Saharastaub

Am gestrigen Mittwoch führte die Vorderseite eines Tiefdruckgebiets zu einem kräftigen Staubsturm über Libyen, der große Mengen an Staub in die Mittelmeerregion transportierte. Dieser Staubsturm, bekannt als Scirocco, kann sogar auf Satellitenbildern als bräunliche Färbung erkannt werden.

DWD Saharastaub

Heute bildet sich ein kräftiges Tiefdruckgebiet über Westeuropa, das mit einer südlichen Strömung die staubige Luft aus dem Mittelmeerraum anzapft und Richtung Deutschland lenkt. Neben dem außergewöhnlich milden Wetter mit Höchstwerten von bis zu 17 °C erwartet uns ab Freitag somit auch Saharastaub, der sich besonders über der Osthälfte Deutschlands ausbreiten wird.

DWD Saharastaub

DWD Saharastaub 1

Saharastaub in der Luft ist in Mitteleuropa kein seltenes Naturphänomen. Innerhalb eines Jahres wird 5- bis 15-mal in der Sahara die Staubpartikel durch starke Winde in die Höhe gewirbelt und dann mit einer kräftigen Höhenströmung über weite Strecken transportiert. Pro Jahr werden so etwa 1 Milliarde Tonnen Staub verfrachtet. Die Sahara bildet somit die größte Quelle von Mineralstaub (Quarz, Sand) auf der Erde, der rund die Hälfte der Staubpartikel in der Atmosphäre ausmacht.

Wüstenstaub hat sogar Einfluss auf das Klimasystem. Er beeinflusst die Sonneneinstrahlung sowie die Wolken- und Niederschlagsbildung. Doch nicht nur für das Wetter und Klima sind diese Staubpartikel von Bedeutung, durch die mineralischen Bestandteile des Staubs wirkt er als großflächig ausgebrachter Dünger. Zum Beispiel wird durch den Mineralstaub aus der Sahara das Plankton in den Ozeanen gedüngt. An der Südflanke des subtropischen Hochdruckgürtels wird der Saharastaub sogar bis in den südamerikanischen Regenwaldes transportiert, wo er der dortigen Pflanzenwelt wertvolle Nährstoffe liefert.

Bei stärkeren Ausbrüchen lässt sich Saharastaub auch in der Atmosphäre an einer milchig weißen Trübung des Himmels erkennen, die bei sehr starken Ausbrüchen sogar ins orange gehen kann. Besonders effektvolle Bilder ergeben sich bei Sonnenauf- und -untergängen. Denn dann erscheint die Sonne durch die gleichmäßige Streuung an den Staubpartikeln weiß. Die Staubschicht befindet sich meist in einer Höhe von 2 bis 4 km, sinkt aber schließlich zu Boden. Im Winter kann dies besonders gut beobachtet werden, wenn der Schnee in den Alpen eine ungewöhnliche Ocker Färbung annimmt.

DWD Saharastaub 1

Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Unwetterartige Regen- und Schneefälle in Norditalien

Ruhiges Vorfrühlingswetter ist aktuell bei uns in Deutschland bestimmend. Dazu gibt es einen Mix aus dichten Wolkenfeldern, örtlichem Frühnebel und etwas Sonnenschein. Grund dafür ist eine Hochdruckbrücke, die ausgehend vom Azorenhoch über die Mitte Deutschlands bis zum südlichen Ural reicht.

DWD Unwetterartige Regen und Schneefaelle in Norditalien

Zu Wochenbeginn bestimmte allerdings noch ein  das Wettergeschehen in West- und Mitteleuropa. Dieser dehnte sich von Skandinavien bis zur Iberischen Halbinsel aus. Ursache hierfür war ein langwelliger  in Verbindung mit einem kräftigen Hochdruckgebiet über Russland. Dieses blockierte die Verlagerung des Troges nach Osten. Dadurch dehnte sich der Höhentrog weiter nach Süden aus und schnürte sich von der Höhenströmung ab, wodurch es über Südfrankreich zu einer Tiefdruckentwicklung kam. Dieses Bodentief mit dem Namen YUE verlagerte sich daraufhin in Richtung Korsika. Auf der Vorderseite wurden dabei milde und sehr feuchte Luftmassen nach Norden geführt, die im Südstau der Gebirge teils unwetterartige Niederschlagsmengen mit sich brachten.

DWD Unwetterartige Regen und Schneefaelle in Norditalien 1

In den letzten 48 Stunden kamen im Südstau der Alpen verbreitet um 100 Liter pro Quadratmeter zusammen. In den Staulagen der nördlichen Apenninen örtlich auch über 150 Liter pro Quadratmeter. Ein Großteil der Niederschläge wurden dabei innerhalb deutlich kürzerer Zeit verzeichnet. Die Station Barga in den Nordapennin registrierte beispielsweise von Montagabend bis Dienstagfrüh in nur zwölf Stunden 93 Liter pro Quadratmeter. Zudem gab es in den höher gelegenen Skigebieten in den Südalpen eine ordentliche Neuschneepackung. Die Schneefallgrenze pendelte dort zwischen 1000 und 1600 Metern. Oberhalb davon fielen vor allem in den südwestlichen Alpen und in Südtirol teils 50 bis 100 cm Neuschnee. In den nördlichen Apenninen lag die Schneefallgrenze etwas höher und damit größtenteils knapp über Gipfelniveau.
Mittlerweile hat sich Tief YUE abgeschwächt und im Verlauf des Tages löst es sich allmählich auf. Gleichzeitig entwickelt sich südlich davon, nahe von Sizilien, ein neues Bodentief (int. EMIL), das in Sizilien, im Norden von Tunesien und Algerien für kräftige Regenfälle sorgt. Vor allem im Norden von Algerien sind dabei ebenfalls unwetterartige Niederschlagsmengen von örtlich deutlich über 150 Liter pro Quadratmeter bis Freitag möglich. Aber auch auf Sizilien und in Süditalien werden verbreitet 30 bis 70 Liter pro Quadratmeter erwartet, was zu einer leichten Entspannung der Trockenheit dort beitragen wird.
Schwere Unwetter im Mittelmeerraum treten bei blockierenden Wetterlagen vor allem im Herbst und in der ersten Hälfte des Winters häufiger auf. Grund dafür ist das vergleichsweise warme Wasser in dieser Zeit. Kommt es dann zu einem Ausgreifen einer atmosphärischen Störung bis in den Mittelmeerraum ist das Potenzial für unwetterartige Entwicklungen gegeben. Ein Beispiel hierfür ist, welches im September 2023 für katastrophale Überschwemmungen in Libyen und Griechenland sorgte.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Märchenhaftes Wetter

Es war einmal … So beginnen die bekannten Märchen beispielsweise der Gebrüder Grimm oder von Hans Christian Andersen. Sicherlich hat jede(r) von Ihnen ein Lieblingsmärchen. Da gibt es Märchen mit Prinzessinnen wie „Dornröschen“ oder „Schneewittchen“. Oder Märchen, in denen die Heldin erst am Ende zur Prinzessin wird, wie beispielsweise „Aschenputtel“. Oder Märchen, in denen ein böser Wolf oder eine böse Hexe eine entscheidende Rolle spielen. An dieser Stelle sind zum Beispiel „Rotkäppchen“, „Der Wolf und die sieben Geißlein“ oder „Hänsel und Gretel“ zu nennen. Die Liste ließe sich nun ewig weiterführen.

Es gibt aber auch Märchen, in denen das Wetter eine Rolle spielt. Sicherlich fällt da einem relativ schnell „Frau Holle“ ein. Frau Holle ist dafür bekannt, dass sie ihre Betten ausschüttelt oder vom jeweiligen Besuch (Gold- oder Pechmarie) ausschütteln lässt, sodass es auf der Erde schneit. Es gibt auch Verfilmungen, in denen sie für jegliches Wetter verantwortlich ist.

„Die Regentrude“ zählt zu den Kunstmärchen und wurde von Theodor Storm geschrieben. Die Regentrude ist ein weiblicher Naturgeist und mit Frau Holle vergleichbar. Im Gegensatz zu dieser bringt sie aber nicht den Schnee, sondern den Regen und sorgt für fruchtbare Felder. Wenn die Bevölkerung den Glauben an sie verliert und niemand sie besucht, schläft sie ein und eine Dürre sucht das Land heim. Für die Dürre verantwortlich und damit der Gegenspieler der Regentrude ist der Feuermann, den man gewissermaßen auch mit dem Rumpelstilzchen vergleichen kann.

Vom Märchen „Die 12 Monate“ gibt es unterschiedliche Verfilmungen mit jeweils verschiedenen literarischen Vorlagen. Gemeinsam haben die Verfilmungen, dass zwölf Personen mit magischen Kräften jeweils für einen Monat stehen. Mit diesen magischen Kräften unterstützen sie die Hauptpersonen bei ihrem Kampf gegen das Böse.

Der „Erzähl-ein-Märchen-Tag“ wird vor allem in der märchen-begeisterten Online-Community begangen. Märchen gelten als sehr alt und wurden bereits vor der Erfindung der Schrift mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Ihre gesellschaftliche Bedeutung ist nicht unerheblich, sind sie doch aus nahezu allen Kulturkreisen überliefert. Dadurch stellen sie eine Art verbindendes Element dar. So haben beim Stichwort „Märchen“ vermutlich viele Menschen das Bild eines (häufig älteren) Erzählers im Kopf, der von einer Kinderschar umringt wird. Auch das Bild eines Elternteils, der dem Kind als Gute-Nacht-Geschichte ein Märchen vorliest, taucht als Assoziation für „Märchen“ vor dem inneren Auge auf.

Wer den „Erzähl-ein-Märchen-Tag“ initiiert hat und seit wann dieser Tag begangen wird, ist leider nicht bekannt. Warum dieser Tag auf den 26. Februar fällt, scheint relativ sicher zu sein. An diesem Tag feiert die US-amerikanische Jugendbuchautorin Cynthia Voigt ihren Geburtstag, die im Jahre 1942 in Boston in Massachusetts geboren wurde.

Die Antwort auf die Frage, ob das Wetter in den kommenden Tagen märchenhaft wird, liegt (wie meist) im Auge des Betrachters.

Am heutigen Dienstag sorgen die Ausläufer von Tief YUE, das sich aktuell über dem Golf von Genua befindet, in der Südosthälfte für viele Wolken. Südlich der Donau fällt vereinzelt auch etwas Regen aus diesen Wolken. Ansonsten sorgt Hoch IVO für ruhiges und vorfrühlingshaftes Wetter. Vor allem im Westen und Nordwesten scheint auch länger die Sonne. Zudem lässt es sich bei bis zu 12 Grad durchaus längere Zeit draußen aushalten.

DWD Maerchenhaftes Wetter

Am morgigen Mittwoch präsentiert sich die Vorhersagekarte ähnlich. Im Süden und Südosten bleibt es weiterhin meist dicht bewölkt und vereinzelt fällt etwas Regen. Im Südwesten und in Teilen der Mitte zeigt sich die Sonne auch länger und bei bis zu 12 Grad steht einem ausgiebigen Nachmittagsspaziergang nichts mehr im Wege.

DWD Maerchenhaftes Wetter 1

Auch in den darauffolgenden Tagen scheint bei wechselnder Bewölkung häufiger einmal die Sonne. Am Donnerstag zieht im Westen und Nordwesten sowie zum Freitag auch im Südwesten etwas Regen auf. Zudem frischt der Wind im Westen und Nordwesten etwas auf. Höchstwerte von bis zu 16 Grad sind im südöstlichen Bayern am Donnerstag sowie in der Lausitz am Freitag möglich.

