Was bringt der Frühling?
Zunächst hat der Frühling in der Natur begonnen. In der Phänologie ist der Erstfrühling definiert mit der Blüte der Forsythie, die in Deutschland teils schon am 20. Februar beobachtet wurde. Danach folgte der meteorologische Frühlingsbeginn am 01. März. Der ist jedes Jahr am gleichen Datum und dient vor allem zur besseren Handhabung der klimatologischen Statistiken, da somit alle Jahreszeiten exakt drei Monate lang sind. Nun steht heute Nachmittag der letzte Frühlingsbeginn dieses Jahres an. Nach der Astronomie beginnt der Frühling heute um 16:32 Uhr.
Das Datum des astronomischen oder kalendarischen Frühlingsbeginns ist definiert nach der exakten Tagundnachtgleiche. Das heißt, heute ist es in Deutschland genau 12 Stunden lang Tag und 12 Stunden lang Nacht. Dieser Tag kann in unserem Kalendersystem zwischen dem 19. und 21. März variieren. Im 20. Jahrhundert fiel der Frühlingsbeginn oft auf den 21. März. Das passiert allerdings erst wieder im Jahre 2102. Bis zum Jahr 2047 bleibt uns der 20. März als Frühlingsbeginn, da im folgendem Jahr der Frühling schon einen Tag früher kommt (am 19. März um 23:23 Uhr).
Mit dem Frühling sind oft Gedanken des Neubeginns verbunden. Die Natur erwacht zu neuem Leben. Viele Zugvögel haben in der letzten Woche die südlichen Winde genutzt und sind zusammen mit dem Saharastaub über Deutschland eingeflogen. Es zwitschert bereits frohlockend in den Wäldern. Doch die Wälder selbst sehen momentan nicht überall so grün und saftig aus. Die lange Trockenheit und der fehlende Niederschlag im März hat bereits an einigen Orten zu Waldbrandausbrüchen geführt. Auch die kommende Woche verspricht da kein Aufatmen. Durch die anhaltende Hochdrucklage bleibt es weiterhin verbreitet sonnig und trocken. Der Waldbrandgefahrenindex (siehe Link) zeigt auch für die kommenden Tage in Teilen die Stufe 4 auf (hohe Gefahr). Die erwachende Natur zieht da auch noch zusätzlich einiges an Wasser aus dem Boden.
Auf der anderen Seite des großen Teichs ist auch Frühlingsanfang. Allerdings hat Nordamerika kein ruhiges Hochdruckwetter zu erwarten. Dort ist im Frühling der Beginn der Tornado-Saison, sodass das Frühlingserwachen auch mal durch einen Donnerschlag erfolgt. Ein Tornado kann bei Gewitterentwicklung aus so genannten Superzellen entstehen. Das sind rotierende Gewitterzellen, die teilweise über mehrere Stunden hinweg über Land ziehen. Der Südosten der Vereinigten Staaten liefert von seiner geographischen Lage und seiner Topographie die besten Voraussetzungen für sehr kräftige Superzellen und auch Tornadoentwicklungen. Das Storm Prediction Center (SPC) des nationalen amerikanischen Wetterdienstes hat bereits für die nächsten Tage eine Warnung vor möglichen Tornados herausgegeben. (siehe Link zum SPC)
Bei den tropischen Stürmen ist etwas Ruhe eingekehrt. Momentan wird weltweit kein einziger beobachtet. Das wird vermutlich nicht lange so bleiben. Ein diese Woche veröffentlichter Rückblick der Weltmeteorologischen Organisation (WMO) enthält einige interessante Fakten über tropische Stürme. In den betrachteten 40 Jahren von 1980 bis 2020 wurden im Schnitt pro Jahr weltweit 84 tropische Zyklonen benannt. Dabei kam es statistisch zu 43 Toten und Schäden von über 70 Mio EUR pro Tag. Durch die bessere Vorhersage und auch ein effektiveres Warnsystem konnte die Anzahl der Toten in den vergangenen Jahren jedoch signifikant verringert werden. Das entwickelte Frühwarnsystem der WMO hat da vermutlich den ein oder anderen aufgeweckt.
Von Zeit zu Zeit braucht vielleicht jeder mal einen Weckruf. Nachdem man den ganzen Saharastaub von Fenstern und Balkonen entfernt hat, lässt sich diese Woche aber auf jeden Fall der Frühling in vollen Zügen genießen. Egal ob man dann schon wach ist, oder noch mit schläfrigen Augen in die Sonne blinzelt.
MSc Met. Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 20.03.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!