Wussten Sie eigentlich, dass …?
Vor circa drei Wochen tauchte in der ARD–Quizshow „Wer weiß denn sowas?“ die Kategorie „Fundstücke“ auf. Der Moderator Kai Pflaume stellte die Frage: „Kryptische Botschaften wie ‚Bismark Omit leafage buck bank‚ aus der Tasche eines Kleides aus dem 19. Jh. entpuppten sich 2023 als …?“. Die drei Antwortmöglichkeiten waren:
a) Kommunikationswege von Whiskey-Schmugglern,
b) fürs Telegrafieren verkürzte Wetterbeobachtungen oder
c) Koordinaten für einen im Sachsenwald verborgenen Schatz.
Elton entschied sich zusammen mit seinem Quizpartner Till Reiners für die Antwortmöglichkeit a).
Da unsere Themen des Tages meteorologischen Bezug haben, können Sie sich sicherlich denken, dass letztendlich die Antwortmöglichkeit b) richtig war.
Die kryptischen Botschaften wurden bereits 2013 in dem Kleid entdeckt, konnten aber erst 2023 entschlüsselt werden. Bei diesen Notizen aus dem Jahr 1888 handelt es sich um einen telegrafischen Code, der vom US Army Signal Corps zur Meldung des Wetters mit Temperatur, Niederschlag und Windrichtung von Orten in den USA und Kanada verwendet wurde. Wirklich geheim war der Code allerdings nicht, denn durch das Codieren der Wetterinformationen konnten die Kosten beim Telegrafieren niedrig gehalten werden. Doch was bedeutet das erfragte Beispiel „Bismark Omit leafage buck bank“ vom 27. Mai 1888 konkret:
Bismark steht für die Station Bismarck im heutigen North Dakota;
Omit ist gleichbedeutend mit einer Lufttemperatur von 56 Grad Fahrenheit (ca. 13 Grad Celsius) und einem Luftdruck von 0,08 inch (knapp zwei Millimeter) Quecksilber, wobei zu beachten ist, dass nur ein Bruchteil des Druckwerts telegrafiert wurde;
Leafage ist gleichbedeutend mit einem Taupunkt von 32 Grad Fahrenheit (0 Grad Celsius) um 22 Uhr;
Buck bedeutet wolkenlosen Himmel, keinen Niederschlag und Wind aus nördlicher Richtung;
Bank ist gleichbedeutend mit einer Windgeschwindigkeit von 12 Meilen pro Stunde (ca. 19 Kilometer pro Stunde) und steht zudem für einen klaren Sonnenuntergang.
Weitere solcher kryptischen Botschaften in diesem Kleid waren beispielsweise: „Calgary Cuba unguard confute duck fagan“ oder „Spring wilderness lining one reading novice„.
Die entsprechende „Wer weiß denn sowas?“-Folge kann in der ARD-Mediathek noch bis zum 08.12.2024 nachgeschaut werden (Link siehe unten).
Eine ZDF-Dokumentation vor circa fünf Wochen handelte von Laura Maria Caterina Bassi. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, historisch interessiert zu sein, diese historische Persönlichkeit aber dennoch nicht zu kennen. Laura Bassi war die erste Universitätsprofessorin Europas und hatte zunächst eine Professur für Philosophie, später auch für Physik inne.
Laura Bassi lebte von 1711 bis 1778. Sie galt als Wunderkind und wurde von ihren Eltern auf ihrem Bildungsweg gefördert. Mit 21 Jahren erhielt sie die Doktorwürde im Bereich der Philosophie, zu dem zu dieser Zeit auch die theoretische Physik zählte. Sogar der Papst wurde auf sie aufmerksam und beschloss, sie fortan bei ihren Forschungen zu fördern. Nur ein Jahr später war sie dann die erste Frau Europas, die zu einer Universitätsprofessorin ernannt wurde. Als Professorin für Philosophie an der Universität ihrer Heimatstadt Bologna durfte sie Vorlesungen aber nur mit der Genehmigung des Magistrats halten, was in der von Männern dominierten Welt der Wissenschaft allerdings nur selten vorkam. Sie heiratete den Arzt Giuseppe Verati, der sie bei ihren Forschungen unterstützte und gemeinsam bauten sie ein weitreichendes und gut funktionierendes Netzwerk mit anderen Wissenschaftlern auf.
Was Laura Bassi mit dem Wetter zu tun hat? Sie widmete sich bei ihren Forschungen vor allem der Entwicklung eines Blitzableiters, denn Bologna war aufgrund der vielen Türme besonders anfällig für Blitzeinschläge und dadurch ausgelöste Brände. Dazu vertiefte sie sich in das Thema Elektrizität, führte gefährliche Experimente mit Blitzableiter-Modellen durch und trug somit wesentlich zur Verbreitung der damals noch neuartigen Experimentalphysik bei. Sie konnte den Magistrat der Universität auch dank der päpstlichen Unterstützung davon überzeugen, einen Blitzableiter auf dem Dach der Bologneser Akademie zu installieren. Dieser fiel letztendlich aber nicht einem Blitz, sondern dem Aberglauben in der Bevölkerung zum Opfer.
Trotz ihrer herausragenden Leistungen wurde die frei gewordene Professur für Physik nicht ihr, sondern zunächst ihrem Mann angeboten. Er verzichtete darauf und so erhielt sie neben der Professur für Philosophie auch die für Physik.
Die Dokumentation mit dem Titel „Ein Tag in Bologna 1752 – Die Physikerin Laura Bassi“ kann in der ZDF-Mediathek noch bis 2034 nachgeschaut werden (Link siehe unten).
M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.11.2024
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