DWD Maerchenhaftes Wetter 2

Da sich das Wetter in den kommenden Tagen, wie beschrieben, durchaus ausflugsfreundlich präsentiert, könnten beispielsweise Orte entlang der Deutschen Märchenstraße angesteuert werden. Diese führt von Hanau als Geburtsstadt der Gebrüder Grimm bis nach Bremen, die (recht naheliegend) als Stadt der Bremer Stadtmusikanten gilt. Dazwischen befinden sich teils Orte, die Lebensstationen der Gebrüder Grimm sind, teils aber auch Orte und Landschaften, die als Heimat der verschiedenen Märchen gelten.

Lässt die Zeit einen Ausflug nicht wirklich zu oder aber die Entfernung zu den „märchenhaften“ Orten und Landschaften wäre zu groß, so lädt der „Erzähl-ein-Märchen-Tag“ vielleicht auch im Nachhinein dazu ein, das Märchenbuch wieder einmal hervorzukramen und darin etwas zu schmökern. Ist man kein Freund von Märchen, so findet sich sicherlich auch in der nächstgelegenen Bücherei oder Buchhandlung eine passende Alternative. Und wer kein Freund des geschriebenen Wortes ist, kann auch mithilfe von Hörbüchern oder Filmen in die Welt der Märchen eintauchen.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Das Wetter in Europa zum meteorologischen Frühlingsbeginn

Nach dem bisher mildesten Februar (siehe Thema des Tages vom 25.02.2024) seit 1880 mit hauptsächlich in der Nordhälfte und der Mitte Deutschlands reichlich Niederschlag und viel Wind, beruhigte sich das Wetter seit dem letzten Wochenende deutlich. Am heutigen Montag befinden wir uns unter schwachem Einfluss eines Höhentroges über Frankreich. Dieser ist für Deutschlands aber nur wenig wetterwirksam. Immerhin kam es in der vergangenen Nacht in der Südwesthälfte aber zu Niederschlägen, die im Hochschwarzwald und anfangs auch im Hochsauerland zeitweise sogar als Schnee fielen. Oberhalb etwa 1000 Metern gab es zum Teil wenige Zentimeter Neuschnee.

Auch in den kommenden Tagen setzt sich das überwiegend ruhige und weiterhin milde Wetter bei uns fort. Ganz anders sieht es dagegen im zentralen Mittelmeerraum aus. Über Westeuropa kommt es in den nächsten Tagen zu einem Abschnürungsvorgang eines Höhentiefs mit Zentrum über Frankreich von der Höhenströmung. Das zugehörige Bodentief YUE verlagert sich zusammen mit dem Höhentief im weiteren Verlauf von Südfrankreich nach Italien und sorgt im Mittelmeerraum für kräftige Niederschläge. Vor allem in Norditalien kommen teils unwetterartige Niederschlagsmengen zusammen, die in den Hochlagen als Schnee fallen. In Südtirol werden in Staulagen bis Freitag Niederschlagssummen von 200 bis 300 mm erwartet. Oberhalb etwa 1500 Meter können dabei um 150 cm Neuschnee fallen.

Auf der Rückseite des Tiefs gelangen zudem kühlere Luftmassen in den westlichen und zentralen Mittelmeerraum. Dadurch werden im westlichen Mittelmeerraum nur noch an der Südküste Spaniens knapp 20 Grad erreicht. Ansonsten liegen die Temperaturen dort meist im Bereich des Mittels von 1991 bis 2020, oder leicht darunter. Zum meteorologischen Frühlingsbeginn verlagert sich das Bodentief voraussichtlich unter deutlicher Abschwächung in den östlichen Mittelmeerraum. Dadurch lassen auch die Niederschläge im Mittelmeerraum und vor allem in den Südalpen deutlich nach.

Gleichzeitig dehnt sich über Westeuropa erneut ein Höhentrog nach Süden aus (siehe Abbildung 1). Auf seiner Vorderseite werden milde Luftmassen über Osteuropa bis nach Skandinavien geführt. Somit zeigt das Thermometer zum kommenden Wochenende selbst in Nordskandinavien tagsüber deutliche Plusgrade an. Auch in den Nächten bleibt es bis nach Südskandinavien und zum Baltikum häufiger frostfrei. Richtiges Winterwetter mit Schnee und Kälte bleibt somit in Europa Mangelware. Ganz im Gegenteil. In weiten Teilen von Zentral- und Osteuropa liegen die Höchstwerte um 15 Grad und damit teils deutlich über dem Klimamittel von 1991 bis 2020 (siehe Abbildung 2 und 3).

 

DWD Das Wetter in Europa zum meteorologischen Fruehlingsbeginn 1

DWD Das Wetter in Europa zum meteorologischen Fruehlingsbeginn

DWD Was erwartet uns zum kommenden Wochenende

Was erwartet uns zum kommenden Wochenende?

In Deutschland gestaltet sich das Wetter nach Osten überwiegend niederschlagsfrei und recht mild. Im Westen macht sich das Frontensystem eines kräftigen Tiefdruckgebietes über dem Nordmeer allmählich bemerkbar. Die Niederschlagsmengen halten sich allerdings voraussichtlich in Grenzen. Meist werden nur wenige Liter pro Quadratmeter erwartet. Ansonsten gibt es einen Wechsel von dichten Wolken und etwas Sonnenschein. Dazu liegen die Temperaturen mit 9 bis 15 Grad im vorfrühlingshaften Bereich. Dies wird sich nach dem ungewöhnlich milden Februar allerdings nicht nach großer Frühlingswärme anfühlen.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.02.2024
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Der Frühling steht vor der Tür

Frage: Wann beginnt der Frühling?

Der Februar neigt sich dem Ende zu und die Wahrscheinlichkeit, dass es in Deutschland der wärmste Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahre 1881 wird, ist sehr hoch. Rund ein Fünftel der Wetterstationen in Deutschland hatte bis zum gestrigen 24.02.2024 sogar noch keinen einzigen Tag mit Frost! Wenig winterlich sind auch die Aussichten für die restlichen Tage des meteorologischen Winters. Wenn der Winter schon eher auf Frühling macht, stellt sich die Frage: Wann beginnt der Frühling eigentlich? Darauf gibt es prinzipiell vier Antworten.

Antwort 1: Meteorologischer Frühlingsbeginn

Antwort 1 ist trivial und wird von den Meteorologen geliefert. Für diese beginnt die neue Jahreszeit am kommenden Freitag, also am 1. März 2024 um 0 Uhr UTC und dauert wie alle anderen Jahreszeiten genau drei Monate.

Antwort 2: Astronomischer Frühlingsbeginn

Antwort 2 kommt aus der Astronomie. Der astronomische (auch kalendarische) Frühlingsanfang ist der Bevölkerung am geläufigsten und richtet sich nach dem Sonnenstand. Da die Erde zur Sonne geneigt ist, „wandert“ der Punkt, an dem die Sonne mittags senkrecht auf die Erde scheint, im Laufe des Jahres durch die Umrundung der Erde um die Sonne von Süden nach Norden und umgekehrt. Steht die Sonne nun genau über dem Äquator senkrecht („Äquinox“ oder „Tag- und Nachtgleiche“), dann ist entweder Frühlings- oder Herbstanfang. In diesem Jahr wird das am Mittwoch, dem 20. März 2023 um 04:06 Uhr MEZ sein.
Warum aber haben Meteorologen einen anderen Frühlingsbeginn festgelegt als den astronomischen? Diese Einteilung wurde vor Beginn des Computerzeitalters im 20. Jahrhundert getroffen, da sich ganze Monate statistisch einfacher auswerten lassen. Darüber hinaus stellte man im Laufe der Zeit aber auch fest, dass die meteorologischen Jahreszeiten die klimatische Situation der Jahreszeiten besser widerspiegeln als die astronomischen.

Antwort 3: Phänologischer Frühlingsbeginn

Antwort 3 wiederum ist in der Natur zu finden. In der Phänologie werden die im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen betrachtet und in Phasen eingeteilt. Nach der phänologischen Uhr gibt es im Frühling drei Phasen: Vor-, Erst- und Vollfrühling. Ihren jeweiligen Beginn kann man durch sogenannte Leit- bzw. Ersatzphasen ermitteln. Als Leitphase für den Vorfrühling dient dabei der Blütenbeginn der Hasel, für den Erstfrühling der Blütenbeginn der Forsythie und für den Vollfrühling der Blütenbeginn der Apfelbäume. Für die jeweiligen Phasen konnte aus Beobachtungen in den letzten Jahren ein mittleres Eintrittsdatum gefunden werden. Demnach beginnt der Vorfrühling durchschnittlich am 10. Februar, der Erstfrühling am 25. März und der Vollfrühling am 26. April.

DWD Der Fruehling steht vor der Tuer

In diesem Jahr hat die Natur aufgrund des wieder einmal zu milden Winters erneut einen Vorsprung. So begann der Vorfrühling bereits am 27. Januar und damit 14 Tage vor dem vieljährigen Mittel. Diesen Vorsprung hat die Natur aufgrund der anhaltend milden Witterung seitdem vergrößert. So wird der Beginn der Forsythienblüte bei einem Meldeaufkommen von bisher 18 % aktuell etwa 20 Tage vor dem mittleren Eintrittsdatum erwartet. Hochgerechnet auf den Erstfrühling würde dieser bei vollem Meldeaufkommen also am 5. März beginnen (weitere Informationen und aktuelle Daten zum Thema Phänologie finden Sie unter).

Antwort 4: Selbst definierter statistischer Frühlingsbeginn

Antwort 4 auf die eingangs gestellte Frage lässt sich aus statistischen Betrachtungen finden. Dazu hat der Autor dieses Textes (recht willkürlich) einen „statistischen Frühlingsbeginn“ definiert, wobei an drei aufeinanderfolgenden Tagen mindestens an zwei Tagen eine Höchsttemperatur von über 15 Grad erreicht werden soll und es dabei vorherrschend trocken und heiter sein soll. Schaut man sich die vergangenen 24 Jahre an, so begann der Frühling diesen Kriterien nach seit 2000 im Norden (repräsentiert durch Hamburg) durchschnittlich am 31. März und im Süden (vertreten durch München) am 14. März. Der Trend geht auch in dieser Statistik zu einem immer früheren Beginn (im Norden schneller als im Süden).

DWD Der Fruehling steht vor der Tuer

Von drei Tagen mit solch frühlingshaftem Geschehen sind wir noch ein kleines Stückchen entfernt. Die Modelle deuten für Anfang März zwar eine weitere Milderung an, der Hochdruckeinfluss kann aber voraussichtlich noch nicht überzeugen. Und möglicherweise schlägt im weiteren Verlauf sogar der „Märzwinter“ zurück. Früher oder später aber wird auch das Wetter den Frühling einläuten.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ein bisschen Regen und etwas Sonne

Auch wenn das Sturmtief WENCKE längst Deutschland verlassen hat, es liegt nun über dem Nordmeer, überwiegt am heutigen Samstag weiterhin Tiefdruckeinfluss. Dabei ist ein Schwall kühlerer Meeresluft nach Deutschland eingeflossen und mit der hochreichenden Kaltluft treten vor allem in der Westhälfte des Landes Schauer auf. Vereinzelt ist sogar ein Graupelgewitter dabei und die Schneefallgrenze liegt zwischen 600 und 800 m. Im Osten und Nordosten scheint hingegen häufiger die Sonne bei geringer Schauerneigung. Die Höchstwerte liegen zwischen 6 und 13 Grad. Der südwestliche Wind ist vor allem in der Westhälfte spürbar unterwegs. Im Bergland sind stürmische Böen möglich.

