Schwere Gewitterlage

Am heutigen Dienstag drohen in Teilen Deutschlands erneut Unwetter durch Gewitter und kräftige, teils langanhaltende Regenfälle. Dabei besteht die Gefahr von Überschwemmungen, Erdrutschen sowie vollgelaufenen Kellern und Unterführungen. Bäche und kleinere Flüsse können zu reißenden Strömen werden und über die Ufer treten. Deswegen informieren Sie sich bitte stets unter  oder in der Warnwetter-App des Deutschen Wetterdienstes.

Verantwortlich dafür ist das klein Tief LISA über Bayern, das heute im Tagesverlauf langsam nach Nordwesten zieht und abends über Nordrhein-Westfalen liegt. Das Tief trennt etwas kühlere Luft im Südwesten, von der wärmeren und feuchteren Luft im Nordosten. Entlang der Luftmassengrenze, wo die Luft zusammenströmt, entwickeln sich ab Mittag zunächst einzelne teils unwetterartige Gewitter, die dann zusammenwachsen und in anhaltenden kräftigen Regen übergehen.

DWD Schwere Gewitterlage

Das betroffene Gebiet ist ein Streifen von Ostbayern über Hessen bis nach Nordrhein-Westfalen. Besonders dort werden gebietsweise Niederschlagsmengen um 40 l/qm in kurzer Zeit erwartet bzw. 60 bis 80 l/qm in wenigen Stunden zusammenkommen. Die Unwetter klingen in der Nacht zum Mittwoch langsam ab.

DWD Schwere Gewitterlage 1

Ein anderer Niederschlagschwerpunkt liegt im Südwesten bzw. in den Hochwassergebieten im Saarland sowie in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Hier fällt seit Vormittag teils kräftiger Regen, der aber im Laufe des Nachmittags nachlässt.

Der Norden und Nordosten bleiben noch außenvor. Hier besteht erst am Mittwoch Unwettergefahr durch Gewitter und kräftige Regenfälle, während der Rest des Landes aufatmen kann.

DWD Schwere Gewitterlage 2

Wie geht es dann weiter? Reißt die Unwetterserie ab? Leider bleibt das Unwetterpotential auch in den nächsten Tagen erhöht. Eine längere trockene Witterungsphase ist nicht in Sicht. Die Temperaturen bleiben jedoch im sommerlichen Niveau.

Diplom Meteorologe Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Erneut teils kräftige Gewitter und heftige Starkregenfälle mit Unwettergefahr!

Die Ursache für das anhaltende unbeständige Wetter mit wiederkehrender Unwettergefahr liegt in einem nahezu stationären, sich immer wieder erneuernden Höhentief über West- und Mitteleuropa. Deutschland gelangt am morgigen Dienstag erneut auf die Vorderseite des mit dem Höhentief korrespondierenden Höhentroges in eine südliche bis südöstliche Strömung. Dabei werden aus dem Mittelmeerraum feuchtwarme und energiereiche Luftmassen herangeführt. Gleichzeitig entwickelt sich auf der Südostseite des  von den Alpen ausgehend ein Bodentief, welches sich im Laufe des Dienstags nach Nordwesten in Richtung Benelux verlagert.

DWD Erneut teils kraeftige Gewitter und heftige Starkregenfaelle mit Unwettergefahr

Dadurch setzt bereits in der Früh im Südwesten Regen ein. Dieser kann bereits gewittrig durchsetzt sein. Mit Verlagerung des Bodentiefs nach Nordwesten entwickeln sich im Tagesverlauf auf der Nordseite des Tiefs in der schwülwarmen Luftmasse teils kräftige Schauer und Gewitter mit erhöhtem Unwetterpotenzial durch heftigen Starkregen. Örtlich können bei kräftigen Entwicklungen auch kleiner Hagel und Sturmböen mit von der Partie sein. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings eindeutig auf dem Starkregen. Gerade in einem Streifen von Südostbayern über Franken bis zur Eifel sind in Verbindung mit Gewittern unwetterartige Niederschlagsmengen innerhalb von wenigen Stunden möglich.

DWD Erneut teils kraeftige Gewitter und heftige Starkregenfaelle mit Unwettergefahr 1

Dabei können in einem Zeitraum von 12 Stunden örtlich um 40 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Lokal eng begrenzt sind auch Mengen bis 80 Liter pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen. Nach jetzigem Stand werden die Hochwassergebiete im Saarland und Rheinland-Pfalz von den höchsten Mengen nicht getroffen. Der Schwerpunkt der unwetterartigen Niederschläge liegt voraussichtlich von Nordostfrankreich bis nach Benelux. Dort sind lokal Mengen über 80 Liter pro Quadratmeter möglich. Es gibt allerdings noch einige Unsicherheiten bezüglich der genauen Lage und Intensität. Deshalb können sie sich jederzeit auf unserer oder in der Warn Wetter App informieren.

In der Nacht lässt der Starkregen allmählich nach und der Schwerpunkt verlagert sich in die westliche Mitte des Landes. Von Südwesten gibt es im Laufe der Nacht längere Regenpausen. Dort fließt zudem etwas kühlere Luft ein, sodass am Mittwoch dort nur noch um 20 Grad erreicht werden. Im Nordosten bleibt dagegen auch am Mittwoch noch die schwülwarme Luftmasse erhalten. Dort treten in Verbindung mit der Kaltfront des nun über Benelux liegenden Bodentiefs erneut teils kräftige Schauer und Gewitter mit Starkregen auf. Allerdings ist dort das Unwetterpotenzial im Vergleich zum Dienstag im Südwesten etwas geringer.

