Der große Regen – eine Bilanz
Erfreulicherweise fiel in den vergangenen Tagen endlich der dringend benötigte Regen. Höchste Zeit, einmal Bilanz zu ziehen.
Bereits umfangreich eingestimmt auf die Regenfälle der vergangenen Tage. Und ja – unglaublich aber wahr – es hat tatsächlich einmal mehrere Tage am Stück flächendeckenden und teils auch ergiebigen Regen in großen Teilen des Landes gegeben. Da die Niederschlagsereignisse mit den stärksten zu erwartenden Intensitäten nun erstmal vorbei sind, ist es Zeit für eine (Zwischen-) Bilanz.
Die Umstellung der Wetterlage begann bereits am vergangenen Donnerstag, dem 24. September, als die Kaltfront des Tiefs VALENTINA auf Deutschland übergriff (zuvor nur lokale Schauer und Gewitter). Im Südwesten und Süden zogen am Abend schauerartig verstärkte und teils gewittrige Regenfälle auf, die sich bis Freitag Früh auch bis zur Ostsee voran gearbeitet hatten. In diesem Zusammenhang fielen gebietsweise schon etwa 20-30 l/qm binnen 1-3 Stunden. Es folgte am Freitag Tief WICCA, das einen Ableger in den Westen und ein kräftigeres Randtief WICCA II in den Osten Deutschlands führte. Letzteres wurde am Samstag nahtlos von dem aus Böhmen herannahenden Tief XYLA abgelöst. Der Feuchtenachschub wurde dabei im Westen durch die Nordsee und den Nordatlantik gewährleistet. Im Osten strömte die Luftmasse in einem Bogen von der Adria über Polen und Tschechien zu uns. Dessen Ursprung konnte man am Samstagabend in Vorpommern eindrucksvoll „fühlen“ als sich die 18 Grad bei einer relativen Luftfeuchte von 95 Prozent (Taupunkt 17 Grad) einem fast schon drückend schwül-warm vorkamen. Gut 100 km südwestlich merkte man im 10 Grad kalten Berlin herzlich wenig davon. In den Alpen zog oberhalb von 1000 Metern der Winter ein. Am Sonntag und auch aktuell noch tröpfelt es mit Durchzug des Tiefs YOUNGME vor allem zwischen Oder und Ems noch etwas nach. Derweil hat Tief ZORA über Slowenien den Südosten Bayerns noch mit kompakter Bewölkung und leichten Regen-, und oberhalb von rund 1500 Metern Schneefällen im Griff. Vergleichbare Niederschlagsmengen des vergangenen Wochenendes sind aber heute und in den nächsten Tagen erstmal nicht zu erwarten, wenngleich es gebietsweise immer mal wieder leicht bis mäßig weiterregnet, insbesondere in den westlichen und südlichen Landesteilen. Was lässt sich nun unterm Strich bilanzieren? Die fünf Tiefs binnen fünf Tagen, die einen Durchlauf des Namensalphabets komplettierten, haben in der Summe doch einiges an Regen hinterlassen. Beim Blick auf die Niederschlagssummen der vergangenen Woche (siehe Anhang) dominiert doch flächendeckend die Farbe Grün bis Gelb, womit wir über 20 bis 30 Liter auf den Quadratmeter (l/qm) reden. Schwerpunkte bildeten der Schwarzwald, der Alpenrand, Teile Niederbayerns und – besonders erfreulich – große Bereiche des stark dürregeplagten Ostens mit 50-80 l/qm, lokal um 100 l/qm. Spitzenreiter waren Staulagen im Allgäu mit bis zu 140 l/qm. Im sonst so nassen Norden fielen dagegen teilweise keine 10 l/qm.
Da es vielerorts der erste nennenswerte Niederschlag des Monats war, konnten die defizitären Bilanzen für September noch nicht überall ausgeglichen werden. Im landesweiten Mittel fällt der Monat aller Voraussicht nach trotz allem leicht unterdurchschnittlich aus. Mehr dazu wie üblich in der in Kürze erscheinenden Pressemitteilung zur Monatsbilanz September 2020. Wie ebenfalls im Thema des Tages vom 25.09.2020 erwähnt, waren die Regenfälle bisher lediglich ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (kurz: UFZ) legt nahe, dass nur die obersten Bodenschichten durchfeuchtet worden sind. Spätestens in Tiefen von 1,8 Metern herrscht weiterhin großflächig extreme Dürre vor.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 28.09.2020