In der Nacht zum Sonntag lässt die Schauertätigkeit nach und gebietsweise klart der Himmel auf. Dabei sinkt die Temperatur nah des Gefrierpunkts und bei längerem Aufklaren tritt leichter Frost auf. Dabei besteht Glättegefahr, vor allem wo vorher Schauer aufgetreten sind.

 

DWD Ein bisschen Regen und etwas Sonne

Am Sonntag mischt ein weiteres Tief YUE mit Kern vor der Bretagne im Wettergeschehen. Längerer Sonnenschein darf im Südosten und Osten erwartet werden, während im Westen zunächst einzelne Schauer auftreten, die aber nachmittags abklingen. Jedoch in der Nacht zum Montag erreicht das Regengebiet von Tief YUE den äußersten Südwesten Deutschlands. Im Rest des Landes bleibt es überwiegend trocken bei teils gering bewölktem Himmel. Dort tritt erneut leichter Frost auf, während es unter den Wolken im Westen meist frostfrei bleibt.

DWD Ein bisschen Regen und etwas Sonne 1

Am Montag zieht das Tief nach Südfrankreich und später in den westlichen Mittelmeerraum. Dabei sorgt es in der Südwesthälfte weiterhin für zeitweiligen Regen. In Südostbayern kommt zudem schwacher Föhn auf, der den einen oder anderen längeren sonnigen Abschnitt gewährleisten sollte. Sonst überwiegen meist dichtere Wolken, aber es bleibt meist trocken.

Im Laufe der Woche stellt sich über Deutschland schwacher Hochdruckeinfluss ein. Das Wetter ist allerdings nicht astrein. Die Wolken überwiegen, aber es dürfte meist trocken bleiben, bei Höchstwerten um 9 Grad. Frost tritt dann nur auf, wenn es nachts länger klar ist.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtür

Wenn Wetterlagen über einen längeren, unüblichen Zeitraum anhalten, kommt es fast immer zu problematischen Auswirkungen. Andauernde oder sich häufig wiederholende Hitzewellen im Sommer können beispielsweise bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu gesundheitlichen Einschränkungen führen, unter langen niederschlagsarmen Phasen leidet häufig die Landwirtschaft. Doch ganz besonders beim Niederschlag wirken sich sogenannte „persistente“ oder regenerierende Wetterlagen häufig besonders nachteilig aus. Während sich der Naturraum und die Bevölkerung einer Region an die dort üblichen Wetterlagen und deren mittleren Schwankungsbreite im Laufe der Zeit angepasst hat und damit gut zurechtkommt, führen langanhaltende oder häufig wiederkehrende Regen- oder Schneefälle zu teils erheblichen Gefährdungen.

Auch in diesem Winter erlebten wir in Deutschlands bereits die Problematik von einer länger andauernden Großwetterlage. Im November und Dezember 2023 führten atlantische Tiefausläufer über mehreren Wochen hinweg beständig sehr feuchte Luftmassen nach Mitteleuropa (Westwetterlage), die regional zu einem Hochwasser führten. Eine solche, niederschlagsreiche und sich immer wieder regenerierende Wetterlage gab es auch im Januar und Februar 1999 – allerdings bei einem deutlich tieferen Temperaturniveau. Ende Januar stellte sich damals über Mitteleuropa die erste von drei markanten Nordwestwetterlagen ein. Ein sogenannter „Höhentrog“  etabliert sich über der Mitte und dem Osten des Kontinents (Abbildung 1 links), wobei mit diesem zum einen kalte und zum anderen auch feuchte Luft von Norden und Nordwesten her an den Alpennordrand geführt wurde. Die Folge davon waren dort langanhaltende und kräftige Schneefälle. Wenngleich sich diese Nordwestlage zu Beginn des Februars auflöste und in eine Hochdruckrandlage überging, stellte sich ab dem 05. Februar 1999 wieder das Strömungsmuster von Ende Januar ein (Abbildung 1 rechts). Über den Zeitraum von einer Woche schneite es im Alpenraum erneut langanhaltend und ergiebig. Die Ähnlichkeit der beiden Großwetterlagen sticht dabei deutlich ins Auge (Abb. 1).

DWD Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtuer

Beiden Wetterlagen ist gemein, dass sich eine sogenannte „Staulage“ einstellte. Dies hat natürlich überhaupt nichts mit dem Verkehr zu tun, sondern ist eine Folge der Topographie. Berge haben nämlich allgemein die Eigenschaft, an ihren Flanken die darauf zuströmende Luft zum Aufsteigen zu zwingen. Damit wird der in der Luft vorhandene Wasserdampf in höhere Luftschichten transportiert. Dort ist die Luft aber normalerweise kälter und kann deutlich weniger Wasserdampf halten. Als Folge kommt es zum Ausfall und damit zu kräftigem Schneefall. Hält dieser Effekt über eine längere Zeit an, können erhebliche Niederschlagsmengen zusammenkommen. Bei beiden Wetterlagen wurden die Alpen von Norden und Nordwesten her angeströmt, sodass sich nördlich des Alpenhauptkammes dieser Staueffekt ergab. Außerdem muss man bei der Beurteilung der Lawinenbildung mindestens noch ein weiterer meteorologischer Parameter betrachtet werden: den Wind. Beide Wetterkarten in Abbildung 1 zeigen die Strömungsverhältnisse (hier Isohypsen) in 700 hPa (etwa 3000 m), aus denen kräftiger Windeinfluss (aus Nordwest bis Nord) abgeleitet werden kann. Dieser Wind führte zu erheblichen Verfrachtungen des lockeren Schnees von den Luv- in die Leelagen und veränderte zudem die Schneedeckenstruktur.

Nach einer vorübergehenden Umstellung der Wetterlage zum Ende der ersten Monatshälfte, stellte sich rasch wieder das altbekannte Strömungsmuster ein (Abbildung 2). Ein umfangreicher Höhentrog stieß von Nordwesten her zu den Alpen vor und ließ den kräftigen Schneefall inklusive Windeinfluss wieder aufleben. Der Schnee türmte sich weiter auf und erreichte entlang und nördlich des Alpenhauptkammes vielerorts Rekordwerte. Wenn sie dieses Thema des Tages zeitnah zum Ausgabezeitunkt in den Händen halten, kam es fast stundengenau vor 25 Jahren (23. Februar 1999, um 15:58 Uhr MEZ) zum Kollaps der mächtigen Schneedecke oberhalb von Galtür im hinteren Tiroler Paznauntal. Am nördlich des Ortes gelegenen Hang zwischen Grießkopf und Grieskogel löste sich auf etwa 2700 m Meereshöhe eine große, rauschte mit mehr als 200 km/h zu Tal und verschüttete Teile des Ortes. Die in Bewegung gerate Schneemasse wird bei nachfolgenden Analysen mit etwa 180.000 t abgeschätzt. 31 Menschen konnten nicht mehr rechtzeitig aus dem dicht gepressten und teils in die Häuser eingedrungenen Schnee geborgen werden. Einen Tag später kamen bei einer weiteren Lawine in der benachbarten Ortschaft Valzur weitere sieben Menschen ums Leben.

DWD Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtuer 1

Doch diese beiden Großlawinen waren nicht die einzigen Lawinenereignisse mit Personenschaden während dieser Zeit im Alpenraum. Sowohl in Frankreich, als auch in der Schweiz gab es bei entsprechenden Ereignissen mehrere Todesopfer zu beklagen. Die schlimmsten fanden in Chamonix (Frankreich) sowie in Evolene (Schweiz) statt. Aufgrund dieser weitreichenden Folgen ging der Winter 1999 auch als sogenannter „Lawinenwinter“ in die Historie ein.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.02.2024

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Sturmtief mit Pokerface

Da braut sich etwas zusammen über dem Atlantik beziehungsweise über dem Süden der Britischen Inseln. Dass es sich dabei um ein Sturmtief handelt, das sich an der Südflanke des umfangreichen Tiefdruckkomplexes VIVIENNE mit Sitz bei Island entwickelt, ist klar. Auch dass dieses Sturmtief den Namen WENCKE (international LOUIS) trägt, im weiteren Verlauf ost- nordostwärts über die Nordsee hinweg zieht und ab dem heutigen Donnerstagabend mit seinem Sturmfeld auf Deutschland übergreift, ist klar. Fraglich ist aber weiterhin, wie die Windentwicklung im Detail ablaufen wird.

Normalerweise sind großräumige Sturmentwicklungen schon ein paar Tage im Voraus relativ gut vorherzusagen. WENCKE lässt sich dagegen nicht so richtig in die Karten schauen. Am gestrigen Mittwoch gab es noch zum Teil sehr große Unterschiede, sowohl zwischen den verschiedenen Modellen, als auch zwischen den einzelnen Vorhersageläufen eines Modells selbst.

Abbildung 1 zeigt bespielhaft zwei Vorhersageläufe des hochauflösenden Modells ICON-D2 von gestern 15 und 21 UTC für die Nacht zum Freitag um 00 UTC (was in etwa den Höhepunkt des Sturms darstellt). Im 15-UTC-Lauf hatte ICON-D2 im Nordwesten noch recht verbreitet schwere Sturm- bis zum Teil sogar Orkanböen ((dunkel-)rot) im Programm, um 21 UTC wollte es davon nichts mehr wissen und zeigte nur noch hier und da schwere Sturmböen und höchstens vereinzelt mal noch eine orkanartige Böe.

DWD Sturmtief mit Pokerface

Noch deutlichere Diskrepanzen zeigte der gestrige 12-UTC-Lauf zwischen den verschiedenen Modellen, wie man in Abbildung 2 sieht. Während ICON 6 im Nordwesten auf orkanartige Böen (Windstärke 11) getrimmt war, zeigte UK10 gerade einmal steife bis stürmische Böen (Windstärke 7 bis 8).

DWD Sturmtief mit Pokerface 1

Mittlerweile scheint man aber das ein oder andere Zucken im Pokerface von WENCKE erkennen zu können. Zumindest haben sich die Modelle etwas angeglichen. Demnach wird es in weiten Teilen des Landes stürmisch, wobei der Schwerpunkt nach aktuellem Stand in der kommenden Nacht zum Freitag im Nordseeumfeld und im Norden von Schleswig-Holstein zu finden sein wird. Böen bis Orkanstärke zwischen 105 und 125 km/h sind dort zu erwarten, wobei auf den Nordseeinseln selbst extreme Orkanböen über 140 km/h nicht ausgeschlossen sind. Südlich angrenzend – etwa vom Emsland und Nordrhein-Westfalen bis zur Ostsee sind vorübergehend schwere Sturmböen bis 100 km/h möglich, vereinzelt sind auch orkanartige Böen um 110 km/h nicht ausgeschlossen. Im höheren Bergland sind ohnehin schwere Sturm- bis Orkanböen zu erwarten, ebenso wie lokal in der Nähe von Gewittern, die sich vor allem im Westen und Nordwesten entwickeln können.

DWD Sturmtief mit Pokerface 2

Bedenkt man, dass die Böden durch die vergangenen Regenfälle zum Teil recht aufgeweicht sind, können schon schwere Sturmböen ausreichen, um den ein oder anderen Baum zu entwurzeln. Das könnte also vor allem in der Nordwesthälfte der Fall sein.

