Wenn Regen zur Flut wird: Wie der DWD in Leipzig den Hochwasserbehörden in Mitteldeutschland zur Seite steht.

Mitteldeutschland ist auch aufgrund seiner geografischen Beschaffenheit regelmäßig von Hochwasser betroffen. Historisch gesehen wurde die Region immer wieder von schweren Überschwemmungen heimgesucht, z.B. in den Jahren 2002, 2010 und 2024. Um die Bevölkerung und Infrastruktur besser schützen zu können, ist eine genaue Vorhersage solcher Ereignisse unerlässlich. Um künftige Hochwasserereignisse besser zu prognostizieren, arbeiten die Hochwasserzentralen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eng mit den Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Leipzig zusammen. Im Folgenden soll diese Kooperation genauer beleuchtet werden.

Viele der Lesenden werden sich sicherlich noch an die Hochwasserlage an Elbe und Oder im September 2024 erinnern. Als Folge langanhaltender und teils ergiebiger Niederschläge kam es besonders in Tschechien und Polen, aber auch in Sachsen zu sehr hohen Wasserständen und entsprechenden Überschwemmungen. Um Hydrologen optimal auf potenzielle Hochwasserereignisse vorzubereiten, erstellen die Meteorologen des DWD in Leipzig ganzjährig detaillierte Niederschlagsvorhersagen. Dabei berücksichtigen sie, dass sich Hochwasserlagen oft über längere Zeiträume entwickeln, da wiederholte Niederschläge die Böden zunehmend sättigen und die Pegelstände der Flüsse kontinuierlich ansteigen lassen. Diese langfristige Perspektive ist sowohl für Hydrologen als auch Meteorologen von entscheidender Bedeutung, um die Entwicklung einer Hochwassersituation frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Deutet sich nun an, dass eine größere Niederschlagslage und/oder eine mögliche Hochwassersituation bevorstehen könnte, wird der Austausch zwischen den Hochwasserzentralen und dem DWD intensiviert. Zu den ohnehin jederzeit möglichen telefonischen Beratungsgesprächen bietet der DWD eine tägliche Videokonferenz an. In dieser wird die bevorstehende Wetterlage erläutert, wobei ein besonderes Augenmerk auf die erwarteten Niederschläge gelegt wird. Durch einen detaillierten Vergleich verschiedener Wettermodelle können potenzielle Unsicherheiten in Bezug auf Niederschlagsmengen und -verteilung transparent gemacht werden. Die Präsentation bietet ausreichend Raum für Fragen und Diskussionen, um offene Punkte zu klären. Das Ziel dieser engen Zusammenarbeit ist es, die Hochwasserzentralen, die Talsperrenbetreiber und die beteiligten Ministerien bestmöglich mit Wetterinformationen zu versorgen. Somit können Entscheidungen zur Ausgabe von Hochwasserwarnungen, zur Steuerung der Talsperren und zu Evakuierungen besser getroffen werden.

Die Tätigkeit von Meteorologen bei der Vorhersage von Niederschlagsereignissen ist von großer Bedeutung, da Fehlprognosen weitreichende Konsequenzen haben können. Sowohl eine Unterschätzung als auch eine Überschätzung der Niederschlagsmenge bergen Risiken. Während eine Unterschätzung unmittelbar zu Überschwemmungen und Schäden führen kann, hat eine Überschätzung indirekte Folgen: Um das Risiko von Hochwasserschäden zu minimieren, werden Talsperren vorsorglich geleert. Dies führt zu einem Verlust von Wasserressourcen, die für die Energieerzeugung und Trinkwasserversorgung genutzt werden könnten.

Eine erfolgreiche Bewältigung von Wetterextremen erfordert eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Die regionale Expertise der Meteorologen und ihre Erfahrung mit ähnlichen Wetterlagen sind dabei unverzichtbar, um rechtzeitig und angemessen auf mögliche Gefahren reagieren zu können.

Vergleichsweise Kooperationen und Zusammenarbeiten gibt es auch an den anderen Außenstellen des DWD. Bei überregionalen Extremereignissen ist schließlich auch die Vorhersage- und Beratungszentrale des DWD in Offenbach in Bund-Länder-Konferenzen über das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum des BBK (GMLZ) mit Hochwasservorhersagezentralen eingebunden, an denen viele Katastrophenschutzbehörden und Hilfsorganisationen teilnehmen.

BSc. Meteorologe Florian Engelmann (RWB Leipzig) mit Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.01.2025
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Winter 2024/2025 Quo Vadis?

Der Winter 2024/25 hat sein ganz eigens Zirkulationsmuster. Sehr milde Phasen mit windigen Westwetterlagen wurden durch kurze Kaltlufteinbrüche beendet. Diese Kaltlufteinbrüche waren aber nie von langer Dauer. Danach setzte sich immer wieder Hochdruckeinfluss mit warmer Luft in der Höhe durch, wie zum Beispiel um die Weihnachtsfeiertage oder auch in den letzten Tagen. Diese stabilen Hochdruckgebiete hielten sich tagelang, manchmal sogar wochenlang. Besonders im Bergland und an dessen Nordrändern blieb es ungewöhnlich mild, während es im Flachland oft frostig und neblig trüb war – typische Inversionswetterlagen prägten das Bild. Auch im Bergland war der Winter bisher schneearm.

 

DWD Winter 2024 2025 Quo Vadis

Ein aktueller Kaltlufteinbruch in Nordamerika beeinflusst aber auch unser Wetter und sorgt dafür, dass das langanhaltende Hochdruckwetter nun zu Ende geht. Es hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass Kaltlufteinbrüche in Nordamerika in einigen Wochen auch bei uns für kaltes Wetter sorgen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die arktische Kaltluft bewegt sich ostwärts und strömt über den relativ warmen Nordatlantik. Dort bilden sich kräftige Tiefdruckgebiete, von denen eines gegen Ende der Woche als Orkantief auf die Britischen Inseln trifft . Auf der Vorderseite dieser Tiefs wird milde Atlantikluft nach Mitteleuropa geführt, was einen wechselhaften Witterungsabschnitt einleitet. Meteorologen sprechen in solchen Fällen vom „Erwachen des Atlantiks“. Unser Hochdruckgebiet wird weiter nach Osten abgedrängt und bis zum Wochenende stellt sich eine Westwetterlage ein. Die Aussichten sind somit auch im Bergland wenig winterlich.

