Auf einen herbstlichen Wettercharakter zum meteorologischen Herbstanfang folgt der Spätsommer

Am morgigen 1. September beginnt nach meteorologischer Zeitrechnung der Herbst. Damit das die Meteorologen in diesem Jahr nicht vergessen, zeigt sich das Wetter schon zum Sommerende entsprechend herbstlich. Denn derzeit treiben noch zahlreiche kleine Tiefs und deren Ausläufer Ihr Unwesen über Nord-, West- und Teilen Mitteleuropas. Einhergehend beeinflussen sie zunächst auch weiter das Wetter in Deutschland. Nachdem Tief FRANZ bei Dänemark mit seinem Frontenzug abgezogen ist, liegt Tief GÜNTER nordwestlich von Irland in Lauerstellung und schickt seine Ausläufer schon von Frankreich her gen Benelux und Deutschland. Nachfolgend soll es sich dann eine Luftmassengrenze über Deutschland bequem machen. Somit löst zum Freitag ein regnerischer Wettercharakter das heutige Schauerwetter ab. Dabei gelangt zunächst weiter nur mäßig warme Atlantikluft ins Land, sodass die heutigen Höchstwerte von 16 bis 22 Grad wenig sommerlich daherkommen. Nachts können die Temperaturen bei größeren Auflockerungen schon deutlich in den einstelligen Temperaturbereich absinken. Zudem kann sich in der feuchten, auskühlenden Luft schon häufiger Nebel bilden.

DWD Auf einen herbstlichen Wettercharakter zum meteorologischen Herbstanfang folgt der Spaetsommer

Besonders der sogenannte Strahlungsnebel hüllt die Landschaften in bodennahen Schichten zunehmend in einen weiß-grauen Schleier. Der Strahlungsnebel beruht dabei im Wesentlichen auf bodennahes Auskühlen. Bei klarem Himmel gibt der Boden viel Wärme an die Luft ab und kühlt somit stark aus. Umso länger die Nacht dauert, desto stärker kann der Boden bei wolkenlosen Verhältnissen auskühlen. Zeitlich verzögert kühlt der Boden schließlich auch die bodennahen Luftschichten ab. Verfügt die Luftschicht über eine ausreichende Menge an Feuchte, kann diese ab einer bestimmten Temperatur (Sättigung der Luft mit Wasserdampf) zu kleinen Tröpfchen kondensieren. Nachfolgend bilden sich bodennahe Wolken, die wir als Nebel wahrnehmen. Für Autofahrer können diese Nebelfelder aufgrund einer raschen Verschlechterung der Sichtverhältnisse sehr tückisch sein.

In den kommenden Tagen kann vor allem in der Mitte im Umfeld der Luftmassengrenze durchaus auch der Mischungsnebel örtlich zum Thema werden. Diese Nebelart entsteht durch Abkühlung der Luft in der Nacht bei gleichzeitiger Zufuhr von Wasserdampf. Er tritt häufig im Bereich von Warmfronten auf, wo relativ warme feuchte Luft aus höherliegenden Luftschichten der kalten bodennahen Schicht Feuchtigkeit zuführen. Kühlt sich das entstehende Luftgemisch bis zur Kondensation ab, entstehen Nebeltröpfchen.

Egal welcher Nebel nun die Sicht einschränken mag, wenn die Sonne am Himmel höher steigt und die Luft wieder erwärmt, löst sich der Nebel auf. Der Grund dafür ist, dass wärmere Luft eine größere Menge an Feuchte aufnehmen kann, sodass die kleinen Nebeltröpfchen verdunsten und der Luft wieder als Wasserdampf erhalten bleiben.

Je nach Bedeckung kann die Luft im Vergleich zu den Sommermonaten nachts nun schon deutlich stärker auskühlen. Dies liegt im abnehmenden Tageslicht. Während zum Sommeranfang am 21. Juni die Sonne knapp 16,5 Stunden am Himmel steht, müssen sich die Menschen in Deutschland in dieser Woche schon mit etwas über 13 Stunden begnügen. Zum kalendarischen Herbstanfang am 23. September werden es dann schon keine 12,5 Stunden mehr sein. Die geringste Dosis an Tageslicht erwarten wir dann zum Winteranfang am 21. Dezember.

Das herbstliche Intermezzo zum meteorologischen Jahreszeitenwechsel wird aber rasch wieder vom Spätsommer abgelöst. Ab Sonntag kann sich vom Atlantik eine Hochdruckzone ostwärts über weitere Teile des Landes bis nach Osteuropa ausbreiten. Einhergehend sinkt die Luft aus größeren Höhen zum Boden und trocknet dabei ab. Entsprechend weichen die Wolken dem Sonnenschein, der auch die Temperaturen wieder in die Höhe schiebt. Verbreitet sollen demnach sommerliche Werte zwischen 25 und 31 Grad an der Tagesordnung sein. Nur im Norden bleibt es mit Werten von 20 bis 25 etwas kühler, aber durchaus angenehm.

Wie lange sich der Spätsommer über Deutschland festsetzt ist derzeit schwer zu sagen, da ab Montag die Unsicherheiten stark zunehmen. Es gibt aber durchaus Potential für eine spätsommerliche erste Septemberwoche

Dipl.Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.08.2023
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Ist der Sommer vorbei?

Eher kühle bis allenfalls noch mäßig-warme Tageshöchsttemperaturen von 14 bis 22 Grad erwarten uns in den nächsten Tagen in den meisten Teilen Deutschlands. Eine weitere Hitzephase steht vorerst nicht mehr an und die Hundstage, also die aus statistischer Sicht heißesten Tage des Jahres, endeten am vergangenen Mittwoch (23.08.2023). Und prompt ist natürlich zu vernehmen, dass der Sommer (bzw. sommerliches Wetter) nun wohl vorbei sei. Aber ist das wirklich so?

Die Vergangenheit lehrt, dass das nicht sein muss, selbst wenn am 01.09.2023 für die Meteorologen der Herbst beginnt. Tageshöchsttemperaturen von 25 Grad oder mehr (nach meteorologischer Definition ein Sommertag) sind bis weit in den Oktober möglich (siehe dazu die rote Kurve in der Grafik). Sogar 30 Grad oder mehr (nach meteorologischer Definition ein heißer Tag) kann es noch bis Anfang Oktober geben.

DWD Ist der Sommer vorbei

Ein Rückschluss bzw. eine Extrapolation des aktuellen Wetters auf die Witterung in den nächsten Wochen ist nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand nicht möglich. So gab es beispielsweise Ende Juli/Anfang August 2023 bereits eine kühlere Phase (siehe blaue Kurve in der Grafik), der wiederum eine heiße Periode ab der zweiten Dekade im August folgte. Am 24.08.2023 wurde dabei sogar ein neuer Tagesrekord aufgestellt, als an der Station Rheinfelden (Baden-Württemberg) mit 37,4 Grad der bisherige absolute Höchstwert von 35,0 Grad der Station Bad Muskau (Sachsen) aus dem Jahre 1944 deutlich übertroffen wurde. Jedenfalls ist im September weiterhin Hitze vorstellbar, können doch bis etwa zur Mitte des Monats immer noch Höchsttemperaturen von 34 bis 36 Grad erreicht werden!

Darüber hinaus tritt im September häufig auch der „Altweibersommer“ auf. Dabei handelt es sich um eine beständige Hochdruckwetterlage über Mitteleuropa, die sich hauptsächlich von Mitte September bis Anfang Oktober ausbildet und noch einmal sommerliche Temperaturen bringt. Höchsttemperaturen um 30 Grad sind dann immer noch möglich, auch wenn sie nun nicht mehr so verbreitet auftreten. Außerdem werden die Nächte aufgrund abnehmender Tageslänge meist schon frischer und abends kühlt die Luft auch schneller ab.

Zu guter Letzt gibt es im Verlauf des zweiten Herbstmonats oft noch einen „Goldenen Oktober“. Tageshöchsttemperaturen im sommerlichen Bereich von 25 bis 28 Grad locken dann zu Aktivitäten in den herbstlich bunten Wäldern. Heiße Tage kommen zu dieser Zeit wahrscheinlich aber nicht mehr vor (es sei denn, es werden neue Rekorde aufgestellt).

Der Sommer muss also noch lange nicht ausgedient haben, auch längere Hitzewellen sind noch gut möglich. Tatsächlich hatte das europäische Wettermodell in den vergangenen Tagen zeitweise sogar Varianten mit Hitze am ersten Septemberwochenende im Programm, was mittlerweile aber wieder verworfen wurde. Das zeigt aber auch, dass die Hitze aus südlichen Gefilden immer noch schnell zu uns schwappen kann.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.08.2023
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Dauerregen hat den Alpenraum im Griff

Für die Meteorologen in den Alpenländern ist Dauerregen derzeit das beherrschende Thema, müssen dort doch aktuell außergewöhnlich hohe Niederschlagsmengen verkraftet werden. Dabei ist es vor allem Tief ERWIN, das vom westlichen Mittelmeer in Richtung Oberitalien wandert und morgen gegen Mittag im Golf von Genua erwartet wird, welches für diese bemerkenswerten Niederschlagssummen verantwortlich ist. Denn im Einflussbereich des Tiefs kommt es einerseits zu staubedingten Hebungsprozessen an den Alpen, andererseits aber auch zu großflächigem Aufgleiten unterschiedlicher Luftmassen (feucht-warm vom Mittelmeer, vergleichsweise trocken-kalt von Westen), so dass auch allein aus der Konfiguration der Luftmassen Hebung und in der Folge Niederschläge generiert werden

DWD Dauerregen hat den Alpenraum im Griff

Schon in den 24 Stunden vom gestrigen Samstagmorgen bis zum heutigen Sonntagmorgen wurden im Zuge von ERWINs Aktivität Regensummen registriert, die mancherorts durchaus auch als Monatssumme durchgehen würden. Spitzenreiter war dabei die Station Biasca im schweizerischen Tessin mit 192 Liter pro Quadratmeter (weißer Kreis in Abbildung 2). Ein wenig ins Grübeln ob der Richtigkeit der Messungen kommt man bei solch extremen Werten schon. Gänzlich abwegig sind sie aber nicht. Denn einerseits haben auch die beiden (Berg-)Stationen Cimetta und San Bernadino in der näheren Umgebung mit 135 Liter pro Quadratmeter und 102 Liter pro Quadratmeter ähnlich hohe Niederschlagsmengen registriert, andererseits hat auch der deutsche Rekordhalter Zinnwald-Georgenfeld (312 Liter pro Quadratmeter am 12./13.8.2002) schon gezeigt, dass solche Mengen in solch kurzer Zeit nicht unmöglich sind.

DWD Dauerregen hat den Alpenraum im Griff

In der Gesamtschau erkennt man in Abbildung 2 einen mehr oder weniger breiten Streifen von Südfrankreich bis ins Böhmische Becken, in dem häufig mehr als 50 Liter pro Quadratmeter gefallen sind. Besonders betroffen war dabei ein Gebiet zwischen den schweizer Kantonen Waadt und Wallis im Nordosten und dem französischen Languedoc im Südwesten. So registrierten die Messgeräte im kleinen Ort Saint Aupre im Departement Isère 71 Liter pro Quadratmeter. Bei den Werten über Südbayern und hinüber nach Tschechien ist allerdings Vorsicht geboten. Denn diese beiden „Streifen“ sind nicht Teil der Dauerregen-„Erzählung“. Vielmehr sind dort am gestrigen Nachmittag schwere Gewitter durchgezogen, die für die entsprechend hohen Niederschlagssummen gesorgt haben.

Die Frage für die niederschlagsgeplagten Alpenraumbewohner ist jetzt natürlich, wie es mit dem Regen weitergeht. Und da kann leider noch nicht von Entwarnung gesprochen werden. Zwar sind die Ostalpen vergleichsweise weniger stark betroffen als der restliche Alpenraum, und in den französischen Alpen scheint der überwiegende Teil des Regens schon gefallen zu sein, aber ansonsten hat man beim Blick auf die Vorhersagemodelle den Eindruck, es geht erst richtig los.

DWD Dauerregen hat den Alpenraum im Griff 1

ICONEU (Abbildung 3) legt den Niederschlagsschwerpunkt bis zum Dienstagabend ins Tessin (voraussichtlich schon wieder stark betroffen!) und in die südwestlich anschließende Lombardei bzw. ins Piemont. Bis zu 250 Liter pro Quadratmeter sagt das Modell für die genannten Regionen voraus. Weitere Brennpunkte bilden das Hinterland Genuas sowie Venetien und Südtirol, wo 100 Liter pro Quadratmeter, lokal auch über 150 Liter pro Quadratmeter fallen sollen.
Erst im Laufe des Dienstags schwächen sich die Regenfälle in den genannten Gebieten ab. Denn allmählich verlagern sich die Niederschläge, ebenso wie Tief ERWIN, nach Osten. Entsprechend regnet es in den Ostalpen auch noch bis zum Mittwoch, Mengen, die auch nur annähernd an die Im Tessin herankommen, muss allerdings niemand befürchten.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.08.2023
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SAOLA – Supertaifun

Tiefdruckgebiet ERWIN mit Zentrum über dem Golf von Genua sorgt für den Zustrom sehr feuchter Luftmassen in den Alpenraum und auch nach Süddeutschland. Seit dem Wochenende regnet es sehr kräftig und regional auch unwetterartig. Von Sonntagmorgen bis Montagmorgen fielen verbreitet Regenmengen über 50 Liter pro Quadratmeter. Häufig wurden mehr als 70, teils deutlich über 100 Liter pro Quadratmeter registriert.

DWD SAOLA Supertaifun

Doch nicht nur in Süddeutschland ist das Wetter aktuell nass. Auch in Asien, in der Karibik und auf dem Atlantik tummeln sich Tiefdruckgebiete, die teils kräftige Regenmengen mit sich bringen. Am stärksten und auch mit den größeren Auswirkungen auf Mensch und Tier zeigt sich derzeit Taifun SAOLA.

SAOLA hat sich bereits in der vergangenen Woche gebildet und zog zunächst als tropischer Sturm vom offenen Meer west- und nordwestwärts und entwickelte sich letzten Freitag zu einem Taifun. Dabei drehte das Tief nach Südwest/Süd ab und wirbelte am Wochenende als Supertaifun (Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Hurrikanskala) über der philippinischen See etwa 200 km östlich der Halbinsel Luzon südwärts.

DWD SAOLA Supertaifun

SAOLA (auf den Philippinen GORING getauft) brachte auf Luzon bis Montagmorgen 72-stündige Regenmengen zwischen 230 und 330 Liter pro Quadratmeter. Etwa 160 Liter davon fielen innert 24 Stunden. Schadensbilder aus den Regionen legen nahe, dass örtlich mehr gefallen ist. Der Taifun produzierte nah an seinem Zentrum Windgeschwindigkeiten bis zu 185 km/h und Böen bis zu 230 km/h. Weiter entfernt war der Wind schwächer, erreichte dennoch an der philippinischen Westküste teils orkanartigen Sturm (Beaufort 11).

Aktuell liegt das Tiefzentrum über der philippinischen See mit Windspitzen bis zu 260 Kilometer pro Stunde (140 Knoten) und wird in den kommenden Stunden und Tagen als Supertaifun nordwärts und schließlich nordwestwärts Richtung China ziehen.

DWD SAOLA Supertaifun 1

Kommenden Mittwoch und Donnerstag zieht der Taifun voraussichtlich über das südliche Taiwan hinweg. Die Modelle berechnen für die Inseln nördlich von Luzon auf der Zugbahn des Taifuns Regenmengen zwischen 200 und 300 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden. Für die Südostküste Taiwans werden derzeit Regenmengen um 500 Liter pro Quadratmeter simuliert.

DWD SAOLA Supertaifun 2

Am Samstag (02.09.) soll der Wirbelsturm auf die chinesische Südostküste auftreffen, wobei er sich rasch von einem Taifun in einen tropischen Sturm abschwächen und schließlich auflösen soll.

DWD SAOLA Supertaifun 3

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.08.2023
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Der Einfluss von Wetter und Klima auf die Menschheitsgeschichte – Teil 2

Im ersten Teil dieser Reihe wurde der Einfluss des Wetters auf zwei historische Ereignisse zur Zeit des Zweiten Weltkrieges thematisiert. Zum einen wurde auf die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 eingegangen. Zum anderen kam der D-Day (06. Juni 1944) zur Sprache, der erste Tag der Invasion der Alliierten an der französischen Atlantikküste in der Normandie. Entscheidend waren hierbei vor allem die Sichtbedingungen sowie beim D-Day noch die Kriterien „Wind“ und „Regen“ .
Im heutigen Teil wird es nun ein wenig winterlich (in vier Monaten ist ja schließlich auch schon wieder Weihnachten …).
Zu Beginn soll zunächst einmal die Frage geklärt werden, was Napoleon und Hitler gemeinsam hatten. Beide scheiterten mit ihrem Feldzug in Russland und das lag mitunter auch am Wetter.
Hitler gab am 22. Juni 1941 den Befehl zum „Unternehmen Barbarossa“, dem Einmarsch in die Sowjetunion. Bis dato hatte Nazideutschland bereits große Teile Europas durch seinen Blitzkrieg überrollt. Nun begann mit dem Krieg des nationalsozialistischen Deutschlands gegen die kommunistische Sowjetunion ein Krieg der Ideologien.
Fast auf den Tag genau, am 24. Juni, aber 129 Jahre zuvor, startete Napoleon einen Feldzug gegen Russland, dessen Ende nicht nur die Zerschlagung einer zu diesem Zeitpunkt schon stark reduzierten Grande Armée bedeutete, sondern auch einen Wendepunkt in der Geschichte darstellte.
Die Winter 1812/13 und 1941/42 zählten in großen Teilen Europas zu den kältesten Wintern. Kommt dann ein dezimierter und schlecht ausgerüsteter Angreifer hinzu, der einem zahlenmäßig überlegenen, nach einigen Anlaufschwierigkeiten gut ausgerüsteten und vor allem motivierten Gegner gegenübersteht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Angreifer den Rückzug antreten muss. Auf beiden Seiten forderten aber nicht nur Kampfhandlungen hohe Opferzahlen, sondern auch Hunger, Krankheit und vor allem Kälte. Die sowjetische Armee konnte mit der Situation besser umgehen, weswegen sie nicht ganz so hohe Opferzahlen wie die Angreifer zu beklagen hatte. Aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges ist bekannt, dass die deutschen Soldaten versuchten, sich mit Stroh in den kaputten Stiefeln sowie gestohlenen Fausthandschuhen und Schals alter Frauen oder Mänteln gefallener Sowjetsoldaten warmzuhalten, aber gegen Temperaturen von bis zu -40 Grad half das wenig. In der Zivilbevölkerung Deutschlands wurden für die Soldaten Wintermäntel gesammelt, allerdings erreichten diese sie nicht vor Februar.
Vom Krieg schwer gebeutelt war Deutschland auch noch im Winter 1946/47 und die Städte glichen Trümmerwüsten. Dieser Winter zählte zu den kältesten Wintern des letzten Jahrhunderts. Davon betroffen war aber nicht nur Deutschland, sondern auch dessen Nachbarländer, die ebenfalls noch unter den Folgen des Krieges litten. Der Hungerwinter 1946/47 ist im Gegensatz zu den bisher erläuterten Beispielen kein historisches Ereignis, welches durch vorherrschende Witterungsverhältnisse beeinflusst wurde, sondern ist selbst ein historisches Ereignis, welches aufgrund der Lebensumstände vielen Menschen das Leben kostete und den Überlebenden nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Der Begriff „fringsen“ fand damals Eingang in die deutsche Sprache und fasst die damaligen Lebensumstände in einem Wort zusammen. Der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings zeigte in seiner Silvesterpredigt 1946 Verständnis für diejenigen, die sich im Angesicht der Existenzbedrohung mit kleinen Diebstählen über Wasser hielten und sich das Dringendste nahmen, wenn sie es nicht durch ehrliche Arbeit bekommen konnten. Der Winter dauerte von Oktober bis in den März hinein. Bereits wenige Wochen später wartete der Juni mit einer Rekordhitze mit Höchsttemperaturen von rund 39 Grad auf. Der Sommer 1947 ist der viertwärmste der Messgeschichte. Der September 1947 sticht zudem mit einer relativ langen Hitzeperiode in der zweiten (!) Monatsdekade bis heute in den Statistiken heraus. In diesem Sommer vertrockneten die Äcker und es fehlten abermals die dringend benötigten Lebensmittel.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Sauter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.08.2023
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Alle reden über’s Wetter…

Am heutigen Donnerstag ist der „Weather Complaint Day„, ins Deutsche übersetzt der „Über-das-Wetter-schimpfen-Tag“ – zumindest in den USA. Es wird vermutet, dass sich dieser Tag auf ein Zitat des US-amerikanischen Juristen, Journalisten und Schriftstellers Charles Dudley Warner (1829-1900) beruft, das am 24.08.1897 in einem Editorial der Hartford Courant of Connecticut veröffentlich wurde: „Everybody talks about the weather, but nobody does anything about it„, zu Deutsch: „Alle reden über das Wetter, aber niemand tut etwas dagegen.“

Wer diesen Tag ins Leben gerufen hat, ist zwar unklar, klar ist dagegen, dass bei Weitem nicht nur in den USA über das Wetter geredet bzw. geschimpft wird. Zu heiß, zu kalt, zu trocken, zu nass – was dem Einen ein Greul ist, ist für den Anderen purer Genuss. „Schönes Wetter“ ist also höchst subjektiv. Trotzdem dient das Wetter gerne als „Gesprächsöffner“ oder Lückenfüller.

Warum gerade das Wetter als DAS Smalltalk-Thema schlechthin herhalten muss? Mit dieser Frage beschäftigten sich bereits zahlreiche psychologische Studien. Zum Smalltalk greift der Mensch zum Beispiel in Situationen, in denen er keine Zeit oder kein Interesse hat, mit seinem Gegenüber ein längeres oder tiefer gehendes Gespräch zu führen. Vielleicht ist es einem auch unangenehm ein Gespräch zu beginnen, weil man entweder schlicht nicht weiß, worüber man sich mit seinem Gegenüber unterhalten soll, oder im Gegenteil sehr genau weiß, was man ansprechen möchte bzw. müsste, das Thema an sich allerdings unangenehm ist.

Tja und in solchen Situationen sucht man sich am besten ein Thema, das zum einen jeden in irgendeiner Form etwas angeht und zum anderen kaum Konfliktpotenzial bietet. Dass sich dazu weder Politik noch Sport eignet, ist wenig überraschend. Es gibt beispielsweise sicherlich bessere Ideen als jemanden an einer Bushaltestelle in Gelsenkirchen auf die Vereinsgeschichte von Borussia Dortmund anzusprechen.

Beim Wetter ist das anders. Denn darauf, ob es nun gerade regnet oder die Sonne scheint, hat ja nun mal niemand einen Einfluss. Es ist schlicht und ergreifend höhere Gewalt. Daher lässt sich relativ „gefahrlos“ über das aktuelle Wettergeschehen losquatschen. Ob das aber auch in Zukunft so sein wird, ist fraglich. Das Thema Wetter wird in unserer Gesellschaft zunehmend im Kontext des Klimawandels gesehen, sodass auf ein eigentlich unverfängliches „Na, ein Tag zum Sonneputzen heute, was?!“ schnell ein „Viel zu viel Sonne! Es hat schon seit Tagen nicht mehr geregnet. Und wenn’s dann regnet, ist gleich alles überflutet!“ folgen. Und ruckzuck befindet man sich in einer Klima-Diskussion.

Eventuell sollte man sich also schon mal ein alternatives Smalltalk-Thema suchen, das man bei Bedarf auspacken kann. Aber was könnte das sein? Andererseits wird es natürlich auch in Zukunft so sein, dass wir an schwül-heißen Sommertagen gemeinsam schwitzen und bei frostiger Winterluft bibbern, ganz egal, wer dafür jetzt verantwortlich ist. Vielleicht hätte es das Wetter gerade auch deshalb öfter mal verdient, etwas mehr zu sein, als nur ein Smalltalk-Thema?!

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.08.2023
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wetterausblick

Es ist Sommer, die Temperaturen steigen gebietsweise auf über 30 Grad: Was für einen Teil der Bevölkerung halt einfach nur Sommer und damit schön ist, wird für andere zur Belastung, vor allem wenn noch eine hohe Luftfeuchte dazu kommt. Wie lange bleibt uns diese Wetterlage noch erhalten, wie geht es mit dem Wetter und den Temperaturen weiter?

Deutschland verbleibt zunächst unter schwachem Einfluss von Hoch NIVES. Dabei ist im Süden und in großen Teilen der Mitte schwülheiße Subtropikluft wetterbestimmend, während in den Norden nicht ganz so warme Atlantikluft eingeflossen ist. Der Norden liegt dabei am Rande des Hochs bzw. im Übergangsbereich zu tieferem Luftdruck über Nord-/Nordwesteuropa und dem Nordatlantik, so dass zeitweise dichtere Wolkenfelder durchziehen. Gelegentlich sind dabei auch ein paar Regentropfen nicht ausgeschlossen, meist bleibt es aber trocken. Ansonsten gestaltet sich das Wetter zunächst überwiegend ruhig: Am heutigen Dienstag und Mittwoch sowie über weite Teile des Donnerstages bleibt es abgesehen von einzelnen Hitzegewittern, die am ehesten über dem südlichen Bergland entstehen und punktuell in Bezug auf Starkregen auch kräftig ausfallen könnten, trocken.

Insgesamt überwiegt von der Mitte bis in den Süden hochsommerliches Wetter mit viel Sonnenschein. Südlich einer Linie Eifel-Oberlausitz wird dabei häufig die 30-Grad-Marke überschritten. Am heutigen Dienstag wird es südlich des Mains mit Höchstwerten zwischen 32 und 35 Grad am heißesten und zudem auch sehr schwül, da auch ein kühlender Wind fehlt, ist eine starke, teils extreme Wärmebelastung zu erwarten. Am Mittwoch liegt der Hitzeschwerpunkt ähnlich, bevor sich die schwül-heiße Luft mit Höchstwerten zwischen 30 und 34 Grad am Donnerstag und Freitag nochmals etwas nach Norden/Nordosten bis etwa zu einer Linie Ruhrgebiet-Berlin ausdehnt.

Im Laufe des Donnerstages nähert sich dann dem Westen eine Tiefdruckzone an, wobei es dann zunehmend zu Schauern und teils kräftigen Gewittern kommt, auch mit Unwettern ist aufgrund des hohen Feuchtegehaltes der Luft dann zu rechnen. Im Vorfeld dieser Tiefdruckzone dreht die Strömung allerdings mehr auf Südwest, so dass die schwül-heiße Luftmasse wie erwähnt nochmals etwas nach Norden und damit bis in die mittleren Landesteile ausgreifen kann. Am Freitag und Samstag dehnt sich die Schauer- und Gewitterzone vom Westen ostwärts auf weite Landesteile aus.

Der genaue, zeitliche Ablauf der Wetterumstellung und wie schnell und durchgreifend die schwül-heiße Luft auch aus dem Süden bzw. Südosten des Landes verdrängt werden kann, ist derzeit noch unsicher. Aktuelle Modellprognosen deuten zum Samstag mit Ausnahme des Südostens einen teils deutlichen Temperaturrückgang an und am Sonntag soll dann auch in Südostbayern die 30-Grad-Marke nicht mehr überschritten werden.

Die aktuelle Woche hat also einiges zu bieten und hält für jeden etwas bereit: Sonne und hohe Temperaturen für Sommerliebhaber, Schauer und Gewitter für Freunde von „spannendem“ Wetter und für alle, die sich hitzegeplagt nennen würden, auch die ersehnte Abkühlung.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.08.2023
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Die Hitzetage sind gezählt!

Die Hitzetage sind in der Mitte und im Süden Deutschlands gezählt. Bereits am Donnerstag stellt sich die Wetterlage um, dabei wird es wieder deutlich wechselhafter und nach und nach fließt deutlich kühlere Luft ein. Der Wetterwechsel wird dann teilweise von Unwettern begleitet.

Am heutigen Mittwoch beeinflusst noch das Hoch „Nives“ das Wetter in Deutschland. Dabei scheint vielerorts die Sonne. Lediglich im Norden ziehen kompakte Wolkenfelder durch, die vereinzelt Regen bringen und mit maximal 19 bis 24 Grad spürt man dort nichts von der Hitze. Im Süden können sich nachmittags und abends vereinzelte Hitzegewitter bilden. Ansonsten bleibt es niederschlagsfrei. Mit 27 bis 34 Grad ist es sommerlich warm bis heiß. Dazu besteht im Süden eine starke bzw. am Ober- und Hochrhein eine extreme Wärmebelastung.

DWD Die Hitzetage sind gezaehlt

Am Donnerstag ziehen erste dichtere Wolkenfelder in den Westen, später in den Norden des Landes durch, die gebietsweise schauerartigen, teils gewittrigen Regenfällen bringen. Im Südwesten können sich am Nachmittag und Abend teils schwere Gewitter mit heftigem Starkregen, schweren Sturmböen und Hagel entwickeln, die dann nach Bayern weiterziehen. Dort sowie in Sachsen bleibt es am längsten sonnig. Mit 27 bis 35 Grad merkt man temperaturmäßig den Wechsel nicht. Lediglich im Norden ist es mit 19 bis 25 Grad erträglicher. Ansonsten besteht vor allem im Süden eine starke bzw. extreme Wärmebelastung.

DWD Die Hitzetage sind gezaehlt 1

Am Wochenende findet dann endgültig den Wetterwechsel statt: Am Freitag gibt es zahlreiche Schauer und kräftige Gewitter. Vor allem im Süden und Südosten besteht lokal Unwettergefahr durch heftigen Starkregen, Hagelschlag und schweren Sturmböen. Die teils unwetterartigen Gewitter halten im Süden auch in der Nacht zum Samstag an. Im Nordwesten fließt dann kühlere Luft ein, dabei werden dort maximal 19 bis 27 Grad erreicht. Im Süden und Osten hingegen werden mit 29 bis 33 Grad „zum letzten Mal“ die 30-Grad-Marke überschritten.

Am Samstag und Sonntag zeigt sich das Wetter wechselhalft mit einigen gewittrigen Schauern (vor allem im Nordwesten). Im Süden kann es längere Zeit regnen, dabei ist eine Dauerregenlage durchaus möglich. Die Temperaturen sinken weiter ab: Am Samstag werden dann nur im Osten und Süden sommerliche Werte von 25 bis 27 Grad erreicht. Sonst liegen die Höchstwerte zwischen 18 Grad an der Nordsee und 24 Grad im Südwesten. Am Sonntag ist es dann mit 18 und maximal 23 Grad für alle Schluss mit dem „Sommer“.

DWD Die Hitzetage sind gezaehlt 2

Zur Erinnerung: Am 1. September, also in 9 Tage, beginnt der meteorologische Herbst. Natürlich können die Temperaturen im September in den sommerlichen Bereich ansteigen, aber eine ausgeprägte und langanhaltende Hitzewelle wie aktuell ist dann nicht mehr möglich.

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.08.2023
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Heiß, heiß – Baby

„Und es war Sommer…. “ sang schon Peter Maffay. In diesem Jahr hat uns der Sommer ziemlich auf trab gehalten. Erst war es lange Zeit trocken und bisweilen warm bis heiß, dann folgte ein sehr nasser und kühler Abschnitt von Ende Juli bis weit in den August. Jetzt ist es wieder heiß, wenn auch nur in den mittleren und südlichen Landesteilen, und dabei auch noch schwül.

Die Schwüle ist auch das Problem an den derzeit hochsommerlichen Temperaturwerten in der Südhälfte Deutschlands. Denn es fällt zunehmend schwer, den Körper natürlich abzukühlen. Da es nachts regional zudem nicht unter 20 Grad abkühlt, bleibt ein erholsamer Schlaf auch häufiger aus. Alles führt dazu, dass unser Organismus außergewöhnlich belastet wird. Findet keine aktive Entlastung statt, kann es zum Kollaps kommen. Handlungsempfehlungen finden Sie zum Beispiel auf unserer Webseite hitzewarnungen.de.

Bis Mitte der kommenden Woche ist keine Entspannung beim Wetter in Sicht. Hochdruckgebiet NIVES schwenkt vom Atlantik zu uns und bleibt bis Mittwoch über Mitteleuropa wetterbestimmend.

DWD Heiss heiss Baby

DWD Heiss heiss Baby 1

Das Hoch sorgt mit Absinken für weitgehend ruhiges Sommerwetter. Einzelne Schauer oder Hitzegewitter über dem mittleren und südlichen Bergland lässt sich zwar nicht ausschließen, insgesamt dominiert aber Niederschlagsfreiheit. In der Mitte und im Süden gibt es zudem hochsommerliche Temperaturwerte. Zusammen mit der hohen Luftfeuchtigkeit ergibt sich eine hohe, teils sogar extreme Wärmebelastung.

DWD Heiss heiss Baby 2

DWD Heiss heiss Baby 3

Nach Norden hin ist es deutlich kühler und auch weniger schwül. Zudem bieten Nord- und Ostsee eine echte Abkühlung für erhitzte Gemüter. Am Mittelmeer liegt die Wassertemperatur aktuell deutlich über 25 Grad, teils auch über 30 Grad.

Ab Donnerstag scheinen Tiefdruckgebiete die Wetterregie an sich zu reißen und auch längere Zeit zu behalten. Bis dahin gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren und der sommerlichen Hitze – so man ihr denn ausgesetzt ist – mit etwas beruhigender Musik zu begegnen. Bewährt haben sich „Sunshine Reggae“ von Laid Back oder „In the Summertime“ von Mungo Jerry. Aber ich bin sicher, Ihnen fällt da auch noch das ein oder andere Musikstück ein.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.08.2023
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Erhöhte Aktivität auf dem Atlantik!

Franklin, Gert und Emily, sowie zwei weitere tropische Gewittersysteme befinden sich aktuell über dem Atlantik. Momentan befinden wir uns noch am Beginn der Hurrikansaison und es wurden schon acht Stürme registriert. Damit sich solche Stürme überhaupt bilden können, sind verschiedene Voraussetzungen förderlich. Zum einen muss ein ausreichendes Energiereservoir dem Sturm zur Verfügung stehen. Dabei sollten die Meeresoberflächentemperaturen mindestens 26 Grad betragen, damit sich der Sturm optimal entwickeln kann. Ein Blick auf den Atlantik zeigt, dass dies momentan in einem Gebiet, dass teils sogar bis 40 Grad Nord reicht, der Fall ist. Örtlich liegen die Werte wie zum Beispiel in der Karibik oder im Golf von Mexiko bei 30 oder sogar darüber. Zudem werden diese hohen Temperaturen auch bis in tiefere Schichten beobachtet.

DWD Erhoehte Aktivitaet auf dem Atlantik

Außerdem werden als Vorläufer große Gewittersysteme (mesoskalige konvektive Systeme) benötigt, die als Brutstätte für tropische Wirbelstürme dienen. Diese Systeme verlagern sich häufig von Westafrika auf den Atlantik und können sich dort teilweise deutlich verstärken. Ob diese Verstärkung stattfindet, hängt maßgeblich von zwei Bedingungen ab. Ein wichtiger Faktor ist die Feuchte in der mittleren Troposphäre. Bei ungünstigen Bedingungen kommt es häufig über der Westsahara zu Staubausbrüchen, die trockene Luft in mittleren Schichten nach Westen tragen. Gleichzeitig sorgt die Wechselwirkung der Sonnenstrahlung mit den Aerosolen für eine Stabilisierung der Schicht, wodurch die Konvektion gehemmt wird. Somit ist die Entwicklung von Hurrikans während intensiver Staubausbrüche stark eingeschränkt.

Ein weiterer wichtiger Faktor, der gerade bei der Intensivierung von tropischen Wirbelstürmen eine Rolle spielt, ist die vertikale Windscherung. Hohe Werte in Verbindung mit trockener Luft in der mittleren Troposphäre sind häufig das Todesurteil für diese Stürme. Die Scherung sorgt nämlich dafür, dass trockene Luft in das Zentrum der Stürme eingeführt werden kann und somit die Energiezufuhr vom Ozean abgeschnürt wird. Aktuell ist die Windscherung von Westafrika bis nach Florida häufig erhöht, sodass sich die aktuellen Wirbelstürme trotz der sehr hohen Meerestemperaturen schwertun sich weiter zu verstärken.

So wird von den drei tropischen Wirbelstürmen nur Franklin weiterhin seine Stärke aufrechterhalten können. Dieser Sturm verlagert sich nach Norden und wird zum Mittwoch in der Dominikanischen Republik an Land gehen. Dort werden intensive Regenfälle und orkanartige Böen erwartet. Ansonsten sind die Bedingungen im Atlantik aktuell zumindest für starke Hurrikane trotz der hohen Meeresoberflächentemperaturen eher hinderlich. Dafür spricht auch das Klimaphänomen El Niño, das zurzeit auftritt und im Atlantik generell für eine geringe Aktivität starker Hurrikane sorgt.

M.Sc. Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.08.2023
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