Auch im weiteren Verlauf der Woche bleibt uns die Großwetterlage erhalten. Erst zum Wochenende deutet sich eine zögerliche Umstellung der Wetterlage an. Damit sind auch in den nächsten Tagen örtlich kräftige Gewitter mit Unwettergefahr nicht ausgeschlossen.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Im Mai bisher extrem ungleiche Regenverteilung

Die Regenverteilung in Deutschland im bisherigen Mai könnte unterschiedlicher kaum sein. Extrem ergiebige Regenfälle am vergangenen Freitag hatten vom Saarland bis zur Pfalz schwere Überschwemmungen und Hochwasser zur Folge. Aber auch zuvor war es vor allem im Südwesten und Westen Deutschlands im Mai ungewöhnlich nass.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich hingegen in weiten Teilen des Nordens und Ostens der Bundesrepublik, wo bisher nur sehr wenig Regen, örtlich sogar noch kein einziger Tropfen gefallen ist. Dort kommt es durch die Trockenheit zu immer größeren Problemen. Zeitweise gab es dort schon eine hohe Waldbrandgefahr und auch von Staubstürmen wurde in der vergangenen Woche berichtet, als ein lebhafter und teils böiger Wind über die noch unbestellten Felder wehte und dadurch den Straßenverkehr einschränkte.

Die Ursache dieser komplett gegensätzlichen Wetterverhältnissen ist in den dominierenden Wetterlagen der vergangenen drei Wochen zu finden. Das Wetter in der Nordosthälfte Deutschlands wurde fast durchweg von Hochdruck bestimmt. Dabei strömte mit östlichen Winden zudem trockene Festlandsluft ein. Unter diesen Bedingungen hat Regen kaum eine Chance und somit blieb es dort die meiste Zeit trocken. In der Südhälfte, insbesondere aber im Südwesten und Westen der Bundesrepublik, war häufig Tiefdruckeinfluss wetterbestimmend. Zudem floss zeitweise mit einer südwestlichen Strömung feuchte Meeresluft ein. Dadurch kam es im Mai dort immer wieder zu teils kräftigen Regenfällen, mal in heftigen Schauern und Gewittern, mal in Form größerer Regengebiete. Den vorläufigen Höhepunkt brachte schließlich ein Tief, welches sich am vergangenen Donnerstag über Südbayern bildete und in der Nacht zum Freitag und am Freitag nordwestwärts nach Nordrhein-Westfalen zog. Es löste an seiner Südwestflanke großflächige und intensive Regenfälle aus, die sich von Baden-Württemberg nord- bzw. nordwestwärts ausbreiteten und innerhalb weniger Stunden erhebliche Regenmengen brachten. Da sich der Niederschlag über dem Saarland und der Pfalz ungünstig eindrehte, regnete es dort über einen längeren Zeitraum so intensiv, dass zahlreiche Bäche und Flüsse ein 20- bis 100-jährliches Hochwasser führten, mit verheerenden Schäden und Auswirkungen.

DWD Im Mai bisher extrem ungleiche Regenverteilung

Abbildung 1 zeigt die aus Radardaten abgeleiteten und an Messtationen angeeichten Regenmengen des aktuellen Monats (bis einschließlich 18. Mai). Von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz und dem Saarland bis in den Südwesten von NRW fielen verbreitet 100 bis teils 180 mm Regen. Kleinräumig prasselten sogar über 200 mm vom Himmel (z.B. 203,0 mm in Saarbrücken-Burbach; 201,2 mm in Schweix, Kreis Südwestpfalz). Etwa 120 mm davon fielen allein beim Regenereignis von dieser Woche, aber auch die zwei Wochen zuvor waren mit rund 80 mm bereits deutlich regenreicher als normal. Das hat zur Folge, dass in den genannten Regionen die durchschnittliche Regenmenge des gesamten Mais vielerorts schon deutlich überschritten wurde (s. Abbildung 2). Vom Saarland bis zur Vorderpfalz kam sogar die zwei- bis lokal knapp dreifache Regenmenge eines durchschnittlichen Mais zusammen. Aber auch in der südlichen Köln-Bonner-Bucht und an der Ahrmündung bei Bad Neuenahr/Ahrweiler regnete es schon mehr als das Doppelte der üblichen Mairegenmenge, was dort u.a. auf heftige Gewitter am 2. Mai zurückzuführen ist.

DWD Im Mai bisher extrem ungleiche Regenverteilung 1

Betrachtet man nur den Zeitraum vom 1. bis 18. Mai (Abbildung 3), so war nicht nur der Westen und Südwesten, sondern auch große Teile der Mitte und des gesamten Südens überdurchschnittlich nass. Besonders hoch sind die Abweichungen zum vieljährigen Mittel in diesem 18-tägigen Zeitraum im Rheinland (3- bis 4-fache Menge) und vom Saarland bis zur Vorderpfalz (4- bis 5-fache Menge). Aber auch in Teilen Hessens, Thüringens, Baden-Württembergs und Bayerns summierte sich der gefallene Niederschlag gebietsweise auf rund das Doppelte des Durchschnitts.

DWD Im Mai bisher extrem ungleiche Regenverteilung 2

Ein ganz anderes Bild zeigt sich von Niedersachsen und Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg, Vorpommern und Ostsachsen. Von lokalen Gewittern in Mecklenburg abgesehen wurden verbreitet nur 1 bis 10 mm gemessen, was nur 1 bis 25 % des Monatssolls entspricht. In manchen Orten in Sachsen-Anhalt und Brandenburg fiel sogar kein einziger Regentropfen vom Himmel. Für die dortigen Bewohner ist es wahrscheinlich schwer vorstellbar, wie es im Saarland zu solch schlimmen Hochwassern kommen kann.

