Modelllage deutet sogar darauf hin, dass es bis mindestens Mitte November bei tiefdruckgeprägtem Wetter bleibt.

DWD Der Herbst ist gekommen um zu bleiben 1

Durch mal mehr, mal weniger stark ausgeprägte Luftdruckgegensätze über Deutschland wird es zeitweise sehr windig, wenngleich keine ausgeprägte Sturmlage ins Haus steht. Dennoch gibt es vorrangig in Schauernähe sowie generell an den Küsten und auf den Bergen stürmische Böen. In exponierten Gipfellagen sind schwere Sturmböen um 100 km/h möglich. Meist lebt der Südwestwind auch im Flachland tagsüber auf und lässt in den Abend- und Nachtstunden wieder nach.

DWD Der Herbst ist gekommen um zu bleiben 2

Die Sonne macht sich in den nächsten Tagen in einigen Landesteilen eher rar. Besonders im Norden und Nordwesten bekommt man sie bis einschließlich Donnerstag kaum zu Gesicht. Astronomisch wären derzeit noch etwa 9 Stunden im Norden und 9 Stunden und 45 Minuten im Süden möglich. Südlich der Donau und in manchen Regionen im Osten des Landes reicht es zumindest für ein paar Stunden Sonne in den nächsten Tagen.

DWD Der Herbst ist gekommen um zu bleiben 3

Als Letztes wollen wir noch einen Blick auf den Niederschlag werfen. In den kommenden Tagen überqueren wiederholt Niederschlagsgebiete von Westen und Nordwesten her Deutschland. Teils fallen diese Niederschläge in Form von Schauern, teils als leichter bis mäßiger Regen, der insbesondere ab der Nacht zum Donnerstag mitunter länger anhalten kann. Insgesamt belaufen sich die Niederschlagsmengen von heute (Montag-) Mittag 12 UTC bis Donnerstagmittag 12 UTC auf 5 bis 20 Liter pro Quadratmeter. Vor allem im Westen und Nordwesten sind Mengen um 30, im westlichen Bergland sowie an der Nordsee bis 50 Liter pro Quadratmeter denkbar. Rund um die Donau wird kaum Niederschlag prognostiziert. Zu hoch gegriffen sind die von EZMW berechneten 140 Liter pro Quadratmeter bei Helgoland. Vermutlich tragen vorhergesagte Schauer, die immer wieder über die gleiche Region ziehen sollen zu diesen hohen Mengen bei. Die Modellbetrachtung zeigt aber auch, dass es in Bezug auf die genauen Niederschlagsschwerpunkte und Niederschlagsmengen noch Differenzen gibt.

DWD Der Herbst ist gekommen um zu bleiben 4

Abschließend kann man sagen, dass beim Wetter derzeit keine Langeweile aufkommt. Und wie heißt es doch im Lied von Steffi und Bert so treffend: „Auch der Herbst hat seine schönen Tage“.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.11.2023
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Wie hoch sind die Wellen?

Am gestrigen Samstag ist schon das zweite Orkantief innerhalb einer Woche über die Britischen Inseln zur Nordsee gezogen. Vor allem an der Südflanke der Tiefs traten stürmische Winde mit teils extremen Orkanböen auf. Vor allem die Bretagne war davon betroffen. Auf Land sorgten die starken Winde für umherfliegende Gegenstände und abbrechende Äste. Auf See generierte der starke Wind hohe Wellen.

Die Wellenhöhe hängt maßgeblich von drei Dingen ab. Zum einem von der Windgeschwindigkeit. Zum anderen von der Wirkdauer des Windes, also wie lange die höchsten Windgeschwindigkeiten anhalten. Und zuletzt noch von der Windstreichlänge, auch Fetch genannt. Der genaue Zusammenhang zwischen den drei Parametern und der signifikanten Wellenhöhe wird in Abbildung 1 dargestellt. In den vergangenen Tagen waren für die Biskaya alle drei Faktoren in ausreichendem Maße gegeben. Es gab über mehrere Stunden Windgeschwindigkeiten zwischen Sturm- und Orkanstärke, die aus westlicher Richtung über den Nordatlantik fegten. Dies alles führte zu einer sogenannten ausgereiften See. Die See gilt als ausgereift, wenn eine Erhöhung der Wirkdauer und der Streichlänge zu keinem höheren Seegang führen würde.

