Atmosphäre und Ozean im Vergleich (1)

Manch einem mag der Stockwerkaufbau unserer Atmosphäre ein Begriff sein. Für den Meteorologen die vermutlich interessanteste Etage ist dabei die Troposphäre, in der sich das tägliche Wettergeschehen abspielt. Darüber folgt die nicht weniger wichtige Stratosphäre, die uns mit ihrer Ozonschicht vor zu starker UV-Einstrahlung schützt. Daran schließen sich die sehr kalte Mesosphäre und die dagegen sehr heiße Thermosphäre an, bevor es mit der Exosphäre so langsam in den Weltraum geht. (Details dazu finden sich im Thema des Tages vom 06.11.2020.)

Der Ozean scheint von außen betrachtet einfach ein großes Becken mit Wasser zu sein, und auch wenn es da nicht überall so eine klare Struktur wie über unseren Köpfen gibt, ist Wasser nicht gleich Wasser. Es gibt verschiedene Wassermassen, die sich durch unterschiedliche Temperaturen oder Salzgehalte voneinander abgrenzen lassen. Je kälter das Wasser ist oder je mehr Stoffe (vornehmlich Salze, daher die Bezeichnung) darin gelöst sind, desto schwerer ist es. Und wie das aus dem Alltag bekannt ist, neigen schwere Dinge dazu, sich weiter nach unten zu begeben, während leichtere sich darüber aufhalten. Genauso verhält es sich auch im Ozean und es gibt Schichten verschiedener Wassermassen.

Ganz am Boden verbreitet sich das sogenannte Antarktische Bodenwasser, das – wie der Name bereits vermuten lässt – das kälteste ist und sich am Ozeanboden befindet. Darüber ist in den meisten Ozeanen das Nordatlantische Tiefenwasser eingeschichtet, das zwar nicht ganz so kalt ist, dafür aber durch einen hohen Salzgehalt absinkt. Darüber wiederum sind die sogenannten Zentralwasser zu finden. Das ist ein bunter Mix verschiedener Temperaturen und Salzgehalte, die dadurch zustande kommen, dass das Wasser an verschiedenen Orten seinen Ursprung hat. Und ganz obendrauf liegen die Oberflächenwasser, die das Bindeglied zwischen Ozean und Atmosphäre darstellen. In den obersten Schichten kann die Sonne den Ozean erwärmen, Wasser kann verdunsten und in die Atmosphäre gelangen, wodurch der Ozean lokal salziger wird. Umgekehrt können Niederschläge das Wasser frischer machen und Gase aus der Luft können in den Ozean gelangen. So fördert zum Beispiel der Eintrag von Sauerstoff das Leben im Wasser oder der Ozean nimmt viel des überschüssigen Kohlenstoffdioxids aus der Luft auf.

Während die Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche etwa 14 Grad beträgt, ist das Wasser der Ozeane im Mittel nur 4 Grad warm. Das liegt daran, dass nur etwa die oberen 100 Meter Sonnenlicht zu Gesicht bekommen. Bei einer mittleren Meerestiefe von knapp 4000 Metern bedeutet das, dass einem Großteil des Wassers diese Wärme verwehrt bleibt. Aber dies ist nur der Mittelwert über die gesamte Wassersäule, an der Oberfläche liegt die Temperatur deutlich höher. Auch wenn in den Tropen die Luft wärmer als das Wasser ist und die Sonne ordentlich Kraft hat, ist das Oberflächenwasser global gesehen wärmer als die Luft darüber. Das hat zur Folge, dass der Ozean insbesondere in Richtung der polaren Regionen über seine Oberfläche Wärme an die Atmosphäre abgibt.

Die Wasseroberfläche als Grenze zwischen den beiden Elementen ist also weniger eine Grenze als eher eine wichtige Verbindung. Und die nimmt auch eine nicht zu vernachlässigende Rolle im Zusammenspiel von Atmosphäre und Ozean ein, wenn es um den Wind geht. Aber dem widmen wir uns in einem weiteren Thema des Tages.

Diplom Meteorologin Sabine Krüger und Christina Kagel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.08.2024
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Blaise Pascal, der Mann des Drucks

Wer einen Blick auf eine Bodenwetterkarte wirft, kommt kaum um sie herum und auch in Vorhersagen spielen sie praktisch täglich eine Rolle, die Druckwerte. Sie begegnen einem im Wettergeschehen immer wieder – sei es in Form von Isobaren, also Linien gleichen Luftdrucks, auf einer Karte oder in Form von beschreibenden Formulierungen wie Hoch- oder Tiefdruckgebieten. Aber in welcher Größenordnung bewegen wir uns hier auf der Erde und was hat der eingangs genannte französische Physiker und Mathematiker damit zu tun?

Pascal ist ganz allgemein im internationalen Einheitensystem (SI) die Einheit für jeglichen Druck. Es beschreibt somit, wie viel Kraft auf eine Fläche wirkt. Bezogen auf den Luftdruck ist diese Kraft die Masse der Atmosphäre, die durch die Erdanziehungskraft auf die Erde gedrückt wird. Die Atmosphäre wiegt gut 5 Billiarden Tonnen – das ist eine fünf mit 15 Nullen. Dieses Gewicht verteilt sich aber auf die gesamte Erdoberfläche, in etwa 510 Millionen Quadratkilometer. Damit ergibt sich ein mittlerer Luftdruck auf Meereshöhe von 101325 Pascal. Weil diese Zahl aber so groß und unhandlich ist, werden die letzten beiden Stellen in dem Einheitenvorsatz “Hekto” = Hundert zusammengefasst und hinter das Komma geschoben, sodass man bei den gebräuchlichen 1013,25 Hektopascal (hPa) angelangt ist.

Von diesem Wert ausgehend werden nun Hoch- oder Tiefdruckgebiete definiert, in denen der Druck entsprechend höher oder geringer ist. Aber nicht nur in solchen Gebieten weicht der Druck vom Referenzwert ab. Klettert man auf einen hohen Berg oder setzt sich in ein Flugzeug, nimmt der Druck ebenfalls ab, weil dann weniger Luft und damit weniger Masse über einem ist. Das führt dazu, dass der weltweit gemittelte Luftdruck am Boden etwa 985 Hektopascal beträgt, weil große Teile der Erdoberfläche über dem Meeresniveau liegen.

Wie oben erwähnt, beschreibt Pascal den Druck als SI-Einheit. Es scheint also noch andere Einheiten zu geben, die mehr oder weniger üblich sind. Und so ist es auch. Druck kann einfach über die Definition in Newton pro Quadratmeter angegeben werden, das ist aber eine recht umständliche Bezeichnung und für den Luftdruck wenig hilfreich, weil das riesige Zahlen ergeben würde. Als Erstes hat sich die Einheit Bar verbreitet, was 100000 Newton pro Quadratmeter entspricht, womit man in etwas handlichere Gefilde gelangt, weil das in etwa die Größenordnung des atmosphärischen Drucks ist. Damit weniger mit dezimalen Vielfachen hantiert werden muss, hat letztendlich der Newton pro Quadratmeter den einfacheren Namen Pascal bekommen. Und hier kommt nun Blaise Pascal ins Spiel, der sich neben anderen Dingen mit dem Verhalten von Fluiden, wie Wasser oder Luft, beschäftigt hat und dabei auch viel mit Druck auseinandergesetzt hat. Damit war er prädestiniert dafür, als Namensgeber für dieses physikalische Prinzip zu dienen.

Um die in den USA weiter verbreitete Einheit Bar beziehungsweise Millibar leicht mit dem hier üblichen Pascal vergleichen zu können, muss man lediglich wissen, dass ein Millibar, also ein Tausendstel Bar genau einem Hektopascal entspricht. Wenn man über ein altes Quecksilberbarometer stolpert, kann es sein, dass man nur eine Millimeterskala findet. Der abgelesene Wert in Millimetern entspricht einem Torr, was sich nicht ganz so einfach in Pascal umrechnen lässt. Der Normdruck von 1013,25 hPa entspricht nämlich 760 Torr.

Soweit der kleine Ausflug in die Welt des Drucks. Auch wenn es vielfältige Wege gibt, ein und dasselbe auszudrücken, genügt es für den täglichen Blick aufs Wetter aber üblicherweise eine Vorstellung von Pascal zu haben.

Dipl.-Met. Marcel Schmid in Zusammenarbeit mit der Praktikantin Christina Kagel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.08.2024
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Heftiger Starkregen – Unwetterserie über Europa

Am 15.08.2024 gingen Bilder von Wassermassen, die sich durch Dörfer und Städte ihren Weg Richtung Meer bahnten, durch die Medien. Sie stammten größtenteils von Menorca, der nordöstlichen Nachbarinsel von Mallorca. Nach heftigen Regenfällen floss dort der Niederschlag oberflächlich ab und riss auch größere Gegenstände wie Autos mit sich. Auf Mallorca fielen dabei bis zu 70 Liter pro Quadratmeter (l/qm) in einer Stunde, zum Beispiel 68,2 l/qm in Soller. Nach diesem kurzen, dennoch heftigen Ereignis kehrte dort aber meist wieder Ruhe ein. Anders auf Menorca, dort regnet es über mehrere Stunden hinweg mit hoher Intensität. So fielen in der Spitze in Mercadal rund 190 l/qm in vier Stunden am Nachmittag des 15. Augusts, knapp 80 l/qm davon in einer Stunde. Schon am Tag zuvor gab es auf den Balearen heftige Gewitter, zum heftigen Starkregen kamen am 14. August zum Teil schwere Sturmböen (> 90 km/h) hinzu.

Diese energiereiche und vor allem extrem feuchte Luft wurde in den Folgetagen weiter nach Nordosten transportiert. Auch über dem Alpenraum entluden sich wiederholt heftige Gewitter. Besonders eindrucksvoll, sicherlich auch, weil es eine Metropole traf, war das Gewitter am 17.08.2024 über Wien. An der Station Hohe Warte fielen in 10 Minuten 26,7, in einer Stunde 94,1 und über den gesamten Tag hinweg 112,2 l/qm. Insbesondere der einstündige Niederschlagswert pulverisierter geradezu den alten Wert vom 24.05.2014. Damals fielen 60,9 l/qm in 60 Minuten. In einer Stunde fielen in Wien damit rund die Hälfte des durchschnittlichen Sommerniederschlags. Sturmböen und Hagel bis 3 cm Korngröße wurden angesichts der Regenflut zur Randnotiz.

Doch damit nicht genug, neben anderen Schauplätzen “erwischte” es auch Deutschland. Am vergangenen Samstag und Sonntag (17. und 18. August 2024) erreichte ungewöhnlich feuchte Luft die Südosthälfte Deutschlands. Analysen der Luftmasse, sogenannte Rückwärtstrajektorien, zeigen den Ursprungsort zum einen über dem westlichen Nordatlantik auf Höhe von Nordflorida bzw. Marokko und zum anderen über dem westlichen Mittelmeer. Dies sind beides Regionen mit für die Jahreszeit besonders hohen Wassertemperaturen und damit “gute” Feuchtelieferanten. Bild 1 zeigt, wie außergewöhnlich feucht die Luft war. Dargestellt ist das niederschlagbare Wasser, ein absoluter Wert und ein Maß für den Wasserdampfgehalt der Troposphäre. Dunkelgrün eingefärbt erkennt man vor allem über Bayern, Thüringen und Sachsen für diesen Termin (17 Uhr MESZ am 18.08.2024), dass zu dieser Jahreszeit im Zeitraum 1979 bis 2021 kaum eine Luftmasse jemals so feucht war.

DWD Heftiger Starkregen Unwetterserie ueber Europa

Nicht jede feuchte Luftmasse führt zu außerordentlich hohen Niederschlagssummen. Es braucht auch einen Mechanismus, die Luftmasse zu heben, sodass überhaupt erst Wolken und Niederschläge entstehen. Ein Trog in der Höhe und mehrere Tiefs am Boden waren aber am Sonntag mehr als ausreichend um Schauer und Gewitter zu bilden.

Bild 2 zeigt die gemessenen Niederschlagsmengen innerhalb von 24 Stunden im Südosten Deutschlands. Spitzenreiter innerhalb von 24 Stunden waren mit jeweils 106,7 l/qm die Station Geretsried (Bayern) südlich von München und Dippoldiswalde-Reinberg (Sachsen) südlich von Dresden. Ein Großteil dieser Mengen fiel binnen weniger als 3 Stunden. Den höchsten Stundenwert lieferte etwas weiter nördlich die Station Dresden-Pilnitz mit rund 71 l/qm zwischen 15 und 16 Uhr. An zahlreichen weiteren Stationen in Sachsen und Bayern fielen mehr als 50 l/qm in 24 Stunden. Die einstündigen Niederschlagsmengen fielen damit sehr ähnlich zu denen in Wien oder auf Menorca aus. Ein Fingerzeig, dass die Luftmasse hier wie dort sehr ähnlich war.

DWD Heftiger Starkregen Unwetterserie ueber Europa 1

Mit Durchzug der Kaltfront von Tief SUSANNE floss gestern in den Nordwesten bereits trockenere Luft, die heute auch den Südosten Deutschlands erreicht. Dies und nachlassender Tiefdruckeinfluss lassen in den kommenden Tagen keine “Auswüchse” solcher Art wie am Sonntag erwarten, auch wenn es vereinzelt zu Gewittern kommen kann.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.08.2024
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Der ganz normale Sommer 2024 – unbeständig mit Schauern und Gewittern sowie mäßig warm bis warm!

Was ist ein typischer mitteleuropäischer Sommer? Die letzten Jahrzehnte, vor allem zwischen 2000 und 2020 ließen an diesem zunehmenden Zweifel aufkommen. Hitze und Trockenheit bestimmten teilweise über einen längeren Zeitraum die Wetterküche. Erste Rückfälle in alte Muster gab es zum Sommerstart 2020 als zunächst unbeständiges und mäßig warmes Wetter dominierte (vgl. ). Entsprechend chaotisch sah damals auch die Wetterkarte aus. In der Wetterküche waren demnach viele Köche am Start, die den Brei je nach Ansicht verdarben.

Auch dieses Jahr kann man nach mehr als Zweidrittel des Sommers von einem Rückfall in alte Muster sprechen. Die Zahlen zeigen eindrücklich einen eigentlich typischen mitteleuropäischen Sommer. Der Juni startet unterkühlt, konnte sich dann aber noch ordentlich steigern und am Ende normal bis leicht zu warm (~+0,4°C) bezüglich des Zeitraum 1991-2020 in die Akten eingehen. Über das Bundesgebiet gemittelt fiel er zudem zu nass aus, wobei dies nicht auf alle Regionen zutraf. Besonders im Süden machten sich die anhaltenden Regenfälle zu Monatsbeginn bemerkbar (vgl.  Juni). Grundsätzlich dominierte aber ein unbeständiger Wettercharakter. Dies lässt sich schließlich auch an den vorherrschenden Wetterlagen ablesen. Insgesamt 14 zyklonal geprägten Grundmustern standen 13 antizyklonal Lagen gegenüber. Allerdings war auch die oftmals auftretende Wetterlage Brücke Mitteleuropa durch Prozesse in größeren Höhen nicht frei von Störungen und somit Niederschlägen.

Dann kam der sogenannte , eine Singularität, als Witterungsregelfall, in der Meteorologie. Demnach gilt: “Das Wetter am Siebenschläfertag (sowie die Woche danach) noch sieben Wochen bleiben mag.” Entsprechend schlecht standen die Chancen bis Mitte August für ein stabiles Sommerhoch schlecht. Denn rund um den Siebenschläfer herum sorgten Tiefs und Tiefausläufer bei mäßig warmen bis warmen Temperaturen (20 bis 30 Grad) wiederholt Schauer und Gewitter. Resultierend doppelte der Juli im Bundesdurchschnitt den Juni. Auch der zweite Sommermonat fiel normal bis etwas zu warm (~+0,5°C) und im Mittel zu nass aus. Aufgrund der inhomogen auftretenden Schauer und Gewitter war der Niederschlag aber nicht gleichmäßig verteilt. Während es in Brandenburg besonders nass war, fiel in Sachsen im Vergleich zum vieljährigen Mittel wesentlich zu wenig Niederschlag (vgl.  Juli). Auch bei den vorherrschenden Wetterlagen standen 15 zyklonale Muster 13 antizyklonal geprägten Wetterlagen gegenüber.

Und was können wir schon über den August sagen? Schon der einleitende Satz des Thema des Tages vom 16. August spricht Bände: Die letzten beiden Wochen waren ein bunter Mix aus warmen Hochsommertagen im Wechsel mit abkühlenden Schauern und immer wieder auch Gewitterlagen, die lokal sehr viel Regen im Gepäck hatten und damit Flüsse und Bäche teils mehr als genug gefüllt haben (weite Infos siehe Thema des Tages 16.08.2024). Auch der August ist derzeit bei durchschnittlichem Niederschlag im Bundesmittel etwas zu warm unterwegs (~+1,8°C). Aufgrund von Schauern und Gewittern ist der Niederschlag weiter nicht gleichmäßig verteilt. Während es diesmal im Norden und Nordosten zur Halbzeit zu trocken ist, fiel vom südlichen Niedersachsen und Thüringen bis ins Alpenvorland mehr Niederschlag als üblich.

Wenn wir nun einen Blick in die Gegenwart werfen, sehen wir Schmuddelwetter am Wochenende. Derzeit trumpft Tief SUSANNE noch auf, welches bis Montag von Ostdeutschland bis nach Weißrussland zieht. SUSANNE hat dabei eine Luftmassengrenze im Schlepptau, die schwülwarme Subtropikluft von mäßig warmer Atlantikluft trennt und heute vom Südwesten in den Nordosten liegt. Im Verlauf verlagert sich dieser Tiefausläufer ostwärts. Aufgrund der recht langsamen Geschwindigkeit kann es regional länger anhaltend, schauerartig verstärkt regnen. Von den Alpen bis nach Sachsen und Brandenburg sind vorab in der sommerlichen Luft noch ein paar Gewitterzutaten gegeben, sodass gebietsweise kräftige Umlagerungen mit Starkregen oder heftigen Starkregen, Hagel und Sturmböen einhergehen.

Von Westen nutzt Hoch NIKOLAS die Lücke zwischen den Tiefdruckgebieten, um sich vom Ostatlantik ostwärts bis nach Frankreich zu schieben und schließlich auch schon den Westen Deutschlands zu erreichen. Resultierend setzt schon im Tagesverlauf des Sonntags von Westen Wetterberuhigung ein.

Der Montag und Dienstag stehen dann ganz im Zeichen von NIKOLAS. Dieser verlagert seinen Schwerpunkt von Ostfrankreich über Deutschland hinweg bis nach Polen. Zum Wochenstart zaubert Hoch NIKOLAS hierzulande somit vielen Regionen ein sonniges Lächeln ins Gesicht. Allenfalls südlich der Donau sind noch die Reste der Luftmassengrenze wetterwirksam, sodass dort noch etwas Regen fällt. Das sich die eingeflossene, mäßig warme Atlantikluft nur langsam erwärmt, ist trotz Sonnenschein nur regional ein Sommertag mit über 25 Grad zu verzeichnen. Oftmals bleiben die Werte darunter, an den Alpen bei Regen ist es sogar verhältnismäßig kühl (vgl. Abbildung 1).

DWD Der ganz normale Sommer 2024 – unbestaendig mit Schauern und Gewittern sowie maessig warm bis warm

Am Dienstag bleibt das Land zwar unter Hochdruckeinfluss, gelangt aber auf die Westflanke des Hochs. Einhergehend kann von Süden und Südwesten wieder deutlich wärmere Luft ins Land strömen und die Temperaturen verbreitet auf sommerliche Werte hieven. Doch schon am Dienstagabend sind die Stunden von NIKOLAS gezählt. Denn von Nordwesten schickt ein Tief nördlich von Schottland eine Kaltfront ins Land. Bei auffrischendem und stark böigem Wind fegen schauerartige, teils gewittrige Niederschläge zunächst über den Nordwesten und verlagern sich bis Mittwochmorgen über die Südosthälfte Deutschlands. Gegen die rückseitig einfließende mäßig warme Atlantikluft hat die kurzzeitig einströmende Subtropikluft keine Chance, sodass diese nach Osteuropa hinausgedrängt wird.

Da aber auch mittelfristig kein stabiles Hoch in Sicht ist, bleibt den Bundesbürgern der teils unbeständige Achterbahnsommer erhalten. Aber vielleicht zündet der Spätsommer richtig?

Dipl. Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.08.2024
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Der TAF – eine codierte Wettervorhersage

TAF EDDK 170500Z 1706/1812 17004KT 9999 BKN020 TEMPO 1706/1709 2500 -RADZ BKN008 TEMPO 1709/1715 4000 SHRA BKN012TCU PROB40 TEMPO 1718/1722 2500 TSRA BKN010CB TEMPO 1722/1804 4000 RA BKN012 BECMG 1804/1807 29006KT BKN010 TEMPO 1804/1809 29012KT 2000 RADZ BKN007 BECMG 1809/1811 BKN015=

Ganz schön viele Zahlen und Buchstabenfolgen. Sie verstehen dabei nur Bahnhof? Keine Sorge, denn dann geht es Ihnen wie den meisten Menschen. Es handelt sich nämlich bei der obenstehenden Buchstaben- und Zahlenkombination um einen sogenannten TAF. Dies ist die internationale Abkürzung für “Terminal Aerodrome Forecast” (deutsch: Flugplatzwettervorhersage). TAF´s werden in der Regel für jeden internationalen Verkehrsflugplatz herausgegeben und dienen der weltweiten Verständigung im Luftverkehr, weshalb sie auch auf Englisch geschrieben werden. Im TAF sind alle, für den Flugbetrieb wichtigen Wetterinformationen enthalten und er wird in regelmäßigen Zeitabständen erneuert – bei Bedarf auch zwischen den Regelterminen. Es ist also sozusagen nichts Anderes als ein für den Flugverkehr spezialisierter Wetterbericht. Die dargestellten Parameter sollen vom Nutzer als der wahrscheinlichste Wert des Wetterzustandes im angegebenen Zeitraum verstanden werden.

Eine genauere Beschreibung der einzelnen Parameter finden Sie auch  Im Folgenden soll nun der obenstehende TAF in seine Einzelteile zerlegt und die einzelnen Bestandteile erläutert werden.

EDDK: Dies ist die internationale Kennung des Flughafens Köln/Köln-Bonn.

170500Z 1706/1812: Hiermit wird die Erstellungszeit und der Gültigkeitszeitraum angegeben. Der TAF wurde also am 17.08. um 05 UTC erstellt und ist gültig vom 17.08, 06 UTC bis 18.08, 12 UTC.

17004KT: Dies bedeutet, dass der Wind mit 4 Knoten (KT) aus 170 Grad (in etwa Süd weht).

9999: Die Bodensicht beträgt 10 km oder mehr.

BKN020: BKN steht für “broken” und gibt den Bedeckungsgrad wieder. Es entspricht sozusagen wolkig bis stark bewölkt. Die Angabe 020 gibt die Höhe der Wolkenuntergrenze in Fuß (FT) über dem Flugplatz an, wobei für die Höhe zwei Nullen angehängt werden müssen. 020 entspricht also 2000 FT (610 m).

TEMPO 1706/1709 2500 -RADZ BKN008: Im Zeitraum zwischen dem 17.08, 06 UTC und dem 17.08, 09 UTC liegt die Sichtweite bei 2500 m und es gibt leichten Regen mit Sprühregen aus einem wolkigen bis stark bewölkten Himmel mit einer Wolkenuntergrenze von 800 FT. TEMPO steht dafür, dass der Zustand nicht dauerhaft, sondern zeitweise erreicht wird.

TEMPO 1709/1715 4000 SHRA BKN012TCU: Dies bedeutet, dass zwischen dem 17.08, 09 UTC und dem 17.08, 15 UTC die Sichtweite zeitweise bei 4000 m liegt und es mäßig starke Regenschauer aus sogenannten TCU (Towering Cumulus), deren Untergrenze bei 1200 FT (365 m) liegt, gibt. Dabei ist es wolkig bis stark bewölkt.

PROB40 TEMPO 1718/1722 2500 TSRA BKN010CB: Mit einer 40-prozentigen Wahrscheinlichkeit treten zwischen dem 17.08., 18 UTC und dem 17.08., 22 UTC mäßig starke Gewitter aus CB (Cumulonimbus)-Bewölkung bei einer Sichtweite von 2500 m auf. Der Himmel zeigt sich wolkig bis stark bewölkt mit einer Wolkenuntergrenze von 1000 FT (305 m).

TEMPO 1722/1804 4000 RA BKN012: Im Zeitraum zwischen dem 17.08, 22 UTC und dem 18.08, 04 UTC liegt die Sichtweite zeitweise bei 4000 m und es gibt mäßigen Regen aus einem wolkigen bis stark bewölkten Himmel mit einer Wolkenuntergrenze von 1200 FT (ungefähr 365 m).

BECMG 1804/1807 29006KT BKN010: Der Wind nimmt zwischen 18.08., 04 UTC und 18.08., 07 UTC dauerhaft auf 06 KT im Mittel zu und dreht auf 290 Grad (etwa Westnordwest). Die Untergrenze der Bewölkung (wolkig bis stark bewölkt) sinkt in diesem Zeitraum auf 1000 FT (305 m) ab. BECMG (englisch für “becoming“) bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich in diesem Zeitraum der neue Zustand erst einstellt.

TEMPO 1804/1809 29012KT 2000 RADZ BKN007: Im Zeitraum zwischen dem 18.08, 04 UTC und dem 18.08, 09 UTC liegt die Sichtweite bei 2000 m und es gibt mäßigen Regen mit Sprühregen aus einem wolkigen bis stark bewölkten Himmel mit einer Wolkenuntergrenze von 700 FT. Dieser Zustand wird aber nur zeitweilig erreicht.

BECMG 1809/1811 BKN015: Die Untergrenze der Bewölkung (wolkig bis stark bewölkt) steigt im Zeitraum zwischen dem 18.08., 09 UTC und dem 18.08., 11 UTC dauerhaft auf 1500 FT (457 m) an.

Auf die Änderungskriterien wurden hier nicht eingegangen, denn diese sind sehr komplex und teils schwierig zu handhaben. Dies war nur ein kleiner Ausflug in die Flugmeteorologie und speziell in die eigene Welt des TAFs. Das dargestellte Beispiel bildet einen mittelschwer zu verstehenden TAF ab. Mitunter können diese sehr kompliziert und umfangreich werden, aber jeder Pilot muss in der Lage sein, TAFs schnell entschlüsseln und verwenden zu können. Nun hofft der Verfasser, etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben, sodass Sie in Zukunft nicht mehr nur Bahnhof verstehen.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.08.2024
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Halbzeitbilanz des August

Die letzten beiden Wochen waren ein bunter Mix aus warmen Hochsommertagen im Wechsel mit abkühlenden Schauern und immer wieder auch Gewitterlagen, die lokal sehr viel Regen im Gepäck hatten und damit Flüsse und Bäche teils mehr als genug gefüllt haben.

Da der Niederschlag vor allem im Moment wieder ein wichtiges Thema ist, werfen wir zunächst darauf einen Blick. In weiten Teilen Deutschlands sind über die letzten beiden Wochen aufsummiert 20 bis 45 l/m² gefallen, einige Gebiete, wie der Norden Bayerns oder auch die Zugspitze, haben eine kräftigere Dusche mit 60 bis 75 l/m² abbekommen. An den Küsten und im Nordosten Deutschlands ist es mit 10 bis 20 l/m² etwas trockener geblieben. Diese Zahlen allein sind natürlich schwer zu fassen. Im Vergleich zu dem, was in einem “üblichen” August eigentlich zu erwarten wäre, wird das Bild aber schon viel klarer. Betrachtet man die Deutschlandkarte, liegen die Werte größtenteils im grünen Bereich. Es sind verbreitet 40 bis 60 % dessen gefallen, was im gesamten Monat zu erwarten ist, also ziemlich genau die Hälfte nach einem halben Monat. Im bereits angesprochenen nasseren Gebiet in Nordbayern und bei seinen Nachbarn in Thüringen und Sachsen ist das gesamte August-Soll mit 80 % schon bald erreicht, in Würzburg beispielsweise ist jetzt schon mehr gefallen als sonst in der doppelten Zeit zu erwarten wäre. Die Küsten sind mit bislang 10 bis 25 % tatsächlich etwas zu trocken, da kann der August noch ein wenig nacharbeiten. Und auch die Alpen können zum Teil in den nächsten beiden Wochen noch etwas Niederschlag vertragen.

Wenn der Niederschlag im Groben passt, sollte es ja mit der Sonnenscheindauer ähnlich aussehen. Und auch hier liegt der August gut im Mittel, ist sogar etwas übereifrig. Mit überwiegend 50 bis 65 % dessen, was der August bieten soll, konnten die Sonnenanbeter schon gut auf ihre Kosten kommen. Als Zeitangabe formuliert sind das fast 100 bis 150 Stunden gewesen. Auf einen Tag gerechnet sind das im Mittel also bis zu 10 Stunden Sonnenschein. Am meisten konnte der Nordosten glänzen, aber auch die Mitte Deutschlands muss sich nicht verstecken. Von der Sonne am meisten verwöhnt wurde Potsdam mit 153,5 Stunden.

Die große Sonnenausbeute lässt natürlich auch die Temperaturen nicht kalt. An den Küsten ist – wie unter maritimen Einfluss zu erwarten – das deutschlandweit niedrigste Temperaturmittel von etwa 19 Grad verzeichnet. Je weiter man nach Süden kommt, desto mehr lässt dieser Einfluss nach und die Temperaturen klettern auf 20 Grad und ganz im Süden und Südwesten sind gemittelt Temperaturen von 21 bis 22 Grad gemessen. Auch beim Blick auf die Abweichung vom langjährigen Mittel, was den Zeitraum von 1991 bis 2020 beschreibt, ist eine klare Nord-Süd-Verteilung erkennbar. Überall liegen die Temperaturen über dem Mittel, im Nordosten jedoch nur knapp mit einem halben bis einem Grad, die Mitte Deutschlands ist bereits ein bis zwei Grad wärmer und im Süden reichen die Abweichungen sogar bis zu drei Grad auf der Zugspitze. Einen großen Anteil zu den höheren Tagesmitteltemperaturen haben auch die hohen Taupunktwerte und in diesem Zusammenhang auch die Tropennächte beigetragen. Aufgrund der hohen Feuchte sind die Temperaturen nachts nicht effizient gesunken. Damit wurde so mancher Wunsch nach Abkühlung zunichte gemacht. Der Mittlere Taupunkt lag an vielen Stationen über 15 Grad, das bisherige Maximum wurde am Rhein mit 17,9 Grad verzeichnet. Der ein oder andere Taupunktrekord für August könnte dabei bis Ende des Monats fallen.

Über alles gesehen, kann man über den August bis jetzt also nicht allzu sehr schimpfen. Lassen wir uns überraschen, was in den nächsten beiden Wochen noch auf uns zu kommt und hoffen auf gleichmäßig verteilte Niederschläge, damit die Flüsse nicht überlastet werden.

M.Sc. (Meteorologin) Sonja Stöckle in Zusammenarbeit mit der Praktikantin Christina Kagel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.08.2024
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Der Einfluss von Saharastaubausbrüchen auf atlantische Hurrikans

Aktuell befindet sich Hurrikan ERNESTO mit einem Kerndruck von 979 Hektopascal als Kategorie 1 Hurrikan nördlich der Dominikanischen Republik. ERNESTO wird sich voraussichtlich in den nächsten Tagen zu einem starken Hurrikan der Kategorie 3 entwickeln und dabei vor der Küste der USA nach Norden abdrehen. Abgesehen von den Bermuda-Inseln erreicht der Sturm im weiteren Verlauf aber kein Land und wird sich Anfang nächster Woche in die Westwindzone im Nordatlantik eingliedern. Damit könnte ERNESTO als außertropisches Tief im weiteren Verlauf auch auf unser Wettergeschehen Einfluss nehmen und die Vorhersagen hierzulande ordentlich durcheinanderwirbeln.

Wie konnte sich Ernesto zu einem Hurrikan entwickeln?

Die Brutstätte der meisten tropischen Wirbelstürme ist der östliche Atlantik. Grundlage dafür sind häufig mesoskalige konvektive Systeme, die in Südwest-Afrika im Bereich von kleinen Trögen, den (African Easterly Waves), entstehen. Einige dieser Gewittersysteme verlagern sich auf den östlichen Atlantik und können unter günstigen Bedingungen zu einem tropischen Wirbelsturm heranwachsen. Neben einer geringen vertikalen Windscherung (Windänderung mit der Höhe) und hohen Meeresoberflächentemperaturen von über 26 Grad spielen dabei auch Ausbrüche von Saharastaub eine wichtige Rolle. Intensive Staubstürme können in der Sahara gewaltige Mengen an Aerosolen aufwirbeln und diese mit dem Nordostpassat über den Atlantik transportieren. Befindet sich nun ein tropisches Tief oder auch ein schon ausgewachsener Hurrikan über dem Atlantik wird dieser von diesen Staubausbrüchen stark beeinflusst.

DWD Der Einfluss von Saharastaubausbruechen auf atlantische Hurrikans

Durch die Absorption der kurzwelligen einfallenden Sonnenstrahlung an den Aerosolen entsteht im Bereich solcher Staubausbrüche eine stabile Schicht in der mittleren Troposphäre. Diese ist gekennzeichnet durch eine Temperaturinversion und eine sehr geringe Feuchte. Dies sind schlechte Bedingungen für die Intensivierung eines tropischen Tiefs zu einem Hurrikan, da die diffus angeordneten Gewittersysteme innerhalb des Tiefs durch verstärkte Verdunstung am Oberrand der Wolke in sich zusammenfallen. Starke Verdunstung bewirkt nämlich ein Einmischen von trockenen Luftmassen ins Innere des Gewittersystems. Dadurch wird das Energiereservoir in Form von latenten Wärmeflüssen vom Ozean abgeschnürt. Somit kann der Sturm sich trotz Meeresoberflächentemperaturen von über 26 Grad und einer hohen Feuchte in unteren Schichten nicht weiterentwickeln.

Hat sich jedoch bereits ein ausgewachsener Hurrikan mit einer klaren symmetrischen Struktur und einem ausgewachsenen Auge entwickelt sieht die Sache etwas anders aus. Neue Studien zeigen, dass sich in diesem Fall der Effekt der Verdunstung im oberen Teil des Sturms aufgrund der starken Aufwinde in Grenzen hält. Gleichzeitig befinden sich eine deutlich höhere Anzahl an Staubaerosolen in den Wolken. Dieser Partikel können als zusätzliche Eiskeime fungieren. Dadurch werden bei der Sublimation von Eis zu Wasserdampf größere Mengen an latenter Wärme freigesetzt was den ausgewachsenen Hurrikan zusätzlich verstärken kann.

DWD Der Einfluss von Saharastaubausbruechen auf atlantische Hurrikans

Damit hat der Ausbruch von großen Mengen an Saharastaub einen negativen Einfluss auf die Intensivierung von tropischen Tiefs oder schwachen tropischen Wirbelstürmen mit einer diffusen Struktur. Bei einem ausgewachsenen Hurrikan kann dies allerdings zum gegenteiligen Effekt führen und den Sturm sogar weiter beleben.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.08.2024
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Wassertemperaturen

Während viele Urlauber ihre freie Zeit im Sommer gerne an der Nord- oder Ostsee verbringen, fahren andere lieber in den wärmeren Mittelmeerraum. Doch nicht nur das Navi weist in entgegengesetzte Richtungen, sondern auch die Werte auf dem Thermometer liegen weit auseinander. Sowohl die Lufttemperaturen an den beiden Küstenregionen stehen in starkem Kontrast zueinander als auch die Wassertemperaturen. An den deutschen Küsten und bei unseren Nachbarn im Norden ist es mit Tageshöchsttemperaturen von gut 20 Grad recht angenehm sommerlich warm, in den Mittelmeerländern herrschen hingegen verbreitet heiße 35 bis 40 Grad. Wo man im Norden noch ein erfrischendes Bad bei 20 Grad genießen kann, fühlt es sich im Süden mit nahezu 30 Grad eher an, wie in der Badewanne. Dazwischen lassen sich die Temperaturen an der europäischen Atlantikküste einordnen. Die Lufttemperaturen liegen in ähnlichen Bereichen wie in Norddeutschland, das Wasser hat etwas wärmere 21 bis 24 Grad zu bieten. Doch woran liegen diese Unterschiede?

Das Mittelmeer liegt etwa 15 Breitengrade weiter südlich, als die Randmeere des Nordatlantiks, was einen spürbaren Unterschied ausmacht, in Hinblick auf die Menge der einfallenden Sonnenstrahlung. Dadurch kann sich die Erdoberfläche dort mehr aufheizen und insbesondere die dunkle Meeresoberfläche absorbiert viel der wärmenden Energie. Wenn die Sonne in den Sommermonaten weiter nach Norden wandert, erreicht ihre wärmende Kraft unsere Breiten erst etwas später als die Mittelmeerregion. Dort wird also bereits eher die Heizung angeschmissen. Die hohe Wärmekapazität des Wassers, sprich seine Fähigkeit, Wärme zu speichern, hat zwei Effekte zur Folge: Zwar ist zuerst viel Energie nötig, es dauert also lange, bis es sich erwärmt hat, wenn es aber soweit ist, kann die Temperatur auch lange gehalten und die Umgebung beheizt werden. So hat das Mittelmeer der Nord- und Ostsee gegenüber einen Vorsprung, wenn es darum geht, Wärme zu sammeln – und den können die beiden auch über den Sommer nicht aufholen.

Das Mittelmeer ist ein Binnenmeer, sodass der Austausch mit anderen Wassermassen erschwert ist und das erwärmte Wasser sich in der “XXL-Badewanne” hält. Einen kleinen Abfluss in den Atlantik gibt es durch die Straße von Gibraltar. Eigentlich würde man nun erwarten, dass das Wasser durch seine hohe Temperatur leichter ist und sich an der Oberfläche auf den Weg in den weiten Ozean machen würde. Das Mittelmeerwasser ist aber zusätzlich ziemlich salzig, was es wiederum schwerer macht. Dadurch verlässt es seine Kinderstube in größeren Tiefen und beeinflusst die Temperatur des Oberflächenwassers im Ostatlantik nicht.

