Zurück zum Hochdruckwetter
Die vergangene Woche war verhältnismäßig ereignisreich, zumindest, wenn man den diversen Himmelsphänomenen nachgeht, die dabei aufgetreten sind. Zum einen hatten es mehrere Tiefausläufer geschafft, nach langer Trockenphase nach Deutschland vorzudringen und durchaus verbreitet für etwas Niederschlag zu sorgen. Dann wurden durch ein großräumiges Tief im Mittelmeerraum große Mengen Saharastaub nach Mitteleuropa verfrachtet. Dieser hat sich besonders in Süddeutschland in Form von rötlicher Himmelsfärbung und ausgewaschenem Mineralstaub deutlich bemerkbar gemacht. Im Norden Deutschlands konnten dazu Anfang der Woche Polarlichter gesichtet werden. Und zu guter Letzt gab es in der vergangenen Nacht vielerorts einen ausgeprägten Vollmond zu bestaunen.
Mit den Tiefausläufern ist es aber jetzt erst einmal grundsätzlich wieder vorbei, denn mit den beiden Hochs „Peter“ über Nordwesteuropa und „Oliver“ über dem Baltikum und Westrussland formiert sich aktuell ein mächtiger Hochdruckblock, der jeden Versuch, ein Tiefdruckgebiet vom Atlantik nach Mitteleuropa zu schicken, verhindert. Seinen Höhepunkt erreicht „Peter“ bereits am morgigen Samstag. Dann befindet sich das Zentrum über Dänemark und der südlichen Ostsee. Dabei werden in den Modellen Bodendruckwerte von über 1050 Hektopascal (hPa) simuliert. Ein für die Region durchaus rekordverdächtiger Wert. Wirft man einen Blick auf die Statistik, so zeigt sich, dass Druckwerte von über 1040 hPa in Deutschland jedes Jahr auftreten, Werte von über 1050 hPa dagegen schon sehr selten vorkommen. Zuletzt war dies für die Station in Oberstdorf (Bayern) der Fall, wo am 20.01.2020 1051,3 hPa registriert wurden. Danach muss man schon bis ins Jahr 2006 zurückblättern, um ähnliche Werte zu finden. Damals betraf dies Stationen in Ostbrandenburg und Vorpommern, dies ebenfalls im Januar.
Ganz störungsfrei läuft die Hochdrucklage aber insgesamt nicht ab. Nicht ganz untypisch für derartige Lagen löst sich von der Ostsee her ein kleines, mit Kaltluft angereichertes Höhentief ab und läuft in den kommenden Tagen einmal im Uhrzeigersinn um das Hochdruckgebiet herum. Davon bekommt man im Bodendruckfeld zunächst nicht viel mit, aber solche kleinen Höhentiefs – gerne auch als Kaltlufttropfen bezeichnet – sind immer wieder für Überraschungen gut. In diesem Fall ist die Höhenkaltluft nicht kalt genug, um für größeres Ungemach wie z.B. kräftige Schauer und Gewitter zu sorgen, aber für dichtere Wolkenfelder und den ein oder anderen Regenguss bzw. Schneeschauer im Bergland wird es allemal reichen.
Angesichts der Mächtigkeit des Hochdruckblocks über Europa dauert es auch entsprechend lange, bis dieser wieder abgebaut wird. Mit anderen Worten: Die Wetterlage bleibt uns noch mindestens bis Mitte der kommenden Woche erhalten, wobei „Peter“ und Co. dabei zunehmend an Kraft verlieren werden. Ab der zweiten Wochenhälfte reicht es dann eventuell auch wieder für das erste durchziehende Frontensystem im Zuge eines Trogdurchgangs.
M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 18.03.2022
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