Ansonsten lässt der Wind nach Durchgang der von West nach Ost durchschwenkenden Kaltfront von WENCKE rasch wieder nach, sodass das Ereignis in vielen Regionen meist nur wenige Stunden anhält. Am längsten dauert es im Nordwesten beziehungsweise im Nordseeumfeld, wo man sich relativ nah am Kernbereich des Sturmtiefs befindet. In den Frühstunden des Freitags lässt der Wind aber auch dort mehr und mehr nach.

Ganz in die Knie geht der Wind im Nordseeumfeld allerdings nicht, denn am Freitag bleibt es dort weiterhin stürmisch und auch in der Nordwesthälfte frischt der Wind stark böig auf. Alles aber kein Vergleich zu dem, was uns in der kommenden Nacht zum Freitag bevorsteht.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Sturm im Paradies?

Schon seit ein paar Tagen beobachten wir im südwestlichen Indischen Ozean ein Tiefdruckgebiet, das sich zu einem kräftigen tropischen Tief entwickelt hat und den Namen ELEANOR trägt. Aktuellen Berechnungen zufolge soll das Tief in der Nacht zum Freitag vorübergehend den Hurrikan-Status erreichen. Dann wird eine Windgeschwindigkeit von mehr als 63 Knoten oder 117 Kilometern pro Stunde erwartet. Auf der Beaufortskala entspricht das Windstärke 11 und 12 (ab 118 Kilometern pro Stunde).

Bisher hielt sich ELEANOR über dem freien Ozean auf und beeinflusste kaum bewohntes Land. Nun aber verlagert es sich nach Süden und zieht am morgigen Donnerstag zwischen den Inseln Rodrigues und Mauritius durch.

DWD Sturm im Paradies

Die Zuggeschwindigkeit beträgt aktuell 7 Knoten (etwa 13 Kilometer pro Stunde). Aus Satellitenbildern wird eine Windgeschwindigkeit von 45 Knoten (83 km/h) mit Böen um 55 Knoten (102 km/h) abgeleitet. Am Donnerstag werden in verschiedenen globalen Wettermodellen Windgeschwindigkeiten rund um das Tief von 50 bis 60 Knoten (etwa 90 bis 110 km/h) simuliert. Dabei ist die Zugbahn leicht unterschiedlich.

Nach dem aktuellen Modelllauf des deterministischen IFS (vom europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage – EZMW) soll ELEANOR etwa 130 Kilometer östlich an Mauritius vorbeiziehen. Dabei können Windböen bis zu 35 Knoten (65 km/h) im östlichen Teil der Insel auftreten. Nach dem DWD-eigenen ICON-Modell zieht das Tief gut 200 km östlich an Mauritius vorbei. Entsprechend geringer ist der Wind, der die Insel am Donnerstagmorgen und -vormittag erreichen soll. Laut Berechnungen liegen die Windböen nur bei 22 Knoten, was in etwa 40 Kilometern pro Stunde entspricht. Die Inseln Réunion (westlich von Mauritius) und Rodrigues (weit östlich von Mauritius) werden vom tropischen Tief nicht unmittelbar beeinflusst.

DWD Sturm im Paradies

Die beiden deterministischen Modelle ICON und IFS deuten aktuell keine gefährliche Sturmlage für Mauritius an. Betrachtet man die Probabilistik, so liegen die Wahrscheinlichkeiten für Böen Beaufort 9 (ab 75 km/h) beim IFS bei 50 bis 60 Prozent für die östliche Inselregion. Für Beaufort 10 erreicht die Wahrscheinlichkeit hingegen kaum noch 30 Prozent. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung des ICON fällt noch geringer aus. Eine ausgewachsene Sturmlage an Land lässt sich also auch in der Proabilistik nicht finden. Wenn man sich allerdings auf dem Meer aufhält, sollte man sich auf hohe Wellen und schweren Sturm einstellen.

DWD Sturm im Paradies 1

Neben Wind bringen tropische Tiefs auch immer recht viel Regen. Im Falle von ELEANOR ist das nicht anders. Allerdings hängt die an Land ankommende Regenmenge ebenfalls stark von der Zugbahn des Tiefs ab. Beim IFS (Modell des EZMW) zieht das Tief im heutigen Modelllauf etwas weiter westlich als gestern noch. Das ICON lässt das Tief bekanntlich weiter östlich durchziehen. Entsprechend unterschiedlich gestaltet sich die Niederschlagsberechnung. Während beim IFS bis Donnerstagabend Regenmengen zwischen 80 und 120 Liter pro Quadratmeter in 36 Stunden fallen können, simuliert das ICON im gleichen Zeitraum nur 10 bis 15 Liter pro Quadratmeter. Deutlich mehr Regen sieht das US-amerikanische GFS-Modell. Dort werden, bei ähnlicher Zugbahn wie im IFS, Regenmengen zwischen 150 und 200 Litern, im Süden der Insel sogar bis zu 250 Liter prognostiziert.

DWD Sturm im Paradies 2

Die Behörden auf Mauritius stellen sich auf einen Sturm mit kräftigen Regenfällen ein. Man geht derzeit davon aus, dass sowohl Flug- als auch Schiffsverkehr nur eingeschränkt möglich sein werden.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Nasser Winter

Einleitung – Grauer und nasser Winter

In diesem Winter ist es nicht nur häufig grau gewesen, es ist auch einiges an Regen gefallen. Die Folge war wiederholt Hochwasser: Sicher ist den meisten auch noch das Hochwasser in vielen Landsteilen von Ende Dezember bis in den Januar in Erinnerung. Auch kürzlich sind die Pegel nach einer neuerlichen Dauerregenlage nochmal vielerorts über die Hochwassermarken geklettert.

