Beständig unbeständig
Wie bereits im gestrigen Thema des Tages konstatiert, beschert uns das Tiefdruckgebiet NICK am Wochenende und sogar bis über den Monatswechsel hinaus ein kühles, oft nasses und eher herbstlich anmutendes Wetter. Sommerliche Temperaturen von über 25 Grad rücken somit vorerst in weite Ferne. Die Beständigkeit der vorherrschenden Wetterlage wird dabei von drei Hauptakteuren bedingt. Seit Wochenbeginn hat sich das mächtige Hoch GAYA über den Britischen Inseln festgesetzt. Am vergangenen Mittwoch und Donnerstag schnürte sich an der Ostflanke des Hochs Tief NICK ab und verlagerte sich von Skandinavien kommend südwärts und nistet sich mit seinem Drehzentrum nun im östlichen Mitteleuropa ein. Zudem hat sich ein weiteres Tief über den Azoren positioniert. Somit wird GAYA an dessen Südrand von beiden Tiefs flankiert.
Wir Meteorologen sprechen bei solch einer Druckverteilung von einer Omega-Wetterlage. Auf einer Wetterkarte erinnert die Position der Druckgebilde und das daran gekoppelte Strömungsmuster an den griechischen Großbuchstaben Omega. Die Omegalage ist dabei von einer gewissen Stabilität gekennzeichnet, da sich alle drei Druckgebilde einander verstärken und die Westdrift blockieren. Manchmal kann sich solch eine Wetterlage über einige Tage bis hin zu mehreren Wochen hinweg fortsetzen. Sommerliche Omega-Wetterlagen zeichnen sich oft durch längere Schönwetterphasen aus und sind teils auch für Hitzewellen in Mitteleuropa verantwortlich. Die Bedingung ist dafür allerdings, dass sich das Hoch dann über Mitteleuropa platziert. Derzeit liegt das blockierende Hoch weiter westlich und somit leider am “falschen” Platz für uns. So verbleibt das Bundesgebiet im anhaltenden Einflussbereich von Tief NICK in einer nördlichen Strömung in Zufuhr feucht-kühler Luftmassen. Über das Wochenende und zu Beginn der neuen Woche kommt es daher immer wieder zu teils ergiebigeren Regengüssen. “Beständig unbeständig” eben.
Der meteorologische Sommer verabschiedet sich daher salopp gesagt sang- und klanglos. Zeit also, eine kleine vorläufige Bilanz für zwei wichtige sommerliche Kenntage zu ziehen Als Sommertag definieren Meteorologen einen Tag mit einem Höchstwert von mindestens 25 Grad. Tage, an denen die Temperatur 30 Grad oder mehr erreicht, werden als Hitzetage geführt. Diese bilden somit eine Untermenge der Sommertage.
Der diesjährige Sommer verlief bis auf wenige, kurze heiße Phasen eher durchschnittlich, phasenweise sogar unterkühlt. Mit im Bundesdurchschnitt 31,6 Sommertagen fällt die Gesamtbilanz im Vergleich zum aktuellen Klimamittel 1991-2020 nur geringfügig unterdurchschnittlich aus. Allerdings lässt sich in den Daten ein Nordost-Südwest Gefälle konstatieren. So lagen die registrierten Sommertage in den nördlichen und östlichen Bundesländern über dem Durchschnitt. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg/Berlin verzeichneten im Schnitt 6 weitere Sommertage als im langjährigen Mittel. Im Westen und Südwesten ergibt sich ein ganz anderes Bild. Speziell Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg registrierten im Vergleich zum Klimamittel einen Rückgang von 5-8 Sommertagen.
Die Anzahl der Hitzetage liegt in diesem Sommer im bundesweiten Schnitt bei 4,4 Tagen. Im Vergleich zum langjährigen Klimamittel 1991-2020 von durchschnittlich 8,3 Sommertagen ist dies ein Rückgang um etwa die Hälfte. Dennoch unterstreichen die Differenzen zum Klimamittel, dass die Anzahl der Hitzetage in den nördlichen bis nordöstlichen Bundesländern (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg/Berlin) nur wenig, in den übrigen Regionen deutlich unterdurchschnittlich ausfielen.
Zuletzt noch ein Blick auf den absoluten Spitzenreiter: Die Station Lübben-Blumenfelde im südlichen Brandenburg belegte sowohl mit 56 registrierten Sommertagen als auch mit 14 Hitzetagen die Spitzenposition unter allen Messstationen. Im Vorjahr 2020 lag Rheinstetten (Baden-Württemberg) noch mit jeweils 66 Sommer- und 24 Hitzetagen an der Spitze.
M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 27.08.2021
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