Allmähliches Ende des “Schreckens”…
Die schwere Unwetterlage der vergangenen Tage neigt sich dem Ende zu. Das heutige Thema des Tages blickt kurz auf die Ereignisse zurück.
Die Unwetterlage der vergangenen Tage neigt sich dem Ende entgegen. Das ist zumindest das meteorologische Statement des heutigen Montags (8.2.). Mit den Auswirkungen des Wetters der vergangenen Tage wird man sich im Straßen- und Schienenverkehr aber wohl noch eine Weile herumschlagen müssen.
An dieser Stelle soll eine erste Zusammenfassung der Ereignisse erfolgen – und los geht es mit den Schneeverhältnissen. In der beigefügten Grafik sind links die Schneehöhen zu Beginn des Ereignisses bzw. vor dem Ereignis (am Samstag, 06.02., 19 Uhr MEZ) dargestellt. Nennenswerte Schneemengen lagen zu diesem Zeitpunkt nur in den Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen.
Nach dem Wochenende haben sich die Schneeschwerpunkte dann deutlich verschoben (mittlere Grafik). In einem Streifen vom Emsland, dem Münsterland und dem nördlichen Niederrhein im Westen bis nach Sachsen und ins südliche Brandenburg im Osten sind verbreitet 20 bis 40 cm Neuschnee zusammengekommen. Spitzenreiter war dabei das thüringische Bad Sulza mit 54 cm (in der Grafik nicht dargestellt). Dafür findet man in der Grafik die Nachbarstation Bad Bibra (Sachsen-Anhalt, roter Kreis) mit 48 cm. Weiter im Westen wurde die 40-cm-Marke nicht geknackt. Die Station im südwestniedersächsischen Bramsche konnte immerhin 37 cm Neuschnee melden. Dabei ist die Aussage, dass die 40-cm-Marke im Westen des Starkschneestreifens nicht geknackt wurde, mit Vorsicht zu genießen. Bei den starken Verwehungen ist die Schneehöhenmessung schwierig und oftmals mit Fehlern behaftet.
Bezüglich des Windes sind in der Grafik (rechte Seite) die maximalen Böen in der zweiten Hälfte der Nacht zum Sonntag abgebildet. Dieses Zeitintervall bildet recht gut die höchsten Windgeschwindigkeiten im Gesamtereignis ab. Es heben sich dabei insbesondere das Nordseeumfeld und die Schleswig-Holsteinische Ostseeküste von den übrigen Regionen ab. Die kräftigsten Böen meldeten die Leuchttürme “Alte Weser” mit 97 km/h und “Kiel” mit 104 km/h (Kreise in blau und violett), wobei letzteres dann schon im Bereich der orkanartigen Böen liegt. Da die Messungen auf den Leuchttürmen in größeren Höhe erfolgen, sind sie leider nicht repräsentativ. In der eigentlich geforderten Höhe von 10 m über Grund pfiff es in Cuxhaven mit 92 km/h “am lautesten”.
Aber es lässt sich auch noch ein zweites Windmaximum erkennen. Dieses ist zwar bezüglich der Windspitzen nicht so kräftig ausgeprägt und auch die Struktur ist nicht so klar, es zieht sich aber vom Münsterland über Ostwestfalen und Thüringen bis ins südliche Sachsen-Anhalt. Damit ist dieses Gebiet weitgehend deckungsgleich mit den Regionen des kräftigsten Schneefalls. Die Station Bad Lippspringe (schwarzer Kreis) registrierte in der Nacht zwischen vier und fünf Uhr eine Böe von 80 km/h und hat damit in der Region die höchste Windgeschwindigkeit aufgezeichnet. Das bedeutet immerhin die volle Sturmstärke, und welche Folgen dies in Verbindung mit dem Schnee haben kann, wurde in den vergangenen Tagen in den (sozialen) Medien ausgiebig thematisiert.
Dazu soll noch – ohne klassische Messwerte – das Glatteis erwähnt werden. Zwar wird traditionell der Erdbodenzustand bei den meteorologischen Messungen erfasst, das Ausmaß der Vereisung wird dabei allerdings nicht aufgezeichnet. Und so liegen leider keine genauen Daten darüber vor, wie dick das Eis gewesen ist, das sich in dem Streifen vom Niederrhein und der Eifel im Westen bis nach Nordbayern und Sachsen im Osten u.a. auf den Straßen abgelagert hat. Mehrere Zentimeter sind es aber gebietsweise gewesen, mit entsprechend dramatischen Auswirkungen auf den Verkehr.
Insgesamt geht es winterlich Weiter. Polarluft dringt bis in den Süden vor, entsprechend erwartet uns verbreitet eine Dauerfrostwoche, die in den Nächten verbreitet auch strengen zu bieten hat. Insgesamt lassen die Schneefälle nach, zeit- und gebietsweise kann es aber noch ein paar Flocken geben.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 08.02.2021