Die Ruhe nach dem Sturm
Das steuernde Tief CONSTANZE liegt heute Nachmittag über Finnland. Das zugehörige Teiltief, das Deutschland gestern im Norden überquerte und Wind sowie Sturm brachte, hat sich auf dem Weg nach Osten bereits aufgefüllt. Auf den Analysekarten ist es somit nicht mehr auszumachen. Die kompakte Struktur des Tiefs in Kombination mit dessen warmen Kern ermöglichte dessen rasche Auffüllung.
An der Vorderseite des umfangreichen Tiefdruckkomplexes wehte über weiten Teilen Deutschlands ein frischer bis kräftiger südwestlicher Wind. Ausgenommen waren größere Teile Bayerns und manche andere Niederungen Süddeutschlands. Ansonsten erreichten die Böen in der Mitte und dem Süden Deutschlands verbreitet Beaufort 7 (z.B. Pforzheim-Ispringen mit 54 Kilometer pro Stunde) oder 8 (z.B. Düsseldorf mit 72 km/h) und in erhöhten Lagen Bft 9, auf Berggipfeln waren die Spitzenböen noch mal deutlich kräftiger. Ganz vorne lag wie so häufig der Brocken mit 131 km/h (Bft 12).
Die höchsten Windgeschwindigkeiten in tiefen Lagen wurden im Norden erreicht. Besonders stürmisch war es an der Nordseeküste. Bis zu 105 km/h (Bft 11 auf Spiekeroog) stark wehte der Wind dort. Auch weiter im Binnenland wurden noch Sturmböen (Bft 9) registriert, wie die 87 km/h aus Bremen zeigten.
Mit Entfernen von Constanze hat der Wind bereits deutlich nachgelassen. Mit Annäherung von Hoch Titus fallen die Schauer bis heute Abend weitgehend in sich zusammen und im Westen und Südwesten Deutschlands lösen sich auch die Wolken meist auf. Für die Nacht zum Sonntag stehen dort somit folgende Zutaten zur Verfügung: Eingeflossene Polarluft, windschwache und wolkenarme Bedingungen. Diese Kombination führt zu tiefen Nachttemperaturen. Verbreitet sinken sie auf Werte unter 5 Grad, in „Kältelöchern“ der Eifel sogar auf Werte um den Gefrierpunkt. Dort ist lokal der erste Luftfrost des Herbstes wahrscheinlich. Gebietsweise kommt es vor allem im Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen zu Frost in Bodennähe. Milder bleibt es unter Wolken im Süden Bayerns und mit Wolken und Wind im Norden.
Hoch Titus bleibt aber nicht lange unser Gast in Mitteleuropa. Vielmehr befindet es sich auf der Durchreise und wird am Montag im Baltikum erwartet. Mit Titus wandert auch der windschwache und wolkenarme Bereich nordostwärts. In der Nacht zum Montag wird es deswegen im Osten und Südosten Deutschlands am kältesten. Dort sind dann Werte verbreitet unter 5 und in manchen Tälern von Erz-, Fichtelgebirge und Bayrischem Wald um 0 Grad zu erwarten. Gebietsweise kommt es zu Frost in Bodennähe. Weiter westlich sorgen Wolken und allmählich wieder auffrischender Wind – die Vorboten von Tief Dagmar – für etwas höhere Werte. Die nachfolgenden Nächte werden deutlich milder, zum Teil sinkt die Temperatur nicht unter 10 Grad. Dann prägen wieder reichlich Regen und Wind, an der Küste auch Sturm das Wettergeschehen.
MSc.-Meteorologe Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.09.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst