Feiertags- und Ausflugswetter

Die kommende Nacht vom 30. April auf den 1. Mai wird als Walpurgisnacht bezeichnet und soll aus vorchristlichen Bräuchen abstammen bzw. leitet sich von der heiligen Walburga ab, deren Heiligsprechung am 1. Mai gefeiert wurde. Traditionell wird der Nacht nachgesagt, dass sich Hexen zu großen Festen auf dem Blocksberg (gemeint ist der Brocken) oder anderen Anhöhen treffen. Als „Tanz in den Mai“ finden in dieser Nacht an vielen Orten Feierlichkeiten und Veranstaltungen statt, die den Anbruch der warmen Jahreszeit feiern. Und dieses Jahr kann man konstatieren, dass das Wetter für sämtliche Freiluftveranstaltungen in der kommenden Nacht ziemlich gute Voraussetzungen liefert. Wir liegen überwiegend im Einflussbereich einer Hochdruckzone über Nord- und Osteuropa, in der sehr warme und überwiegend trockene Luftmassen herangeführt werden. Die feuchtere, labilere Luftmasse liegt vorderseitig eines Tiefs über Westeuropa im Prinzip westlich von uns. Lediglich der äußerste Westen unseres Landes weist etwas mehr Wolken auf. Eventuell kann auch ein Schauer auftreten oder Ausläufer von schauerartigem, teils gewittrigem Regen streifen, der von Frankreich nordwärts über Benelux zieht. Im großen Rest des Landes ist es meist gering bewölkt oder sternenklar und trocken. Die Tiefstwerte liegen zwischen 15 und 6 °C, gegen Mitternacht noch häufig zwischen 19 und 15 °C.

Und auch zum morgigen Mittwoch, dem ersten Tag des Monats Mai, gibt es nur wenig Änderungen im Wettergeschehen. Die westlichen Landesteile liegen weiterhin in einer etwas feuchteren, labileren Luftmasse, in der vor allem über dem westlichen Bergland im Tagesverlauf einzelne Schauer oder vereinzelt auch mal ein Gewitter nicht ausgeschlossen werden können. Allerdings sind die Hebungsprozesse, die zur Auslösung von Schauern und Gewittern nötig sind, sehr begrenzt. Insgesamt steht damit also ein überwiegend freundlicher, teils sonniger Tag ins Haus. Etwas mehr Bewölkung ist im Westen zu finden inklusive dem erwähnten, geringen Schauer- und Gewitterrisiko. Hinzu kommt ein zeitweise stark bis stürmisch auflebender Wind in den östlichen Landesteilen und durch leichten Föhn auch an den Alpen. Mit Ausnahme des Küstenumfeldes und des höheren Berglandes werden verbreitet sommerliche Höchstwerte zwischen 25 und 29 °C erwartet. Der 1. Mai ist zum einen ein gesetzlicher Feiertag, der „Tag der Arbeit“. Ein Gedenktag für die arbeitende Bevölkerung, an dem teilweise auch zu Kundgebungen und Demonstrationen aufgerufen wird. Außerdem existieren häufig bäuerliche Maibräuche, die auf verschiedene Weise dem Frühling, der aufblühenden Natur und der Fruchtbarkeit huldigen. Heutzutage wird der für einen Großteil der Bevölkerung arbeits- und schulfreie Tag auch häufig als Familienausflugstag genutzt. Der morgige Maifeiertag steht wie beschrieben wettertechnisch also unter einem guten Stern für sämtliche Freiluftaktivitäten. Während die Regenjacke meist zu Hause bleiben kann, sollte man den Sonnenschutz, in welcher Form auch immer, nicht vergessen. Es werden gebietswiese hohe UV-Indizes erwartet…

DWD Feiertags und Ausflugswetter

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.04.2024
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Warum der „Wonnemonat Mai“ nur ein ganz großes Missverständnis ist

In dieser Woche starten wir in den Mai, den fünften Monat im gregorianischen Kalender. Er soll nach der römischen Göttin Maia benannt sein, die am ersten Tag dieses Monats dem Priester Volcanalis ein Opfer gebracht haben soll. Nach anderen Quellen leitet sich der Name von Iuppiter Maius ab, dem Wachstum bringenden Jupiter, der obersten Gottheit der römischen Religion.

Landläufig wird der Mai gerne als „Wonnemonat“ bezeichnet. In der heutigen Zeit wird „Wonne“ in diesem Kontext häufig mit sommerlicher Wärme und Sonnenschein assoziiert. Das Bild von einem Mai, der stets sonnig und „mollig warm“ zu sein hat, wird auch allzu gerne von den Medien gezeichnet. Doch dieser übermäßigen Erwartungshaltung wird der Mai selten gerecht. Doch warum ist das so?

Wir wollen uns der Frage zunächst aus sprachhistorischer Sicht nähern. Der Begriff „Wonnemonat“ geht ganz ursprünglich auf das althochdeutsche Wort „wunnimanod“ zurück, was mit „Weidemonat“ übersetzt werden kann. Der Ausdruck wies darauf hin, dass man in diesem Monat das Vieh erstmals nach einem langen Winter wieder auf die Weide lassen konnte – übrigens bei Wind und Wetter! Mit „Wonne“ im heutigen Verständnis hat die Bezeichnung also nichts zu tun. Schon früh wurde das Wort in Richtung des heutigen „Wonnemonats“ umgedeutet. Mit „Wonne“ im ursprünglichen Sinne beschreibt man ein besonders starkes Gefühl von Freude und Glück. Eine spezielle Form davon sind die sogenannten Frühlingsgefühle, die in uns aufkommen, wenn das intensiver werdende Sonnenlicht auf unsere Haut trifft und die Ausschüttung des „Glückshormons“ Endorphin in Gang kommen lässt. Damit wäre der Bogen vom Weide- zum sonnig-warmen Wonnemonat geschlagen.

Dass ganz alleine der Mai als Wonnemonat diese Frühlingsgefühle erwecken soll, damit tut man dem Monat dennoch Unrecht – und damit kommen wir zu den astronomischen und meteorologischen Aspekten. Die Sonne gewinnt im Mai weiter und deutlich spürbar an Kraft, immerhin nähern wir uns schon dem astronomischen Sonnenhöchststand zur Sommersonnenwende am 20. Juni. So erreicht die Sonnenenergie Werte wie im Juli und August. Dennoch ist es lange nicht warm wie im Hochsommer, denn der Temperaturverlauf hinkt dem Verlauf des Sonnenstandes ein bis zwei Monate hinterher. Das liegt daran, dass Land-, insbesondere aber Wassermassen zunächst viel von der Energie „schlucken“, um sich zu erwärmen. Somit können zum einen über dem Kontinent lagernde Kaltluftreservoire bei richtiger Strömung bis zu uns angezapft werden, zum anderen dämpft der kalte Seewind die Erwärmung über Land noch deutlich. Erst wenn sich alles aufgeheizt hat, kommen die höchsten Temperaturen des Jahres. Die Mitteltemperatur auf Basis des Referenzzeitraumes 1991-2020 liegt am 1. Mai bei etwa 11,5 °C, was dem Wert von Anfang Oktober entspricht. Bis zum Monatsende steigt sie aber deutlich auf gut 15 °C an, was dann schon vergleichbar mit den Verhältnissen Anfang September ist.

Auch ein Blick in die Historie zeigt, dass der Mai weniger ein „Wonnemonat“ als ein weiterer „Übergangsmonat“ ist, der von Spätwinter bis Frühsommer alles bieten kann. Die beiden kältesten Mai-Monate seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen 1902 und 1941 wiesen eine Mitteltemperatur von 8,8 °C und 9,2 °C auf. Frost und Schnee waren vor allem in der ersten Monatshälfte an der Tageordnung, „Sommertage“ mit Temperaturen über 25 °C gab es bis Monatsende dagegen nicht. Die wärmsten Mai-Monate 1898 und 2018 dagegen schafften es auf eine Mitteltemperatur von 16 °C. Sommertage über 25 °C gab es fast überall reichlich und sogar erste Hitzetage mit Temperaturen über 30 °C wurden registriert.

Sie sehen, dass die Erwartungen, die man heute häufig an den sogenannten „Wonnemonat“ Mai stellt, auf linguistischen Missverständnissen beruhen und meteorologisch selten erfüllbar sind. Es wird spannend sein, zu beobachten, welchen Weg der diesjährige Mai einschlagen wird.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.04.2024
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Wüstenstaub aus der Sahara

Derzeit erstreckt sich ein Tiefdruckkomplex mit mehreren Tiefkernen vom nahen Nordostatlantik und der Nordsee bis zur Iberischen Halbinsel und ins westliche Mittelmeer. Auf dessen Vorderseite wird mit einer südwestlichen Strömung in den kommenden Tagen Warmluft aus subtropischen Breiten nach Deutschland geführt. Aber nicht nur die Warmluft gelangt nach Deutschland. Bereits am gestrigen Samstag (27.04.2024) konnte man im Satellitenbild im Bereich Nordafrikas aufgewirbelten Saharastaub erkennen, der nun mit der südwestlichen Strömung auch nach Mitteleuropa transportiert wird.

DWD Wuestenstaub aus der Sahara

Dieser Wüstenstaub besteht überwiegend aus winzigen Sandkörnchen (Quarz), die sowohl einen direkten als auch einen indirekten Einfluss auf die Sonneneinstrahlung besitzen. Der direkte Einfluss besteht darin, dass die Atmosphäre durch den Staub getrübt und damit die Einstrahlung am Boden reduziert wird, da die eingestrahlte Energie an den Partikeln zum Teil unmittelbar ins Weltall zurückgestreut wird. Der „Otto-Normal-Wetterkonsument“ nimmt entsprechend die Sonne auch an einem sonst wolkenfreien Himmel nur als milchig-trübe Scheibe wahr.

Der indirekte Einfluss ist darauf zurückzuführen, dass die Staubpartikel zur Wolkenbildung beitragen. Diese Teilchen sind nämlich hygroskopisch, also wasseranziehend. Das bedeutet, dass sie als Kondensationskeime dienen. Der in der Luft enthaltene Wasserdampf kann an den Teilchen zu kleinen Tröpfchen kondensieren. Wenn durch den zusätzlichen Eintrag von Saharastaub nun mehr hygroskopische Aerosole in die Luft gelangen, kann dadurch die Wolkenbildung angeregt werden. Durch diese sozusagen „zusätzlich“ gebildeten Wolken kommt es dann ebenfalls zu einer Reduzierung der Sonneneinstrahlung. Genau dieses Phänomen konnte man am heutigen Sonntagmorgen (28.04.2024) anhand der Wolken mit Rippenmuster über Süddeutschland beobachten – ein deutliches Zeichen für Saharastaub in der Luft.

Ein weiteres Zeichen, dass uns der Wüstenstaub bereits erreicht hat, dürfte der farbenfrohe Sonnenaufgang am heutigen Morgen gewesen sein. Zahlreiche Nutzerbilder erreichten uns über WarnWetter-App, die das Farbenspiel in der Frühe festhielten.

DWD Wuestenstaub aus der Sahara 2

DWD Wuestenstaub aus der Sahara 3

Um solche „Saharastaub-Events“ zu prognostizieren, entwickelt der Deutsche Wetterdienst zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie ein Modellsystem, das die Ausbreitung von Mineralstaub berechnet, das sogenannte ICON-ART. Die optische Dicke, die in Abbildung 3 als Darstellung verwendet wird, beschreibt grob gesagt die Trübung der Atmosphäre durch Mineralstaub. Die Ergebnisse bestätigen, dass der Saharastaub Deutschland bereits erreicht hat und sich in den kommenden Tagen weiter ausbreiten wird, bevor er in Richtung Nordsee abzieht.

DWD Wuestenstaub aus der Sahara

Zwar handelt es sich den aktuellen Prognosen nach nicht um ein außergewöhnlich starkes Ereignis, dennoch könnte der Wüstenstaub das Wetter der kommenden Tage durchaus beeinflussen. Durch seinen Einfluss auf die Wolken ist es möglich, dass er die Gefahr von Gewitter im Westen etwas dämpft. Außerdem könnte sich der Himmel in der Osthälfte trotz klarer Verhältnisse milchig-trüb einfärben oder die Wolkenanteile entgegen den Prognosen etwas zunehmen, was wiederum die Sonnenanteile dämpft. Inwieweit so zur Mitte der Woche in den östlichen Landesteilen örtlich die 30-Grad-Marke erreicht wird, bleibt also abzuwarten. Wie dem auch sei, weite Teile Deutschlands bekommen in den kommenden Tagen einen kleinen Vorgeschmack auf den nahenden Sommer. Daran ändert auch der Eintrag von Saharastaub in die Atmosphäre nichts.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.04.2024

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Vom „Aprilwinter“ in den Wonnemonat Mai

Ein Ende des kühlen Witterungsabschnitts wurde in den letzten Tagen sehnlichst erwartet und dieses Ende wurde am gestrigen Freitag allmählich eingeleitet. Die Wetterlage hat sich dahingehend umgestellt, dass nun keine kühlen Luftmassen polaren Ursprungs mehr von Norden her nach Deutschland gesteuert werden. Es hat sich dank des Tiefs DUNJA eine südwestliche Strömung eingestellt und damit können nun wärmere Luftmassen nach Deutschland gelangen. Zudem ist im Süden und Osten Hochdruckeinfluss wetterwirksam, was reichlich Sonnenschein zur Folge hat.

DWD Vom Aprilwinter in den Wonnemonat Mai

Was dies konkret für das Wettergeschehen in einzelnen Regionen bedeutet, kann im  nachgelesen werden. Zusammengefasst: Das Aprilwetter wird im Westen und Norden seinem Namen weiterhin gerecht, während das Wetter im Süden und Osten einen Vorgeschmack auf den Wonnemonat Mai macht.

Der Mai ist der fünfte Monat des Jahres im gregorianischen Kalender. Im römischen Kalender war er noch der dritte, im julianischen Kalender dann ebenfalls der fünfte Monat des Jahres. Benannt ist dieser Monat nach der römischen Göttin Maia, der Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Im katholischen Kirchenjahr gilt er auch als Marienmonat. Der Mai zeigt sich weniger launisch als sein Vorgängermonat April und gilt aufgrund des häufig „schönen“ Wetters als Wonne-, Liebes- oder auch wegen der Hauptblütezeit als Blumenmonat. Warum der Mai als Wonnemonat bezeichnet wird, könnte auch auf Karl den Großen zurückzuführen sein, der den Namen „Wonnemond“ einführte. Dies hat allerdings weniger damit zu tun, was wir heutzutage unter „Wonne“ verstehen. Der Begriff hängt vielmehr mit dem althochdeutschen „wunnimanot“ (Weidemond) zusammen und weist darauf hin, dass zur damaligen Zeit in diesem Monat das Vieh auf die Weide getrieben wurde. Der Mai ist der letzte Monat des meteorologischen Frühlings und weist direkt in Richtung Sommer. Trotzdem kann es in der Zeit der Eisheiligen Mitte des Monats kurzzeitig noch einmal etwas kühler werden.

Der erste Mai ist der internationale Feiertag der Arbeiterbewegung und in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag. In Finnland wird an diesem Tag das Frühlingsfest „Vappu“ begangen. Traditionell beginnen die Feierlichkeiten bereits am Abend zuvor und vergleichbar zum deutschen Karneval ist es üblich, sich zu verkleiden. Am Feiertag selbst gibt es zahlreiche Veranstaltungen und man trifft sich zum Picknick im Park.

In vielen Gegenden Deutschlands und Österreichs ist es Brauch, oft imposante Maibäume aufzustellen. Auch die Walpurgisnacht (Nacht auf den 01. Mai) gilt als Brauchtum. Der Name leitet sich von der Heiligen Walburga ab, deren Gedenktag der 01. Mai ist. Bekannt ist die Walpurgisnacht auch als Hexensabbat, bei dem sich die Hexen auf dem Blocksberg (Brocken im Harz) zum Tanz mit dem Teufel treffen. In gewisser Hinsicht lebt der Hexentanz auch heute noch in Feiern wie dem „Tanz in den Mai“ weiter, bei dem die Maibowle getrunken werden kann. Auch die „Maifeuer“ sind darauf zurückzuführen. Nachdem das Feuer heruntergebrannt ist, findet in einigen Gegenden der Maisprung statt, bei dem Verliebte gemeinsam über das Feuer springen. Viele, oftmals jüngeren Leute ziehen umher, um Streiche zu spielen.

Zum Monatswechsel zeigt sich beim Wetter ein ähnliches Bild wie an diesem letzten Aprilwochenende. Je weiter östlich oder südöstlich man sich befindet, umso häufiger und länger strahlt die Sonne vom Himmel. Zum Monatswechsel und damit auch am Feiertag wird es dort zudem mit Höchstwerten von 26 bis 29 Grad frühsommerlich warm, womit der Beginn der Freibadsaison gebührend eingeleitet werden kann.

DWD Vom Aprilwinter in den Wonnemonat Mai

Das „schöne“ Wetter hat für viele aber auch eine Kehrseite, denn der Pollenflug wird bei warmen und sonnigen Bedingungen begünstigt. Bei Pollenallergikern nimmt das Immunsystem die eigentlich harmlosen Pollen als Gefahr war und setzt Abwehrmechanismen in Gang, die sich in juckenden und tränenden Augen und einer laufenden Nase äußern können. Der Deutsche Wetterdienst erstellt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PDI) Vorhersagen zum Pollenflug-Gefahrenindex für die acht allergologisch wichtigsten Pollen in Deutschland (Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia). Der Pollenflug-Gefahrenindex beschreibt die Stärke der Symptomatik bei Allergikern, die von der jeweiligen Pollenart und der in der Luft zu erwartenden Konzentration abhängt. Die aktuellen Vorhersagen können unter  abgerufen werden.

M.Sc.-Meteorologin Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.04.2024
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Der Frühling legt den Turbo ein – aber der Motor stottert

Eine fast zweiwöchige unterkühlte Wetterphase mit Frost und Schnee liegt nun hinter uns. Zwar gehört eine solche Talfahrt zu einer typischen Aprilachterbahn dazu, dennoch stoßen die Überstunden für Eiskratzer, Schneeschieber & Co auf nur wenig Gegenliebe, und auch die Winterklamotten müssen irgendwann mal gewaschen werden, oder? Die gute Nachricht zuerst: Petrus hat ein Einsehen und beschert uns in den nächsten Tagen einen veritablen Temperatursprung!

Die Umstellung der Großwetterlage geht vom westeuropäischen Tiefdruckgebiet DUNJA aus. Anstatt dass uns ein kalter Nordwind um die Nase weht, dreht die Strömung auf der Vorderseite von DUNJA am Wochenende auf Südwest und macht den Weg frei für deutlich wärmere Frühlingsluft aus Südeuropa (siehe Abbildung 1).

DWD Vom Aprilwinter in den Wonnemonat Mai 2

Davon profitieren aber nicht alle gleichermaßen, wie anhand der Vorhersage von relativer Sonnenscheindauer und Höchsttemperaturen für Samstag bis Montag (27.-29. April) schnell zu erkennen ist (siehe Abbildung 2). Im Westen und Nordwesten macht sich die Nähe zu Tief DUNJA nachteilig bemerkbar. Ausläufer des Tiefs lenken etwas feuchtere und wolkenreichere Luft heran. Immer wieder kann es zu Schauern oder einzelnen Gewittern kommen, die die Erwärmung etwas dämpfen. Dennoch dürften sich Höchsttemperaturen von rund 20 Grad nach den vielen unterkühlten Tagen angenehm mild anfühlen.

DWD Der Fruehling legt den Turbo ein aber der Motor stottert

Der Süden und Osten dagegen kommt in den Wirkungsradius des Hochs über Osteuropa, sodass die meiste Zeit die Sonne scheint. Das treibt die Temperaturen natürlich ungleich stärker in die Höhe. Spätestens am Sonntag wird die Sommermarke von 25 Grad regional geknackt. Da kann man von Pulli und Winterjacke direkt zu T-Shirt und kurzer Hose wechseln.

Nachdem der Frühling am Montag vor allem in der Nordwesthälfte durch die Kaltfront von Tief DUNJA nochmal einen kleinen Dämpfer erhalten wird, schickt sich das nächste Tief über Westeuropa an, die Warmluftdüse ab Dienstag wieder anzuwerfen. Bei dann generell zunehmenden Sonnenanteilen dürften am Dienstag (30. April) und am Mittwoch (1. Mai) verbreitet Höchsttemperaturen über 25 Grad erreicht werden, im Osten nähern wir uns dann sogar der 30-Grad-Marke (siehe Abbildung 3). Spätestens dann scheint der Frühling also den Turbo einzulegen – doch der Motor stottert trotzdem. Denn das Wetter bleibt vor allem im Westen störanfällig: Die feucht-warme Luft neigt zur Bildung von Schauern und Gewittern, die zunächst zwar eher vereinzelt auftreten, aber wie die Luft sommerlich anmuten und kräftig ausfallen können mit Starkregen, Hagel und Sturmböen.

DWD Der Fruehling legt den Turbo ein aber der Motor stottert 1

Im weiteren Verlauf zeigt der Temperaturtrend eher wieder nach unten und es wird vor allem in der Südhälfte wieder deutlich unbeständiger. Einen neuerlichen Rückfall auf spätwinterliches Wetter ist aber erst mal nicht in Sicht.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.04.2024
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Der geostrophische Wind – in kleiner, „appetitlicher“ Portion

In Mitteleuropa hat sich wettertechnisch aktuell ja etwas breit gemacht, was sich nicht nur wie Winter anfühlt, sondern was in höheren Lagen auch wie Winter aussieht – auch wenn der Blick auf den Kalender etwas anderes verspricht. Immerhin kann man aber konstatieren, dass sich über Mitteleuropa der Wind etwas beruhigt hat. Dieser ist in den vergangenen Tagen ja mitunter auch recht ruppig unterwegs gewesen.

Wenn man den Atlantik, das Mittelmeer oder auch das Nordmeer mit in die Betrachtung einbezieht, so zeigen sich aber auch aktuell einige Ecken, in denen der Wind auf die Tube drückt. Die beigefügte Abbildung zeigt für den gestrigen Mittwochmorgen in Gelb-, Orange- und Brauntönen Gebiete mit stärkerer Windentwicklung (Modelldaten aus ICON). Diesbezüglich fällt die Nordsee ins Auge, aber auch der Nordatlantik südöstlich von Grönland oder das westliche Mittelmeer (die beiden letztgenannten Gebiete sind dabei mit einem roten Kreis markiert). Im Mittelmeer ist es übrigens der Mistral – das bekannteste Windphänomen im bzw. am westlichen Mittelmeer – der mit voller Sturmstärke aus dem Rhônetal in den Löwengolf weht. Weitere Informationen zum Mistral stehen übrigens im zur Verfügung.

