Der Hitze entgegen

Hochdruckgebiet MASCHAL sorgt am heutigen Sonntag und auch zu Beginn der neuen Woche für oft sonniges Wetter. Dabei strömt aus dem Süden warme Luft ins Land. Diejenigen, die noch Ferien haben, freuen sich jetzt über eine hochsommerliche Phase. Vor allem an den deutschen Küsten sorgen die erwarteten Sommertage für gute Laune. Für gesundheitlich vorbelastete und ältere Menschen steht allerdings eine unruhige Zeit bevor.

DWD Der Hitze entgegen 1

In der neuen Woche nimmt der Tiefdruckeinfluss aus Westen zu und die Feuchtezufuhr steigt. Die Luft wird zunehmend als schwül empfunden. Auch die Nächte bieten immer weniger Abkühlung. Die Temperatur sinkt vor allem in Ballungsgebieten nicht mehr unter 20 Grad. Damit ist keine ausreichende Erholung nachts gegeben und die Wärmebelastung steigt zusätzlich.

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Um der Hitze entgegenzuwirken, gibt es jede Menge Tipps. Grundsätzlich sollte man die große Hitze während der Nachmittagsstunden meiden und Tätigkeiten, wenn es denn geht, in die Morgen- und späten Abendstunden verlegen. Ein feuchtes Tuch im Nacken oder um Arme und Beine kann den Körper kühlen. Auch kühlende Bäder für Arme oder Füße lindern die Hitze. Ein leichter Luftzug kann für Entspannung sorgen. Es muss auch nicht immer ein Ventilator sein, ein Handfächer schafft oft schon Abhilfe und lässt sich überall mit hinnehmen. Zudem sollten Sie mehr trinken als gewöhnlich, um den Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen auszugleichen. Beim Essen sollten Sie auf leichte, aber auch salzhaltige Kost achten. Denn beim Schwitzen gehen dem Körper wichtige Mineralstoffe verloren. Tragen Sie luftige Kleidung. Sie lässt die Haut atmen und sorgt für Luftzirkulation, die wiederum durch Verdunstung für Abkühlung sorgt.

Besonderes Augenmerk bei Hitze und Sonne sollte auf dem Kopf liegen. Er beherbergt unsere “Schaltzentrale”. Ohne die geht nichts oder nicht mehr richtig. Bedecken Sie den Kopf, schützen Sie ihn vor direkter Sonne. Suchen Sie draußen schattige Plätze. Vermeiden Sie aufgeheizte Betonflächen. Ein Bummel durch ein klimatisiertes Einkaufszentrum oder der Gang in die Kirche verschafft sowohl Bewegung als auch Abkühlung.

Für die Wohnung gilt: Kühl halten. Nutzen Sie wenn möglich nordwärts ausgerichtete Räume. Lassen Sie die Sonne die Räume nicht zusätzlich aufheizen. Verdunkeln Sie, wenn möglich, von außen. So staut sich die Wärme nicht zwischen Fenster und Gardine im Innenraum. Lüften Sie ausreichend, nicht nur nachts. Sorgen Sie für Durchzug oder mindestens einen Luftzug. Ein Ventilator kann die Luft zwar nicht kühlen, er sorgt aber dafür, dass Feuchtigkeit auf Ihrer Haut verdunstet und ein kühles Gefühl zurückbleibt.

Das Umweltbundesamt hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst Broschüren zum Umgang mit Hitze herausgegeben. Auch das Bundesministerium für Gesundheit und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe geben Verhaltenstipps. Eine Sammlung verschiedener Quellen finden Sie auf www.hitzewarnungen.de.

Man sollte aus der Vielzahl an möglichen Abhilfen die für sich geeigneten heraussuchen. Nicht alles muss umgesetzt werden. Und wie sooft gilt auch bei Hitze: Achten Sie auf Ihre Nächsten. Bieten Sie Hilfe an oder fragen Sie danach.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.08.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

“Borkum-Twins” und “Wykinger”

Am späten Vormittag des vergangenen Donnerstags (08.08.2024) erreichte die Tornadoexpertengruppe des DWD ein beeindruckendes Video aus Borkum, auf dem zwei, nur wenige Meter breite Wasserhosen kurz nacheinander vom Watt über den Strand auf die Promenade zogen und sich rasch wieder auflösten (bei Interesse durch entsprechende Sucheingabe im Netz leicht zu finden). Dabei wurden Strandkörbe durch die Gegend gewirbelt und Stühle auf der Promenade förmlich in die Höhe katapultiert. Glücklicherweise soll es keine Verletzten gegeben haben, obwohl zu dem Zeitpunkt schon einige Leute am Strand unterwegs waren. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn einer der durch die Luft gewirbelten Strandkörbe einen Menschen getroffen hätte.

Die Tornados wurden gemäß der internationalen Fujitaskala (kurz: IF) als IF0 und IF0.5 eingestuft und damit im untersten beziehungsweise schwächsten Bereich der bis IF5 reichenden Skala. Die Einordnung erfolgt anhand der aufgetretenen Schäden, die anschließend eine Abschätzung der aufgetretenen Windgeschwindigkeit erlaubt. Diese liegt bei einem IF0-Tornado in der Größenordnung von etwa 90 km/h. Bei einem IF0.5 sind es bereits rund 120 km/h, womit man sich im Orkanbereich bewegt. Das relativiert dann schnell das Wörtchen “schwach” im Zusammenhang mit den “Borkum-Twins”, auch wenn man von starken Tornados erst ab der Stufe IF2 spricht (um 220 km/h). Nur der Vollständigkeit halber: Bei einem IF5 bewegt man sich in Geschwindigkeitsbereichen deutlich jenseits von 400 km/h. Näheres zur IF-Skala finden Sie im

DWD Borkum Twins und Wykinger

Die beiden Tornados entstanden über dem rund 21 Grad warmem Nordseewasser im Zusammenhang mit einer Schauerlinie, die gegen 10 Uhr über Borkum ostwärts hinweg zog. Auch in Wyk auf Föhr kam es vormittags zu zwei Wasserhosen (Stärke IF0.5). Die beiden “Wykinger” zogen ebenfalls auf den Strand und wehten dort Strandkörbe um. Zwei weitere Verdachtsfälle wurden zudem vor Langeoog gemeldet. Ob die beiden Wirbel aber ebenfalls den Boden beziehungsweise das Wasser erreichten, ist bisher nicht bekannt. Damit gab es in diesem Jahr bisher 27 Tornados in Deutschland, wobei der August im Mittel der Wasserhosenmonat schlechthin ist. Über 40 % der Wasserhosen treten durchschnittlich im August auf. Mehr zum Jahresgang der Tornadoaktivität in Deutschland und generell zur bisherigen Bilanz finden Sie im.

Wie Sie sicherlich schon gemerkt haben, zählen Wasserhosen zur Familie der Tornados und können damit auch als Tornado bezeichnet werden. Genaugenommen zählen Wasserhosen zu den sogenannten Typ-2-Tornados. Diese entwickeln sich an einer Schauer- oder Gewitterzelle im Umfeld geringer Geschwindigkeitsscherung, das heißt, die Windgeschwindigkeit darf mit der Höhe allenfalls nur schwach zunehmen. Zusätzlich benötigt man einen hohen vertikalen Temperaturgradienten, die Temperatur muss also mit der Höhe stark abnehmen. Entwickelt sich nun in Bodennähe noch ein konvergentes Windfeld (Bereich in dem die Luft zusammenströmt), wird die Luft gezwungen, aufzusteigen, was zur Bildung eines Tornados führen kann. Alle Bedingungen waren bei den jüngsten Fällen über der Nordsee gegeben: Rund 21 Grad warmes Wasser gepaart mit höhenkalter Luft, dazu ein mit Durchgang der Schauerlinie sprunghaft von Südwest auf West bis Nordwest drehender Wind.

Unter einem Typ-1-Tornado versteht man dagegen den “klassischen” Tornado, der sich an der Unterseite einer rotierenden Schauer- oder Gewitterzelle bildet. Dafür ist vor allem eine hohe Windscherung, also eine starke Zunahme und Drehung des Windes mit der Höhe notwendig. Ist die bodennahe Luft nun noch sehr feucht und die Wolkenuntergrenze niedrig, sind alle Bedingungen für die Entwicklung eines Tornados gegeben.

Borkum Twins und Wykinger

Auch wenn Typ-2-Tornados in der Regel schwächer als ihre Typ-1-Kollegen sind, sind sie trotzdem gefährlich, wie man besonders auf Borkum gesehen hat. Im Jahresmittel treten in Deutschland übrigens 45 Tornados auf. Mit bisher 27 Stück liegen wir dabei derzeit voll im Soll. Sicherlich wird noch der ein oder andere Tornado dazukommen, sei es als Neuentwicklung oder durch die nachträgliche Bestätigung einer der zahlreichen, noch nicht näher untersuchten Verdachtsfälle. Die Chancen auf ein mindestens durchschnittliches Tornadojahr stehen also nicht schlecht.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.08.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Hochsommer gibt Gas – länger trockene und sonnige Periode Fehlanzeige, aber für den CSD in Frankfurt und Olympia in Paris scheint die Sonne!

Diesen Sommer haben es stabile Hochdruckwetterlagen eher schwer. Normalerweise waren in den vergangenen Jahren immer wieder längere sonnige und trockene Witterungsabschnitte typisch für die Sommermonate. Doch in diesem Jahr überwiegt bisher meist unbeständiges und nur kurzzeitig hochsommerlich, heißes Wetter.

In den kommenden Tagen klopft mal wieder der Hochsommer an und versucht ganz Deutschland zu dominieren. Doch insgesamt hat es Hoch LEANDER zunächst schwer sich gegen die steuernden Tiefs OTTILIE zwischen Island und Schottland sowie NICOLE zwischen Island und Spitzbergen durchzusetzen. Dieser Tiefdruckkomplex induziert vom Nordostatlantik über die Britischen Inseln hinweg bis in die Nordsee und nach Dänemark eine teils kräftige westliche bis nordwestliche Strömung, mit der wiederholt Tiefausläufer und Randtiefs ostwärts geschoben werden. Somit kann LEANDER anfangs nur in der Südhälfte wirken und die Sonne strahlen lassen. Der Norden wird dagegen weiter von den Tiefausläufern überquert oder gestreift, sodass dort der unbeständige Wettercharakter anhält.

DWD Hochsommer gibt Gas – laenger trockene und sonnige Periode Fehlanzeige aber fuer den CSD in Frankfurt und Olympia in Paris scheint die Sonne

Am Samstag heißt es auch wieder „Gude Frankfurt“, die Hessen und Gäste aus aller Welt kommen zum Christopher Street Day (CSD) zusammen. Die Demonstrationsparade soll mehr Respekt und Akzeptanz für Homosexuelle und queere Minderheiten schaffen. Ihr Name erinnert an den ersten öffentlich gewordenen Protest gegen Polizeiwillkür in den USA, genauer in der New Yorker Christopher Street, am 28. Juni 1969. Auch der Deutsche Wetterdienst möchte mit der Wettervorhersage für den CSD ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. Auch über Frankfurt putzt das Hoch LEANDER den Himmel nahezu frei von Wolken, sodass einem sonnigen und trockenem Tag voller guter Laune und ausgelassener Stimmung nichts im Weg steht. Allerdings lässt die Sonne bei nur einer leichten Brise das Quecksilber im Thermometer ordentlich steigen und hievt es wohl über die 30 Grad Marke. Was sich nach perfektem Sommerwetter anhört, kann insbesondere in Ballungszentren mit vielen Menschen schnell auch für den Körper belastend werden, also an Sonnenschutz und genügend Flüssigkeit denken.

Ab Sonntag kann Hoch LEANDER seinen Einflussbereich bis zur Nord- und Ostsee ausweiten und auch dort die Regenwolken überwiegend vertreiben. Wer glaubt, das Hoch LEANDER nun den Durchbruch für eine länger anhaltende, sonnige und trockene Hochsommerepisode bringt, wird enttäuscht. Denn bis Montag verlagert das Hoch seinen Schwerpunkt nach Skandinavien und ins östliche Mitteleuropa. Somit gelangt der Südwesten und Westen langsam wieder in den Einflussbereich von tieferem Luftdruck, der sich von den Britischen Inseln und Frankreich nähert und von Süden und Südwesten eine volle Ladung Feuchte im Gepäck hat. Durch den fehlenden Schutz des Hochs kommen zunächst auch mit Hilfe des Berglandes die vertikalen Umlagerungen wieder in Gang, sodass am Montag im Südwesten schon wieder erste Schauer und Gewitter auf dem Programm stehen könnten. In der Nacht zum Dienstag sollen die Schauer und Gewitter zwar weitgehend zusammenfallen, doch die Wolken lösen sich nur langsam auf. Somit ist in der Südwesthälfte die nächtliche Ausstrahlung limitiert, was vom Niederrhein bis zum Hochrhein sowie allgemein in den Ballungsräumen südwestlich von Weser und Werra wohl zu tropischen Nächten über 20 Grad sorgen wird.

Einen besonderen Blick müssen wir am Wochenende auch wieder gen Paris richten. Nachdem sich dort sowie an weiteren Orten in Frankreich und der Südsee in den vergangenen zwei Wochen Sportler aus aller Welt in verschiedenen Disziplinen gemessen haben, gehen am Sonntagabend die Olympischen Sommerspiele in Paris mit einer Abschlussfeier zu Ende. Wie bei uns sorgt LEANDER auch in Frankreich am Wochenende für Sommerwetter, bei dem die Wolken gegenüber der Sonne deutlich im Nachteil sind. Somit kann die Sonne auch in der Olympiastadt die Temperaturen auf rund 33 Grad klettern lassen. Für die Feier am Abend wird sich die Luft zwar wieder etwas abkühlen, mit rund 27 Grad bleibt es aber warm. Somit nehmen die Olympischen nach einem regenreichen Start ein strahlendes Ende.

Am Dienstag und am Mittwoch sind hierzulande dann wohl erneut starke, teils unwetterartige Gewitter Trumpf. Aus dem sonnigen und trocken-heißem Hochsommerwetter wird dann schnell eine schwül-heiße und unangenehme Wettersuppe, die den Körper leiden lässt. Entsprechend sollten sich die Hitzewarnungen, die sich am morgigen Samstag nur auf die Ober- und Hochrheinregion beschränken, bis Dienstag nahezu über das gesamte Land ausbreiten und regional sogar hochgestuft werden. In diesem Sinne vermeiden Sie nach Möglichkeit die Hitze, trinken Sie ausreichend Wasser und halten sie sich in kühleren Innenräumen auf.

Ab Donnerstag sagen die hießen Temperaturen voraussichtlich wieder ade. Der Trend beschreibt schließlich wieder, den für diesen Sommer typischen, unbeständigen und mäßig warmen bis warmen Wettercharakter.

Dipl. Met. Lars Kirchhübel mit Praktikantin Christina Kagel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.08.2024
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Hitzewelle ante portas

Warm, heiß, mäßig warm und dann wieder das ganze Spiel von vorne. So präsentierte sich der bisherige mitteleuropäische Sommer. Auf kurze Hitzewellen folgten meist recht zügig neue Dämpfer. Wenngleich es in den letzten zwei Wochen gebietsweise einige Sommertage mit mehr als 25 Grad gab, waren mehrere Tage am Stück mit 30 Grad eher selten. Gestern wurden beispielsweise in der östlichen Mitte und im Südosten nochmals 30 Grad erreicht. Spitzenreiter war Genthin in Sachsen-Anhalt mit 31,9 Grad. Die Kaltfront von Tief NICOLE beendete jedoch die kurze heiße Phase. Sie zog in der vergangenen Nacht über weite Teile des Landes hinweg und lagert nun am heutigen Nachmittag noch über dem Südosten, sodass dort einzelne kräftige Schauer und Gewitter entstehen. Unwetterartige Gewitter gab es am gestrigen Mittwoch und in der vergangenen Nacht im Einflussbereich der Kaltfront. Beispielsweise fielen in Otterberg bei Bremen 39 l/qm in einer Stunde. Auch hier in Offenbach am Main schütte es wie aus Eimern und innerhalb von 17 Minuten fielen etwas über 20 l/qm. Im Osten Hamburgs sorgten heftige Gewitter am Mittwochnachmittag für überschwemmte Straßen. Die nachfolgende Grafik zeigt allerdings, wie punktuell die Gewitter aufgetreten sind.

DWD Hitzewelle ante portas

In den kommenden Tagen wagt der Sommer einen nächsten Anlauf. Zunächst verbleibt der Norden noch im Einflussbereich von Tiefdruckgebieten und der schleifenden Frontalzone. Ein nordostwärts und sich kräftigendes Hoch wandert allerdings im Laufe des Wochenendes und am Montag nordwärts über Deutschland. In Verbindung damit kann sich die Luftmasse deutlich erwärmen. Nach aktuellem Stand dürfte auch kein Saharastaub die Einstrahlung hindern, wodurch volle Einstrahlung vorprogrammiert ist. Am Samstag wird die 30-Grad-Marke im Süden und Südwesten gebietsweise geknackt. Am Sonntag dann in der gesamten Südhälfte und am Montag sind im Südwesten örtlich bis 37 Grad möglich. Höchstwerte unter 30 Grad gibt es dann nur noch im Bergland, im Küstenumfeld und im Nordosten. Auch die Nächte werden zunehmend milder und es drohen wieder Tropennächte mit Tiefstwerten nicht unter 20 Grad. Am Dienstag wird es mit Ausnahme der Küsten verbreitet 30 bis 35, vereinzelt bis 36 Grad heiß.

DWD Hitzewelle ante portas

Allerdings wird die Luftmasse nun deutlich schwüler und damit unangenehmer. Die nächsten Gewitter stehen damit schon in den Startlöchern. Eine heranschwenkende Kaltfront samt vorgelagerter Konvergenz sorgen spätestens in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch in Verbindung mit teils unwetterartigen Gewittern dafür, dass die schwülheiße Luftmasse rasch wieder ausgeräumt bzw. nach Osten und Südosten abgedrängt wird. In der Folge setzt sich eine Zonalisierung durch. Während im Süden ein Azorenhochkeil zeitweise für warmes und freundliches Wetter sorgt, wird es im Norden allenfalls mäßig warm und unbeständig.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.08.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Urlaubswetter in Europa

Ein Wechsel aus kurzen freundlichen Phasen und teils kräftigen Schauern und Gewittern mit lokalen Unwettern, so gestaltete sich der Sommer 2024 bisher. Und auch in den nächsten Tagen hält dieser Trend an. Nach einem recht turbulenten Mittwoch mit Schauern und teils kräftigen Gewittern erwartet uns zum Wochenende eine Wetterzweiteilung. Während es im Süden meist freundlich und sommerlich bis hochsommerlich warm ist, geht im Norden das wechselhafte und nur mäßig warme Wetter weiter. Und auch die kommende Woche zeigt nach jetzigem Stand ein altbekanntes Muster. Nach einem kurzen Hitzehöhepunkt zu Beginn der Woche deutet sich ab der Wochenmitte eine deutliche Abkühlung an. Längeres beständiges Sommerwetter oder aber auch große langanhaltende Hitze scheint es in diesem Sommer nicht geben zu wollen.

DWD Urlaubswetter in Europa

Ganz anders sieht es aktuell im Mittelmeerraum aus. Der Hitzeschwerpunkt liegt dabei vorerst auf der iberischen Halbinsel. Dort zeigt das Thermometer in den nächsten Tagen häufig um 40 Grad an. Etwas kühler ist es in Spanien und Portugal lediglich entlang der Atlantikküste. Im weiteren Verlauf verlagert sich der Hitzeschwerpunkt allmählich vom westlichen in den zentralen und Anfang nächster Woche zunehmend auch in den östlichen Mittelmeerraum. Grund dafür ist ein ausgeprägter, welcher sich im Verlauf der Woche von Südspanien bis in das zentrale Südosteuropa ausbreitet.
Unter diesem kräftigen Höhenrücken bildet sich auch am Erdboden ein Hochdruckgebiet aus. Durch das Absinken der Luft innerhalb des Druckgebildes und der positiven Strahlungsbilanz kann sich die Luftmasse stark erwärmen. Damit werden in Südosteuropa Anfang nächster Woche teils erneut Temperaturen von über 40 Grad erwartet.

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Diese Region wurde bereits im Juni und Juli von intensiven Hitzewellen mit Temperaturen von teils über 40 Grad erfasst. Aufgrund der langanhaltenden Hitze und ausbleibenden Niederschläge sind dort in der Region mehrere Waldbrände ausgebrochen.

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Grund für die große Häufigkeit an Hitzewellen in diesem Sommer in Teilen von Südosteuropa ist eine immer wiederkehrende Wetterlage. Dabei befindet sich ein persistenter über West und teils auch über Mitteleuropa. Gleichzeitig dehnt sich ein Höhenrücken über dem zentralen und östlichen Mittelmeerraum nach Norden aus. Dabei strömen heiße Luftmassen von Nordafrika über den zentralen Mittelmeerraum nach Nordosten. Eine ähnliche Konstellation ist auch nächste Woche vorherrschend, sodass dort erneut eine Hitzewelle zu erwarten ist.

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Wer sich dagegen wechselhaftes und gleichzeitig herbstlich kühles Wetter wünscht und sich nach einer richtigen Abkühlung sehnt, dem empfiehlt sich die Nordmeerinsel Island. Dort kommen die Temperaturen in den nächsten Tagen und auch in der nächsten Woche nicht über 10 bis 15 Grad hinaus.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.08.2024
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Historische Wetterkarten Teil 1 – Internationaler Dekadenbericht

Im Jahr 1900 startete die Deutsche Seewarte an den Landungsbrücken in Hamburg mit der Herausgabe des Internationalen Dekadenberichts. Wir werfen heute einen Blick auf die Ausgabe Nummer 1 aus Jahrgang 1. Doch bevor wir uns diesem Schriftstück widmen, ein kleiner Rückblick auf das letzte Jahr des 19. Jahrhunderts. Damals wie auch im Sommer 2024 blickte die Welt nach Paris. Nicht nur fanden dort im Jahr 1900 über 5 Monate hinweg die 2. Olympischen Spiele der Neuzeit statt, von April bis November öffnete in der französischen Hauptstadt die Weltausstellung ihre Tore. Zu bestaunen gab es damals unter anderem die Rolltreppe, den Tonfilm oder den Dieselmotor. Fortbewegen konnte man sich erstmals mit der Pariser Metro. Der 8. September 1900 ist dagegen mit einem tragischen Ereignis verknüpft. Ein Hurrikan der zweithöchsten Kategorie Vier traf auf die texanische Küstenstadt Galveston und zerst

örte sie zu großen Teilen. Geschätzt 8.000 Menschen, ein Fünftel der damaligen Einwohner, starben an den Folgen des Hurrikans.

Doch nun zum Schriftstück des heutigen Tages. Der erste Teil des Berichts (Bild 1) widmet sich im oberen Teil der Seite der mittleren Druckverteilung und der Temperaturabweichung in einem Gebiet, das sich etwa vom Ural im Osten bis an die Westküste Nordamerikas erstreckt. Zu sehen sind Gebiete mit über-, normaler und unterdurchschnittlicher Temperatur. Zudem sind die Linien gleichen Luftdrucks, die Isobaren, eingezeichnet. Die Werte mögen auf den ersten Blick irritieren, sind wir heute doch Zahlen zwischen 960 und 1060 hPa gewöhnt. Auf der Karte stehen jedoch Werte nahe 760. Gemeint sind 760 mm Höhe und zwar die Höhe der Quecksilbersäule eines gleichnamigen Barometers. Über Jahrhunderte wurde der Luftdruck nämlich über sogenannte Quecksilber-Barometer bestimmt. Auf Meeresniveau führt der Luftdruck in einem Quecksilberthermometer zu einer Quecksilbersäule mit einer Höhe von 760 mm. Dies entspricht einem Druck von 1013,2 hPa. Die Isobarenabstände von 5 mm entsprechen somit etwa 6,7 hPa Unterschied. Anfang Juli 1900 war das Azorenhoch demnach gut ausgeprägt und im Deutschen Kaiserreich herrschte eine kühle Witterung.

DWD Historische Wetterkarten Teil 1 Internationaler Dekadenbericht

Doch wie kamen die “Wetterfrösche” damals ohne Wettermodelle und Satelliten zu ihrer Erkenntnis? Auf dem unteren Teil der Seite 1 sind Beobachtungen deutscher Dampfschiffe auf ihrem Weg zwischen dem Ärmelkanal und Nordamerika oder in der Gegenrichtung verzeichnet. Die Schiffbeobachtungen beinhalten als obere Zahl den Luftdruck und als untere eingeklammerte Zahl die Wassertemperatur und als Windfieder die Windrichtung und -geschwindigkeit. Jedes Schiff meldete dabei täglich nicht nur diese Werte, sondern auch seine Position. Anhand der Grafik lassen sich somit nicht nur die Druckverläufe auf einem Schiff, sondern auch der Druck auf einem bestimmten Längengrad im Verlauf der Zeit ablesen. Beispiel: Die “Kaiser Maria Theresia” verließ am 5. Juli den Ärmelkanal nach Westen bei einem Druck von 968 mm und einer Wassertemperatur von 16 Grad Celsius. Bis zum 10. Juli kam sie auf 60 Grad westlicher Breite voran. Dort meldete sie einen Druck von 959 mm und eine Wassertemperatur von 20 Grad und einem kräftigen südsüdwestlichen Wind. Die typischen Dampferrouten jener Zeit findet man auf der oberen Grafik als gepunktete (15.08 bis 14.01.) bzw. gestrichelte Linie (15.01. bis 14.08.). Die unterschiedliche Routenführung je nach Jahreszeit ist der Ausdehnung möglicher Eisberge geschuldet. Eine Erklärung des damaligen Verfassers zur Grafik der Schiffsbeobachtungen finden sich auf Seite 2 (Bild 2) unten.

Auf Seite 2 gibt es aber nicht nur eine Erklärung zu sehen, es gibt auch eine umfangreiche Tabelle mit Werten zum Luftdruck, der Temperatur und des Niederschlags in der ersten Julidekade zahlreicher Städte. Die Städte reichen dabei mit San Francisco an der US-amerikanischen Westküste über das anfangs erwähnte Galveston am Golf von Mexiko und das beschauliche Keitum auf Sylt bis zu Vladivostok im Osten Russlands am Japanischen Meer. Aufgetragen sind jeweils der beobachtete Wert und der Normalwert von Luftdruck, Temperatur und Niederschlag. Zu erkennen ist beispielsweise die kühle Witterung in Mitteleuropa und überdurchschnittlich warmes Wetter am Schwarzen Meer (Odessa).

DWD Historische Wetterkarten Teil 1 Internationaler Dekadenbericht 1

Die gezeigten Grafiken und noch viele weitere Veröffentlichungen unterschiedlichen Alters finden Sie frei zugänglich in der digitalen Literatursammlung des DWD, kurz: DWDbib:

MSc. Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.08.2024
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Hitze und Unterwäsche

Der gestrige Sonntag war temperaturtechnisch eher auf der gemäßigten Seite. In den meisten Regionen blieben die Maxima unter 25 Grad. Lediglich im Süden und teils auch im Osten gab es einen Sommertag. Die Tage zuvor waren jedoch verbreitet sommerlich, teils sogar heiß mit Höchstwerten jenseits der 30 Grad. Gebietsweise wurden in der vergangenen Woche Warnungen vor starker, teils auch vor extremer Wärmebelastung ausgegeben. Und nun steigt die Temperatur in dieser Woche wieder deutlich an.

DWD Hitze und Unterwaesche

Tiefdruckgebiet NICOLE, mit Zentrum vor Island, führt mit südwestlicher Strömung wieder deutlich wärmere Luft zu uns. Hochdruckgebiet KAI, derzeit mit Zentrum über Deutschland, sorgt für eine Abtrocknung der Luftmasse und zunehmende Sonnenanteile.

DWD Hitze und Unterwaesche

Vor allem am Dienstag und Mittwoch sind verbreitet Höchstwerte zwischen 25 und 28 Grad zu erwarten, teilweise werden über 30 Grad erwartet. Für den morgen Dienstag gibt es bereits Warnungen vor starker Wärmebelastung im Südwesten. Am Donnerstag kühlt es etwas ab, vor allem im Norden und Nordwesten. In der Südhälfte bleibt es aber auch in der zweiten Wochenhälfte sommerlich warm. Zeit, sich Gedanken um kühlende Unterwäsche zu machen.

Die meisten tragen Unterwäsche aus Baumwolle. Sie ist natürlichen Ursprungs und riecht nicht so unangenehm wie viele Kunstfasern. Sie saugt Feuchtigkeit praktisch im Nu auf. Das ist ein Vorteil, denn auf Oberhemden werden so Schweißflecken vermieden oder deren Sichtbarkeit zumindest verzögert. Allerdings kann es sich auch als Nachteil entpuppen, denn das mit Feuchtigkeit vollgesogene Baumwollteil kann am Körper kleben und für ein unangenehmes Trageempfinden sorgen. Es fehlt die Luftzirkulation, die die Feuchtigkeit verdunsten könnte.

Leichter und dünner ist Unterwäsche aus Seide. Auch sie ist natürlichen Ursprungs. Der glatte Stoff sorgt dafür, dass er nicht kleben bleibt, die Haut atmen kann und die Luft zwischen Haut und Unterwäsche zirkuliert. Schweiß wird so auf der Haut getrocknet, was einen kühlenden Effekt hat.

In wärmeren Gegenden auf der Erde setzt man auf natürliches Leinen. Nicht nur als Unterwäsche. Der Stoff bleibt auch bei hoher Luftfeuchtigkeit trocken. Auch er klebt nicht auf der Haut, lässt sie also atmen, Feuchtigkeit kann verdunsten und es entsteht ein kühles Gefühl.

Sportler kennen sie bereits: Funktionsunterwäsche. Sie wird aus Kunstfasern hergestellt und meist mit Naturfaser gemischt. Sie ist atmungsaktiv, nimmt etwas Feuchtigkeit auf, leitet sie aber auch ab und sorgt durch Verdunstung wieder für einen kühlenden Effekt.

Der kühlende Effekt beruht auf der Verdunstungsabkühlung. Der Schweiß verdunstet auf der Haut, geht also vom flüssigen in den gasförmigen Zustand über. Für diesen Phasenübergang wird Energie benötigt, die der verbleibenden Flüssigkeit in Form von Wärme entzogen wird. Zurück bleibt kühlere Flüssigkeit auf der Haut und die sorgt für Abkühlung.

Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten, sich mit der richtigen Unterwäsche Abkühlung an heißen Tagen zu verschaffen. Wobei sich Baumwolle eher für Menschen eignet, die weniger schwitzen oder sich nur wenig bewegen. Wer Sport treiben möchte, der ist mit Funktionsunterwäsche gut beraten.

Weitere Tipps, mit Hitze umzugehen, finden Sie auf den Webseiten des Deutschen Wetterdienstes und unter www.hitzewarnungen.de.

Diplom- Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.08.2024
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Weltrekord in Lindenberg: Seit 105 Jahren ungebrochen

Das Meteorologische Observatorium in Lindenburg wurde 1905 als “Königlich-Preußisches Aeronautisches Observatorium Lindenberg” gegründet mit dem Schwerpunkt auf Aerologie, also der Höhenwetterkunde. Der erste Leiter des Observatoriums war kein Geringerer als Richard Aßmann, der 1902 durch seine aerologischen Forschungen zeitgleich mit Léon-Philippe Teisserenc de Bort die Stratosphäre entdeckte. Seit jeher ist eine der Kernaufgaben des Observatoriums die Messung meteorologischer Parameter in der Atmosphäre und die Weiterentwicklung derer Messtechniken. Die “” dient damit der Wetter- und Klimaüberwachung seit über 100 Jahren.

Zur Zeit der Gründung des Observatoriums sah die Technik noch anders aus als heutzutage. Die Messinstrumente waren mechanisch und wogen teils mehrere Kilogramm. Es gab noch kein globales Navigationssatellitensystem, das eine horizontale Verlagerung von Messinstrumenten hätte aufzeichnen können. Sobald ein Messinstrument in den Wolken verschwand, wusste man nichts mehr über dessen genaue Position. Um ein vertikales Profil der Atmosphäre zu bekommen, wurden routinemäßig zwei Methoden angewandt. Bei windschwachen Wetterlagen wurden Messinstrumente mit einem teils bemannten, teils unbemannten Fesselballon in die Höhe gelassen. Der bodengebundene Ballon erreichte Höhen über 10000 Meter. Bei windstarken Wetterlagen waren Ballonstarts nur sehr schwierig zu bewältigen. Bei solchen Lagen kamen dann Drachen zum Einsatz.

Unterhalb des Drachens hingen sogenannte “Meteographen”. Mit diesen mechanischen Instrumenten wurden Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit gemessen und die entsprechenden Werte mittels eines Messzeigers auf einem eingelegtem Registrierpapier aufgezeichnet. Wenn das Messgerät wieder den Boden erreichte, konnte man die Werte ablesen. Es gab bereits vor der Gründung des Observatoriums Lindenberg viele Versuche mit Drachenaufstiegen. Mit der Zeit entwickelte man die Drachenkonstruktion weiter, wodurch immer größere Höhen erreicht wurden. Auch der Verlust durch Abreißen der Leine wurde mit der Zeit minimiert. Die Leine bestand dabei aus metallischem Draht unterschiedlicher Dicke.

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Am 01. August 1919 wurde nach einem Fehlstart des Fesselballons entschieden, das Vertikalprofil der aktuellen Atmosphäre mittels Drachenaufstieg zu erhalten. Der erste Drachen wurde in die Luft gelassen, an dem der Meteograph befestigt war. Der Drachen hatte dabei eine Angriffsfläche von 10 Quadratmetern. Diese reichte aus, um den Meteographen erst mal in die Höhe zu ziehen. Da das Eigengewicht des Drahtes weiteres Steigen verhinderte, wurden sogenannte Hilfsdrachen eingesetzt, die das Gewicht des Drahtes in der Luft hielten. Bei dem Rekordflug wurden insgesamt acht Drachen eingesetzt die 15000 Meter Draht mit einem Gesamtgewicht von 115 Kilogramm trugen. Als der Drachenzug wieder am Boden gelandet war, wurden die Messwerte abgelesen. Der Barograph stieß bei 9190 Metern an seine Grenze. Die Temperaturmessung ließ aber darauf schließen, dass der Drachen noch weiter aufgestiegen war. Geht man von einem gleichbleibendem Temperaturgradienten aus, ergibt sich damit eine Maximalhöhe von 9740 Metern. Das ist bis heute ein nie wieder erreichter Weltrekord.

DWD Weltrekord in Lindenberg Seit 105 Jahren ungebrochen

Mit beteiligt an dem Rekordflug war Georg Heinrich Friedrich Stüve. Das von ihm entwickelte “Stüve-Diagramm” zur Auswertung von Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit der Höhe ist auch heute noch eine beliebte Darstellung von aerologischen Messdaten. In den Jahren hat sich die Messtechnik jedoch deutlich geändert. Durch moderne Radiosondenaufstiege werden heutzutage regelmäßig Höhen von über 30 Kilometern erreicht. Die Messmethoden sind meist auf elektrische Kapazität basiert. Die Messinstrumente wiegen dabei nicht mal mehr 100 Gramm und senden ihre Daten per Funkverbindung an die Bodenstation. Zusätzlich kann das Verdriften des Ballons mittels GPS bestimmt werden. Des Weiteren erfolgt die Vertikalsondierung der Troposphäre auch durch Fernerkundung vom Boden aus.

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Im operationellen Betrieb wird der Weltrekord des höchsten Fluges einer Drachenkette also nicht gebrochen werden. Auch sonst wird es schwierig. Man müsste bei passendem Wetter einen großen Bereich des Flugraumes sperren. Und bräuchte zudem noch geübtes Personal und die passende Ausrüstung. Das historische Windenhaus, indem die Drachenwinde steht, existiert auch heute noch. Wer Lust hat, kann den Ort des Weltrekordes also noch besichtigen. Das nahegelegene Wettermuseum bietet zudem noch bis Ende August speziell für Familien ein Sommerferienprogramm an.

M.Sc. (Meteorologin) Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.08.2024
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Augustnächte mit Sternschnuppen

Der August ist im gregorianischen und damit unserem Kalender der achte Monat des Jahres und hat 31 Tage. Im alten Rom begann das Jahr noch mit dem Monat, der bei uns heutzutage der März ist. Somit war der August der sechste Monat und hieß “Sextilis”. Mit der julianischen Kalenderreform wurde der Beginn des Kalenderjahrs auf den 01. Januar vorverlegt und seither ist der August der achte Monat. Seinen neuen Namen erhielt der “Sextilis” durch Kaiser Augustus, da er in diesem Monat sein erstes Konsulat antrat. Ursprünglich hatte der August noch 29 Tage, aber mit der Kalenderreform durch Caesar verlängerte sich der Monat um zwei Tage. Andere Bezeichnungen für diesen Monat sind Erntemonat, Ährenmonat oder Sichelmonat.

Wie eingangs erwähnt, ist der August der letzte meteorologische Sommermonat. Die Nächte werden wieder spürbar länger und auch anhand der Tageslänge wird erkennbar, dass der Herbst allmählich vor der Tür steht. Beträgt die Tageslichtdauer in Frankfurt am Main am 01. August noch rund 15 Stunden und 14 Minuten, so liegt diese am 31. August nur noch bei 13 Stunden und 32 Minuten. Der Sonnenaufgang verschiebt sich im Laufe des Monats um rund 45 Minuten nach hinten, der Sonnenuntergang ist am Ende des Monats rund eine Stunde früher als noch zu Beginn des Monats.
Dass es abends früher dunkel wird, hat zwangsläufig nicht nur Nachteile. Vielmehr hat man dann bereits früher am Abend die Chance, ein alljährliches Himmelsspektakel zu beobachten – die Perseiden.

Die Perseiden zählen zu den stärksten Meteorströmen. Meteorströme sind als eine Art Teilchenwolke zu verstehen und werden auch als Meteorschauer oder Sternschnuppenschwärme bezeichnet. Bei diesen Teilchen handelt es sich meist um Staub oder auch um eishaltige Gesteinsreste eines Kometen. Im Fall der Perseiden handelt es sich um den Kometen 109P/Swift-Tuttle. Durchquert die Erde auf ihrer Umlaufbahn einen solchen Meteorstrom/Kometenschweif, so können diese Teilchen in die Erdatmosphäre eindringen. Aufgrund der hohen Reibung fangen diese an zu glühen. Dieses Glühen nehmen wir dann als Sternschnuppen wahr.

Die Perseiden haben ihren Anfangspunkt (Radiant) im Sternbild Perseus, welches namensgebend für diesen Meteorstrom ist. Perseus befindet sich unweit vom Sternbild Kassiopeia, das aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Buchstaben W als “Himmels-W” bezeichnet wird. Die ersten Sternschnuppen der Perseiden kann man bereits seit dem 17. Juli beobachten. Die Aktivität nahm dann von Tag zu Tag zu. Die Perseiden erreichen ihr Maximum in der Nacht vom 12. auf den 13. August. Dann können bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde beobachtet werden, wenn die Sichtbedingungen es zulassen. In lichtverschmutzten Gebieten sind es wesentlich weniger. Meist liegt die maximale Rate nur bei 20 bis 40 Sternschnuppen pro Stunde. Nachfolgend nimmt die Aktivität allmählich wieder ab und am 24. August endet dann die Zeit der Perseiden.
Die Perseiden werden auch als “Tränen des Laurentius” bezeichnet. Dessen Gedenktag ist am 10. August, vereinzelt auch am 11. August, also kurz vor dem Perseiden-Maximum und somit namensgebend.

Doch wie sieht es in den kommenden Nächten hinsichtlich der Sichtbedingungen aus, auch wenn es noch ein paar Tage bis zum Perseiden-Maximum dauert? Vom Mond ist zumindest aktuell keinerlei Helligkeit zu erwarten, denn am morgigen Sonntag ist Neumond. Für alle Sternschnuppenfans ist dies nicht die schlechteste Nachricht. Dies ändert sich natürlich in Richtung Monatsmitte, also auch in den Nächten rund um das Perseiden-Maximum, denn am 19. August ist bereits wieder Vollmond. In besagter Nacht geht der Mond aber gegen 23:20 Uhr MESZ unter. Für alle Nachteulen stellt der Mond also kein Hinderungsgrund für die Sternschnuppenjagd dar.

Dieses Wochenende tut sich zwar die ein oder andere Wolkenlücke am Nachthimmel auf, aber vor allem zu Beginn der neuen Woche ist dann verbreitet mit gering bewölktem oder klarem Himmel zu rechnen. Bei 16 bis 11 Grad, örtlich allerdings auch nur 10 bis 8 Grad, lässt sich das Sternegucken dann ausgiebig genießen.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.08.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Juli 2024

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Juli 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Waghäusel-Kirrlach Baden-Württemberg 21,5 °C +2,0 Grad
2 Dresden-Hosterwitz Sachsen 21,2 °C +3,4 Grad
3 Mannheim Baden-Württemberg 20,9 °C +1,4 Grad

Besonders kalte Orte im Juli 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 14,7 °C +2,0 Grad
2 Schierke Sachsen-Anhalt 15,6 °C +2,0 Grad
3 Carlsfeld Sachsen 15,8 °C +3,0 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Juli 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Holzkirchen Bayern 265,7 l/m² 171 %
2 Rettenberg-Kranzegg Bayern 262,9 l/m² 132 %
3 Baiersbronn-Ruhestein Baden-Württemberg 243,7 l/m² 146 %

Besonders trockene Orte im Juli 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Radeberg-Kleinerkmannsdorf Sachsen 26,2 l/m² 66 %
2 Dresden-Hosterwitz Sachsen 31,3 l/m² 45 %
3 Oberdachstetten Bayern 33,0 l/m² 58 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Juli 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Lindenberg Brandenburg 283 Stunden 123 %
2 Manschnow Brandenburg 279 Stunden 122 %
3 Schipkau-Klettwitz Brandenburg 271 Stunden 123 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Juli 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 186 Stunden 105 %
2 Lüdenscheid Nordrhein-Westfalen 186 Stunden 97 %
3 Nörvenich-Niederbolheim Nordrhein-Westfalen 187 Stunden 100 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet

Diplom-Meteorologe Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
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