DWD Im Mai bisher extrem ungleiche Regenverteilung 3

Und wie geht es in den kommenden Tagen weiter? Bereits am heutigen Pfingstsonntag und am Pfingstmontag kommt es im Norden, Westen und Teilen der Mitte zu kräftigen Gewittern. Kleinräumig kann dieser Regen die Trockenheit dort bereits mildern. Um flächendeckenden Regen handelt es sich dabei aber nicht und viele Orte werden auch wieder komplett leer ausgehen. Spannend wird es am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch. Erneut bildet sich über Südbayern ein Tief, welches auf ähnlicher Zugbahn wie am vergangenen Donnerstag und Freitag wieder unter Verstärkung in den Westen zieht. Dadurch werden gebietsweise erneut kräftige Regenfälle ausgelöst, teils begleitet von Gewittern, die möglicherweise über ähnliche Regionen wie beim letzten Regenereignis niedergehen könnten. Aktuell werden die betroffenen Regionen und die zu erwartenden Mengen von den Wettermodellen aber noch sehr unterschiedlich simuliert (Abbildung 4). Das deutsche Modell sieht den Schwerpunkt aktuell über Ostfrankreich, aber auch im Saarland und der Pfalz werden Mengen von 40 bis 60 mm berechnet. Bleibt zu hoffen, dass sich dies nicht bewahrheitet, da sonst dort mit einer erneuten Verschärfung der Hochwasserlage zu rechnen wäre. Am Mittwoch verlagern sich die gewittrigen Regenfälle auch in den Norden und Osten, sodass dort der lang ersehnte flächige Regen für eine Entspannung der Trockenheit sorgen sollte.

Dr. rer. nat. Meteorologe Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!

„Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!“ So lautet ein bekanntes Sprichwort. Für alle Fußballbegeisterten steht am heutigen Samstag das Finale in der dritten Liga sowie in der Bundesliga der Männer an, bevor dann am morgigen Sonntag auch das Finale in der zweiten Liga folgt. Wer Deutscher Meister wird, steht bereits seit dem 29. Spieltag fest. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren geht die Meisterschale nicht in die bayerische Hauptstadt. Stattdessen konnte das oftmals belächelte „Vizekusen“ die Schale für sich erobern und blieb zudem an den bisherigen 33 Spieltagen ungeschlagen.

Nun folgt ab 15:30 Uhr noch der letzte Spieltag in der Bundesliga. Die 17 Partien finden in allen Himmelsrichtungen Deutschlands statt, vom nördlichsten Austragungsort in Bremen bis zu den südlichsten in Stuttgart und Heidenheim sowie vom westlichsten in der Stadt des Deutschen Meisters Leverkusen bis zum östlichsten in Berlin. Die meteorologischen Bedingungen für diese Partien sind durchaus unterschiedlich, weshalb nun jeder Austragungsort einmal beleuchtet wird. Zum Beispiel soll unter anderem die Frage beantwortet werden, ob man den Schirm auf dem Weg ins Stadion brauchen könnte.

Temperaturtechnisch dürfte die nördlichste Partie Werder Bremen gegen VfL Bochum tatsächlich die Nase vorn haben, denn in Bremen wird eine Höchsttemperatur von 23 Grad erwartet. Ein paar Tropfen können zwar nicht gänzlich ausgeschlossen werden, was einen als Norddeutscher nun nicht sonderlich beeindrucken sollte. Aber neben der zumindest temperaturtechnisch „heißesten“ Partie ist Bremen zudem der Austragungsort, der am meisten Sonne im Nachmittagsverlauf abbekommen könnte. Elfter gegen Vierzehnter in der Tabelle klingt zwar nicht sonderlich aufregend, aber wenn es dumm läuft, könnte Bochum noch auf den Relegationsplatz rutschen. Die Fans werden also sehr genau verfolgen, was auf den Plätzen der Konkurrenten passiert, allerdings eher weniger beim Wetter.

Ein solcher Konkurrent ist Union Berlin, der den SC Freiburg zu Gast hat. Bei den Eisernen lief es diese Saison nicht wirklich gut, weshalb sie aktuell auch auf dem Relegationsplatz stehen und um den Verbleib in der Bundesliga bangen müssen. Auch das Wetter während der Partie ist noch etwas ungewiss. Temperaturen von bis zu 22 Grad und wechselnde Bewölkung klingen ja erst einmal ganz solide. Allerdings sind einzelne Schauer und Gewitter nicht ganz ausgeschlossen und bei kräftigem Regen und böigem Wind kann es dann doch auch ungemütlich werden. Genauso gut kann während der kompletten Partie kein Tropfen vom Himmel kommen, es bleibt also spannend.

Ein weiterer „Konkurrent“ um den Relegationsplatz ist Mainz 05 beim Gastspiel in Wolfsburg. Auch hier gilt dasselbe wie für Berlin: Temperaturen um 20 Grad und wechselnde Bewölkung laden zu einem Fußballnachmittag ein, eine nasse Überraschung von oben ist aber durchaus möglich.

Bochum, Mainz und Berlin fürchten den Relegationsplatz. Für die Geißböcke aus Köln ist dieser noch der letzte Strohhalm, an den sie sich klammern können, um auf den Verbleib in der Bundesliga zu hoffen. Dazu müssten sie aber auf der Ostalb in Heidenheim gewinnen und gleichzeitig auf Freiburger Schützenhilfe hoffen. Wer nun absteigt und wer die Relegation bestreiten muss, wird um kurz nach 17:15 Uhr feststehen.

Wettertechnisch ist es in Heidenheim jedenfalls ähnlich ruhig wie bei der rund 70 Kilometer entfernt stattfindenden Partie VfB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach. Höchsttemperaturen zwischen 20 und 22 Grad (wobei es auf der Ostalb gerne etwas kühler ist) und etwas Sonnenschein, der sich seinen Weg durch die Wolken bahnt, laden dazu ein, den Abschluss der zumindest aus Sicht der Heimmannschaften erfolgreichen Saison zu feiern. Zudem sollte man einzelne Schauer nicht gänzlich ausschließen, um nicht der Falschaussage bezichtigt zu werden.

Der VfB Stuttgart kann entspannt aufspielen, denn der dritte Platz und die Champions League sind sicher, aber bei einem Sieg gegen Gladbach kann in den Kraichgau geschielt werden und auf Schützenhilfe der TSG 1899 Hoffenheim im wahrsten Sinne des Wortes gehofft werden. Falls Hoffenheim den FC Bayern München besiegen sollte, wäre nämlich auch noch die Vizemeisterschaft gewonnen. Dort wird es zwar nicht ganz so warm wie weiter südöstlich, aber die Sonne lugt auch einmal durch die Wolken.

