Stürmische Zeiten im Mittelmeerraum
Eine starke Tiefdruckaktivität sorgt in einigen Mittelmeerregionen für recht stürmisches und unbeständiges Wetter. Nachfolgend werden die Details erläutert.
Stürmische Zeiten im Mittelmeerraum. Nicht nur hier in Deutschland ist der Wetter recht unbeständig und zum Teil recht windig, auch in der beliebten Urlaubsregion im Mittelmeerraum sorgt eine regelrechte starke Tiefdruckaktivität für Sturm und zum Teil starke Regenfälle.
Während Tief „Toni II“ aktuell unser Wettergeschehen beeinflusst mit Regen, Schnee und starkem Wind, bringt Tief „Uwe“ in Italien und später in den Regionen im östlichen Mittelmeerraum alles, was die Wetterküche zu bieten hat: Regen, Schnee, Gewitter und Sturm.
Tief „Uwe“ ist ein sogenanntes „Genuatief“. Ein Genuatief ist ein sich vor allem durch den Einfluss der Alpen (Lee-Effekt) entwickelndes Tiefdruckgebiet über dem Golf von Genua. Die Voraussetzungen sind das Einfließen von Kaltluftmassen in den westlichen Mittelmeerraum und das Überströmen von orografischen Hindernissen wie die Alpen.
Tief „Uwe“ liegt am heutigen Freitag über dem Golf von Genua und zieht im Laufe des Tages zur Adria und erreicht am Samstag schließlich Griechenland. Durch den starken Luftdruckunterschied zwischen dem Azoren-Hoch (1033 hPa) und dem sich verstärkenden Tief „Uwe“ (982 hPa) kann sich ein nennenswerter Druckgradient entwickeln. Je größer der Druckgradient zwischen Hochs und Tiefs ist, desto stärker ist der daraus resultierende Wind.
Man spricht bei einer solchen Wetterlage (Hoch über den Azoren und Tief über Oberitalien) von einer „Mistralwetterlage“. Die Folge ist ein ausgewachsenes Sturmfeld an der Westflanke des Tiefs „Uwe“. Der nordwestliche Wind, der „Mistral“ erreicht entsprechend heute und in der Nacht zum Samstag im zentralen Mittelmeerraum volle Sturmstärke. Dabei werden von der Provence, Sardinien und Korsika über Süditalien bis nach Griechenland verbreitet schwere Sturmböen um 100 km/h, über dem offenen Meer und in den Hoch- und exponierten Lagen Orkanböen um 120 km/h erwartet. In den Gipfellagen der Berge auf Sardinien und Sizilien sowie in Kalabrien treten sogar extreme Orkanböen über 140 km/h auf.
Nicht nur über Land sorgt der Sturm für Behinderungen, sondern auch auf dem Wasser. Denn durch den Sturm werden die Gewässer um Italien regelrecht aufgewühlt. Riesige Wellen zwischen 6 und 9 m werden auf die exponierten Küstenabschnitte brechen. Die Fährverbindungen zu den italienischen Kleininseln wie die Liparischen Inseln werden dann eingestellt.
Dazu kommt es in den an das Tyrrhenische Meer angrenzenden Gebieten Italiens sowie von Slowenien bis nach Griechenland zu ergiebigen Niederschlägen. Die Mengen liegen zwischen 50 und 100 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden. Auf den Bergen fallen diese Mengen als Schnee. Auch in Oberitalien geht der Regen zum Teil bis in tiefe Lagen in Schnee über.
Danach beruhigt sich das Wetter schnell wieder. Schon ab Sonntag stellt sich im Mittelmeerraum Hochdruckeinfluss ein. Viel Sonnenschein, schwacher Wind, ruhiger Seegang und fast frühlingshafte Temperaturen sind dann die Begleiterscheinungen. Dies sind gute Voraussetzungen für einen Kurzurlaub dort, oder?
Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.12.2019
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