Viel Niederschlag im Mittelmeerraum

In Mittel- und Osteuropa sorgt das umfangreiche Hochdruckgebiet VIANELDE für ruhiges und trockenes Herbstwetter. Abgesehen von lokalem Sprühregen aus der Hochnebeldecke werden in den kommenden Tagen keine Niederschläge erwartet. Ganz anders hingegen präsentiert sich das Wetter im Mittelmeerraum. Durch die blockierende Wirkung des Hochs müssen die Tiefdruckgebiete einen alternativen Weg einschlagen und driften daher nach Südwest- und Südeuropa ab.

Vorhersagekarte für die Druckverteilung und die Lage der Frontensysteme am Donnerstag, den 06.11.2025 um 12 UTC und am Freitag, den 07.11.2025 um 12 UTC (Quelle: DWD)

Viel Niederschlag im Mittelmeerraum

Über dem Mittelmeer kann die Luftmasse richtig viel Feuchtigkeit aufnehmen und daher sind kräftige Niederschläge die Folge. Durch einen veritablen Temperaturunterschied von etwa 35 Kelvin zwischen dem Boden und etwa 5,5 km Höhe kann die Luftmasse ordentlich labilisiert werden, was zu einer weiteren Verstärkung der Niederschläge führt. Betroffen ist am heutigen Mittwoch vor allem Portugal, während am morgigen Donnerstag Südfrankreich in den Fokus rückt. Dabei fallen innerhalb von 24 Stunden zwischen 50 und 100 l/m², im Bereich der südwestlichen Cevennen je nach Modell auch um 150 l/m².

24-stündige Niederschlagsmengen in l/m² in Portugal auf Basis verschiedener Wettermodelle von Mittwochmorgen (05.11.2025) bis Donnerstagmorgen(06.11.2025) (Quelle: DWD)

Viel Niederschlag im Mittelmeerraum 2

24-stündige Niederschlagsmengen in l/m² im westlichen Mittelmeerraum auf Basis verschiedener Wettermodelle von Donnerstagmorgen (06.11.2025) bis Freitagmorgen(07.11.2025)

Viel Niederschlag im Mittelmeerraum 3

Am Freitag nimmt im zentralen Mittelmeer die Tiefdrucktätigkeit ebenfalls zu, sodass in der Folge auch die Regionen von Süditalien bis zur südlichen Balkanhalbinsel von teils kräftigen Regenfällen betroffen sein werden. Die regionalen Schwerpunkte variieren hierbei in den Modellprognosen noch. Gebietsweise fallen zwischen Freitag und Montag 40 bis 70 l/m², lokal um 100 l/m² in 24 Stunden. In einem 72-stündigen Zeitraum von Freitagmittag bis Montagmittag summieren sich die Niederschläge regional auf 70 bis 120 l/m². Mengen zwischen 140 und 180 l/m² in 72 Stunden deuten sich für die Ionischen Inseln an.

72-stündige Niederschlagsmengen in l/m² im zentralen Mittelmeerraum auf Basis verschiedener Wettermodelle von Freitagmittag (07.11.2025) bis Montagmittag (10.11.2025) (Quelle: DWD)

Viel Niederschlag im Mittelmeerraum 4

Im Laufe der neuen Woche soll sich das Wettergeschehen im westlichen und zentralen Mittelmeerraum wieder beruhigen.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

November: Grau oder sonnig? – Mal so, mal so!

Im gestrigen Thema des Tages klang ja schon an, dass der diesjährige November sich jedenfalls aktuell und in den kommenden Tagen häufig von seiner goldenen Seite zeigt – zumindest mit Ausnahme der Gebiete, wo sich des nachts Nebel bildet und in Anbetracht der Jahreszeit und des Sonnenstandes dann teils auch länger oder sogar ganztags halten kann.

Die durchschnittliche Anzahl der Sonnenstunden hängt im November klar von der geografischen bzw. orografischen Lage ab. Geografisch zeigt sich eine Abhängigkeit von der geografischen Breite und damit der astronomisch möglichen Tageslänge. Diese unterscheidet sich im November innerhalb Deutschlands von Nord nach Süd im Mittel um etwa 50 Minuten. Der Süden kann über den November also theoretisch bzw. rein astronomisch etwa 27 Sonnenstunden mehr ansammeln als der Norden des Landes. Mit der orografischen Abhängigkeit ist die Abhängigkeit von der Höhenlage gemeint. Denn je höher die Station im Vergleich zur Umgebung liegt, um so wahrscheinlicher ist es, dass diese oberhalb von Nebel oder Hochnebel liegt.

Schaut man in die Statistik der Sonnenscheindauer im November (Abb. 1: Monatssumme der Sonnenscheindauer in Deutschland) findet man in den letzten 30-40 Jahren besonders zwei Jahre mit außergewöhnlich viel Sonne gegenüber dem vieljährigen Mittelwert. Dargestellt ist die Abweichung vom Mittelwert der Jahre 1961-1990. Dieser beträgt in Deutschland knapp 54 Stunden. Zum einen das Jahr 2011 mit bundesweit gut 180 % im Vergleich zum Mittelwert, zum anderen das Jahr 1989 mit knapp 190 %. Und genau diese beiden Jahre schauen wir im Folgenden noch etwas genauer an.

Abb. 1: Monatssumme der Sonnenscheindauer im November im Deutschlandmittel und in Prozent des vieljährigen Mittelwertes von 1961-1990, dargestellt sind die Jahre von 1892 bis 2024 (Quelle: DWD/mtwetter)

November

Im geschichtlich legendären November 1989 wurden im Deutschlandmittel gut 100 Sonnenstunden registriert und damit 89 % mehr als im vieljährigen Durchschnitt. Die absolut meisten Sonnenstunden (Abb. 2, linke Karte und Tabelle der Top30-Stationen) wurde dabei im höheren Bergland erreicht, allen voran auf der Zugspitze mit satten 190,9 Sonnenstunden. Besonders sonnig mit recht verbreitet mehr als doppelt so viel Sonnenstunden wie „normal“ (Abb. 2, rechte Deutschlandkarte) war der November 1989 etwa von den Küsten bis zum Main und in die Pfalz. An einigen Stationen in NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen wurden um 270 % im Vergleich zum vieljährigen Mittel verzeichnet, so zum Beispiel an den Stationen Kassel, Trier-Petrisberg oder Bad Hersfeld.

Abb. 2: Deutschlandkarte der Sonnenscheindauer November 1989, links: absolute Monatssumme, Mitte: relative Monatssumme im Vergleich zum Mittelwert 1961-1990, rechts: Tabelle der Top30 anhand der absoluten Sonnenscheindauer (Quelle:DWD/mtwetter)

November 2

Auch der November 2011 konnte mit einem Schnitt von knapp 100 Sonnenstunden und etwa 184 % im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 1961-1990 einen Spitzenplatz der sonnenscheinreichsten November in Deutschland erreichen. Absoluter Spitzenreiter (Abb. 3, linke Deutschlandkarte) war erneut die Zugspitze mit insgesamt etwa 233 Sonnenstunden. Unter den Top10 der sonnenscheinreichsten Stationen befinden sich ausnahmslos Bergstationen (Abb. 3, Tabelle Top30 bzgl. absoluter Monatssumme der Sonnenscheindauer). Schaut man auf die relative Sonnenscheindauer im Vergleich zum vieljährigen Mittelwert (1961-1990, Abb. 3, rechte Karte) wurde der Mittelwert recht verbreitet deutlich übertroffen: Teils wurden deutlich mehr als doppelt so viele Sonnenstunden registriert, an einigen Stationen in Mitteldeutschland sogar dreimal mehr Sonne als „normal“. Ausnahmen bildeten dabei einige nebelanfällige Gebiete vor allem im Bereich von Donau und Bodensee sowie der Norden Niedersachsens, Schleswig-Holstein und Westmecklenburg.

Abb. 3: Deutschlandkarte der Sonnenscheindauer November 2011, links: absolute Monatssumme, Mitte (rechte Karte): relative Monatssumme im Vergleich zum Mittelwert 1961-1990, rechts: Tabelle der Top30 anhand der absoluten Sonnenscheindauer (Quelle:DWD/mtwetter)

November 3

Man sieht also, auch wenn der November häufig als „grau“ verschrien ist: Er kann auch sonnig! Und ja, es gibt auch immer benachteiligte Regionen, in denen sich der Nebel in der fortgeschrittenen Jahreszeit nur sehr zögerlich oder auch gar nicht mehr auflöst. Und während große Teile des Landes vom schönen Herbstwetter schwärmen, sitzen beispielsweise die Bewohner der Donauniederungen tagelang im Dauergrau bei teils schon empfindlich geringen, vielleicht auch sehr unangenehmen Temperaturen. Wie sich der diesjährige November über die aktuelle Wetterlage hinaus in punkto Sonnenschein entwickelt, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall startet er recht ambitioniert…

Dipl.-Met.Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Goldenes Novemberwetter – oder doch trübe Nebelsuppe?

Den Oktober 2025 werden viele von uns als sehr trüb und gar nicht golden in Erinnerung behalten. Zwar dominierte vor allem in der zweiten Dekade ein umfangreiches Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Nordwesteuropa das Wettergeschehen, aber an seiner Ostflanke gelangte feuchte und wolkenreiche Nordseeluft nach Deutschland. Gerade einmal 79 Sonnenstunden standen am Monatsende auf dem Tableau. Nur im Januar dieses Jahres gab es noch weniger Sonne. Das soll sich nun im eigentlich eher als „grauer Monat“ verschrienem November ändern.

Wetterlage am Mittwochmittag, 5. November 2025. Dargestellt sind die Isobaren sowie die Temperaturen auf der 850-hPa-Druckfläche, also in ca. 1500 m Höhe. Quelle: ICON

Goldenes Novemberwetter

Das ruhige Herbstwetter der nächsten Tage verdanken wir Hoch VIANELDE, das sich von Süddeutschland aus nach Osten bewegt und sich über Südosteuropa festsetzt. Es fungiert als Bollwerk gegen atlantische Tiefs, die zwangsläufig über Westeuropa haltmachen oder nach Nordeuropa ausweichen müssen. Nur der Nordwesten und Norden Deutschlands werden von deren Ausläufern gestreift, sodass neben etwas Sonne immer wieder auch mal dichtere Wolkenfelder durchziehen. Viel Regen bringen diese aber nicht mit sich. Im Rest des Landes bleiben Regenwolken fern und die Sonne scheint verbreitet. In der aus Südwesten einfließenden, ungewöhnlich milden Luft steigen die Temperaturen bis zur Wochenmitte tagsüber auf Höchstwerte von verbreitet um oder über 15 °C. In mittleren Lagen der Mittelgebirge sowie an deren Nordrändern sind örtlich knapp 20 °C nicht auszuschließen. Solche Temperaturen erleben wir nicht in jedem November. Zwar bewegen wir uns am oberen Ende des Möglichen, die Dekaden- und Monatsrekorde liegen aber eher bei 21 bis 23 °C und sind damit außer Reichweite. Mit Föhnunterstützung am Alpenrand ging es am 6. November 1997 sogar rauf bis auf 25,9 °C in Rosenheim und auf 25,2 °C in Kiefersfelden-Gach. Diese sommerlichen Temperaturen stellen die gültigen Rekorde für den Monat November dar.

Typisch für den Herbst können Nebel und Hochnebel allerdings regional zum Spielverderber werden. Gerade die Niederungen und Flusstäler Süddeutschlands sind prädestiniert für zähe „Nebelsuppe“, die bis weit in den Tag hinein und teils auch ganztags für eher trübe Verhältnisse sorgen kann. Das drückt selbstverständlich auch die Temperaturen, sodass tagsüber meist bei rund 10 °C Schluss ist. Generell sollten die teilweise hohen Temperaturen am Tage nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in den sehr langen Nächten zumindest bei klaren Verhältnissen kräftig abkühlen kann und Boden- sowie örtlich auch Luftfrost möglich sind.

Höchst- und Tiefsttemperaturen von Dienstag, 4. November, bis Donnerstag, 6. November 2025. Quelle: MOS-ICON

Goldenes Novemberwetter 2

Ob sich zum nächsten Wochenende von Westen dann doch mal wieder verstärkt Tiefdruckeinfluss oder zumindest feuchtere und wolkenreichere Luft bemerkbar macht, steht indes noch in den Sternen. Selbst wenn das goldene Novemberwetter weichen sollte: Nasskaltes Wetter oder gar ein früher Wintereinbruch deuten sich zumindest bis auf Weiteres nicht an.

Dipl.-Met. Adrian Leyser Sturm
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Deutschlandwetter im Oktober 2025

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Oktober 2025*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Helgoland Schleswig-Holstein 13,0 °C +1,3 Grad
2 Borkum-Flugplatz Niedersachsen 12,2 °C +1,3 Grad
3 Norderney Niedersachsen 12,1 °C +1,3 Grad

Besonders kalte Orte im Oktober 2025*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 5,2 °C -0,3 Grad
2 Carlsfeld Sachsen 5,3 °C -0,3 Grad
3 Neuhaus am Rennweg Thüringen 5,9 °C -0,3 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Oktober 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Sankt Blasien-Menzenschwand Baden-Württemberg 302,3 l/m² 215 %
2 Todtmoos Baden-Württemberg 275,9 l/m² 197 %
3 Dachsberg-Wolpadingen Baden-Württemberg 272,6 l/m² 221 %

Besonders trockene Orte im Oktober 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Quedlinburg Sachsen-Anhalt 21,1 l/m² 79 %
2 Arnstein-Ulzigerode Sachsen-Anhalt 21,2 l/m² 58 %
3 Mehringen Sachsen-Anhalt 22,5 l/m² 75 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Oktober 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Friedrichshafen-Unterraderach Baden-Württemberg 145 Stunden 142 %
2 Weingarten bei Ravensburg Baden-Württemberg 143 Stunden 134 %
3 Singen Baden-Württemberg 137 Stunden 137 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Oktober 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Lennestadt-Theten Nordrhein-Westfalen 36 Stunden 36 %
2 Lüdenscheid Nordrhein-Westfalen 37 Stunden 31 %
3 Kleiner Feldberg/Taunus Hessen 38 Stunden 36 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

Die Sonnenscheindauer wird seit August 2024 teilweise aus Satellitendaten abgeleitet.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
(int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Monatsmittelwertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der
jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsrückblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse

Diplom-Meteorologe Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Offenbach, 02.11.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Die Kugel der Änderung

Wie im Thema des Tages vom 17.10.2025 „angedroht“, gibt es heute eine Fortsetzung. Dem Aufbau der Atmosphäre von unten nach oben folgend, sollen nun ein paar Aspekte der Troposphäre etwas näher betrachtet werden.

Der Name dieser Schicht leitet sich aus dem altgriechischen Wort „tropé“ – Änderung, Wendung und dem Wort „sphaira“ – Kugel ab. Die Beschreibung als „Kugel der Änderung“ ist ziemlich passend, spielt sich doch fast unser gesamtes Wettergeschehen hier ab.

Grundlage für die Abgrenzung dieser Schicht ist der vertikale Temperaturgradient. In der Troposphäre ist dieser negativ, dabei wird es pro 1000 m, die man sich nach oben bewegt, um 6,5 Kelvin (im Mittel) kälter. Das liegt daran, dass mit der Höhe der Luftdruck sinkt. Ein Luftpaket in größerer Höhe dehnt sich also aus. Die benötigte „Ausdehnungsenergie“ führt dann zu einer Abkühlung. An den Polen dominiert dieser Effekt bis in eine Höhe von etwa 8 km, am Äquator bis rund 17 km. Um ein Gefühl für diese Höhe zu bekommen: Der Mount Everest ist 8848 m hoch. Stände er an einem der Pole, würde er also meistens aus der Troposphäre herausragen.

Nach unten stellt natürlich der Erdboden die Begrenzung dar, nach oben hin jedoch die Tropopause. Der Temperaturgradient kehrt hier sein Vorzeichen um, es wird darüber dementsprechend wärmer mit der Höhe. Über den Polen findet diese Temperaturumkehr bei etwa -50 °C, über dem Äquator bei etwa -80 °C statt. Solche Inversionen bedeuten stabile Verhältnisse, daher fungiert die Tropopause als eine Art Barriere, die Wolken (fast) nicht durchbrechen können.

Wo wir schon bei Wolken sind: Die Troposphäre ist gekennzeichnet durch ein ständiges Auf und Ab der Luft. Vor allem durch die Sonneneinstrahlung kommt es zu Unterschieden in der Temperatur und das führt zu Gebieten aufsteigender warmer Luft und absinkender kalter Luft. Da sich fast der gesamte Wasserdampf der Atmosphäre in der Troposphäre befindet, machen Wolken diese ständigen Veränderungen und Luftverwirbelungen für uns in Teilen sichtbar. Kleinskalige aber auch große, hunderte von Kilometer überspannende Zirkulationen sind die Folge.

Ein Beispiel für letztere ist die Planetare Zirkulation (siehe Abbildung 1). In dieser transportiert die Hadleyzelle aufsteigende Luft aus den Tropen (genauer: von der Innertropischen Konvergenzzone) in die Subtropen, wo die Luftmassen absinken. Diese geographischen Breiten werden auch als „Rossbreiten“ bezeichnet. Woher der Name ursprünglich stammt ist nicht ganz geklärt. Eine Vermutung besagt, dass durch die oft windarmen Verhältnisse frühere Seefahrer ihre verdurstenden Pferde über Bord werfen mussten und dadurch der Name entstanden ist. Von den „Rossbreiten“ fließt die Luft in Richtung Tropen zurück. Die Ablenkung durch die Corioliskraft sorgt dabei auf der Nordhalbkugel für eine Rechtsablenkung und führt zu den Passatwinden, die insbesondere von der Schifffahrt genutzt wurden.

Abb. 1: Schematische Darstellung der planetaren Zirkulation. (Quelle: Deutscher Bildungsserver)

Die Kugel der Aenderung

Die Polarzelle ist das Pendant im Bereich der Pole. Dort sinkt die kalte Luft ab und strömt am Boden weg vom Pol. Etwa bei 60 ° Nord bzw. Süd steigt die sich erwärmende Luft auf und strömt in der Höhe wieder zu den Polen. Zwischen diesen Zellen ergibt sich damit eine dritte Zirkulation, die sogenannte Ferrelzelle. Sie ist für die bodennahen Westwinde in den mittleren Breiten verantwortlich.

In etwa 10 bzw. 12 km Höhe zwischen den Zirkulationszellen befinden sich starke Westwindbänder – bekannt sind sie unter den Namen Polar- bzw. Subtropenjet. Der Polarjet stellt dabei eine immens wichtige Komponente für unser Wettergeschehen dar. Das zum Teil wilde Wellenmuster, mit Rücken, Trögen, Randtrögen oder Cut-offs bestimmt, welches Wetterregime uns erwartet. Aber auch der Flugverkehr macht sich die starken Winde zu Nutze und passt die Flugrouten an ihren Verlauf an um Treibstoff zu sparen.

Wir haben nun etwas über eines der größten Zirkulationssysteme der Troposphäre gelernt. Natürlich gibt es noch viele andere spannende Systeme, wie zum Beispiel die Walker-Zirkulation über dem Pazifik, die nur einen Teil einer den Äquator umspannenden Zirkulationsreihe ist. Doch das würde den Rahmen dieses Thema des Tages sprengen. Des Weiteren warten noch weitere atmosphärische Schichten darauf, etwas genauer betrachtet zu werden. Sie dürfen also gespannt bleiben…

M.Sc. (Meteorologe) Fabian Chow
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.11.2025
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Grau und gruselig

Am 31. Oktober wird in vielen Teilen Deutschlands der Reformationstag begangen. Evangelische Christen erinnern an diesem Tag an den Beginn der Reformation der Kirche durch Martin Luther im Jahr 1517. In Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen ist der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag.

Auf den Reformationstag folgt am 01. November Allerheiligen. An diesem Tag wird seit dem 9. Jahrhundert aller Heiligen gedacht, auch wenn das Fest selbst noch viel älter ist und zuvor an wechselnden Tagen im Jahr begangen wurde. In den mehrheitlich katholisch geprägten Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag.

Im Englischen ergibt sich aus dem Abend vor Allerheiligen „All Hallow’s Eve“, was im Laufe der Zeit zu „Halloween“ wurde. Der Halloween-Brauch stammt ursprünglich aus dem katholisch geprägten Irland und gelangte durch irische Einwanderer in die USA. Die Ursprünge dieses Brauchs sind aber noch älter als das Christentum und basieren eher auf keltischen Traditionen. Die irischen Einwanderer pflegten den Halloween-Brauch auch in der neuen Heimat und bauten ihn weiter aus. Inzwischen ist Halloween in Nordamerika ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auch in Europa und Deutschland wird seit einigen Jahren Halloween gefeiert. So ziehen immer häufiger verkleidete Kindergruppen umher, klingeln an den Türen und erbitten Süßes, denn ansonsten würde es „Saures“ geben. Dabei vermischen sich bereits vorhandene regionale Bräuche wie das „Rübengeistern“ zunehmend mit dem kommerziell gut zu vermarktenden Halloween.

An Halloween verkleiden sich viele gerne als Hexe. Hexentreffpunkt Nummer eins in Deutschland ist der Brocken, der in den Geschichten und Sagen den Namen „Blocksberg“ trägt. Auch wenn sich die Hexen dort in der Walpurgisnacht, also am 30. April, treffen, so kann es dort im Oktober oder November nicht weniger gruselig sein, wenn man plötzlich dem „Brockengespenst“ begegnet. Trotz seines Namens kann das Brockengespenst aber auch auf anderen Bergen oder bei Nebel im Licht der Autoscheinwerfer gesichtet werden, denn es beschreibt ein meteorologisches Phänomen. Wenn der Schatten des Beobachters nicht auf eine feste Fläche, sondern auf eine Nebel- oder Wolkenschicht fällt, wird der Schatten durch jeden Wassertropfen einzeln erzeugt. Das Gehirn überschätzt die Größe deutlich, zudem erscheint der Schatten stark verzerrt. Selbst wenn der Beobachter stillsteht, so sorgen doch leichte Luftbewegungen dafür, dass sich der Schatten bewegt. Außerdem wirkt es, als könne der Schatten schweben. Der gespenstische Eindruck wird durch die vorherrschende kühle und feuchte Luft, Stille sowie die fehlende Orientierung aufgrund mangelnden Weitblicks noch verstärkt.

Nebel und auch Hochnebel werden häufig mit dem Monat November in Verbindung gebracht, der gemeinhin als der „graue Monat“ gilt. Betrachtet man aber die monatlichen vieljährigen Mittelwerte der Sonnenscheindauer (Referenzperiode 1991-2020), so stellt man fest, dass der Januar mit rund 55 Stunden ähnlich grau ist wie der November mit rund 52 Stunden. Im Dezember scheint die Sonne sogar noch seltener (42 Stunden), wobei der Dezember auch der Monat mit den kürzesten Tageslängen ist. Außerdem wirkt er vielleicht auch wegen der Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen und Schaufenstern nicht ganz so trüb. Dass einem der Januar nicht so grau vorkommt, liegt möglicherweise daran, dass man sich während der Vormonate an die kurzen Tage, oftmals verbunden mit einem Mangel an Sonnenlicht, gewöhnen konnte. Merklich ist hingegen der Unterschied von Oktober zu November. Im Oktober scheint die Sonne nämlich mit 108 Stunden mehr als doppelt so lang wie im November.

Und wie sieht es in den kommenden Tagen bezüglich Sonnenschein aus? Am Wochenende ist es mehrheitlich grau und nass, wobei der Regen im Südosten erst in der Nacht zum Sonntag ankommt. Somit ist es am Samstag dort noch trocken und teils heiter. Ab Montag nehmen die Sonnenanteile wieder zu, wenn, ja wenn da nicht die teils zähen Nebel- und Hochnebelfelder wären, die sich in den Nächten gebietsweise bilden und teils bis zum Mittag halten können.

Sonnenaufgang über Offenbach am Main am Freitag, den 31.10.2025, bevor sich das erste Novemberwochenende grau und regnerisch präsentieren wird

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M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

URMI auf Stippvisite

Die letzten Tage und Wochen wurden wir gebeutelt von Sturm, Regen und grauem Himmel. Die Lichtblicke waren gefühlt rar und nur von kurzer Dauer. Nun hat sich aber der Tiefdruckreigen geschlossen. LOTHAR verabschiedet sich aktuell Richtung Baltikum. Die Tiefreste bringen noch ein paar Schauer in die östlichen Regionen Deutschlands. Von Südwesten her ist aber bereits Hochdruckgebiet URMI unterwegs. Zwischen ihr und LOTHAR sorgt der hohe Druckgradient allerdings noch für ordentlich Wind in der Nordosthälfte.

Karte Europa und Nordatlantik mit der Vorhersage von Bodendruck und Fronten für Donnerstag, 30.10.2025 mittags

URMI auf Stippvisite

Dieser wird aber im weiteren Tagesverlauf mehr und mehr nachlassen, denn URMI zieht in den kommenden Stunden über den Süden Deutschlands hinweg ostwärts und der Gradient fächert auf. Am morgigen Freitagmittag liegt sie schon über der Tschechischen Republik. Ihr auf den Fersen ist MAREK, der uns zwar nie erreichen, aber seine Boten bereits am Freitag zu uns schicken wird.

Karte Europa und Nordatlantik mit der Vorhersage von Bodendruck und Fronten für Freitag, 31.10.2025 mittags

URMI auf Stippvisite 2

Doch erst zu URMI: Wie es Hochdruckgebiete so an sich haben, beruhigt sich das Wetter. Da die Luft in den letzten Tagen nicht überbordend feucht war, kann sie gut abtrocknen. Entsprechend kann sich die Sonne gut durchsetzen. In südlicher Strömung fließt auch recht milde Luft zu uns. Dies sorgt für teils frühlingshafte Temperaturwerte tagsüber. In der oft gering bewölkten oder klaren Nacht allerdings kühlt es mit langwelliger Abstrahlung sehr gut aus. Vor allem in der Südhälfte sinkt die Temperatur verbreitet in den tiefen einstelligen Bereich, im Südosten wird es gebietsweise frostig bis -2 Grad.

In feuchten Gebieten, also da, wo es kürzlich noch geregnet hat oder wo größere Flüsse fließen, bildet sich in der Nacht Nebel. Durch den hohen Luftdruck wird die feuchte Nebelluft auf den Boden gedrückt, es findet kein vertikaler Austausch statt. Dies führt dazu, dass sich der Nebel lange Zeit halten kann, teils bis zum Freitagmittag. Abseits von Nebel startet der Tag aber sonst trocken und mit großen Wolkenlücken, im Osten und Süden auch sonnig.

Später am Tag wird die Luft im Westen und Nordwesten wieder angefeuchtet. Wolken ziehen herein, es bleibt aber noch trocken. Da sich MAREK langsam ausdehnt, steigt der Druckgradient zwischen ihm und Hoch URMI wieder an. Im Ergebnis frischt der Wind im Westen und Nordwesten wieder auf, erreicht aber erstmal keine stürmischen Böen.

Im Laufe des Abends breiten sich die Wolken langsam ostwärts aus, im Südosten dehnt sich auch der Nebel wieder aus. An der Nordsee sowie Richtung niederländische Grenze kann es etwas Regen geben. Sonst ist der Abend niederschlagsfrei. Wer sich auf den Weg macht, die Nachbarschaft zu Halloween um Süßigkeiten zu erleichtern, der tut dies in den westlichen Regionen meist bei Temperaturwerten zwischen 9 und 12, in den östlichen Regionen bei Werten zwischen 7 und 10 Grad. Auf den Regenschutz kann mit Ausnahme des äußersten Westens und Nordwestens verzichtet werden.

Wenn man allerdings ein Heimkommen spät in der Nacht oder gar erst am Samstagmorgen plant, dann sollte man den Schirm in den Regionen von der Nordsee bis in den Pfälzerwald vorsichthalber einpacken oder ins Kostüm integrieren. Richtung Osten und Südosten kann es auch noch einmal recht frisch werden mit Tiefstwerten zwischen 2 und 5 Grad.
Der Ausblick aufs Wochenende sei hier nur kurz skizziert: Der Tiefdruckeinfluss nimmt zu und es wird wieder grauer und nasser. Genug Gelegenheit, um die Nachwehen der süßesten Nacht des Jahres, ohne schlechtes Gewissen dem Wetter gegenüber, auszukurieren.

Diplom – Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Rekordschneefälle in Reykjavík

Während das Wetter bei uns in Deutschland aktuell eher unspektakulär und schmuddelig verläuft, geht es in anderen Regionen der Welt aktuell ordentlich zur Sache. Über den extrem heftigen Hurrikan MELISSA, der Jamaika verheerende Verwüstungen brachte, wurde an dieser Stelle bereits berichtet. Doch auch anderswo war das Wetter in den letzten Tagen sehr ungewöhnlich. Ein Beispiel sind die für die Jahreszeit ungewöhnlichen Schneefälle im Südwesten Islands. Wie der isländische Wetterdienst „Veðurstofa Íslands“ verkündete, wurde am gestrigen Dienstag, den 28. Oktober 2025, in der isländischen Hauptstadt Reykjavík mit weitem Abstand die höchste Schneedecke seit Beginn der dortigen Wetteraufzeichnungen aus dem Jahre 1921 gemessen. Stolze 27 cm wurden um 9 Uhr Ortszeit von einer Mitarbeiterin des Wetteramts per Hand gemessen (siehe Abbildung 1). Der bisherige Oktober-Rekord von 15 cm liegt schon über 100 Jahre zurück und wurde am 22.10.1921 gemessen, gefolgt von 13 cm am 13.10.2013. Auch am etwa 40 km südwestlich gelegenen internationalen Flughafen Keflavík wurde mit 18 cm eine beachtliche Schneedecke gemessen, der Rekord von 25 cm vom 29.10.2005 wurde dort aber nicht ganz erreicht.

Abbildung 1: Mitarbeiterin des isländischen Wetteramts beim Messen der Schneedecke am 28.10.2025 in Reykjavík (Foto: Haukur Hauksson, Veðurstofa Íslands, vedur.is).

Rekordschneefaelle in Reykjavik

Ursache für die ungewöhnlich heftigen Schneefälle war ein günstiges Zusammenspiel von mehreren Tiefs. Bereits am vergangenen Samstag zog knapp südlich von Island ein Tief ostwärts. Auf dessen Rückseite konnte aus Norden arktische Kaltluft nach Island einfließen. Ein zweites Tiefdruckgebiet zog am Montag auf einer ähnlichen Zugbahn ostwärts, sodass die Kaltluft über Islands nicht ausgeräumt werden konnte. An diesem Tief war noch ein kleines Randtief gebunden, das feuchte Atlantikluft in den Südwesten Islands führte, die auf die dort liegende Kaltluft traf. Durch die Hebung des Randtiefs konnte die Atlantikluft aufgleiten, was in der Folge zu heftigen Schneefällen in dieser Region führte.

Vielleicht vermag es Sie verwundern, dass es sich bei einer vermeintlich so niedrigen Schneedecke in einem Land im hohen Norden bereits um einen Allzeitrekord handelt. Daher werfen wir einen Blick auf die dortigen Klimabedingungen. Island ist zwar bekannt für sein raues Klima mit teils heftigen Schneefällen, die in Kombination mit Sturm mitunter für Blizzard-artige Bedingungen sorgen. Straßensperrungen wegen hohen Schneeverwehungen sind auf Island im Winterhalbjahr daher an der Tagesordnung. Island ist aber auch stark vom warmen Golfstrom beeinflusst, sodass es im Vergleich zu anderen Regionen in ähnlichen Breiten auf Island vergleichsweise mild ist. Gerade der Südwesten Islands, wo auch die Hauptstadt des Landes liegt, ist im Winter eine klimatisch eher milde Region.

Kommt die Luft dort aus Südwesten, sind selbst im Winter deutliche Plusgrade keine Seltenheit. Daher sind sogar die Wintermonate Dezember bis Februar im Südwesten Islands oft tagelang schneefrei. Ein Bespiel war der diesjährige Februar. Eine scheinbar nicht enden wollende Folge von zahlreichen Orkantiefs schaufelte beständig milde Meeresluft nach Island, sodass das Land mit Ausnahme des Hochlands zeitweise komplett schneefrei war. In diesem Monat betrug die Monatsmitteltemperatur in Reykjavík 3,1 °C. Damit war es im Februar dieses Jahres in Reykjavík vergleichbar mild wie zur gleichen Zeit in den wärmsten Regionen Deutschlands. Frankfurt am Main verzeichnete damals eine Monatsmitteltemperatur von 3,2 °C, in Köln waren es 3,8 °C. In Berlin war es mit 1,2 °C sogar rund zwei Grad kälter als in der isländischen Hauptstadt, obwohl der Februar auch in Deutschland mehr als ein Grad zu mild ausfiel.

Abbildung 2: Monatsmitteltemperaturen (°C) ausgewählter Städte in Deutschland und Island (Referenzperiode 1961-1990).

Rekordschneefaelle in Reykjavik 2

Abbildung 2 verdeutlicht, dass die mittleren Temperaturen der Wintermonate (Dezember, Januar, Februar) in Reykjavík vergleichbar mit denen deutscher Großstädte sind. In Berlin und München weichen die Monatsmitteltemperaturen nur wenige Zehntel Grad von denen in Reykjavík ab; ein durchschnittlicher Januar ist in München (-1,1 °C) sogar kälter als in Reykjavík (-0,5 °C). Nur in den wärmsten Regionen Deutschlands, beispielsweise in Köln, verläuft der Winter im Durchschnitt spührbar milder als im Südwesten Islands. Die Sommermonate sind hingegen in Deutschland deutlich wärmer als auf Island.

Übrigens – auch bei den gemessenen Schneedecken-Rekorden können deutsche Großstädte mit Reykjavík mithalten: Reykjavík: 55 cm (18.1.1937), Berlin: 42 cm (28.12.2010), München: 73 cm (17.2.1942).

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.10.2025
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Die hydraulische Föhntheorie

Am morgigen Mittwoch wird es an den Alpen föhnig! Sonnenschein und bis zu 18 Grad stehen am Alpenrand auf der Prognosekarte. In den Hochlagen wird es stürmisch. Wie war das gleich nochmal genau mit dem Föhn? Ach ja: Luft trifft auf ein Gebirge und wird zum Aufsteigen gezwungen. Dabei kühlt sie um 1 Kelvin pro 100 m ab. Irgendwann bilden sich Wolken und es beginnt zu regnen, wobei die Luft nun nur noch mit 0,65 Kelvin pro 100 m Aufstieg abkühlt. Am Gipfel angekommen, strömt die Luft auf der Leeseite, also der windabgewandten Seite des Gebirges, herab und erwärmt sich dabei, wodurch es zur Wolkenauflösung kommt. Die Erwärmung beim Abstieg erfolgt nun durchweg mit 1 K pro 100 m.

Klassische Föhntheorie

Die hydraulische Foehntheorie

Bei diesem Prozess spricht man von der klassischen Föhntheorie. Damit ist das heutige Thema des Tages also auch schon fertig und… Moment! Laut Föhnforschung gibt es neben der klassischen noch weitere Theorien zu dieser Thematik. Eine Studie zeigt zum Beispiel, dass in Innsbruck mindestens 50 % der dort untersuchten Föhnfälle ohne Niederschläge einhergehen. Zu einem geringen Teil kam es sogar nicht einmal zur Wolkenbildung. Die klassische Theorie stößt hier also an ihre Grenzen.

Einen Lösungsansatz liefert dagegen die hydraulische Föhntheorie. Bei ihr geht man davon aus, dass die Luft, die auf ein Gebirge trifft, nicht aufsteigt, sondern geblockt wird und im Luv (also auf der windzugewandten Seite des Gebirges) liegen bleibt und langsam auskühlt. Die im bzw. oberhalb des Bergkammniveaus heranströmende, deutlich trockenere Luft fällt dagegen nach Überquerung des Gebirgskamms ins Tal ab und erwärmt sich dabei um 1 K pro 100 m. Das kann man sich vorstellen wie in einem randvollen Stausee, bei dem nur die oberste Wasserschicht über die Staumauer in die Tiefe schwappt.

Hydraulische Föhntheorie

Die hydraulische Foehntheorie 2

Stellt sich noch die Frage, wie es zu den mitunter hohen Windgeschwindigkeiten auf der Leeseite eines Gebirges kommt. Betrachten wir daher einfach mal ein Luftpaket, das gerade über dem Gipfel angekommen ist. Dieses Paket besitzt eine gewisse Energie, die sich hauptsächlich aus seiner Lage- und seiner Bewegungsenergie zusammensetzt. Die Lageenergie hängt dabei von der Höhe (also der vertikalen Lage) des Pakets ab und die Bewegungsenergie stark von dessen Geschwindigkeit. Strömt das Paket nun den Berg hinab, nimmt seine Höhe und damit auch seine Lageenergie ab. Da seine Gesamtenergie aber gleichbleiben muss (Stichwort Energieerhaltung), muss im Umkehrschluss seine Bewegungsenergie zunehmen und damit seine Geschwindigkeit.

Verstärkt werden kann dieser Effekt u.a. noch durch das Gelände. Muss unser Luftpaket unterwegs noch einen engen Gebirgspass durchströmen, entsteht eine Art Düseneffekt (Stichwort Venturi-Effekt) und es kann vorübergehend noch einmal deutlich mehr Gas geben.

Deutlich detailliertere Informationen rund um das Thema Föhn finden Sie in unserem Wetterlexikon unter www.dwd.de/lexikon, Stichwort „Föhn“.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.10.2025
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Tiefdruckparade über Nordeuropa

Schon seit einigen Tagen bestimmt nun Tief „Joshua“ (international „Benjamin“) das Wettergeschehen in Deutschland. Mit mehreren Tiefdruckkernen liegt dieses Tief derzeit recht stationär über Skandinavien und verlagert sich kaum. Zu ihm gesellt sich heute ein weiteres Tief namens „Klaus“, das vom Atlantik und der Nordsee über Dänemark hinwegzieht und von „Joshua“ quasi verschluckt wird.

Prognosekarte Bodendruck und Lage der Fronten mit Namen der steuernden Hoch- und Tiefdruckgebiete für den heutigen Montag, den 27. Oktober 2025 12 UTC.

Tiefdruckparade ueber Nordeuropa

Dabei bringt ein weiterer Tiefausläufer insbesondere im Süden länger anhaltende Regenfälle. So muss in einigen Staulagen (Schwarzwald, Allgäu, Bayerischer Wald) zunächst noch mit Dauerregen gerechnet werden. In höheren Lagen fällt zudem Schnee. Während die Schneefallgrenze tagsüber meist bei 1500 m liegt, sinkt sie in der kommenden Nacht noch einmal etwa ab.

Rückseitig des Tiefausläufers fließt kalte Luft in höheren Luftschichten ein. Diese sorgt für eine sogenannte „Labilisierung“ der Atmosphäre, wodurch sich im Tagesverlauf zahlreiche kräftige Schauer bilden. Gebietsweise treten zudem einzelne kurze Graupelgewitter auf.

Animiertes Radarbild für Deutschland am Montag, den 27. Oktober 2025 von 06 bis 12 Uhr MEZ.

Tiefdruckparade ueber Nordeuropa 2

Das Luftdruckgefälle über Deutschland ist weiterhin hoch, entsprechend muss am heutigen Montag gebietsweise mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden. Aufgrund des starken Höhenwindes herrscht zudem im Bergland Sturm, in einzelnen Gipfellagen treten auch orkanartige Böen auf. Nach Nordosten hin fällt der Wind hingegen etwas schwächer aus.

DWD-Warnkarte von Montag, den 27. Oktober 2025, 12:36 Uhr MEZ zeigt die aktuellen Warnungen der Kategorie „Wind“.

Tiefdruckparade ueber Nordeuropa 3

Dieses unbeständige und windige Herbstwetter setzt sich auch am Dienstag weiter fort. Dann nähert sich auf ähnlicher Zugbahn wie „Klaus“ ein weiteres Tief namens „Lothar“ an, auch wenn dieses seinem Namensvetter (dem Orkantief aus dem Jahr 1999) in keiner Weise nacheifert.

Prognosekarte Bodendruck und Lage der Fronten mit Namen der steuernden Hoch- und Tiefdruckgebiete für Dienstag, den 28. Oktober 2025 12 UTC.

Tiefdruckparade ueber Nordeuropa 4

Mit der westlichen Strömung wird am Dienstag atlantische Meeresluft nach Deutschland geführt, bevor die Winde am Mittwoch allmählich auf südwestliche Richtungen drehen. Damit fließt im Laufe der Woche wieder etwas mildere Luft zu uns ein. Damit steigen die Höchstwerte allmählich etwas an, am Oberrhein können sogar bis zu 18 Grad erreicht werden. Schneefälle im Bergland spielen dann meist keine Rolle mehr. Auch der Wind lässt etwas nach, lediglich an den Küsten und im Bergland bleibt es stürmisch.

Allerdings ziehen weiterhin Tiefausläufer von West nach Ost über Deutschland hinweg, die weitere Regenfälle bringen. Dennoch wird es zwischen den Tiefausläufern auch mal Regenpausen geben. Dann zeigt sich bei einer auflockernden Wolkendecke auch vorübergehend mal die Sonne – insbesondere im Süden und Osten. Der klassische „goldene“ Oktober lässt aber auch zum Monatsende auf sich warten.

Interessant könnte die Wetterentwicklung in der kommenden Woche werden. Hurrikan „Melissa“, der derzeit bei Jamaika sein Unwesen treibt (Thema des Tages vom 26.10.2025), wird dann als ehemaliger Wirbelsturm in die westliche Strömung auf dem Nordostatlantik eingebunden. Dabei wird wohl erneut ein Schwall milder Subtropikluft nach Deutschland geführt. Wie sich das Wettergeschehen in Deutschland dabei gestalten wird, ist derzeit jedoch noch sehr unsicher.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.10.2025
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