DWD Winter 2024 2025 Quo Vadis 1

Im weiteren Verlauf blockiert hoher Luftdruck über Osteuropa die Zugbahnen der Tiefdruckgebiete, sodass diese eine nordöstliche Richtung einschlagen und die Westwetterlage in eine Südwestwetterlage übergeht. Damit wird zu Beginn der neuen Woche voraussichtlich subtropische Luft einfließen, wodurch vielerorts zweistellige Höchstwerte möglich sind und der Wintercharakter endgültig einem Hauch von Frühling weicht. In der Westhälfte wird es voraussichtlich wechselhaft, im Osten scheint häufiger die Sonne.

Ab Mitte nächster Woche zeigen die Modelle zwar eine einheitliche Tendenz, dass eine Kaltfront für eine kurze Abkühlung sorgen könnte. Die vom Atlantik stark erwärmte maritime Polarluft lässt aber nur im Bergland etwas Schnee erwarten. Eine nachhaltige Abkühlung ist nicht in Sicht.
Für die erweiterte Mittelfristvorhersage ist ein weiterer wichtiger Aspekt, nämlich der Polarwirbel von Bedeutung. Er ist ein starkes Höhentief, das sich im Winter durch Abkühlung in der Stratosphäre bildet. In seinem Einflussbereich herrschen Temperaturen bis unter -80 °C in etwa 15 bis 25 km Höhe. Der Polarwirbel beeinflusst den Jetstream. Wird der Polarwirbel durch eine plötzliche Erwärmung der Stratosphäre geteilt, so schwächt sich der Jetstream ab und es bilden sich häufig Blockadelagen, in denen die Kaltluft weit nach Süden vordringen kann und somit ein lang anhaltender Wintereinbruch wahrscheinlicher wird . Derzeit gibt es jedoch keine Anzeichen für eine solche Erwärmung. Im Gegenteil: Der Polarwirbel erreicht fast Rekordstärke, was einen starken Jetstream und damit milde Westwetterlagen begünstigt. Dem gegenüber steht die Tendenz zu blockierenden Hochdrucklagen diesen Winter.

DWD Winter 2024 2025 Quo Vadis 2

Für Anfang Februar zeigen die Modelle zwei wahrscheinliche Szenarien: Entweder setzt sich eine wechselhafte und meist milde Westwetterlage durch, die allenfalls im Bergland etwas Schnee bringt, oder es kehrt ein blockierendes Hoch über Mittel- oder Osteuropa zurück, das erneut zu einer  führt – mit milder Luft in höheren Luftschichten und kühlem, trüben Wetter in den Niederungen. Die Chancen für ein winterliches Szenario stehen derzeit eher schlecht.

DWD Winter 2024 2025 Quo Vadis 3

Dipl. Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.01.2025
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Orkantief vor den Toren Westeuropas

Am heutigen Montagmorgen gab es vor allem in der Westhälfte erneut teils dichte Nebel- und Hochnebelfelder. Während es in den Niederungen teils sogar den ganzen Tag trüb bleibt, scheint auf den Bergen häufig von der Frühe an die Sonne. Dazu gibt es eine markante Temperaturinversion. So meldete der Brocken vergangene Nacht eine Tiefsttemperatur von +3,5 Grad, während in Goslar mäßiger Frost mit einem Minimum von -6 Grad verzeichnet wurde.

Verantwortlich dafür ist das sehr beständige Hoch BEATE. Dieses Hoch verlagert sich aber in den nächsten Tagen unter deutlicher Abschwächung langsam in Richtung Südosteuropa. Gleichzeitig entwickelt sich zur Wochenmitte in Verbindung mit einem kräftigen Polarluftvorstoß über Westgrönland in den zentralen Atlantik, ein neues Tiefdruckgebiet über dem Atlantik. Dieses Tief verlagert sich im weiteren Verlauf in Richtung Britische Inseln und verstärkt sich rapide. Während es am Donnerstagmittag einen Kerndruck von etwa 980 Hektopascal aufweisen soll, wird es voraussichtlich bereits am Freitagmorgen seinen Höhepunkt mit einem minimalen Luftdruck von etwa 945 Hektopascal im Zentrum erreichen. Definitionsgemäß spricht man bei einem Druckabfall von 24 Hektopascal oder mehr innerhalb von 24 Stunden von einer rapiden Zyklogenese.

Ein Grund für die rapide Entwicklung des Orkantiefs ist das Zusammentreffen von kalter Polarluft mit subtropischer Warmluft. Dieses Zusammenspiel kommt in der Region südlich von Grönland allerdings auch bedingt durch den Golfstrom sehr häufig vor, sodass rapide Zyklogenesen dort keine Seltenheit sind. Des Weiteren wird die starke Vertiefung des Druckgebildes zum Orkantief von Donnerstagmittag bis Freitagfrüh durch seine relative Lage zum Jetstream begünstigt. Da das Tief sich vom südlichen Teil des Jetmaximums zum linken Jetausgang verlagert, sorgen divergente Effekte in der Höhe (Auseinanderströmen von Luft) für zusätzlichen Druckfall am Boden.