DWD Wie hoch sind die Wellen

Der Seegang, der in Abbildung 1 abgelesen werden kann, ist die sogenannte signifikante See. Der signifikante Seegang oder die signifikante Wellenhöhe ist eine Größe, die in ihrer Definition erst mal sehr theoretisch klingt. In der Praxis lässt sich dieser aber für geübte Seefahrer gut beobachten. Laut Definition ist der signifikante Seegang die mittlere Wellenhöhe des höchsten Drittels aller Wellen in einem Seegebiet. Dabei ist das Seegebiet mindestens 10 auf 10 Kilometer groß. Die Wellen werden zudem in einem repräsentativen Zeitraum beobachtet. Das heißt, wenn man 300 Wellen beobachtet, werden die kleinsten 200 Wellen ignoriert. Aus den höchsten 100 Wellen wird der Mittelwert gebildet.

Bei längerer Betrachtung des Wellenbildes auf See kann man mehrere Wellen beobachten. Zum einen gibt es die Windsee. Das sind die Wellen, die direkt von der Kraft des Windes generiert werden und sich immer in Windrichtung ausbreiten. Da es Schwankungen in der Windgeschwindigkeit gibt, weist die Windsee selbst bereits eine Wellenverteilung auf. Keine Welle gleicht exakt der anderen. Zum anderen sieht man unter Umständen auch Dünungswellen, die aus unterschiedlicher Richtung und mit unterschiedlichen Wellenlängen kommen können. Die Dünung ist quasi eine „alte“ Windsee. Von entfernten Sturmgebieten laufen die Dünungswellen unabhängig von der Windrichtung über das Meer. Dünungswellen sind zudem in ihrer Höhe unabhängig vom lokalen Wind vor Ort. Alle Wellen zusammen ergeben ein Wellenspektrum. Wenn man die Wellenhöhen des Spektrums zusammenträgt, ergibt sich eine Verteilung der Wellenhöhen, die in etwa einer Rayleigh-Verteilung entspricht (Abbildung 2).

DWD Wie hoch sind die Wellen 1

Nach der theoretischen Rayleigh-Verteilung der Wellenhöhen sind also ein Großteil der tatsächlich auftretenden Wellen niedriger als der signifikante Seegang und nur wenige Wellen höher. Doch warum wird dann trotzdem der signifikante Seegang als Mess- und Vorhersagegröße herangezogen?

Operationelle Seegangsmessungen erfolgen mit verschiedenen Messinstrumenten beispielsweise an festen Bauwerken wie Offshore-Windenergieanlagen oder Ölplattformen. Traditionell gibt es auch Seegangsmessbojen die ihre Daten an Land funken. Zudem erfolgt die Beobachtung von Seegang noch manuell von erfahrenen Seeleuten auf Schiffen. Bei allen Beobachtungs- und Messmethoden wird zum einen der signifikante Seegang, wie auch die maximale Wellenhöhe erfasst. Dies wird bereits seit Jahrzehnten so praktiziert, sodass der signifikante Seegang zu einer Größe wurde, unter der sich jeder Seemann was vorstellen konnte. Der Theorie zu Folge lässt sich mit dem signifikanten Seegang auch die maximalen Einzelwellen und ihre Wahrscheinlichkeit ableiten. Jede hundertste Welle ist etwa 60 Prozent höher als die signifikante Wellenhöhe, jede tausendste Welle ist 80 Prozent höher. Gibt es in einem Seegebiet Kreuzsee, kann sich die Verteilung der Wellen nach rechts verschieben. Das heißt, wenn Windsee und Dünung im senkrechten Winkel aufeinandertreffen, kommt es häufiger zu höheren Einzelwellen, als es bei einer Rayleigh Verteilung statistisch möglich wäre. (siehe )

Nach der vielen Theorie, folgt jetzt der Blick auf die Praxis. Am vergangenen Donnerstag, den 02. November 2023 hat eine Boje vor der Küste Bretagne einen signifikanten Seegang von 11,7 Metern gemessen. Die höchste Welle maß um 20 Meter. Leider gab es einige Datenausfälle, was bei Bojen im Sturm häufiger vorkommt. Doch auch in der vergangenen Nacht hat die Messboje Oléron in der Biskaya knapp 10 Meter signifikante See gemessen. Dabei war die höchste Einzelwelle 18 Meter hoch. Ein Großteil der höheren Einzelwellen 14 bis 15 Meter hoch. In beiden Fällen entspricht die maximale Einzelwelle dem 1,8-fachem der signifikanten See. Der Großteil der Einzelwellen war 1,6 mal so hoch, wie die signifikante Wellenhöhe. Kreuzsee wurde an beiden Tagen nicht beobachtet. Es wäre schön, wenn Theorie und Praxis immer so gut übereinstimmen würden.

DWD Wie hoch sind die Wellen 2

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.11.2023

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Nach dem Sturm ist vor dem Sturm!

Erst Orkantief EMIR (int: CIARAN) und nun Orkantief FRED. In Teilen von West- und Mitteleuropa ist momentan einiges los. Während am Donnerstag EMIR vor allem in Frankreich und Benelux teils für extreme Orkanböen über 150 Kilometer pro Stunde sorgte, rauscht am heutigen Samstag schon das nächste markante Tief heran.

Verantwortlich hierfür ist ein starker Polarfront-Jetstream über Westeuropa, welcher warme Luftmassen über den Subtropen von kalter Luft über den polaren Breiten trennt. Dieses Starkwindband befindet sich in einer Höhe von etwa 9 bis 10 Kilometern und ist vor allem im Spätherbst und im Winter besonders stark ausgeprägt. Zu dieser Jahreszeit sind Temperaturunterschiede zwischen den Polargebieten und den Subtropen besonders markant ausgeprägt, da durch die sehr kurzen Tage in den polaren Breiten sich dort eine großes Kältereservoir ausbildet, während die Subtropen auch im Winterhalbjahr noch relativ warme Luftmassen haben.

Aktuell befindet sich ein Jetstreak (Windgeschwindigkeitsmaximum innerhalb des Polarfront-Jetstream) über Südfrankreich mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h (siehe Abbildung 1). Im Bereich von diesem Windband kommt es zu hohen horizontalen und vertikalen Geschwindigkeitsscherungen. Diese haben großen Einfluss auf Tiefdruckgebiete und können diese in einigen Fällen deutlich intensivieren. Momentan befindet sich Orkantief FRED über der Bretagne. Im Laufe des Wochenendes verlagert er sich in Richtung Mitteleuropa. Dabei kann sich FRED allerdings nicht mehr verstärken. Er füllt sich langsam auf und ist in der Vorhersage zu Wochenbeginn nur noch als schwaches Tief über Südskandinavien erkennbar. Grund dafür ist seine für die weitere Intensivierung ungünstige Position relativ zum Polarfront-Jetstream.

DWD Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

Viele rasch entwickelnde Sturm- und Orkantiefs kreuzen den Jetstream. Ein Beispiel hierfür ist Orkantief Kyrill aus dem Jahre 2007, welches sich von der rechten Seite im Eingangsbereich des Starkwindbands auf die linke Seite des Ausgangbereiches verlagerte. Dabei kam es zu einer raschen Intensivierung, da in diesen Bereichen in der Höhe die Winde jeweils auseinanderströmen, wodurch es am Boden zu Druckfall kommt. KYRILL sorgte daraufhin in weiten Teilen Deutschlands bis ins Flachland für schweren Sturm, teils waren sogar auch in den Niederungen Orkanböen über 120 Kilometer pro Stunde dabei.

FRED kreuzte dagegen den Jetstream nicht und erreichte bereits vor Frankreich seinen Höhepunkt der Entwicklung. Die Zündung für seine starke Entwicklung über dem Atlantik war ein markanter nach Süden gerichteter Polarluftvorstoß im Bereich zwischen Grönland und Neufundland. Nun befindet sich der Sturm aber nördlich der Frontalzone. Dabei fehlt ihm der synoptische Antrieb. Deshalb wird sich FRED wie auch sein Vorgänger EMIR auf dem Weg in Richtung Mitteleuropa in den nächsten Tagen abschwächen.

Trotzdem werden am morgigen Sonntag in Süddeutschland Sturmböen bis in die Niederungen erwartet. Auf den Bergen des Schwarzwaldes und der Alpen weht der Wind teils sogar in Orkanstärke. Nähere Infos dazu gibt es auf unserer Warnseite(siehe „Weitere Informationen zum Thema“) oder in unserer Warn Wetter App.

M.Sc.-Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Tief EMIR

Das Tiefdruckgebiet EMIR (international: CIARAN) liegt heute über der Nordsee und bringt dem Nordwesten und Westen noch steife bis stürmische Böen. Auch im höheren Bergland treten einzelne stürmische Böen oder Sturmböen auf. Details zur Entstehung des Tiefdruckgebietes und seiner Zugbahn vom Atlantik nach Westeuropa wurden bereits am Mittwoch im Thema des Tages behandelt (siehe ).

Bereits am Mittwoch frischte der Wind an der Biskaya und am Ärmelkanal signifikant auf. Bis zum Abend gab es erste Sturmböen, vereinzelt auch orkanartige Böen an der Westküste Frankreichs. In der Nacht zum Donnerstag traten in der Bretagne und Normandie Orkanböen, teils mit mehr als 170 Kilometer pro Stunde auf. In Pointe du Raz (West-Bretagne) wurde eine Böe von 207 km/h gemessen. Der Rekord liegt dort bei 216 km/h und stammt aus dem Jahre 1987. Auf der Insel Île de Batz (nördliche Bretagne) wurde mit einer Böe von 195 km/h ein neuer Windrekord aufgestellt. Der alte Rekord lag bei 173 km/h und wurde 1988 aufgestellt. Auch im Ort Lannion in der Bretagne im Département Côtes-d’Armor wurde mit einer Böe von 158 km/h der alte Rekord von 137 km/h aus dem Jahre 1999 deutlich überschritten.

Etwas weniger windig war es auf britischer Seite des Ärmelkanals. Dort wurden in Cornwall „nur“ orkanartige Böen bis 115 km/h registriert. Die gab es am Donnerstag auch an weiteren Abschnitten des Ärmelkanals auf französischer Seite. In Boulogne-sur-Mer wurde eine Orkanböe von 125 km/h gemessen. An der niederländischen und belgischen Nordseeküste traten verbreitet Sturmböen und schwere Sturmböen auf.

In Deutschland frischte der Südwestwind in der Nacht zum Donnerstag auf und brachte in der Eifel bereits am frühen Morgen eine orkanartige Böe von 104 km/h. Sonst lagen die Windböen in der Nacht meist zwischen 60 und 70, in Nordrhein-Westfalen teils bei 80 Kilometer pro Stunde. Bis zum Mittag frischte der Wind in der gesamten Westhälfte deutlich auf und erreichte teils Sturmstärke, im Bergland gab es zunehmend schwere Sturmböen, auf dem Brocken Orkanböen. Am Abend ließ der Wind sukzessive nach.

Ausgewählte Spitzenböen in Deutschland am Donnerstag, 02.11.2023:

Ort/Station

Windgeschwindigkeit in km/h

Brocken/Sachsen-Anhalt 142
Kall-Sistig/Nordrhein-Westfalen 104
Wasserkuppe/Hessen 97
Aachen-Orsbach/Nordrhein-Westfalen 93
Essen-Bredeney/Nordrhein-Westfalen 86
Werl/Nordrhein-Westfalen 86
Neu-Ulrichstein/Hessen 85
Düsseldorf/Nordrhein-Westfalen 83
Eisenach/Thüringen 81
Norderney/Niedersachsen 81
Alfeld/Niedersachsen 80
Trier-Petrisberg/Rheinland-Pfalz 76

Derzeit gilt: Nach dem Tief ist vor dem Tief und so ist es nicht verwunderlich, dass bereits eine neue Depression über dem Atlantik auf dem Weg nach West- und Mitteleuropa ist. FRED wird am Wochenende dichte Wolken und Regen bringen. Auch der Wind wird wieder auffrischen. Diesmal sind vor allem die Mitte und der Süden Deutschlands betroffen, das Starkwindfeld zieht nach derzeitiger Modelllage über die Südhälfte hinweg. Dabei treten stürmische Böen auf, vereinzelt auch Sturmböen. Im Bergland sind schwere Sturmböen bis hin zu orkanartigen Böen möglich. Nach Norden und vor allem Osten hin ist der Wind schwächer. Allerdings können an den Küsten auch steife bis stürmische Böen auftreten.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.11.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Oktober 2023

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Oktober 2023*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Geilenkirchen Nordrhein-Westfalen 14,2 °C +3,7 Grad
2 Köln-Stammheim Nordrhein-Westfalen 14,0 °C +2,4 Grad
3 Bad Bergzabern Rheinland-Pfalz 13,9 °C +3,9 Grad

Besonders kalte Orte im Oktober 2023*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Carlsfeld Sachsen 8,7 °C +3,1 Grad
2 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 8,7 °C +3,2 Grad
3 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 8,7 °C +2,4 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Oktober 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Dornum Niedersachsen 258,2 l/m² 300 %
2 Cadenberge Niedersachsen 231,4 l/m² 301 %
3 Schleswig Schleswig-Holstein 230,8 l/m² 257 %

Besonders trockene Orte im Oktober 2023**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Kröning-Leisteneck Bayern 27,7 l/m² 78 %
2 Wallersdorf Bayern 35,3 l/m² 74 %
3 Amberg-Unterammersricht Bayern 35,9 l/m² 77 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Oktober 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Chieming Bayern 170 Stunden 123 %
2 Passau-Fürstenzell Bayern 170 Stunden 136 %
3 Garmisch-Partenkirchen Bayern 168 Stunden 111 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Oktober 2023**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 List auf Sylt Schleswig-Holstein 57 Stunden 58 %
2 Leck Schleswig-Holstein 60 Stunden 64 %
3 Feldberg Mecklenburg-Vorpommern 61 Stunden 58 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der EMIR kommt! – oder: Orkan CIARAN formiert sich!

Der November macht in Deutschland da weiter, wo der Oktober aufgehört hat: Tiefdruckeinfluss. Genau genommen handelt es sich um einen Tiefdruckkomplex westlich der Britischen Inseln, der sich bis in die Labradorsee erstreckt und am heutigen Mittwoch zunächst der Nordwesthälfte und ab dem Abend auch den Südwesten mit Regenwolken versorgt.

So gefährlich wie interessant in den nächsten 24 Stunden wird dabei ein kleinräumiges Tief, das gestern Mittag noch knapp östlich von Neufundland lag mit einem Kerndruck von rund 1000 hPa. Es „hört“ auf den Namen EMIR beziehungsweise im internationalen Kontext auch auf CIARAN und konnte am Südrand des angesprochenen Tiefdruckkomplexes richtig Gas geben – sowohl was die zurückgelegte Strecke, als auch die Verstärkung angeht. Heute Mittag befindet es sich bereits über dem Ostatlantik, südwestlich von Irland mit einem Kerndruck von etwa 970 hPa und weitere zwölf Stunden später, also gegen Mitternacht, dürfte es mit etwas über 950 hPa den Ärmelkanal erreichen. Von dort zieht das Tief mit seinem Kern über die Südküste Englands hinweg ost-nordostwärts und erreicht in den Mittagsstunden des Donnerstags die Nordsee, wo es sich dann mehr und mehr abschwächt.

In der Folge muss ab der kommenden Nacht an der französischen Küste sowie an der englischen Südküste verbreitet mit Böen bis Orkanstärke gerechnet werden. Besonders heftig wird es nach aktuellem Stand die Bretagne treffen, wo an der Küste 150 bis 170 km/h, an exponierten Stellen vielleicht sogar noch etwas mehr, erwartet werden. Dort dürften auch noch bis weit ins angrenzende Binnenland Orkanböen auftreten. Extreme Orkanböen über 140 km/h drohen dann auch an den Küstenabschnitten der Normandie und eventuell auch der Region Hauts-de-France. Das dies natürlich massive Auswirkungen auf die dortige Infrastruktur haben wird, kann man sich leicht vorstellen. Im weiteren Verlauf sind dann die belgische und niederländische Küste betroffen, wo aufgrund des ablandigen Winds (Wind vom Land in Richtung See) und der allmählichen Abschwächung des Tiefs wohl „nur noch“ schwere Sturm- bis Orkanböen zu erwarten sind (90 bis 120 km/h).

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Daneben ist auch der Niederschlag ein Thema. Es werden kräftige und zum Teil langanhaltende Regenfälle erwartet, die vor allem im Nordwesten Frankreichs und im Süden Englands aufgrund der bereits gesättigten Böden zu Überschwemmungen führen können. Zudem wird natürlich auch ein sehr hoher Wellengang erwartet. Vor der Küste der Bretagne kann die signifikante Wellenhöhe bei zum Teil deutlich über 10 m liegen.

Auf uns in Deutschland greift das Windfeld von EMIR am Donnerstag zwar ebenfalls über, aber nur in stark abgeschwächter Form. Trotzdem dürfte es nach aktuellem Stand vor allem von der Nordsee bis ins Saarland und im Bergland durchaus stürmisch werden. In Zahlen umgemünzt bedeutet dies dort Böen in etwa zwischen 60 und 75 km/h, im Bergland sowie in exponierten Lagen auch bis 85 km/h. Auf den Mittelgebirgsgipfeln, an exponierten Küstenabschnitten der Nordsee und am Nordrand der Eifel würden auch einzelne schwere Sturmböen bis 100 km/h nicht verwundern. Böen bis Orkanstärke beschränken sich allenfalls auf den Brocken, den Feldberg im Schwarzwald und föhnbedingt eventuell auch auf hohe Alpengipfel. Entsprechende Warnungen dazu werden in den heutigen Abendstunden ausgegeben.

Und auf CIARAN folgt eine nachhaltige Wetterberuhigung? Nein! Es geht munter weiter auf dem Nordatlantik in Sachen Tiefdrucktätigkeit. Am Westrand des Tiefdruckkomplexes um CIARAN entwickelt sich neues Sturmtief, das in der Nacht zum Freitag der spanischen und dem Süden der französischen Atlantikküste Orkanböen bringt. Vor der Ostküste der USA formiert sich aktuell ebenfalls ein Sturmtief. Es zieht im Lauf dieser Woche über den Atlantik und könnte am Samstag erneut vor allem an der französischen Atlantikküste für Orkanböen sorgen.

Auch bei uns in Deutschland bleibt es in den kommenden Tagen im Großen und Ganzen wolkenreich, unbeständig und zeitweise windig bis stürmisch – alles aber kein Vergleich zu dem, was sich in Westeuropa abspielt.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.11.2023
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