Nach dem Sturm ist vor dem Sturm …
… so könnte man das Wetter der kommenden Tage in einem Satz zusammenfassen. Eine etwas ausführlichere Beschreibung der Wetterlage wird Ihnen aber natürlich nicht vorenthalten.
Während am heutigen Donnerstag das Sturmtief KLAUS vor allem der Nordwesthälfte von Deutschland einen stürmischen Tag beschert (siehe auch Thema des Tages vom Vortag), wird heute südlich von Grönland ein kleines Wellentief geboren, welches eingebettet in die aktuell kräftige westliche Strömung rasch nach Osten wandert und sich bis Samstag zu einem neuen Sturmtief mausert. Dabei handelt es sich um einen klassischen Schnellläufer. Über dem Nordmeer hat sich bereits ein kräftiges Zentraltief etabliert, an dessen Südseite große Druckunterschiede herrschen. Diese verursachen eine lebhafte westliche Strömung – die typische Westwetterlage der mittleren Breiten. In dieser westlichen Grundströmung bilden sich wiederholt kleine Wellenstörungen, die für eine weitere Verschärfung der Druckunterschiede sorgen und damit auch eine Verstärkung des Winds zur Folge haben. Diese Wellenstörungen verlagern sich wie auf einer West-Ost verlaufenden Autobahn rasch nach Osten, weshalb man sie in der Meteorologie eben etwas salopp als Schnellläufer bezeichnet.
Aber was bedeutet das nun für unser Wetter in Deutschland? Der erste Schnellläufer an der Südseite von Sturmtief KLAUS zieht heute nördlich von Deutschland ostwärts und ist für den heutigen stürmischen Tag verantwortlich, wobei der Sturm im Nordwesten am stärksten ist. In Verbindung mit Schauern und Gewittern sowie an der Nordsee sind selbst orkanartige Böen möglich. Am Abend und in der Nacht zum morgigen Freitag lässt der Wind aber schon wieder deutlich nach. Allerdings kommt es vor allem in den mittleren Landesteilen noch zu Schauern und Gewittern, die örtlich starke bis stürmische Böen und Graupel bringen können.
Morgen (Freitag) beruhigt sich das Wetter erst einmal. Letzte Schauer ziehen ostwärts ab und es kommt zwischen den Quellwolken auch häufiger mal die Sonne zum Vorschein, vor allem im Südosten Deutschlands. Der Wind weht aber weiterhin lebhaft, an den Küsten auch stark und es muss generell mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden. Am Nachmittag kommen im Westen und Nordwesten aber schon die nächsten schauerartigen Regenfälle auf, auch einzelne Gewitter können wieder mit dabei sein. In deren Umfeld kann es kleinräumig wieder (schwere) Sturmböen geben.
Interessanter wird es aber erst am Samstag, wenn der oben beschriebene nächste Schnellläufer Deutschland in Beschlag nimmt und uns wieder Sturm bringt. Ähnlich wie am heutigen Donnerstag zieht zunächst ein schauerartiges Regenband ost- und südwärts über uns hinweg, danach geht das Ganze von Westen her in Schauer über und auch Graupelgewitter sind wieder mit von der Partie. Dazu frischt erneut der Wind ordentlich auf. Anders als am heutigen Donnerstag ist dann auch der Süden vom Sturmfeld betroffen. Landesweit muss also mit stürmischen Böen und Sturmböen gerechnet werden und in Verbindung mit kräftigen Schauern und Gewittern sind auch wieder einzelne schwere Sturmböen mit dabei. Noch höhere Windgeschwindigkeiten sind aus heutiger Sicht aber eher unwahrscheinlich. Zusammenfassend kann man also sagen, dass am Samstag das Sturmfeld über Deutschland zwar großflächiger ist, die absoluten Windspitzen aber voraussichtlich etwas schwächer ausfallen werden als heute.
Und wie geht es danach weiter:
In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag tagsüber setzt sich das Schauerwetter mit Regen- und Graupelschauern fort, in Hochlagen sind auch Schneeschauer dabei. In der Nacht kann es vorübergehend bis auf 300 bis 500 m herab Schnee- und Schneeregenschauer geben. Der Wind ist weiterhin ruppig mit starken bis stürmischen Böen, aber nicht mehr so kräftig wie am Samstag.
In der kommenden Woche geht der strammen Westlage dann die Puste aus. Über Westeuropa etabliert sich ein Hoch, sodass die Strömung auf nordwestliche bis nördliche Richtungen dreht. Damit wird nochmals ein Schwall polarer Kaltluft nach Deutschland geführt, sodass die Schauer wieder bis in tiefere Lagen in Schnee übergehen – der Spätwinter lässt grüßen. (Für eine Schneedecke wird es aber voraussichtlich höchstens in mittleren bis höheren Lagen oberhalb von 400 bis 600 m reichen.)
Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 11.03.2021