Obwohl beispielsweise Spanien und Portugal auf einem ähnlichen Breitengrad liegen, also ähnlich von der Sonne verwöhnt werden, wie das Mittelmeer, liegt das Temperaturniveau deutlich niedriger. Das liegt an einem größeren Strömungssystem im Atlantik, das im Westen warmes Wasser in Richtung Nordpol transportiert und im Gegenzug kälteres Wasser am Ostrand wieder zum Äquator bringt. Vor der europäischen Atlantikküste übernimmt diese Rolle der Kanarenstrom, der neben dem kühlen Wasser aus Norden auch Reste des warmen Wassers aus dem Golfstrom mit sich führt und damit für beständige Temperaturen in seinem Einzugsgebiet sorgt. Außerdem findet durch die vielfältigen Strömungen mehr Durchmischung mit tieferem und damit kälterem Wasser statt. Dadurch wird das erwärmte Oberflächenwasser hinunter gemischt.

Wenn man also bei der Urlaubsplanung die Wassertemperaturen an einigen Küsten Europas vergleicht, sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.

DWD Wassertemperaturen

Christina Kagel

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.08.2024
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“Hundsmäßig” heiß mit “Wasserbomben”-Gewittern

Am Donnerstag, den 15. August 2024 sind bereits sieben Wochen seit dem “Siebenschläfertag” am 27. Juni 2024 vergangen. Der Siebenschläfertag ist einer der meteorologischen Lostage. Damit einher geht bekanntlich die alljährliche Fragestellung, ob das Wetter am Siebenschläfertag Aufschluss über das Wetter der darauffolgenden sieben Wochen geben kann.

Das Wetter von sieben Wochen kann man tatsächlich aber nicht am Wetter eines einzelnen Tages festmachen. Vielmehr muss eher der Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang Juli als Kriterium herangezogen werden. Grundsätzlich besteht für großräumige Wetterlagen in diesem Zeitraum eine Erhaltungstendenz über mehrere Wochen. Bezieht man die Regel des Siebenschläfertages also nicht auf einen einzelnen Tag, sondern auf den genannten Zeitraum, dann bewahrheitet sich diese Regel in etwa zwei von drei Jahren.

Der Siebenschläfertag gehört zu den Singularitäten, also den Witterungsregelfällen in der Meteorologie. Andere bekannte Beispiele für solche Singularitäten sind die Eisheiligen, die Schafskälte, die Hundstage, der Altweibersommer oder das Weihnachtstauwetter.

Das Resümee im  lautete: “Würde man die Siebenschläfer-Regel wortwörtlich nehmen, würden uns also sieben schwül-heiße Wochen mit wahren “Wasserbomben” an Gewittern bevorstehen.”

In den letzten knapp sieben Wochen traf dies in der Form so nicht unbedingt durchgängig zu. Mit den Gewittern hatten die Warnmeteorologen, die Feuerwehren, usw. definitiv allerhand zu tun. Der Fokus lag bei den Gewittern tatsächlich auch sehr häufig auf dem Starkregen, die “Wasserbomben” treffen also durchaus zu. Bei den Hitzetagen sah es subjektiv betrachtet allerdings nicht überbordend aus, was die bestätigt. Beispielhaft kamen beim Spitzenreiter Bad Muskau bis einschließlich des gestrigen Montags zwar gerade einmal vier Hitzetage hinzu. Damit wurde aber sogar bereits ein Hitzetag mehr als im langjährigen Mittel zwischen 1991 und 2020 verzeichnet.

In Waghäusel-Kirrlach kamen bis zum 08.08.2024 sieben weitere Hitzetage hinzu. Dies änderte sich seit dem vergangenen Freitag. Seit dem gestrigen Montag werden nun verbreitet Höchstwerte von mehr als 30 Grad erreicht. Die Hitze erreicht nun am heutigen Dienstag ihren Höhepunkt. Ganz lokal sind auch bis zu 37 Grad möglich. Außen vor bleiben nur das Küstenumfeld und der äußerste Nordosten, die die 30 Grad (wenn auch teils nur um wenige Kelvin) verpassen. Sommerwetter vom feinsten mag man meinen. Allerdings kam seit Sonntag, spätestens aber seit dem gestrigen Montag aus Südwesten zunehmend Feuchtigkeit ins Spiel, was das Ganze allmählich unangenehm schwül werden lässt. Zudem kühlt es in den Nächten besonders in den Ballungszentren nicht mehr ab und an erholsamen Schlaf ist aufgrund mangelnder Durchlüftung der Wohnungen und Häuser nicht mehr zu denken.

Zu der Hitze passend befinden wir uns momentan in der Zeit der “Hundstage”. Diese erstrecken sich gemäß vielen Kalendern und Büchern vom 23. Juli bis zum 23. August. Namensgebend für die Hundstage ist das Sternbild “Großer Hund” und hängt mit dem heliakischen Aufgang des Sterns “Sirius” zusammen. Der Begriff der Hundstage dient im allgemeinen Sprachgebrauch der Benennung der heißesten Tage des Jahres.

Um noch einmal auf Gewitter zu sprechen zu kommen: Diese beenden nun ab dem heutigen Dienstag langsam, aber stetig diese Phase schwül-heißen Wetters. Und wieder ist insbesondere der Starkregen im Fokus. Die ein oder andere (schwere) Sturmbö und auch Hagel können zwar lokal auftreten, aber der Wassergehalt der Atmosphäre in Kombination mit der geringen Zuggeschwindigkeit deutet wieder auf wahre “Wasserbomben” hin. Davon betroffen sind am heutigen Dienstag ausgehend von den Mittelgebirgen der Süden und der Westen Deutschlands.

DWD Hundsmaessig heiss mit Wasserbomben Gewittern

Am morgigen Mittwoch weitet sich die Gewittertätigkeit dann ausgehend vom Westen und Nordwesten im Tagesverlauf über die Mitte ostwärts aus. Außen vor bleibt zunächst der Nordosten. In der Nacht zum Donnerstag kommt die Gewittertätigkeit dann auch dort an, wobei die Unwettergefahr aber allmählich nachlassen soll. Nachfolgend beruhigt sich die Lage dann von Westen weitestgehend.

DWD Hundsmaessig heiss mit Wasserbomben Gewittern 1

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.08.2024
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Von Feuchtigkeit und Hitze

Derzeit leidet Deutschland unter einer Hitzewelle. Dabei mag sich die Eine oder der Andere stirnrunzelnd fragen, ob es sich bei Tageshöchstwerten von 30 bis 37 Grad nicht nur um einen “normalen” Sommertag handelt. Immerhin kann die Temperatur im August sogar auf Werte um 40 Grad ansteigen. Ist es also übertrieben, vor einer starken oder gar einer extremen Wärmebelastung zu warnen?

DWD Von Feuchtigkeit und Hitze

Dazu muss man wissen, dass in Wettervorhersagen üblicherweise zwar nur die Lufttemperatur angegeben wird. Das Temperaturempfinden des Menschen entspricht jedoch der vorherrschenden Lufttemperatur nur, wenn man sich mit der Temperatur angemessener Kleidung bei mittlerer Luftfeuchtigkeit und Windstille langsam im Schatten bewegt. In der Sonne und bei hohem Wasserdampfgehalt der Luft empfindet man die Temperatur als höher, bei Wind – besonders im Winter – als geringer. Es spielt also nicht nur die Lufttemperatur eine Rolle beim Einfluss der Hitze auf den menschlichen Organismus. Auch die Feuchte der Luft und die Luftbewegungen sollten nicht vernachlässigt werden. Allerdings ist die Frage “Wie feucht ist die Luft?” gar nicht so leicht zu beantworten. Das liegt daran, dass man sich zuerst einmal darauf festlegen muss, welches Maß man zur Betrachtung der Feuchte auswählt.

So ist unter anderem die relative Feuchte (relative Luftfeuchtigkeit) eine sehr gebräuchliche (und vielleicht die am häufigsten verwendete) Größe zur Angabe des Feuchtegehalts der Atmosphäre. Sie gibt das Verhältnis zwischen der tatsächlich in der Luft befindlichen Wasserdampfmenge und der bei denselben Bedingungen maximal möglichen an. Ist die Luft gesättigt, kann sie also keinen zusätzlichen Wasserdampf mehr aufnehmen, so beträgt die relative Feuchte 100 Prozent. Problematisch bei dieser Größe ist vor allem, dass die Menge des Wasserdampfs, den die Atmosphäre aufnehmen kann, vom Druck und der Temperatur abhängig ist. Mit anderen Worten: Bei Druck- und Temperaturänderungen schwankt der Wert der relativen Feuchte auch dann, wenn die Menge des Wasserdampfs in der Atmosphäre gleich bleibt. Dabei gilt insbesondere, dass die relative Feuchte steigt, wenn die Temperatur sinkt. So liegt die relative Feuchte derzeit tagsüber bei 40 bis 60 Prozent, in den Nächten dagegen bei 80 bis 100 Prozent.

Will man stattdessen Aussagen zur absoluten Menge an Wasserdampf in der Atmosphäre machen, so eignet sich für eine solche Betrachtung die sogenannte Taupunkttemperatur (kurz: der Taupunkt). Damit wird die Temperatur beschrieben, auf die man ein Luftpaket (ein kleines abgeschlossenes Luftvolumen) abkühlen muss, damit die relative Feuchte 100 Prozent beträgt. Sie liefert ein Maß für die absolute Feuchte in der Luft, ist nicht temperaturabhängig und es gilt, dass die Luft umso feuchter ist, je höher die Taupunkttemperatur liegt. Am heutigen Montag und in den Folgetagen bewegt sich die Taupunkttemperatur insbesondere in der Südwesthälfte regional bei Werten von über 20 Grad.

Nun lassen diese Feuchtemaße jedoch keinen unmittelbaren Rückschluss auf die Auswirkungen der Hitze auf den menschlichen Organismus zu. Hier bedient man sich der sogenannten “Gefühlten Temperatur”. Dabei handelt es sich um eine künstliche Größe, die das Temperaturempfinden eines Menschen beschreibt. Zur Berechnung der Gefühlten Temperatur setzt der DWD das sogenannte “Klima-Michel-Modell” ein. Hier werden atmosphärische Bedingungen mit dem Energieumsatz eines Modellmenschen, dem Klima-Michel, beim Gehen mit konstanter Geschwindigkeit von 4 km/h verknüpft. Michel ist übrigens männlich, 35 Jahre alt, 1.75 Meter groß und 75 Kilogramm schwer. Seine Bekleidung passt er dem Sommerwetter so an, dass er nach Möglichkeit Behaglichkeit empfindet. Die daraus resultierende Gefühlte Temperatur steigt unter sommerlichen Bedingungen viel schneller als die Lufttemperatur an. Ist es jedoch kühl bei schwachem bis mäßigem Wind, kann sie auch unter die Lufttemperatur absinken.

DWD Von Feuchtigkeit und Hitze 1

Am heutigen Montag (12.08.2024) liegt die Gefühlte Temperatur im äußersten Südwesten bei bis zu 40 Grad und breitet sich am morgigen Dienstag weiter nordostwärts aus. Einzig der äußerste Nordosten sowie einige Küstenregionen sind dann bei Gefühlten Temperaturen von unter 30 Grad von der Hitze verschont. Am Mittwoch werden “nur noch” Gefühlte Temperaturen von bis zu 37 Grad erreicht, dennoch muss weiterhin von einer starken Wärmebelastung ausgegangen werden. Erst am Donnerstag entspannt sich die Situation in weiten Teilen Deutschlands, wobei die Subtropikluft im Süden Deutschlands voraussichtlich nicht vollständig ausgeräumt wird.

Und wann wird nun vor einer “starken Wärmebelastung” gewarnt? Dies geschieht, wenn die Gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Schwellenwert von 32 Grad Celsius überschreitet. Dieser Schwellenwert kann aber aufgrund eines Akklimatisationseffektes bei Ereignissen im Frühsommer etwas niedriger und im Hochsommer etwas höher liegen. Als weiteres Kriterium einer Warnung wird die nächtliche Temperatur von Innenräumen herangezogen. Denn bleibt die Nacht zu warm, verschlechtert sich die Schlafqualität. Durch diese zusätzliche Belastung wird die Hitze tagsüber schlechter verkraftet. Überschreitet die Gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Wert von 38 Grad Celsius, so wird vor einer “extremen Wärmebelastung” gewarnt. Weitere Informationen zum Thema Hitze sowie die aktuellen Hitzewarnungen finden Sie unter.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.08.2024
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