 

DWD Orkantief vor den Toren Westeuropas

Somit erreicht das Tief nach einer rapiden Intensivierung voraussichtlich am Freitagfrüh seinen Höhepunkt. Dann befindet es sich mit seinem Zentrum vor der Nordwestküste Irlands und wird unter Abschwächung nördlich von Irland in Richtung Skandinavien ziehen. Das bedeutet, dass sich vor allem die Bevölkerung entlang der Nord- und Westküste der Insel auf Böen in Orkanstärke einstellen muss. Auch in Schottland gibt es vor allem im Bergland Orkanböen. Aber auch im Landesinneren von Schottland und Nordirland muss mit schwerem Sturm und zeitweiligen orkanartigen Böen gerechnet werden. Die genaue Intensität und Zugbahn sind aber insgesamt noch mit einigen Unsicherheiten verbunden. Während einige Lösungen mit schwerem Sturm bis Orkan in Irland das Orkantief etwas südlicher ziehen lassen, berechnet beispielsweise das hauseigene ICON Modell die stärksten Winde nördlich von Irland über dem Ozean.

DWD Orkantief vor den Toren Westeuropas 1

Bei uns wird vom Sturm nicht viel zu spüren sein. Zum Wochenende nimmt der Wind zwar vor allem in der Nordwesthälfte zu, von einer ausgewachsenen Sturm- oder gar von einer Orkanlage sind wir in Deutschland aber weit entfernt! Allerdings stellt sich zum nächsten Wochenende eine Südwestlage bei uns ein. Damit wird es deutlich milder. In den Niederungen werden dann voraussichtlich verbreitet Temperaturen um 10 Grad erreicht. Im Südwesten sind örtlich sogar vorfrühlingshafte Spitzenwerte von knapp 15 Grad möglich. Dabei erwartet uns aber unbeständiges Wetter mit zeitweiligen Regenfällen.

DWD Orkantief vor den Toren Westeuropas 2

MSc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.01.2025

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Phänomen Nebel – Teil 3: Verdunstungs- und Mischungsnebel

In den ersten beiden Teilen dieser Themenreihe (Themen des Tages vom 5. und 15. Dezember 2024, siehe Links am Ende des Artikels) erläuterten wir den Strahlungs- und den Advektionsnebel, zwei Arten des Abkühlungsnebels. Wie der Name schon sagt, haben beide Nebelarten gemeinsam, dass sie durch Abkühlung einer Luftmasse unter den Taupunkt (d.h. Sättigungstemperatur, relative Luftfeuchtigkeit 100 %) entstehen. Es gibt allerdings noch weitere physikalische Prozesse, die zur Nebelbildung führen können, die wir im heutigen Thema des Tages beschreiben.

Verdunstungsnebel

Verdunstungsnebel entsteht in der Regel, wenn sehr kalte Luft (niedriger Taupunkt) über deutlich wärmeres Wasser strömt. Infolge des starken Taupunkts- bzw. Feuchtigkeitsgefälles zwischen der Wasseroberfläche und der kalten Luft setzt Verdunstung (d.h. Phasenübergang von Flüssigwasser zu Wasserdampf) des vergleichsweise warmen Wassers ein. Dies führt zu einer Wasserdampf-Anreicherung der wassernahen Luftschicht, die wegen ihrer kalten Temperatur wenig Feuchtigkeit speichern kann. Es kommt schnell zu einer Übersättigung, sodass Kondensation (d.h. Phasenübergang von unsichtbarem Wasserdampf zu Flüssigwasser) einsetzt. So bilden sich Nebeltröpfchen, die aber in der sehr trockenen Kaltluft umgehend erneut verdunsten. Es entsteht der Eindruck einer schwadenförmig rauchenden Wasseroberfläche.

Verdunstungsnebel ist häufig nach kalten Winternächten über Flüssen und Seen zu beobachten, wo er dann als „Flussnebel“ oder „Seenebel“ bezeichnet wird (Abbildung 1). Gerade in der Morgensonne kann er für eine mystische Stimmung sorgen. Auch nach einem sommerlichen Gewitter kann man manchmal Verdunstungsnebel beobachten. Durch die mitunter erhebliche Abkühlung der Luft nach einem Gewitter kann es dazu kommen, dass die Feuchtigkeit des gefallenen Regens vom zuvor stark aufgeheizten Asphalt oder Acker verdunstet und in der kühlen Luft zu Verdunstungsnebel führt.

DWD Phaenomen Nebel Teil 3 Verdunstungs und Mischungsnebel

Jeder von Ihnen hat Verdunstungsnebel auch schon tausendfach gesehen, ohne dass es Ihnen bewusst wurde. Der aufsteigende Dampf von einem Kochtopf ist im Kleinen nichts anderes als eine Form des Verdunstungsnebels. Die Luft in der Küche ist relativ zum kochenden Wasser oder der heißen Speise gesehen deutlich kühler, sodass ein Teil der Feuchtigkeit im Kochtopf verdunstet und als Dampf aufsteigt.

Mischungsnebel

Ein weiterer Nebeltyp ist der Mischungsnebel. Dieser entsteht bei gleichzeitiger Abkühlung der Luft und Erhöhung des Wasserdampfgehalts durch turbulente Durchmischung feuchtwarmer und kalter Luft. Dies ist insbesondere im Bereich von Fronten durch Verdunstung des Niederschlags der Fall. Fällt zum Beispiel an Warmfronten warmer Regen in den bodennahen Kaltluftkeil, steigt durch die starke Verdunstung des frontalen Niederschlags der Wassergehalt der kalten Luft an. In Verbindung mit Hebungsvorgängen oder Turbulenzen kann dieser Prozess dann zu Nebel führen (Abbildung 2). Er wird wegen seiner Entstehungsregion als „Frontnebel“ bezeichnet. Umgekehrt kann sich auch Nebel bilden, wenn eine warme, sehr feuchte bodennahe Luftschicht durch kalten Niederschlag unter den Taupunkt abgekühlt wird. Man spricht in diesem Fall vom sogenannten „Niederschlagsnebel“.

