Eigener Parawing: Duotone präsentiert den „Stash“

Parawings sind der nächste große Trend im Windsportbereich und Duotone will auch hier wieder ganz vorne mitspielen und bringt hierfür den „Stash“ neu auf den Markt!

Knoblauch: Der Wetterflüsterer im Beet

Am Ostersonntag gibt’s bei vielen Schokohasen, Eier und vielleicht auch Lamm. Letzteres wird nach Meinung einiger Hobbyköche vor allem durch eine Zutat zum Fest: Knoblauch. Also tief durchatmen und rein in die würzige Welt „zwischen Feld und Forecast“! 

Beginnen wir mit einem Klassiker: Bauernregeln. In vielen alten Kalendern hieß es sinngemäß: „Wächst der Knoblauch fett und rund, bleibt der Sommer mild und gesund.“ Nun ja, wissenschaftlich belegt ist das nicht – aber es zeigt: Knoblauch wurde lange als eine Art pflanzliches Wetterorakel betrachtet. Tatsächlich reagiert die Pflanze recht sensibel auf Witterungseinflüsse. Sie bevorzugt kühle Temperaturen beim Austrieb und wärmere, trockene Bedingungen zur Reife. Ein feuchter Sommer? Schlechte Nachricht für Knoblauch-Fans – das gibt eher mickrige Zehen und erhöht die Gefahr von Schimmel oder Fäulnis. Eine stabile Hochdrucklage hingegen lässt die Knollen gedeihen. 

Wetter beeinflusst nicht nur das Wachstum, sondern auch den Geschmack. Denn meteorologische Bedingungen steuern die Bildung von sekundären Pflanzenstoffen wie Allicin. Diese sind für den charakteristischen Duft verantwortlich, der zuverlässig Vampire, erste Dates (und manchmal auch Schwiegermütter) fernhält. Studien zeigen: In Regionen mit viel Sonne und eher trockenen Böden ist der Gehalt dieser Verbindungen höher – das bedeutet mehr Geschmack, aber auch mehr Geruch. Wer also je das Gefühl hatte, dass Knoblauch aus südlichen Ländern intensiver schmeckt, lag vollkommen richtig! 

Ob im Beet, in der Pfanne oder als olfaktorisches Statement beim Osterbrunch: Knoblauch lebt im Takt des Wetters. Und gerade zu Ostern – wenn Lammbraten, Kartoffelgratin und allerlei Geselligkeit auf dem Tisch stehen – darf er ruhig mal glänzen. Übrigens: In den USA wurde erst gestern der „National Garlic Day“ gefeiert. In diesem Sinne: Auf das Wetter – das uns nicht nur beim Osterbrunch Gesprächsstoff liefert – und auf die Knolle, die zeigt, dass man selbst bei Aprilwetter würzig, robust und ein bisschen eigensinnig sein darf. Frohe Ostern! 

Knoblauch Der Wetterfluesterer im Beet teil 1

Schematische Darstellung einer Knoblauchknolle mit Sonne und Wolke 

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Bicycle day

Der bereits seit 1985 am 19. April begangene Bicycle Day ist eigentlich kein reiner Fahrrad-Aktionstag. Er soll vielmehr an die etwas andere Radtour des Schweizer Chemikers Albert Hofmann erinnern. Dieser forschte in den späten 30er-Jahren für einen Pharmakonzern an kreislaufstimulierenden Mitteln aus Mutterkorn, einem Getreide befallenden Pilz, und entdeckte dabei LSD. 

Zunächst brachte die Extraktion diverser Amid-Derivate aus Mutterkorn keine brauchbaren Ergebnisse für Hofmann und sein Team. Tierversuche, auch mit Lysergsäurediethylamid (LSD) zeigten keine medizinisch relevante Wirkung. Eines Tages aber bemerkte Hofmann beim Arbeiten mit LSD innere Unruhe und Unwohlsein. Er begab sich nach Hause und berichtete später, er habe daheim bei geschlossenen Augen intensive farbige Visionen gehabt. Er führte dies auf die Arbeit mit Lysergsäurediethylamid zurück, welches er bei den Experimenten wahrscheinlich über die Haut aufgenommen hatte. 

Am Folgetag, am 19.04.1943, beschloss er seine Vermutung durch einen Selbstversuch zu untermauern und spritzte sich etwas vom bis dahin als unwirksam betrachteten Mittel. Leider unterschätzte er die Wirksamkeit und kam in einen starken Rausch. Seine Laborantin, die in den Selbstversuch eingeweiht war, brachte ihn mit dem Fahrrad nach Hause. Er selbst beschrieb seinen Zustand Tage später in einem Protokoll als „schwerste Krise“ und „bedrohlich“. Er konnte nur noch verzerrt sehen, alles schwankte, er hatte Schwindel und Ohnmachtsgefühle. Erst nach zwei Stunden klangen seine Symptome ab und er konnte den Farbenrausch genießen. Seine Fahrradtour nach Hause ging in die Geschichte der LSD-Kultur ein. 

Hofmanns pharmazeutische Selbstversuche sollten nicht als Beispiel dienen. Seine Liebe fürs Fahrradfahren hingegen schon. Das Wetter ist zwar heute und in den kommenden Tagen abwechslungsreich, allerdings ergeben sich bundesweit trockene und heitere oder gar sonnige Abschnitte, an denen man mit dem Fahrrad durch die Natur radeln kann. Diese zaubert ganz von selbst bunte Bilder in Form blühender Bäume, Sträucher und Blumen, die man ohne bewusstseinserweiternde Drogen genießen und teilen kann. Nebenbei tut man mit ein bisschen Radeln auch noch etwas Gutes für seinen Körper. 