DWD Der geostrophische Wind in kleiner appetitlicher Portion

Neben den Starkwindfeldern sind in der Karte noch einige Hoch- und Tiefdruckzentren sowie die Isobaren, also die Linien gleichen Luftdrucks zu erkennen. Auffällig ist, dass der Wind immer dort kräftiger ausfällt, wo die Isobaren relativ eng zusammen liegen. Man sagt auch der Druckgradient, also der Druckunterschied in einer vorher festgelegten Entfernung, ist hoch. Und dieser Druckgradient ist oftmals, aber nicht immer der Auslöser für starken Wind.

Bei genauem hinsehen fällt auf: Obwohl der Mistral sogar etwas stärker weht als der namenlose Wind südöstlich von Grönland, ist der Druckgradient über dem westlichen Mittelmeer ein wenig schwächer ausgeprägt als auf dem Atlantik. Die entsprechenden Zahlenwerte finden Sie in den jeweiligen Erklärungskästen. Der Isobarenabstand bezieht sich dabei auf einen Druckunterschied von 3 Hektopascal und wurde im Bereich des stärksten Windes ermittelt.

Ist das ein Widerspruch zu der Aussage, dass der Wind vom Luftdruck abhängt? Nein, es gibt natürlich eine Erklärung. Sie wird von der Formel für den geostrophischen Wind geliefert, hier in einer etwas abgespeckten und damit appetitlicheren (oder einfach nur leichter verdaulichen) Form. Der geostrophische Wind stellt sich ein, wenn nur der Druckgradient und die von der Erdrotation verursachte Corioliskraft wirken. In der hier betrachteten zweidimensionalen Form lautet sie

DWD Der geostrophische Wind in kleiner appetitlicher Portion 1

Diese Formel ist weit weniger kompliziert als sie auf den ersten Blick aussieht. Der Wind, hier mit v abgekürzt, ist proportional zu Δp/Δx , dem letzten Faktor der Gleichung. Und der stellt letztendlich nichts anderes als den Druckgradienten dar, also die Änderung des Druckes p entlang einer Strecke x. Ist der Faktor groß, weht auch der Wind v entsprechend stark. Und wenn Δp/Δx zunimmt bzw. abnimmt, nimmt auch der Wind zu oder ab.

Im vorderen Teil der Gleichung stehen die drei physikalischen bzw. meteorologischen Größen ρ (Rho)ω (Omega) und sinφ (Sinus Phi). Sie stehen (zusammen mit dem Faktor 2, der hier im Weiteren unterschlagen wird) alle im Nenner eines Bruchs. Mit anderen Worten: Wenn diese Werte anwachsen, wird der Wert des Bruches kleiner und der Wind nimmt – von seinem Betrag her – ab.

Bei der Größe ω handelt es sich um die Winkelgeschwindigkeit der Erde, ein Maß für deren Rotationsgeschwindigkeit. Sie ist glücklicherweise konstant, sonst hätten wir zu den aktuell ohnehin schon großen Problemen auf unserem Planeten noch einige mehr zu meistern. Die zweite Größe ist ρ, die Luftdichte. Ist sie hoch, etwa auf der Erdoberfläche, so ist der Wind relativ schwach. Ist sie gering, etwa in größeren Höhen, so ist der Wind kräftiger. Für unsere Fragestellung aber ist sinφ die entscheidende Größe. Dabei ist φ selbst der Winkel der jeweiligen geographischen Breite, d.h. φ ist am Äquator 0°, am Nordpol 90° groß. Daraus ergibt sich für sinφ am Äquator der Wert null, am Nordpol aber der Wert eins – und sinφ wird kontinuierlich größer, je weiter man nach Norden zum Pol kommt.

Bezogen auf die Windgeschwindigkeit lässt sich daraus ableiten, dass der Wind bei gleichem Δp/Δx und bei gleicher Luftdichte ρ in höheren Breiten (also weiter im Norden) schwächer weht als in der Nähe des Äquators. Und genau das konnte man auch am gestrigen Mittwoch beobachten. Obwohl im Bereich des Mistrals der Druckgradient etwas geringer gewesen ist als über dem Nordatlantik, zeigte sich der Wind dort schneidiger als im höheren Breiten. Und dieser Effekt ist genau diesen höheren Breiten geschuldet.

Auf der Südhalbkugel verhält es sich übrigens ähnlich – aber mit umgekehrtem Vorzeichen. Der Wind wird bei gleichem Druckgradienten schwächer, je näher man zum Pol kommt. Aber er wird durch die Erdrotation dort in die andere Richtung abgelenkt. Mathematisch macht sich dies durch ein „Minus“ bemerkbar, das sich über sinφ in die Gleichung „schummelt“. Und offensichtlich zeigt sich dies auch daran, dass auf der Südhalbkugel, im Gegensatz zur Nordhalbkugel, der Wind im Uhrzeigersinn um Tiefdruckgebiete und entgegen dem Uhrzeigersinn um Hochdruckgebiete weht.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.04.2024
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Ende der spätwinterlichen Witterung in Sicht

„April, April, der macht, was er will“ ist eine typische deutsche Redewendung. Sie lässt sich auf das sehr wechselhafte Wetter zurückführen, das sich zumeist im Monat April einstellen kann. Auch in diesem Jahr macht der vierte Monat des Jahres seinem Ruf alle Ehre. Nach einem sehr milden, frühlingshaften Start stellte sich in den vergangenen Tagen noch einmal eine spätwinterliche Witterung ein. Kein Wunder also, dass es derzeit etwas zu kühl ist für die Jahreszeit. Im Bergland konnte sich sogar eine veritable Schneedecke ausbilden.

DWD Ende der spaetwinterlichen Witterung in Sicht

Auch am heutigen Mittwoch sowie am Donnerstag (24. und 25.04.2024) zeigt sich der April von seiner „wilden“ Seite. Tief „Celina“ liegt über Nordwestdeutschland und der Nordsee und beschert uns wettertechnisch „typische“ Apriltage: Wechselnde bis starke Bewölkung zieht über Deutschland hinweg, wiederholt treten Schauer auf, die als Regen, im höheren Bergland tagsüber auch als Schnee niedergehen. Einzelne Graupelgewitter sind durchaus möglich. Dazwischen zeigt sich bei kurzen Auflockerungen hin und wieder mal die Sonne. In den Nächten muss dazu mit leichtem Frost gerechnet werden. Nicht ganz ungefährlich für die recht fortgeschrittenen Vegetationsstadien diverser Pflanzen.

DWD Ende der spaetwinterlichen Witterung in Sicht

Während die deutsche Redewendung „April, April, der macht, was er will“ durchaus eine gewisse Machtlosigkeit dem Wetter gegenüber ausdrückt, schauen unsere Nachbarländer durchaus etwas positiver auf das Wetter im April. Im Englischen gibt es die Redewendung „April showers bring May flowers“ (zu deutsch: „Schauer im April sorgen für Blumen im Mai“). In Italien, wo der April klimatologisch durchaus schon etwas wärmer ausfallen kann, sagt man auch „La primavera è la stagione dell’amore“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Der Frühling ist die Jahreszeit der Liebe“.

Aber auch in Deutschland hat das spätwinterliche Wetter einmal ein Ende. Ab Freitag verlagert Tief „Celina“ seinen Schwerpunkt allmählich über die Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel. Ein weiteres Tief namens „Biruta“ liegt gleichzeitig über Nordost- bzw. Osteuropa. Dazwischen stellt sich bei uns leichter Hochdruckeinfluss und eine leichte südwestliche Strömung ein.

DWD Ende der spaetwinterlichen Witterung in Sicht 1

Während Freitag tagsüber zeitweise noch etwas Regen fallen kann, lässt dieser am Abend weitgehend nach. Am Wochenende und zum Start in die neue Woche bleibt es dann in der Osthälfte meist trocken, im Westen und Nordwesten sind noch einzelne Schauer, vereinzelt auch Gewitter möglich. Mit der südwestlichen Strömung gelangt zudem deutlich mildere Luft zu uns. Die Temperatur steigt am Samstag wieder auf Werte von bis zu 21, ab Sonntag örtlich sogar auf bis zu 25 Grad. Der Frühling kann also wiederkehren.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.04.2024
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Eine Reise in den Frühling

Andalusien ist die südlichste und zudem bevölkerungsreichste Region des spanischen Festlands und grenzt im Westen und Südwesten an Portugal und den Atlantik, im Süden und Südosten an das Mittelmeer. Ganz im Süden befindet sich das britische Überseegebiet Gibraltar. Die Hauptstadt ist Sevilla. Bei Tarifa liegen Europa und Afrika nur 14 Kilometer voneinander entfernt, was prägend für diese Region war und damit auch noch ist. Andalusien war in der Geschichte oft umkämpft und viele Kulturkreise hinterließen hier ihre Spuren: Römer, Vandalen und vor allem Mauren. Von letzteren stammt auch der arabische Name „al-Andalus“, woraus sich im Laufe der Zeit „Andalusien“ (span. Andalucía) entwickelte. Sie bauten unter anderem beeindruckende Moscheen und Paläste mit wunderschönen Gartenanlagen. Beim Stichwort „Andalusien“ denkt man sicherlich direkt an den umstrittenen Stierkampf oder auch an den Flamenco, der in gewisser Hinsicht die Geschichte Andalusiens mit den verschiedenen kulturellen Einflüssen als Tanz darstellt. Auch beim Essen lassen sich viele kulinarische Leckereien wie die traditionellen Tapas nennen. Neben dem Tourismus ist beispielsweise der Export von Oliven und Olivenöl wirtschaftlich sehr wichtig, denn Andalusien ist gewissermaßen der Olivengarten der Welt.

Hier in Deutschland war es in den letzten Tagen eher kühl und alles andere als frühlingshaft. So soll diese kleine Rundreise in Bildern ein paar Frühlingsgefühle und Hoffnungen auf wärmere Zeiten wecken. Kommen Sie also mit in eine faszinierende und atemberaubend schöne Gegend Europas!

DWD Eine Reise in den Fruehling

Los ging die Reise am 07. April 2024. Zu diesem Zeitpunkt war es auch hier in Deutschland nicht nur frühlingshaft, sondern häufig sogar sommerlich warm. Der Himmel zeigte sich allerdings oftmals nicht von seiner blankgeputzten Seite, sondern wurde von Saharastaub eingetrübt. Dasselbe Phänomen konnte dann auch am Morgen nach der Ankunft in Torremolinos nahe Málaga beobachtet werden.

DWD Eine Reise in den Fruehling

Weiter ging es nach Granada, wo der einzige Schauer während der Reise dafür sorgte, dass man von oben etwas nass wurde. Grund für die leichte Schaueraktivität war ein durchziehender Höhentrog.

DWD Eine Reise in den Fruehling 1

Davon spürte man tags darauf aber nichts mehr und man konnte die Sonne in vollen Zügen genießen. Rein statistisch kommt der Frühling mit einer Geschwindigkeit von ca. 30 bis 40 Kilometer pro Tag von Südwesteuropa über Mitteleuropa nach Nordosteuropa voran und das merkte man dann dementsprechend auch beim Fortschritt des Pflanzenwachstums. Zudem gibt es in Andalusien Gewächse, die hier in Deutschland in diesem Ausmaß nicht wachsen würden. So ließen sich Aufnahmen machen, auf denen die Sonne zwischen den blühenden und Früchte tragenden Ästen der Orangenbäume hindurchschimmerte.

DWD Eine Reise in den Fruehling 2

Nachfolgend lag Andalusien unter Hochdruckeinfluss, der durch einen Höhenrücken gestützt wurde. Die Folge war strahlender Sonnenschein bei nahezu wolkenlosem Himmel, wie das Bild des Sonnenuntergangs über den Dächern von Sevilla zeigt.

DWD Eine Reise in den Fruehling 3

Daran änderte sich auch im weiteren Verlauf der Reise nichts mehr. Ab und an zogen zumindest dünne Schleierwolken über den Himmel. Dadurch konnte über einem der berühmten weißen Dörfer ein schwacher Halo eingefangen werden. Weitere Informationen zu Halos finden sich

DWD Eine Reise in den Fruehling 4

Die Reise endete dann auch wieder dort, wo sie angefangen hatte. Und mit einem Bild des Sonnenaufgangs am Strand von Torremolinos endet nun diese kleine Rundreise in Bildern. Falls Sie sich nun berechtigterweise nach Frühlingswärme sehnen, hiermit ein kleiner Hoffnungsschimmer: Mittelfristig wird es auch hier in Deutschland wieder wärmer.

DWD Eine Reise in den Fruehling 5

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.04.2024
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Was macht das Wetter am „Tag der Erde“ oder „Tag der Aprilschauer“?

Seit 1970 steht der 22. April im Zeichen des Umweltschutzes. Mehr als 170 Länder begehen den „Tag der Erde“. International wird dieser Aktionstag nicht nur als „Earth Day„, sondern häufig auch als „International Mother Earth Day“ bezeichnet. Bolivien schlug den Vereinten Nationen im Jahr 2009 diesen Namen vor. Das hehre Ziel ist es, dass man das eigene Konsumverhalten oder den eigenen ökologischen Fußabdruck hinsichtlich Nachhaltigkeit überdenkt. Auch Künstler ließen sich von diesem Aktionstag inspirieren. Beispielsweise verarbeitete Michael Jackson seine Gedanken hierzu in seinem „Earth Song„. Das internationale Motto lautet in diesem Jahr „Planet versus Plastics„, also „Planet gegen Plastik“. Die Produktion von Kunststoffen sollte reduziert und das Recyceln von Plastik forciert werden. In Deutschland gibt es ein eigenes Motto, welches in diesem Jahr „Wasser macht Leben möglich“ lautet. Wasser sollte sinnvoll verwendet und nicht verschwendet werden.
In den USA steht der 22. April zudem im Zeichen des wechselhaften Wetters, denn dort wird heute der „April Showers Day“ („Tag der Aprilschauer“) begangen. Die Initiative geht auf den E-Card-Anbieter 123greetings.com zurück. Allerdings bleibt unklar, in welchem Jahr der Aktionstag ins Leben gerufen wurde und warum dieser genau auf den 22. April fällt. Namensgebend sind die plötzlich auftretenden und mitunter heftigen Regen-, manchmal auch Graupel- oder Schneeschauer. Diese sind klassisch für das wechselhafte Aprilwetter, denn wie ein bekanntes Sprichwort sagt: „Der April macht, was er will“. Doch warum ist das Aprilwetter so unbeständig? Die Unbeständigkeit kann damit begründet werden, dass die Meere und Polargebiete aktuell noch relativ kühl sind. Je nach Wetterlage wird immer mal wieder kalte Polarluft nach Deutschland geführt. Der Sonnenstand ist aber bereits relativ hoch. Somit kann sich das Land tagsüber bei Sonnenschein schon stärker erwärmen. Die hochreichend kalte Polarluft wird labilisiert. Die warme Luft steigt dann in Blasen auf, wodurch sich im Tagesverlauf Quellwolken bilden, die schließlich für Schauer oder auch kurze Gewitter sorgen können.

Des Weiteren wird in der kommenden Nacht das Maximum beim Sternschnuppenschwarm der Lyriden erreicht. Dann können etwa 18 Sternschnuppen pro Stunde gesichtet werden, in Deutschland aber meist weniger. Zum Vergleich: Bei den Perseiden im August sind es mehr als 100.
Doch lässt die aktuelle Wetterlage überhaupt einen Blick in den Sternenhimmel zu? Das Hoch QUADARIUS und das Tief ANNINA II haben dafür gesorgt, dass sich bei uns eine nördliche Strömung eingestellt hat. Zudem wirbelt das Tief BIRUTA im Golf von Genua.

DWD Was macht das Wetter am Tag der Erde oder Tag der Aprilschauer 1

Dieses Tief sorgt für leichte Schneefälle am Alpenrand. Ansonsten ziehen bei wechselnder bis starker Bewölkung Schauer über das Land. Bevorzugte Regionen hierfür sind der Norden, Westen sowie Teile der Mitte. Im höheren Bergland fallen oftmals auch Schneeflocken anstatt Regentropfen. Vereinzelt können auch Blitz und Donner mit von der Partie sein. Bei Höchstwerten von meist weniger als 10 Grad ist es zudem recht kühl.
In der Nacht zum Dienstag lässt die Schauertätigkeit allmählich nach und die Bewölkung lockert vielfach auf. Somit sollte in vielen Regionen ein Blick in den Sternenhimmel möglich sein.

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Man sollte sich allerdings warm einpacken, denn die Temperaturwerte sinken in den leichten Frostbereich. Ausnahmen hierbei sind das Küstenumfeld, der Oberrhein sowie der äußerste Südosten. Verbreitet ist zudem mit mäßigem Bodenfrost zwischen -3 und -10 Grad zu rechnen. Alle Pflanzenfreunde horchen bei dieser Nachricht auf, denn es gilt, die Pflanzen vor den frostigen Temperaturen zu schützen.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Spätwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Frühsommer!

Mit Blick auf die derzeitige winterliche Witterungsepisode, die mit Blick auf die nahe Vergangenheit durchaus Seltenheitswert besitzt und den stark überdurchschnittlichen Temperaturen aus der ersten Aprilhälfte nun auf Normalniveau stutzt, wird sich auch das heutige Thema des Tages nochmals mit dieser Thematik beschäftigen. Denn die zweite Aprilhälfte hat einiges zu bieten. Von Schnee bis ins Tiefland bis hin zu mäßigem Frost ist alles dabei.

Am heutigen Sonntag (21.04.2024) befindet sich Deutschland zwischen den Stühlen oder in meteorologischer Fachsprache zwischen den Druckmaxima. Leider liegen für viele Bürger Hoch und Tief dabei auf der falschen Seite. Denn derzeit kreiselt das kräftige Hoch QUADARIUS bei Irland und spannt eine Hochdruckzone vom Nordmeer über den Ostatlantik bis in den Golf von Biskaya auf, während über dem östlichen Mitteleuropa und Osteuropa zahlreiche Tiefs wirbeln und so über Mitteleuropa eine nördliche bis nordöstliche Strömung induzieren. Mit dieser wird weiter kalte Luft polaren Ursprungs nach Deutschland geführt. Da aber die Tiefs ANNINA II über Polen und ANNINA I bei Norwegen in der Wetterküche ordentlich mitwirken, bleibt hierzulande auch der unbeständige Wettercharakter bestehen (vgl. Abb. 1).

DWD Der Spaetwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Fruehsommer

Vor allem ANNINA II sowie ein Randtief über Süddeutschland versorgen am heutigen Sonntag die Südhälfte des Landes mit teils kräftigen Niederschlägen. Diese werden dabei durchaus auch noch von Prozessen in höheren Luftschichten verstärkt, wo ebenfalls kleine Tiefs umhereiern. Da gleichzeitig die Temperaturen stark unterdurchschnittlich ausfallen, in etwa 1500 Meter zwischen -3 und -9 Grad sowie bodennah am Morgen zwischen -4 und +4 Grad liegen und tagsüber nur eine moderate Erwärmung erfahren, fallen die Niederschläge oberhalb von 400 bis 600 m als Schnee. In der Nacht lag die Schneefallgrenze in der Mitte sogar teilweise in tiefen Lagen und sorgte auf den Straßen für einen nachhaltigen Eindruck. Vor allem auf den Autobahnen und Bundesstraßen in Nord- und Osthessen, Ostwestfalen sowie Thüringen (A4, A7, A44) ging zeitweise nichts mehr. Die gemessenen Neuschneehöhen sind entsprechend ordentlich. Z. B. fielen in Bad Hersfeld (272 m ü.N.N.) in nur wenigen Stunden 10 cm, in Fulda-Horas (242 m ü.N.N.) 7 cm, in Mistekgau-Hardt (419 m ü.N.N.) 10 cm und in Liebenau-Haueda (162 m ü.N.N.) 5 cm Neuschnee. Abseits der Stationen des DWD sind aber durchaus auch noch höhere Summen möglich. An den Alpen fielen oberhalb von 800 m häufig zwischen 10 bis 20 cm. Resultierend konnte die Schneedecke aus den Vortagen oberhalb etwa 700 bis 800 Meter weiter anwachsen (vgl. insgesamt Abb. 2). Im Thüringer Wald sind nun in der Spitze 26 cm, auf der Wasserkuppe in der Rhön 19 cm, auf dem Fichtelberg im Erzgebirge 23 cm und auf dem Kahlen Asten rund 13 cm zu verzeichnen.

DWD Der Spaetwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Fruehsommer

In den kommenden Tagen nimmt dann der Einfluss von Hoch QUADARIUS zu, sodass die Niederschlagsneigung abnimmt. Grundsätzlich bleibt aber die nördliche Grundströmung aufgrund der Lage des Hochs westlich bzw. nordwestlich von Deutschland bestehen, sodass die Zufuhr an polarer Kaltluft zunächst anhält. Während es an den Alpen und dem Vorland sowie Ostbayern auch in den kommenden Tagen noch länger schneien soll, sind sonst bevorzugt im Ostseeumfeld und im westl. Mittelgebirgsraum noch Schneeschauer möglich. Ansonsten wechselt der Fokus zunehmend vom Schnee zum Frost. Durch die abnehmende Bewölkung kann die einfließende Kaltluft nachts ordentlich auskühlen. Nachfolgend sollen die nächtlichen Tiefstwerte (2 m) in den kommenden Nächten verbreitet auf Werte zwischen 0 und -7 Grad purzeln, in Bodennähe (5 cm) muss mit Frost zwischen -2 und -10 Grad gerechnet werden (Vgl. Abb. 3). Diese Temperaturen sind dann für die schon weit vorgedrungene Pflanzenwelt gefährlich. Vor allem gerade blühende Gewächse sind gefährdet und müssen geschützt werden. Aber auch sonst ist für viele Pflanzen im Garten und auf dem Balkon nochmals Schutz nötig.

DWD Der Spaetwinter mit Schnee und Frost folgt auf den Fruehsommer 1

Der sich einnistende Spätwinter relativiert dann auch den Frühsommer zu Monatsbeginn. Noch am Morgen des 15. April, also zur Halbzeit des Monats, lag die Mitteltemperatur landesweit 4 bis fast 7 Grad über dem vieljährigen Mittel und damit erneut auf Rekordkurs. Doch dann kam der Spätwinter. Am heutigen Morgen (21. April), also knapp eine Woche später, sind die positiven Abweichungen abgeschmolzen. Insgesamt sind aber weiter überdurchschnittliche Mittelwerte von 2 bis 4 Grad zu verzeichnen (vgl. Abb. 4). Aufgrund der mindestens noch eine Woche anhaltenden unterdurchschnittlichen Temperaturen sollten sich die Abweichungen aber weiter normalisieren.

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Diplom Meteorologe Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst