Regentänze versprechen Erfolg
Das Gras ist verdorrt, die Bäume werfen schon teilweise ihre Blätter ab, Bäche und kleinere Flüsse sind ausgetrocknet, die größeren Ströme führen deutliches Niedrigwasser. Was sich nach einer Beschreibung für Südeuropa anhört, trifft dieses Jahr für weite Teile Deutschlands zu. Es ist einfach zu trocken! Einen Eindruck der im diesjährigen August bisher gefallenen Niederschläge ist in der linken Abbildung unter https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/8/13.html zu sehen. Die Daten basieren auf der Auswertung von Radarbildern. In einigen Gebieten fiel in den letzten knapp zwei Wochen gar kein oder so gut wie kein Regen. Einzig im südöstlichen Baden-Württemberg und in Teilen Bayerns kamen 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter, punktuell auch noch höhere Niederschlagsmengen zustande. Dies ist vor allem auf schauerartige und teils gewittrige Regenfälle zurückzuführen, die am späten Nachmittag des 5.8. und in der Nacht zum 6.8. in Verbindung mit einer durchziehenden Kaltfront aufgetreten sind. Im Bereich dieser Kaltfront und einer vorlaufenden Konvergenz gingen die gebietsweisen Regenfälle in der Nordwesthälfte nieder. Mehr als etwa 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter gab es aber nicht. Seither machte sich Regen in Deutschland rar.
Doch am Ende des Tunnels tut sich ein Lichtlein auf. Dem seit Wochen andauernden mehr oder wenigen stabilen Hochdruckwetter scheint allmählich die Kraft auszugehen und immer öfters tauchen für die kommende Woche Farben in den Niederschlagsprognosen auf, die manch einer nur noch aus dem Wasserfarbenkasten der Sprösslinge kennt. Woher kommen nun diese Niederschlagsprognosen? Liegt es vielleicht daran, dass auf den landesweit zahlreichen Festen vermehrt Regentänze aufgeführt werden, oder, dass manch einer seinen Teller beim Mittagessen nicht leer gegessen hat? Dies alles mag eventuell ebenso dazu beitragen, doch synoptisch betrachtet sollte es in Deutschland häufiger zu Regen kommen, da sich die Wetterlage ganz allmählich umstellt.
Ein erster Versuch eine durchgreifende Änderung herbeizuführen, erfolgt in der Nacht zum Montag. Dann greift von Frankreich und Benelux her Tiefdruckeinfluss über und mit einer süd-südwestlichen Strömung, die die Ostströmung ablöst, gelangt zunehmend feuchte Luft in den Westen und Südwesten des Landes. Diese Luftmasse erfasst dann im Laufe des Montags nach und nach ganz Deutschland. Mangels antreibender Dynamik treten jedoch zunächst nur einzelne Schauer und Gewitter auf. Etwas häufiger und intensiver werden diese im Tagesverlauf von der östlichen Mitte über den Osten, Norden und Nordosten des Landes sowie am Alpenrand. Dann droht lokal Starkregen mit Mengen um 30 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Flächig treten die Regenfälle jedoch nicht auf und in weiten Teilen der Westhälfte bleibt es sogar gänzlich trocken, sodass sich eine Minderung der Trockenheit vorerst noch verschiebt, und zwar bis mindestens Wochenmitte.
Erst dann schafft es nämlich ein Tiefdruckkomplex über West- und Nordwesteuropa so richtig auf Deutschland überzugreifen und in Schüben feuchte Atlantikluft heran zuschaufeln. Es bilden sich immer häufiger Schauer und Gewitter beziehungsweise von Westen und Südwesten breiten sich schauerartige Regenfälle über das Land aus. Verbreitet werden bis zum kommenden Freitagabend 5 bis 20 Liter pro Quadratmeter berechnet (siehe rechte Abbildung unter: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/8/13.html). Je nach Wettermodell auch deutlich mehr. Am nassesten präsentiert sich dabei das Modell des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage. Nach Lesart dieses Modells fallen verbreitet 15 bis 35 Liter pro Quadratmeter. Im Südwesten, dem westlichen Bergland und Teilen des Nordens teilweise erheblich mehr. Je nach Modell werden die Schwerpunkte immer wieder anders gesetzt. Eines haben aber alle gemeinsam auf der Agenda. Es kommt Regen!
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 13.08.2022
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