Flugwetterübersicht (Teil 2)

Der heutige Wetterbericht für Nordrhein-Westfalen liest sich folgendermaßen: ” Heute in Ostwestfalen anfangs noch aufgelockerte Bewölkung. Im Laufe des Vormittags von Westen zunehmend stark bewölkt und aufkommender Regen. Am Abend in Schauer und Gewitter übergehend. Höchsttemperatur im Westen um 16 Grad, im Osten bis 20 Grad, in Hochlagen um 14 Grad. Mäßiger bis frischer Wind aus Süd bis Südwest, dabei gebietsweise starke, in der Eifel auch stürmische Böen, in Gewitternähe auch Sturmböen möglich.” In der Flugwetterübersicht gestaltet sich das Ganze schon etwas anders. Hier ein Auszug von heute für den Westen Deutschlands: “Verbreitet FEW CU mit Basis in 3000-4000 FT AMSL, darüber im Osten nur örtlich SCT/BKN AC zwischen FL070 und FL100, im Westen hingegen BKN/OVC NS mit Untergrenzen zunächst um 5000 FT AMSL und Tops oberhalb FL245, daraus meist leichter, vereinzelt auch mäßiger Regen. Dadurch gebietsweise absinkende Wolkenuntergrenzen auf 3000-4000 FT AMSL. Im weiteren Verlauf weitet sich das Wolken- und Niederschlagsgebiet nach Osten aus und erreicht zum späten Nachmittag auch den äußersten Osten. Zugleich im Westen frontrückseitige Auflockerungen: Übergang zu FEW/SCT CU mit Basis um 3000 FT AMSL, darüber auch noch einzelne dünne SCT LYR AC/CI-Felder. Diese Auflockerungen erreichen am späten Abend auch Osten. Von Westen ziehen aber ISOL/OCNL TCU/CB mit Basis um 2500 FT AMSL und Tops bis FL245 auf. Daraus Regenschauer, örtlich auch Gewitter. Dann auch wieder vermehrt SCT/BKN SC zwischen 3000 und 5500 FT AMSL.” Im Thema des Tages vom 22.04.2021 wurde ja bereits auf grundlegende Elemente der Flugwetterübersicht eingegangen. Nun soll aber die heutige Beschreibung unter die Lupe genommen werden. Die Bewölkungsverhältnisse werden mit SKC (“sky” clear, 0 Achtel des Himmels mit Wolken bedeckt), FEW (“few”, 1-2 Achtel), SCT (“scattered”, 3-4 Achtel), BKN (“broken”, 5-7 Achtel) und OVC (“overcast”, 8 Achtel) beschrieben. Dies ist in etwa gleichzusetzen mit wolkenlos, heiter, wolkig, stark bewölkt und bedeckt. Des Weiteren gibt es die Bezeichnung LYR (“layered”) was für geschichtet steht. Nach der Angabe des Bewölkungsverhältnisses wird die Wolkenart beschrieben. Hier verwendet man gängigerweise CB (Cumulonimbus), TCU (Towering Cumulus), CU (Cumulus), AC (Altocumulus), SC (Stratocumulus), CC (Cirrocumulus), NS (Nimbostratus), CS (Cirrostratus) AS (Altostratus), CI (Cirrus), ST (Stratus), FG (Fog). Es gibt noch ein paar weitere Bezeichnungen, die jedoch nicht so oft verwendet werden. Die Beschreibung der Wolkengattung erfolgt, um dem Piloten Informationen mitzugeben, durch welche Wolken er möglicherweise hindurchfliegen muss. Je nach Wolke ist nämlich der Flüssigwassergehalt, die Eisteilchenanzahl usw. anders. Dies sind wichtige Informationen für den Flugbetrieb. Auch über die Turbulenz können Wolken Aufschluss geben. Vor TCU und CB wird noch eine Angabe über ihre Häufigkeit gemacht. Hierbei wird unterschieden in ISOL (“isolated”, Bedeckung unter 50 Prozent), OCNL (“occasional”, Bedeckung 50-75 Prozent) und FRQ (“frequent”, Bedeckung über 75 Prozent). Im Anschluss an die Wolkengattung und Wolkenverhältnisse werden die Wolkenuntergrenzen und die Wolkenobergrenzen beschrieben. Die Angabe erfolgt hierbei in Fuß. AMSL (“above mean sea level”) oder AGL (“above ground level”) sind hier gebräuchliche Angaben. Oberhalb 5500 FT AMSL wird in der Regel FL (“flight level”) als Höhenangabe verwendet. Man spricht hier also von der Höhe von Druckflächen in Bezug auf eine Standardatmosphäre. In der Regel werden Flugwetterübersichten nur bis zu einer Höhe von FL245 (etwa 7,5 km) beschrieben. Nur bei TCU und CB gibt man die absolute Obergrenze an.

Betrachten wir nun also beispielsweise den ersten Satz der Flugwetterübersicht, so kann man diesen quasi folgendermaßen “übersetzen”: Verbreitet zeigen sich wenige Cumuluswolken, deren Untergrenzen in 900 – 1200 m ü. NN (3000 – 4000 FT AMSL) liegen. Darüber gibt es im Osten örtlich einige Altocumuluswolken zwischen 2100 und 3000 m ü. NN (FL070 – FL100). Im Westen zieht dichter Nimbostratus auf, dessen Untergrenze bei 1200 m ü. NN (5000 FT AMSL) über Meeresniveau liegt und dessen Obergrenze über 7500 m ü. NN (FL245) hinausreicht. Daraus fällt meist leichter, vereinzelt auch mäßiger Regen.

Ich hoffe Ihnen nun etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben, sodass Sie in Zukunft Flugwetterübersichten problemlos decodieren und lesen können.

Dipl.-Met. Marcel Schmid

Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 24.05.2021

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