Auf Sturm JITKA folgt KATRIN
Mit Sturmtief JITKA schwang sich die aktuelle Sturmserie (siehe dazu auch das ) am gestrigen Mittwoch (24.01.) zu ihrem Höhepunkt auf. Die Analyse des Bodenluftdruckes und der Fronten von 7 Uhr (Abbildung 1) zeigt JITKA als ausgewachsenes Sturmtief mit Kern über der Norwegischen See. Es wies dabei einen minimalen Luftdruck von etwa 970 hPa auf. Ihm gegenüber Stand ein nicht weniger imposantes Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Spanien und einem maximalen Luftdruck von über 1040 hPa. Zwischen diesen beiden Hauptdarstellern auf der europäischen Wetterbühne herrschte demnach ein Luftdruckunterschied von rund 70 hPa, wobei sich dieser vor allem auf West- und Mitteleuropa konzentrierte, wie man an der dichten Drängung der Isobaren, der Linien gleichen Luftdruckes erkennt. Gerade dort musste folglich mit der höchsten Sturmgefahr gerechnet werden.
Mit Blick auf Deutschland kann man festhalten, dass es ziemlich verbreitet zu Sturmböen zwischen 70 und 85 km/h gekommen ist (Abbildung 2). Die stärksten Böen traten mit Passage einer Kaltfront bzw. bei Schauern auf. Im Zuge dessen kam es örtlich zu schweren Sturmböen bis 100 km/h, ganz vereinzelt sogar zu orkanartigen Böen bis 110 km/h. Ähnliche Windgeschwindigkeiten konnten auch an einigen Abschnitten der Küsten beobachtet werden. Auf exponierten Berggipfeln traten vielfach Orkanböen auf. Demnach war es ein nennenswertes, markantes, wenngleich für das Winterhalbjahr kein ungewöhnliches Sturmereignis. Entsprechend „handelsüblich“ vielen die Auswirkungen aus: Einige umgestürzte Bäume, blockierte Straßen und Gleise sowie regionale Stromausfälle. Am Mittwochnachmittag kam es an der Nordsee und in der Elbe bei Hamburg zu einer Sturmflut. Am Mittwochnachmittag und -abend ließ der Wind allmählich nach, nur an der Ostsee und im nordostdeutschen Binnenland hielt die Sturmlage leicht abgeschwächt bis zum heutigen Donnerstagvormittag an.
Mittlerweile hat sich JITKA zum Baltikum verabschiedet und verliert weiter an Einfluss auf unser Wetter. So lässt auch der teils noch starke Wind im Nordosten am Donnerstagnachmittag immer mehr nach. Dem Sturmtief JITKA folgt das kleine Zwischenhoch DARIO, das seine Wirkung aber nicht so recht entfalten kann, da die nächsten atlantischen Tiefausläufer im Tagesverlauf bereits von Westen her bei uns aufschlagen. Auf der Vorhersagekarte für Donnerstagmittag (Abbildung 3) erkennt man einen umfangreichen Tiefdruckkomplex über dem nahen Nordostatlantik und Nordeuropa, an dessen Südflanke sich ein kleines Randtief KATRIN bilden soll. Dieses Tief wird sich verstärken und bis Freitagmittag nach Südskandinavien ziehen. Dabei verschärfen sich die Luftdruckgegensätze über uns wieder, womit der Wind wieder einen deutlichen Zahn zulegt und insbesondere in der Nordhälfte Deutschlands in Böen stark bis stürmisch weht. Mit Passage von KATRINS Kaltfront zwischen Vormittag und späten Nachmittag und insbesondere bei teils intensiven schauerartigen Verstärkungen muss vorübergehend mit Sturmböen bis 85 km/h gerechnet werden. Ganz vereinzelt sind sogar schwere Sturmböen bis 100 km/h nicht auszuschließen. Dann besteht wieder die Gefahr umstürzender Bäume, die Straßen und Schienenwege blockieren können.
Zum Wochenende scheint die Sturmserie dann aber tatsächlich zu reißen. Zum einen zieht KATRIN sehr zügig nach Osten ab. Zum anderen plustert sich das ihr folgende Hoch ENNO über Mitteleuropa so richtig auf und vermag sich – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – erfolgreich gegen die Tiefdruckgebiete zur Wehr zu setzen. Es beschert uns ein ruhiges, trockenes und zumindest teilweise auch freundliches Wochenend- und Freizeitwetter.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.01.2024
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