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Gewitterprognose im Warndienst des DWD

Wir schreiben Mitte April und die ersten kräftigen Gewitterzellen – deutschlandweit betrachtet – liegen bereits hinter uns. Als Beispiel sei die „Kasselzelle“ am vergangenen Mittwoch genannt, die an der Station Schauenburg-Elgershausen knapp westlich von Kassel stolze 31 mm innerhalb einer Stunde abwarf. Dass es in den nächsten Wochen und Monaten noch weitere „Kracher“ von diesem Format geben wird, die dann unter Umständen auch noch größeren Hagel und heftige Böen an Bord haben, ist so gut wie sicher. 

Die Problematik bei der Vorhersage von Gewittern wurde auch an dieser Stelle schon mehrfach beschrieben (siehe zum Beispiel das Thema des Tages vom 12.08.2023) und wird sicherlich auch in Zukunft immer wieder Thema sein. Kurz zusammengefasst: Eine räumlich und zeitlich exakte Vorhersage eines Gewitters ist aus verschiedenen Gründen so gut wie unmöglich. Was dagegen meistens gut prognostizierbar ist, sind einerseits die Regionen, in denen das Potenzial für die Entstehung von Gewittern erhöht ist und andererseits die zu erwartenden Begleiterscheinungen. 

Für die Abschätzung des Gewitterpotenzials steht dem Vorhersageteam des DWD unter anderem der sogenannte „Konvektionsfavorit“ zur Verfügung. Dabei handelt es sich um eine Zusammenstellung mehrerer Prognosefelder, die die nötigen Zutaten für die Entwicklung von Gewittern beschreiben. Was für den Laien vielleicht nur nach vielen bunten Bildchen oder eventuell auch moderner Kunst aussieht, liefert den Meteorologen wichtige Informationen hinsichtlich der potentiellen Entstehung und Stärke der Gewitter. Aus diesem Grund hat der Konvektionsfavorit auch einen Stammplatz auf einem der zahlreichen Bildschirme am Arbeitsplatz. 

 

Gewitterprognose im Warndienst des DWD teil 1

Abb.1: Konvektionsfavorit – Zusammenstellung verschiedener Prognosefelder, die für die Abschätzung des Gewitterpotenzials wichtig sind (ICON). (Quelle: DWD) 

Bevor wir kurz etwas genauer auf die einzelnen „Bildchen“ eingehen, nochmal ganz kurz zu den Zutaten für ein Gewitter: Neben genügend Feuchtigkeit muss die Luftmasse auch eine labile Schichtung aufweisen, d.h. die Temperatur muss mit der Höhe stark abnehmen. Nun muss die energiegeladene Luftmasse noch gezündet werden, sprich man benötigt einen Mechanismus, der die Luft dazu veranlasst, aufzusteigen. Das kann zum Beispiel ein zu überströmendes Gebirge sein, bodennahe Überhitzung (Wärmegewitter), ein bodennah konvergentes Windfeld oder ein dynamischer Impuls aus höheren Luftschichten. 

Gewitterprognose im Warndienst des DWD teil 2

Abb.2: Vorhersagefelder zur Feuchtigkeit (links), der Schichtung (Mitte) und dem daraus folgenden Energiegehalt der Luft (rechts). (Quelle: DWD)  

In der obigen Abbildung 2 ist auf der linken Seite einerseits ein Maß für die Feuchtigkeit der Luft in unteren Schichten zu sehen (Flächendarstellung) und andererseits die sogenannten PPW-Werte, also der Wassergehalt der gesamten Luftsäule, der als Niederschlag ausfallen kann (in l/qm, Zahlenwerte). Letzterer liefert einen Hinweis auf das Starkregenpotenzial. Rechts daneben geht es um die sogenannten Lapse Rates, also die Temperaturabnahme mit der Höhe, die besonders zwischen zwei und vier Kilometer Höhe ausgeprägt sein sollte. Rote Farben stehen für eine Abnahme von mindestens 0,6 Kelvin pro 100 m Höhe (instabil) und blaue Farben für eine geringere Abnahme und daher stabilere Verhältnisse. Die Kombination aus Feuchtigkeit und (In-)Stabilität mündet schließlich in der potentiell zur Verfügung stehenden Energie für die Gewitterentwicklung, dem sogenannten CAPE (rechts). Die Zahlenwerte geben das sogenannte CIN an, das konvektionshemmende Faktoren innerhalb der Luftschichtung angibt. 

Gewitterprognose im Warndienst des DWD teil 3

Abb.3: Vorhersagefelder zur Geschwindigkeitsscherung (links) sowie der Richtungsscherung und Höhe der Wolkenunterkante (rechts). (Quelle: DWD) 

In Abbildung 3 steht die Windscherung im Fokus. Diese stellt – um im Küchensprech zu bleiben – das Gewürz dar und ist wichtig für die weitere Entwicklung eines Gewitters. Dabei unterscheidet man zwischen der Geschwindigkeits- und der Richtungsscherung. Die Geschwindigkeitsscherung (links) kann man wiederum in hochreichende Scherung (0-6 km Höhe, Fläche) und in die Scherung im untersten Kilometer (Low Level Scherung, Zahlen) aufsplitten. Während erstere für den Organisationsgrad und damit die Langlebigkeit und auch Schwere der Gewitter verantwortlich ist, liefert die Low Level Scherung Hinweise für ein mögliches Tornadopotenzial. Für letzteres sind auch die Felder rechts wichtig, die die Richtungsscherung, also die Drehung des Windes mit der Höhe, und die Höhe der Wolkenuntergrenze zeigt. Ist die Richtungsscherung hoch genug, können sich rotierende Gewitter, sogenannte Superzellen entwickeln, an denen sich bei niedriger Wolkenunterkante ein Tornado entwickeln könnte. 

Gewitterprognose im Warndienst des DWD teil 4

Abb.4: Vorhersagefelder zu den Strömungsverhältnissen in verschiedenen Höhen (erste vier Grafiken von links) sowie der Auslösetemperatur und dem Niederschlag (rechts). (Quelle: DWD) 

Die restlichen Bildchen (Abbildung 4) liefern Informationen zu potentiellen Hebungsmechanismen, die zum Beispiel aus den Strömungsverhältnissen in verschiedenen Höhenbereichen resultieren (links ca. 5,5 km, rechts davon ca. 9 km, Mitte bodennah). Das zweite Bild von rechts zeigt die Windstärke und -richtung in verschiedenen Höhenniveaus, woraus man konvergente Windstrukturen herausarbeiten kann und einen Überblick über eine mögliche Winddrehung mit der Höhe bekommt. Rechts ist dann noch die sogenannte Auslösetemperatur zu finden. Wird diese Temperatur erreicht, beginnt die Luft von selbst, aufzusteigen. Dazu gesellt sich eine Niederschlagsprognose, die neben der Menge (Fläche) auch die Art des Niederschlags (Symbole) angibt. 

Durch diese Fülle an Informationen bekommt man also schon mal einen ersten Eindruck darüber, in welchen Regionen das Gewitterpotenzial erhöht ist, welche Begleiterscheinungen erwartet werden können und wo wahrscheinlich keine Gewitter auftreten werden. Doch für eine finale Aussage braucht es noch etwas mehr. Wichtig ist zum Beispiel noch die Sichtung von sogenannten Prognoseaufstiegen, die die vertikale Temperatur- und Feuchteverteilung zeigen. Und dann gibt es natürlich noch weitere Vorhersagemodelle, die manchmal eine völlig andere Idee hinsichtlich der Gewitterlage haben als das, das dem Konvektionsfavoriten zugrunde liegt (ICON). 

Vielleicht haben Sie gesehen, dass sich die betrachteten Felder auf den Ostersonntag beziehen (17 Uhr MESZ). Wie sieht’s denn also aus in Sachen Gewitter? Aktuell ist das Gewitterpotenzial für den Sonntagnachmittag von der Mitte bis zu den Alpen etwas erhöht. Während dabei im Westen eher der Starkregen als Begleiterscheinung im Fokus steht (geringe Verlagerungsgeschwindigkeit, erhöhte PPW-Werte), sollte man im Süden/Südosten den Wind im Blick haben aufgrund erhöhter Scherungswerte und relativ trockener Grundschicht (hohe Wolkenuntergrenze). 

Mit Blick auf andere Modelle gibt es im Detail aber durchaus noch gewisse Unsicherheiten. Nur eines ist ziemlich sicher: Langweilig wird es bei der Gewittervorhersage nicht! 

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Niederschlagsbilanz

Bereits in den vergangenen Tagen haben wir über den Wetterwechsel und das Wetter am Osterwochenende berichtet. Dabei gab es auch immer wieder gute Aussichten für die langsam austrocknenden Oberböden. Allerdings sprang und springt die Vorhersage. Regional wird es aber wohl nass. Wobei auch Starkregen, also relativ viel Regen in kurzer Zeit, wahrscheinlich ist. Das tut dem trockenen Boden nicht gut, denn er kann nur bedingt Regen aufnehmen. Wenn es viel Nass in kurzer Zeit gibt, fließt das meiste oberflächlich ab und trägt nur wenig zur Durchfeuchtung bei.

Seit Monatsbeginn fiel vor allem im Westen und Nordwesten Deutschlands Regen. Dabei gibt es kleinere Regionen, in denen in 17 Tagen immerhin rund 30 l/qm zusammenkamen. Östlich des Rheins nehmen die Niederschlagsmengen rasch und deutlich ab. Teilweise fiel nichts.

Niederschlagsbilanz teil 1

Aus Radarmessungen ermittelter gefallener Niederschlag vom 01.04.2025 bis 17.04.2025 

Wenn man die gefallene Niederschlagsmenge in Relation zur durchschnittlichen Monatsmenge für April (aus den Jahren 1991 bis 2020) setzt, dann fallen einem die trockenen Regionen in der Osthälfte Deutschlands sofort auf.

Niederschlagsbilanz teil 2

Prozentualer Anteil bisheriger Niederschlagsmenge im April an durchschnittlicher Gesamtmonatsmenge 

Grund für die lange Trockenheit waren ausgeprägte Hochdrucklagen, die zumeist trockene Festlandsluft aus Osten zu uns geführt haben. Erst mit der Annäherung von Tiefdruckgebieten am letzten Wochenende wurde die Luft allmählich feuchter und Schauer sorgten lokal für Entspannung.

Bis zum vergangenen Samstag sah die Niederschlagsverteilung im April folgendermaßen aus:

Niederschlagsbilanz teil 3

Aus Radarmessungen ermittelter gefallener Niederschlag vom 01.04.2025 bis 12.04.2025  

Für die kommenden Ostertage ist nun mit anhaltendem Tiefdruckeinfluss etwas Entspannung in Sachen Trockenheit in Sicht. Allerdings bestimmt nicht ein Tiefdrucksystem unser Wetter, sondern mehrere. Und darin liegt dann auch das Problem. Die Interaktion der einzelnen, meist kleinen Systeme lässt sich schwer vorhersagen. Entsprechend springt die Niederschlagsprognose. Eine Region, die im Vorlauf des Modells noch mit 20 Liter Regen pro Quadratmeter bedacht wurde, ist im nächsten Lauf unter Umständen komplett trocken.

Nach aktuellen Modellen soll vor allem im Westen Regen fallen. Bis Dienstagmorgen sind dort akkumuliert verbreitet 20 bis 30 l/qm möglich. Nach Osten und Südosten hin fallen die Mengen deutlich geringer aus. Teilweise werden nur gut 5 l/qm prognostiziert.

Niederschlagsbilanz teil 4 

Modellvergleich der Niederschlagsvorhersage (akkumulierte Mengen) bis Dienstagmorgen, 22.04.2025 

Es wird also insgesamt über die Osterfeiertage feuchter in Deutschland. Da die meisten Niederschläge aber konvektiver Art sein werden, wird es wohl nicht jeden treffen. Auch am Dienstagmorgen wird es einzelne Orte in Deutschland geben, die keinen oder nur sehr wenig Niederschlag gesehen haben werden.
 

 

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Starker Temperaturkontrast mit Folgen

Eine ausgeprägte Tiefdruckzone erstreckt sich aktuell von Nordafrika über Italien bis zu den Britischen Inseln. Dabei kommt die kalte Luft an der Westflanke der Tiefdruckzone sehr weit nach Süden bis in den westlichen Mittelmeerraum voran. Im Gengenzug gelangt die warme Luft an der Ostflanke bis nach Skandinavien. Daher herrscht zurzeit in Europa ein ausgeprägter thermischer Gegensatz: In Westeuropa ist es fast winterlich und in Südost- und Osteuropa sommerlich warm bis heiß. Dieser starke Temperaturkontrast sorgt auch für Unwetter, dabei ist Italien besonders betroffen. 

Starker Temperaturkontrast mit Folgen teil 1 

Bodenanalyse mit fronten und Luftdruck, Mittwoch den 16.04.2025 12 UTC (Quelle: DWD) 

Deutschland liegt genau an der Grenze zwischen der kalten und der warmen Luft. Deshalb haben wir am heutigen Mittwoch eine Zweiteilung des Wetters. In der Osthälfte werden wir mit Höchstwerten bis zu 27 Grad zum ersten Mal in diesem Jahr häufig die 25-Grad-Marke überschreiten, ein Sommertag per Definition. Dabei zeigt sich das Wetter auch meist freundlich und trocken. In der Westhälfte hingegen schaffen wir nur mit Mühe die 20-Grad-Marke, im äußersten Westen werden nicht mal 15 Grad erreicht. Dabei ist der Himmel stark bewölkt oder bedeckt und es regnet zeitweise. Im Übergangsbereich dieser Luftmassengrenze grob zwischen Schwaben und Schleswig-Holstein können sich vor allem am Nachmittag und am Abend vereinzelte kräftige Gewitter entwickeln. 

Diese Zweiteilung hält sich auch über die Nacht hinaus. In der Westhälfte regnet es zeitwiese weiter und im Osten zeigt sich der Himmel meist klar oder gering bewölkt. Zudem liegen die Tiefstwerte zwischen 8 und 4 Grad im Westen und 14 und 8 Grad im Osten. 

Starker Temperaturkontrast mit Folgen teil 2

Wetter- und Temperaturkarte, Mittwoch 16.04.2025 (Quelle: DWD) 

Am Donnerstag ändert sich an der Wetterlage kaum etwas. Der Temperaturkontrast wird noch größer: In der Westhälfte unter den dichten Wolken und dem zeitweiligen Regen werden 9 bis maximal 14 Grad erreicht, im Osten hingegen klettern die Temperaturen auf sommerliche 25 bis 28 Grad, dabei scheint dort die Sonne. Zwischen Bayern und Westmecklenburg im Übergangsbereich sind erneut einzelne starken Gewitter möglich. 

In der Nacht zum Karfreitag ist mit Ausnahme des Ostens recht verbreitet mit schauerartigem Regen zu rechnen, bei Tiefstwerten zwischen 14 Grad in der Lausitz und 4 Grad in der Eifel. 

Starker Temperaturkontrast mit Folgen teil 3

Wetter- und Temperaturkarte, Donnerstag 17.04.2025 (Quelle: DWD) 

Karfreitag wird für einige ein verregneter Tag, denn vielerorts kommt es zu teils kräftigem Regen. Auch im Osten, anders als an den Vortagen, entstehen nun im Tagesverlauf einzelne Gewitter, wobei es nicht mehr so warm wird. Die dortigen 19 bis 23 Grad dürften sich für viele aber angenehmer anfühlen als die kühlen 8 bis 13 Grad im Dauergrau und Dauerregen. 

Und wie geht’s dann weiter über die weitere Osterzeit? Es bleibt durchwachsen. Zwischendurch gibt es längere trockenere Phasen, aber man muss auch immer wieder mit Schauern oder Gewittern rechnen. Die Temperaturen steigen im Westen wieder an und liegen dann bei sehr milden 17 bis 23 Grad. 

Starker Temperaturkontrast mit Folgen teil 4

Aussichten von Karfreitag bis Ostersonntag 18.-20.04.2025 (Quelle: DWD) 

Nach langer Zeit ist also in vielen Regionen mit dem von der Natur herbeigesehnten Regen zu rechnen. Ob das nun gerade an Ostern hätte sein müssen, bleibt mal dahingestellt. 

Dipl. Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Große Wetter- und Temperaturkontraste über Deutschland

Verantwortlich für die kommenden Kontraste sind zwei Druckgebilde. Tief DARIUS über dem Ärmelkanal zieht langsam nach Norden. Ein Trog reicht weit nach Süden über die Iberische Halbinsel bis nach Algerien. Von dort werden im Zusammenspiel mit hohem Luftdruck über dem östlichen Mittelmeer sowie Osteuropa warme Luftmassen nach Norden geführt. Das Hochzentrum liegt weit entfernt über Südrussland. Über dem Mittelmeer werden diese mit Feuchte angereichert und an der Alpensüdseite regelrecht ausgepresst, siehe hierzu Thema des Tages von gestern, den 14.04.2025. 

Nördlich der Alpen ist die Luftmasse zwar weiterhin warm, aber deutlich trockener. Für Temperaturkontraste braucht es aber auch noch eine zweite Luftmasse. Diese „wartet“ auf der Rückseite von DARIUS über dem Ostatlantik. Noch hat die kältere Luft Deutschland also nicht erreicht und so werden heute nochmals recht einheitliche 17 bis 24 Grad erreicht. 

Grosse Wetter und Temperaturkontraste ueber Deutschland teil 1 

Bodendruck und 850 hPa Temperatur am 15., 16. und 17.04.2025 mittags nach ICON6. 

Am Mittwoch dreht der Wind im Westen dann auf westliche Richtungen und die deutlich kühlere Luft subpolaren Ursprungs fließt ein. Im Osten kommt der Wind weiterhin aus südöstlichen Richtungen und führt die warme und trockene Luft subtropischen Ursprungs heran. Der Hochdruckeinfluss sorgt dort zudem für freundliches Wetter, während im Westen die Sonne kaum eine Chance hat und immer wieder Regen fällt. Die unterschiedliche Himmelsbedeckung und damit verbundene ungleiche Einstrahlung verstärken die Temperaturgegensätze der Luftmassen noch. Im Westen ist am Mittwoch bereits bei 13 bis 17 Grad Schluss, in der Eifel auch schon etwas früher. Im Osten gibt es dagegen gebietsweise einen Sommertag mit den höchsten Werten in der Lausitz mit bis zu 27 Grad. 

 

Am Donnerstag ändert sich nichts Grundlegendes an der Wetterlage und damit auch nicht an den Gegensätzen über Deutschland. Im Westen bekommt man die Sonne kaum zu Gesicht, dafür regnet es hin und wieder. Die Temperaturen liegen zwischen 11 und 14 Grad, in der Eifel und im Hunsrück teilweise nur um 8 Grad. Nochmals wärmer als am Vortag wird es im Osten. In Ostsachsen, Brandenburg und dem Süden von Vorpommern werden 26 bis 28, örtlich an Oder und Neiße sogar 29 Grad erwartet. Sollten diese Werte eintreten, befinden sich diese im Bereich der Rekorde für die zweite Aprildekade in dieser Region. In Görlitz (Sachsen) liegt der Aprilrekord für die zweite Dekade (11.-20. April) zum Beispiel bei 27,8 Grad vom 17.04.1934 und in Bad Muskau (Sachsen) bei 27,5 Grad vom 20.04.2018. Der Dekadenrekord von Cottbus (Brandenburg) vom 17.04.1934 mit 30,1 Grad ist dagegen wohl nicht in Reichweite, ebenso wie die Monatsrekorde für April. Diese liegen in der Region für Stationen mit langjährigen Messreihen meist bei mehr als 30 Grad.

Grosse Wetter und Temperaturkontraste ueber Deutschland teil 2

Höchstwerte nach MOS für den 16.-18.04.2025 

Anders als man vielleicht anhand der Temperaturunterschiede vermuten würde, gehen diese ohne verbreitet auftretend signifikantes Wetter einher. Nur örtlich bilden sich sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag Gewitter im Grenzbereich der beiden Luftmassen.

Ab Freitag wird es dann im Osten sehr wahrscheinlich nicht mehr so warm wie an den Vortagen, wodurch der Temperaturgradient über Deutschland etwas aufweicht. Zudem wird es dann auch in den östlichen Landesteilen im Laufe des Tages und in der Nacht zum Samstag gebietsweise zu Regen und örtlichen Gewittern kommen. Niederschlag, der aufgrund der zuletzt trockenen Witterung vielerorts sicherlich willkommen ist. 

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Niederschläge auf der Alpensüdseite

Hierzulande ist es wechselhaft und gebietsweise regnet es. Verbreiteter, länger anhaltender Regen, der die Trockenheit lindern kann, ist allerdings nicht in Sicht. Südlich des Alpenhauptkammes wird dagegen bis einschließlich Donnerstag sehr viel Regen erwartet. Vor allem im Norden Italiens und der Südschweiz von den Seealpen bis zu den Ostalpen im Bereich Kärnten/Slowenien. In den Hochlagen vor allem der Westalpen kann dabei auch nochmal einiges an Schnee fallen. 

Niederschlaege auf der Alpensuedseite teil 1

Abbildung 1: Luftdruckverteilung für Donnerstag, 17.04.2025, 00 UTC/02 MESZ nach ICON, Modelllauf vom 14.04.2025, 00 UTC (Quelle: DWD)

Insgesamt dominiert über weiten Teilen Europas aktuell Tiefdruckeinfluss. Ein Kernbereich des tiefen Luftdrucks befindet sich dabei auch südlich der Alpen im Bereich Oberitalien bzw. Golf von Genua. Diese Tiefdruckzone intensiviert sich zum Donnerstag weiter. Abbildung 1 zeigt exemplarisch die Luftdruckverteilung für Donnerstag 00 UTC/02 MESZ. Stellt man sich um das Tief die entsprechende, zyklonale Strömung entgegen des Uhrzeigersinnes vor, streicht die Luft also über das zentrale Mittelmeer. Dort reichert sie sich mit Feuchtigkeit an, biegt auf der Ostflanke des Tiefs nordwärts ab und strömt dann gegen das Hindernis Alpen. An den Alpen wird die Luft gezwungen aufzusteigen, so dass es zu staubedingten, anhaltenden und teils intensiven Niederschlägen kommt. Der Pfeil in Abbildung 1 stellt dabei die Strömungsrichtung der feuchten Luftmasse dar. 

Niederschlaege auf der Alpensuedseite teil 2

Abbildung 2: 24-stündige Niederschlagsmengen für Dienstag, 15.04.2025 bis Donnerstag, 17.04.2025 bis jeweils zum Folgetag 06 UTC/08 MESZ, obere Reihe nach ICON, untere Reiche nach EZMW, jeweils Modelllauf vom 14.04.2025, 00 UTC (Quelle: DWD) 

Bereits in der kommenden Nacht zum Dienstag setzen diese Niederschläge allmählich ein. Der erste Schwerpunkt liegt dann vor allem an den Ostalpen im Bereich Venetien, Friaul und Slowenien, wo bis zum Dienstagmorgen gebietsweise 30 bis 60 l/m² erwartet werden können. Und auch im Stau der Apenninen im Bereich der italienischen Regionen Toskana, Umbrien und Latium wird verbreitet kräftiger Regen in ähnlichen Größenordnungen erwartet. Die Hauptniederschläge fallen anschließend von Mittwoch bis einschließlich Donnerstag mit mindestens jeweils 50 bis 80 l/m², teils auch um 100 l/m². Die jeweiligen 24-stündigen Regenmengen nach den Modellen ICON und EZMW zeigt auch Abbildung 2. Dabei ist auch zu erkennen, dass die mit Abstand größten Niederschlagsmengen am Mittwoch (mittlere Spalte, Mengen bis Donnerstag 06 UTC) simuliert werden – nämlich etwa 100 bis 200 l/m² in 24 Stunden im Bereich des Aostatals, Piemonts und der westlichen Lombardei sowie den Schweizer Kantonen Wallis und Tessin. Berücksichtig werden muss dabei aber auch die Schneefallgrenze. Diese liegt zunächst im gesamten Alpenraum oberhalb 2000 m, meist sogar 2500 m. Auf der Rückseite, also der westlichen Seite des Tiefs, sickert von Norden im Laufe des Mittwochs allerdings deutlich kältere Luft ein, so dass die Schneefallgrenze vor allem im Bereich der Westalpen allmählich auf etwa 1300 bis 1500 m absinkt. Ein Teil der prognostizierten Niederschläge kann in den Hochlagen vor allem ab Mittwochabend also als Schnee fallen und fließt somit nicht unmittelbar in die Flüsse ab. Im Bereich der Westalpen werden von etwa Mittwoch- bis Donnerstagabend Neuschneemengen um 50 bis 100 cm erwartet, teils auch mehr. 

Niederschlaege auf der Alpensuedseite teil 3

Abbildung 3: Akkumulierte Niederschlagsmengen bis einschließlich Donnerstag (bis Freitag 00 UTC/02 MESZ) nach ICON (links), EZMW (Mitte) und GFS (rechts), jeweils Modelllauf vom 14.04.2025, 00 UTC (Quelle: DWD)  

Zum Freitag schwächt sich das Tief über Oberitalien ab und die Niederschläge lassen deutlich nach. Abbildung 3 zeigt zusammenfassend die aufsummierten, akkumulierten Niederschlagsmengen bis Freitag 00 UTC/02 MESZ als Prognose von drei verschiedenen Modellen (ICON, EZMW und GFS), also die Gesamtmenge der erwarteten Mengen an Regen und Schnee zusammen. Insgesamt sind sich die vorliegenden Modelle mit der Schwerpunktsetzung der Niederschläge recht einig, so dass von Oberitalien, über die Südschweiz bis nach Slowenien recht verbreitet mit 100 bis 200 l/m² über etwa drei Tage gerechnet werden muss, gebietsweise sind vor allem am westlichen Alpenbogen auch Werte um 300 l/m² möglich – dort wiederum teilweise auch in Form von Schnee. In Anbetracht dieser großen Mengen muss in einigen Regionen mit einem starken Anstieg der Pegel von Flüssen und Seen, Überschwemmungen oder auch Hangrutschungen oder Murenabgängen und dadurch auch Einschränkungen der Infrastruktur gerechnet werden. In den Gebieten der Westalpen mit teils starkem Schneefall in Lagen oberhalb etwa 1300 m besteht zudem das Risiko für Schneebruch und teils unpassierbare Straßen. 

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tücken

Heute ist der Tag auf den viele sehnsüchtig gewartet haben. Das Wetter stellt sich um, und endlich fällt auch mal wieder Regen. Tief Christian südöstlich von Island sorgt mit feuchter und milder Luft für wechselhaftes Wetter. Seine Kaltfront, in die auch noch das kleinräumige Tief Benedikt eingelagert ist, stand heute Morgen in den Startlöchern, um Deutschland ostwärts zu überqueren. Die Bodenanalysekarte in Abbildung 1 zeigt u.a. den Frontverlauf der Kaltfront um 08 MESZ. Zu diesem Zeitpunkt erstreckte sich die Front über die Nordsee und die Maasmündung sowie Frankreich hinweg bis nach Galizien. 

Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tuecken teil 1

Bodenanalyse vom 13.04.2025, 06 UTC 

Grundsätzlich bleibt Christian auch in den kommenden Tagen ein entscheidender Spielgestalter beim Wetter. Zeitweise bekommt er aber Unterstützung. So ist jetzt schon absehbar, dass am Montag und in der Nacht zum Dienstag Tief Darius von Südwesten über die Biskaya hinweg das Spielfeld betritt. In der zweiten Wochenhälfte soll dann ein weiteres Tief von Westen die Biskaya ansteuern und den Tiefdruckeinfluss bei uns regenerieren.

Wenn so viele Tiefs mitmischen (und es sind nicht nur die bisher genannten drei, sondern noch einige Teil- und Randtiefs mehr), dann ist ordentlich Wuling in der Wetterküche. Eine zuverlässige Prognose der Tiefs, ihrer Intensitäten, der Zugbahnen und der Wechselwirkungen ist den Vorhersagemodellen dann nicht möglich. In der Folge grübeln die Meteorologinnen und Meteorolog über der möglichen Wetterentwicklung.

Was die Vorhersagemodelle in der kommenden Woche bezüglich des Niederschlages so anbieten, ist in Abbildung 2 dargestellt. Zu sehen ist der akkumulierte Niederschlag bis in die Nacht zum Samstag, 19.04., links vom Vorhersagemodell IFS des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage in Reading, rechts dagegen von ICON-ART, einem Derivat des DWD-Modells ICON. 

Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tuecken teil 2

Akkumulierter Niederschlag (Modellläufe vom 13.04.2025, 00 UTC) bis Samstag, 19.04.2025, 00 UTC (UTC = MESZ – 2 Stunden). IFS (Europäisches Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage, links), ICON-ART (Deutscher Wetterdienst, rechts). 

Bei genauerem Hinsehen erkennt man durchaus Gemeinsamkeiten, z. B. einen Streifen recht hoher Niederschlagsintensitäten, der sich von Ostfrankreich über das Ruhrgebiet bis nach Schleswig-Holstein zieht. Er steht in Verbindung mit einem kleinräumigen Tief, dass sich am Mittwoch von den Ostalpen nordwärts in Bewegung setzen soll und am Donnerstag voraussichtlich die westliche Ostsee erreicht. Auf seiner Westflanke soll es kräftiger regnen, darüber herrscht – zumindest Stand jetzt – Einigkeit. Ganz anders sieht die Sache in Bayern aus. Während IFS dort von den Alpen bis nach Franken intensive Regenmengen avisiert, simuliert ICON dort nur geringen Regen, vom Inn bis nach Passau soll es nach ICON sogar praktisch trocken bleiben.

Wer diesbezüglich genauer nachforscht, kann nicht nur den Zeitraum eingrenzen, in dem diese Modellunterschiede greifen. Man kann sogar noch größere Unterschiede finden – wenn man die richtigen Modelle vergleicht. In Abbildung 3 sind entsprechend die 24-stündigen Niederschlagssummen von Freitag, 18.04., 02 MESZ bis Samstag, 19.04., 02 MESZ abgebildet, einerseits nach dem uns schon bekannten IFS, andererseits nach dem amerikanischen GFS. Während die Kolleginnen und Kollegen aus dem englischen Reading nach jetzigem Stand sogar warnwürdige Mengen (Dauerregen) vorhersagen, bleibt es nach GFS praktisch trocken. Wie kommt es dazu? 

Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tuecken teil 3

24-stündiger Niederschlag von Freitag 18.04.2025, 02 MESZ, bis Samstag, 19.04.2025, 02 MESZ. IFS (oben) und GFS (US National Weather Service, unten) 

Der Antwort auf diese Frage kommt man mit einer detaillierteren Betrachtung des Bodendruckfeldes näher. Dieses ist für GFS und IFS (jeweils Freitag, 18.04., 14 MESZ) in der Abbildung 4 zu finden. 

Endlich Regen – aber Vorhersage mit Tuecken teil 3

Bodendruckverteilung nach IFS (oben) und GFS (unten) für Freitag, 18.04.2025, 14 MESZ 

Im oberen Teil der Abbildung 4, der die Druckverhältnisse (Isobaren, Linien gleichen Drucks) bei IFS beschreibt, zieht sich eine Tiefdruckrinne von der westlichen Ostsee über Polen hinweg bis nach Kroatien. Dieser steht eine Hochdruckzone gegenüber, die von der südlichen Nordsee über Benelux bis nach Südfrankreich reicht. Zwischen diesen Druckgebilden stellt sich eine nordwestliche Strömung ein. Der in der Grafik erkennbare Pfeil weist genau auf die Alpen, wo sich dann Staueffekte einstellen. Das IFS prognostiziert entsprechend kräftige Stauniederschläge.

Anders die Situation bei GFS. Bei diesem Modell zieht sich eine Zone hohen Luftdrucks von der westlichen Ostsee nach Süden zu den Ostalpen (die rote Farbe der Isobaren deutet zwar absolut betrachtet niedrigen Luftdruck an, relativ zur Umgebung ist der Druck aber hoch). Westlich dieser Hochdruckzone wird Luft nach Norden, östlich davon dagegen Luft nach Süden geführt (Pfeile). Die Region nördlich der Ostalpen, zu denen auch Bayern gehört, ist in diesem Szenario von geringer Dynamik geprägt. Entsprechend bleibt es bei GFS am Freitag trocken.

Solche Modelldifferenzen lassen sich in den kommenden Tagen in unterschiedlicher Intensität in vielen Regionen finden. Und dies nicht nur zwischen verschiedenen Vorhersagemodellen. Auch die aufeinander folgenden Prognosen ein und desselben Modells weisen teils eine deutliche Spreizung auf. Was ganz nebenbei auch dazu führt, dass die auf ihren Aussagen basierenden Wetter-Apps mitunter stattliche Sprünge vollführen. Soll man sich darüber ärgern? Das kann man natürlich ganz nach Gusto tun. Aber mit den Apps verhält es sich wie mit einem Navi: Eine neue Route wird selbstverständlich angezeigt, und eine Wetter-App zeigt natürlich die neuen „Vorstellungen“ des Wettermodells an. Und diese sind, das darf man sich gerne in Erinnerung rufen, immer wahrscheinlicher als die alten Lösungsvorschläge. 

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Das neue Naturgefahrenportal (NGP) des Deutschen Wetterdienstes

Das Naturgefahrenportal bündelt Warnmeldungen aus verschiedenen Quellen und stellt sie auf einer benutzerfreundlichen und barrierefreien Plattform bereit. Es integriert Echtzeitdaten über Warnungen vor Wetterextremen wie Starkregen, Stürmen und Hochwasser und bietet interaktive Karten zur individuellen Risikobewertung. Damit wird es für Bürgerinnen und Bürger einfacher, sich über Gefahren zu informieren und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Das Informationsangebot reicht hierbei von kurzfristigen Akutmaßnahmen bis hin zur langfristigen Vorbereitung auf extreme Naturereignisse. Mit diesem Informationsangebot können die Nutzenden für viele Fragestellungen eine informierte Entscheidung für ihr Handeln treffen. 

Das neue Naturgefahrenportal NGP des Deutschen Wetterdienstes teil 1

Startseite des Naturgefahrenportals 

Der Zugang zu aktuellen und präzisen Informationen ist entscheidend, um auf Naturgefahren angemessen zu reagieren. Eine interaktive Karte zeigt Warnungen in vier Farbstufen, und Nutzerinnen und Nutzer können spezifische Orte auswählen, um maßgeschneiderte Informationen zu erhalten. Neben aktuellen Warnmeldungen stellt das Portal auch Informationen über die potentielle Gefährdung zur Verfügung. So können sich Haushalte und Gemeinden besser auf mögliche Ereignisse vorbereiten und Schutzmaßnahmen entwickeln. 

Ein Beispiel aus der Praxis 

Die Relevanz des Portals zeigt sich in einem typischen Nutzungsszenario: Eine Hausbesitzerin informiert sich im Naturgefahrenportal und sieht in der Rubrik „Aktuelle Warnungen” eine Warnung vor einem bestehenden Hochwasser. Sie kann sich in der Rubrik „Vorsorgen und Handeln” über geeignete Schutzmaßnahmen informieren und beispielsweise Sandsäcke vorbereiten oder wichtige Dokumente in Sicherheit bringen. Sollte die Gefahr akut werden, helfen konkrete Handlungsempfehlungen, das eigene Zuhause und sich selbst zu schützen. Auch nach dem Ereignis bietet das Portal wertvolle Informationen zur Schadensbewältigung und zur Prävention zukünftiger Vorfälle, beispielsweise durch bauliche Maßnahmen. 

Das neue Naturgefahrenportal NGP des Deutschen Wetterdienstes teil 2 scaled

Hochwasserbedingte Straßensperre (Quelle: @PhotographyByMK – stock.adobe.com) 

In der Rubrik „Gefahren & Risiken” kann sich die Hausbesitzerin genau ansehen, welche Bereiche ihres Grundstücks wie stark durch Hochwasser gefährdet sind. Die Daten für die Hochwassergefährdung liegen in einer Auflösung von 5 m × 5 m vor, die Daten für die Starkregengefährdung sogar in einer Auflösung von 1 m × 1 m. Damit ist eine präzise Analyse der potentiellen Gefährdung möglich. 

Dieses Beispiel veranschaulicht, wie das Naturgefahrenportal nicht nur die Warnung vor Naturereignissen ermöglicht, sondern auch konkrete Hilfestellungen für jede Phase eines Ereignisses bietet. Damit wird das Bewusstsein für Risiken gestärkt und die Resilienz der Bevölkerung verbessert. 

Ein Gemeinschaftsprojekt für mehr Sicherheit 

Das Naturgefahrenportal ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen mehreren Bundes- und Landesbehörden. Der DWD hat das Portal in enger Abstimmung mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), dem länderübergreifenden Hochwasserportal (LHP) sowie weiteren Partnern entwickelt. Durch diese Zusammenarbeit wird sichergestellt, dass die Informationen stets aktuell und verlässlich sind. 

Ein zentraler Vorteil des Portals ist seine Erweiterbarkeit. Während der Fokus derzeit auf meteorologischen und hydrologischen Gefahren wie Starkregen und Sturmfluten liegt, ist geplant, das Angebot künftig um zusätzliche Naturgefahren wie Waldbrände, Erdbeben oder Lawinen auszuweiten. Dadurch wird die Plattform stetig verbessert und bleibt ein wichtiger Bestandteil des Katastrophenmanagements. 

Fazit: Ein bedeutender Fortschritt für den Bevölkerungsschutz 

Das Naturgefahrenportal stellt einen entscheidenden Schritt zur Verbesserung des Katastrophenschutzes in Deutschland dar. Es ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern, sich gezielt über Naturgefahren zu informieren und rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Dank interaktiver Funktionen, einer benutzerfreundlichen Oberfläche und der Verknüpfung mit bestehenden Warnsystemen bietet das Portal eine wertvolle Unterstützung für den Alltag. In Zeiten zunehmender Wetterextreme ist eine solche Plattform unverzichtbar, um Leben zu schützen und Schäden zu minimieren. 

Mit der fortlaufenden Weiterentwicklung des Portals wird sichergestellt, dass es den wachsenden Herausforderungen des Klimawandels gewachsen bleibt. Durch eine verstärkte Nutzung und eine breite Bekanntmachung kann das Naturgefahrenportal zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die gesamte Bevölkerung werden. 

Bodo Erhardt für das NGP-Team // M.Sc. Felix Dietzsch (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.04.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst