DWD Von Singularitaeten und vermeintlichen Raumschiffkapitaenen

Von Singularitäten und vermeintlichen Raumschiffkapitänen

Vor zwei Tagen wurde der “Wettergesprächs- und Small-Talk-Tag” in Deutschland begangen. Wie oft hören wir auf der Straße oder in der Bahn Sätze wie “Ist das mal wieder heiß/kalt” oder “Es ist zu trocken/nass”. Oder wir Meteorologen lauschen Gesprächen über das Wetter, in denen Halbwahrheiten ausgetauscht werden und aus Höflichkeit hält man sich bei der Richtigstellung zurück. Ein beliebtes Thema bei solchen Gesprächen sind sicherlich auch die Singularitäten, also die Witterungsregelfälle in der Meteorologie. Bekannte Beispiele für solche Singularitäten sind die Eisheiligen, die Schafskälte, der Siebenschläfertag, die Hundstage, der Altweibersommer oder das Weihnachtstauwetter.

In diesem Zusammenhang wird aber sicherlich kaum der Name August Schmauß genannt. “August wer?”, fragt sich nun sicherlich der ein oder andere. August Schmauß lebte vom 26. November 1877 bis zum 10. Oktober 1954. Somit jährt sich am heutigen Donnerstag sein Todestag zum 70. Mal.

In seiner Heimatstadt München studierte er Mathematik und Physik. In seinem Berufsleben arbeitete er dann vor allem auf dem Gebiet der Meteorologie. In seiner Forschungstätigkeit führte er unter anderem in den 1920er-Jahren den Begriff der Singularität in der Meteorologie ein. Ihm zu Ehren wurde in München Oberschleißheim eine Straße benannt. Interessanterweise befindet sich die Niederlassung München Oberschleißheim des Deutschen Wetterdienstes in dieser Straße und trägt die Hausnummer 1.

Die nächste, im Volksmund mit einem Namen versehene Singularität in diesem Herbst wird der “Martini-Sommer” bzw. “Martinssommer” sein. Dies bezeichnet eine häufig auftretende Schönwetterperiode gegen Ende der ersten Novemberdekade

Bis dahin kann meteorologisch natürlich noch einiges passieren. Bereits in den ersten Stunden des heutigen Tages war dabei allerhand Erzählenswertes dabei. Grund hierfür ist der in den letzten Tagen bereits häufig erwähnte Ex-Hurrikan KIRK. KIRK drang allerdings nicht wie sein filmisches Pendant in unbekannte Galaxien vor, sondern kreiste als Hurrikan ganz irdisch über dem Atlantik. Zum Höhepunkt seines Hurrikan-Lebens erreichte KIRK die Kategorie 4. Inzwischen hat KIRK nicht nur eine sogenannte extratropische Umwandlung vollzogen, sondern auch auf seinem Weg in Richtung Skandinavien Mitteleuropa überquert und dies ist nicht folgenlos geblieben.

In seinem Reisegepäck hat er milde und vor allem sehr feuchte Luft, die am gestrigen Mittwoch und insbesondere in der vergangenen Nacht im Westen und Nordwesten Deutschlands für teils ergiebige Niederschläge sorgte.

 

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An seiner Südflanke führte Ex-KIRK zudem ein Sturmfeld mit sich, das in der vergangenen Nacht im Süden für Rabatz sorgte. Dabei gab es stürmische Böen oder (schwere) Sturmböen, ganz vereinzelt auch orkanartige Böen. Volle Orkanstärke wurde im Hochschwarzwald erreicht.

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So allmählich geht Ex-KIRK dann aber doch die Puste aus. Die ergiebigen Niederschläge haben inzwischen nachgelassen. Das Wetter zeigt sich heute aber weiterhin von seiner wechselhaften Seite mit Schauern und vereinzelten Gewittern. Das Sturmfeld hat sich unter einer deutlichen Abschwächung allmählich nordostwärts verlagert. In der Nacht zum morgigen Freitag sowie nachfolgend dann auch tagsüber ist es nur ganz im Norden noch windig, ansonsten ist nur noch zeitweise mit mäßigem West- bis Südwestwind zu rechnen.

Zum morgigen Freitag sorgt Zwischenhocheinfluss dann für eine kurzzeitige Wetterberuhigung. Bereits am Samstag kommt im Tagesverlauf von Südwesten allerdings wieder dichtere Bewölkung und nachfolgend leichter Regen auf. Trocken und freundlich bleibt es noch im Norden und Osten des Landes.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.10.2024
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