Die Wüste auf Osterbesuch
Nahezu überall in Deutschland konnte am gestrigen Ostersamstag (30.03.2024) die mächtige Saharastaub-Wolke beobachtet werden, die sich über das Land gelegt hat. Besonders eindrucksvoll spiegelte sich das in den mitunter ziemlich fremdartigen Lichtstimmungen wider. Sei es tagsüber bei milchig-bräunlichem Himmel, durch den sich die Sonne höchstens mit Mühe durchkämpfen konnte, oder in Form von strahlend-intensiven Sonnenuntergängen dort, wo sich die Bewölkung schon etwas gelichtet hatte. Zahlreiche fotografische Nutzermeldungen in der DWD-WarnWetter-App belegten das eindrücklich.
Wie aber kam es überhaupt zu der Situation? Hauptverantwortlich dafür war ein riesiger Tiefdruckkomplex mit Zentrum über dem nahen Atlantik. Dieser reicht an seiner Südseite bis weit nach Nordafrika herein, wo sich aufgrund des damit verbundenen Windes große Staubwolken am Rande der Sahara bilden konnten. Diese Wolke wurde dann entlang der südöstlichen Flanke dieses Tiefdruckkomplexes nach Norden über die Alpen hinweg nach Deutschland sowie angrenzende Nachbarländer verfrachtet. Die seit Tagen anhaltende kräftige Südströmung, die bei uns unter anderem für milde Temperaturen und kräftigen Föhn an den Alpen sorgte, war dafür prädestiniert.
Vielerorts aber schaffte es die Sonne gar nicht mehr durch die dicke Wolkendecke und sorgte für recht trübe Verhältnisse. Das machte sich unter anderem bei den Höchsttemperaturen des Tages bemerkbar, die verbreitet deutlich unter dem blieben, was die Vorhersagemodelle, die vom Wüstenstaub nichts „wussten”, prognostizierten. Oftmals waren auch die Sichtweiten deutlich herabgesetzt. Das war ein Hinweis darauf, dass sich auch in den niedrigen atmosphärischen Schichten allerhand Saharastaub befand. Dass dem tatsächlich so war, stellt man bei Betrachtung der Feinstaub-Messwerte schnell fest. Repräsentativ ist hier die die Größe „PM10”, die die Massekonzentration an Feinstaubpartikeln mit einem aerodynamischen Durchmesser von ≤ 10 µm angibt. Hierbei ist bundesweit ein Grenzwert von 50 µg/m³ im Tagesmittel definiert, das höchstens an 35 Tagen pro Jahr überschritten werden darf.
Dieser Wert wurde nun am gestrigen Ostersamstag in großen Teilen des Landes überschritten und lag stellenweise beim zwei- bis dreifachen des Grenzwertes. Wer sich also fragt, warum ihm vielleicht gestern der Hals gekratzt hat oder öfter als üblich einen Husten verspürt hat, könnte somit in der schlechten Luftqualität eine mögliche Erklärung finden.
Am heutigen Ostersonntag haben sich nun mittlerweile große Teile der Saharastaubwolke verflüchtigt. Die Luftqualität allerdings ist vor allem in Bayern und Mitteldeutschland noch immer recht miserabel und wird sich wohl erst in den kommenden Tagen wieder bessern. Ansonsten heißt es erstmal wieder: Durchatmen. In diesem Sinne wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern frohe Restostern!
M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.03.2024
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