DWD Phaenomen Nebel Teil 3 Verdunstungs und Mischungsnebel 1

Ähnlich wie beim dampfenden Kochtopf können Sie auch Mischungsnebel leicht zuhause mit einem kleinen Experiment nachstellen. Gönnen Sie sich an einem feuchtkalten Tag ein warmes Bad oder eine ausgiebige Dusche. So erzeugen Sie nebenbei in Ihrem Badezimmer eine feuchtwarme Luftmasse. Öffnen Sie anschließend das Badfenster, so vermischt sich die feuchtwarme Badezimmerluft mit der deutlich kälteren Luft von draußen. Die Badezimmerluft wird dabei schlagartig abgekühlt, während die einströmende Außenluft mit Feuchtigkeit angereichert wird. Die erzeugte Mischluft ist rasch gesättigt (d.h. der Taupunkt wird unterschritten). Innerhalb weniger Sekunden ist das gesamte Badezimmer in dichten Nebel gehüllt.

Welche besonderen optischen Erscheinungen bei Nebel auftreten können und welche Prozesse dazu führen, dass sich Nebel wieder auflöst, wird im vierten und letzten Teil dieser Themenreihe erläutert.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.01.2025
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Hochdruckphänomene im Winter

Seit nunmehr über einer Woche schiebt das Hochdruckgebiet BEATE sehr verbreitet Nebel- und Hochnebelfelder durchs Land. Das ist eine bei winterlichen Hochdruckwetterlagen recht klassische Situation, auf die auch hier im Thema des Tages schon eingegangen wurde, letztmalig vor noch nicht allzu langer Zeit. Beate verlagert ihren Schwerpunkt nunmehr in Richtung Südosteuropa. Am morgigen Sonntag um die Mittagszeit wird sie in Ungarn erwartet, was auch der Abbildung 1 zu entnehmen ist.

DWD Hochdruckphaenomene im Winter

Bezüglich der Nebelauflösung sollte man heute wie schon vor einer Woche nicht auf allzu viel Sonnenunterstützung hoffen. Immerhin hat sich der Sonnenstand seit der Wintersonnenwende noch nicht allzu sehr verändert. Etwas Hoffnung lässt sich aber, vor allem im Südosten, aus der Windsituation ableiten. Da der Wind dort ein klein wenig zulegen soll, steigen die Chancen auf bessere Durchmischung und entsprechend auf Wolkenlücken. Der zweite Faktor für ein Mehr an Sonnenstunden ist die Tatsache, dass die feuchte Grundschicht von oben immer mehr zusammengedrückt wird. Je dünner diese Schicht ist, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Wolken aufbrechen. Letztendlich ergibt sich eine Situation, in der der Sonntag im Vergleich zum heutigen Samstag der etwas freundlichere Tag sein sollte, wobei genaue lokale Aussagen über die Sonne-Wolken-Verteilung nur schwer getroffen werden können.

Diese Aussage gilt zumindest für die Meteorologinnen und Meteorologen. Wettervorhersagemodelle haben diesbezüglich – glücklicherweise – keine Skrupel. Es wird gerechnet und im Anschluss wird ein Ergebnis geliefert. Ein solches Ergebnis, in diesem Fall von unserem DWD-Modell MOSMIX, liefert Abbildung 2. Insbesondere im Norden verspricht der Sonntag im Vergleich zu heute mehr Sonne. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich ziehen dort heute dichte Wolken durch. Aber auch im Süden ist eine Tendenz zu weniger Nebel bzw. mehr Sonne auszumachen.

DWD Hochdruckphaenomene im Winter 1

Außer der spannenden Nebelfrage stellt sich noch eine andere Frage, nämlich die nach den Niederschlägen. Auf den ersten Blick lautet die Antwort natürlich: „Es bleibt trocken“ – und so steht es auch in unseren Wetterberichten! Aber heute Morgen trudelten im Westen hier und da Nutzermeldungen zu Industrieschnee ein. Dieser bildet sich aus tiefem Stratus, wenn lokal, zumeist durch Industrieanlagen (daher der Name), Feuchte in die Atmosphäre eingebracht wird. Zwingend erforderlich für Industrieschnee sind eine windarme Wetterlage sowie eine kräftige Inversion, die nach oben von einer sehr trockenen Schicht gedeckelt wird. Beides ist aktuell gegeben. Die Tatsache, dass Industrieschnee bevorzugt in den Morgenstunden fällt, passt zu den genannten Meldungen. Die Abbildung 3 zeigt den Ausschnitt aus einem Nutzerfoto von heute Morgen. Weiter Infos zu Industrieschnee finden sie auch im Thema des Tages vom 5.2.2018.

DWD Hochdruckphaenomene im Winter 2

Egal ob Sonnenlücken in der Hochnebeldecke oder Industrieschnee – beide Wetterphänomene sind hochdruckgebunden. Für die kommende Woche deutet sich aber von Westen bzw. Nordwesten her eine Wetterumstellung an. Dann wird es wieder etwas turbulenter – und neue Wetterthemen drängen sich in den Vordergrund

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.01.2025
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Massenbleiche am Great Barrier Reef wird stark von lokalen Wetterbedingungen beeinflusst

Das Great Barrier Reef vor der Küste von Queensland/Australien gehört seit über vier Jahrzehnten zum Weltnaturerbe. Seit etlichen Jahren ist es von wiederkehrenden Korallenbleichen bedroht. In den letzten acht Jahren kam es zu fünf massiven Bleichen, bei denen ein Großteil der Korallen zerstört wurde. Solche großflächigen Bleichen treten während mariner Hitzewellen auf, wenn die Wassertemperatur stark steigt. Allein aufgrund des Klimawandels werden Korallenbleichen immer häufiger beobachtet. Darüber hinaus beeinflussen aber auch großskalige synoptische Prozesse die lokal vorherrschende Meteorologie, die sich wiederum auf die Wassertemperatur auswirkt. Forschende aus Australien sind diesen Zusammenhängen auf den Grund gegangen. Anhand von Daten der Station am Davies Reef im Great Barrier Reef (siehe Abbildung 1) untersuchten sie eine marine Hitzewelle mit Korallenbleiche im Jahr 2022 im Hinblick auf die lokalen Wetterbedingungen und die ihr zugrundeliegende Synoptik.

DWD Massenbleiche am Great Barrier Reef wird stark von lokalen Wetterbedingungen beeinflusst

Das Wetter am Great Barrier Reef wird durch die vorherrschenden Passatwinde bestimmt. Auf der Südhalbkugel sind dies beständige Winde aus südöstlichen Richtungen. Meist herrscht auch eine Inversion vor, die die Bildung von hochreichenden Cumuluswolken unterbindet. Im australischen Winter sind die Passatwinde besonders stark ausgeprägt. Rückt der südhemisphärische Sommer näher, verlagern sich die subtropische Hochdruckzone und die innertropische Konvergenzzone (ITCZ) südwärts, der australische Monsun setzt ein und beeinflusst das Wetter in Nordaustralien bis hin zum Great Barrier Reef. Dies wirkt sich unter anderem auf die Passatwinde aus, die im Sommer meist schwach sind, häufig durch tropische Konvektion unterbrochen werden oder sich sogar vorübergehend ganz abschwächen.

Bislang war bekannt, dass kleine Veränderungen der lokalen Wetterbedingungen (Wind, Bedeckung, Feuchte, Lufttemperatur) zu einer Zu- oder Abnahme der Wassertemperatur führen. Die Bewölkung wirkt sich auf die  aus; die Bodenwinde, die Lufttemperatur und die relative Feuchte wiederum auf die turbulenten Flüsse, das heißt den über der Meeresoberfläche. All dies sind Parameter, die mit einer Abkühlung oder Erwärmung des Wassers einhergehen. Bei wolkenlosem Himmel sorgt ein beständiger, kräftiger Südostpassat hauptsächlich für eine Abkühlung der flachen Gewässer am Great Barrier Reef. Hier ist das Stichwort Verdunstungsabkühlung durch Freiwerden latenter Wärme zu nennen. Während Perioden mit geringer Bedeckung und schwachen Winden werden jedoch viele der Abkühlungsmechanismen des Ozeans gebremst. So können sich die oberen Wasserschichten am Riff schnell sehr stark aufheizen und einen für eine Korallenbleiche kritischen Wert überschreiten. Dies wurde auch bei der marinen Hitzewelle 2022 beobachtet.

Eine weitere Entdeckung der Wissenschaftler war der Einfluss der übergeordneten Synoptik auf das lokal vorherrschende Wetter. Letztlich läuft alles wiederum auf die Passatwinde hinaus: Festgestellt wurde, dass dem Zusammenbruch der Passatwinde meist ein antizyklonales Rossby-Wellenbrechen mit der Ausbildung eines Kaltlufttropfens vorausging oder während der Hitzeperiode vorherrschte. Um dies in einfachen Worten kurz zusammenzufassen: In der Troposphäre, der wetterbestimmenden Atmosphärenschicht, findet auf natürliche Weise ein kontinuierlicher Energieausgleich durch Rossby-Wellen statt. Das letzte Stadium im Lebenszyklus dieser baroklinen atmosphärischen Störungen kann das Brechen dieser sein. Dies mündet nicht selten in einem ) oder einer. Der erwähnte Kaltlufttropfen unterdrückte die Passatwinde über dem Meer und führte gleichzeitig trockene Festlandsluft heran, wodurch es zu einer mehrtägigen Phase der Erwärmung des Oberflächenwassers kam. Nach Abzug des Kaltlufttropfens stellte sich an der australischen Küste wieder Hochdruckeinfluss mit den beständigen Passatwinden ein. Diese bauten sich sogar stärker auf als zuvor, sodass die Abkühlungsmechanismen des Wassers sehr rasch wieder greifen konnten und die marine Hitzewelle schnell zum Erliegen kam.

Überraschend für die Forschenden war auch, dass eine Korallenbleiche auftrat, obwohl 2022 ein La Niña-Jahr war. La Niña geht vor der australischen Ostküste üblicherweise mit viel Bewölkung, Niederschlägen und niedrigeren Wassertemperaturen einher. Bisher traten Korallenbleichen nur während einer neutralen oder in einem El Niño-Jahr auf, wenn es untypisch geringe Bedeckung, wenig Niederschläge und viel Einstrahlung gab, sodass sich das Oberflächenwasser schnell erwärmen konnte. Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass eine Korallenbleiche eher von der lokalen Meteorologie als von der ENSO-Phase abhängt.

Die analysierten Zusammenhänge beziehen sich nur auf eine marine Hitzewelle mit Korallenbleiche an einem Ort im Great Barrier Reef. Ob die Erkenntnisse allgemeingültig sind, muss in weiteren Studien untersucht werden.

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.01.2025
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Gefrierender Regen und Glatteis

In der Nacht auf Dienstag machte sich die schwache Warmfront eines Tiefs mit Zentrum über Nordskandinavien von Nordwesten auf den Weg nach Deutschland. Dabei wurden zunächst in der Höhe etwas mildere Luftmassen herangeführt. Diese Milderung machte sich aber anfangs nicht in den tieferen Schichten bemerkbar, sodass es in der Früh bereits im äußersten Norden und Nordosten erste Meldungen von gefrierendem Sprühregen mit Glätte gab. Dies war aber nur stellenweise der Fall, teilweise blieb es anfangs noch trocken, sodass die Glättesituation in dieser Region insgesamt etwas schwächer ausgeprägt war als vermutet. Der Großteil der Niederschläge setzte dort erst im Tagesverlauf mit zunehmendem Wind und einer deutlichen Milderung, auch in den bodennahen Luftschichten, ein.

 

DWD Gefrierender Regen und Glatteis

Am Vortag (Montag) reichte es recht verbreitet für einen, d.h. weitgehend herrschte Dauerfrost. Eine kleine Ausnahme bildeten dabei nur einige Regionen am Niederrhein und teilweise die Küstengebiete von Nord- und Ostsee. Die darauffolgende Nacht brachte gebietsweise mäßigen oder sogar strengen Frost. Damit waren die Böden auch bis in tiefere Schichten recht verbreitet gefroren, da vor allem im Bereich der Mittelgebirge auch in den Nächten zuvor mäßige bis stellenweise strenge Fröste auftraten.

DWD Gefrierender Regen und Glatteis 1

Bis zum Abend verlagerten sich die Niederschläge bis zu den zentralen Mittelgebirgen. Dort kam es teils zu etwas länger andauernden Niederschlägen höherer Intensität, sodass die Auswirkungen gebietsweise auch unwetterartig ausfielen. Im Verlauf der Nacht und vor allem in der Früh lag der Schwerpunkt im nördlichen Baden-Württemberg und Bayern. Während die Niederschläge nach Südosten hin in Bayern teils in Schnee übergingen, gab es in Baden-Württemberg und Südhessen teils längere Zeit leichten gefrierenden Sprühregen. Grund dafür war eine nach Westen stärker ausgeprägte wärmere Schicht. Dadurch hatten die Schneekristalle auf ihrem Weg zum Erdboden genug Zeit zum schmelzen. Deshalb kam es in diesen Gebieten teils zu spiegelglatten Gehwegen und stellenweise auch zu starker Glätte durch gefrierenden Regen mit zahlreichen Unfällen auf den Straßen.

DWD Gefrierender Regen und Glatteis 2

Bei welchen Bedingungen besteht die größte Gefahr durch gefrierenden Regen?

Eine wichtige Bedingung für eine Glatteislage im Unwetter oder sogar im extremen Unwetterbereich ist eine kalte Vorgeschichte. Optimal ist eine ausgeprägte Dauerfrostlage mit strengen Frösten in den Nächten. Dies führt dazu, dass die Böden auch bis in tiefere Schichten gefrieren. Damit wird der Bodenwärmestrom blockiert und der einsetzende Regen bildet sofort eine Eisschicht auf Straßen und Wegen.

Einen weiteren großen Effekt hat die Dauer, die Intensität, sowie die Niederschlagsart. Sind die Niederschläge zu stark, fließt ein Großteil des Wassers vor dem Gefrieren oberflächlich ab. Wenn die Temperaturen zusätzlich auch nur geringfügig unter 0 Grad liegen oder sogar in 2 Meter Höhe schon leicht positiv sind, können sensible Wärmeflüsse eine signifikante Eisablagerung verhindern. Zudem darf die Ausdehnung der warmen Nase nicht zu groß sein. Eine extreme Glatteislage ist nur mit unterkühlten Wassertröpfchen möglich. Diese gefrieren beim Auftreffen auf Oberflächen sofort. Handelt es sich dagegen aber um warmen Regen, hilft auf den Straßen eine präventive Salz-Streuung. Optimal sind deshalb andauernde leichte Niederschläge in Form von unterkühlten Wassertröpfchen bei deutlich negativen Temperaturen und das mit tiefgefrorenen Böden!

Ein weiterer Faktor, vor allem für die Auswirkung auf die Infrastruktur ist der Wind. Treten stärkere Winde auf, können diese für eine zusätzliche Belastung beispielsweise an eisbedeckten Stromleitungen sorgen und diese sogar zum Einsturz bringen. Solche Eisstürme sind bei uns in Deutschland aber glücklicherweise sehr selten!

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.01.2025
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Tornados 2024

Zugegeben, das Thema „Tornados” ist nun keines, was man direkt in Einklang mit der aktuellen Jahreszeit bringen würde. Brandaktuell sind aber die Tornado-Statistiken für das Jahr 2024 erschienen, und das verdient genauere Betrachtung.

Starten wir zunächst mit dem Blick auf ganz Europa. Das ESSL (European Severe Storm Laboratory) sammelt und dokumentiert alle bekannt gewordenen und bestätigten Tornadofälle in einer Datenbank, der ESWD (European Severe Weather Database). Die Auswertung für 2024 ergab hier, dass es insgesamt 1.034 bestätigte Tornadofälle in Europa gab – das stellt einen neuen Rekord dar. Naheliegenderweise stellt sich natürlich direkt die Frage, ob es hier z.B. einen Einfluss des Klimawandels gibt. Eine solche Schlussfolgerung ist tatsächlich ohne großen weiteren Forschungsaufwand nicht zulässig, da auch zahlreiche weitere Faktoren wie z.B. immer besser werdende Beobachtungsmöglichkeiten und Schadensanalysemethoden ebenfalls eine Rolle spielen und diese Zahl beeinflussen.

DWD Tornados 2024

Von den 1.034 bestätigten Fällen bildeten sich 297 über Land, also ein gutes Viertel aller Fälle. Die verbliebenen 737 dokumentierten Tornados bildeten sich dagegen initial über einer Wasseroberfläche. Von den 297 Fällen über Land konnten 245 mit einem sogenannten „Rating” versehen werden, d.h. dass die Stärke des Tornados im Nachgang bestimmt werden konnte. Hierfür wird seitens des ESSL mittlerweile die Internationale Fujita-Skala (IF-Skala) verwendet, die eine objektive Klassifizierung anhand aufgetretener Schäden ermöglicht.

DWD Tornados 2024 1

Hierbei fällt auf, dass der Großteil dieser Tornados eine Stärke bis IF1.5 aufwies. Immerhin 22 starke Tornados (IF2 oder mehr) konnten dokumentiert werden, also ein knappes Zehntel der eingestuften Fälle. Des Weiteren zeigt die Statistik erneut, dass Tornados ein Phänomen sind, das grundsätzlich das gesamte Jahr über auftreten kann und nicht an Jahreszeiten gebunden ist. Nichtsdestotrotz zeigt sich eine nachvollziehbare Häufung während der Sommermonate zwischen Juni und September.

Nun noch der spezifische Blick nach Deutschland. Hierzulande konnten für 2024 insgesamt 48 Tornados bestätigt werden. Diese traten alle in den Monaten März bis September auf, während im Januar, Februar, und von Oktober bis Dezember kein Tornado nachgewiesen werden konnte. Mit einer Anzahl von 11 war der August der Monat mit der höchsten Anzahl an Tornados. Dies ist einer hohen Anzahl von aufgetretenen Tornados über Wasser geschuldet. Über Land lag das Maximum dagegen im Juni mit 9 nachgewiesenen Fällen.

DWD Tornados 2024 2

Bei zwei Dritteln der nachgewiesenen Tornados konnte im Nachgang die Intensität durch eine Schadensanalyse festgestellt werden. Am häufigsten traten demnach Tornados der Stärke IF1 (insgesamt 11) auf, direkt gefolgt von Tornados der Stärke IF1.5 (10 Fälle). Auch ein starker Tornado der Stärke IF2 war darunter. Die restlichen Fälle beschränken sich auf schwächere Intensitäten der Stärke IF0 oder IF0.5 – wobei man sich hier nicht in die Irre führen lassen sollte: Auch vermeintlich „schwache” Tornados sind gefährlich!

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.01.2025
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Von Kälte und historischen Schneestürmen

Der „Schoolchildren’s Blizzard“ fegte am 12. Januar 1888 über die US-amerikanischen Bundesstaaten der nordamerikanischen Great Plains. Er forderte mindestens 200 Todesopfer, wobei die genaue Zahl eher höher liegen dürfte, da viele Menschen noch in den darauffolgenden Wochen an den Folgen ihrer Erfrierungen starben. Unter den Opfern waren viele Schulkinder, was letztendlich namensgebend für den Schneesturm war. Entweder wurden sie zu Beginn des Schneesturms von den Lehrern nach Hause geschickt oder sie harrten teils unzureichend bekleidet in den schlecht gedämmten Schulgebäuden aus, wo häufig das Heizmaterial ausging.

Bereits wenige Tage zuvor wehte ein Schneesturm über das Land. Der 12. Januar begann hingegen mild und sonnig. Viele Schulkinder wurden daher wieder zur Schule geschickt und die Farmer verrichteten liegengebliebene Arbeiten im Freien. Sie wussten nicht, dass am 11. Januar im Bereich von Alberta (Kanada) ein Bodentief entstanden war. Dieses war nach Montana und nachfolgend in den Nordosten von Colorado gezogen und hatte sich dabei verstärkt. Am 12. Januar gegen 15 Uhr erreichte es den Südosten von Nebraska und gegen 23 Uhr schließlich den Südwesten von Wisconsin. Dessen Warmfront führte zu den milden Bedingungen am Morgen. Der Schneesturm wurde dann durch das Zusammentreffen der (arktischen) Kaltfront mit einer warmen und feuchten Luft aus dem Golf von Mexiko ausgelöst. Die Temperaturen rasten binnen weniger Stunden in den Keller. Es wird davon berichtet, dass auch -40 Grad gemessen werden konnten.

Nachfolgend gab es viele Augenzeugenberichte, wie schnell und wie heftig der Schneesturm aufzog. Ein Augenzeuge beschrieb das Szenario beispielsweise mit großen Baumwollballen, die heranrollten. Sergeant Samuell Glenn, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf einem Flachdach befand, schilderte, dass „die Luft etwa eine Minute lang völlig unbewegt und die Stimmen und Geräusche von der Straße unten wirkten, als drängen sie aus großer Tiefe herauf“. Zudem sei die Luft binnen kürzester Zeit „mit Schnee so fein wie gesiebtes Mehl gefüllt“ gewesen und man hätte selbst Gegenstände in nächster Nähe nicht mehr gesehen. Viele berichteten, dass dem Sturm ein lautes Geräusch verglichen mit einem herannahenden Zug vorausging. Dies kann möglicherweise damit erklärt werden, dass mit den ersten Böen bereits liegender Schnee nach oben gerissen wurde. Die Sichtweiten waren binnen kürzester Zeit stark reduziert, sodass die Orientierung sofort verloren ging. So wurde beispielsweise eine erfrorene Frau nicht weit entfernt von ihrer Haustür aufgefunden, die den Haustürschlüssel noch in der Hand hatte.

Dieses Ereignis wurde später auch in Literatur, Kunst und Musik aufgegriffen. In dem 1986 veröffentlichten Gedichtband „The Blizzard Voices“ erinnert Ted Kooser an zahlreiche Einzelschicksale. Ein halbabstraktes Wandmosaik im Nebraska-State-Capitol-Gebäude erzählt die Geschichte einer Lehrerin, die ihre Schüler mit einer Wäscheleine zusammenband und sicher durch den Sturm führte. Dieses Mosaik soll die Lehrerin Minnie Mae Freeman Penney darstellen, die als eine Heldin dieses Ereignisses gilt, da sie mehrere Kinder rettete.

Nur zwei Monate später wurden die Oststaaten von einem weiteren schweren Schneesturm heimgesucht. Dieser Schneesturm ging als der „Große Blizzard“ von 1888 in die Geschichte ein.

Am gestrigen Montag wurde in Großbritannien das „Fest des Hilarius von Poitiers“ begangen. Dieses Fest wird auch als der „kälteste Tag des Jahres“ gefeiert. Die Zusammenhänge sind da schnell erzählt: Der 13. Januar ist der Gedenktag für besagten Bischof und Kirchenlehrer und aus Großbritannien finden sich einige historische Berichte, die ein eisiges Temperaturniveau rund um dieses Datum dokumentieren.

Kalt war es in den letzten Tagen auch hier in Deutschland, aber glücklicherweise ganz „ruhig“ und ohne Schneesturm. Regional blieben die Temperaturen ganztägig im Frostbereich. In den Nächten war es dann verbreitet frostig. Teilweise wurden auch Tiefsttemperaturen im strengen Frostbereich (weniger als -10 Grad) erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch gibt es bei den Tiefsttemperaturen eine deutliche Zweiteilung in Deutschland. Während es in der Nordhälfte bei 6 bis 0 Grad frostfrei bleibt, gehen die Temperaturen in der Südhälfte erneut in den Frostbereich auf Werte um -10 Grad direkt an den Alpen zurück.

In der Nacht zum Donnerstag bleibt es nördlich des Mittelgebirgsraums abermals frostfrei. Im Süden gehen die Temperaturen dann „nur“ noch auf bis zu -5 Grad zurück, direkt an den Alpen wird es noch etwas kälter.

Zum Wochenende wird dann wieder verbreitet mit frostigen Nächten zu rechnen sein und auch Werte aus dem mäßigen Frostbereich (-5 bis -10 Grad) tauchen wieder vermehrt auf der Vorhersagekarte auf.

 

DWD Von Kaelte und historischen Schneestuermen

MSc. Meteorologin Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.01.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Glatteis am Dienstag

Am heutigen Montag dominiert im Vorhersagegebiet Hochdruckeinfluss mit häufig geringer Bewölkung, gebietsweise scheint länger die Sonne. Auch in der Nacht zum Dienstag ist es überwiegend gering bewölkt, so dass die Temperaturen bis zum Morgen deutlich zurückgehen. Mit Ausnahme des äußersten Nordens wird daher verbreitet mäßiger, teils auch strenger Frost erwartet. Da sowohl in den vergangenen Nächten häufig Frost auftrat als auch am heutigen Montag tagsüber die 0 Grad-Marke vielerorts nicht überschritten wird, konnten und können die unteren Luftschichten und vor allem auch die oberen Bodenschichten deutlich auskühlen.

Im Zusammenhang mit einer Warmfront zieht im Laufe der Nacht zum Dienstag von Norden zunächst Bewölkung heran. Ganz im Norden gehen die Temperaturen daher auch nicht so weit zurück wie im Rest des Landes. In den Frühstunden kommen dann nachfolgend Niederschläge auf. Diese fallen aufgrund der etwas milderen Luftmasse in höheren Luftschichten als Regen, der auf den kalten, teils gefrorenen Böden sowie an kalten Gegenständen wie Treppen, Treppengeländer oder auch Bäumen und Pflanzen gefriert. Auf Straßen und Wegen kann daher gefährliches Glatteis entstehen. Insbesondere im Bereich vom südlichen Schleswig-Holstein und dem nordöstlichen Niedersachsen ostwärts bis nach Vorpommern und Nordbrandenburg besteht in den Früh- und Vormittagsstunden des morgigen Dienstags ein erhöhtes Unwetterpotenzial aufgrund der dort recht niedrigen Frühtemperaturen und voraussichtlich etwas größeren Regenmengen. Nachfolgend wird aufgrund der sich allmählich durchsetzendenden Milderung von Norden die Glatteisgefahr nachlassen und sich eher auf geschützte Tallagen der zentralen und östlichen Mittelgebirgslagen konzentrieren, in denen die Milderung nur zögerlich vonstattengeht. In der Mitte und im Westen sind die Niederschlagsmengen zudem geringer, teils fällt auch „nur“ Sprühregen und vom zeitlichen Ablauf erreichen die leichten Regenfälle die mittleren Landesteile erst mittags/nachmittags, so dass sich die bodennahen Temperaturen häufig schon über dem Gefrierpunkt bewegen sollten. Lokales Glatteis ist dabei zwar nicht ausgeschlossen, die Unwettergefahr ist aus heutiger Sicht in Verbreitung und Ausmaß aber voraussichtlich geringer.

DWD Glatteis am Dienstag 1

DWD Glatteis am Dienstag

Am Abend und in der Nacht zum Mittwoch kann aus dichter Bewölkung im Westen, vor allem im Mittelgebirgsraum, weiterhin etwas Sprühregen auftreten. Auch der Süden wird nachts von den leichten, frontalen Niederschlägen erfasst, die ebenfalls häufig als leichter Regen oder Sprühregen fallen. Dabei kann es streckenweise zu gefrierendem Regen und Glatteis kommen, lokale Unwetter sind dabei nicht ausgeschlossen. Lediglich im Osten, etwa vom Erzgebirge über den Bayerischen Wald bis zum Alpenrand können die Niederschläge in leichten Schneefall übergehen, da dort von Osten her eine kältere Luftmasse einsickert und so die Bedingungen für die Entstehung von Schneefall erfüllt sein werden (siehe u.a. : Von „warmen“ Nasen und unterkühlten Tropfen). Bis Mittwochmorgen sind dann wenige Zentimeter Neuschnee möglich.

Am Mittwoch lassen die Niederschläge in Form von Schneefall, später eventuell wieder eher Sprühregen auch vom Erzgebirge bis zum Alpenrand langsam nach. Aus der häufig noch dichten Bewölkung kann auch in den anderen Mittelgebirgen hier und da etwas Sprühregen fallen. Tagsüber kann in der insgesamt eher milden Luftmasse wahrscheinlich nur stellenweise Glätte auftreten, nachts vor allem in der Mitte und im Süden besteht dagegen ein erhöhtes Risiko.

Im weiteren Wochenverlauf nimmt der Hochdruckeinfluss wieder zu und die Sonnenanteile werden von Südwesten her mehr und mehr zunehmen. Im Bergland ist es häufig sonnig und relativ mild. Gebietsweise können sich dann aber auch wieder Nebelfelder länger halten, dann bleibt es bei Werten um oder sogar leicht unter 0 Grad tagsüber recht kalt. Allgemein gestaltet sich die zweite Wochenhälfte aber aller Voraussicht nach deutlich ruhiger.

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst