Niederschläge im November

Die erste Hälfte des Novembers ist bereits schon wieder vorbei. Die Sonne zeigte sich gefühlt nur selten und das Himmelsbild war von sehr viel Grau geprägt. Mancherorts wurde die Hälfte der für November durchschnittlichen Sonnenscheindauer bereits erreicht, wobei das Soll im November generell recht niedrig liegt. In weiten Teilen Deutschlands war es hingegen ziemlich trüb. Sonnenanbeter hofften oftmals vergeblich darauf, dass sich Nebel- und Hochnebelfelder auflösen würden und die Novembersonne somit wenigstens zeitweise zum Vorschein käme. Teilweise liegt die für November aufsummierte Sonnenscheindauer bei einem Drittel des Solls, teilweise aber auch bei einem Viertel und weniger.
Doch nicht nur diese graue “Suppe” sorgte für eine ungemütliche Stimmung. Zeit- und gebietsweise trat (teils auch mäßiger) Sprühregen auf, große Mengen kamen hierbei aber meist nicht zusammen. Doch wie viel Niederschlag fiel in den vergangenen zwei Wochen tatsächlich?
Wetterstationen können hierbei Aufschluss geben, wie viel Niederschlag genau an einem bestimmten Punkt in einer gewissen Zeit gefallen ist. Allerdings kann man durch Wetterstationen nur ein unzureichendes Bild davon bekommen, wie viel Niederschlag in der Fläche gefallen ist. Auch können teilweise kräftige Niederschläge nicht erfasst werden, wenn sie nicht gerade über eine Wetterstation hinwegziehen. Die Lösung für dieses Problem sind die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen seit dem 01. November bis zum vergangenen Sonntagmorgen. Sonntagmorgen deshalb, weil sich seit dem vergangenen Wochenende die Wetterlage umgestellt hat, dergestalt, dass tiefer Luftdruck die Regie über unser Wetter übernommen hat. Insbesondere in den mittleren Landesteilen sind dadurch gebietsweise 10 bis 30 Liter pro Quadratmeter dazugekommen.

DWD Niederschlaege im November

Zusammenfassend lässt sich für den oben genannten Zeitraum sagen, dass sehr wenig Nass von oben kam. Dass sich die wenigen Niederschläge zudem nicht gleichmäßig über Deutschland verteilen, liegt in der Natur der Sache.
Hierbei stechen direkt die östlichen und südöstlichen Landesteile ins Auge, die bis zum vergangenen Wochenende meist keinerlei oder nur geringe Niederschläge abbekommen haben.
Im Durchschnitt fallen im Monat November 50 bis 90 Liter pro Quadratmeter. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Niederschlagsmengen seit dem 01. November bis zum vergangenen Sonntagmorgen relativ zum vieljährigen Mittel.

DWD Niederschlaege im November 1

Nur lokal wurde bereits die Hälfte der für November durchschnittlichen Niederschlagsmenge erreicht, punktuell auch etwas mehr. Ansonsten dominieren aber die Farben Orange und Rot. Dies bedeutet, dass die aufsummierten Niederschlagsmengen oftmals noch nicht einmal einem Viertel des Monatssolls entsprechen.
Wie oben erwähnt, hat sich die Wetterlage in den vergangenen Tagen umgestellt. Das “langweilige” Hochdruckwetter mit Nebel und Hochnebel wurde von “spannenderem” Wetter mit Niederschlägen und Wind abgelöst. Und wie sieht es in den kommenden Tagen hinsichtlich Niederschlag aus?
Am heutigen Dienstag ist es zunächst einmal das Sturmtief QUITERIA, das Schwung in die Wetterküche bringt. Ein ausführlicher Bericht zu QUITERIA findet sich auch im  Dieses hat schauerartig verstärkte Regenfälle im Gepäck, die sich ausgehend vom Westen allmählich ost- und südostwärts verlagern. Zudem sind einzelne kurze Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. In den südlichen, westlichen und zentralen Mittelgebirgen regnet es dabei teils länger anhaltend. Auf der kalten Nordseite des Tiefdruckkerns ist in den nördlichen Landesteilen auch Schneeregen oder Schnee aufgetreten. Insbesondere in einem Streifen südlich von Hamburg bis nach Vorpommern konnte sich gebietsweise eine dünne Nassschneedecke ausbilden.
In der Nacht zum Mittwoch regnet es in der Südosthälfte weiter, die Niederschläge ziehen sich aber allmählich in Richtung Alpen zurück. Dort ist dann auch bei gleichzeitig sinkender Schneefallgrenze zum Morgen hin mit teils kräftigen und länger anhaltenden Schneefällen zu rechnen.
Auf der Rückseite des Tiefs gelangt eine kühle und zu Schauern neigende Polarluft zu uns. Dadurch gestaltet sich das Wetter in den kommenden Tagen wechselhaft. Wiederholt treten Schauer auf, auch einzelne kurze Gewitter sind möglich. Diese können dabei in Form von Regen-, Schneeregen-, Schnee- oder Graupelschauern auftreten. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Niederschläge der kommenden Tage das Niederschlagsdefizit seit Monatsbeginn kompensieren können.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Einiges los beim Wetter

Bereits am heutigen Montag zeigt sich das Wetter tendenziell wechselhaft: Im Norden treten bei wechselnder Bewölkung wiederholt Schauer auf, vor allem an den Küsten können sich auch einzelne Gewitter bilden. Von der Mitte bis in den Süden ist es dicht bewölkt und es regnet häufig. Dazwischen zeigen sich auch größere Auflockerungen und es bleibt meist trocken. Ganz im Süden überwiegt ebenfalls wechselnde, teils lockere Bewölkung, vor allem am Alpenrand scheint zeitweise die Sonne und es bleibt weitgehend trocken. Dazu weht gebietsweise ein böiger Wind.

 

DWD Einiges los beim Wetter

Interessanter ist aber ein aktuell noch westlich der Britischen Inseln liegendes Tief namens QUITERIA, das sich im Verlauf des morgigen Dienstags über den Norden Deutschlands ost-/nordostwärts verlagert.

DWD Einiges los beim Wetter

QUITERIA hat dabei unterschiedliche, teils dann auch warnwürdige Wettererscheinungen im Gepäck: Auf der Südflanke des Tiefs lebt bereits ausgangs der Nacht bzw. in den Frühstunden der Wind deutlich auf. In der Mitte und im Süden muss dann bis in die zweite Tageshälfte recht verbreitet mit stürmischen Böen bzw. Sturmböen gerechnet werden, im Bergland mit schweren Sturmböen, in einigen Gipfellagen Orkanböen. Im Laufe der Nacht setzen zudem von Westen Niederschläge ein. Diese stehen im Zusammenhang mit der Warmfront des Tiefs und breiten sich ostwärts aus. Anfangs kann dabei im Bergland noch Schnee fallen und auch in den Tälern der östlichen Mittelgebirge sind Glätteerscheinungen wie gefrierende Nässe oder vereinzelt gefrierender Regen möglich. In der recht milden Luftmasse auf der Tiefsüdseite steigt die Schneefallgrenze aber rasch an, so dass tagsüber dort meist Regen fällt. Dieser Regen hält teils länger an, vor allem in Staulagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge muss mit Dauerregen gerechnet werden.

Anders sieht es auf der kalten Nordseite des Tiefs aus. Über dem Norden Deutschlands fallen die Niederschläge häufiger bis in tiefe Lagen als Schnee. Diese Schneefälle beginnen ausgangs der Nacht bzw. Dienstagfrüh im Nordwesten und verlagern sich tagsüber ostwärts über Teile Niedersachsens und die Altmark in Richtung Mecklenburg-Vorpommern. Eventuell sind auch Hamburg und das südliche Schleswig-Holstein betroffen, bezüglich der genauen Lage dieses Schneefallgebietes gibt es aber noch Unsicherheiten. Auch wenn die Böden tendenziell noch recht warm sind, kann sich je nach Schneefallintensität zumindest vorübergehend eine dünne Schnee- oder Schneematschdecke mit entsprechender Glättegefahr bilden. Die Kaltfront von QUITERIA sorgt im Nachmittagsverlauf von Nordwesten/Westen für einen Übergang in Schauer, direkt an der Kaltfront kann es dabei im Westen und Südwesten nachmittags auch Gewitter geben und der Wind lebt gelegentlich noch etwas kräftiger auf, so dass neben Sturmböen auch in tiefen Lagen die ein oder andere schwere Sturmböe nicht ausgeschlossen werden kann.

Anschließend dominiert die auf der Rückseite des Tiefs einfließende polare Luftmasse, in der es im Wochenverlauf wiederholt zu Schauern kommt, die je nach Intensität bis in tiefe Lagen häufig als Schnee fallen. In tieferen Lagen ist dabei die Ausbildung einer Schneedecke aufgrund der noch warmen Böden recht unwahrscheinlich bzw. nicht von langer Dauer, im Bergland dürfte es aber zunehmend winterlich werden. Die Tageshöchstwerte bleiben im niedrigen einstelligen Bereich, im Bergland bei Werten um oder auch leicht unter dem Gefrierpunkt. Nachts muss häufig mit leichtem Frost und streckenweise mit Glätte entweder durch Schnee oder auch gefrierende Nässe gerechnet werden.

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der Winter fällt aus!

In der Natur hat der Winter bereits begonnen, was in der Phänologie durch den genau pünktlichen Beginn der Leitphase des Blattfalls der Stiel-Eiche mit dem 7. November 2024 belegt ist (siehe Link am Ende des Textes). In 2 Wochen beginnt am 1. Dezember dann auch für die Meteorologen der Winter, der kalendarische (astronomische) ist auf den 21. Dezember um 10.19 Uhr MEZ terminiert. Stellt sich also die Frage, wie das Wetter in diesem Winter wird? Glaubt man den Medien, fällt der Winter entweder komplett aus oder aber es gibt massive Kälte mit viel Schnee (“Arctic Outbreak“).

Und was denken die Wissenschaftler? Diese nutzen Computermodelle für Langfristvorhersagen. Dabei werden andere Ansätze verfolgt als in den Modellen für die kurz- und mittelfristigen Wettervorhersagen der nächsten maximal 10 bis 14 Tage. So spielen etwa Temperaturanomalien großer Meeresflächen eine gewichtigere Rolle. In einem Zeitraum von bis zu 14 Tagen haben diese Anomalien nur geringe Auswirkungen, in einem längeren Zeitraum von beispielsweise 3 Monaten dagegen schon. Deshalb werden neben dem Atmosphärenmodell auch die Prozesse im Ozean berechnet.

Winter-Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes: 0,5 bis 1,5 Grad zu mild

Der Deutsche Wetterdienst stellt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und dem Max Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) im Rahmen des Deutschen Klimavorhersagesystems bzw. des German Climate Forecast System (GCFS) eine auf Computerberechnungen gestützte Jahreszeitenvorhersage bereit. Diese finden Sie ebenfalls im Anschluss an dieses Thema des Tages. Dort können Sie auch weitere Informationen zum Thema abrufen. Auf der erscheinenden Internetseite werden die für Deutschland vorhergesagten Abweichungen der Temperatur für vier verschiedene dreimonatige Zeiträume als Grafiken abgebildet, jeweils im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991-2020. Aktuell sind in der oberen rechten Grafik die Abweichungen für die Wintermonate Dezember, Januar und Februar (DJF) dargestellt. Tatsächlich wird für diesen Zeitraum ein zu milder Winter angenommen, da es in der Grafik häufig hellbraune bis braune Punkte über Deutschland gibt. Diese zeigen in 2 Klassen eine positive Abweichung der Temperatur von 0,5 bis 1,5 Grad an (Stand: 06.11.2024).

DWD Der Winter faellt aus

Winter-Vorhersage des Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage: 1 bis 2 Grad zu mild

Beim Modell des europäischen Wetterdienstes EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) in Reading (Großbritannien) gibt es ebenfalls Jahreszeitenvorhersagen (siehe Link am Ende des Textes). Mit der Wintervorhersage vom 01.11.2024 wird für Deutschland allgemein eine positive Abweichung von 1 bis 2 Grad prognostiziert, womit sie sogar noch etwas milder ausfällt als die Vorhersage des DWD. Der leicht verschiedene Referenzzeitraum (1993-2016) dürfte dabei nicht allzu schwer ins Gewicht fallen.

DWD Der Winter faellt aus 1

Winter-Vorhersage des amerikanischen Wetterdienstes NOAA: 1 bis 2 Grad zu mild

Und auch das Langfristmodell CVFv2 (Coupled forecast system model version 2) des amerikanischen Wetterdienstes NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) schlägt die gleichen Töne an (siehe Link am Ende des Textes). Für Deutschland wird dort mit der neuesten Vorhersage wie beim EZMW eine positive Abweichung von 1 bis 2 Grad zum klimatologischen Mittelwert der Jahre 1990-2020 erwartet.

DWD Der Winter faellt aus 2

Bleibt für die Winterfans zu hoffen, dass sich die Prognosen nicht bewahrheiten oder es zumindest phasenweise winterlich wird. Eine Hoffnung könnte sein, dass den Jahreszeitenvorhersagen über Europa bisher häufiger keine sonderlich gute Performance bescheinigt werden konnte. Hintergrund dafür ist, dass die für die Langfristvorhersagen komplexen Prozesse und Wechselwirkungen durch die Modelle vor allem in den gemäßigten Breiten bis dato noch nicht vollumfänglich erfasst werden können (siehe dazu auch das ). Im tropischen Pazifik beispielsweise funktioniert die Jahreszeitenvorhersage allgemein besser. Das ambitionierte Ziel der Forscher ist es deshalb, die Jahreszeitenvorhersage weiter zu verbessern, sodass es eines Tages vielleicht tatsächlich heißen könnte: “Wir erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen kalten Winter”. Bis dahin müssen wir uns weiterhin überraschen lassen oder uns mit den hier vorgestellten groben und nur bedingt zuverlässigen Trends begnügen.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Herbstliche Heizung aus dem Boden

In diesen Tagen findet man wieder häufiger das Wort “Schnee” in den Wetterberichten. Zwar müssen wir bis zum meteorologischen Winteranfang noch ein wenig warten, phänologisch betrachtet (Entwicklungsstadium der Pflanzen berücksichtigend) befinden wir uns jedoch schon seit dem 07.11.24 im Winter. Wie dem auch sei, der erste Schnee im Herbst hält sich meist nicht lange und schmilzt rasch wieder weg, teilweise sogar, obwohl die Lufttemperatur nahe oder unter dem Gefrierpunkt liegt. Wie kommt das?

Grund hierfür ist der sogenannte “Bodenwärmestrom”. Dieser beschreibt den Wärmetransport im Erdboden, der durch eine Temperaturdifferenz zwischen dem oberflächennahen Untergrund und den tieferen Bodenschichten hervorgerufen wird. Wird die Erdoberfläche tagsüber von der Sonne stark erwärmt, erfolgt ein Wärmetransport in tiefere Bodenschichten. Die dort gespeicherte Wärme kann dann beispielsweise in der Nacht durch Ausstrahlung wieder abgegeben werden. Bei langen Frostperioden sitzt der Frost teilweise tief im Boden, sodass selbst bei einer Milderung der Luft und einer damit einhergehenden Erwärmung der oberen Bodenschichten die tieferen Schichten weiter kühlend entgegenwirken.

Nicht nur die bodennahe Luft, auch der Erdboden ist somit von einem gewissen Tagesgang beeinflusst. Allerdings ist die Änderung der Bodentemperatur mit zunehmender Tiefe wesentlich geringer als die der Lufttemperatur. Zudem benötigt die Wärme auch etwas Zeit, um tiefere Bodenschichten zu erreichen. Somit wird das tageszeitliche Temperaturmaximum in tieferen Bodenschichten etwas später erreicht. Ähnlich sieht der Jahresgang aus. Während oberflächennahe Bodenschichten höhere Maxima und Minima aufweisen, sind die Temperaturschwankungen in tieferen Bodenschichten deutlich geringer. Auch hier zeigt sich eine gewisse Verzögerung in Bezug auf das Erreichen des Temperaturmaximums.

DWD Herbstliche Heizung aus dem Boden

Natürlich spielt bei Tages- und Jahresgang aber nicht nur die solare Einstrahlung eine wichtige Rolle. Die Zusammensetzung des Bodens ist ebenfalls von großer Bedeutung. So bestimmt diese die Aufnahme- und Wärmeleitfähigkeit sowie die Kapazität, Wärme zu speichern und später wieder abzugeben. Reflektiert die Erdoberfläche aufgrund ihrer Färbung, ihrer Oberflächenstruktur oder ihrer Zusammensetzung mehr Wärme zurück in die Atmosphäre, wird weniger vom Erdboden aufgenommen. Auch ablaufende chemische, physikalische oder biologische Prozesse können die Temperatur im Boden beeinflussen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Wassergehalt des Bodens. Feuchte oder nasse Böden erwärmen sich aufgrund der Eigenschaften des Wassers langsamer, können die Wärmeenergie aber dafür besser speichern. Trockene Böden können sich dagegen deutlich schneller erwärmen. Allerdings speichern diese die Wärme weniger gut und geben sie schneller wieder ab. Mit zunehmender Erdbodentiefe lässt der Einfluss der Sonneneinstrahlung auch deutlich nach. Dort wird der Effekt der aufsteigenden Erdwärme aus dem Erdinnern stärker.

DWD Herbstliche Heizung aus dem Boden

Die Unterschiede, die sich aus den verschiedenen Bodenbeschaffenheiten ergeben, lassen sich in den kommenden Tagen sicherlich wieder häufiger beobachten. So sind insbesondere in mittleren und höheren Lagen Schneefälle angekündigt. Je nach Höhenlage wird der Schnee beispielsweise auf Wiesen oftmals länger liegen bleiben, während er auf Pflastersteinen und Straßen rasch wieder abtaut – falls er überhaupt liegen bleibt. Pflastersteine oder Teer haben eine größere Wärmeleitfähigkeit, sodass der noch warme Boden seine Wärme schneller Richtung Erdoberfläche transportieren kann.

DWD Herbstliche Heizung aus dem Boden 1

Wenngleich es in den Modellprognosen so aussieht, der Bodenwärmestrom wird bei den grobmaschigen, weniger hoch aufgelösten Wettermodellen nicht berücksichtigt. Dennoch gibt es eine gewisse Diskrepanz zwischen dem akkumulierten Schneefall und der am Dienstagmorgen vorherrschenden Schneedecke in den Vorhersagen. Im Bereich der Mittelgebirge fallen bis Dienstagmorgen laut dem deutschen ICON-Modell rund 10, in den Alpen um 20 Zentimeter Neuschnee. Die Schneehöhe am Dienstagmorgen zeigt jedoch ein anderes Bild. So wird sich zu diesem Zeitpunkt lediglich oberhalb von 800 bis 1000 m eine Schneedecke ausgebildet haben, die in ihrer Höhe nicht einmal der Hälfte der vorhersagten Schneemenge entspricht. Dies lässt sich in den Wettermodellen auf die milden Lufttemperaturen zurückführen, auch wenn der Bodenwärmestrom in Realität sicherlich auch seinen Teil zur anfänglichen Schneeschmelze beitragen wird.

 

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.11.2024
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Kommt es nächste Woche zu einem Wintereinbruch?

Auch am heutigen Freitag sorgt eine ausgeprägte Hochdruckzone vom Atlantik ausgehend über die Britischen Inseln bis nach Südosteuropa für ruhiges Herbstwetter. Häufig startete der Tag mit hochnebelartiger Bewölkung aus der stellenweise sogar leichter Nieselregen fiel. Lediglich im Südwesten und im Lee einiger Mittelgebirge gibt es im Laufe des Tages stellenweise auch größere Auflockerungen. Vom Südschwarzwald bis zum Alpenrand scheint die Sonne gebietsweise auch schon von der Früh weg. Die Temperaturen liegen dabei bei typischen Werten für Mitte November – häufig im Bereich von 6 bis 12 Grad.

DWD Kommt es naechste Woche zu einem Wintereinbruch

Am Wochenende deutet sich eine Änderung der Großwetterlage an. Dann schwächt sich die Hochdruckzone über Mitteleuropa allmählich ab. Gleichzeitig verlagert sich ein kräftiges Sturmtief mit dem Namen PAULINE vom Nordmeer in Richtung Skandinavien. Damit wird auf der Rückseite von PAULINE der Weg frei für maritime Polarluft. Mit der Kaltfront des Sturmtiefs setzen ab Samstagnachmittag im Norden Niederschläge ein, die sich am Sonntag unter leichter Abschwächung auch in die Südhälfte ausbreiten. In den Mittelgebirgen fällt oberhalb von etwa 700 Metern Schnee. Rückseitig der Kaltfront setzt sich in der recht labil geschichteten Luftmasse Schauerwetter durch. Im Nordwesten und vor allem an der Nordsee ist stellenweise auch Blitz und Donner mit von der Partie. Zudem frischt der Wind ordentlich auf. An den Küsten und im Bergland sind einzelne Sturmböen möglich.

Das ist aber erst ein kleiner Vorgeschmack auf die kommende Woche. Richtig Spannung kommt zum Dienstag auf. Dann verlagert sich ein Sturmtief von den Britischen Inseln in Richtung Ostsee. Auf der Vorderseite des Tiefs wird vorübergehend deutlich mildere Luft herangeführt. Damit geht der Schneefall auch in den Gipfellagen der Mittelgebirge zunächst wieder in Regen über. Neben den Niederschlägen wird im Laufe des Dienstags vor allem auch der Wind ein Thema sein. Denn auf der Südseite des Sturmtiefs nehmen die Druckunterschiede deutlich zu. Dies wird durch kräftigen Wind ausgeglichen. Ob uns in der Nordwesthälfte und im Norden eine ausgewachsene Sturmlage droht oder es nur zu vereinzelten stürmischen Böen kommt ist alles andere als abgemachte Sache. Sowohl bei der Zugbahn als auch bei der Intensivierung des Tiefs bestehen noch einige Unsicherheiten in der Modellwelt!

Kommt es naechste Woche zu einem Wintereinbruch

Im Laufe des Dienstags überquert zudem die Kaltfront des Sturmtiefs das Land. Dann treten kräftige Regenfälle auf. Gleichzeitig wird auf der Rückseite erneut ein Schwall maritimer Polarluft nach Deutschland geführt, sodass der Regen in den Mittelgebirgen zunehmend in Schnee übergeht. Hinter der Kaltfront folgen kräftige Schauer. Auch einzelne Gewitter sind nicht ausgeschlossen. Dann ist kräftiger Schneeregen oder Schneefall zumindest kurzzeitig bis ins Flachland möglich. Gerade in der Nacht zum Mittwoch ist somit auch eine vorübergehende Schneedecke in den Niederungen nicht ausgeschlossen. Nach einem nachhaltigen Wintereinbruch im Tiefland sieht es aktuell aber nicht aus! In den etwas höheren Lagen und vor allem im Bergland wird es aber winterlich mit weiteren Schneefällen.

DWD Kommt es naechste Woche zu einem Wintereinbruch 1

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.11.2024
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Schlechte Zeit zum Sternegucken

Meteorströme sind als eine Art Teilchenwolke zu verstehen und werden auch als Meteorschauer oder Sternschnuppenschwärme bezeichnet. Bei diesen Teilchen handelt es sich meist um Staub oder auch um eishaltige Gesteinsreste eines Kometen. Im Fall der Leoniden handelt es sich um den Kometen 55P/Tempel-Tuttle. Durchquert die Erde auf ihrer Umlaufbahn einen solchen Meteorstrom, so können diese Teilchen in die Erdatmosphäre eindringen. Aufgrund der hohen Reibung fangen diese an zu glühen. Dieses Glühen nehmen wir dann als Sternschnuppen wahr.

Die Leoniden haben ihren Anfangspunkt (Radiant) im Sternbild Löwe, welches namensgebend für diesen Meteorstrom ist. Die ersten Sternschnuppen der Leoniden könnte man bereits des Nachts beobachten, wenn die Bewölkung mitspielen würde. Die Aktivität nimmt nun allmählich von Tag zu Tag zu, bis in der Nacht vom 17. auf den 18. November das Maximum erreicht wird. Dennoch können dann auch nur wenige Sternschnuppen pro Stunde beobachtet werden, denn die Sternschnuppen der Leoniden sind zum einen sehr schnell und zum anderen weist dieser Meteorstrom nur ein sehr schwach ausgeprägtes Maximum auf. Üblicherweise werden höchstens 10 Sternschnuppen pro Stunde erreicht, dies allerdings auch nur bei wirklich sehr guten Sichtbedingungen. Durch Lichtverschmutzung wird die Maximalanzahl deutlich reduziert. In meist unregelmäßigen Abständen gibt es aber auch Jahre, in denen eine deutlich höhere Anzahl verzeichnet werden kann.

Ab dem 18. November nimmt die Aktivität allmählich wieder ab und Ende November endet dann die Zeit der Leoniden. Ein Trost für alle Sternschnuppenfans ist sicherlich die Tatsache, dass bereits ab dem 04. Dezember die ersten Sternschnuppen der Geminiden zu erwarten sind. Ein Vorteil an den Geminiden ist unter anderem, dass auch schon in den Abendstunden Sternschnuppen beobachtet werden können. Zudem ist der Meteorstrom der Geminiden wesentlich stärker ausgeprägt als der der Leoniden.

Doch wie sieht es in den kommenden Nächten hinsichtlich der Sichtbedingungen aus, auch wenn es noch ein paar Tage bis zum Leoniden-Maximum dauert? Da in der Nacht vom 15. auf den 16. November der Vollmond die Nacht erhellt, sieht es dahingehend eher schlecht zum Sternegucken aus.

Auch hinsichtlich der Bewölkung gibt es leider keine guten Nachrichten, denn nicht nur am Tage, sondern auch des Nachts ziehen viele Wolken über den Himmel. Die ein oder andere Wolkenlücke, die sich möglicherweise in der starken Bewölkung auftut, ist schwer zu lokalisieren und auch nicht zwangsläufig von langer Dauer. Zudem besteht beim Warten auf eine Wolkenlücke durchaus die Möglichkeit, dass einem ein Tropfen auf die Nase fällt.

In der kommenden Nacht zum Freitag nieselt es aus meist dichter Bewölkung gebietsweise. Insbesondere im Südwesten bildet sich örtlich Nebel. In Küstennähe kann man vorübergehend tatsächlich auf größere Wolkenlücken hoffen.

DWD Schlechte Zeit zum Sternegucken

In der darauffolgenden Nacht zum Samstag bleibt es im Norden und Nordosten meist wolkenverhangen mit örtlichem Sprühregen. Von Süden her klart es gebietsweise auf, nachfolgend kann sich aber oftmals Nebel bilden.

Ausgehend vom Norden weitet sich der Tiefdruckeinfluss ab der Nacht zum Sonntag dann über das ganze Land aus. Im Norden und Nordwesten ist es daher bedeckt und es regnet zeitweise. Der Regen kommt im Laufe der Nacht zum Sonntag langsam bis zur Mitte voran. Ansonsten ist es teils hochnebelartig bewölkt, teils klar und niederschlagsfrei. An der Donau bildet sich gebietsweise Nebel.

DWD Schlechte Zeit zum Sternegucken 1

In der Nacht zum Montag, also in der Nacht des Leoniden-Maximums, ziehen dann abermals ausgedehnte Wolkenfelder mit Regen über den Himmel.

 

M.Sc. Meteorologin Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.11.2024
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Die Dauerhochlage findet ein Ende

Seit Wochen beherrscht hoher Luftdruck unser Wetter. Ausnahmen durch Tiefausläufer, oder wie am heutigen Mittwoch ein Höhentief, sind nur von kurzer Dauer. Das Hoch regenerierte sich immer wieder. Auch nach dem heutigen Höhentief setzt sich der Hochdruck aus Westen und Nordwesten wieder durch. Allerdings manifestiert sich in den Wetterkarten ab dem Wochenende ein Wetterwechsel.

Das Hoch namens AZZEDINE erstreckt sich zum Ende der Woche als Brücke vom Nordatlantik über Mitteleuropa bis zum Balkan. Nördlich und südlich davon herrscht tiefer Luftdruck vor.

DWD Die Dauerhochlage findet ein Ende

Am Samstag weitet das kräftige Tief (Kerndruck voraussichtlich um 963 hPa) über Nordeuropa seinen Einfluss nach Südwesten hin aus und nimmt Verbindung mit einem Tief westlich der iberischen Halbinsel auf. Damit schnüren die Tiefs die Hochdruckbrücke ab. Ein Teil der Brücke verlagert sich südostwärts, der andere Teil zieht sich auf den Nordatlantik zurück. Übrig bleibt tiefer Luftdruck, der sich am Sonntag über weite Teile West- und Mitteleuropas ergießt.

DWD Die Dauerhochlage findet ein Ende 1

Auch zu Beginn der neuen Woche und nach derzeitigem Stand über die Wochenmitte hinaus bleibt der Tiefdruckeinfluss erhalten. Dabei ziehen immer wieder Randtiefs oder Tröge über uns hinweg, die verbreitet Regen bringen. Die Luft ist anfangs noch recht mild mit Höchstwerten tagsüber zwischen 8 und 12 Grad und frostfreien Nächten. Nach Wochenmitte kühlt es sich dann aber ab und im höheren Bergland kann es Schneefall geben.

Bei aller Freude über den Wetter(lagen)wechsel, muss man bedenken, dass Tiefdruckeinfluss nicht für sonniges und ruhiges Wetter bekannt ist. Es ist zwar nicht mehr einheitlich grau, aber die Wolken überwiegen insgesamt. Am ehesten kann man am Samstag und Sonntag in der Südhälfte des Landes Sonne erhaschen, und das auch nur dank Hoch AZZEDINE. Im Norden ist es trüb und bereits am Wochenende nass.

Mit dem Ausweiten des tiefen Luftdrucks nimmt der Druckgradient über Deutschland zu. Entsprechend frischt der Wind spürbar auf. Im Bergland und an den Küsten ist ab Samstag mit stürmischen Böen (Beaufort 8) zu rechnen. Zu Beginn der neuen Woche sind Sturmböen (Beaufort 9), auf den Gipfeln auch schwere Sturmböen (Beaufort 10) möglich. Dann können auch abseits von Bergen und Küsten steife Böen (Beaufort 7) auftreten. Nach einem veritablen Sturmtief oder einer überregionalen Sturmlage sieht es derzeit allerdings nicht aus.

DWD Die Dauerhochlage findet ein Ende 2

Fazit: Die Hochdrucklage findet ein Ende, allerdings wird das Wetter nicht “besser”, sondern lediglich anders.

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Welchen Wetterbericht nutzen Piloten?

Nachdem vor einigen Tagen der Frühdienst an der Flugwetterzentrale in Frankfurt beschrieben wurde geht es heute um ein grundlegendes Element in einem Dienst am Flughafen, nämlich um die Flugwetterübersicht, die insbesondere für Piloten verfasst wird. Während der allgemeine Wetterbericht Informationen zu Wetterlage, Bewölkung, Niederschlag, Temperaturen und Wind beinhaltet, tauchen in der Flugwetterübersicht noch mehr und einige spezifische Elemente auf.

Neben der Wetterlage wird selbstverständlich das Wettergeschehen beschrieben. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf den Bewölkungsverhältnissen und dem Niederschlag, dann wird die Sichtweite angegeben, die Wind- und Temperaturbedingungen in festen Höhen aufgelistet, die Turbulenz- und Vereisungsbedingungen betrachtet, die Nullgradgrenze benannt und Inversionen aufgeführt. Des Weiteren beinhaltet ein Flugwetterbericht auch noch Angaben zu Sonnenauf- und -untergang sowie Dämmerung. Sie sehen also, dass dieser Wetterbericht sehr komplex ist.

Nun wollen wir die einzelnen Elemente mal genauer unter die Lupe nehmen. Grundlegend erfolgen alle zeitlichen Angaben beim Flugwetter in UTC (Universal Time Coordinated). Die Wetterlage ist ähnlich zur Wetterlage in einem “herkömmlichen” Wetterbericht. Allerdings werden gerne noch die Bedingungen in der Grundschicht mit beschrieben. Beim Wettergeschehen ergeben sich deutliche Unterschiede. Auf die Bewölkungsverhältnisse wird beispielsweise äußerst detailliert eingegangen. Es wird dabei die Wolkenart sowie die vertikale Erstreckung der einzelnen Wolkenschichten beschrieben. Von besonderer Bedeutung sind die Wolkenuntergrenzen vor allem für Piloten, die auf Sicht fliegen. Außerdem wird darauf eingegangen, wie verbreitet die Bewölkung auftritt. Die Höhenangaben erfolgen hierbei immer in Fuß. Teils wird das Meeresniveau, teils aber auch die Geländehöhe als Referenzwert herangezogen. Des Weiteren werden im Wettergeschehen die am Boden auftretenden Niederschläge beschrieben, besonders Schnee, gefrierende Niederschläge und Hagel spielen eine große und wichtige Rolle. Dunst und Nebel finden im Wettergeschehen ebenfalls ihren Platz.

Die Sichtweite wird in Metern oder Kilometern angegeben und ist besonders bei eingeschränkten Sichtbedingungen durch Nebel, Sprühregen, Schnee oder starken Niederschlag immens wichtig.

Höhenwind- und -temperatur werden für feste Zeitpunkte und Gebiete in Tabellenform aufgelistet. Die Angaben der Windrichtung erfolgen hierbei in Grad und die Temperaturangaben in Grad Celsius.

Als nächster Punkt wird die Turbulenz in verschiedenen Höhen beschrieben. Besonders problematisch sind dabei Windrichtungs- und Windgeschwindigkeitsänderungen auf kleinem Raum sowohl horizontal als auch vertikal. Die unterschiedlichen Einstufungen sind leicht, moderat und stark. Diese Einstufungen gelten ebenso bei der Vereisung. Hier werden die Höhenbereiche beschrieben, in denen es zur Eisbildung am Flugzeug kommen kann. Je nach Flugzeugtyp wirken sich die Vereisung und die Turbulenz unterschiedlich stark auf das Flugverhalten aus.

Die Nullgradgrenze gibt die Höhe an, bei der der Gefrierpunkt erreicht wird, wobei mehrere Nullgradgrenzen möglich sind. Dies ist von großer Bedeutung, denn ab hier droht bei entsprechender Feuchte Eisansatz an den Flugzeugen.

Inversionen werden beschrieben, da mit ihnen eine Änderung der Luftdichte einhergeht und dies beispielsweise für den Schub oder auch das Startgewicht der Flugzeuge von Bedeutung sein kann.

Sie sehen also, dass die Flugwetterübersicht ein sehr komplexes Produkt ist und den Meteorologen vor einige Herausforderungen stellt.

Diplom Meteorologe Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.11.2024
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Der Äquator

Der Äquator teilt unsere Erde gewissermaßen in zwei Hälften: Die nördliche und die südliche Hemisphäre, was aus dem Griechischen kommt und einfach Halbkugel bedeutet. Man könnte ihn gewissermaßen als Spiegel bezeichnen. Viele großräumige atmosphärische Prozesse verlaufen auf der Nord- und Südhalbkugel quasi spiegelsymmetrisch.

Motor ist dabei zunächst einmal die Sonnenenergie. In den Tropen um den Äquator herum bekommt die Erde die meiste Sonnenenergie geliefert, während es an den Polen dahingehend eher dürftig aussieht. Um eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Wärme zu erreichen, muss diese also vom Äquator gesehen in Richtung der Pole transportiert werden. Dieser Transport wird in der Atmosphäre durch großräumige Luftzirkulationen, sogenannte Zellen gewährleistet. In Äquatornähe steigt die warme Luft auf und wird in der Höhe Richtung Pole transportiert, sinkt aber bereits in den Subtropen ab und strömt von dort zurück in Richtung Äquator. Diese Zelle nennt man Hadley-Zelle. Weitere großräumige Zirkulationszellen findet man in den mittleren Breiten (Ferrel-Zelle) und in der Nähe der Pole (Polare Zelle). Die Ferrel-Zelle kennzeichnet die Zone der stärksten Energieunterschiede und den Bereich größter Instabilität. Der effektive Wärmetransport erfolgt in diesem Bereich durch die bekannten, kleinräumigeren Wettersysteme wie Hoch- und Tiefdruckgebiete.

Diese Wettersysteme würden aber nicht funktionieren, wenn die Erde sich nicht drehen würde. Wenn sich in einem rotierenden System etwas bewegt, kommen nämlich sogenannte Scheinkräfte ins Spiel. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in der Mitte eines Kreisels und lassen einen Ball nach außen laufen. Was passiert? Er wird aus Ihrer Sicht und je nach Rotationsrichtung nach rechts oder links abgelenkt. Es handelt sich dabei um die Corioliskraft (übrigens nach dem Franzosen Gaspard Gustave de Coriolis benannt, weshalb das “s” eigentlich nicht mitgesprochen werden dürfte). Betrachtet man die Erde direkt von “oben” bzw. “unten”, erscheint sie ebenfalls wie ein nach links bzw. rechts drehender Kreisel, weswegen auf zumindest großräumige Luftbewegungen ebenfalls die Corioliskraft wirkt. Und damit kommen wir zur zweiten “Spiegelfunktion” des Äquators: Während direkt am Äquator keine Corioliskraft wirkt, werden die Luftbewegungen auf der Nordhemisphäre nach rechts und auf der Südhemisphäre nach links abgelenkt. Im Kern ist diese Kraft der Grund dafür, dass sich Hoch- und Tiefdruckgebiete drehen, und das eben im Norden andersherum als im Süden. Und auch die Ozeane bleiben von dieser Kraft nicht verschont. Dort gibt es ebenfalls große rotierende Systeme wie in der Atmosphäre.

Es gibt noch einige weitere Besonderheiten, die der Äquator bereithält, aber das würde den Rahmen sprengen. Der Äquator ist mehr als nur die reine geographische Trennung zwischen Nord und Süd.

Praktikantin Christina Kagel
in Zusammenarbeit mit
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Der weiße Regenbogen

Während der letzten Wochen wurde an dieser Stelle viel über die bis heute anhaltende Hochdruckwetterlage und des damit einhergehenden prognostischen Stellenwerts des Nebels bzw. Hochnebels geschrieben. Die Artikelschreiberinnen und -schreiber näherten sich dem Thema unter anderem von der naturwissenschaftlichen, der prognostischen, der religiösen oder auch von der lyrischen Seite. Nachdem die stabile Wetterlage zum Beginn der neuen Woche eine Unterbrechung erfährt, soll im heutigen Thema des Tages nochmal eine naturwissenschaftliche Eigenschaft des Nebels im Mittelpunkt stehen. Dafür tauchen wir ein wenig in die atmosphärische Optik ein.

Nebel besteht bekanntlich aus kondensiertem Wasserdampf in der bodennahen Luftschicht. Die dabei in der Luft schwebenden, gewöhnlich mikroskopisch kleinen Wassertröpfchen verringern dabei die Sichtweite in unterschiedlichen Intensitäten. Die daran beteiligten Tröpfchen weisen gewöhnlich einen Durchmesser von wenigen hundertstel Millimetern auf und sind daher deutlich kleiner als jene in einer typischen Wolke oder gar bei Regentropfen (Durchmesser im Bereich von wenigen Millimetern). Die vorherrschende Größe ist dabei von den unterschiedlichen Kondensationskeimen abhängig. Während bei der Lichtbrechung an größeren Tropfen der klassische, farbenfrohe Regenbogen (deutliche Abgrenzung der Farben) entsteht, ist der sogenannte „Nebelbogen“ optisch eindeutig unspektakulärer ausgeprägt. Verringert sich die Größe des Tröpfchenspektrums wird zunächst die Farbe Rot schwächer wahrgenommen.

DWD Der weisse Regenbogen

Ab Tröpfchengrößen von weniger als 50 Mikrometern (1 Mikrometer = 1/1000 Millimeter) überlagern sich die Regenbogenwinkel der einzelnen Spektralfarben zunehmend so, dass zusammen nur noch weißes Licht erkennbar ist. Ursächlich dafür ist, dass mit kleiner werdendem Durchmesser Beugungseffekte die Brechungseffekte immer stärker überlagern. Sind die Tröpfchen noch kleiner, dann wird der Bogen immer diffuser bzw. lichtschwächer und ist ab einer Größe von 5 Mikrometern kaum mehr erkennbar (dann auch Zunahme des Streuungsbeitrags). Der bei passenden Durchmessern entstandene Bogen ist weiß und sein Band etwa doppelt so breit wie bei einem “normalen” Regenbogen. An der Innenseite liegen manchmal noch Interferenzbögen, die je nach Tröpfchengröße weiß bis leicht rötlich sein können.

DWD Der weisse Regenbogen

Die Grafik rechts zeigt im Detail, wie sich die Farben und die Breite des Hauptregenbogens bei unterschiedlichen Tröpfchengrößen verändern. Es ist also möglich aus der Farbabfolge des beobachteten Bogens direkt auf das Tröpfchenspektrum zu schließen. Ein kräftiges Rot tritt dabei nur bei großen Regentropfen von mehr als 0,5 mm auf und ist damit primär ein sommerliches Phänomen. Deutlich erkennbar ist auch, dass der Regenbogen bei kleinen Tröpfchen deutlich breiter wird und vorwiegend in die Farbe Weiß abgleitet. Die besten Voraussetzungen für die Beobachtung eines Nebelbogens ist eine Nebelwand vor dem Beobachter mit der ungetrübten Sonne im Rücken. Bei Bodennebel kann man sich zur Abhilfe auf einen kleinen Hügel stellen und dann nach unten auf den Nebel schauen.

Die Chancen für die Beobachtung eines Nebelbogens sinken jedoch zu Beginn der neuen Woche vorübergehend. Ein kleinräumiges Tief, getauft wird es auf den Namen NELLY, zieht von der Nordsee in den Nordwesten Deutschlands und in der Nacht zum Dienstag unter Abschwächung zur Mitte. Damit einhergehend kommt schauerartiger Regen auf und der Wind frischt ganz leicht auf. Diese Kombination sorgt aber dafür, dass die Nebel- und Hochnebellage vorerst auch im Süden zu Ende geht. Anschließend stellt sich leichter Tiefdruckeinfluss ein. Eventuell steht aber schon ab der Mitte der neuen Woche eine neue Hochdruckphase ins Haus – das wäre eine neue Möglichkeit, Nebelbögen zu finden.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.11.2024
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