Wo ist der Schnee hin?
Am vergangenen Samstagmorgen (08.01.22) rieb sich die eine oder der andere vor allem in der Südhälfte Deutschlands sicherlich die Augen. Beim Blick aus dem Fenster schaute man selbst im sonst so schneearmen Rhein-Main-Gebiet auf eine weiße Schneelandschaft. Innerhalb von wenigen Stunden kamen in Offenbach immerhin 14 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag vom Himmel. Daraus resultierte schließlich eine Schneedecke von gemessenen 5 cm, im Norden Frankfurts waren es noch ein paar Zentimeter mehr. Ging man höher hinaus ins Bergland, so kamen dort sogar ganz anständige Mengen über 10 cm, im Taunus sogar bis zu 21 cm über Nacht zusammen. Dies zog den Schnee- und Wintersportliebhaber am Samstag natürlich raus in die Natur und man konnte sich im Schneemannbauen messen oder mit dem Schlitten um die Wette rodeln.
Aber so schnell der Schnee gefallen war, so schnell schmolz er auch wieder weg. Denn in der Nacht zum Sonntag brachte Tief „Doreen“ etwas mildere Luft und Regen, womit es dem Schnee dann zumindest in tieferen Lagen vollends an den Kragen ging. Anhand der Aufnahmen von Webcams konnte man das auch online gut verfolgen. Im Anschluss an das Thema des Tages unter. sind deshalb beispielhaft zwei Webcams in Darmstadt und Fürstenfeld ausgewählt, die jeweils ein Bild von Samstag, dem 08.01.22, als auch von Sonntag, dem 09.01.22, zeigen.
Höhere Lagen profitierten hingegen am Sonntag von „Doreen“. So kamen vom Thüringer Wald und dem Erzgebirge bis zum Bayerischen Wald sowie im Schwarzwald und dem Allgäu nochmals einige Zentimeter an Neuschnee zusammen, punktuell waren es sogar mehr als 10 cm. Dies war einerseits natürlich gut für den entspannten Hobbywintersportler, professionelle Biathleten, die in Oberhof am Rennsteig im Thüringer Wald zum Weltcup antraten, liefen hingegen sicherlich keine Bestzeiten bei dem bremsenden Neuschneegestöber.
In dieser Woche lässt es das Wettergeschehen in Deutschland wieder etwas ruhiger angehen. Lediglich zum Wochenstart fielen am Alpenrand nochmal bis zu 10 cm, im Berchtesgadener Land kamen sogar 15 cm zusammen. Ansonsten dürfte der Schnee in tieferen Lagen leider „von gestern“ sein. Wo finden wir also aktuell noch etwas mehr von der „weißen Pracht“? Wo lohnt es sich noch, die Langlaufskier anzuschnallen?
Die schlechte Nachricht: Der Schnee hat sich meist bis in Berglagen zurückgezogen. In tiefen Lagen finden sich – wenn überhaupt – nur noch Schneereste, die wahrscheinlich nur wenig zum echten Winterfeeling beitragen.
Die gute Nachricht: Im Bergland gibt es noch reichlich Schnee. In den Mittelgebirgen finden sich zumindest gebietsweise ab etwa 400 bis 500 m rund 10, in höheren Lagen sogar 20 bis 30 cm an Schnee. Entsprechend gibt es einige Skigebiete, die ihre Pisten und Loipen aktuell geöffnet und präpariert haben. An einigen Stellen sorgen darüber hinaus Schneekanonen für weitere künstliche Zuwächse: In Winterberg misst die Schneedecke auf der Piste so bis zu 50 cm. Schaut man auf die Höhen des Schwarzwalds, findet man diese Mengen auch ohne den Einsatz von Schneekanonen. Dort sollten sich aktuell die höchsten Schneemassen auftürmen, wenn man von den deutschen Mittelgebirgen ausgeht.
Noch eine „Schippe“ mehr Schnee findet man in den Alpen. Dort herrscht im Winter – je nach Höhenlage – eine gewisse Schneesicherheit. Wintersportler sind dort deshalb immer ganz gut aufgehoben. Während im Allgäu aktuell sogar in tieferen Lagen noch einige Zentimeter Schnee liegen, finden sich ab 1000 m schon 20 bis 40 cm, ab 1500 m sind es schon über 50 cm. Ab 2000 m kommt man schon auf deutlich mehr als einen Meter, wie beispielsweise auf dem Zugspitzplatt, wo aktuell 136 cm gemessen werden.
Mit diesen Schneehöhen muss man sich in dieser Woche allerdings zufriedengeben. Denn Neuschnee ist erst einmal nicht in Sicht. Außerdem könnte die einfließende, mildere Luft bei positiven Tageshöchstwerten zu einem allmählichen Abschmelzen der Schneedecke führen. Ab Sonntag könnte sich die Wetterlage zumindest vorübergehend wieder umstellen, was mit weiteren Niederschlägen einhergeht. Zwar ist der genaue Ablauf aus heutiger Sicht noch mit einigen Unsicherheiten verbunden, zumindest im Bergland dürfte es jedoch für einen Nachschlag an Schneekristallen reichen.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 12.01.2022
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