Wetterextreme 2020 – Teil 1
Das heutige Thema des Tages behandelt den ersten Teil der Zusammenfassung des Wetterjahres 2020 mit Schwerpunkt auf extreme Wetterereignisse.
Januar: Schneearmer und milder Hochdruckwinter
Ein Hoch über Südeuropa sorgte für einen zu sonnigen und trocknen Januar. Mit südwestlicher Strömung wurde für die Jahreszeit deutlich zu warmer Luft herangeführt. Unterbrochen wurde der Warmluftzustrom von nur kurzen Kaltlufteinbrüchen, die in den Gipfellagen der Mittelgebirge etwas Schnee brachten. Im letzten Drittel setzte sich dann ein Hoch über Mitteleuropa mit höhenwarmer Luft durch. Der Januar war auch im höheren Bergland ungewöhnlich schneearm und deutlich zu warm.
Februar: Die Westwetterlage ist wieder da
Im Februar stellte sich die Wetterlage um. In der Arktis gab es den stärksten jemals beobachteten Polarwirbel. Dies blieb für unser Wetter nicht ohne Folgen. Denn die Tiefdruckentwicklung auf dem Atlantik wurde dadurch angefacht, wodurch sich bei uns eine stürmische Westwetterlage durchsetzte. Tiefdruckgebiete zogen in rascher Abfolge über Nordeuropa hinweg und prägten mit ihren Fronten das Wetter in Deutschland. Kurze Kaltlufteinbrüche wechselten sich mit Phasen mit sehr milder Meeresluft ab. Schnee gab es nur zeitweise in den Gipfellagen der Mittelgebirge. Am 04.02. zog Sturmtief „Petra“ über Deutschland und brachte dem Süden verbreitet orkanartige Böen. Höhepunkt der Westwetterlage war am 09. und 10. Februar mit Sturmtief „Sabine“, das mit orkanartigen Böen über Deutschland hinwegfegte und den Zugverkehr bundesweit zum Erliegen brachte. Am 23.02. sorgte dann Sturmtief „Julia“ mit schweren Sturmböen für die Absage zahlreicher Faschingsumzüge. Der Februar war der zweitniederschlagsreichste seit Aufzeichnungsbeginn. Vielerorts fiel das Doppelte bis Dreifache der üblichen Regenmengen. Größere Hochwasser bleiben aber aufgrund der gleichmäßigen Verteilung und der Dürre in den Vorjahren weitestgehend aus. Das fast völlige Fehlen von Nachtfrösten war maßgeblich dafür, dass der Februar auch der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen wurde. Zu erwähnen sei hier noch der 16.02., an dem eine subtropische Luftmasse für außergewöhnliche 21,5 °C in Müllheim südwestlich von Freiburg sorgte. Am 28. Februar brachte ein Sturmtief dann doch noch mal kurz etwas Winter mit Schnee in der Mitte und im Süden.
März: Von der Westwetterlage zum Frühlingshoch
Zunächst hielt die wechselhafte und teils stürmische Westwetterlage an. Mit Sturmtief „Hanna“, das im Norden nochmals orkanartige Böen brachte, aber ansonsten recht schwach blieb, endete die Sturmsaison in diesem Jahr ziemlich früh am 12.03. Ab dann brachte ein Hochdruckgebiet über Osteuropa den Frühling mit Höchstwerten bis 20 °C im Süden. Ab dem 20.03. erreichte uns dann an der Ostflanke eines nach Skandinavien vorrückenden Hochs doch nochmal sibirische Kaltluft mit mäßigen Nachtfrösten von -5 bis -9 °C im Osten. Vielerorts waren dies die kältesten Nächte des Jahres. Am Ende des Monats fiel im Osten Deutschlands sogar noch etwas Schnee. Trotzdem blieb der März im Mittel zu warm und war einer der sonnenscheinreichsten.
April: Anhaltende Hochdrucklage
Im April setzte sich dann ein Hoch über Mitteleuropa fest. Mit einer Südströmung wurde dabei sehr warme und trockene Luft nach Deutschland geführt. Zwar gab es in der trockenen Luft noch zeitweise Nachtfröste, tagsüber waren aber Temperaturen über 20 °C an der Tagesordnung. Im Westen gab es mehrere Sommertage mit Höchstwerten über 25 °C, den ersten sogar schon am 07.04. am Oberrhein. Die erwachende Vegetation dürstete nach Regen, der in der Hochdrucklage ausblieb. Zahlreiche kleinere Waldbrände waren die Folge. So war der April der dritttrockenste seit Messbeginn. Gleichzeitig war er auch der sonnigste und brachte es auf mehr Sonnenstunden als ein durchschnittlicher Sommermonat. Bei den Temperaturen gab es ein deutliches Süd-Nord-Gefälle, insgesamt war der April aber zu warm.
Mai: Ewige Hochdrucklage mit ausgeprägten Eisheiligen
Im Mai setzte sich das warme Hochdruckwetter mit nur kurzen Unterbrechungen zunächst fort. Doch der Winter gab sich noch nicht geschlagen. Pünktlich zu den Eisheiligen am 12.05. gelangte mit einer nördlichen Strömung arktische Meeresluft auf direktem Weg nach Deutschland. An den Alpen und im Bergland reichte es sogar noch für eine Schneedecke. In den übrigen Gebieten gab es für die Jahreszeit ungewöhnlich starke Nachtfröste, die Schäden an der schon weit entwickelten Vegetation anrichteten. In einigen Gegenden erfror sogar das Laub an den Bäumen. Im weiteren Verlauf setzte sich recht rasch wieder eine Hochdrucklage durch. Dabei wurde es wieder sommerlich warm. Doch Hitzegewitter blieben weitestgehend aus. Die ungewöhnlich vielen Frosttage sorgten dafür, dass der Mai trotz Hochdruckwetter nur normal temperiert blieb. Außerdem war es besonders im Westen deutlich zu trocken.
Juni: Ein Sommer, wie er früher einmal war
Am 5. Juni setzte ein polarer Kaltlufteinbruch der bisher außergewöhnlich lang andauernden Hochdrucklage ein Ende. Die Schafskälte schlug zu, sodass die Höchsttemperaturen nicht mehr über 20 °C hinaus kamen. Die Nachtwerte waren meist einstellig. Im weiteren Verlauf entwickelte sich eine recht seltene Wetterlage mit hohem Luftdruck über Nordeuropa und tiefem Druck über Mitteleuropa. Die sonst üblichen Druckverhältnisse kehrten sich um. Durch den dominierenden Tiefdruckeinfluss gestaltete sich der Rest des Monats wechselhaft mit gelegentlichen Starkregengewittern. Hervorzuheben ist hier der Zeitraum zwischen 13.06. und 19.06., wo auch Großstädte wie Berlin und Hamburg von lokalen Überflutungen betroffen waren. Die Regenmengen im Juni waren insgesamt durchschnittlich mit sehr großen regionalen Unterschieden. Es war zwar mäßig warm, aber längere Zeit sommerlich blieb es selten, sodass der Monat in der Gesamtbilanz nur etwas zu warm ausfiel. Zu erwähnen ist noch, dass in der 2. Monatshälfte wieder ausgeprägte leuchtende Nachtwolken zu beobachten waren.
Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 29.12.2020
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst