Auf Glatteis folgt die große Milderung (Spülung?)
Noch trennt eine Luftmassengrenze diagonal über Deutschland kalte Luft über dem Norden und Osten des Landes von sehr milder Luft über dem Westen und Süden. An der Luftmassengrenze bleibt das Wetter turbulent durch gefrierenden Regen und Glatteis. Dank Tief RONALD, das sich über den Britischen Inseln befindet und auf seiner Vorderseite unermüdlich milde Atlantikluft nach Mitteleuropa schaufelt, wird die Frostluft bis zur Wochenmitte vollends aus Deutschland nordostwärts abgedrängt. Anschließend kommen im Südwesten des Landes zum Jahresende durchaus Frühlingsgefühle auf.
Die vergangene Nacht war vor allem in der Mitte und Teilen des Ostens von spiegelglatten Fahrbahnen und Wegen geprägt. Schuld daran war der gefrierende Regen, der verbreitet für Glatteis gesorgt hat. So musste beispielsweise die A93 bei Weiden gesperrt werden. Auch der Tierpark in Chemnitz und der Zoo in Erfurt lassen ihre Pforten heute geschlossen, da es auf dem gesamten Gelände einfach zu glatt ist.
Am heutigen Montag fällt vor allem in einem breiten Streifen von der Nordsee bis zum Erzgebirge sowie in Ostbayern noch lokal gefrierender Regen oder Sprühregen. Es muss daher in diesen Regionen weiterhin mit glatten Straßen und Wegen gerechnet werden. Im Südwesten und Westen bekommt man bei Höchstwerten bis 10 Grad von alledem nichts mit. Statt Spikes an den Schuhen reichen dort Gummistiefel und ein Regenschirm aus, denn es setzen am späten Nachmittag bei Temperaturen deutlich im Plusbereich neue zeitweilige Regenfälle ein. Diese verlagern sich nordostwärts und treffen im Laufe der Nacht auf die im Osten lagernde Frostluft.
Damit bahnt sich auch in der Nacht zum Dienstag in etwa nordöstlich einer Linie Elbmündung-Thüringer Wald-Niederbayern gebietsweise wieder eine brisante Glatteislage an, da der aus Südwesten aufziehende Regen auf den gefrorenen Boden trifft. Der Schwerpunkt der Unwettersituation dürfte rund um den östlichen Mittelgebirgsraum und in Ostbayern liegen.
Am Dienstag schafft es die milde Luft dann ganz allmählich die Frostluft immer weiter in Richtung Oder und Neiße zurückzudrängen. An der Grenze zu Polen besteht vor allem in der ersten Tageshälfte noch Glatteisgefahr. Sonst ist es bereits deutlich milder und es regnet zeitweise schauerartig verstärkt. Im Südwesten gesellen sich am Nachmittag auch einzelne Gewitter hinzu. Ein böiger Südwestwind treibt dort die Temperaturen auf sehr milde 13 Grad.
Am Mittwoch und in den Folgetagen dominiert dann ungewöhnlich mildes Wetter, denn von Westen und Südwesten wird von Tiefdruckgebieten, die sich über dem Atlantik die Klinke in die Hand drücken, fortwährend ungewöhnlich milde Luft nach Deutschland geführt. Es sind dann am Oberrhein bis zu 16 Grad möglich. Aber auch in der Mitte und dem Osten des Landes knackt das Thermometer die 10 Grad-Marke. Da die Luftmasse außerdem sehr feucht ist, kommt es immer wieder zu teils länger anhaltenden Niederschlägen. Dies ist besonders in den südwestlichen Mittelgebirgen und am Alpenrand der Fall. Die Schneefallgrenze steigt dabei auf über 2000 m an, sodass im Alpenraum die große Spülung ansteht und massives Tauwetter einsetzt. Winterfreunde bekommen also einen herben Dämpfer versetzt und daran wird sich mindestens bis Jahresende auch nichts ändern.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.12.2021
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