Wetter international

In Deutschland herrscht Hochdruckeinfluss und oft eher trübes Wetter vor. Eine Änderung ist vorerst auch nicht in Sicht, denn die Wetterlage stellt sich nicht um. Hoch SIEGLINDE liegt weiterhin über Großbritannien und führt an ihrer Vorderseite milde und feuchte Luft nach Deutschland. Erst in der neuen Woche verlagert sich das Hoch langsam nordwärts und wir geraten auf die Südflanke des Hochs.

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Karte Europa und Nordatlantik mit Vorhersage von Bodendruck und Frontalzonen für links: Donnerstag, 09.10.2025 und rechts: Montag, 13.10.2025 jeweils 12 UTC auf Basis des DWD-Modell ICON

International ist deutlich mehr los, denn auf den warmen Meeren der Nordhalbkugel ist Wirbelsturmsaison. In Südostasien hatte sich bereits Ende letzter Woche über der Philippinensee Wirbelsturm HALONG gebildet. Er zog zunächst nach Nordwest, drehte aber rasch nach Nordost ab und zog in der vergangenen Nacht südlich am japanischen Festland vorbei. Dabei streifte er die Izu-Inselkette und brachte dort heftige Regenfälle und stürmischen Wind.

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Zugbahn des Taifuns HALONG mit Berechnung der weiteren Zugbahn, Quelle: Joint Typhoon Warning Center JTWC

In den vergangenen Stunden hat sich im „Fahrwasser“ des Taifuns ein weiteres Tief gebildet. Es wird derzeit engmaschig beobachtet und wurde bereits auf den Namen NAKRI getauft. Nach aktuellen Berechnungen soll es sich in den kommenden Tagen zu einem Taifun verstärken und eine ähnliche Zugbahn einschlagen wie HALONG.

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Berechnung der Zugbahn und mögliche Verstärkung des Tropischen Tiefs NAKRI, Quelle: JTWC

Auf der anderen Seite der Erde geht es nicht ruhiger zu. Auf dem Atlantik hat sich Tief JERRY gebildet. Er steuert als tropischer Zyklon in nordwestlicher Richtung voraussichtlich knapp an den Leeward Islands der Kleinen Antillen vorbei, soll dann aber nordwärts abdrehen und über dem warmen Meer Hurrikanstärke erreichen. Für die Kleinen Antillen bestehen teilweise Warnungen vor stürmischem Wind und heftigen Regenfällen sowie Warnungen vor gefährlicher Meeresströmung. Da der Wirbelsturm aber an den Inseln vorbeizieht, werden die Auswirkungen wohl nur gering sein. Auf seiner weiteren Zugbahn soll JERRY über den Atlantik nordwärts ziehen und kurz vor Bermuda einen Nordostkurs einschlagen. Die Inselkette wird vom Wirbelsturm nach derzeitigen Berechnungen verschont.

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Karte Westatlantik und Mittelamerika mit dem tropischen Tief JERRY sowie der berechneten Zugbahn, Quelle: National Hurricane Center NOAA

Etwas weiter westlich auf dem östlichen Pazifik tummeln sich gerade zwei Wirbelstürme: PRISCILLA und OCTAVE. Zudem wird eine Zone tiefen Luftdrucks knapp vor der südlichen Küste Mexikos beobachtet. In dieser entladen sich bereits jetzt recht kräftige Gewitter mit heftigen Regenfällen und stürmischem Wind, die auch die Küstenregionen Mexikos betreffen. In den kommenden Tagen könnte sich dort ein weiterer Wirbelsturm bilden.

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Karte Ostpazifik mit den Wirbelstürmen PRISCILLA und OCTAVE sowie der Zone der wahrscheinlichen Neubildung eines weiteren Wirbelsturms, Quelle: NOAA

Weder PRISCILLA noch OCTAVE machen so richtig Anstalten an Land zu gehen. OCTAVE wird voraussichtlich noch heute von der Karte verschwinden, ohne bewohntes Land getroffen zu haben. PRISCILLA soll sich in den kommenden Stunden und Tagen langsam nord-nordostwärts bewegen und voraussichtlich im Laufe des Samstags (mitteleuropäischer Zeit) auf die California Halbinsel treffen. Dabei sind kräftiger Regen und frischer Wind wahrscheinlich. Zu Beginn der Woche sah es noch nach einem Hurrikan-Treffer für die Region mit weitaus schlimmeren Wettererscheinungen aus.

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Kartenausschnitt Ostpazifik und Westmexiko mit Wirbelsturm PRISCILLA und ihrer voraussichtlichen Zugbahn, Quelle: NOAA

International ist also eine Menge los, auch wenn nicht immer Land und Leute betroffen sind. Für die Schifffahrt ist es allemal interessant und auch die ein oder andere Flugroute wird von den Wirbelstürmen beeinflusst. Ob sich bei uns auch mal wieder ein Herbststurm sehen lässt, bleibt abzuwarten.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Kaufen Sie sich ein Hoch oder ein Tief!

Schlagzeilen wie „Sommerhoch GERTRUD bringt Sonne und Hitze zurück“ oder „Orkantief NIKOLAUS fegt über Deutschland“ (Namen fiktiv) liest man täglich in den Zeitungen und Nachrichtenportalen. Auch im Radio oder im TV hört man die Namen von Hochs und Tiefs häufig in den Wetterberichten. Vielleicht haben Sie sich schon einem gefragt, wie diese zu ihren (teils sehr exotischen) Namen kommen?

Die Namensgebung hat in Deutschland schon eine jahrzehntelange Historie. Noch in ihrer Zeit als Studentin am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin (FU Berlin) regte die spätere ZDF-Fernsehmeteorologin Dr. Karla Wege (1930-2021) im Jahre 1954 an, Druckgebilden in Mitteleuropa Namen zu geben. Seitdem taufte das Meteorologische Institut der FU Berlin alle Hoch- und Tiefdruckgebiete, die das Wettergeschehen in (Mittel)europa in irgendeiner Weise beeinflussen, mit männlichen und weiblichen Vornamen. Inspiriert wurde Karla Wege vom US-Wetterdienst, der ab dem 2. Weltkrieg Taifunen im Pazifik weibliche Vornamen gab und kurz darauf auch Hurrikane im Atlantik benannte. Die FU Berlin erstellte daraufhin Namenslisten mit Vornamen in alphabetischer Reihenfolge und taufte anhand dieser Listen alle relevanten Hochs und Tiefs chronologisch im Jahresverlauf. Fortan trugen über viele Jahrzehnte Tiefs weibliche und Hochs männliche Namen. Lange Zeit waren diese kaum über die Stadtgrenzen Berlins hinaus bekannt. Erst im Februar 1990, als ungewöhnlich viele und starke Stürme über Deutschland fegten, wurden die Medien in Deutschland durch die Orkantiefs „VIVIAN“ und „WIEBKE“ auf die Praxis der Namensgebung aufmerksam. 1998 kam in den Medien schließlich eine Diskussion über die Vergaberegeln wegen einer möglichen Diskriminierung von Frauen auf, da (weibliche) Tiefs oft mit schlechtem und (männliche) Hochs mit gutem Wetter verbunden sind. In Absprache mit dem Deutschen Wetterdienst und privaten Wetterdiensten entschied man sich daher für einen jährlichen Geschlechtertausch. Seitdem werden in geraden Jahren Hochs mit Männernamen und Tiefs mit Frauennamen getauft, in ungeraden Jahren ist es umgekehrt.

Eine weitere bahnbrechende Neuerung gab es im November 2002 – die „Aktion Wetterpate“ wurde ins Leben gerufen. Seither kann jede/r Bürger/in (oder ein Verein, eine Gemeinde usw.) eine Wetterpatenschaft für ein Hoch oder Tief im darauffolgenden Jahr übernehmen. Da Hochs zumeist beständiger sind und somit länger auf den Wetterkarten und in der Atmosphäre verweilen, kostet für sie eine Patenschaft mit aktuell 390 Euro auch etwas mehr als für Tiefs, die man schon für 290 Euro erwerben kann. Auf diese Weise werden im Jahresverlauf etwa 55 Hochs und etwa 140 Tiefs getauft.

Für Wetterliebhaber ist dies ein gern gesehenes Geschenk, sei es für die Partnerin zum Hochzeitstag, für einen Freund zum runden Geburtstag oder für den Nachwuchs, der im kommenden Jahr das Licht der Welt erblickt. Nach der „Taufe“ erhalten Sie eine Patenschaftsurkunde mit der Lebensgeschichte Ihres Druckgebildes sowie eine dazugehörige Wetterkarte.

Jeder Wetterpate hofft natürlich, dass er oder sie ein ganz besonderes Druckgebilde erhält. Aber ob es ein historisches Orkantief, wie „KYRILL“ im Jahr 2007 oder „SABINE“ im Jahr 2020, oder eher ein kraftloses kurzlebiges Tief wird, ist leider Glücksache. Genauso kann man sich bei einem Hoch nicht sicher sein, dass man für schönes Wetter „verantwortlich“ ist oder gar ein berühmtes Hitzehoch wird, wie es beispielsweise Hoch „MICHAELA“ im August 2003 war.

Kaufen Sie sich ein Hoch oder ein Tief 1

Aktuelle „Berliner Wetterkarte“ vom Mittwoch, 08. Oktober 2025 mit den Hochs PETRALILLI, RITA und SIEGLINDE und dien Tiefs EGBERT und FEHMI.

Die Wetterpaten der aktuell auf der Wetterkarte zu findenden Tiefs „EGBERT“ und „FEHMI“ haben eher Pech. Sie bringen dem Norden und Osten Deutschlands recht unspektakuläres Schmuddelwetter mit grauen Wolken, Nieselregen und etwas Wind. Auch die Hochs „RITA“ und „SIEGLINDE“ sorgen für tristes Herbstwetter und nur im Südwesten Deutschlands für Sonnenschein. Mehr Glück hatte hingegen die Wetterpatin von Hoch „PETRALILLI“. Ihr Hoch wurde bereits am 17. September getauft und wandert nunmehr schon stolze drei Wochen über die „Berliner Wetterkarte“.

Wittern Sie nun die Chance für ein Weihnachtsgeschenk? Dann müssen Sie sich ein wenig beeilen. Die Listen der Namen für 2026 füllen sich allmählich und manche Buchstaben sind schon komplett vergeben. Besonders Namen mit seltenen Anfangsbuchstaben wie „Q“, „X“ oder „Y“ sind aber auch noch recht kurzfristig zu ergattern. Im kommenden Jahr sind Hochs übrigens wieder männlich und Tiefs weiblich.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Von „mysteriösen“ Barometermeldungen und Absinkinversionen

Egal, wo man in Deutschland am heutigen Dienstag auf das Barometer schaut, das Ergebnis ist eindeutig: Ein Luftdruck jenseits der 1020 hPa, gepaart mit Bezeichnungen wie „schön“ und Symbolen, die klar in Richtung Sonne anstatt Wolken gehen. Die Wetterkarte bestätigt zumindest die Druckwerte. Hoch RITA ist dort aktuell im Bereich Nordfrankreich/Süddeutschland zu finden.

Und was zeigt der Blick aus dem Fenster? Grauer Himmel! Dazu gibt es in Südostbayern abklingenden Dauerregen beziehungsweise Schneefall in den Hochlagen. Im Norden zieht im Tagesverlauf Regen auf, der sich in den Osten verlagert. Und auch sonst kann es vereinzelt mal einen Tropfen aus dem dichten Gewölk geben. Schön? Beständig? Fehlanzeige! Was ist nun also „kaputt“? Das Wetter oder die Barometer?

„Weder, noch.“ ist natürlich die Antwort. Grund Nr. 1: Es ist einfach Herbst. Und je weiter das Jahr voranschreitet beziehungsweise je tiefer der Sonnenhöchststand ist, desto schwieriger wird es für die Sonne, die in den immer längeren Nächten entstehenden Nebelfelder „wegzuheizen“. Der zweite Grund für das Grau ist über dem Nordmeer zu finden. Dort schickt ein großräumiger Tiefdruckkomplex immer wieder seine Ausläufer mit sehr feuchter und daher wolkenreicher Luft bis nach Deutschland.

Schauen wir uns zur Verdeutlichung den Radiosondenaufstieg aus Idar-Oberstein vom heutigen Dienstagmorgen, 8 Uhr (MESZ) an (Abbildung 1). Ganz kurz zur Erklärung: Das Diagramm zeigt den vertikalen Verlauf der Temperatur (durchgezogene schwarze Linie) und des Taupunkts (strichlierte schwarze Linie; Maß für die Luftfeuchtigkeit). Auf der unteren, horizontalen Diagrammachse ist die Temperatur in Grad Celsius aufgeführt und auf der linken, vertikalen Achse der Luftdruck in hPa (mit der Höhe abnehmend). Die Temperatur bleibt entlang der roten, von unten nach rechts oben verlaufenden Linien konstant. Mehr dazu finden Sie zum Beispiel im Thema des Tages vom 03.07.2020.

Barometermeldungen 1

Radiosondenaufstieg aus Idar-Oberstein vom 7.10.2025, 8 Uhr (MESZ).

Man sieht schön, dass die Luft bis 800 hPa (etwa 1700 m über Grund) gesättigt ist. Taupunkt- und Temperaturkurve fallen also quasi zusammen oder anders ausgedrückt: Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt 100 %. Bis hierhin reichen damit auch die dichten Wolken, denn darüber gehen die beiden Kurven wieder deutlich auseinander. Die Luft wird also immer trockener.

Zudem kann man erkennen, dass sich zwei Inversionen, also Schichten, in denen die Temperatur mit der Höhe zunimmt, ausbilden konnten (eine bei rund 875 hPa und eine weitere bei 800 hPa). Innerhalb einer Inversion sind die Luftschichten von denen darüber entkoppelt und ein vertikaler Luftaustausch wird verhindert. Sehr interessant ist vor allem die obere der beiden Inversionen, denn für diese ist Hoch RITA verantwortlich. Sie ist durch das Absinken der Luft innerhalb von RITA und der damit verbundenen Erwärmung der Luft entstanden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Absinkinversion. Deutlicher wird diese Entwicklung, wenn man sich zum Vergleich noch den Radiosondenaufstieg aus Idar-Oberstein vom gestrigen Montagabend, 20 Uhr (MESZ) ansieht (Abbildung 2).

Barometermeldungen 2

Radiosondenaufstieg aus Idar-Oberstein vom 6.10.2025, 20 Uhr (MESZ).

Hier war die Luft zwischen 850 hPa und 500 hPa, also etwa zwischen 1500 und 5000 m über Grund, mehr oder weniger durchweg gesättigt, ehe sie begann nachhaltig abzutrocknen. Zudem lag die Temperatur über die mittlere und untere Troposphäre hinweg (etwa zwischen 400 und 950 hPa) um ein paar Grad niedriger als 12 Stunden später (z. B. 800 hPa: 20 Uhr/3,5 Grad, 8 Uhr/6,2 Grad). Durch den zunehmenden Einfluss von RITA und dem damit verbundenen Absinken konnte sich die Luft also einerseits erwärmen und andererseits von oben her abtrocknen.

Und zum Abschluss noch ein Blick auf die Prognose des vertikalen Temperatur- und Feuchteverlaufs für Idar-Oberstein in der kommenden Nacht zum Mittwoch um 2 Uhr (MESZ). Die Erwärmung und Abtrocknung schreiten weiter voran. In 800 hPa sollen es dann schon 10 Grad sein und die Sättigung nur noch bis etwa 130 m über Grund reichen. Dabei handelt es sich dann um Nebel beziehungsweise Hochnebel – typisch Herbst eben.

Barometermeldungen 3

Prognose eines Radiosondenaufstiegs (ICON) aus Idar-Oberstein vom 8.10.2025, 2 Uhr (MESZ).

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Herbstliche Wetterwoche

Am vergangenen Wochenende bestimmte Sturmtief DETELF das Wettergeschehen. Wie auch im gestrigen Thema des Tages beschrieben, sorgte das Tief in Deutschland verbreitet für starke bis stürmische Böen, im Bergland und an den Küsten traten zeitweise schwere Sturmböen auf. Mittlerweile hat sich DETLEF abgeschwächt und liegt mit seinem Drehzentrum über der südlichen Ostsee und am heutigen Abend über Nordpolen. Im Nordosten treten heute tagsüber noch zeitweise starke, an der Ostsee oder in exponierten Berglagen auch teils noch stürmische Böen auf. Im Laufe des Nachmittages sorgt die weitere Abschwächung und Südostverlagerung aber für ein rasches Abflauen des Windes.

Herbstliche Wetterwoche 1

Bodenwetterkarte vom 06.10.2025, 00 UTC (Quelle:DWD/FU Berlin)

Über Westeuropa hat sich mittlerweile Hoch RITA breitgemacht. Zwischen diesen beiden Druckgebilden, also Tief DETELF und Hoch RITA, stellt sich nun eine nordwestliche bis nördliche Strömung ein, die eine sehr feuchte Luftmasse nach Deutschland führt. In einem Streifen von der Nordsee bis zu den Alpen bildet sich im weiteren Verlauf des heutigen Montags ein Niederschlagband aus, das bis in die Mittags- und Nachmittagsstunden des morgigen Dienstages insbesondere am östlichen Alpenrand gestaut wird. Dort kommt es zu anhaltendem Niederschlag. Oberhalb etwa 1500 m fällt dabei zunächst Schnee, allerdings steigt die Schneefallgrenze in der kommenden Nacht zum Dienstag recht rasch auf über 2000 m an. Entsprechende Dauerregenwarnungen wurden daher bereits ausgegeben. Die nördliche Anströmung der Alpen lässt im Verlauf des Dienstages nach, da sich das Hochdruckgebiet mit seinem Schwerpunkt noch etwas nach Osten verlagert. Damit klingen dann die Niederschläge am östlichen Alpenrand allmählich ab.

Herbstliche Wetterwoche 2

48-stündige Niederschlagsmenge am Alpenrand ab 06.10.2025, 7 Uhr MESZ (Quelle:.DWD)

Herbstliche Wetterwoche 3

48-stündige Neuschneemenge am Alpenrand ab 06.10.2025, 8 Uhr MESZ (Quelle:DWD)

Insgesamt stellt sich relativ ruhiges, aber häufig herbstlich trübes Wetter ein. Die nördlichen Landesteile verbleiben am Rande der Frontalzone, so dass Frontensysteme der Tiefdruckzone über Nordeuropa streifen und damit überwiegend dichte Bewölkung und zeitweiligen Regen bringen. In der Mitte und im Süden dominiert Hoch RITA und damit höherer Luftdruck. Allerdings dürfte in der eingesickerten, feuchten Luftmasse auch dort häufig Nebel oder Hochnebel vorherrschen, der sich in Anbetracht der Jahreszeit und geringer Luftbewegung recht zäh halten kann. Sonnenchancen ergeben sich am ehesten im Westen und Südwesten und dort wahrscheinlich vor allem in etwas höheren Lagen, die dann aus dem Nebel- oder Hochnebelmeer herausschauen. Eine grundlegende Änderung dieser Druckkonstellation deutet sich auch in der zweiten Wochenhälfte bisher nicht an, so dass sich an den relativ ruhigen, aber herbstlichen und häufig trüben Aussichten wahrscheinlich kaum etwas ändert.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Orkan DETLEF – Phönix aus der Asche

Jede gute Geschichte beginnt am Anfang, und der Anfang dieser Entstehungsgeschichte liegt bereits 10 Tage zurück. Zunächst muss nämlich der Verlauf eines ganz anderen Wetterphänomens betrachtet werden – die Entwicklung des Hurrikans HUMBERTO. HUMBERTO wurde am 25. September zum Tropensturm ernannt und erreichte vom 27. auf den 28. September seinen Höhepunkt als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometer pro Stunde. Danach schwächte sich der Hurrikan ab und verlor sein charakteristisches Auge. Am 01. Oktober verlor er dann auch seinen Status als Hurrikan. Es war keinerlei Zirkulation mehr vorhanden. Der Hurrikan war quasi tot und nur noch die feuchtwarmen Überreste des „Kopfes“, sichtbar als großer Wolkencluster, zog mit der Höhenströmung entlang der Frontallinie nach Nordosten.

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Satellitenbild vom 01. Oktober 2025 über dem Nordatlantik mit eingezeichneter Zugbahn des Hurrikans HUMBERTO.

Orkan DETLEF 2

Vertikalschnitt durch die „Überreste“ des Hurrikans HUMBERTO am 01. Oktober 2025 um 18 UTC

Orkan DETLEF3

Vertikalschnitt durch die „Überreste“ des Hurrikans HUMBERTO am 02. Oktober 2025 um 12 UTC.

Doch wie heißt es so schön: „Die Totgeglaubten leben am längsten.“ Am Tag der Deutschen Einheit stieg er wie ein Phönix aus der Asche. Ein neues Tief entwickelte sich im Bodendruckfeld und nahm die übrig gebliebene Energie des ehemaligen Hurrikans dankbar auf. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zog das Tief angetrieben vom Jetstream in der Höhe über den Nordatlantik ostwärts und nahm Kurs auf Irland. Dabei vertiefte sich der Sturm an der Vorderseite eines Höhentroges und mit der zusätzlichen Feuchte des ehemaligen Tropensturms. Der Kerndruck lag am 03. Oktober 2025 um 00 UTC bei etwa 995 hPa. Innerhalb von 12 Stunden fiel der Kerndruck des Sturms bereits um mehr als 20 hPa. Als Orkan traf das Tief dann den Nordwesten Irlands. Seinen tiefsten Druck über Großbritannien erreichte der Orkan in der Nacht zum Samstag. Bei den Shetland-Inseln wurden 947,9 hPa gemessen – ein neuer Oktoberrekord für Großbritannien. Den Berechnungen zufolge fiel der Druck des Orkans im weiteren Verlauf mit Verlagerung des Kerns nach Nordosten noch weiter unter 945 hPa. Messungen über See gab es aber nicht.

Nicht nur beim Luftdruck wurden in Großbritannien Rekorde gebrochen, auch die Windgeschwindigkeiten hatten es in sich. In Magilligan in Nordirland wurden 92 Knoten, also knapp 150 Kilometer pro Stunde gemessen, auch ein Oktoberrekord. In Tiree, einem Ort in Schottland, lag die gemessene Spitzenböe sogar mit 96 Knoten etwas über 150 Kilometer pro Stunde. Im Vergleich dazu lagen die Windgeschwindigkeiten in Deutschland am gestrigen Samstag deutlich darunter. Aber auch hier war es stürmisch. Verbreitet blies der Wind in Böen zwischen 60 und 80 Kilometer pro Stunde. An der Nordseeküste und in Gipfellagen traten schwere Sturmböen um 100 Kilometer pro Stunde auf.

Orkan DETLEF 4

Satellitenfilm der Entwicklung des internationalen Sturms AMY (in Deutschland DETLEF) über Irland bis zu den Shetlandinseln.

Aktuell befindet sich das Tief über Südnorwegen und ist dabei, sich wieder abzuschwächen. Im Tagesverlauf des heutigen Sonntags zieht das Tief über Dänemark hinweg bis zur südlichen Ostsee. Die Annäherung des Tiefs führt trotz Abschwächung noch dazu, dass die Winde auch heute vor allem an der Nordseeküste bis in den Sturmbereich auffrischen. Zusätzlich gilt für die Nordsee und auch für die Elbmündung und Hamburg eine Sturmflutwarnung des BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrologie).

Dass das Tief diese Zugbahn nimmt, war lange unklar. Die Modellprognosen konnten bereits einige Tage im Voraus die Entwicklung des Tiefs bis zu den Shetland-Inseln recht gut simulieren. Doch dann schieden sich die Geister. Selbst am Freitag gab es noch sehr große Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen. Während ein Teil der Modelle das Tief über die Norwegische See abziehen ließ, entschied sich ein anderer Teil für die nun tatsächlich zutreffende Zugbahn zur Ostsee. Es gab sogar Modellläufe, die waren sich so uneins, dass das Tief in den Prognosen gar nicht verlagert wurde. Dort verhungerte das Tief einfach vor der norwegischen Küste.

Am morgigen Montag liegt das bereits stark abgeschwächte Sturmtief über der südlichen Ostsee. Im Nordosten Deutschlands werden dadurch erneut auffrischende Winde erwartet, die im Laufe des Nachmittags jedoch wieder rasch abflauen. Von Westen bäumt sich ein großräumiger und mit warmer Luft gefüllter Hochdruckkeil von Spanien bis nach Skandinavien hin auf. Auf der Vorderseite des Keils zieht das Tief weiter nach Süden und beginnt sich dabei aufzufüllen. Über dem Bergland Polens wird noch die letzte Feuchtigkeit herausgepresst. Aber von antizyklonaler Höhenströmung überlaufen, hat der ehemalige Orkan, der aus der Energie eines ehemaligen Hurrikans profitiert hat, nun keine Chance mehr. Am Dienstag wird er über Südpolen nun endgültig austrocknen und damit sein Ende finden.

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Sonne, Erde, Jahreszeiten

Von klein auf kennen wir die vier Jahreszeiten, Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Das typische Wetter unterscheidet sich von Jahreszeit zu Jahreszeit stark. Ist es im Sommer oft heiß oder gewittrig, ist es im Winter dagegen kalt und windig. Der Herbst hat seine sonnigen Seiten und kann mit seiner farbenprächtigen Natur glänzen, jedoch genauso windiges, trübes, nebliges oder regnerisches Wetter mit sich bringen. Dass der Frühling ebenso viele verschiedene Seiten hat, ist sowieso offensichtlich mit dem April als Inbegriff der Sprunghaftigkeit: „Der April, der macht was er will.“

Und was treibt diese alljährliche Wettermaschinerie an? Natürlich die Sonne und die Umlaufbahn der Erde um diese herum.

Das erste der berühmten Keplerschen Gesetze besagt, dass sich die Erde (und auch jeder andere Planet) auf einer elliptischen Bahn um die Sonne bewegt. Dabei steht die Sonne in einem der Brennpunkte. Der Bahnpunkt, der die größte Entfernung zur Sonne aufweist wird dabei „Aphel“ genannt, der sonnennächste Punkt „Perihel“. Nun stellt sich die Frage, an welchem Tag des Jahres die Erde diese Punkte passiert. Wollen Sie raten? Die Antwort finden Sie am Ende dieses Thema des Tages.

Sonne Erde Jahreszeiten 1

Darstellung der Umlaufbahn der Erde um die Sonne mit Jahreszeitenbeginn. (Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbahn#/media/Datei:Four_season_german_infotext.svg (04.10.2025)

Die Entfernung zur Sonne spielt also für die Jahreszeiten eine nur untergeordnete Rolle. Was also zeichnet den Erdorbit noch aus? Das Zauberwort ist die Ekliptik. Diese beschreibt, dass die Erdumlaufbahn gegenüber der Erdachse geneigt ist. Dieser Neigungswinkel beträgt 23,5° und findet sich beispielsweise bei Globen (tatsächlich die Mehrzahl von Globus) wieder, die ebenfalls nicht „gerade“ dastehen. Während sich die Erde um die Sonne bewegt, führt diese Ekliptik nun dazu, dass ein halbes Jahr lang die Nordhalbkugel der Sonne zugewandt ist und die anderen sechs Monate die Südhalbkugel. Die Zeitpunkte des Wechsels werden durch die Tag-und-Nachtgleichen markiert. Sie fallen auf den 21. März und den 23. September. Der Tag des höchsten Sonnenstandes (in Bezug auf die Nordhalbkugel) ist der 21. Juni und der des niedrigsten der 21. Dezember. Diese Tage könnten Ihnen bekannt vorkommen, denn sie markieren den Sommer- bzw. Winteranfang im kalendarischen Sinne. Auf den ersten Blick vielleicht etwas unintuitiv, aber das bedeutet auch, dass ab dem Sommerbeginn die Tage wieder kürzer werden.

Sonne Erde Jahreszeiten 2

Darstellung der Ekliptik der Erdumlaufbahn. (Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a3/Ecliptic.svg (04.10.2025)

Spannenderweise ist die Erdumlaufbahn nicht konstant. Sie unterliegt gewissen Veränderungen. Beispielsweise ändert sich das Perihel und gleichzeitig der Frühlingspunkt. Alle etwa 12000 Jahre fallen Perihel und Sommeranfang zusammen. Wenn sich jemand dann die Frage stellt, warum es Sommer wird, der wird vielleicht irrtümlich auf die Antwort kommen, dass die Entfernung zwischen Erde und Sonne ausschlaggebend sei. Für dieses Thema des Tages hat das zur Folge, dass die untenstehende Antwort strenggenommen nur eine Momentaufnahme ist und eigentlich lauten müsste: Das Datum, an dem die Erde Aphel und Perihel durchläuft, ist nicht konstant, sondern ändert sich in regelmäßigen (astronomischen) Zeitintervallen.

Antwort auf die Frage im Text:

Das Aphel wird am 03. Januar, das Perihel am 03. Juli erreicht.

M.Sc. Fabian Chow
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.10.2025
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Wetterwende am Feiertagswochenende

Heute vor 35 Jahren trat die Deutsche Demokratische Republik (DDR) dem Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland (BRD) bei. Seitdem ist der 03. Oktober ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland. Die zentrale Gedenkfeier wird in diesem Jahr in Saarbrücken abgehalten.

Am 03. Oktober 1990 beeinflusste ein Tief nördlich der Britischen Inseln das Wetter in Deutschland. Mit einer südwestlichen Strömung gelangte warme Luft in den Südwesten Deutschlands. Am Oberrhein und Neckar konnten sommerliche Höchstwerte von 24 bis 27 Grad Celsius verzeichnet werden. In der Mitte Deutschlands hielten sich teils zähe Nebel- und Hochnebelfelder, während in den übrigen Landesteilen vielfach die Sonne schien. Die Höchsttemperatur erreichte dabei Werte zwischen 15 und 23 Grad Celsius, im Dauergrau auch darunter. Im Nachmittagsverlauf zogen von Nordwesten allmählich Wolkenfelder herein. In der Nacht zum 04. Oktober kamen in der Nordwesthälfte dann teils kräftige Schauer und Gewitter auf und sorgten so für ein feuchtfröhliches Feuerwerk der etwas anderen Art.

Auf der anderen Seite des Atlantiks wird am heutigen 03. Oktober in den USA der Tag des Herbstlaubs begangen. Leider ist wenig über diesen kuriosen Feiertag bekannt, dies gilt sowohl für den Initiator als auch das Einführungsjahr. Auch warum der Tag des Herbstlaubs immer auf den 03. Oktober fällt, ist nicht überliefert. Wie die prächtigen Gelb- und Rottöne an den Laubbäumen zustande kommen, kann im Thema des Tages vom 20. September 2025 nachgelesen werden.

Am Sonntag, den 05. Oktober, wird dann das Erntedankfest begangen. Nach der Ernte im Herbst wird Gott für die Gaben gedankt und daran erinnert, dass gute Ernteerträge trotz der einst mühevollen Arbeit nicht allein in Menschenhand liegen. In der Kirche wird ein Erntealtar aus Getreide sowie Garten- und Feldfrüchten zusammengestellt oder eine Erntekrone aus Getreide oder Weinstöcken in einer Prozession durch den Ort getragen.

Doch wie gestaltet sich das Wetter an diesem Feiertagswochenende? Ist es vergleichbar mit dem von vor 35 Jahren?

Zusammengefasst schonmal vorneweg: Ein sonniger Osten und ein stärker bewölkter Westen sind auch für den heutigen Tag der Deutschen Einheit zutreffend, auch wenn das Niveau bei den Höchsttemperaturen mit Werten zwischen 12 und 17 Grad deutlich gedämpfter ist als noch vor 35 Jahren.

Doch betrachten wir die aktuelle Wetterlage einmal genauer. In der Osthälfte Deutschlands zeigt sich vielerorts die Sonne an einem nahezu wolkenfreien Himmel. Beim Blick in die Bodendruckkarte findet sich mit dem Hoch PETRALILLY auch schnell die Verantwortliche für das dort ruhige, herbstliche Wettergeschehen.

Allerdings gibt es auch Regionen, in denen sich der nächtliche Nebel länger halten konnte. So gab es insbesondere im Süden, der Mitte und im Osten einige Gebiete, die erst im Laufe des Vormittags die Sonne zu Gesicht bekamen.

Dieses ruhige Herbstwetter hält aber nicht mehr lange an, denn auf dem Nordatlantik wurde bereits am Mittwoch ein neues Tief geboren. Dieses ging aus dem Zusammenspiel des Hurrikans IMELDA und des ehemaligen Hurrikans HUMBERTO hervor und wurde auf den Namen DETLEF getauft. International ist das Tief auch als AMY bekannt. DETLEF respektive AMY zog rasch über den Atlantik hinweg, intensivierte sich dabei und erreicht im heutigen Tagesverlauf als Orkantief die Britischen Inseln.

Wetterwende am Feiertagswochenende 1

Prognosekarte Bodendruck und Lage der Fronten mit Namen der steuernden Hoch- und Tiefdruckgebiete für den heutigen Freitag, den 03.10.2025 12 UTC

Der derzeit hierzulande noch vorherrschende Hochdruck hat diesem Tief nur wenig entgegenzusetzen. Entsprechend dominiert in der Folge der tiefe Luftdruck das Wettergeschehen und leitet einen wechselhafteren Witterungsabschnitt ein. So greifen bereits hohe Wolkenfelder auf die Westhälfte über – die Vorboten der Tiefausläufer. In der Nacht zum Samstag folgt dann teils schauerartiger Regen, der uns im Laufe des Samstags südostwärts überquert.

Wetterwende am Feiertagswochenende 2

Von drei verschiedenen Modellen vorhergesagte 12-stündige Niederschlagsmengen bis Samstagmittag

Dabei frischt der Wind kräftig auf. Bereits am heutigen Freitag sind erste Windböen auf den Nordseeinseln spürbar, in der Nacht zum Samstag verstärkt sich der Wind dann an den Küsten und im Bergland. Auch im Westen und Nordwesten treten erste Windböen auf. Am Samstag tagsüber greift das Windfeld auf ganz Deutschland über. Insbesondere an der dann durchziehenden Kaltfront von Tief DETLEF kann der Wind im Tagesverlauf vorübergehend stark bis stürmisch auffrischen. An den Küsten sowie im höheren Bergland ist teils schwerer Sturm zu erwarten.

Wetterwende am Feiertagswochenende 3

Von drei verschiedenen Modellen vorhergesagte maximale Windböen am Samstagmittag

Am Sonntag stellt sich dann verbreitet Schauerwetter ein. Zudem muss erneut mit Windböen gerechnet werden. Im Bergland und an den Küsten bleibt es weiterhin stürmisch.

Insgesamt steht also ein wechselhaftes und windiges, teils stürmisches Wochenende bevor. Der schwere Sturm, den die Wettermodelle vor ein paar Tagen noch landesweit vorhersagten, betrifft nur noch einige Küstenabschnitte sowie die höchsten Gipfel. Grund hierfür ist die Zugbahn des Tiefs. Diese verläuft nun deutlich weiter nördlich als ursprünglich angenommen, sodass das Windfeld in Deutschland schwächer ausfällt.

In der neuen Woche setzt sich das wechselhafte Wetter fort, wobei der Parameter Wind dann noch vorrangig an den Küsten und auf den Bergen ein Thema bleibt. In einer westlichen Strömung können weitere Tiefausläufer auf Deutschland übergreifen. Nach Südwesten und Süden zu steigt jedoch wieder der Hochdruckeinfluss, sodass sich dort auch öfter die Sonne zeigen kann.

M.Sc.-Meteorologen Tanja Egerer und Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Deutschlandwetter im September 2025

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im September 2025*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Greifswalder Oie Mecklenburg-Vorpommern 16,7 °C +2,5 Grad
2 Helgoland Schleswig-Holstein 16,6 °C +1,7 Grad
3 Magdeburg Sachsen-Anhalt 16,3 °C +2,5 Grad

Besonders kalte Orte im September 2025*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 10,8 °C +0,9 Grad
2 Carlsfeld Sachsen 11,2 °C +1,4 Grad
3 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 11,2 °C +1,5 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im September 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Elzach-Fisnacht Baden-Württemberg 223,2 l/m² 240 %
2 Olsdorf Rheinland-Pfalz 208,2 l/m² 304 %
3 Trier-Zewen Rheinland-Pfalz 200,3 l/m² 364 %

Besonders trockene Orte im September 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Winsen/Luhe-Stöckte Niedersachsen 15,2 l/m² 26 %
2 Faßberg Niedersachsen 20,7 l/m² 34 %
3 Rosengarten-Klecken Niedersachsen 22,4 l/m² 31 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im September 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Arkona Mecklenburg-Vorpommern 236 Stunden 139 %
2 Fehmarn Schleswig-Holstein 227 Stunden 142 %
3 Barth Mecklenburg-Vorpommern 227 Stunden 138 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im September 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Kleiner Feldberg/Taunus Hessen 110 Stunden 76 %
2 Schlüchtern-Herolz Hessen 113 Stunden 77 %
3 Obersulm-Willsbach Baden-Württemberg 116 Stunden 67 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

Die Sonnenscheindauer wird seit August 2024 teilweise aus Satellitendaten abgeleitet.

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
(int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Monatsmittelwertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der
jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsrückblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Offenbach, 02.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Tornados 2025 | Wer entscheidet, ob es ein Tornado war oder nicht?

Einleitung

Die Tornadosaison 2025 nähert sich allmählich dem Ende. Zwar hat das Jahr noch ganze drei Monate, gleichwohl treten in diesen drei Monaten im Schnitt über die letzten 25 Jahre nur drei Tornados auf. Die Hauptaktivitätsmonate (Mai bis September) liegen damit hinter uns.

Zwischenbilanz 2025

Es ist also an der Zeit, einen Blick auf die bisherige Bilanz der Tornadosaison 2025 zu werfen. Gesammelt werden alle bestätigten Tornadofälle in der Europäischen Unwetterdatenbank (eswd.eu). Für Deutschland stehen in der Datenbank bisher 36 bestätigte Fälle. Darüber hinaus gibt es noch verschiedene Verdachtsfälle, die aktuell noch in der Diskussion stehen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass noch ein paar dieser Fälle bestätigt werden. Nimmt man noch die durchschnittlich drei Fälle hinzu, die zwischen Oktober und Dezember auftreten, landen wir am Ende irgendwo zwischen 40 und 45 Tornados. Damit würden wir in der Bilanz leicht unterdurchschnittlich liegen.

Im Schnitt über die letzten 25 Jahre kommt es in Deutschland zu 49 Tornadofällen, wovon etwa 18 über Wasser auftreten – also Wasserhosen sind. Der Hauptgrund für die voraussichtlich eher unterdurchschnittliche Saison ist vor allem die Gewitterarmut. Es gab in den Hauptsommermonaten so wenig Blitze wie lange nicht mehr (siehe dazu auch: https://www.tagesschau.de/inland/blitze-unwetter-100.html).

Tornados 2025 1

Das Bild zeigt die Verteilung der bisher bestätigten Tornadofälle 2025 unterteilt nach Intensität.

Statistiken 2025

Schaut man noch etwas tiefer in die Statistik, so sieht man, dass insgesamt 13 der bisher bestätigten 36 Fälle über Wasser aufgetreten sind, es sich also um sogenannte Wasserhosen handelte. Das sind etwas mehr als ein Drittel aller Tornados und passt sehr gut zu den vieljährigen Mittelwerten.

Betrachtet man die Stärkeverteilung, so gibt es für 18 Tornados keine Stärkeangabe (meist Wasserhosen). Vier Fälle waren schwach und richteten keine größeren Schäden an (IF0 und IF0.5 – siehe auch https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2024/4/11.html). Weitere zwölf Fälle waren schon kräftiger (IF1: 7 bzw. IF1.5: 5). Insgesamt zwei Fälle können als starke Tornados der Intensität IF2 eingestuft werden. Einer dieser Fälle lag in Kreuzbruch nördlich von Berlin (26.06.), ein anderer ereignete sich in Donaustetten bei Ulm am 04.06. Der aktivste Monat im Jahr 2025 war der Juli. In diesem Monat gab es ganze 13 Tornados, wobei neun davon Wasserhosen waren.

Tornados 2025 2

Auf dem Bild sieht man die monatliche Verteilung der Tornadofallzahlen 2025 im Vergleich zum Mittelwert 2000 bis 2024.

Untersuchung von Verdachtsfällen

Wie angesprochen gibt es noch einige Verdachtsfälle, die derzeit näher untersucht werden. Aber wie funktioniert das überhaupt? Im Thema des Tages über die Tornadoforschung in Deutschland (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/9/18.html) wurde bereits erläutert, dass die verschiedenen Experten und Gruppen, die sich mit Tornados beschäftigen, begonnen haben, noch enger miteinander zu kooperieren. Noch hat die Vereinigung keinen offiziellen Namen, man könnte sie aber als „Tornado-Kompetenzzentrum Deutschland“ bezeichnen. In diesem ist auch der DWD mit seiner Tornado-Expertengruppe vertreten. Der Austausch findet über eine virtuelle Kommunikationsplattform im Internet statt.

Sobald einer der Beteiligten Informationen über einen Tornadoverdacht in Deutschland erhält oder findet, werden diese in einem Diskussionsthread geteilt und unter den verschiedenen Beteiligten diskutiert. Vorliegende Informationen können Fotos/Videos von einem potenziellen Wirbel, Schadensbilder oder Augenzeugenberichte sein. Ein klassisches Beispiel ist auch ein Zeitungsbericht über eine potenzielle Windhose (nicht Windrose!). Oft spricht die Polizei oder Feuerwehr nach starken Windereignissen sofort von einem Tornado, ohne (verständlicherweise) die genauen Hintergründe zu kennen.

Genaues Vorgehen bei der Bestätigung von Verdachstsfällen

Erreicht das Kompetenzzentrum nun ein Verdachtsfall, gibt es verschiedene Kriterien, die geprüft werden. Zunächst einmal wird geschaut, ob der Fall plausibel ist. Eine Frage ist, ob an dem Tag die Zutaten für das Auftreten von Tornados erfüllt gewesen sind (siehe auch: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/7/19.html). Dann wird mit Hilfe von Radarbildern überprüft, ob es zum Zeitpunkt in der Gegend eine rotierende Gewitterzelle gab.

Im nächsten Schritt werden die Augenzeugenberichte und Foto- bzw. Videodokumentationen näher unter die Lupe genommen. Zum einen wird die Intensität des Ereignisses ermittelt, zum anderen wird geschaut, ob die Schäden eher nach einem Tornado oder nach einem Fallwind aussehen. Hilfreich sind zudem (zusätzliche) Aufnahmen des Wolkenwirbels selbst. Wenn keine Bilder vorliegen, können auch hochaufgelöste Satellitenbilder herangezogen und nach Tornadoschneisen durchsucht werden.
Zu guter Letzt werden einige der gemeldeten Verdachtsfälle vom Team Torkud (Tornado-Kartierung und Untersuchung in Deutschland) oder anderen Expertinnen und Experten der Gruppe vor Ort untersucht und dokumentiert. Dafür werden nicht nur Gespräche mit Augenzeugen geführt, sondern mit Hilfe einer Drohne hochaufgelöste Aufnahmen des Schadensbildes gemacht.

All diese Informationen werden zusammengetragen, miteinander in Verbindung gebracht und diskutiert. Am Ende wird unter Zuhilfenahme einer objektiven Punktematrix der Fall entweder bestätigt, nicht bestätigt oder als Verdachtsfall weitergeführt. Um ein Beispiel zu nennen: Liegt ein Foto einer Trichterwolke vor, gibt es gleichzeitig dokumentierte Schäden, die zeitlich damit in Verbindung stehen, und gibt es zusätzlich Hinweise aus Radarbildern, so wird der Fall bestätigt. Wurden Schäden dokumentiert, es liegt aber keine Aufnahme des Wirbels vor und auch die Radarbilder lassen keine eindeutige Aussage zu, dann kann der Fall nicht bestätigt werden.

Mithilfe

Die Arbeit des neuen Kompetenzzentrums geht ganzjährig weiter. Erst zu Beginn des neuen Jahres wird die Anzahl der Tornados 2025 feststehen. Man darf gespannt sein, wie viele bis dahin noch bestätigt werden können und ob noch weitere bis Dezember hinzukommen. Eine Übersicht, wo auch die Verdachtsfälle gelistet sind, findet sich hier: https://tornadoliste.de. Sie können mit Informationen, Bildern und Berichten helfen. Schreiben Sie einfach an tornado@dwd.de.

Dipl.-Met. Marcus Beyer

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.10.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Mystische Herbststimmung an den heimischen Seen

Der Herbst zählt nicht unbedingt zu den Lieblingsjahreszeiten der Deutschen (Sommer und Frühling führen in einer solchen Umfrage deutlich vor den anderen beiden Jahreszeiten), allerdings wird dieser nach Ansicht des Autors oft unter seinem Wert geschlagen. Wenn die Natur durch die nun tiefer stehende Sonne in sanftes Licht getaucht wird und die Blätter warme Farben annehmen, kann man diese Stimmung herrlich in sich aufsaugen und vielleicht für den Winter konservieren.

Im heutigen Thema des Tages soll aber nicht die herbstliche Blattverfärbung im Mittelpunkt stehen, sondern viel eher ein besonderes Phänomen an den heimischen Seen. Besonders Frühaufsteher können aktuell häufig den saisonal auftretenden sogenannten „Seerauch“ beobachten. Dabei steigen Fragmente von Nebelschwaden von der Seeoberfläche auf und verschwinden anschließend relativ schnell. Der sich ständig bewegende Seerauch ist eine besondere Nebelform und gehört zur Klasse der Verdunstungsnebel.

Mystische Herbststimmung an den heimischen Seen 1

Seerauch

Wenn relativ warmes Wasser mit deutlich kälterer Umgebungsluft in Berührung kommt, resultieren daraus Verdunstungseffekte. Einer dünnen Luftschicht über dem See wird dabei unter Erwärmung Wasserdampf zugeführt. Damit einhergehend findet aber gerade über den größeren Seen eine starke Labilisierung der untersten Atmosphärenschicht statt, denn die nun erwärmte Luft steigt auf und mischt sich mit der relativ dazu kälteren Umgebungsluft. Bei diesem Mischungsvorgang kondensiert der Wasserdampf und der Seerauch entsteht. Da die kalte und trockenere Luft aber deutlich überwiegt, folgt beim weiteren vertikalen Aufsteigen der feuchten Luft rasch wieder die Verdunstung der Wassertröpfchen. Daher entsteht aus Seerauch in vielen Fällen auch kein „richtiger“ Nebel.

Allerdings können tief liegende Inversionen dafür sorgen, dass die dünne Luftschicht darunter langsam mit erhöhter Feuchte angereichert wird. Bei einem sehr großen See mit einem hohen Wasserdampfangebot passiert es dann ab und zu, dass es zur erneuten Kondensation kommt. Die Inversion als atmosphärische Sperrschicht verhindert nun aber das weitere Aufsteigen der Luftpakete und damit die Einmischung von kalter, trockener Umgebungsluft. Infolgedessen entsteht eine dünne (Hoch-) Nebelschicht, die aber Ende September mit Hilfe der Sonneneinstrahlung im Tagesverlauf häufig noch aufgelöst wird.

Mystische Herbststimmung an den heimischen Seen 2

Vorhersagekarte für Mittwoch, 01.10.2025, 12 UTC

Für den atmosphärischen Effekt des Seerauchs ist die nun bevorstehende Wetterlage ideal. Der Hochdruckeinfluss nimmt nun stetig zu und sorgt für teils klare Nächte. Außerdem gelangt Deutschland auf die „kalte“ Flanke des ausgedehnten Hochs PETRALILLY über Nordosteuropa und dessen Adjutant, der Hochdruckzone QUINN II über Mitteleuropa. Dabei wird trockene und kühle Festlandsluft herangeführt, die in den kommenden Nächten verbreitet für Frost in Bodennähe, stellenweise auch in einer Höhe von 2 m („Luftfrost“) sorgt. Die heimischen Seen weisen aber noch relativ hohe Wassertemperaturen auf. Am Chiemsee und am Bodensee wurden beispielsweise heute Früh Temperaturen von etwas über 17 Grad gemessen, an manchen kleineren See werden sogar noch Werte von knapp 20 Grad registriert. Außerdem spielt der Wind keine große Rolle, damit wären die Bedingungen für Seerauch gegeben.

Aus aktueller Sicht wird dies aber ein eher kurzes Vergnügen sein, denn ab Freitag könnte wieder etwas Schwung in unsere Wetterküche kommen. Der dann ehemalige(!) Hurrikan HUMBERTO erreicht die Britischen Inseln und sorgt von Westen her für eine zunehmend wechselhafte Witterung, auch Wind- und Sturmböen könnten das kommende Wochenende prägen. Allerdings sind sich die verschiedenen Wettermodelle diesbezüglich noch nicht einig, daher muss für dezidierte Prognosen noch etwas abgewartet werden. Daher sollte zunächst das Motto lauten: den herbstlichen Hochdruckeinfluss genießen.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst