Wo ist der Winter?

Was macht eigentlich der Winter? Seit der letzten großräumigen Glatteislage am 17. Januar und nachfolgender Kältephase bis zum Wochenende des 20./21. Januars hat er sich doch still und leise hierzulande verabschiedet (so wir denn die leichten Nachtfröste vor allem in der Südhälfte mal ausklammern beziehungsweise unter „handelsüblich“ vernachlässigen). Dabei steht doch gerade jetzt statistisch gesehen die kälteste Zeit des Jahres bevor (siehe auch ). Tja Pustekuchen, denn so viel sei vorab schon verraten, es geht auch in den kommenden Tagen mild weiter.

DWD Wo ist der Winter

 

Ein Blick über die Ländergrenzen hinaus verrät, dass hochwinterliche Luftmassen in Europa derzeit so gut wie gar nicht anzutreffen sind. Über Teilen Skandinaviens liegt anfangs noch eine seichte Kaltluftschicht (Tiefstwerte vergangenen Nacht in Mittelschweden teils unter -20 Grad). Diese wird aber in den nächsten Stunden durch die sich zu einem gewaltigen Orkantief aufplusternde „MARGRIT“ mit Spitzenböen an der Norwegischen Küste über 150 km/h, lokal sogar bis an die 200 km/h, ausgeräumt und durch mildere Meeresluft ersetzt. Auch in Russland muss man schon Richtung Sibirien wechseln, um für Ende Januar angemessene Temperaturen im deutlich zweistelligen Minusbereich zu finden.
Die Abbildung 1 zeigt eindrücklich, dass am morgigen Donnerstag nahezu europaweit positive Höchsttemperaturen zu erwarten sind. Im portugiesischen Lissabon steigt das Quecksilber gar auf frühsommerliche 22 Grad. Das ist dort klimatologisch betrachtet eher Ende April/Anfang Mai zu erwarten. Aktuell müsste man eher von rund 15 Grad ausgehen. Selbst in Skandinavien und Russland, wo aktuell in weiten Teilen noch reichlich Schnee liegt (siehe Abbildung 2), setzt flächendeckendes Tauwetter ein. Woher soll’s also kommen?

DWD Wo ist der Winter 1

Bei uns werden die kommenden Tage durch eine Hochdruckrandlage bestimmt. So etabliert sich über der Biskaya zwar das kräftige Hoch FRANK, es beschert aber lediglich dem äußersten Süden Deutschlands freundliches und trockenes Wetter. Sonst fließt mit einer westlichen Strömung am Nordrand des Hochs doch sehr feuchte Atlantikluft in weite Landesteile, die vielfach zu trübem Wetter mit zeitweiligem Nieselregen führt. Letztlich also mehr Herbst- als Winterfeeling. Auch bei den Temperaturen tut sich vorerst wenig, selbst die Nächte bleiben weitestgehend frostfrei.

DWD Wo ist der Winter

Gibt es nun noch Hoffnung für die Winterfans? Bis etwa Mitte Februar stehen die Zeichen erst mal auf mild. Allenfalls Richtung Ostseeküste könnte aus Skandinavien vorübergehend mal ein Schwall kälterer Luft zu uns gelangen, wobei selbst das kaum durchweg für Schnee und Frost reichen dürfte. Aber, und das ist ein Hoffnungsschimmer, zumindest ausgehend von Lappland und Nordwestrussland kann sich die Kaltluft allmählich regenerieren und wieder etwas Boden nach Süden gutmachen. Ob sich im Anschluss erste zarte Anzeichen für ein (vorerst letztes?) Wintercomeback verfestigen, wird sich in den nächsten Tagen konkretisieren. Es wäre gerade noch rechtzeitig, bevor der Sonnenstand mit rasch ansteigendem Einfallswinkel gerade tagsüber jedwede Winterfreude ruck zuck zunichtemacht. Im März oder gar April braucht das schließlich kein Mensch mehr, oder?

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.01.2024
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Wenn man einen „gewischt“ bekommt…

Sicherlich kennen Sie das: Man gibt jemandem die Hand oder will nach dem Aussteigen die Autotür zuschlagen und Zack, bekommt man einen „gewischt“. Wenn Sie mal genauer darüber nachdenken, werden Sie vielleicht feststellen, dass Sie besonders im Winter „Opfer“ dieser elektrischen Schläge wurden.

Warum das so ist, hat etwas mit der Feuchtigkeit der Luft zu tun. Die Luft ist im Winter nämlich trockener als im Sommer – zumindest was den absoluten Feuchtegehalt angeht. Das liegt daran, dass sie in den Wintermonaten im Normalfall deutlich kälter ist als im Sommer und somit weniger Wasserdampf aufnehmen kann. Während beispielsweise 1  Luft bei 20 Grad 17 g Wasserdampf speichern kann, sind bei 0 Grad nur noch maximal 5 g möglich. Bei -10 Grad reichen schon etwa 2 g Wasserdampf um 1  Luft zu sättigen.

Nun ist es aber auch so, dass man es in manchen Regionen gerade im Winter immer wieder mit zähem Nebel und Hochnebel zu tun hat und der besteht bekanntermaßen ja aus Wassertröpfchen. Zumindest dort könnte man jetzt natürlich sehr starke Zweifel an der Aussage hegen, die Luft im Winter sei trockener als im Sommer. Und diese Zweifel sind – relativ betrachtet – definitiv korrekt. Die sogenannte relative Feuchtigkeit gibt nämlich das Verhältnis zwischen der tatsächlich in der Luft befindlichen Wasserdampfmenge und der bei denselben Bedingungen maximal möglichen an. Trägt sie diese Maximalmenge in sich, ist sie gesättigt, wie man im Fachjargon sagt. Ihre relative Feuchte beträgt dann 100 % und es bilden sich Wolken oder Nebel.

Obwohl die Luft im Winter also absolut gesehen trockener ist als im Sommer, muss das relativ betrachtet nicht zwingend zutreffen, ganz im Gegenteil. Innerhalb von beheizten Räumen sieht das aber deutlich anders aus. Durch diverse Verdunstungsprozesse ist die Luft innerhalb eines Raums mit einem gewissen Feuchtegehalt angereichert. Beim Lüften wird diese durch kalte Luft ersetzt, die eine geringere (absolute) Wasserdampfmenge vorweist. Erwärmt man sie nun wieder auf dieselbe Raumtemperatur wie vor dem Lüften, ist sie in der Folge trockener.

Nun aber zur Elektrik! Unser Körper lädt sich tagtäglich auf, beispielweise durch die Reibung von Kleidung auf der Haut. Gleichzeitig stehen wir aber auch in ständigem Ladungsaustausch mit der Luft. Dieser Austausch klappt umso besser, je feuchter die Luft ist. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass er bei trockener Luft deutlich gehemmter vonstattengeht. Das führt wiederum dazu, dass sich unser Körper mehr und mehr auflädt, bis er schließlich etwas findet, über das der Ladungsüberschuss abfließen kann. Und das kann dann eben die Autotür oder die Hand des Gegenüber sein. Aber wie auch immer, die Entladung erfolgt im wahrsten Sinne des Wortes „schlagartig“.

Gefährlich ist dieser kleine Stromschlag übrigens nicht, es gibt aber sicherlich angenehmeres, oder? Wenn Sie das Risiko dafür, einen „gewischt“ zu bekommen, reduzieren möchten, können Sie beispielsweise für eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit im Raum sorgen oder sich mit einer Feuchtigkeitscreme eincremen.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.01.2024
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Böhmischer Wind

Heute widmen wir uns einem winterlichen lokalen Windphänomen, das während Hochdrucklagen häufig in Südostsachsen und Ostbayern an der Grenze zu Tschechien auftritt und deshalb auch als Böhmischer Wind bekannt ist. Die Ursache dafür liegt im Böhmischen Becken, einem relativ niedrig gelegenen Hügelland in Tschechien. Es wird im Westen durch den Oberpfälzer Wald und den Böhmerwald, im Norden durch das Erzgebirge, Lausitzer Bergland, Iser- und Zittauer Gebirge sowie das Riesengebirge begrenzt. Bei einem Hochdruckgebiet über Mittel- oder Osteuropa kann sich im Böhmischen Becken Kaltluft ansammeln, wodurch sich dort ein Kältehoch bildet. Oft entsteht dann auch eine Inversionswetterlage mit Warmluft in der Höhe, die auf dieser bodennahen Kaltluftschicht aufliegt.

DWD Boehmischer Wind

An der Inversion bildet sich nicht selten eine dichte Hochnebeldecke, die sich über das gesamte Böhmische Becken ausbreiten kann. Bei südlichem Wind, wie es bei der aktuellen Wetterlage der Fall ist, entsteht über dem sächsischen Tiefland ein lokales Tiefdruckgebiet. Die Kaltluft strömt nun nach Norden vom Hochdruckgebiet in Richtung des Tiefdruckgebiets aus dem Böhmischen Becken hinaus.

Im Mittleren und Westerzgebirge liegt der Kamm größtenteils über 1000 m und befindet sich damit häufig bereits über der Inversion. Dort wird das Gebirge meist umströmt, wodurch es auf der Nordseite zu einer Durchmischung der Luft kommt und die Inversion sich auflöst. Ähnlich wie beim Föhn in den Alpen kann die Warmluft am Nordrand des Erzgebirges absinken. Bei der aktuellen Wetterlage beträgt die Temperatur -1 °C auf der Böhmischen Seite des Erzgebirges in Medinec und 14 °C in Aue am Erzgebirgsnordrand. Vom Osterzgebirge über das Lausitzer Bergland bis zum Zittauer Gebirge ist der Kamm niedriger und wird von der Kaltluft überströmt.

DWD Boehmischer Wind 1

Durch die Verengung der Strömung der Kaltluft zwischen Inversionsuntergrenze und Gebirgskamm wird die Luft beschleunigt und fällt auf der Nordseite als kalter katabatischer Fallwind in die Täler ab. Dort kann es durch Düseneffekte zu einer zusätzlichen Beschleunigung kommen. Betroffen sind auch häufig das Elbtal bis etwa Dresden und das obere Neißetal. Im Extremfall können die Böen eine Stärke von 10 Bft erreichen, was bei einer Schneedecke zu erheblichen Schneeverwehungen führen kann. Bei östlicher Strömung tritt derselbe Effekt in Westbayern auf.

DWD Boehmischer Wind 2

DWD Boehmischer Wind 3

DWD Boehmischer Wind 4

Dipl.- Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.01.2024

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Der Januar läuft zum Finale zur Hochform auf!

Ein Blick auf das Barometer zeigt momentan in vielen Teilen Deutschlands Luftdruckwerte von über 1035 Hektopascal. Gestern Abend im Süden teils sogar um 1040 Hektopascal. Verantwortlich hierfür ist das kräftige Hochdruckgebiet ENNO, welches am Samstag mit seinem Zentrum über Süddeutschland lag. Zu Wochenbeginn verlagert sich ENNO mit seinem Zentrum allmählich nach Osteuropa. Sein Einfluss reicht aber nach wie vor bis nach Deutschland. Lediglich im Nordwesten des Landes zeigt sich das Wetter im Wochenverlauf nicht ganz lupenrein. Aktuell sorgt das Hochdruckgebiet häufig für Sonnenschein. Doch das ist nicht immer der Fall. Gerade im Herbst und Winter bilden sich unter einem Hochdruckgebiet bei windschwachen Bedingungen in der feuchten bodennahen Grundschicht über Nacht häufig dichte Nebelfelder aus. Diese lösen sich dann tagsüber in den Niederungen teils nur zaghaft auf. Teils bleibt es bei anhaltenden Hochdruckwetter über Tage dauerhaft trüb. Anfällig dafür sind vor allem einige windgeschützte Flussniederungen wie die Donau oder Teile des Rheins. Aber auch am Bodensee hält sich Nebel häufig äußerst zäh. In einigen Fällen kann bei so einer Lage in den Niederungen aus der dichten Stratusbewölkung Sprühregen oder Schneegriesel fallen. In seltenen Fällen sogar gefrierender Sprühregen mit erhöhter Glättegefahr .

DWD Der Januar laeuft zum Finale zur Hochform auf 2

Ein zweites Merkmal einer Hochdrucklage im Winter ist eine Temperaturinversion. Diese tritt aktuell auch vor allem im Westen Deutschlands auf (siehe Abbildung 1). Besonders markant ist diese im Winterhalbjahr bei einer antizyklonalen Südwestlage. Dabei strömt in der Höhe milde Luft aus dem südwestlichen Mittelmeerraum nach Mitteleuropa, während die bodennahe Schicht aufgrund der negativen Strahlungsbilanz immer weiter auskühlen kann. Ist der Wind zu schwach, um für ausreichend Durchmischung zu sorgen, kann sich unter Umständen über Tage eine markante Inversion ausbilden. Diese wird vor allem tagsüber dann oftmals noch verstärkt durch dichte Nebelfelder in den Niederungen und reichlich Sonnenschein oberhalb der Inversionsschicht. Verstärkt wird die bodennahe Auskühlung in den Nächten zudem auch in einigen Fällen von einer geschlossenen Schneedecke. Im Winterhalbjahr werden somit häufig die höchsten Temperaturen bei dieser Wetterlage auf den Gipfeln oder bei leichtem Wind durch Föhneffekte im Lee einiger Mittelgebirge beobachtet. Die niedrigsten Maximaltemperaturen werden dagegen häufig bei Nebel in den Flussniederungen gemessen.

Aber auch im Sommerhalbjahr treten unter Hochdruckeinfluss nicht immer auch hohe Temperaturen auf. Entscheidend ist dabei die Lage des Hochdruckgebietes. Liegt dieses mit seinem Zentrum über dem östlichen Nordatlantik, gelangt Deutschland in eine nördliche Strömung und vor allem in den Nächten kann es dann sehr kühl werden.

Wie gestaltet sich die aktuelle Hochdrucklage in den nächsten Tagen?

Da sich Hoch ENNO zu Wochenbeginn allmählich nach Osten verlagert, wird der Weg frei für sehr milde Luftmassen aus Südwesteuropa. Diese können sich allerdings trotz etwas auffrischendem Südwestwind nur stellenweise bis zum Boden durchsetzen. So werden die höchsten Temperaturen zu Wochenbeginn in den höheren Lagen der südwestlichen Mittelgebirge sowie im Lee von Eifel und Sauerland durch leichte Föhneffekte erwartet. Dort sind vorfrühlingshafte 15 Grad möglich. In den Niederungen im Süden und ist der Südwestwind schwächer, sodass sich dort die bodennahe Kaltluft aufgrund fehlender Durchmischung halten kann. Somit bleibt es dort deutlich kühler. Teilweise werden nur Höchstwerte von 4 Grad erwartet. In den Nächten tritt dort zudem verbreitet leichter bis mäßiger Frost auf.

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M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.01.2024
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Die erste Hälfte ist schon vorbei

Mit dem gestrigen 26. Januar sind bereits 57 Tage des diesmal 91 Tage andauernden meteorologischen Winters 2023/2024 vorüber. Dabei lag das Gebietsmittel der Temperatur in dieser Periode unter dem Strich bisher bei rund 1,9 Grad Celsius (°C) und damit 1,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung 0,4 Grad.

Der Winter ist daher nach jetzigem Stand bisher zu mild verlaufen und auch die kommenden Tage versprechen kaum winterliches Ambiente in Deutschland. Eher streben die Höchsttemperaturen wieder zweistellige Werte an. Zusammen mit dem vielerorts vermehrt auftretenden Sonnenschein könnte damit ein Hauch von Frühling entstehen – und das mitten im Hochwinter!

Der Hochwinter ist die Phase von Anfang Januar bis Mitte Februar. Die im Mittel kältesten Tage liegen üblicherweise zwischen dem 17. Januar und dem 1. Februar. Die Mitteltemperaturen betragen dann zwischen -0,36 und 0,29 Grad (berechnet aus Stationsdaten des „Climate Data Center“ (CDC) des Deutschen Wetterdienstes. Der kälteste Tag ist im Durchschnitt der 26. Januar mit -0,36 Grad. Eine zweite kalte Periode gibt es häufig vom 13. bis zum 15. Februar mit Mitteltemperaturen von -0,09 bis 0,14 Grad.

DWD Die erste Haelfte ist schon vorbei

Der Winter 2023/2024 brachte bis zu diesem Zeitpunkt mehrheitlich milde Phasen mit überdurchschnittlichen Temperaturen hervor, es gab aber auch kältere Phasen. Diese traten Anfang Dezember und Mitte Januar auf, wie sich gut an der roten Kurve in Bild 1 erkennen lässt. In diesen Phasen lagen die Mitteltemperaturen teilweise sogar im negativen Bereich, mit einem Minimum von -6,31 Grad am 9. Januar 2024.

Schaut man auf die Kurven der maximalen Tageshöchsttemperaturen, so wurden in Deutschland an allen Tagen im Winter schon einmal 15 Grad und mehr registriert. Am wärmsten war es an einem 26. Februar mit fast unglaublichen 24,5 Grad, womit die Schwelle zu einem meteorologischen Sommertag (Tageshöchsttemperatur 25 Grad oder mehr) fast überschritten wurde. Dieser hohe Wert wurde übrigens an der Station Arnsberg (Nordrhein-Westfalen) im Jahre 1900 erreicht, an dem Tag meldeten umgebende Stationen ebenfalls meist über 20 Grad.

DWD Die erste Haelfte ist schon vorbei 1

In diesem Winter ordneten sich die maximalen Tageshöchsttemperaturen in Deutschland häufig zwischen 10 und 15 Grad ein. In den kälteren Phasen Anfang Dezember und Mitte Januar sanken die Werte auf 2 bis 7 Grad. Ein deutschlandweiter Eistag wurde damit verfehlt. Dafür wurde an einem Tag eine neue maximale Höchsttemperatur gemessen: am 24. Januar 2024 stieg die Temperatur im bayerischen Piding auf 17,8 Grad, womit der bisherige Rekord von 17,5 Grad vom 24. Januar 1990 in Bad Reichenhall (ebenfalls Bayern) abgelöst wurde.

Ob der Winter im Februar noch einmal zurückschlagen kann, bleibt abzuwarten. Potenzial dafür ist vorhanden, wie die Auswertungen der Mitteltemperatur in der Vergangenheit in Abb. 1 zeigen.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.01.2024
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Eisstau – Überflutungsgefahr durch angestautes Eis

Ende Dezember 2023 sowie Anfang des neuen Jahres war es bei uns in Mitteleuropa ungewöhnlich mild und es regnete länger andauernd. Im Thema des Tages vom 18. Januar 2024 wurde auf diese milde und feuchte Witterungsperiode näher eingegangen und der hydro-klimatologische Bericht vorgestellt (siehe ). Als sich die Witterung Anfang Januar umstellte und in Deutschland eisige Frostnächte vorhergesagt wurden, erreichten uns zahlreiche Anfragen, wie sich der Frost auf das Hochwasser in Teilen Deutschlands auswirken würde. Im Zuge dessen wurden Erinnerungen an lang zurückliegende Winter wach, in denen Eisstaus auf Flüssen bei uns in Deutschland mit Beginn einer milden Witterungsphase zu Überflutungen führten (siehe ).

Gefriert das Wasser eines Flusses im Winter und steht zum Ende der Jahreszeit die warme Witterung bevor, steigt die Gefahr für Eisstau und das Risiko für Überflutungen in der Umgebung. Eisstaus entstehen, wenn die Eismassen in einem Fluss dessen Transportkapazität übersteigen. Der Prozess beginnt, wenn ein Fluss in strengen Wintern komplett von einer dicken Eisschicht überzogen wird. Das von Ufer zu Ufer reichende Eis wächst weiter und kann Tage, Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben. Natürlich verändert es sich mit jeder Wetteränderung, dehnt sich aus oder schmilzt.

Durch folgende Prozesse bricht diese massive Eisschicht im Verlauf des Winters/Frühlings auf und die Eisschmelze setzt ein: Zum einen sorgen steigende Temperaturen und die zunehmende solare Einstrahlung dafür, dass das Eis zu tauen beginnt. Zum anderen lassen aufkommender Regen sowie Schneeschmelze den Wasserstand steigen, was wiederum Druck auf das Eis ausübt und zu einem Aufbrechen der Eisfläche führt.

Manchmal taut das Eis durch längere Wärmeperioden nur allmählich, bricht auf, fließt ab und stellt für das Flusssystem sowie die Infrastruktur keine größere Gefahr dar. Zuweilen kann es aber auch passieren, dass die Eisschmelze weniger organisiert erfolgt. Dann kann es zum sogenannten „Eisstau“ kommen. Eisschollen türmen sich im Fluss und an den Ufern auf und es kommt nicht selten zu Überflutungen in der näheren Umgebung.

Wie genau passiert diese unorganisierte Eisschmelze?

Wenn das Eis zu schmelzen beginnt, bricht es in große Schollen auf und bewegt sich mit dem fließenden Wasser flussabwärts. Es kann über die Ufer treten, wodurch sich die Eismenge im Fluss verringert. Gelangt es aber an Engstellen im Fluss, wie einer Flussbiegung, stößt es an Brückenpfeiler oder rutscht es über sehr flache Stellen des Gewässers mit geringem Gefälle, können die Eisschollen verkanten, dadurch ihre Geschwindigkeit verringern und letztlich sogar komplett stoppen. Das Wasser fließt hingegen weiter und transportiert weitere Eisschollen, die sich dann nach und nach zurückstauen. Findet das Wasser im Flussbett keinen Weg mehr unter dem Eis hindurch und an den Eisschollen vorbei, staut es sich flussaufwärts und ergießt sich über das angrenzende Land. Dies führt schlussendlich zu Hochwasser im Fluss und kann in schwerwiegenden Überschwemmungen in der Umgebung münden, da Wasser, Eis und Geröll aus dem Flussbett verdrängt werden.

DWD Eisstau Ueberflutungsgefahr durch angestautes Eis

Ein Eisstau kann sich nur durch Abschmelzen oder durch genug Druck aufgrund steigender Wasserpegel auflösen. Bis das Eis nicht komplett abgeschmolzen ist, kann ein Eisstau jedoch immer wieder entstehen. Setzt sich das aufgestaute Eis beim Abtauen sehr plötzlich in Bewegung, ist die Gefahr einer aufkommenden Flutwelle recht groß. Dass es beim Auflösen eines Eisstaus nur kaum oder gar keine Auswirkungen gibt, ist aber ebenfalls durchaus möglich.

Eisstaus kommen bei uns in Deutschland selten vor. Die Winter sind oft zu mild. In Kanada oder den USA hingegen sind Eisstaus mit Überschwemmungen im Winter häufiger an der Tagesordnung, wie jüngst in kleinerem Umfang nahe Florence, Colorado/USA (siehe ).

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2024
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Auf Sturm JITKA folgt KATRIN

Mit Sturmtief JITKA schwang sich die aktuelle Sturmserie (siehe dazu auch das ) am gestrigen Mittwoch (24.01.) zu ihrem Höhepunkt auf. Die Analyse des Bodenluftdruckes und der Fronten von 7 Uhr (Abbildung 1) zeigt JITKA als ausgewachsenes Sturmtief mit Kern über der Norwegischen See. Es wies dabei einen minimalen Luftdruck von etwa 970 hPa auf. Ihm gegenüber Stand ein nicht weniger imposantes Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Spanien und einem maximalen Luftdruck von über 1040 hPa. Zwischen diesen beiden Hauptdarstellern auf der europäischen Wetterbühne herrschte demnach ein Luftdruckunterschied von rund 70 hPa, wobei sich dieser vor allem auf West- und Mitteleuropa konzentrierte, wie man an der dichten Drängung der Isobaren, der Linien gleichen Luftdruckes erkennt. Gerade dort musste folglich mit der höchsten Sturmgefahr gerechnet werden.

DWD Auf Sturm JITKA folgt KATRIN

DWD Auf Sturm JITKA folgt KATRIN 1

Mit Blick auf Deutschland kann man festhalten, dass es ziemlich verbreitet zu Sturmböen zwischen 70 und 85 km/h gekommen ist (Abbildung 2). Die stärksten Böen traten mit Passage einer Kaltfront bzw. bei Schauern auf. Im Zuge dessen kam es örtlich zu schweren Sturmböen bis 100 km/h, ganz vereinzelt sogar zu orkanartigen Böen bis 110 km/h. Ähnliche Windgeschwindigkeiten konnten auch an einigen Abschnitten der Küsten beobachtet werden. Auf exponierten Berggipfeln traten vielfach Orkanböen auf. Demnach war es ein nennenswertes, markantes, wenngleich für das Winterhalbjahr kein ungewöhnliches Sturmereignis. Entsprechend „handelsüblich“ vielen die Auswirkungen aus: Einige umgestürzte Bäume, blockierte Straßen und Gleise sowie regionale Stromausfälle. Am Mittwochnachmittag kam es an der Nordsee und in der Elbe bei Hamburg zu einer Sturmflut. Am Mittwochnachmittag und -abend ließ der Wind allmählich nach, nur an der Ostsee und im nordostdeutschen Binnenland hielt die Sturmlage leicht abgeschwächt bis zum heutigen Donnerstagvormittag an.

DWD Auf Sturm JITKA folgt KATRIN 2

Mittlerweile hat sich JITKA zum Baltikum verabschiedet und verliert weiter an Einfluss auf unser Wetter. So lässt auch der teils noch starke Wind im Nordosten am Donnerstagnachmittag immer mehr nach. Dem Sturmtief JITKA folgt das kleine Zwischenhoch DARIO, das seine Wirkung aber nicht so recht entfalten kann, da die nächsten atlantischen Tiefausläufer im Tagesverlauf bereits von Westen her bei uns aufschlagen. Auf der Vorhersagekarte für Donnerstagmittag (Abbildung 3) erkennt man einen umfangreichen Tiefdruckkomplex über dem nahen Nordostatlantik und Nordeuropa, an dessen Südflanke sich ein kleines Randtief KATRIN bilden soll. Dieses Tief wird sich verstärken und bis Freitagmittag nach Südskandinavien ziehen. Dabei verschärfen sich die Luftdruckgegensätze über uns wieder, womit der Wind wieder einen deutlichen Zahn zulegt und insbesondere in der Nordhälfte Deutschlands in Böen stark bis stürmisch weht. Mit Passage von KATRINS Kaltfront zwischen Vormittag und späten Nachmittag und insbesondere bei teils intensiven schauerartigen Verstärkungen muss vorübergehend mit Sturmböen bis 85 km/h gerechnet werden. Ganz vereinzelt sind sogar schwere Sturmböen bis 100 km/h nicht auszuschließen. Dann besteht wieder die Gefahr umstürzender Bäume, die Straßen und Schienenwege blockieren können.

DWD Auf Sturm JITKA folgt KATRIN 3

Zum Wochenende scheint die Sturmserie dann aber tatsächlich zu reißen. Zum einen zieht KATRIN sehr zügig nach Osten ab. Zum anderen plustert sich das ihr folgende Hoch ENNO über Mitteleuropa so richtig auf und vermag sich – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – erfolgreich gegen die Tiefdruckgebiete zur Wehr zu setzen. Es beschert uns ein ruhiges, trockenes und zumindest teilweise auch freundliches Wochenend- und Freizeitwetter.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.01.2024
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Jahresvorausschau 2023 – Ein Rückblick

Sturmtief JITKA hat Deutschland am heutigen Mittwoch fest im Griff. Was es mit JITKA auf sich hat, wurde im gestrigen Thema des Tages bereits detailliert beschrieben und am morgigen Donnerstag wird es an dieser Stelle eine Nachlese zu diesem Sturm geben.

Wir sitzen heute also gewissermaßen zwischen den Stühlen und möchten daher ein ganz anderes Thema aufgreifen. Wie Sie wahrscheinlich wissen, gibt es in dieser Rubrik seit einigen Jahren zum Jahresende eine humoristisch „angehauchte“ Vorausschau auf das neue Jahr. Im Nachgang wirklich unter die Lupe genommen, wurden diese „Prognosen“ allerdings noch nie. Das wird sich jetzt ändern! Gehen wir doch das letzte Jahr einfach mal Monat für Monat durch und schauen, ob wirklich alles Kokolores war oder sich nicht doch ein Glückstreffer eingeschlichen hat 😉
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Januar 2023:
Nach einem sehr milden Jahresstart kommt der Winter zum Ende des Monats mit voller Wucht zurück! Weite Teile des Landes sind in ein weißes Kleid gehüllt.

Gar nicht mal so schlecht! Nach verbreitet 14 bis knapp 20 Grad an Neujahr stellte das Wetter in der zweiten Monatshälfte tatsächlich auf Winter um. Vor allem in der Mitte und im Süden gab es dann immer wieder mal Dauerfrost und am Morgen des 22.1. lag dort sogar recht verbreitet Schnee oder zumindest Schneepampe. Ob das jetzt unter „voller Wucht“ läuft…naja.
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Februar 2023:
Massives Tauwetter bei der Biathlon-WM in Oberhof. Das deutsche Team versucht mit dem Umstieg auf Wasserski die bis dato norwegische Dominanz zu brechen.

Lagen zu Beginn der WM am 6.2. noch 20 bis 40 cm Schnee in den Hochlagen des Thüringer Walds, meldete zum Ende am 19.2. die Schmücke gerade mal noch 12 cm und die übrigen Stationen so gut wie gar nichts mehr – Haken hinter Tauwetter! Ein Materialwechsel des deutschen Teams ist dagegen nicht überliefert, dagegen die zumindest bei den Männern ungebrochene Dominanz der norwegischen Biathleten.
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März 2023:
Nach intensiven Wartungsarbeiten an der Wetterstation in Lingen wird diese wieder ins Messnetz des DWD integriert.

Kurzum: Fehlschuss! Der alte Standort wurde durch Lingen-Baccum endgültig ersetzt.
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April 2023:
„Dem Osterhase schmelzen die Eier weg!“, titelt ein großes deutsches Boulevardblatt. Bei Sonne pur und Höchstwerten bis 27 Grad zu den Feiertagen ist Schokolade aber vielleicht wirklich nicht die beste Wahl für’s Osternest.

17,1 Grad am Ostersonntag und 20,7 Grad am Ostermontag lautete der deutschlandweite Temperaturhöchstwert. Mancherorts verblieb die Temperatur sogar im einstelligen Bereich. Der Familienplanung des Osterhasen setzte das Wetter also kein jähes Ende.
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Mai 2023:
Charles III wird in der Westminster Abbey zum König gekrönt. Hoch QUEENIE sorgt für Kaiserwetter.

Das wär’s gewesen! Viel hat nicht gefehlt, QUEENIE verschwand allerdings schon Ende April von der Wetterkarte. Am 6.5. lag England dagegen im Einflussbereich eines Tiefdruckkomplexes um XAVER und YANNIS. Die Folge: Grauer Himmel und Regen bei bis zu 15 Grad… Kaiserwetter sieht anders aus!
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Juni 2023:
Gemäß dem Motto: „Was die FIFA kann, können wir schon lang!“ vergibt das IOC die Olympischen Winterspiele 2030 nach…Kairo. Der Schnee wird aus den Skigebieten Saudi-Arabiens geliefert.

Die Vergabe erfolgt wohl erst im Laufe dieses Jahres – der Punkt bleibt also offen! 😉
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Juli 2023:
Neuer Temperaturrekord in Deutschland! 42,6 Grad, gemessen in … ohoh … Lingen. Die Station wird darauf hin vorsorglich wieder aus dem Messnetz entfernt und in ein Museum für Messtechnik umgewandelt.

Weder einen neuen Deutschlandrekord, noch ein neues Museum für Messtechnik brachte 2023 hervor. Heiß wurde es im Juli aber trotzdem mit einem Spitzenwert von 38,8 Grad in Möhrendorf-Kleinseebach.
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August 2023:
Tornado-Outbreak in Deutschland! Das Cellbroadcasting wird das erste Mal operationell eingesetzt und funktioniert sogar. Vielleicht waren die zum Teil massiven Schäden auch gerade deshalb zum Glück rein materieller Natur.

Tatsächlich kam das Cellbroadcasting hin und wieder zum Einsatz, auch Tornados gab es einige (Stand heute: 29). Einen Outbreak wie zum Beispiel 2022 gab es allerdings zum Glück nicht.
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September 2023:
Schneeregen zum Wiesnstart in München! Keine Chance für die „Alkoholübersättigten“ bei den rutschigen Bedingungen den Westhügel (meist auch als „Kotzhügel“ bekannt) zu erklimmen.

„Die Fundsachen werden dominiert von Sonnenbrillen statt Regenschirmen“ konnte man in der Zeitung lesen. Das sagt schon alles. Meist traumhaftes Spätsommerwetter bei Höchstwerten von zum Teil über 25 Grad. Auf das Wetter kann man eine misslungene Besteigung des „Kotzhügels“ wahrhaftig nicht schieben.
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Oktober 2023:
Ringförmige Sonnenfinsternis in Teilen Amerikas am 14. Oktober! Atemberaubende Bilder erreichen uns dabei von Fischern auf dem Golf von Mexiko im wolkenlosen Auge von Hurrikan MARGOT.

MARGOT war zwar tatsächlich ein Hurrikan (Kat.1), aber bereits im September unterwegs und zwar mitten über dem Atlantik, weit weg vom Golf von Mexiko. Ein wolkenloses Auge über dem Golf entwickelte dagegen Kat.4-Hurrikan IDALIA Ende August, Fotos davon von einem Boot aus wird es aber wohl keine geben.
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November 2023:
Sturmtief VICCO fegt am 12. November über Deutschland hinweg – „passend“ zu Loriots 100. Geburtstag. Die Medienwelt vergibt den Beinamen HEINZELMANN und titelt: „Es bläst und saugt der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur…“.

Am 12.11.2023 befanden wir uns tatsächlich mal unter schwachem Zwischenhocheinfluss in der ansonsten sehr tiefdruckgeprägten Zeit. Zu den „blasenden Heinzelmännern“ zählten in den folgenden fünf Tagen JASPER, KNUD und LINUS.
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Dezember 2023:
Mildester Dezember seit Aufzeichnungsbeginn! Die Weihnachtsmänner fluchen unter ihren dicken Anzügen und hoffen auf bessere Zeiten…

Der mildeste Dezember war es zwar nicht, aber „immerhin“ unter den Top 10 seit 1881. An Heilig Abend und den beiden Weihnachtsfeiertagen gab es aber vielfach zweistellige Höchstwerte. In Piding im Berchtesgadener Land wurden am 24. und 25.12. sogar knapp 17 Grad erreicht! Dass sich da der ein oder andere Weihnachtsmann über seinen dicken Anzug beschwert hat, ist also durchaus im Bereich des Möglichen 😉
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Fazit: Der ein oder andere Randtreffer war zwar dabei, die Fehlschüsse liegen aber deutlich in der Überzahl. Mal sehen, wie 2024 läuft 😉

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Stürmische Zeiten

IRIS und JITKA, zwei Namen, die diese Woche für Schlagzeilen gesorgt haben bzw. dies noch machen werden. Erneut wird der Nordatlantik seinem Ruf gerecht, im Winter immer wieder die Brutstätte für mächtige Sturmtiefs zu sein, die auf ihrem Weg nach Osten auch Teile Europas beeinflussen. So auch aktuell! Betrachten wir zunächst kurz nochmal die Grundpfeiler, auf denen solch mächtige Sturmtiefs getragen werden.

Kurz zusammengefasst sorgen erhebliche Temperaturgegensätze von Süd nach Nord über dem Nordatlantik für die Ausbildung eines kräftigen Höhenjets. Ein Jet ist ein Bereich mit besonders kräftigen Höhenwinden, die die Dynamik und rasante Entwicklung solcher Sturmtiefs fördert. So auch in diesem Fall (siehe Bild 1). Bei IRIS erstreckte sich der umfangreiche und intensive Höhenjet über den gesamten Nordatlantik, während dieser bei JITKA direkt nach Deutschland gerichtet sein wird.

DWD Stuermische Zeiten

Zudem werden über dem Nordatlantik nahezu ungehindert tropische Luftmassen vorderseitig der Tiefdruckgebiete bzw. Tröge nach Norden geführt. Diese Luftmasse wird dabei gehoben und es bilden sich Wolken.
Durch die Freisetzung latenter Wärme und in Verbindung mit kräftiger Warmluftadvektion können sich ungewöhnlich intensive Hochdruckgebiete ausbilden. Dieses Mal kommt solch ein Hochdruckgebiet über Südwesteuropa zum Liegen und bringt z.B. den küstennahen Bereichen im Osten Spaniens sommerliche Temperaturwerte. Forciert durch dieses blockierende Bollwerk kommt es über dem Nordatlantik und Europa momentan zu keinen nennenswerten Verlagerungen der Keile und Tröge, sodass wiederholt auf ähnlicher Zugbahn kräftige Tiefdruckgebiete nach Nordwesteuropa geführt werden können. Neben den tropischen Luftmassen sorgt auch ein weiterhin viel zu warmer Nordatlantik in den Tropen und Subtropen (teils 1 bis 2 Kelvin über der klimatologischen Norm von 1991 bis 2020) für einen zusätzlichen Input von Feuchte, die wiederum indirekt die Intensität der Antizyklone stützt. Wem dies nun zu schnell und zu oberflächlich war, der möge sich nochmals in Ruhe das  durchlesen.

Im Folgenden betrachten wir nun die beiden Sturmtiefs. IRIS (international ISHA) tobte bereits von Sonntag zu Montag über Nordwesteuropa und sorgte beim britischen Wetterdienst Met Office für eine seltene Ausgabe einer roten Wetterwarnung für Teile Schottlands.

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IRIS entwickelte sich bereits am Freitag über dem Südosten der USA im Umfeld eines ausgeprägten Temperaturgradienten mit arktischen Luftmassen im Norden und tropischen im Süden. Das Bodentief zog in der Folge unter rascher Intensivierung über den warmen Golfstrom nach Nordosten und überquerte nachfolgend als kräftiges Sturmtief den Nordatlantik (Kerndruck durchweg unter 970 hPa) und traf von Sonntag auf Montag auf Irland, Großbritannien und Schottland.

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Zwar sind diese Regionen im Herbst und Winter solch kräftige Tiefdruckpassagen gewöhnt, doch machte diesen Sturm besonders sein ausgesprochen umfangreiches Sturmfeld so erwähnenswert, überstrich es doch im Grunde all die genannten Bereiche mit markanten Böen von Bft 9 bis Bft 10. Normalerweise fallen die Bereiche mit den kräftigsten Winden kompakter aus. Von Irland bis Schottland wurden immer wieder auch orkanartige Böen oder Orkanböen von Bft 11 bis 12 gemessen.
Bisher sind leider schon vier Todesopfer zu beklagen, zehntausende Menschen waren zeitweise vom Stromnetz abgeschnitten und der Flugverkehr wurde erheblich beeinträchtigt. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt nun aber nicht, denn schon rollt das nächste Sturmtief heran, das den Namen JITKA (international JOCELYN) trägt.

Somit treten wir aus der Vergangenheit in die Zukunft.

Wie auch schon bei IRIS sind die Bedingungen über dem Nordatlantik weiterhin sehr günstig für die Entwicklung kräftiger Sturmtiefs, die vor allem gestützt durch einen kräftigen Höhenjet ihren langen Weg über den Nordatlantik ohne größere Intensitätsverluste antreten können. JITKA entwickelte sich am Sonntag vor Neufundland in ähnlichen thermischen Gegensätzen wie IRIS, überquert aktuell den Nordatlantik, um heute und in der kommenden Nacht zum Mittwoch erneut Nordwesteuropa zu treffen.

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JITKA geht ebenfalls mit einem umfangreichen Sturmfeld einher und dürfte vor allem den Regionen von Irland bis Schottland erneut Böen bis in den Unwetterbereich bringen. Im Vergleich zu IRIS zieht JITKA zunächst sogar auf einer noch etwas nördlicheren Zugbahn. Der Unterschied jedoch ist der, dass JITKA zum Mittwoch nicht nordostwärts nach Skandinavien abdriftet, sondern über den Süden Norwegens/Schwedens geführt wird und somit Deutschland recht nahekommt. Gleichzeitig bildet er im Lee des Norwegischen Gebirges ein zweites Bodentiefzentrum aus, sodass ein zonal (West-Ost) sehr ausgedehntes Bodentief nördlich von Deutschland vorbeizieht und somit auch uns ein umfangreiches Sturmfeld beschert. In Bild 4 ist zu erkennen, dass die Windgeschwindigkeiten in 850 hPa (grob 1500 m über Grund) von Schottland bis Tschechien verbreitet im Bereich von Bft 10 bis 12 liegen.

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Sollte man sich über die Ausdehnung des Sturmfeldes wundern, dann hilft einem die Übersicht in Bild 5 weiter (Fähnchen stellt die Lage von Deutschland dar). Sowohl bei IRIS, als auch bei JITKA sorgt eine ungewöhnlich intensive Antizyklone über Südwesteuropa dafür, dass der Bodendruckgradient bzw. der Gradient im Geopotenzial über eine so große Region und so lange Zeit aufrechterhalten wird. Um noch deutlicher zu werden: Was sich momentan über Spanien aufbaut, ist z.B. für das 500 hPa Geopotenzial und die 850 hPa Temperatur für den jeweiligen numerischen Gitterpunkt, mit Blick auf die Reanalyse von 1950 bis 2022 für diesen Monat beispiellos und das sehr deutlich. Und wieder umrunden ungewöhnlich warme und feuchte Luftmassen diese Antizyklone (siehe Bild 5 und Link 1). Von daher dauert dieses Ereignis besonders im Nordosten Deutschlands auch längere Zeit an, nämlich so lange, wie JITKA die Antizyklone auf ihrer Nordflanke umrundet.

Was erwarten wir nun ausgangs der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch tagsüber in Deutschland?

Mit Passage der Warmfront von JITKA während der Nacht zum Mittwoch nimmt der Wind im Warmsektor dramatisch an Geschwindigkeit zu mit Werten in 850 hPa (rund 1,5 km über Grund) von 55 bis teils über 75 kt (100 bis über 140 km/h). Entsprechend der Lage im Warmsektor sind daher zunächst bevorzugt die Berglagen von dem intensivsten Wind betroffen, sodass dort im Verlauf der Nacht durchweg volle Sturmstärke zu erwarten ist. Exponiert sind auch schwere Sturmböen bis Orkanböen zu erwarten. Auf dem Brocken nähern wir uns mit 130 bis 140 km/h allmählich den „extremen Orkanböen“ an.
Nach Mitternacht nimmt bei einem Nord-Süd gerichteten Luftdruckunterschied zwischen Sylt und Bodensee von rund 30 hPa auch der Südwestwind über dem Nordwesten Deutschlands zu. Mit Annäherung der eher schwach strukturierten Kaltfront ausgangs der Nacht wird die Bevölkerung dort nicht nur von Böen der Stärke Bft 8 bis 9 geweckt, sondern strichweise auch von schweren Sturmböen Bft 10.

Am Mittwoch tagsüber überstreicht dann den gesamten Norden und Osten Deutschlands das markante Windfeld von JITKA in einer durchmischten postfrontalen Luftmasse, also rückseitig der Kaltfront. Die Durchmischung bedeutet, dass die Höhenwinde selbst bei einem Schauer effektiv bis in tiefe Lagen herabgemischt werden können. Stürmische Böen oder Sturmböen sind die direkte Folge, strichweise können auch bei kräftigeren Schauern schwere Sturmböen auftreten. Für die Deutsche Bucht und deren Umfeld drohen bis zum Mittag bei auflandiger Windkomponente schwere Sturmböen oder gar orkanartige Böen, bevor sich das Windmaximum zum Nachmittag zunehmend zur Ostsee verlagert. Im Bergland treten weiterhin je nach Höhenlage schwere Sturmböen bis Orkanböen auf. Etwas gemäßigter fällt das Sturmfeld im Südwesten aus und da besonders entlang des Oberrheins.

Wie bereits erwähnt, dauert das Sturmereignis im Nordosten Deutschlands bis weit in die Nacht zum Donnerstag an, während sonst steigender Bodendruck im Westen ab den späten Nachmittagsstunden des Mittwochs für eine deutliche Wetterberuhigung sorgt.

Zusammengefasst erwarten wir besonders im Norden und Osten sowie im Bergland ein markantes Sturmereignis, das teils bis in tiefe Lagen für schwere Sturmböen gut ist und in Richtung Vorpommern über 24 Stunden mit variabler Stärke andauern kann. Bleibt zu hoffen, dass sich die Schäden u.a. auch in den Wäldern in Grenzen halten!

Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Zu nass, zu trocken oder doch im Soll – wie war es bisher im Januar?

Nach einem sehr nassen Start stellte sich in der zweiten Woche des neuen Jahres eine mehrtägige trockene Phase ein, in der deutlich kältere Luft in Deutschland Einzug hielt. Nachfolgend gingen viele Niederschläge in Schnee über. Am Mittwoch, den 17.01. erfolgte ein erster Vorstoß milderer Luft in den Süden Deutschlands. Dabei gingen die Niederschläge teilweise in gefrierenden Regen mit Glatteisbildung über, über der Mitte fiel teils markanter Schneefall. Im Anschluss setzte sich die kalte Periode bis zum heutigen Montag fort, an dem Tief „Iris“ eine Wetterumstellung einläutet. Bereits im wurde diese Entwicklung beschrieben. Wie sieht es nun mit der aktuellen Niederschlagsbilanz aus? Fiel der Januar bisher zu nass oder eher zu trocken aus? Oder liegt er womöglich genau im klimatologischen Mittel?

Mithilfe von Radardaten lassen sich die bislang im Januar gefallenen Niederschlagsmengen recht gut abschätzen. Diese bieten den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu den Punktmessungen der Wetterstationen auch in der Fläche verfügbar sind. So werden auch lokal eng begrenzte Unterschiede sichtbar. Verschneidet man die Radardaten zusätzlich noch mit den Messwerten der Stationen aus dem DWD-Messnetz, wird die Abschätzung noch etwas genauer.

Bei der Betrachtung der Niederschlagsmenge in Deutschland seit Monatsbeginn (01. Januar) in Liter pro Quadratmeter (auch „absolute Gesamtniederschlagsmenge“ genannt; siehe Abbildung 1) fallen zunächst einmal die rot und violett eingefärbten Flächen ins Auge. In diesen Regionen sind bereits über 60 Liter pro Quadratmeter, teilweise sogar über 100 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag gefallen. Die angezeigten Werte lassen sich bei einem Vergleich mit den Wetterstationen im DWD-Messnetz auch bestätigen. Derzeitiger Spitzenreiter ist die Station Dachsberg-Wolpadingen im Südschwarzwald. Dort wurden seit dem 01. Januar 162 Liter pro Quadratmeter gemessen. Die Radar-Auswertung zeigt in der Nähe der Station sogar vereinzelt Signale für mehr als 200 Liter pro Quadratmeter.

Anders sieht es hingegen im Osten und Nordosten Deutschlands aus. Dort dominieren die Farben Grün und Gelb. Entsprechend der Legende sind dort also meist weniger als 40 Liter pro Quadratmeter seit Monatsbeginn gefallen. Die Station, die bisher die geringste Niederschlagsmenge aufweist, ist Quedlinburg am Nordrand des Harzes in Sachsen-Anhalt mit lediglich 13 Liter pro Quadratmeter.

DWD Zu nass zu trocken oder doch im Soll wie war es bisher im Januar 1

Aber wie ordnet man diese Niederschlagsmengen nun ein? Um die sogenannte absolute Gesamtniederschlagsmenge besser interpretieren zu können („Welche Niederschlagssummen sind viel für die Region und Jahreszeit, welche wenig?“) setzt man sie in einen klimatologischen Kontext. Dabei werden die aktuell gemessenen Daten mit den bis zum Analysetag (Montag, 22.01.2024) mittleren langjährigen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 verglichen. Entsprechend erhält man bei der relativen Betrachtung eine Prozentzahl, wobei Werte unter 100 % ein Niederschlagsdefizit (rote bis hellgrüne Flächen) beschreiben, Werte über 100 % (blaue bis violette und weiße Flächen) stellen eine zu nasse Witterung dar. Die dunkelgrünen Flächen repräsentieren hingegen Regionen, in denen die Niederschläge ungefähr der im Mittel zu erwartenden Menge entspricht (siehe Abbildung 2).

DWD Zu nass zu trocken oder doch im Soll wie war es bisher im Januar 2

Regional ergibt sich derzeit durchaus ein heterogenes Bild in Deutschland. Regionen, die ein deutliches Niederschlagsdefizit aufweisen, halten sich in Grenzen. Lediglich am unmittelbaren Alpenrand lassen die Mengen etwas zu wünschen übrig. Dort liegt der Anteil am Monatssoll lediglich um 30 %. Die Station Reit im Winkl in Bayern beispielsweise kommt derzeit auf 42 Liter pro Quadratmeter, was lediglich 32 % des Monatsmittels ausmacht. Deutlich zu nass ist es hingegen im rheinland-pfälzischen Montabaur. Dort entsprechen die bisherigen 66 Liter pro Quadratmeter bereits 197 % des Monatssolls. In einigen Regionen des Hunsrücks (Rheinland-Pfalz) oder Mittelhessens zeigt die Analyse sogar einen Anteil von rund 400 %.
DWD Zu nass zu trocken oder doch im Soll wie war es bisher im Januar

In den kommenden Tagen stellt sich ein sehr wechselhaftes Wetter ein. Immer wieder ziehen Tiefausläufer über Deutschland hinweg und bringen weiteren Regen. Zwischendurch stellt sich kurzzeitig Hochdruckeinfluss ein, die Niederschlagsneigung nimmt wieder ab. Abbildung 3 zeigt die Vorhersage der akkumulierten Niederschlagsmengen bis nächsten Montag, den 29.01.2024 der Wettermodelle ICON (deutsches Modell), IFS (europäisches Modell) und GFS (amerikanisches Modell). Im Norden und Süden scheint die Niederschlagsneigung etwas höher zu sein als über den mittleren Landesteilen. Dazu sollen am Alpenrand über mehrere Tage hinweg durchaus 50 bis punktuell 100 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Dies sollte die dortige Niederschlagsbilanz deutlich aufbessern können.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.01.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst