Graue Suppe
In diesem November beherrschte eine „graue Suppe“ das Himmelsbild an vielen Tagen bzw. in vielen Regionen Deutschlands, Sonnenschein dagegen war meist rar gesät. Etwas bevorzugt waren die höher gelegenen Berge, die sich oberhalb des Nebels oder Hochnebels befanden. Am Ende des Monats wird der November sein Sonnenscheinsoll voraussichtlich um etwa 10 bis 15 % verfehlen. Genauere Zahlen zum Novemberwetter und dem Sonnenschein werden in einer Pressemitteilung am 29.11.2024 vom Deutschen Wetterdienst veröffentlicht.
Für die Fans des Sonnenscheins halten die „schlimmen“ Zeiten noch an, denn die im Mittel drei dunkelsten (grauesten, trübsten) Monate des Jahres sind mit Abstand die von November bis Januar. So gibt es im November bezogen auf das Mittel der Jahre 1991-2020 durchschnittlich 55, im Dezember nur noch 42 und im Januar 52 Stunden Sonnenschein. Dabei spielen sowohl die astronomische als auch die meteorologische Begrenzung der Sonnenscheindauer eine Rolle.
Durch die astronomische Begrenzung sind im November maximal 268, im Dezember 248 und im Januar 264 Stunden Sonnenschein möglich (berechnet aus den Daten der Städte Hamburg, Berlin, Köln, Offenbach und München). Diese niedrigen Werte erklären sich aus der immer weiter abnehmenden Tageslänge (Sonnenaufgang bis -untergang), die bis zur Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember (Winterbeginn auf der Nordhalbkugel) anhält und sich erst danach ganz langsam wieder erholt. Mit den längsten Tagen im Jahr rund um die Sommersonnenwende am 20., 21. oder 22. Juni (Sommerbeginn auf der Nordhalbkugel) sind im Juli dagegen sogar 498 Stunden Sonnenschein möglich, was etwas mehr als doppelt so lang ist wie im potenziell dunkelsten Monat Dezember!
Im Mittel schöpft die Sonne im Dezember in Deutschland also nur 42 der 268 maximal möglichen Stunden aus, was gerade einmal rund 16 % der möglichen Zeit entspricht. Oder anders gesagt: Zu 84 % der Tageszeit scheint die Sonne nicht! Wenn man im Dezember also in den Himmel blickt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass sich der Himmel Grau in Grau zeigt.
Neben der astronomischen Begrenzung des Sonnenscheins im Winter spielt auch die meteorologische Begrenzung eine zusätzliche Rolle: Durch die immer kürzere Zeitspanne, die die Sonne in den dunkelsten Monaten des Jahres überhaupt scheinen kann, schafft sie es immer seltener, eventuellen Nebel und Hochnebel aufzulösen. Dieser kann sich in den langen Nächten dagegen immer häufiger bilden. Vor allem die Zeit zwischen Mitte Oktober und Mitte März ist dafür prädestiniert. Unter Umständen kann es bei länger andauernden Hochdruckwetterlagen wie in diesem November unterhalb einer sich dabei oft ausbildenden Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe) durch eine mehr oder weniger mächtige Hochnebeldecke tagelang keinen Sonnenschein geben. Deshalb zeigt das Verhältnis aus mittlerer (1991-2020) und maximal möglicher monatlicher Sonnenscheindauer (grüne Kurve in Abbildung 1) auch einen Jahresgang mit Minima in den Monaten rund um die Wintersonnenwende und Maxima im Sommer.
In der bisherigen Bilanz für das Jahr 2024 sticht vor allem der August heraus. Mit 262 Stunden Sonnenschein im deutschlandweiten Mittel nimmt er den Spitzenplatz dieses Jahres ein. Bei 450 astronomisch möglichen Stunden schöpfte der Monat ordentliche 58 % seines Potenzials aus. Besonders trüb war dagegen der Februar mit nur 54 Stunden Sonnenschein, was nur 19 % seines Potenzials entspricht.
Der November 2024 wird mit Sicherheit auf einem der hinteren Plätze oder sogar dem letzten Platz 2024 landen. Der Dezember 2024 könnte das natürlich noch toppen. Ob aber tatsächlich weiterhin graue Suppe auf dem Wetterspeiseplan steht, wird sich erst noch zeigen müssen. Vielleicht präsentiert sich der Himmel ja doch länger in „Blau wie der Ozean“.
Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.11.2024
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