Späte Sommerwärme und segelnde Spinnen: Der Altweibersommer

Zwischen Mitte September und Anfang Oktober, wenn das Tageslicht schon spürbar schwindet und der Herbst kalendarisch Einzug hält, stellt sich nicht selten für ein paar Tage noch einmal sonniges und durchaus sommerliches Wetter ein. Dabei handelt es sich erwiesenermaßen jedoch nicht um einen Zufall oder eine subjektive Wahrnehmung, sondern um ein tatsächlich wiederkehrendes Wettermuster, einen sog. Witterungsregelfall. Im deutschen Sprachraum bezeichnet man diese frühherbstliche Hochdruckwetterlage mit warmen Temperaturen als “Altweibersommer”.

Über den Ursprung dieser Bezeichnung lässt sich leider nur spekulieren. Möglicherweise geben die im Morgenlicht auf Wiesen und Sträuchern silbrig-grau glitzernden Spinnfäden, die von Baldachinspinnen gewebt (altdeutsch: geweibt) wurden, dem Altweibersommer seinen Namen. Die Spinnen segeln mithilfe dieser Fäden durch die Luft, teilweise tausende Meter hoch und hunderte Kilometer weit. Dabei sind sie auf Thermik angewiesen, also auf aufsteigende Blasen warmer Luft, die es nur bei eher windschwachen, sonnigen Bedingungen gibt. Da man die Jahreszeiten früher ausschließlich in Winter und Sommer einteilte, nannte man den Frühling daher “Junger Weibersommer” und den Herbst “Alter Weibersommer”. Aus Letzterem könnte der “Altweibersommer”, wie wir ihn heute kennen, entsprungen sein.

Auch meteorologisch gesehen gibt es keine eindeutige Definition für den Altweibersommer. Üblicherweise bringt man ihn mit einer recht stabilen Wetterperiode in Verbindung, die durch ein Festlandshoch oder eine Hochdruckbrücke über Mitteleuropa gekennzeichnet ist. Dabei ist es bei längerem Sonnenschein wärmer als üblich. Bei den mittleren Temperaturen erkennt man ihn daran, dass der septembertypische Temperaturrückgang für einige Tage unterbrochen wird. Da der Altweibersommer zu den Witterungsregelfällen gehört, die zeitlich betrachtet recht unspezifisch sind und nicht an bestimmte “Lostage” gebunden sind wie beispielsweise die Eisheiligen, ist dessen Eintrittswahrscheinlichkeit verhältnismäßig hoch. Sie liegt allein für die letzte Septemberwoche nach langjährigen Statistiken bei etwa 80 %.

Da der “Altweibersommer” nicht nur ein Phänomen in Deutschland ist, findet man Bezeichnungen für vergleichbare Witterungsregelfälle auch in anderen Sprachen. Im slawischen Sprachgebrauch und im Ungarischen zum Beispiel verwendet man Begriffe, die dem deutschen Wort Altweibersommer sinngemäß entsprechen (z. B.: polnisch “babie lato”). In Neuengland im Nordosten Nordamerikas kennt man die Wetterlage als “Indian Summer“. In Deutschland bezeichnet man damit übrigens fälschlicherweise den Zeitraum besonders starker Laubfärbung. In einigen Mittelmeerländern wird eine verhältnismäßig warme und beständige Wetterphase im November gerne “St.-Martins-Sommer” genannt, in Spanien “St.-Michaels-Sommer” (Veranillo de San Miguel).

So sommerlich warm der Altweibersommer am Tage ist, darf man nicht vergessen, dass die Nächte schon lang sind und die Luft gerade bei klaren und windschwachen Bedingungen stark auskühlen kann. So geht der Altweibersommer nicht selten mit dem ersten Boden- oder gar Luftfrost einher. Denken Sie also an Ihre Blumen und anderen frostempfindlichen Pflanzen!

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.09.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Tag der offenen Tür

Am 14.09.2024 standen die Türen der DWD-Zentrale in Offenbach weit offen für die Öffentlichkeit. Von 10 bis 18 Uhr präsentierten wir uns dem interessierten Publikum. In Führungen gab es Einblicke in alle Abteilungen des Deutschen Wetterdienstes. Im hauseigenen TV-Studio konnte man sich an einer Wettervorhersage vor der Kamera probieren. Eröffnet wurde die Veranstaltung von unserer Präsidentin Prof. Dr. Sarah Jones sowie dem Oberbürgermeister Offenbachs Felix Schwenke.

DWD Tag der offenen Tuer

Es gab viele Nachfragen zu unserer Arbeit und einige staunten nicht schlecht über die Vielfältigkeit unseres täglichen Tuns und Wirkens. Immer wieder tauchten Fragen zu den Wetterstationen und unseren Warnungen auf. Auch die Finanzierung des DWD war hier und da Thema. Daher möchten wir heute ein paar Fakten und Zahlen zum Deutschen Wetterdienst veröffentlichen.

Aufbau des DWD:

Der DWD betreibt neben der Zentrale in Offenbach noch 6 weitere große Außenstellen mit zum Teil mehr als 100 Beschäftigten. Insgesamt arbeiten rund 2150 Menschen beim Deutschen Wetterdienst. Es gibt fünf Standorte mit regionaler Klima- und Umweltberatung und zwei meteorologischen Observatorien. Insgesamt gibt es fünf Luftfahrtberatungszentren, wobei die Zentrale in Frankfurt sitzt. Des Weiteren gibt es drei agrarmeteorologische sowie eine maritim-meteorologische Beratungsstelle.

Wetterbeobachtung:

Der DWD unterhält 181 hauptamtliche Wetterstationen, davon stehen 15 an Hauptverkehrsflughäfen in der gesamten Republik. An 43 Regionalflughäfen gibt es Flugwetterbeobachtungen. Die Zahl der nebenamtlichen Wetterstationen sowie der Niederschlagsmessstationen beläuft sich auf 1726. Dabei melden 829 Stationen alle 30 Minuten. Zudem haben wir Zugriff auf mehr als 1760 Straßenwetterstationen aus Partnernetzen.

Auf dem Wasser erhalten wir Daten von mehr als 450 freiwilligen Beobachtern, davon sind 150 fest installierte Bordwetterstationen. Auf den Forschungsschiffen der Bundesrepublik Deutschland betreuen wir zwei Bordwetterwarten. Es gibt außerdem acht fest installierte Bojen in Nord- und Ostsee, die vollautomatisch regelmäßig Daten liefern. Zudem gibt es auf acht Schiffen aerologische Stationen.

Deutschlandweit gibt es 18 Radarstandorte, die (nahezu) rund um die Uhr in Betrieb sind und Daten liefern. Zudem wird an 48 Standorten die Radioaktivität verfolgt. An 1070 Stationen wird rund ums Jahr die Phänologie beobachtet und gemeldet. An den zehn Radiosondenstationen steigen pro Jahr etwa 7500 Wetterballons in den Himmel.

Alle Daten fließen in unsere zwei Hochleistungsrechner, die jährlich etwa 64 Millionen Karten und Grafiken mit Wetter- und Klimavorhersagen produzieren.

Die Arbeit (Zahlen aus 2023):

Im Jahre 2023 wurden vom DWD rund 180.000 manuell erstellte Vorhersagen ausgegeben. Davon etwa die Hälfte in Form standardisierter Vorhersagen. Es gab knapp 200.000 Wetterwarnungen sowie 5200 Warnungen vor Unwetter und extremem Unwetter. Über die WarnWetter-App wurden gut 1,4 Millionen Push-Meldungen versendet. Außerdem kamen 1,2 Millionen Nutzermeldungen bei uns an.

In der Luftfahrt wurden im gleichen Zeitraum 550.00 Vorhersagen und Warnungen erstellt. Zudem gab es dort 25.000 telefonische Beratungen. Die maritim-meteorologische Abteilung kommt auf rund 240.000 Warnungen, Berichte und Beratungen für unter anderem die Seeschifffahrt und den Küstenschutz.

Außerdem wurden mehrere Hundert Gutachten für Behörden, Katastrophenschutz und andere Nutzer gefertigt.

Die Nutzung (Zahlen aus 2023):

Auf die Flugwetter-App des DWD wurde 2023 gut 7,3 Millionen Mal zugegriffen. Die Warnwetter-App hatte etwa eine Million Nutzer. Das Straßenwetterportal SWIS wurde in der vergangenen Saison von etwa 36.000 Kunden genutzt. Das Katastrophenportal FEWIS hatte im vergangenen Jahr fast 330.000 Aufrufe. Die Selfbriefingportale für die zivile Luftfahrt, Rettungseinheiten, Flughäfen und Luftfahrtdienstleister verzeichneten 2023 etwa 64 Millionen Zugriffe.

Auf den Open-Data-Server wurde 2023 rund 60 Milliarden Mal zugegriffen. Abgerufen wurden dabei etwa 16.800 Terabyte an Daten.

Finanzierung (geplant für 2024):

In diesem Jahr gehen wir von einem Etat von 382 Millionen Euro aus. Davon werden 148 Millionen Euro für internationale Organisationen wie EUMETSAT (europäische Satellitenanstalt) verwendet. Für Personalausgaben werden 123,3 Millionen Euro veranschlagt. Für knapp 49,5 Millionen Euro müssen Investitionen getätigt werden.

Die vorausberechneten Einnahmen belaufen sich auf gut 20 Millionen Euro, 16,8 Millionen allein aus den Gebühren für die Luftfahrt. Der Steuermittelbedarf liegt bei etwa 362 Millionen Euro.

Diplom-Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.09.2024
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Unwettertief ANETT – Zwischenbilanz und Ausblick

Bereits am Donnerstag bildete sich südlich der Alpen das Tiefdruckgebiet ANETT (international als „Boris“ benannt), welches am Freitag nach Südosteuropa zog und seitdem dort recht ortsfest verweilt. Es hat sehr feuchte und warme Mittelmeerluft im Schlepptau, die auf deutlich kältere Luft aufgleitet, die westlich des Tiefs bodennah aus Norden nach Mitteleuropa einströmt. (Eine ausführliche Beschreibung dieser Wetterlage kann im Thema des Tages vom 11. September 2024 nachgelesen werden.) Durch diese Prozesse entwickelten sich vor allem auf der Westseite des Tiefs extrem intensive Regenfälle, die über mehrere Tage anhielten und uns auch noch bis kommenden Dienstag beschäftigen werden. Wir ziehen heute eine Zwischenbilanz und blicken zudem auf die zukünftige Wetterentwicklung in Verbindung mit dem Unwettertief.

Östliches Mitteleuropa (Österreich, Tschechien, Polen)

Am stärksten von den Niederschlägen waren und sind unsere östlichen Nachbarn Österreich, Tschechien und der Süden Polens betroffen.

Die größten Regenmassen prasselten in Österreich vom Himmel. Besonders schlimm traf es Ober und Niederösterreich. In Oberösterreich wurden in den letzten drei Tagen verbreitet 80 bis 150 l/qm gemessen, im Nordstau der Alpen sogar um 200 l/qm. Noch höher fielen die Regenmengen im größten Bundesland Niederösterreich aus. Nahezu flächendeckend regnete es dort 100 bis 200 l/qm, im Alpenstau und westlich von Wien kamen sogar um 300 l/qm zusammen. Bemerkenswert sind nicht nur die Regenmengen, sondern vor allem die große räumliche Ausdehnung der Niederschläge und dass selbst im Flachland, also fernab von Staueffekten, derartige Regenmengen gefallen sind. Die größte Regensumme innerhalb von 72 Stunden wurde mit 310 l/qm in St. Pölten gemessen, wobei 225 l/qm sogar innerhalb von nur 24 Stunden gefallen sind (Abb. 1). Selbst in der Hauptstadt Wien regnete es bisher schon um 200 l/qm (z.B. 216 l/qm in Wien Mariabrunn). Während es in tiefen Lagen schüttete, scheite es in höheren Lagen der Alpen heftig. Oberhalb von 2000 m stapelte sich der Neuschnee auf ein bis zwei Meter – absolut außergewöhnlich für Mitte September!