Veränderung der Niederschläge in den vergangenen Jahrzehnten

Höchste Zeit mal einen kurzen Blick auf den aktuellen Stand des Niederschlags zu werfen. Seit Beginn des meteorologischen Winters hat es im Mittel über ganz Deutschland an 54 von 82 möglichen Tagen geregnet oder in anderen Worten: An zwei von drei Tagen gab es Niederschlag. Interessant sind aber besonders die Niederschlagsmengen.

In der folgenden Grafik sieht man die durchschnittlichen Niederschlagsmengen der Monate Dezember, Januar und Februar und den Gesamtwinter für die zwei Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020. Man erkennt, dass die Winterniederschläge im Zeitraum 1991 bis 2020 im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 zugenommen haben. Die Winter sind also im Mittel nasser geworden.

DWD Nasser Winter

Aktueller Winterniederschlag im Vergleich zu Rekorden und den Referenzperioden

Für den aktuellen Winter sind die Niederschläge in Form von roten Linien und die jeweilige Abweichung dazu in Prozent vom Mittel 1991-2020 eingetragen. Für Februar und den Gesamtwinter sind die Mengen nur vorläufig, den auch in den verbleibenden neun Tagen kann noch einiges an Niederschlag fallen.

Man erkennt, dass alle Wintermonate zum Teil deutlich nasser ausgefallen sind, als im vieljährigen Mittel. Das gilt ganz besonders für den Dezember 2023. Im Mittel über ganz Deutschland sind 72 % mehr Niederschlag gefallen als üblich. Dabei waren die Abweichungen im Norden und Osten am höchsten (hier nicht gezeigt). In Brandenburg fiel die doppelte Menge (+100 %), in Sachsen-Anhalt (+125 %) und Niedersachsen (+133 %) war es sogar mehr als die doppelte Monatsmenge im Vergleich zu 1961-1990.

Schaut man auf die Gesamtbilanz des Winters, dann sticht ganz klar das Jahr 1948 (Winter 1947/48) mit 304 l/qm als Flächenmittel über ganz Deutschland hervor. Das war direkt nach dem „Hungerwinter 1946/47“, einem der kältesten Winter in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn. Im Winter 1947/48 war es hingegen deutlich milder und vor allem niederschlagsreich. Ganze 66 % mehr Niederschlag gab es in jener Saison, wobei die größten positiven Anomalien im Süden und Südosten anzutreffen waren. Die Folge war häufiges Hochwasser. Das vor allem den Süden und Südwesten des Landes betraf. So liest man beispielsweise an der Saar von einer „Jahrhunderthochwasser“ zum Jahreswechsel 1947/48. Damals wurde zur Hilfe der Flutopfer sogar eine Briefmarkenserie aufgesetzt. Auch im Osten gab es im März als Folge des nassen Winters ein schweres Hochwasser, an der Oder war es eines der folgenreichsten der Neuzeit. Neben dem Niederschlag war aber auch Treibeis für das Hochwasser verantwortlich.

DWD Nasser Winter

In jedem Fall ist der Winter 1947/48 mit Abstand auf Platz 1, gefolgt von 1993/94 und 1994/95 mit jeweils 278.6 l/qm im Deutschlandmittel. Der derzeitige Winter 2023/24 ordnet sich derzeit auf Platz 6 ein. Es ist aber mit Blick auf die noch zu erwartenden Niederschläge gut möglich, dass er am Ende auf Platz 5 oder 4 ins Ziel läuft.

Räumliche Verteilung der Niederschläge

Schauen wir nun noch auf die räumliche Verteilung. In der Grafik wurde Deutschland dafür nach Bundesländern unterteilt. Es wurde jeweils das Rekordjahr mit der Rekordmenge sowie der aktuelle Stand eingetragen. Man sieht, dass in der Südosthälfte der Winter 1947/1948 das Maß aller Dinge war, während nach Westen und Nordwesten die Winter 1993/1994 bzw. 1994/95 zu Buche schlagen. Daneben tauchen noch die Winter 1986/87 (Sachsen-Anhalt) und 1959/50 (Mecklenburg-Vorpommern) auf.

DWD Nasser Winter 1

Setzt man den aktuellen Winter im Vergleich hinzu, so ist zu erkennen, dass dieser im Süden und Südwesten weit weg von den Rekordwerten entfernt ist. Je weiter man nach Norden und Osten kommt, desto näher rücken die Rekordwerte in Reichweite. In einigen Regionen sind schon jetzt neue Niederschlagsrekorde für den Winterniederschlag zu verzeichnen. In Brandenburg und Niedersachsen wurden die bisherigen Rekorde bereits im Flächenmittel übertroffen. Dort ist es also der nasseste Winter seit Aufzeichnungsbeginn. In Sachsen-Anhalt steht man kurz davor den Rekord zu knacken. In Mecklenburg-Vorpommern wird es knapp.

Entwicklung der Bodenfeuchte

Die großen Niederschlagsmengen haben natürlich dazu geführt, dass sich die Bodenfeuchte deutlich erholt hat. In einigen Regionen stehen aufgrund übersättigter Böden noch immer große Flächen unter Wasser. Auch in tieferen Schichten hat die Dürre in großen Landesteilen ein Ende. Kritisch sieht es allenfalls noch in der Mitte des Landes aus.

DWD Nasser Winter 2

Ausblick

Schauen wir noch kurz auf die Aussichten. Auch in den nächsten Tagen bleibt es unbeständig. Die Prognose der Niederschlagssumme bis Monatsende zeigt, dass in einigen Regionen noch so einige Liter pro Quadratmeter zu den bisherigen gezeigten Mengen noch hinzukommen. Die endgültigen Zahlen folgen dann zum Monatsende.

DWD Nasser Winter 3

Damit wird der Winter 2023/24 nicht nur als einer der mildesten Winter in die Geschichtsbücher eingehen, sondern in einigen Regionen auch als einer der nassesten. Er bestätigt damit den Trend hin zu größeren Niederschlagsmengen in den Wintermonaten.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.02.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst