Bergwetter Teil 1: Das richtige Equipment für Bergtouren
Mit dem Ende der Osterferien geht abgesehen von einigen Gletscherregionen in den Skigebieten der Alpen die Wintersaison zu Ende. Im zurückliegenden Winterhalbjahr verzeichneten die meisten Alpenregionen ein Niederschlagsdefizit von im Mittel rund 20 %. Insbesondere in den Südalpen und einigen östlichen Gebirgsgruppen fiel das Defizit teils noch deutlicher aus. Das hatte auch zur Folge, dass der Winter in den Alpen bis in alle Höhenlagen vielfach schneearm verlief.
Kurz vor Beginn des kalendarischen Frühlings kommen die Alpen nun seit dem gestrigen Donnerstag im Zuge eines Tiefs, das sich vom Mittelmeer kommend ins östliche Mitteleuropa verlagert (siehe auch Thema des Tages vom 13.04.2023) , nochmal in den Genuss einer ordentlichen Portion Neuschnee. Die Schneefallgrenze schwankt dabei je nach Intensität zwischen 500 und 1000 m, meist pendelt sie sich aber bei 800-1000 m ein. Oberhalb von etwa 1500 m werden – mit einer kleinen Pause am Samstag – über das Wochenende aufsummiert und mit den bereits gefallenen Mengen rund 30 bis 80 cm erwartet. In einigen besonders exponierten Gebirgsgruppen bzw. -lagen ist auch über einen Meter Neuschnee möglich. Die Abbildung 1 zeigt die berechneten 48-stündigen Neuschneemengen von heute Morgen bis Sonntagmorgen. In Höhenlagen unter 1500 m fallen die Neuschneemengen entsprechend geringer aus, aber der Schnee ist dort besonders nass und schwer. Zumindest lässt sich konstatieren, dass die Gletscher endlich die lang ersehnte fettere Schneeportion abbekommen, die hoffentlich nicht gleich wegschmilzt und von denen sie noch länger zehren können.
Manche Wintersportbegeisterte könnte es daher noch einmal zum Tourengehen oder für eine Abfahrt in die Alpen ziehen. Allerdings sollte die ansteigende und teils erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3 von 5) für die Tourenauswahl beachtet werden (siehe Abbildung 2).
Die Mehrheit wird jedoch die Wintersportgeräte bereits in Keller oder Garage bis zum nächsten Winter eingemottet haben. Denn wenn der Schnee sich im Frühjahr sukzessive weiter in die Hochlagen zurückzieht und die Wanderwege auch in den Alpen zunehmend frei werden, wird die neue Bergsaison eingeläutet. Die enthusiastischen Bergsportlerinnen und Bergsportler packt dann zunehmend die Wanderlust. Die Bergschuhe werden aus dem Schrank hervorgeholt und bekommen die notwendige Pflege, damit sie auch bei jeglichem Wind und Wetter die beanspruchten Füße möglichst trocken halten.
Oftmals sind im April in den Mittelgebirgen bis in die Kammniveaus in den Alpen zumindest bis in mittlere Lagen schon kürzere Bergtouren möglich. Mit der anvisierten frühlingshaften Erwärmung in der kommenden Woche, dürften in den Alpen schneefreie Routen eher an südseitigen Hängen und meist nur bis 1000-1200 m, vereinzelt vielleicht bis etwa 1500 m zu finden sein. Insbesondere an nordseitigen, schattseitigen Hängen hält sich der Schnee länger. Daher ist insbesondere beim Queren von steilen und gegebenenfalls hart gefrorenen Schneefeldern Vorsicht geboten.
Für den gelungenen Start in die Wandersaison ist es deshalb ratsam, die richtigen Touren auszusuchen. Jeder Alpinist fürchtet die Gefahren durch Sturmböen, nebelverhangene Bergsteige und wolkenbruchartige Regenschauer. Das Wetter kann innerhalb weniger Minuten umschlagen und das alpine Gelände in eine Gefahrenzone verwandeln. Damit die Bergtour ein angenehmes Abenteuer wird, gehören Kenntnisse über das Wetter und den Umgang mit unterschiedlichen Wetterbedingungen ins Repertoire eines jeden Wanderers. Mit diesem Wissen lassen sich wetterbedingte Gefahrenquellen minimieren.
Eine gute Wandervorbereitung beginnt mit dem Check der aktuellsten Wetterprognosen vor dem Beginn der Bergtour. Der Deutsche Wetterdienst bietet über Web und Warnwetter-App schriftliche Wetterberichte für die Bundesländer aber auch Punktprognosen für die nächsten 10 Tage an. Eine spezielle Textprognose für das Wetter im Ostalpenraum kann über die App abgerufen werden (siehe Abbildung 2). Auch der Deutsche Alpenverein stellt regionale Textprognosen für mehrere Alpengebiete sowie für die deutschen Mittelgebirge bereit, die von den österreichischen Kolleginnen und Kollegen von GeoSphere Austria (vormals Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) erarbeitet werden.
Neben dem Wetter empfiehlt es sich grade bei den ersten Frühjahrstouren auch die konditionellen Ziele noch nicht so hoch zu stecken. Muskeln, Kreislauf und der Bewegungsapparat müssen sich erst wieder an die neuen Belastungen gewöhnen.
Weitere Tipps und Hinweise zum Erkennen von Wetteränderungen in den Bergen gibt es im Thema des Tages am kommenden Montag.
M.Sc.-Met. (Meteorologe) Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.04.2023
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