DWD Unwettertief ANETT – Zwischenbilanz und Ausblick

Auch Tschechien ist vom immensen Dauerregen betroffen. Insbesondere im Osten und in der Mitte des Landes summierten sich die Niederschlagsmengen bisher auf 100 bis 200 l/qm, teils auch darüber. In Svratouch östlich von Prag wurden bis heute Morgen 231 l/qm aufgezeichnet. An der Gebirgsstation Lysa Hora (1327 m) in Mähren-Schlesien wurde mit 238,5 l/qm am gestrigen Samstag die mit Abstand höchste gemessene Niederschlagsmenge registriert. Auch im Süden Polens öffnete der Himmel seine Schleusen. Vor allem in Schlesien kamen am gestrigen Samstag verbreitet 100 bis 150 l/qm zusammen, in Bielsko-Biala sogar 186 l/qm. Auch die Slowakei, Ungarn und die nördlichen Balkanstaaten waren betroffen, allerdings fielen die Regenmengen dort nicht ganz so heftig aus.

Deutschland

Neben dem östlichen Mitteleuropa wurden auch Teile Deutschlands von den Regengebieten gestreift. Vor allem in Sachsen und in der Südosthälfte Bayerns regnete es heftig. So wurden in Ober- und Niederbayern in den vergangenen drei Tagen verbreitet 50 bis 100 l/qm gemessen (Abb. 2), wobei ein Großteil der Mengen in der Nacht zum Samstag und am Samstag selbst gefallen sind. An der Grenze zu Oberösterreich und im Stau der Alpen kamen sogar verbreitet 100 bis 150 l/qm zusammen, teils sogar noch deutlich mehr. Am stärksten betroffen war das Berchtesgadener Land und der südliche Landkreis Traunstein. In Marktschellenberg wurden unglaubliche 262 l/qm gemessen, in Berchtesgaden 207 l/qm. Die größte Tagessumme von 157 l/qm wurde von der Niederschlagsstation in Ruhpolding-Seehaus registriert. In den Hochlagen oberhalb von 2000 m fiel in den Berchtesgadener Alpen im Stau ein bis eineinhalb Meter Neuschnee – Schneehöhen, die es in den letzten 20 Jahren frühestens im November gab! Selbst in Lagen um 800 m wurde es vorübergehend weiß. In Sachsen waren die Regenmengen mit 40 bis 80 l/qm nicht ganz so hoch, in Hermsdorf/Erzgebirge würde mit 106 l/qm die größte Regenmenge registriert.

DWD Unwettertief ANETT – Zwischenbilanz und Ausblick 1

Ausblick: Wieviel Regen kommt noch?

Die beschriebenen Regenmengen sind jetzt schon mehr als beachtlich und mitunter auch rekordverdächtig. Tief ANETT hat sich aber noch nicht ausgeregnet. In Österreich verlagert sich der Schwerpunkt der Regenfälle von Niederösterreich nach Oberösterreich (Abb. 3). Zu den am heutigen Sonntagmorgen gemessenen Regenmengen werden in Oberösterreich und den Regionen westlich von Wien bis Dienstagmorgen nochmals 40 bis 80 l/qm erwartet, im Stau der Alpen teils auch nochmals bis 120 l/qm. In Tschechien hat der Regen in den am stärksten betroffenen Regionen im Osten nachgelassen. Im Westen des Landes werden aber weitere 30 bis 60 l/qm, im Oststau des Böhmerwalds örtlich auch bis 100 l/qm prognostiziert. In Polen regnet es vor allem in Niederschlesien noch kräftig, im Umfeld des Riesengebirges mit bis zu 80 l/qm.

DWD Unwettertief ANETT – Zwischenbilanz und Ausblick 2

Da sich der Schwerpunkt der Regengebiete nach Westen verlagert, rückt auch Deutschland wieder in den Fokus (Abb. 4). Vom Süden Brandenburgs über Sachsen bis in die Südosthälfte Bayerns kommt noch einiges an Regen dazu. Im Osten regnet es noch bis Montagmittag; in Sachsen werden Regenmengen zwischen 30 und 50 l/qm vorhergesagt. Im Süden Bayerns hält der Regen sogar bis in den Dienstag hinein an. Etwa östlich der Isar und im östlichen Bayerischen Wald berechnen die Wettermodelle Mengen zwischen 40 und 80 l/qm, weshalb im südöstlichen Oberbayern aktuell bereits Unwetterwarnungen vor ergiebigem Dauerregen ausgegeben wurden. Da zudem die Schneefallgrenze ansteigt, beginnt der gefallene Schnee in den Alpen zu tauen, wodurch der Abfluss in die Flüsse zusätzlich verstärkt wird. Daher muss dort mit steigenden Flusspegeln gerechnet werden. Doch auch die Elbe und in erster Linie die Oder werden bis Mitte der Woche noch deutlich ansteigen, da die Wassermassen aus dem östlichen Mitteleuropa über diese Flüsse abfließen. Bis Mitte der Woche löst sich ANETT aber auf und wird abgelöst durch freundliches Spätsommerwetter.

DWD Unwettertief ANETT – Zwischenbilanz und Ausblick 3

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.09.2024
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Angespannte Dauerregen- und Hochwasserlage

Obwohl das Unwettertief ANETT (int. BORIS) über Südosteuropa liegt, erreicht sein Einfluss bis nach Südostdeutschland, wo es am heutigen Samstag noch weiter regnet. Das Hoch REINHOLD hingegen verlagert sein Schwerpunkt von der Bretagne nach Nordfrankreich und beeinflusst das Wetter im Norden und Westen des Landes. Auch in Sachsen und Brandenburg klingen die Niederschläge am Samstagnachmittag ab.

 

DWD Angespannte Dauerregen und Hochwasserlage

Ein Zwischenfazit zu den bereits gefallenen Niederschlagsmengen seit Freitag: Im Süden und Osten von Sachsen sind bis Samstagvormittag Mengen von 30 bis 50 l/m², am Erzgebirge und Oberlausitz 70 bis knapp 100 l/m² gefallen. In der Südosthälfte Bayerns sind im Schnitt 40 bis 50 l/m², im Bayrischen Wald und im östlichen Alpenvorland um 70 l/m² und an den östlichen Alpen 80 bis 130 l/m² zusammengekommen. In Bayern ist aber noch nicht vorbei mit dem Dauerregen, dort werden nochmals Niederschlagsmengen bis in die Nacht zum Sonntag von 30 bis 50 l/m², an den östlichen Alpen bis 70 l/m² erwartet.

DWD Angespannte Dauerregen und Hochwasserlage 1

Noch halten sich in der Grenze die Auswirkungen der Regenfälle an den Flüssen. Die Pegelstände in den betroffenen Gebieten werden jedoch in den kommenden Stunden und Tagen weiter einsteigen. Mehr Info dazu. Was bis jetzt, zumindest in Südostbayern, der schnelle Anstieg der Flüsse gebremst hat, ist die niedrige Schneefallgrenze an den Alpen zwischen 1200 und 1500 m. Dies hat dazu geführt, dass das Wasser in den Schnee gebunden wurde. Andererseits sorgt der viel Schnee für andere Probleme wie Schneebruch, gesperrte Alpenpässe und hohe Lawinengefahr.

Wie geht es weiter? Leider ist es mit Samstag noch nicht vorbei mit dem Regen: Neuer Regen ist angesagt. Im Laufe des Sonntags erreicht aus Osten ein Niederschlagsgebiet den Osten Deutschlands. Während in Sachsen und Brandenburg nach heutiger Sicht der Regen im Laufe des Montags wieder nachlässt, in Bayern hält der Regen bis Dienstag an. Dabei kommen Regenmengen von 30 bis 50 l/m², in Südostbayern 50 bis 80 l/m² in 24 bis 48 Stunden zusammen. Bei steigender Schneefallgrenze und hohe Pegelstände könnte der zweite Regenschub die Hochwasserlage allgemein verschärfen, weil auch in den Nachbernländern (Polen, Tschechien und Österreich) ohne große Pausen durchregnen und dort insgesamt höhere Mengen als in Deutschland erwartet werden.

DWD Angespannte Dauerregen und Hochwasserlage 2

Die Hochwasserlage im Ostdeutschland bleibt also angespannt und es wird lange dauern bis sie sich entspannen kann.

Im Westen und Norden Deutschland bleibt über die Tage ruhiger und sonniger, im Osten und Südosten ist erst ab Mittwoch der Fall. Die Temperaturen sind am Samstag mit 6 Grad an den Alpen und 17 Grad im Norden zunächst sehr verhalten, in der Nacht zum Sonntag ist im Westen bei längerem Aufklaren sogar Frost in Bodennähe möglich. Vor allem ab Montag wird es deutlich wärmer. Am Dienstag werden im Osten schonmal die 25-Grad-Marke erreicht, auch sonst werden Höchstwerte zwischen 18 und 23 Grad erwartet.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.09.2024
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Dauerregenlage mit Hochwassergefahr

Während die Nordwesthälfte Deutschlands zunehmend unter dem Einfluss des Hochs REINHOLD mit Schwerpunkt westlich der Bretagne gelangt, liegt die Südosthälfte des Landes im Einflussbereich des Tiefs ANETT (international BORIS), welches für die Dauerregenlage in den Regionen zwischen der Lausitz und den Alpenrand verantwortlich ist.

DWD Dauerregenlage mit Hochwassergefahr

Tief ANETT ist zwischen zwei Hochdruckgebieten eingeklemmt, so dass seine Kreise in denselben Regionen im südöstlichen Europa und im östlichen Mitteleuropa dreht und vor allem in Südwestpolen, Tschechien, Slowakei, Österreich, Ungarn und Slowenien für eine ausgeprägte Hochwasserlage sorgt. Deutschland ist nur am Rande betroffen. Die Elbe, Oder und Neiße sowie die Zuflüsse an der unteren Donau sind die betroffenen Flüsse, die in den nächsten Tagen Hochwasser bekommen. Mehr Details finden Sie.

Die Abbildung 2 zeigt die 48-stündigen Niederschlagsmengen bis Sonntagvormittag von dem deutschen Modell ICON D2. Die höchsten Mengen auf deutscher Seite (von 50 bis 100 l/m², im Berchtesgadener Land bis 150 l/m²) werden im Erzgebirge und in der Oberlausitz sowie zwischen dem Bayerischen Wald und den Alpen simuliert. In den Nachbarländern werden noch höhere Mengen erwartet.

DWD Dauerregenlage mit Hochwassergefahr 1

Zu erwähnen sind auch die ergiebigen Schneefälle in den östlichen Alpen, besonders in den österreichischen Alpen. Dort werden oberhalb von 1500 m 100 bis 200 cm Neuschnee fallen und die Schneefallgrenze sinkt zum Teil unter 1000 m. Dabei besteht eine erhöhte Schneebruch- und Lawinengefahr neben den winterlichen Straßenverhältnissen.

 

DWD Dauerregenlage mit Hochwassergefahr 2

Zum Wetter am heutigen Freitag: In der Südosthälfte zeigt sich der Himmel bedeckt und von der Lausitz bis zu den Alpen regnet es zum Teil langanhaltend und ergiebig, oberhalb von 1300 und 1500 m schneit es, bei Höchstwerten zwischen 5 und 12 Grad. Zudem weht ein mäßiger im Bergland starker bis stürmischer Nordwestwind. In der Westhälfte treten einzelne Schauer und kurze Gewitter auf, dazwischen zeigt sich die Sonne bei 10 bis 17 Grad und bei mäßigem, an der Nordsee frischem Nordwestwind.

In der Nacht zum Samstag südöstlich einer Linie Bodensee und Berlin regnet bzw. oberhalb 1200 m schneit es weiter, ansonsten klingen die Schauer ab und der Himmel klart gebietsweise auf. Die Tiefstwerte liegen zwischen 13 Grad an der Nordsee und 3 Grad an den Alpen.

Am Samstag lässt der Dauerregen im Tagesverlauf von Sachsen nach und von Nordwesten zeigt sich häufiger die Sonne bei kaum Schauern. Die Temperaturen steigen auf Werte zwischen 13 und 18 Grad im Norden und Westen und zwischen 6 und 12 Grad im Südosten. Der Nordwestwind ist spürbar unterwegs mit frischen bis starken, im Bergland stürmischen Böen.

Am Sonntag kommt im Osten und Südosten nach einer kurzen Pause neuer Regen auf. Nach Westen hin bleibt es bei wechselnder Bewölkung dagegen weiterhin überwiegend trocken, nur an der Nordsee sind einzelne Schauer unterwegs. Immerhin steigen die Temperaturen auch im Südosten etwas an. Im Norden und Nordwesten werden dann mit etwas Sonnenunterstützung stellenweise knapp 20 Grad erwartet.

Anfang nächster Woche setzt sich dann zögerlich wieder freundlicheres Wetter durch. Zudem steigen auch die Temperaturen wieder etwas an. Lupenreines Altweibersommerwetter mit viel Sonnenschein und spätsommerlichen Temperaturen für ganz Deutschland ist aber vorerst nicht in Sicht.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.09.2024
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Hurrikan-Saison am Höhepunkt?

Hurrikan FRANCINE hat die Küste von Louisiana erreicht. Dabei ging der Sturm als Hurrikan der Kategorie 2 an Land. FRANCINE erreicht an den Küsten Spitzenböen von 150 Kilometern pro Stunde, schwächt sich auf seinem Weg ins Landesinnere aber schnell ab. Die Hauptgefahr des Sturms geht von intensiven Regenfällen aus, die auch weit landeinwärts für Überschwemmungen sorgen können. Innerhalb von 24 Stunden sind in Louisiana stellenweise 150 bis 300 Liter pro Quadratmeter zu erwarten.
FRANCINE ist der sechste benannte Sturm im Atlantik in der Saison 2024 bisher. Damit liegt die Wirbelsturmaktivität dort bis zum jetzigem Zeitpunkt entgegen den Prognosen zu Beginn der Saison, sogar auf leicht unterdurchschnittlichem Niveau. Doch was sind die Ursachen hierfür?

Die atlantische Hurrikan-Saison startete in diesem Jahr vielversprechend. Hurrikan BEYRL war der frühste beobachtete Kategorie 5 Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen. Dieser Sturm entwickelte sich bereits am 2. Juli über dem karibischen Meer zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie. Grund dafür waren überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen, sowie günstige atmosphärische Bedingungen, welche die rasche Entwicklung des Sturms förderten.

DWD Hurrikan Saison am Hoehepunkt

Im weiteren Verlauf entwickelten sich lediglich die Stürme Debby (Kategorie 1) und Ernesto (Kategorie 2) zu signifikanten Wirbelstürmen auf dem Atlantik. Vom 20. August bis zum 10. September wurde kein einziger Sturm im gesamten Nordatlantik gesichtet und das obwohl zu diesem Zeitpunkt im klimatologischen Mittel der Höhepunkt der Wirbelsturmaktivität beginnt.

Die Ursache dafür lag vermutlich im Ostatlantik in der Nähe von Westafrika. Dieses Gebiet ist besonders interessant für die Entwicklung von starken Hurrikans, da dort die Grundlage in Form von konvektiven Gewittersystemen geschaffen werden. Über Westafrika und dem angrenzenden Ostatlantik wurden in diesem Zeitraum weit nach Norden ausgedehnte African Easterly Waves beobachtet. Dadurch verlagerten sich die konvektiven Gewittersysteme von Westafrika ausgehend über die Sahara in den Ostatlantik. Dies unterdrückte die weitere Intensivierung und teilweise auch schon die Auslösung der konvektiven Systeme sehr stark, sodass der Atlantik in diesem Zeitraum keinen einzigen ausgewachsenen Sturm hervorbrachte.

In den letzten Tagen haben sich die Bedingungen für die Entwicklung von starken Wirbelstürmen zumindest etwas gebessert. Die African Easterly Waves haben ihre Position verändert, sodass in den nächsten Wochen mit einem leichten Aufleben der Aktivität zu rechnen ist. Allerdings befindet sich in der Region, auch aufgrund einer erhöhten Saharastaubkonzentration eine immer noch recht stabile Schicht in der mittleren Atmosphäre, welche die weitere Entwicklung hemmen wird. Durch den Eintrag von Saharastaub wird die einfallende Solarstrahlung an den Staubpartikeln absorbiert, wodurch sich diese Schicht relativ zur unteren troposphärischen Schicht erwärmt. Zusätzlich unterdrückt der geringe Feuchtegehalt dieser Schicht weitere Konvektion.

DWD Hurrikan Saison am Hoehepunkt 1

Derzeit befindet sich eine tropische Depression westlich der Kapverden im östlichen Atlantik. Diese wird sich vorerst nicht weiter verstärken können. Erst im weiteren Verlauf deuten einige Berechnungen der Modelle eine Intensivierung zum tropischen Wirbelsturm oder auch zum Hurrikan an. Westlich der tropischen Depression befinden sich zwei weitere Störungen. Diese bestehen aktuell aus unorganisierten Bändern von Schauern und Gewitter und werden im weiteren Verlauf voraussichtlich ebenfalls keine klare Struktur ausbilden können. Damit bleibt die Sturmaktivität trotz zaghaft angedeuteten Entwicklungen auch im weiteren Verlauf des Septembers voraussichtlich gedämpft.

DWD Hurrikan Saison am Hoehepunkt 2

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.09.2024
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Mittelmeerluft und Tief ANETT – Extremniederschläge im östlichen Mitteleuropa

Es bahnt sich in den kommenden Tagen eine brisante Wetterentwicklung an, auf die man in einigen Regionen des östlichen Mitteleuropas gut und gerne verzichten kann. Initialgeber für die bevorstehende Wetterlage ist ein Höhentrog, der zum morgigen Donnerstag von Nordeuropa über West- und Mitteleuropa hinweg bis in das westliche und zentrale Mittelmeerraum hinein vorstößt (siehe Abbildung 1). An dessen Westflanke strömt Polarluft von Nordeuropa nahezu ungehindert bis zum Mittelmeerraum. In Verbindung mit dem sehr warmen Mittelmeer kommt dadurch über dem Golf von Genua und Oberitalien eine kräftige Tiefdruckgenese in Gang.

DWD Mittelmeerluft und Tief ANETT Extremniederschlaege im oestlichen Mitteleuropa

Mit der Höhenströmung begibt sich dieses Tief in der Folge auf eine im meteorologischen Fachjargon bezeichnete Vb-ähnliche (sprich: fünf-b) Zugbahn (siehe). Die Einteilung der Tiefdruckzugbahnen in 5 Klassen erfolgte durch den Meteorologen Wilhelm Jacob von Bebber in den 1890er Jahren. Vb-Tiefs bereiten den Wettermodellen und auch den Meteorologen in aller Regel größeres Kopfzerbrechen und können für die ein oder andere Überraschung sorgen. So ergeben sich oftmals Schwankungen in der präzisen Prognose der Zugbahn oder der Intensität des Tiefs und der damit verbundenen Niederschlagsfelder. Die aktuellsten Modellläufe haben sich hinsichtlich der Zugbahn und auch der Niederschlagsfelder inzwischen stärker angeglichen. Dabei würde unser Vb-Tief Deutschland nun eher “links” liegen lassen. Der Reiseweg von unserem über Norditalien geborenen Tief führt nun am Freitag zunächst über die Adria vorbei am Rande der Ostalpen nach Ungarn und die Slowakei. Zum Samstag erreicht es auch den Südosten Polens und die Westukraine und verharrt hier für längere Zeit bevor es sich zum Wochenbeginn zum Schwarzen Meer zurückzieht (siehe animierte Abbildung 2).

DWD Mittelmeerluft und Tief ANETT Extremniederschlaege im oestlichen Mitteleuropa

Tiefdruckgebiete mit solch einer Vb oder Vb-ähnlichen Zugbahn im Frühherbst lassen unter Meteorologen rasch die Alarmglocken läuten. Da sich Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeiger drehen, führen die Vb-Tiefs auf ihrer Vorderseite sehr feuchte und warme Mittelmeerluft mit sich. Gleichzeitig strömen an der Westflanke polare Luftmassen weit über West- und Mitteleuropa Richtung Alpenraum. Die feuchtwarmen, nordwärts geführten Luftmassen aus dem Mittelmeerraum werden daher gezwungen, über die kühleren aufzugleiten. Diese Hebungsprozesse dauern längere Zeit an und verursachen intensive und langanhaltende Niederschläge.

DWD Mittelmeerluft und Tief ANETT Extremniederschlaege im oestlichen Mitteleuropa 1

Problematisch für die sich einstellende Entwicklung ist das derzeit rekordwarme Mittelmeer. Im nördlichen Mittelmeerraum bewegen sich die Meeresoberflächentemperatur aktuell bei weit überdurchschnittlichen Werten von 25 bis fast 30 Grad (Abbildung 3). Diese Werte liegen teils deutlich über 4 Grad über dem vieljährigen Mittel. Unser Vb-Tief kann daher über dem Golf von Genua und der Adria besonders viel Wärme und Feuchtigkeit “tanken”, bevor es ins östliche Mittel- sowie nach Osteuropa vorstößt.

DWD Mittelmeerluft und Tief ANETT Extremniederschlaege im oestlichen Mitteleuropa 2

Welche Mengen drohen nun in den genannten Regionen? Dazu gibt uns der Modellvergleich der drei Globalmodelle ICONECMWF und GFS und deren Prognosen für den Gesamtniederschlag bis einschließlich der Nacht zum Dienstag Aufschluss (Abbildung 4). Nun, es sticht zuerst ins Auge, dass sich der Niederschlagsschwerpunkt vom östlichen Alpenbogen bis nach Polen erstreckt. Für unsere östlichen Nachbarn Österreich, Tschechien und Polen sind das in der Fläche besorgniserregende Mengen von 100 bis 150 l/m² (Abbildung 4). Vor allem am Alpennordhang sowie entlang der Sudeten mit Schwerpunkt Riesen- und Altvatergebirge kommen zusätzlich Staueffekte ins Spiel, die Mengen um oder teils mehr als 300 l/m² möglich machen!

In der Folge dürften wir vor allem von Ausuferungen und Überschwemmungen an den Flüssen bei unseren östlichen Nachbaren erfahren. Insbesondere an der Weichsel und Oder dürfte die Hochwassergefahr rasch deutlich zunehmen. Außerdem gesellt sich neben dem Regen auch ein teils stürmischer Wind dazu, der die Gefahr von umstürzenden Bäumen in den zunehmend gesättigten Böden ansteigen lässt. Die hydrologischen Dienste in den östlichen Bundesländern dürften schon in Habachtstellung sein und die Lage genau monitoren. Neben der Oder gilt es auch die Pegel an Elbe und Neiße im Blick zu behalten. Bei Letzteren dürfte die Hochwassergefahr voraussichtlich aber etwas weniger stark ausfallen.

Auf dem deutschen Bundesgebiet zeichnet sich der Niederschlagsschwerpunkt von den östlichen Bayerischen Alpen bis zum Bayerischen Wald ab. In der Fläche dürften dort 40 bis 60 l/m² zusammenkommen, auch in der östlichen Oberlausitz sind ähnliche Mengen möglich. Im Chiemgau sind vorrausichtlich Summen bis 90 l/m² wahrscheinlich. Die größten Mengen werden allerdings im Alpenstau etwa vom Mangfallgebirge bis zum Berchtesgadener Land erwartet. Hier dürften die Niederschlagssummen um 100 bis 150 l/m² liegen, in den Berchtesgadener Alpen bis um 200 l/m².

Für die Ostalpen (einschließlich der Bayerischen Alpen) bleibt in diesem Zusammenhang noch eine zusätzliche Wettergefährdung zu erwähnen. So droht in den höheren Lagen ein veritabler Neuschneezuwachs. Hier sinkt die Schneefallgrenze mit der einsickernden Kaltluft aus Norden auf etwa 1300 m ab. In intensiven Niederschlagsphasen fällt die Schneefallgrenze durch die Niederschlagsabkühlung teils bis auf Höhenlagen um 1000 m. Dabei sind in erster Näherung Neuschneemengen in den Bayerischen Alpen je nach Höhenlage von 40 bis 80 cm möglich, in den Hochlagen der Berchtesgadener Alpen sowie in den benachbarten österreichischen Gebirgsgruppen sind Neuschneeauflagen um einen Meter und mehr wahrscheinlich. Zudem dürfte der starke bis stürmische Nordwestwind in den Hochlagen starke Verfrachtungen des Schnees nach sich ziehen.

Insgesamt kann man zumindest für die Hochwassergefahr im Alpenraum konstatieren, dass durch den Neuschnee ein nicht unerheblicher Teil der erwarteten Gesamtniederschlagsmenge gebunden und somit nicht sofort in die Alpenbäche und Flüsse abgeführt wird. Allerdings ist der Neuschnee vor allem in den Lagen bis etwa 1500 m sehr nass und schwer. Aufgrund des noch hohen Belaubungsgrades droht somit bis in die mittleren Alpenlagen große Schneebruchgefahr. Aber auch Hangabrutschungen oder Murenabgänge sind in tieferen Lagen nicht auszuschließen.

M.Sc. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.09.2024
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Tag der offenen Tür

Der letzte Tag der offenen Tür in der Zentrale in Offenbach liegt schon neun Jahre zurück und daher wird es nun endlich mal wieder Zeit für solch einen. Am kommenden Samstag, den 14.09.2024 lässt der DWD die Öffentlichkeit dann wieder hinter die Kulissen blicken und bietet viele interessante Führungen und Einblicke in das Arbeitsleben beim DWD. Eröffnen wird die Veranstaltung um 10 Uhr der Offenbacher Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke zusammen mit Prof. Dr. Sarah Jones, der DWD-Präsidentin. Bis 18 Uhr gibt es ein buntes und spannendes Rahmenprogramm. Einige externe Aussteller mit Bezug zum DWD, wie die Freiwillige Feuerwehr Offenbach, die Rettungsfliegerstaffel aus Egelsbach, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. sowie Skywarn werden ebenfalls zugegen sein. Das genaue Programm, bei dem auch die Jüngsten nicht zu kurz kommen, können sie  einsehen. Für das leibliche Wohl sorgt unsere Kantine, sodass niemand hungrig und durstig bleiben muss.

Ein besonderes Schmankerl bietet der Shuttle-Bus zum Wetterpark, der im Südosten der Stadt angesiedelt ist. Dort wird beispielsweise auf dem 20.000 Quadratmeter großen Lehr- und Erlebnispfad an verschiedenen Stationen das Zusammenspiel von Sonne, Luft und Wasser erklärt und sinnlich erfahrbar gemacht.

Doch wie wird denn nun das Wetter in Offenbach am Samstag? Muss wie 2013 der Regenschirm herhalten oder doch eher der Sonnenhut ausgepackt werden? Nachdem diese Woche endgültig der Herbst auch im Rhein-Main-Gebiet Einzug gehalten hat und der Septembersommer beendet wurde, steht am Wochenende frühherbstliches, aber nicht unfreundliches Wetter auf dem Programm. Der Ableger eines Azorenhochs schiebt sich nämlich nach Mitteleuropa und die Luftmasse kommt zur Ruhe.

DWD Tag der offenen Tuer 1

Das bedeutet für Offenbach am Samstag einen Wechsel aus Sonne und Wolken, wobei die sonnigen Anteile am späteren Nachmittag immer mehr zunehmen sollten. Regen wird nach aktuellem Kenntnisstand nicht erwartet. Zu Beginn der Veranstaltung liegt die Temperatur um 11 Grad, sodass eine Jacke Pflicht sein sollte. Am Nachmittag wird es dann langsam etwas milder, das Ende der Fahnenstange wird allerdings bei maximal 17 Grad erreicht werden. Der Wind spielt den ganzen Tag über eine eher untergeordnete Rolle und weht schwach bis mäßig aus nördlichen Richtungen. Der Innenhof der Zentrale bietet dabei einen zusätzlichen Windschutz.

DWD Tag der offenen Tuer

Wer es nicht nach Offenbach schafft, dem bieten sich an den Außenstellen in Stuttgart am 15.09.2024 oder in Potsdam am 21.09.2024 Möglichkeiten den DWD zu besuchen. Weitere Informationen zu den Tagen der offenen Tür an den Außenstellen finden sich.

Hinweis: Da die Parksituation im Umfeld der Zentrale in Offenbach schwierig ist, wird eine Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.09.2024
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Wetterumschwung

Der Wetterumschwung ist voll im Gange: vom Sommer in den Frühherbst. Verantwortlich dafür ist ein umfangreiches Tiefdruckgebiet mit mehreren Drehzentren, welches sich vom Nordmeer bis in den zentralen Mittelmeerraum erstreckt. Dies ist zwischen dem Azoren Hoch über dem Atlantik und dem Hoch QUENTIN über Westrussland eingeklemmt. Dabei strömt an seiner Westflanke von Nordwesten her ziemlich kühle Meeresluft nach Deutschland. Sie fließt dann weiter über das noch sehr warme Mittelmeer und sorgt in den kommenden Tagen in Italien und Balkan sowie in Teilen von Mitteleuropa für kräftige Niederschläge.

DWD Wetterumschwung

Am heutigen Montag wird Deutschland vom Tief YONCA mit Kern über Vorpommern beeinflusst, dabei fällt vor allem noch im Nordosten schauerartiger Regen, der am Nachmittag nach Nordosten abzieht. Im Westen und Süden erreichen neue Schauer und kurze Gewitter. Das Wetter ist also allgemein sehr wechselhaft bei Höchstwerten zwischen 18 und maximal 22 Grad. Der Wind weht spürbar aus westlichen Richtungen. An der Küste und im Bergland sind starke bis stürmische Böen möglich. In der Nacht zum Dienstag fällt weiterhin gebietsweise Regen oder es gibt einzelne Schauer. Die Tiefstwerte liegen zwischen 15 und 10 Grad.

DWD Wetterumschwung

Am Dienstag erreicht die Kaltfront des Tiefs ZILAN über dem Nordmeer den Nordwesten Deutschlands. Sie bringt dort Regen und kräftigen Wind. Der Rest des Landes zeigt sich ab und zu die Sonne und es treten nur vereinzelte Schauer auf. Die Höchstwerte liegen zwischen 17 Grad im Nordwesten unter den dichten Wolken und 21 Grad im Süden bei längerem Sonnenschein.

Am Mittwoch kommt die Kaltfront mit dem Regen bis zu den Alpen voran. In der Mitte und vor allem im Norden folgen weitere Schauer und kurze Gewitter nach. Mit der Kaltfront fließt noch mehr kältere Meeresluft ein, so dass die Temperatur kaum die 20-Grad-Marke erreicht werden. Der Wind bleibt sehr spürbar vor allem den Küsten und im Bergland.

Am Donnerstag und Freitag zeigt sich das Wetter herbstlich: Im Süden fällt teils anhaltender Regen, die Schneefallgrenze sinkt in den Alpen auf 1500 m und im Rest des Landes gibt es Schauer und an der Nordseeküste auch kurze Gewitter. Nirgendswo wird dann die 20-Grad-Marke geknackt. Im Norden werden maximal 17 Grad erreicht und an den Alpen liegen die Höchstwerte sogar unter 10 Grad. Auch die Tiefstwerte sinken zwischen 8 und 3 Grad, lediglich an der Küste bleiben sie zweistellig bei knapp 12 Grad.

DWD Wetterumschwung 1

Auch am Wochenende bessert sich das Wetter nicht. Im Süden und Osten kann es weiter kräftig und langanhaltend regnen. Eine mögliche markante Dauerregenlage steht uns bevor, jedoch ist sie noch ziemlich unsicher. Die Temperaturen bleiben aber weiterhin niedrig.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.09.2024
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Thermometer und ihre Funktionsweise

Es gibt viele Materialeigenschaften, die von der Temperatur abhängen und genauso viele Möglichkeiten gibt es auch, sie zu messen – zu viele, um in diesem Rahmen auf alle einzugehen. Deshalb beschränken wir uns hier nur auf drei verbreitete Arten.

Der vermutlich bekannteste Vertreter aus der Reihe der Temperaturmesser ist das Flüssigkeitsthermometer. Es besteht aus einem kleinen Behälter mit Flüssigkeit, der mit einem Röhrchen verbunden ist, in dem die Flüssigkeit wandern kann. Früher wurde Quecksilber verwendet, heute ist meist gefärbter Alkohol im Einsatz. Der Grund für diese Wahl ist die Tatsache, dass es auch im üblichen negativen Temperaturbereich nicht friert und der sogenannte Wärmeausdehnungskoeffizient sich nicht allzu sehr mit der Temperatur ändert. Denn der ist entscheidend für die Funktionsweise dieses Messinstrumentes. Erwärmt sich die Flüssigkeit, dehnt sie sich entsprechend dieses Koeffizienten aus, und zwar in die einzig mögliche Richtung: Im Röhrchen hoch, an der Messskala vorbei. Durch den Aufbau und die Skalierung des Gerätes ist der Stand der Flüssigkeitssäule mit der Temperatur verknüpft. Nimmt man es ganz genau, muss auch noch berücksichtigt werden, dass das Glas sich bei Erwärmung ebenfalls ausdehnt, aber im alltäglichen Gebrauch ist das zu vernachlässigen.

In der industriellen Messtechnik und auch in offiziellen Wetterstationen wird gerne ein Widerstandthermometer eingesetzt, weil die Temperatur nicht “von Hand” abgelesen werden muss, sondern direkt ein elektrisches Signal vorliegt. Bei diesem Instrument basiert die Funktion auf der temperaturabhängigen elektrischen Leitfähigkeit von Metallen. Je höher die Temperatur ist, desto besser ist die Leitfähigkeit, und entsprechend geringer der Widerstand. Bei einer Temperaturänderung um ein Grad ändert sich auch der Widerstand um einen festen Wert – zumindest im Rahmen der alltäglichen Größenordnungen. Das geläufigste Thermometer dieser Art ist das sogenannte Pt100. “Pt” bezeichnet das Material Platin mit seinem chemischen Zeichen. Die “100” gibt an, dass es bei 0 Grad Celsius einen Widerstand von 100 Ohm hat. Durch einen Platindraht fließt ein konstanter Strom. Abhängig vom Widerstand fällt eine Spannung ab, die gemessen wird. Auf den Widerstand – und damit die Temperatur – kann mithilfe des Ohmschen Gesetzes geschlossen werden. Demzufolge ist die gemessene Spannung gleich dem Produkt aus dem vorgegebenen Strom und dem Widerstand des Leiters, der letztendlich von Interesse ist.

Eine weitere relativ bekannte Messmethode ist der Einsatz eines Strahlungsthermometers, auch Pyrometer genannt. Dabei muss das Messgerät den Körper nicht berühren, um seine Temperatur zu bestimmen. Jeder Körper, der wärmer als 0 Kelvin oder -273,15 Grad Celsius ist, gibt Wärmestrahlung ab. Die Temperatur des Körpers legt dabei die Intensität sowie die Wellenlänge der Strahlung fest, was durch das Plancksche Strahlungsgesetz beschrieben wird. Je wärmer ein Körper ist, desto höher ist die Intensität der Strahlung und desto kurzwelliger, also energiereicher ist sie. Bei Temperaturen unter 500 Grad Celsius liegt die Wellenlänge im infraroten Bereich, bei höheren Werten kann ein Glühen im sichtbaren Bereich beobachtet werden. Es gibt verschiedene Arten von Pyrometern, die sich im Kern aber alle diese Abhängigkeit zunutze machen. Die abgegebene Strahlung des zu messenden Körpers wird vom Gerät registriert und in den Tiefen seiner Technik in ein elektrisches Signal umgewandelt, das dann ausgegeben wird.

Es gibt also verschiedene physikalische Prinzipien, die genutzt werden, um Wärme in Zahlenwerte umzuwandeln. Je nach Einsatzbereich und Anforderungen an die Genauigkeit sind dabei einige geeigneter als andere.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz in Zusammenarbeit mit Hochschulpraktikantin Christina Kagel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.09.2024
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