Phänomen Nebel – Teil 3: Verdunstungs- und Mischungsnebel

In den ersten beiden Teilen dieser Themenreihe (Themen des Tages vom 5. und 15. Dezember 2024, siehe Links am Ende des Artikels) erläuterten wir den Strahlungs- und den Advektionsnebel, zwei Arten des Abkühlungsnebels. Wie der Name schon sagt, haben beide Nebelarten gemeinsam, dass sie durch Abkühlung einer Luftmasse unter den Taupunkt (d.h. Sättigungstemperatur, relative Luftfeuchtigkeit 100 %) entstehen. Es gibt allerdings noch weitere physikalische Prozesse, die zur Nebelbildung führen können, die wir im heutigen Thema des Tages beschreiben.

Verdunstungsnebel

Verdunstungsnebel entsteht in der Regel, wenn sehr kalte Luft (niedriger Taupunkt) über deutlich wärmeres Wasser strömt. Infolge des starken Taupunkts- bzw. Feuchtigkeitsgefälles zwischen der Wasseroberfläche und der kalten Luft setzt Verdunstung (d.h. Phasenübergang von Flüssigwasser zu Wasserdampf) des vergleichsweise warmen Wassers ein. Dies führt zu einer Wasserdampf-Anreicherung der wassernahen Luftschicht, die wegen ihrer kalten Temperatur wenig Feuchtigkeit speichern kann. Es kommt schnell zu einer Übersättigung, sodass Kondensation (d.h. Phasenübergang von unsichtbarem Wasserdampf zu Flüssigwasser) einsetzt. So bilden sich Nebeltröpfchen, die aber in der sehr trockenen Kaltluft umgehend erneut verdunsten. Es entsteht der Eindruck einer schwadenförmig rauchenden Wasseroberfläche.

Verdunstungsnebel ist häufig nach kalten Winternächten über Flüssen und Seen zu beobachten, wo er dann als „Flussnebel“ oder „Seenebel“ bezeichnet wird (Abbildung 1). Gerade in der Morgensonne kann er für eine mystische Stimmung sorgen. Auch nach einem sommerlichen Gewitter kann man manchmal Verdunstungsnebel beobachten. Durch die mitunter erhebliche Abkühlung der Luft nach einem Gewitter kann es dazu kommen, dass die Feuchtigkeit des gefallenen Regens vom zuvor stark aufgeheizten Asphalt oder Acker verdunstet und in der kühlen Luft zu Verdunstungsnebel führt.

DWD Phaenomen Nebel Teil 3 Verdunstungs und Mischungsnebel

Jeder von Ihnen hat Verdunstungsnebel auch schon tausendfach gesehen, ohne dass es Ihnen bewusst wurde. Der aufsteigende Dampf von einem Kochtopf ist im Kleinen nichts anderes als eine Form des Verdunstungsnebels. Die Luft in der Küche ist relativ zum kochenden Wasser oder der heißen Speise gesehen deutlich kühler, sodass ein Teil der Feuchtigkeit im Kochtopf verdunstet und als Dampf aufsteigt.

Mischungsnebel

Ein weiterer Nebeltyp ist der Mischungsnebel. Dieser entsteht bei gleichzeitiger Abkühlung der Luft und Erhöhung des Wasserdampfgehalts durch turbulente Durchmischung feuchtwarmer und kalter Luft. Dies ist insbesondere im Bereich von Fronten durch Verdunstung des Niederschlags der Fall. Fällt zum Beispiel an Warmfronten warmer Regen in den bodennahen Kaltluftkeil, steigt durch die starke Verdunstung des frontalen Niederschlags der Wassergehalt der kalten Luft an. In Verbindung mit Hebungsvorgängen oder Turbulenzen kann dieser Prozess dann zu Nebel führen (Abbildung 2). Er wird wegen seiner Entstehungsregion als „Frontnebel“ bezeichnet. Umgekehrt kann sich auch Nebel bilden, wenn eine warme, sehr feuchte bodennahe Luftschicht durch kalten Niederschlag unter den Taupunkt abgekühlt wird. Man spricht in diesem Fall vom sogenannten „Niederschlagsnebel“.

DWD Phaenomen Nebel Teil 3 Verdunstungs und Mischungsnebel 1

Ähnlich wie beim dampfenden Kochtopf können Sie auch Mischungsnebel leicht zuhause mit einem kleinen Experiment nachstellen. Gönnen Sie sich an einem feuchtkalten Tag ein warmes Bad oder eine ausgiebige Dusche. So erzeugen Sie nebenbei in Ihrem Badezimmer eine feuchtwarme Luftmasse. Öffnen Sie anschließend das Badfenster, so vermischt sich die feuchtwarme Badezimmerluft mit der deutlich kälteren Luft von draußen. Die Badezimmerluft wird dabei schlagartig abgekühlt, während die einströmende Außenluft mit Feuchtigkeit angereichert wird. Die erzeugte Mischluft ist rasch gesättigt (d.h. der Taupunkt wird unterschritten). Innerhalb weniger Sekunden ist das gesamte Badezimmer in dichten Nebel gehüllt.

Welche besonderen optischen Erscheinungen bei Nebel auftreten können und welche Prozesse dazu führen, dass sich Nebel wieder auflöst, wird im vierten und letzten Teil dieser Themenreihe erläutert.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Éowyn – eine erste Bilanz

Dass „Éowyn” ein Orkan mit epischen Ausmaßen werden würde, war schon im Laufe dieser Woche klar. Bereits seit Mittwoch waren vom irischen Wetterdienst (Met Éireann) Warnungen der höchstmöglichen Stufe für ganz Irland ausgegeben worden. Am gestrigen Donnerstag zog dann auch der britische Wetterdienst mit Extremwarnungen für Nordirland und Teile von Schottland, Wales sowie Nordengland nach.

Das Ganze völlig zu Recht: In Irland ist man eigentlich sturmerprobt. Die Insel steht offen zum Atlantik. Im Winterhalbjahr treffen große atlantische Stürme dort oftmals zum ersten Mal auf Land und haben damit das Potential, entlang der Westküste in voller Intensität aufzuschlagen. Oftmals beschränkt sich dann aber das schlimmste Geschehen auch auf diese küstennahen Regionen, während weiter im Landesinneren die Windgeschwindigkeiten rasch abnehmen. Diesmal war aber alles anders. „Éowyn” fegte mit voller Wucht über die Insel hinweg. Selbst entlang der windabgewandten Ostküste traten – wie im gesamten Rest Irlands auch – Orkanböen mit Geschwindigkeiten von über 120 km/h auf!

Entlang der Westküste kam es dementsprechend noch zu viel extremeren Windgeschwindigkeiten. Vielfach wurden Orkanböen zwischen 130 und 150 km/h registriert. Spitzenreiter war die Wetterstation der Atmosphärenforschungseinrichtung „Mace Head” direkt an der Atlantikküste. Dort wurden um 5 Uhr Ortszeit 183 km/h gemessen. Dieser Wert wurde mittlerweile vom irischen Wetterdienst als vorläufiger neuer Rekord bestätigt und überbietet damit zunächst den alten Rekord aus dem Jahre 1945 um 1 km/h. Allerdings kam es kurz darauf zum Ausfall der Station – wie bei einigen anderen auch. Nach aktuellem Verständnis liegt aber möglicherweise ein durch den Sturm verursachtes Kommunikationsproblem vor, sodass eventuell noch weitere Daten nachgeliefert werden, die die Bilanz nochmals ändern könnten.

 

DWD Eowyn eine erste Bilanz

Abbildung 1: Maximale Windböen (km/h) der letzten 60 Minuten über Irland bis 6 Uhr MEZ.

 

Auch abseits des Stationsmessnetzes hat „Éowyn” umfangreichen Schaden angerichtet. Neben eingestelltem Flug- und Fährverkehr waren zahlreiche Straßen wegen Trümmern und umgestürzter Bäume unpassierbar. Zeitweise waren über 700 000 Menschen ohne Strom – immerhin etwa 14% der Gesamtbevölkerung Irlands! De facto war heute Morgen das gesamte öffentliche Leben lahmgelegt.

In den nächsten Stunden zieht das Tief weiter in Richtung Nordschottland und Shetland-Inseln. Dabei kommt es in Schottland, Nordengland und Wales sowie anfangs auch noch in Nordirland zu weiteren Orkanböen bis in den Abend hinein.

Ein Orkantief mit besonderen Eigenschaften

Wie konnte es soweit kommen? „Éowyn” bildete sich im Rahmen einer sogenannten Rapiden Zyklogenese, gerne auch als „Bombenzyklone” bezeichnet. Dabei kommt es zu heftigem Druckfall, in diesem Falle etwa 50 hPa innerhalb von 24 Stunden. Derartige Tiefs weisen oftmals nicht die klassischen Frontenstrukturen nach dem üblichen norwegischen Modell auf, sondern eine andere Struktur, die durch das Zyklonenmodell nach Shapiro-Keyser beschrieben wird. Dabei bildet sich ein ausgeprägter Warmfrontschirm, aber keine Okklusionsfront. Die Kaltfront ist eher schwach ausgeprägt und abgesetzt vom Tiefkern. Der Tiefkern selbst ist im Gegensatz zum klassischen Tief mit warmer Luft aufgefüllt, die dem Warmsektor entstammt.

DWD Eowyn eine erste Bilanz

Abbildung 2: Analyse des Orkantiefs „Éowyn” mit der Frontenstruktur einer Shapiro-Keyser-Zyklone.

 

Da derartige Tiefs oft an einem sehr starken Jetstream entstehen, wirken heftige dynamische Prozesse. Diese bewirken unter anderem ein Anzapfen trockener, stratosphärischer Luftmassen und ein enormes Absinken der Tropopause bis auf wenige Kilometer Höhe. Dieses Einmischen trockener Stratosphärenluft wird als „Dry Intrusion” bezeichnet und ist gut im Wasserdampfkanal eines Satelliten sichtbar. Des Weiteren bilden sich verschiedene Starkwindbänder in geringer Höhe aus. Unter anderem ein sogenannter „Cold Jet”, der hinter der Kaltfront auftritt, und senkrecht zu dieser ausgerichtet ist. Bei labil geschichteten Luftmassen kann dieser Starkwind bis zum Boden herabgemischt werden und für extreme Windböen sorgen. Noch seltener und gefährlich ist das Phänomen des sogenannten „Sting Jet”. Dabei rauscht – beschleunigt durch Verdunstungskälte – stratosphärische Luft schlagartig nach unten bis auf geringe Höhen. Auch hier kann ein Herabmischen diese Luftmassen bis zum Boden „durchschlagen” lassen und für noch höhere Windgeschwindigkeiten sorgen. Dieses Phänomen tritt aber äußerst selten, nur kurzzeitig und räumlich eng begrenzt auf. Das Auftreten eines solchen Sting Jets kann man auch nicht ohne weiteres erkennen und muss oft im Nachhinein noch untersucht werden.

Abbildung 3: Animation des Wasserdampfkanals 6.2 µm mit der Entwicklung von Tief „Éowyn”.

 

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Éowyn – ein sehr gefährlicher Sturm für die Britischen Inseln

In der Meteorologie ist vieles miteinander verknüpft. So kann man die Entwicklung von Sturm Éowyn, vom Britischen Wetterdienst benannt, mit dem massiven Kaltluftausbruch in den Süden der USA in Verbindung setzen. Durch die großen Temperaturunterschiede im Bereich der Kaltfront dort und auf dem Westatlantik gab es sehr gute Bedingungen für die Bildung eines Tiefs. Dieses Tief, Éowyn, zieht seit dem gestrigen Mittwoch rasch über den Nordatlantik nach Osten und erreicht Irland in der Nacht zum morgigen Freitag. Unglücklicherweise für Irland findet die Entwicklung des Tiefs erst kurz vor Erreichen der Insel ihren Höhepunkt.

Dieser Höhepunkt hat es in sich. Freitagfrüh simulieren die verschiedenen Wettermodelle für Éowyn, der dann knapp westlich von Irland liegt, einen Kerndruck zwischen 933 und 945 hPa. Dies sind außerordentlich niedrige Werte für diese Region. Der Irlandrekord für den niedrigsten Luftdruck liegt bei 931 hPa und stammt vom 28. November 1838. Doch nicht nur der absolute Luftdruck ist bemerkenswert, auch der Luftdruckfall ist enorm. Von Heute früh mit etwa 985 hPa geht es in 24 Stunden um 40 bis 50 hPa abwärts.

DWD Eowyn – ein sehr gefaehrlicher Sturm fuer die Britischen Inseln

Aus diesem tiefen Luftdruck folgt ein extremer Luftdruckgradient an der Südseite des Tiefs, die zu sehr hohen Windgeschwindigkeiten führen wird. Dabei stellt sich für Irland und Nordirland nicht die Frage, ob Orkanböen auftreten, sondern inwieweit die Windgeschwindigkeiten oberhalb der Schwelle von 118 km/h für Orkanböen liegen werden. Es ist anzunehmen, dass der Schwellwert vor allem an der Westküste Irland verbreitet und deutlich überschritten wird. Das Modell des Deutschen Wetterdienstes ICON zeigt beispielsweise eine Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent für Orkanböen über 140 km/h für diese Region. Das heißt, dass jedes Ensemblemitglied des Modells Böen größer dieser Geschwindigkeit berechnet. Der Blick auf die Hauptläufe der verschiedenen Modelle zeigt maximale Böen an der Westküste, die zwischen 180 und 210 km/h in den Simulationen liegen. Auch hier werfen wir einen Blick in die Geschichtsbücher. Der Rekord für Irland (seit 1942) datiert vom 18.01.1945 am Flughafen Foynes an der Westküste Irlands mit 182 km/h.

DWD Eowyn – ein sehr gefaehrlicher Sturm fuer die Britischen Inseln 1

Entsprechend der eindeutigen Ergebnisse der Wettermodelle haben die nationalen Wetterdienste in Irland und Großbritannien bereits seit mehreren Tagen auf dieses potenziell verheerende Ereignis hingewiesen und mittlerweile Warnungen der höchsten Warnstufe herausgegeben. In Großbritannien sind vor allem Nordirland und weiter östlich gelegen Teile der Hauptinsel mit den Städten Glasgow und Edinburgh betroffen. Angesichts der Windgeschwindigkeiten muss mit zahlreichen umgestürzten Bäumen, unterbrochener Stromversorgung, umherfliegender Teile und in Küstennähe auch durch Überflutungen gerechnet werden. Die hohen Windgeschwindigkeiten treiben das Wasser an die Westküsten und der sehr hohe Seegang kann zum Überfluten von Schutzstrukturen führen.
Auf offener See westlich von Irland simulieren die Modelle zum Teil deutlich über 200 km/h Windgeschwindigkeiten als Böen und Windmittel von etwa 170 km/h. Dies lässt Vergleiche zu Hurrikanen zu, die zwar eine andere Entstehungsgeschichte, aber zum Teil ähnliche Windgeschwindigkeiten haben. Éowyn erreicht mit den genannten Werten auf der fünfstufigen Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala den Wert eines Hurrikans der Kategorie 2. Weil der Sturm so außergewöhnlich ist, wurde ein Flugzeug der „hurricane hunter“ aus den USA nach Irland verlegt. Das Flugzeug „Kermit the Frog“ wird Aufklärungsflüge in Éowyn fliegen, um dessen Stärke und Struktur besser bestimmen zu können.

Für Deutschland sind die Auswirkungen von Éowyn dagegen überschaubar. Zwar frischt am Freitag vor allem in der Westhälfte der südwestliche Wind auf, stürmisch wird es aber nur in exponierten Lagen und im höheren Bergland sowie an der Nordsee. Doch auch dort sind die Windgeschwindigkeiten viel geringer als über den Britischen Inseln. Bemerkenswerter sind da schon die Höchsttemperaturen, denn Éowyn führt milde Luft subtropischen Ursprungs in den Süden Deutschlands. Am Freitag werden am Oberrhein bis zu 12, am Samstag sogar bis 16 Grad erreicht.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wenn Regen zur Flut wird: Wie der DWD in Leipzig den Hochwasserbehörden in Mitteldeutschland zur Seite steht.

Mitteldeutschland ist auch aufgrund seiner geografischen Beschaffenheit regelmäßig von Hochwasser betroffen. Historisch gesehen wurde die Region immer wieder von schweren Überschwemmungen heimgesucht, z.B. in den Jahren 2002, 2010 und 2024. Um die Bevölkerung und Infrastruktur besser schützen zu können, ist eine genaue Vorhersage solcher Ereignisse unerlässlich. Um künftige Hochwasserereignisse besser zu prognostizieren, arbeiten die Hochwasserzentralen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eng mit den Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Leipzig zusammen. Im Folgenden soll diese Kooperation genauer beleuchtet werden.

Viele der Lesenden werden sich sicherlich noch an die Hochwasserlage an Elbe und Oder im September 2024 erinnern. Als Folge langanhaltender und teils ergiebiger Niederschläge kam es besonders in Tschechien und Polen, aber auch in Sachsen zu sehr hohen Wasserständen und entsprechenden Überschwemmungen. Um Hydrologen optimal auf potenzielle Hochwasserereignisse vorzubereiten, erstellen die Meteorologen des DWD in Leipzig ganzjährig detaillierte Niederschlagsvorhersagen. Dabei berücksichtigen sie, dass sich Hochwasserlagen oft über längere Zeiträume entwickeln, da wiederholte Niederschläge die Böden zunehmend sättigen und die Pegelstände der Flüsse kontinuierlich ansteigen lassen. Diese langfristige Perspektive ist sowohl für Hydrologen als auch Meteorologen von entscheidender Bedeutung, um die Entwicklung einer Hochwassersituation frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Deutet sich nun an, dass eine größere Niederschlagslage und/oder eine mögliche Hochwassersituation bevorstehen könnte, wird der Austausch zwischen den Hochwasserzentralen und dem DWD intensiviert. Zu den ohnehin jederzeit möglichen telefonischen Beratungsgesprächen bietet der DWD eine tägliche Videokonferenz an. In dieser wird die bevorstehende Wetterlage erläutert, wobei ein besonderes Augenmerk auf die erwarteten Niederschläge gelegt wird. Durch einen detaillierten Vergleich verschiedener Wettermodelle können potenzielle Unsicherheiten in Bezug auf Niederschlagsmengen und -verteilung transparent gemacht werden. Die Präsentation bietet ausreichend Raum für Fragen und Diskussionen, um offene Punkte zu klären. Das Ziel dieser engen Zusammenarbeit ist es, die Hochwasserzentralen, die Talsperrenbetreiber und die beteiligten Ministerien bestmöglich mit Wetterinformationen zu versorgen. Somit können Entscheidungen zur Ausgabe von Hochwasserwarnungen, zur Steuerung der Talsperren und zu Evakuierungen besser getroffen werden.

Die Tätigkeit von Meteorologen bei der Vorhersage von Niederschlagsereignissen ist von großer Bedeutung, da Fehlprognosen weitreichende Konsequenzen haben können. Sowohl eine Unterschätzung als auch eine Überschätzung der Niederschlagsmenge bergen Risiken. Während eine Unterschätzung unmittelbar zu Überschwemmungen und Schäden führen kann, hat eine Überschätzung indirekte Folgen: Um das Risiko von Hochwasserschäden zu minimieren, werden Talsperren vorsorglich geleert. Dies führt zu einem Verlust von Wasserressourcen, die für die Energieerzeugung und Trinkwasserversorgung genutzt werden könnten.

Eine erfolgreiche Bewältigung von Wetterextremen erfordert eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Die regionale Expertise der Meteorologen und ihre Erfahrung mit ähnlichen Wetterlagen sind dabei unverzichtbar, um rechtzeitig und angemessen auf mögliche Gefahren reagieren zu können.

Vergleichsweise Kooperationen und Zusammenarbeiten gibt es auch an den anderen Außenstellen des DWD. Bei überregionalen Extremereignissen ist schließlich auch die Vorhersage- und Beratungszentrale des DWD in Offenbach in Bund-Länder-Konferenzen über das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum des BBK (GMLZ) mit Hochwasservorhersagezentralen eingebunden, an denen viele Katastrophenschutzbehörden und Hilfsorganisationen teilnehmen.

BSc. Meteorologe Florian Engelmann (RWB Leipzig) mit Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.01.2025
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Winter 2024/2025 Quo Vadis?

Der Winter 2024/25 hat sein ganz eigens Zirkulationsmuster. Sehr milde Phasen mit windigen Westwetterlagen wurden durch kurze Kaltlufteinbrüche beendet. Diese Kaltlufteinbrüche waren aber nie von langer Dauer. Danach setzte sich immer wieder Hochdruckeinfluss mit warmer Luft in der Höhe durch, wie zum Beispiel um die Weihnachtsfeiertage oder auch in den letzten Tagen. Diese stabilen Hochdruckgebiete hielten sich tagelang, manchmal sogar wochenlang. Besonders im Bergland und an dessen Nordrändern blieb es ungewöhnlich mild, während es im Flachland oft frostig und neblig trüb war – typische Inversionswetterlagen prägten das Bild. Auch im Bergland war der Winter bisher schneearm.

 

DWD Winter 2024 2025 Quo Vadis

Ein aktueller Kaltlufteinbruch in Nordamerika beeinflusst aber auch unser Wetter und sorgt dafür, dass das langanhaltende Hochdruckwetter nun zu Ende geht. Es hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass Kaltlufteinbrüche in Nordamerika in einigen Wochen auch bei uns für kaltes Wetter sorgen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die arktische Kaltluft bewegt sich ostwärts und strömt über den relativ warmen Nordatlantik. Dort bilden sich kräftige Tiefdruckgebiete, von denen eines gegen Ende der Woche als Orkantief auf die Britischen Inseln trifft . Auf der Vorderseite dieser Tiefs wird milde Atlantikluft nach Mitteleuropa geführt, was einen wechselhaften Witterungsabschnitt einleitet. Meteorologen sprechen in solchen Fällen vom „Erwachen des Atlantiks“. Unser Hochdruckgebiet wird weiter nach Osten abgedrängt und bis zum Wochenende stellt sich eine Westwetterlage ein. Die Aussichten sind somit auch im Bergland wenig winterlich.

DWD Winter 2024 2025 Quo Vadis 1

Im weiteren Verlauf blockiert hoher Luftdruck über Osteuropa die Zugbahnen der Tiefdruckgebiete, sodass diese eine nordöstliche Richtung einschlagen und die Westwetterlage in eine Südwestwetterlage übergeht. Damit wird zu Beginn der neuen Woche voraussichtlich subtropische Luft einfließen, wodurch vielerorts zweistellige Höchstwerte möglich sind und der Wintercharakter endgültig einem Hauch von Frühling weicht. In der Westhälfte wird es voraussichtlich wechselhaft, im Osten scheint häufiger die Sonne.

Ab Mitte nächster Woche zeigen die Modelle zwar eine einheitliche Tendenz, dass eine Kaltfront für eine kurze Abkühlung sorgen könnte. Die vom Atlantik stark erwärmte maritime Polarluft lässt aber nur im Bergland etwas Schnee erwarten. Eine nachhaltige Abkühlung ist nicht in Sicht.
Für die erweiterte Mittelfristvorhersage ist ein weiterer wichtiger Aspekt, nämlich der Polarwirbel von Bedeutung. Er ist ein starkes Höhentief, das sich im Winter durch Abkühlung in der Stratosphäre bildet. In seinem Einflussbereich herrschen Temperaturen bis unter -80 °C in etwa 15 bis 25 km Höhe. Der Polarwirbel beeinflusst den Jetstream. Wird der Polarwirbel durch eine plötzliche Erwärmung der Stratosphäre geteilt, so schwächt sich der Jetstream ab und es bilden sich häufig Blockadelagen, in denen die Kaltluft weit nach Süden vordringen kann und somit ein lang anhaltender Wintereinbruch wahrscheinlicher wird . Derzeit gibt es jedoch keine Anzeichen für eine solche Erwärmung. Im Gegenteil: Der Polarwirbel erreicht fast Rekordstärke, was einen starken Jetstream und damit milde Westwetterlagen begünstigt. Dem gegenüber steht die Tendenz zu blockierenden Hochdrucklagen diesen Winter.

DWD Winter 2024 2025 Quo Vadis 2

Für Anfang Februar zeigen die Modelle zwei wahrscheinliche Szenarien: Entweder setzt sich eine wechselhafte und meist milde Westwetterlage durch, die allenfalls im Bergland etwas Schnee bringt, oder es kehrt ein blockierendes Hoch über Mittel- oder Osteuropa zurück, das erneut zu einer  führt – mit milder Luft in höheren Luftschichten und kühlem, trüben Wetter in den Niederungen. Die Chancen für ein winterliches Szenario stehen derzeit eher schlecht.

DWD Winter 2024 2025 Quo Vadis 3

Dipl. Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.01.2025
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Orkantief vor den Toren Westeuropas

Am heutigen Montagmorgen gab es vor allem in der Westhälfte erneut teils dichte Nebel- und Hochnebelfelder. Während es in den Niederungen teils sogar den ganzen Tag trüb bleibt, scheint auf den Bergen häufig von der Frühe an die Sonne. Dazu gibt es eine markante Temperaturinversion. So meldete der Brocken vergangene Nacht eine Tiefsttemperatur von +3,5 Grad, während in Goslar mäßiger Frost mit einem Minimum von -6 Grad verzeichnet wurde.

Verantwortlich dafür ist das sehr beständige Hoch BEATE. Dieses Hoch verlagert sich aber in den nächsten Tagen unter deutlicher Abschwächung langsam in Richtung Südosteuropa. Gleichzeitig entwickelt sich zur Wochenmitte in Verbindung mit einem kräftigen Polarluftvorstoß über Westgrönland in den zentralen Atlantik, ein neues Tiefdruckgebiet über dem Atlantik. Dieses Tief verlagert sich im weiteren Verlauf in Richtung Britische Inseln und verstärkt sich rapide. Während es am Donnerstagmittag einen Kerndruck von etwa 980 Hektopascal aufweisen soll, wird es voraussichtlich bereits am Freitagmorgen seinen Höhepunkt mit einem minimalen Luftdruck von etwa 945 Hektopascal im Zentrum erreichen. Definitionsgemäß spricht man bei einem Druckabfall von 24 Hektopascal oder mehr innerhalb von 24 Stunden von einer rapiden Zyklogenese.

Ein Grund für die rapide Entwicklung des Orkantiefs ist das Zusammentreffen von kalter Polarluft mit subtropischer Warmluft. Dieses Zusammenspiel kommt in der Region südlich von Grönland allerdings auch bedingt durch den Golfstrom sehr häufig vor, sodass rapide Zyklogenesen dort keine Seltenheit sind. Des Weiteren wird die starke Vertiefung des Druckgebildes zum Orkantief von Donnerstagmittag bis Freitagfrüh durch seine relative Lage zum Jetstream begünstigt. Da das Tief sich vom südlichen Teil des Jetmaximums zum linken Jetausgang verlagert, sorgen divergente Effekte in der Höhe (Auseinanderströmen von Luft) für zusätzlichen Druckfall am Boden.

 

DWD Orkantief vor den Toren Westeuropas

Somit erreicht das Tief nach einer rapiden Intensivierung voraussichtlich am Freitagfrüh seinen Höhepunkt. Dann befindet es sich mit seinem Zentrum vor der Nordwestküste Irlands und wird unter Abschwächung nördlich von Irland in Richtung Skandinavien ziehen. Das bedeutet, dass sich vor allem die Bevölkerung entlang der Nord- und Westküste der Insel auf Böen in Orkanstärke einstellen muss. Auch in Schottland gibt es vor allem im Bergland Orkanböen. Aber auch im Landesinneren von Schottland und Nordirland muss mit schwerem Sturm und zeitweiligen orkanartigen Böen gerechnet werden. Die genaue Intensität und Zugbahn sind aber insgesamt noch mit einigen Unsicherheiten verbunden. Während einige Lösungen mit schwerem Sturm bis Orkan in Irland das Orkantief etwas südlicher ziehen lassen, berechnet beispielsweise das hauseigene ICON Modell die stärksten Winde nördlich von Irland über dem Ozean.

DWD Orkantief vor den Toren Westeuropas 1

Bei uns wird vom Sturm nicht viel zu spüren sein. Zum Wochenende nimmt der Wind zwar vor allem in der Nordwesthälfte zu, von einer ausgewachsenen Sturm- oder gar von einer Orkanlage sind wir in Deutschland aber weit entfernt! Allerdings stellt sich zum nächsten Wochenende eine Südwestlage bei uns ein. Damit wird es deutlich milder. In den Niederungen werden dann voraussichtlich verbreitet Temperaturen um 10 Grad erreicht. Im Südwesten sind örtlich sogar vorfrühlingshafte Spitzenwerte von knapp 15 Grad möglich. Dabei erwartet uns aber unbeständiges Wetter mit zeitweiligen Regenfällen.

DWD Orkantief vor den Toren Westeuropas 2

MSc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.01.2025

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Phänomen Nebel – Teil 3: Verdunstungs- und Mischungsnebel

In den ersten beiden Teilen dieser Themenreihe (Themen des Tages vom 5. und 15. Dezember 2024, siehe Links am Ende des Artikels) erläuterten wir den Strahlungs- und den Advektionsnebel, zwei Arten des Abkühlungsnebels. Wie der Name schon sagt, haben beide Nebelarten gemeinsam, dass sie durch Abkühlung einer Luftmasse unter den Taupunkt (d.h. Sättigungstemperatur, relative Luftfeuchtigkeit 100 %) entstehen. Es gibt allerdings noch weitere physikalische Prozesse, die zur Nebelbildung führen können, die wir im heutigen Thema des Tages beschreiben.

Verdunstungsnebel

Verdunstungsnebel entsteht in der Regel, wenn sehr kalte Luft (niedriger Taupunkt) über deutlich wärmeres Wasser strömt. Infolge des starken Taupunkts- bzw. Feuchtigkeitsgefälles zwischen der Wasseroberfläche und der kalten Luft setzt Verdunstung (d.h. Phasenübergang von Flüssigwasser zu Wasserdampf) des vergleichsweise warmen Wassers ein. Dies führt zu einer Wasserdampf-Anreicherung der wassernahen Luftschicht, die wegen ihrer kalten Temperatur wenig Feuchtigkeit speichern kann. Es kommt schnell zu einer Übersättigung, sodass Kondensation (d.h. Phasenübergang von unsichtbarem Wasserdampf zu Flüssigwasser) einsetzt. So bilden sich Nebeltröpfchen, die aber in der sehr trockenen Kaltluft umgehend erneut verdunsten. Es entsteht der Eindruck einer schwadenförmig rauchenden Wasseroberfläche.

Verdunstungsnebel ist häufig nach kalten Winternächten über Flüssen und Seen zu beobachten, wo er dann als „Flussnebel“ oder „Seenebel“ bezeichnet wird (Abbildung 1). Gerade in der Morgensonne kann er für eine mystische Stimmung sorgen. Auch nach einem sommerlichen Gewitter kann man manchmal Verdunstungsnebel beobachten. Durch die mitunter erhebliche Abkühlung der Luft nach einem Gewitter kann es dazu kommen, dass die Feuchtigkeit des gefallenen Regens vom zuvor stark aufgeheizten Asphalt oder Acker verdunstet und in der kühlen Luft zu Verdunstungsnebel führt.

DWD Phaenomen Nebel Teil 3 Verdunstungs und Mischungsnebel

Jeder von Ihnen hat Verdunstungsnebel auch schon tausendfach gesehen, ohne dass es Ihnen bewusst wurde. Der aufsteigende Dampf von einem Kochtopf ist im Kleinen nichts anderes als eine Form des Verdunstungsnebels. Die Luft in der Küche ist relativ zum kochenden Wasser oder der heißen Speise gesehen deutlich kühler, sodass ein Teil der Feuchtigkeit im Kochtopf verdunstet und als Dampf aufsteigt.

Mischungsnebel

Ein weiterer Nebeltyp ist der Mischungsnebel. Dieser entsteht bei gleichzeitiger Abkühlung der Luft und Erhöhung des Wasserdampfgehalts durch turbulente Durchmischung feuchtwarmer und kalter Luft. Dies ist insbesondere im Bereich von Fronten durch Verdunstung des Niederschlags der Fall. Fällt zum Beispiel an Warmfronten warmer Regen in den bodennahen Kaltluftkeil, steigt durch die starke Verdunstung des frontalen Niederschlags der Wassergehalt der kalten Luft an. In Verbindung mit Hebungsvorgängen oder Turbulenzen kann dieser Prozess dann zu Nebel führen (Abbildung 2). Er wird wegen seiner Entstehungsregion als „Frontnebel“ bezeichnet. Umgekehrt kann sich auch Nebel bilden, wenn eine warme, sehr feuchte bodennahe Luftschicht durch kalten Niederschlag unter den Taupunkt abgekühlt wird. Man spricht in diesem Fall vom sogenannten „Niederschlagsnebel“.

DWD Phaenomen Nebel Teil 3 Verdunstungs und Mischungsnebel 1

Ähnlich wie beim dampfenden Kochtopf können Sie auch Mischungsnebel leicht zuhause mit einem kleinen Experiment nachstellen. Gönnen Sie sich an einem feuchtkalten Tag ein warmes Bad oder eine ausgiebige Dusche. So erzeugen Sie nebenbei in Ihrem Badezimmer eine feuchtwarme Luftmasse. Öffnen Sie anschließend das Badfenster, so vermischt sich die feuchtwarme Badezimmerluft mit der deutlich kälteren Luft von draußen. Die Badezimmerluft wird dabei schlagartig abgekühlt, während die einströmende Außenluft mit Feuchtigkeit angereichert wird. Die erzeugte Mischluft ist rasch gesättigt (d.h. der Taupunkt wird unterschritten). Innerhalb weniger Sekunden ist das gesamte Badezimmer in dichten Nebel gehüllt.

Welche besonderen optischen Erscheinungen bei Nebel auftreten können und welche Prozesse dazu führen, dass sich Nebel wieder auflöst, wird im vierten und letzten Teil dieser Themenreihe erläutert.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.01.2025
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Hochdruckphänomene im Winter

Seit nunmehr über einer Woche schiebt das Hochdruckgebiet BEATE sehr verbreitet Nebel- und Hochnebelfelder durchs Land. Das ist eine bei winterlichen Hochdruckwetterlagen recht klassische Situation, auf die auch hier im Thema des Tages schon eingegangen wurde, letztmalig vor noch nicht allzu langer Zeit. Beate verlagert ihren Schwerpunkt nunmehr in Richtung Südosteuropa. Am morgigen Sonntag um die Mittagszeit wird sie in Ungarn erwartet, was auch der Abbildung 1 zu entnehmen ist.

DWD Hochdruckphaenomene im Winter

Bezüglich der Nebelauflösung sollte man heute wie schon vor einer Woche nicht auf allzu viel Sonnenunterstützung hoffen. Immerhin hat sich der Sonnenstand seit der Wintersonnenwende noch nicht allzu sehr verändert. Etwas Hoffnung lässt sich aber, vor allem im Südosten, aus der Windsituation ableiten. Da der Wind dort ein klein wenig zulegen soll, steigen die Chancen auf bessere Durchmischung und entsprechend auf Wolkenlücken. Der zweite Faktor für ein Mehr an Sonnenstunden ist die Tatsache, dass die feuchte Grundschicht von oben immer mehr zusammengedrückt wird. Je dünner diese Schicht ist, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Wolken aufbrechen. Letztendlich ergibt sich eine Situation, in der der Sonntag im Vergleich zum heutigen Samstag der etwas freundlichere Tag sein sollte, wobei genaue lokale Aussagen über die Sonne-Wolken-Verteilung nur schwer getroffen werden können.

Diese Aussage gilt zumindest für die Meteorologinnen und Meteorologen. Wettervorhersagemodelle haben diesbezüglich – glücklicherweise – keine Skrupel. Es wird gerechnet und im Anschluss wird ein Ergebnis geliefert. Ein solches Ergebnis, in diesem Fall von unserem DWD-Modell MOSMIX, liefert Abbildung 2. Insbesondere im Norden verspricht der Sonntag im Vergleich zu heute mehr Sonne. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich ziehen dort heute dichte Wolken durch. Aber auch im Süden ist eine Tendenz zu weniger Nebel bzw. mehr Sonne auszumachen.

DWD Hochdruckphaenomene im Winter 1

Außer der spannenden Nebelfrage stellt sich noch eine andere Frage, nämlich die nach den Niederschlägen. Auf den ersten Blick lautet die Antwort natürlich: „Es bleibt trocken“ – und so steht es auch in unseren Wetterberichten! Aber heute Morgen trudelten im Westen hier und da Nutzermeldungen zu Industrieschnee ein. Dieser bildet sich aus tiefem Stratus, wenn lokal, zumeist durch Industrieanlagen (daher der Name), Feuchte in die Atmosphäre eingebracht wird. Zwingend erforderlich für Industrieschnee sind eine windarme Wetterlage sowie eine kräftige Inversion, die nach oben von einer sehr trockenen Schicht gedeckelt wird. Beides ist aktuell gegeben. Die Tatsache, dass Industrieschnee bevorzugt in den Morgenstunden fällt, passt zu den genannten Meldungen. Die Abbildung 3 zeigt den Ausschnitt aus einem Nutzerfoto von heute Morgen. Weiter Infos zu Industrieschnee finden sie auch im Thema des Tages vom 5.2.2018.

DWD Hochdruckphaenomene im Winter 2

Egal ob Sonnenlücken in der Hochnebeldecke oder Industrieschnee – beide Wetterphänomene sind hochdruckgebunden. Für die kommende Woche deutet sich aber von Westen bzw. Nordwesten her eine Wetterumstellung an. Dann wird es wieder etwas turbulenter – und neue Wetterthemen drängen sich in den Vordergrund

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.01.2025
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Massenbleiche am Great Barrier Reef wird stark von lokalen Wetterbedingungen beeinflusst

Das Great Barrier Reef vor der Küste von Queensland/Australien gehört seit über vier Jahrzehnten zum Weltnaturerbe. Seit etlichen Jahren ist es von wiederkehrenden Korallenbleichen bedroht. In den letzten acht Jahren kam es zu fünf massiven Bleichen, bei denen ein Großteil der Korallen zerstört wurde. Solche großflächigen Bleichen treten während mariner Hitzewellen auf, wenn die Wassertemperatur stark steigt. Allein aufgrund des Klimawandels werden Korallenbleichen immer häufiger beobachtet. Darüber hinaus beeinflussen aber auch großskalige synoptische Prozesse die lokal vorherrschende Meteorologie, die sich wiederum auf die Wassertemperatur auswirkt. Forschende aus Australien sind diesen Zusammenhängen auf den Grund gegangen. Anhand von Daten der Station am Davies Reef im Great Barrier Reef (siehe Abbildung 1) untersuchten sie eine marine Hitzewelle mit Korallenbleiche im Jahr 2022 im Hinblick auf die lokalen Wetterbedingungen und die ihr zugrundeliegende Synoptik.

DWD Massenbleiche am Great Barrier Reef wird stark von lokalen Wetterbedingungen beeinflusst

Das Wetter am Great Barrier Reef wird durch die vorherrschenden Passatwinde bestimmt. Auf der Südhalbkugel sind dies beständige Winde aus südöstlichen Richtungen. Meist herrscht auch eine Inversion vor, die die Bildung von hochreichenden Cumuluswolken unterbindet. Im australischen Winter sind die Passatwinde besonders stark ausgeprägt. Rückt der südhemisphärische Sommer näher, verlagern sich die subtropische Hochdruckzone und die innertropische Konvergenzzone (ITCZ) südwärts, der australische Monsun setzt ein und beeinflusst das Wetter in Nordaustralien bis hin zum Great Barrier Reef. Dies wirkt sich unter anderem auf die Passatwinde aus, die im Sommer meist schwach sind, häufig durch tropische Konvektion unterbrochen werden oder sich sogar vorübergehend ganz abschwächen.

Bislang war bekannt, dass kleine Veränderungen der lokalen Wetterbedingungen (Wind, Bedeckung, Feuchte, Lufttemperatur) zu einer Zu- oder Abnahme der Wassertemperatur führen. Die Bewölkung wirkt sich auf die  aus; die Bodenwinde, die Lufttemperatur und die relative Feuchte wiederum auf die turbulenten Flüsse, das heißt den über der Meeresoberfläche. All dies sind Parameter, die mit einer Abkühlung oder Erwärmung des Wassers einhergehen. Bei wolkenlosem Himmel sorgt ein beständiger, kräftiger Südostpassat hauptsächlich für eine Abkühlung der flachen Gewässer am Great Barrier Reef. Hier ist das Stichwort Verdunstungsabkühlung durch Freiwerden latenter Wärme zu nennen. Während Perioden mit geringer Bedeckung und schwachen Winden werden jedoch viele der Abkühlungsmechanismen des Ozeans gebremst. So können sich die oberen Wasserschichten am Riff schnell sehr stark aufheizen und einen für eine Korallenbleiche kritischen Wert überschreiten. Dies wurde auch bei der marinen Hitzewelle 2022 beobachtet.

Eine weitere Entdeckung der Wissenschaftler war der Einfluss der übergeordneten Synoptik auf das lokal vorherrschende Wetter. Letztlich läuft alles wiederum auf die Passatwinde hinaus: Festgestellt wurde, dass dem Zusammenbruch der Passatwinde meist ein antizyklonales Rossby-Wellenbrechen mit der Ausbildung eines Kaltlufttropfens vorausging oder während der Hitzeperiode vorherrschte. Um dies in einfachen Worten kurz zusammenzufassen: In der Troposphäre, der wetterbestimmenden Atmosphärenschicht, findet auf natürliche Weise ein kontinuierlicher Energieausgleich durch Rossby-Wellen statt. Das letzte Stadium im Lebenszyklus dieser baroklinen atmosphärischen Störungen kann das Brechen dieser sein. Dies mündet nicht selten in einem ) oder einer. Der erwähnte Kaltlufttropfen unterdrückte die Passatwinde über dem Meer und führte gleichzeitig trockene Festlandsluft heran, wodurch es zu einer mehrtägigen Phase der Erwärmung des Oberflächenwassers kam. Nach Abzug des Kaltlufttropfens stellte sich an der australischen Küste wieder Hochdruckeinfluss mit den beständigen Passatwinden ein. Diese bauten sich sogar stärker auf als zuvor, sodass die Abkühlungsmechanismen des Wassers sehr rasch wieder greifen konnten und die marine Hitzewelle schnell zum Erliegen kam.

Überraschend für die Forschenden war auch, dass eine Korallenbleiche auftrat, obwohl 2022 ein La Niña-Jahr war. La Niña geht vor der australischen Ostküste üblicherweise mit viel Bewölkung, Niederschlägen und niedrigeren Wassertemperaturen einher. Bisher traten Korallenbleichen nur während einer neutralen oder in einem El Niño-Jahr auf, wenn es untypisch geringe Bedeckung, wenig Niederschläge und viel Einstrahlung gab, sodass sich das Oberflächenwasser schnell erwärmen konnte. Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass eine Korallenbleiche eher von der lokalen Meteorologie als von der ENSO-Phase abhängt.

Die analysierten Zusammenhänge beziehen sich nur auf eine marine Hitzewelle mit Korallenbleiche an einem Ort im Great Barrier Reef. Ob die Erkenntnisse allgemeingültig sind, muss in weiteren Studien untersucht werden.

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.01.2025
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Gefrierender Regen und Glatteis

In der Nacht auf Dienstag machte sich die schwache Warmfront eines Tiefs mit Zentrum über Nordskandinavien von Nordwesten auf den Weg nach Deutschland. Dabei wurden zunächst in der Höhe etwas mildere Luftmassen herangeführt. Diese Milderung machte sich aber anfangs nicht in den tieferen Schichten bemerkbar, sodass es in der Früh bereits im äußersten Norden und Nordosten erste Meldungen von gefrierendem Sprühregen mit Glätte gab. Dies war aber nur stellenweise der Fall, teilweise blieb es anfangs noch trocken, sodass die Glättesituation in dieser Region insgesamt etwas schwächer ausgeprägt war als vermutet. Der Großteil der Niederschläge setzte dort erst im Tagesverlauf mit zunehmendem Wind und einer deutlichen Milderung, auch in den bodennahen Luftschichten, ein.

 

DWD Gefrierender Regen und Glatteis

Am Vortag (Montag) reichte es recht verbreitet für einen, d.h. weitgehend herrschte Dauerfrost. Eine kleine Ausnahme bildeten dabei nur einige Regionen am Niederrhein und teilweise die Küstengebiete von Nord- und Ostsee. Die darauffolgende Nacht brachte gebietsweise mäßigen oder sogar strengen Frost. Damit waren die Böden auch bis in tiefere Schichten recht verbreitet gefroren, da vor allem im Bereich der Mittelgebirge auch in den Nächten zuvor mäßige bis stellenweise strenge Fröste auftraten.

DWD Gefrierender Regen und Glatteis 1

Bis zum Abend verlagerten sich die Niederschläge bis zu den zentralen Mittelgebirgen. Dort kam es teils zu etwas länger andauernden Niederschlägen höherer Intensität, sodass die Auswirkungen gebietsweise auch unwetterartig ausfielen. Im Verlauf der Nacht und vor allem in der Früh lag der Schwerpunkt im nördlichen Baden-Württemberg und Bayern. Während die Niederschläge nach Südosten hin in Bayern teils in Schnee übergingen, gab es in Baden-Württemberg und Südhessen teils längere Zeit leichten gefrierenden Sprühregen. Grund dafür war eine nach Westen stärker ausgeprägte wärmere Schicht. Dadurch hatten die Schneekristalle auf ihrem Weg zum Erdboden genug Zeit zum schmelzen. Deshalb kam es in diesen Gebieten teils zu spiegelglatten Gehwegen und stellenweise auch zu starker Glätte durch gefrierenden Regen mit zahlreichen Unfällen auf den Straßen.

DWD Gefrierender Regen und Glatteis 2

Bei welchen Bedingungen besteht die größte Gefahr durch gefrierenden Regen?

Eine wichtige Bedingung für eine Glatteislage im Unwetter oder sogar im extremen Unwetterbereich ist eine kalte Vorgeschichte. Optimal ist eine ausgeprägte Dauerfrostlage mit strengen Frösten in den Nächten. Dies führt dazu, dass die Böden auch bis in tiefere Schichten gefrieren. Damit wird der Bodenwärmestrom blockiert und der einsetzende Regen bildet sofort eine Eisschicht auf Straßen und Wegen.

Einen weiteren großen Effekt hat die Dauer, die Intensität, sowie die Niederschlagsart. Sind die Niederschläge zu stark, fließt ein Großteil des Wassers vor dem Gefrieren oberflächlich ab. Wenn die Temperaturen zusätzlich auch nur geringfügig unter 0 Grad liegen oder sogar in 2 Meter Höhe schon leicht positiv sind, können sensible Wärmeflüsse eine signifikante Eisablagerung verhindern. Zudem darf die Ausdehnung der warmen Nase nicht zu groß sein. Eine extreme Glatteislage ist nur mit unterkühlten Wassertröpfchen möglich. Diese gefrieren beim Auftreffen auf Oberflächen sofort. Handelt es sich dagegen aber um warmen Regen, hilft auf den Straßen eine präventive Salz-Streuung. Optimal sind deshalb andauernde leichte Niederschläge in Form von unterkühlten Wassertröpfchen bei deutlich negativen Temperaturen und das mit tiefgefrorenen Böden!

Ein weiterer Faktor, vor allem für die Auswirkung auf die Infrastruktur ist der Wind. Treten stärkere Winde auf, können diese für eine zusätzliche Belastung beispielsweise an eisbedeckten Stromleitungen sorgen und diese sogar zum Einsturz bringen. Solche Eisstürme sind bei uns in Deutschland aber glücklicherweise sehr selten!

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.01.2025
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