Immerhin haben im Südwesten die lang anhaltenden und kräftigen Niederschläge nachgelassen. In der Abbildung sind die aus 10-minütigen Stationsmessungen sowie aus Radarmessungen abgeleiteten 24-stündigen Niederschlagssummen dargestellt. Dabei sind insbesondere im Saarland und im südlichen Rheinland-Pfalz Mengen zusammengekommen, die sonst für einen ganzen Monat üblich sind. Solche „Spitzenreiter“ sind heute zum Glück nicht mehr zu erwarten.

DWD Spitzenreiter Spitzenreiter hey hey

Weiter nördlich, also in Hessen und im südlichen Nordrhein-Westfalen, ist die Wolkendecke bei Höchsttemperaturen zwischen 19 und 21 Grad dichter. Bevorzugt in dieser Region bilden sich zudem häufiger Schauer und Gewitter, die ganz lokal auch einmal kräftiger ausfallen und mit Starkregen einhergehen können. Davon könnten die drei restlichen Partien betroffen sein. Das wäre für Hessen die Partie der Frankfurter Eintracht gegen RB Leipzig. In Nordrhein-Westfalen muss der feststehende Absteiger Darmstadt 98 bei der Dortmunder Borussia antreten. Zudem empfängt der designierte Deutsche Meister Bayer 04 Leverkusen den FC Augsburg, um anschließend die Meisterschale entgegenzunehmen. Ob auch dieses Spiel wieder ohne Niederlage endet?

DWD Spitzenreiter Spitzenreiter hey hey 1

Trotz aller Wehmütigkeit bezüglich des Saisonendes 2023/24 sei allen Fußballbegeisterten hiermit ein Hoffnungsschimmer mitgegeben. In diesem Jahr hält sich die Fußball-Abstinenz während der Sommerpause in Grenzen. Wie in jedem Jahr werden noch die Relegationsspiele ausgetragen, zudem gibt es noch die Finalspiele beim DFB-Pokal sowie bei den europäischen Wettbewerben. Am 14. Juni wird dann die Europameisterschaft der Männer hier in Deutschland mit dem ersten Spiel Deutschland gegen Schottland im Austragungsort München angepfiffen.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Regenfluten im Südwesten – ein Zwischenstand

Nach den gestern noch bestehenden Unsicherheiten in der exakten Vorhersage hat sich nun bezüglich der gefallenen Regenmengen ein deutlich klareres Bild ergeben. Nachdem zunächst in der Nacht vor allem Baden-Württemberg den Schwerpunkt bildete, fallen nun aktuell im Saarland und den angrenzenden Gebieten in Rheinland-Pfalz erhebliche Regenmengen.

Bisher gefallene Regenmengen

Und diese Regenmengen haben es durchaus in sich. Blicken wir zunächst auf Baden-Württemberg. Auch dort regnet es immer noch verbreitet, allerdings hat hier die Intensität bereits deutlich nachgelassen. Deswegen der Blick auf die Regensummen vom Vormittag, nachdem die größten Teile des erwarteten Niederschlags gefallen sind. Dabei fallen vor allem der Oberrheingraben sowie Teile des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb auf. Dort fielen verbreitet etwa 40 bis 50 l/m² innerhalb von zwölf Stunden. Auch nördlich von Stuttgart gab es Mengen um 50 l/m². In Nordbaden fielen stellenweise sogar um 70 l/m² innerhalb dieses Zeitraums.

DWD Regenfluten im Suedwesten – ein Zwischenstand

Noch größere Mengen aber zeigten sich bis zum heutigen Mittag im Saarland und der Südpfalz. In und um Saarbrücken fielen dabei bis heute 14 Uhr zwischen 70 und 80 l/m² innerhalb von zwölf Stunden. Der Großteil davon sogar innerhalb eines Zeitraums von sechs Stunden. Bezüglich der Größenordnung handelt es sich hierbei immerhin um die übliche Niederschlagssumme eines kompletten Monats. Aus diesem Grund wurde diese Region auch mit einer Unwetterwarnung der höchsten Stufe („Extrem ergiebiger Dauerregen”) versehen. Auch im erweiterten Umfeld standen die Mengen mit Summen zwischen 50 und 70 l/m² dem Ganzen nicht viel nach.

DWD Regenfluten im Suedwesten – ein Zwischenstand 1

Hochwasserfolgen

 

Derartige Regenmengen machen sich zwangsläufig auch in Bächen und Flüssen bemerkbar. Dabei zeigt sich die Hochwassersituation in Baden-Württemberg sogar noch verhältnismäßig entspannt. Nur ein Pegel erreichte lt. dortiger Hochwasservorhersagezentrale eine Meldestufe für Hochwasser. Ansonsten bleibt es wohl bei erhöhten Wasserständen und nur leichten Überschreitungen bei maximal 2- bis 5-jährigen Ereignissen.

Anders dagegen die Situation im Saarland und dem südlichen Rheinland-Pfalz. Hier steigen die Pegel bereits deutlich an. Durch die jeweiligen Hochwasservorhersagezentralen wurden Warnungen vor 20- bis 50-jährigen Hochwasserereignissen und teilweise sogar darüber hinaus ausgegeben (höchste Warnstufe). Ein Pegel (Steinalben/Queidersbach) überschreitet dabei aktuell bereits die Schwelle zum 50-jährigen Hochwasser. Ähnlich die Situation im Saarland. Hier melden mehrere Pegel bereits große Hochwasser (20- bis 50-jährig). Dabei muss von einem weiteren Anstieg der Pegel in den kommenden Stunden ausgegangen werden.

DWD Regenfluten im Suedwesten – ein Zwischenstand

Weitere Vorhersage

 

Die Niederschläge halten in den kommenden Stunden bis in die Nacht zum Samstag hinein an. Das verantwortliche Niederschlagsband zieht nur ganz langsam nordwärts. Dabei regnet es auch in den bereits betroffenen Regionen noch langanhaltend über weitere etwa sechs bis zwölf Stunden. Erst am morgigen Samstag sind die Niederschläge soweit abgeklungen, dass sich die Hochwasserlage erstmal entspannen dürfte. Dann erstreckt sich das Regenband etwa von der Eifel bis nach Sachsen. Warnwürdige Regenmengen fallen dabei aber kaum noch. Ruhe kommt damit aber keine in die Wetterküche. Die nächste gewittrige Starkregenlage deutet sich bereits ab dem kommenden Dienstag an. Dabei wäre Stand heute vor allem der Süden Deutschlands betroffen und damit auch erneut Regionen, die bereits sehr viel Regen abbekommen haben. Entspannung ist also nicht wirklich in Sicht.

M.Sc. (Meteorologe) Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Viel Regen für die Südwesthälfte

Sommerliche Temperaturen und viel Sonnenschein laden derzeit zum Baden ein. Zumindest gilt dies, wenn man in Richtung Norden und Nordosten Deutschlands schaut. In der Südwesthälfte werden den Bewohnern bei dieser Aussage eher Fragezeichen auf der Stirn erscheinen. Dort gestaltet sich das Wetter „nur“ mäßig-warm und wechselhaft mit dichten Wolken und teils kräftigen Gewittern. Zudem setzt ab Donnerstagabend länger anhaltender, teils schauerartig verstärkter Regen ein, bei dem auch unwetterartige Niederschlagsmengen zusammenkommen können. Es sieht dort aktuell also nicht gerade nach sommerlichen Verhältnissen aus – auch wenn die Holunderblüte aus phänologischer Sicht bereits den Frühsommer eingeläutet hat.

DWD Viel Regen fuer die Suedwesthaelfte

Die Schuldigen sind in der Bodendruckkarte auch schnell ausgemacht. Von Tief „Juli“ im Bereich der Biskaya ausgehend liegt eine Luftmassengrenze knapp westlich von Deutschland. Auf deren Vorderseite findet man in der Südwesthälfte in der feuchten Subtropikluft eine Zone mit tiefem Luftdruck (auch Tiefdruckrinne genannt). Ein erstes Tiefzentrum mit dem Namen „Ildiko I“ zog bereits am gestrigen Mittwoch und in der vergangenen Nacht zum Donnerstag mit teils kräftigen Schauern und Gewittern sowie schauerartig verstärktem Regen über den Südwesten hinweg. Im südlichen Breisgau kam es in der Gemeinde Offnadingen aufgrund von Starkregen und Hagel zu Überschwemmungen.

DWD Viel Regen fuer die Suedwesthaelfte 1

Am heutigen Donnerstag setzt sich die wolkenreiche, regnerische Witterung in der Südwesthälfte weiter fort. So bilden sich dort im heutigen Tagesverlauf erneut zahlreiche Schauer und einige teils kräftige Gewitter aus. Diese sollten meist im markanten Bereich liegen und mit Starkregen, Hagel und Sturmböen einhergehen. Aufgrund der feuchten Luft kann aber auch ein lokales unwetterartiges Starkregenereignis mit Mengen bis 40 l/qm in kurzer Zeit, im Alpenvorland auch mit Hagel um 2 cm nicht ausgeschlossen werden.

DWD Viel Regen fuer die Suedwesthaelfte

Ab den Abendstunden bildet sich dann im Bereich der Alpen ein weiteres Tief „Ildiko II“ in bodennahen Schichten, das in der Folge langsam nordwestwärts zieht. Dabei stellt sich eine sogenannte Gegenstromlage ein. Während die Winde in der Höhe aus südlichen Richtungen wehen, dreht der Wind am Boden auf nördliche Richtungen und die feuchte Luft wird angehoben. Diese regnet in der Folge über längere Zeit teils schauerartig verstärkt ab.

DWD Viel Regen fuer die Suedwesthaelfte 2

Der Regenkomplex zieht ab Donnerstagabend vom Süden Baden-Württembergs und dem südwestlichen Bayern in Richtung Saarland, Rheinland-Pfalz und Südost-Hessen und erreicht voraussichtlich am Freitag den Südwesten von Nordrhein-Westfalen. Dabei sind gebietsweise durchaus 40 bis 70 Liter pro Quadratmeter in 12 bis 24 Stunden möglich, lokal kann auch extrem ergiebiger Regen mit Mengen über 80 Liter pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen werden. Punktuell deuten sich in einigen Wettermodellen für die Staulagen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb sogar Mengen um 100 Liter pro Quadratmeter an. Dort, wo die unwetterartigen Niederschläge auftreten werden, muss mit Überschwemmungen auf Straßen und in Unterführungen gerechnet werden. Flüsse und Bäche könnten zudem über die Ufer treten.

DWD Viel Regen fuer die Suedwesthaelfte 3

Ab Samstag fließt dann die mäßig-warme Luft deutschlandweit ein und die Höchstwerte schaffen es nur noch vereinzelt an die sommerliche Marke von 25 Grad. Somit ist der Sommer auch im Norden und Nordosten erst einmal passé. Das Wetter gestaltet sich gebietsweise weiterhin wechselhaft mit Schauern und Gewittern. Unwettergefahr besteht dann nur noch vereinzelt und lokal eng begrenzt bei kräftigen Gewittern aufgrund heftigen Starkregens.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Reinhard Süring – Bis an die Grenzen und darüber hinaus (Teil 1)

Der 15. Mai ist aus meteorologischer Sicht kein ganz gewöhnlicher Tag. Nein, gemeint ist nicht irgendein Schwergewittertag in den letzten Jahrzehnten oder ein besonders „knackiges“ Ende der Eisheiligen in der jüngsten Vergangenheit. Für diese Art von Gedächtnis, bei dem sämtliche Tage, Wochen und Monate mit markanten Wetterereignissen abgespeichert werden und im Falle eines Weckens aus dem Tiefschlaf nachts um drei sofort abrufbar wären, braucht man ohnehin einen siebten Sinn. Einige unserer Kolleginnen und Kollegen können das traumwandlerisch. Bewundernswert! Ob Reinhard Süring auch ein derartiges Datumsgedächtnis hatte, ist nicht überliefert. Gleichwohl hat er in der Meteorologie mächtige Fußstapfen hinterlassen.

Das Licht der Welt erblickte Reinhard Joachim Süring im Jahr 1866 in Hamburg. Schon früh war er an Naturwissenschaften und speziell an den Bedingungen und Prozessen in höheren Luftschichten interessiert. So promovierte er nach seinem Studium für Mathematik und Naturwissenschaften in Göttingen, Marburg und zuletzt Berlin dort 1890 mit seiner Arbeit über „Die vertikale Temperaturabnahme in Gebirgsgegenden in ihrer Abhängigkeit von der Bewölkung“. Wie dem abgebildeten Deckblatt zu entnehmen ist, wurde „vertheidigen“ damals übrigens noch mit „h“ geschrieben.

DWD Reinhard Suering Bis an die Grenzen und darueber hinaus Teil 1 1

Im gleichen Jahr wurde er Assistent am Preußisch-Meteorologischen Institut in Berlin und mit Gründung des Meteorologisch-Magnetischen Observatoriums in Potsdam im Jahre 1892 auch dort. Die erste offizielle Wetterbeobachtung der Säkularstation Potsdam fand am Neujahrstag des Jahres 1893 statt und wurde von Reinhard Süring vorgenommen. Das Wort säkular stammt aus dem Lateinischen (saeculum) und bedeutet Jahrhundert. Die Messreihe in Potsdam ist mit inzwischen über 130 Jahren eine der ältesten Deutschlands. Fortan war er in der Region fest verwurzelt.

Nach der Geburt seiner ersten von insgesamt drei Töchtern mit seiner Ehefrau Olga Elisabeth Wedekind leitete Süring von 1901 an die Gewitterabteilung des Preußisch-Meteorologischen Instituts. Nun war der Stand der damaligen Meteorologie natürlich noch fernab irgendwelcher Modellberechnungen oder Basiskonzepten, wie beispielsweise auch in dieser Rubrik bereits vorgestellten „Zutatenmethode“. Die Faszination fürs Wetter und insbesondere der Wolkenphysik (Entstehungs- und Umwandlungsprozesse) hatten es ihm aber ganz besonders angetan.

Was lag da näher als der Gedanke mithilfe einer bemannten Ballonfahrt selbst einmal in die Wolkenwelt einzutauchen und Messungen vorzunehmen, zumal der Kollege Richard Aßmann (Erfinder des Aspirationspsychrometer) mittels eines unbemannten Registrierballons jüngst eine erstaunliche Entdeckung machte: Laut seiner Messungen hörte nämlich die Temperaturabnahme mit zunehmender Höhe in Schichten zwischen 10 und 13 Kilometer plötzlich auf und kehrte sich gar in eine Zunahme um, was angezweifelt wurde – sogar von Aßmann selbst. Also schnappte sich Reinhard Süring am 31. Juli 1901 seinen Kollegen und im Übrigen zugleich auch engsten Mitarbeiter Aßmanns, Professor Arthur Berson und stieg mit diesem um 11 Uhr Ortszeit mit dem mit Wasserstoff gefüllten Ballon „Preußen“ vom Tempelhofer Feld aus in die Luft. In ihrem Bericht über diese denkwürdige Ballonfahrt schrieben sie:

DWD Reinhard Suering Bis an die Grenzen und darueber hinaus Teil 1

„…Nach 40 Minuten hatte der Ballon bereits eine Höhe von 5000 Metern erreicht. Erst in dieser Höhe nahm der Ballon seine Kugelform an. Die Temperatur war um mehr als 30 Grad auf minus 7 Grad gesunken. Wir fingen bereits zwischen 5 und 6 km Höhe mit der regelmäßigen Sauerstoffatmung an. Nach etwa dreistündiger Fahrt hatten wir 8000 Meter erstiegen, nach 4 Stunden 9000 Meter. Der Einfluss der nunmehr unter 1/3 Atmosphärendruck verdünnte und auf minus 32 Grad abgekühlten Luft machte sich in einer Steigerung der Schlafbedürfnisse geltend. Die letzte den Druck und die Temperatur umfassende Beobachtungsreihe wurde in 10225 Metern prompt und völlig deutlich niedergeschrieben. Bald darauf fielen wir beide in tiefe Ohnmacht; Berson zog noch unmittelbar vorher mehrfach das Ventil, als er schon seinen Gefährten (Süring) schlafen sah (Berson und Süring 1901). …“

Na, neugierig wie’s weitergeht? Dann verpassen Sie nicht die in Kürze erscheinende Fortsetzung.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Polarlichter eine Nachlese

Am Wochenende gab es Polarlichter bis in mittlere Breiten. Höhepunkt war die Nacht zum Samstag. Dann konnte man sogar mit bloßem Auge helle Polarlichter bis in den Zenit beobachten.

Die Ursache der Polarlichter war ein geomagnetischer Sturm. Gegen Mitte und Ende der vergangenen Woche ereigneten sich mehrere heftige Sonneneruptionen aus einer großen Sonnenfleckengruppe mit der Nummer 3664. Bei diesem Ausbruch wurden große Mengen Gas, das zu einem Großteil aus geladenen Teilchen besteht, in den Weltraum geschleudert. Man spricht dabei von einem koronalen Massenauswurf (engl. Coronal Mass Ejection, CME). Sonnenflecken sind kühlere Bereiche auf der Sonnenoberfläche, die durch Störungen im Sonnenmagnetfeld entstehen und als dunkle Flecken in Erscheinung treten.

Die Wolke aus geladenen Teilchen bewegte sich auf die Erde zu. Die Teilchenwolken deformieren das interplanetarische Magnetfeld, sodass es sich mit dem Erdmagnetfeld verbinden kann. In den oberen Schichten der Atmosphäre treffen die geladenen Teilchen auf Luftmoleküle und regen diese zum Leuchten an, wodurch die Polarlichter entstehen.

Je nachdem, in welcher Höhe welche Moleküle angeregt werden, entstehen leuchtende Bögen, Vorhänge und Bänder in unterschiedlichen Farben. So erzeugen Sauerstoffmoleküle in 200 km Höhe rotes und in 100 km Höhe grünes Licht. Stickstoff leuchtet violett oder blau in tieferen Schichten der Atmosphäre. Deshalb leuchten Polarlichter in mittleren Breiten eher rot, da das grüne und blaue Licht in geringerer Höhe entstehen und nur dort, wo die Teilchen so tief in die Atmosphäre eindringen können. Dies ist meistens in nördlichen Breiten der Fall.

Der geomagnetische Sturm in der Nacht zum Samstag wurde von der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) als G5-Sturm klassifiziert. Es ist der erste G5-Sturm seit dem Herbst 2003. Der erste Höhepunkt war gegen 23:00 Uhr lokaler Zeit. Ein weiterer, noch stärkerer Substurm folgte von 01:00 – 03:00 Uhr, dann waren Beamer und farbige Bögen sogar über den Zenit hinaus zusehen. Fotos gab es sogar von Teneriffa und Puerto Rico.

Nach einer eher geringeren Aktivität in der Nacht zum Sonntag, wo das Polarlicht meist nur auf Fotos zu sehen war, wurde ab Sonntagnachmittag ein weiteres CME vorhergesagt, das auf das Erdmagnetfeld treffen sollte und wieder für helle Polarlichter sorgen sollte. Allerdings ging dieses nur knapp an der Erde vorbei, sodass nur im äußersten Norden Polarlicht zu sehen war. Die für die Polarlichter verantwortliche Fleckengruppe hat sich nun bereits auf die Rückseite der Sonne verlagert. Die Erde ist deshalb erstmal aus dem Schussfeld dieser Gruppe. Auch wenn heute Nacht noch ein schwacher Streifschuss eines CMEs nachkommen und mit etwas Glück Polarlichter auslösen könnte, so hell wie noch am Samstag werden diese wohl nicht mal werden.

Doch wie häufig treten solche Ereignisse in mittleren Breiten auf? Die Sonne durchläuft einen 11-jährlichen Zyklus, in dem es einmal zu einem Sonnenfleckenmaximum kommt. Im Bereich des Sonnenfleckenmaximums sind die Chancen wie derzeit am besten, um bei uns Polarlichter sehen zu können. In der Regel kann man dann ein paar Mal, zumeist schwaches Polarlicht in Deutschland sehen. Solche hellen Polarlichter wie in der Nacht zum Samstag sind aber sehr selten und traten zuletzt am 30. Oktober 2003 auf. Zudem muss auch das Wetter passen und das CME muss die Erde in der Nacht treffen, um Polarlichter überhaupt sehen zu können.

DWD Polarlichter eine Nachlese

Diplom- Meteorologe Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wettergegensätze

Die Großwetterlage über Europa ist eingefahren, die dominierenden Druckgebilde äußerst immobil. Über Nordeuropa hat sich ein sehr umfangreiches und kräftiges Hochdruckgebiet etabliert, das von zwei Tiefdruckgebieten über West- und Osteuropa flankiert wird. Der Jetstream über Europa wird dabei zu großen „Ausholbewegungen“ gezwungen und zeichnet dabei einen Weg nach, der dem griechischen Buchstaben Omega ähnelt (siehe Abbildung 1). Deswegen wird diese sich als sehr stabil erweisende Großwetterlage in Fachkreisen gerne auch als „Omegalage“ bezeichnet. Solche Omegalagen sind prädestiniert für Extremwetter unterschiedlichster Couleur. Während sich im Einflussbereich des Hochs Trockenheit einstellt, sorgen die flankierenden Tiefs für ergiebige Niederschläge. Deutschland befindet sich in den nächsten Tagen im Übergangsbereich dieser beiden Wetterregime. Während sich das trocken-warme und sonnige Wetter der vergangenen Tage im Norden und Osten fortsetzt, breitet sich in der Südwesthälfte schwül-warme Gewitterluft aus.

DWD Wettergegensaetze

Das verdeutlicht auch die Vorhersage des Gesamtniederschlags von verschiedenen Modellen bis Samstagabend (18.05.2024, siehe Abbildung 2). Während die Modelle für den Norden und Osten wenig bis nichts an Niederschlag im Angebot haben, werden etwa südwestlich einer Linie Emsland-Erzgebirge verbreitet 30 bis 50 l/m², vor allem im Südwesten und in der Mitte gebietsweise sogar 50 bis 80 l/m² und örtlich um 100 l/m² simuliert. Diese Mengen werden einerseits durch eher kleinräumige, aber mit teils heftigem Starkregen einhergehende Schauer und Gewitter bereitgestellt, die vor allem am Montag und Dienstag (13./14.05.) im Westen und Südwesten auftreten. Andererseits bilden sich ab Mittwoch (15.05.) wahrscheinlich auch größere, mit Gewittern durchsetzte Niederschlagsgebiete, die flächigeren, mehrstündigen Stark- oder Dauerregen bringen. Dann ist neben lokalen Sturzfluten, Überflutungen und vollgelaufenen Kellern auch Hochwasser an kleineren Flüssen und Bächen möglich. An dieser Stelle muss aber darauf hingewiesen werden, dass die Prognose von konvektivem, also zumindest teilweise schauerartigem und gewittrigem Niederschlag generell größeren Unsicherheiten unterliegt.

DWD Wettergegensaetze 1

Während in der Südwesthälfte in Laufe der Woche die Überflutungs- und Hochwassergefahr also ansteigt, wird im Norden und Osten ein ganz anderes Problem auf den Plan gerufen: Die Waldbrandgefahr! Im Mai hat es in weiten Teilen des Ostens wenig oder gar nicht geregnet (siehe Abbildung 3, links), auch davor war es mitunter deutlich zu trocken, sodass zumindest in den oberen Bodenschichten bereits wieder Trockenheit Einzug halten konnte (siehe Abbildung 3, rechts). In den nächsten Tagen kommt dazu ein in Böen starker bis stürmischer Wind, der zum einen die Abtrocknung nochmal beschleunigt, zum anderen potenziell brandfördernd wirkt.

DWD Wettergegensaetze 2

Der Waldbrandgefahrenindex des DWD erreicht bis Ende der Woche in weiten Bereichen des Nordostens und Ostens die höchste Stufe (siehe Abbildung 4). In der Natur ist vor allem dort größte Vorsicht geboten! Jegliche Zündquellen wie beispielsweise eine weggeschmissene Zigarette, illegale Lagerfeuer oder auf Wiesen abgestellte Autos sollten tunlichst vermieden werden! Die allermeisten Waldbrände sind nämlich auf unachtsames, fahrlässiges oder gar mutwilliges Verhalten von Menschen zurückzuführen.

DWD Wettergegensaetze 3

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Sonne satt am Muttertag

Das ausgedehnte Hochdruckgebiet UWE mit Schwerpunkt über der südlichen Ostsee bestimmt heute das meist ruhige Wettergeschehen in Deutschland. Seit der Auflösung von Nebel- und Hochnebelfeldern in manchen nördlichen Regionen scheint fast überall die Sonne. Dabei steigt die Temperatur in der Südwesthälfte auf Höchstwerte zwischen 23 und 28 Grad, sonst auf 20 bis 23 Grad. Allerdings macht sich an der Ostsee bei auflandigem Ostwind noch das kalte Meerwasser bemerkbar – daher wird dort die Marke von 20 Grad nicht erreicht. Alles in allem sehr gute Randbedingungen um den heutigen Muttertag im Freien zu verbringen.

DWD Sonne satt am Muttertag

Der Tag zu Ehren der Mütter ist global gesehen nicht einheitlich festgelegt und wird von den verschiedenen Ländern an ganz unterschiedlichen Tagen des Jahres begangen. So feiern einige Nationen den Muttertag bereits im Februar oder März, andere hingegen erst in der zweiten Jahreshälfte. In den deutschsprachigen Ländern und den meisten Nachbarstaaten hat sich allerdings der 2. Sonntag im Mai eingebürgert. Dieser Termin im Mai bringt mit sich, dass die Spanne an möglichem Wetter eine sehr große ist. So kann es Mitte Mai durchaus auch nochmal ziemlich kühl sein, länger anhaltender Regen wäre im Mai auch keine besondere Ausnahmeerscheinung. Außerdem könnten schon die ersten kräftigen Gewitterlagen auftreten, die dem Freizeitspaß unter freiem Himmel schnell ein Ende setzen würden. Dieses Jahr braucht man sich in den meisten Regionen aber keine Sorgenfalten bezüglich der Wetterentwicklung machen.

Eine kleine Ausnahme gibt es aber am heutigen Sonntag: In unseren Wetter- und Warnlageberichten ist nämlich von einem geringen Schauer- und Gewitterrisiko im Bereich des Schwarzwaldes und der östlichen Mittelgebirge (Erzgebirge, Oberpfälzer- und Bayerischer Wald) zu lesen. Doch warum ist das Risiko gerade dort leicht erhöht? Dies steht in direkter Verbindung mit der Topographie der genannten Regionen. In den verschiedenen Tälern des Berglandes kann die Sonne die maßgebliche Luftmasse etwas schneller erwärmen als in der flachen Ebene (die raschere Bildung von Quellwolken zeugt davon). Dazu trägt zum einen das reduzierte Luftvolumen eines Tales bei, zum anderen gibt es durch die Hänge deutlich mehr „Heizflächen“ (die Luft erwärmt sich nämlich über die Abstrahlung des Bodens) als im Flachland. Besonders groß ist der zweite Effekt, wenn die Sonne den Hang im rechten Winkel bescheint. Dieser Umstand der bevorzugten Gewitterentstehung wird auch als „orographischer Effekt“ beschrieben.

Zur Entstehung von Schauern oder Gewittern ist aber auch noch eine dafür geeignete Luftmasse von Nöten. Dabei sollte der Blick über die Landesgrenze hinaus nach Frankreich gerichtet werden. Dort etabliert sich heute eine Zone flachen Tiefdrucks, die den äußersten Südwesten Deutschlands knapp tangiert. Mit dieser wird etwas feuchtere und für Gewitter ein wenig anfälligere Luft herangeführt. Zusammen mit den vorher genannten orographischen Effekten kann es daher im Schwarzwald für einzelne Schauer und Gewitter ausreichen.

DWD Sonne satt am Muttertag 1

Mit den Gewittern geht es auch zu Wochenbeginn (Montag) weiter. Nach meist sonnigem Tagestart werden die Wolken im äußersten Westen, Südwesten und in Alpennähe sowie im Bayerwald rasch größer und im Tagesverlauf sind dort Schauer und teils starke Gewitter möglich. Diese können örtlich eng begrenzt mit Starkregen um 20 l/qm in einer Stunde einhergehen. Vereinzelt ist auch Unwetter durch heftigen Starkregen mit Mengen um 30 l/qm in kurzer Zeit möglich. Außerdem sind da und dort kleinkörniger Hagel und stürmische Böen dabei. In der Nordosthälfte bleibt es dagegen hochdruckbedingt ruhig mit viel Sonnenschein.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.05.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst