Wassersport sicherer machen: Neue Erkenntnisse zu Risiken und Ausbildung

Wassersport sicherer machen

Sicherheit auf dem Wasser: Warum Erfahrung allein nicht schützt

Die Zahl der Menschen, die in Deutschland einen Sportbootführerschein erwerben, steigt seit Jahren. Über 90.000 neue Scheine werden laut Bundesministerium für Digitales und Verkehr jährlich ausgestellt. Damit wächst auch die Zahl der Boote, die auf Binnen- und Küstengewässern unterwegs sind. Gleichzeitig mehren sich Berichte über gefährliche Situationen und Unfälle – ein Hinweis darauf, dass wachsende Begeisterung für den Wassersport immer auch ein erhöhtes Sicherheitsrisiko mit sich bringt.

Selbstbild und Realität klaffen auseinander

Eine aktuelle Untersuchung unter Bootsführerscheinanwärtern und erfahrenen Skippern macht deutlich, dass zwischen dem subjektiven Gefühl von Sicherheit und dem tatsächlichen Verhalten eine deutliche Lücke klafft. Viele Bootsführer halten ihre eigene Einschätzung von Risiken für verlässlich, bewerten andere jedoch als unvorsichtig oder unzureichend vorbereitet. Fachleute sprechen hier von einer kognitiven Verzerrung, die in der Psychologie als „Bias Blind Spot“ bezeichnet wird: Man traut sich selbst mehr zu, während man bei anderen strenger urteilt.

Dieses Muster ist keineswegs harmlos. Wer überzeugt ist, die eigene Sicherheit im Griff zu haben, kontrolliert oft weniger konsequent die Ausrüstung oder verzichtet auf regelmäßige Notfallübungen. Die Studie zeigt: Während nahezu alle Befragten Rettungswesten als unverzichtbar ansehen, prüft nur etwa die Hälfte diese vor jeder Fahrt.

Erfahrung schützt nicht automatisch

Erstaunlich ist auch, dass die Länge der Erfahrung kein verlässlicher Schutzfaktor ist. Routiniers auf dem Wasser neigen eher dazu, Gefahren zu unterschätzen. Wo zu Beginn noch eine kritische Aufmerksamkeit vorhanden war, tritt mit den Jahren Gewohnheit ein. Das zeigt sich auch bei Unfallanalysen der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung: Menschliche Fehler stehen an erster Stelle, deutlich vor technischen Defekten.

Damit bestätigt sich ein Befund, den auch internationale Sicherheitsbehörden wie die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs seit Jahren hervorheben: Technik kann helfen – entscheidend bleibt das Verhalten des Menschen.

Psychologische Faktoren gewinnen an Bedeutung

Ein interessantes Ergebnis der aktuellen Untersuchung ist die Rolle psychologischer Kompetenzen. Themen wie Kommunikation innerhalb der Crew, Entscheidungen unter Stress oder der Umgang mit Unsicherheit werden von den Befragten als wichtig erkannt. Gleichzeitig fehlen sie bislang in vielen Ausbildungskonzepten. Der Fokus liegt nach wie vor auf Theorie und klassischen Prüfungsfragen – weniger auf Soft Skills, die im Ernstfall über den Ausgang entscheiden können.

Dass dieser Aspekt künftig mehr Gewicht bekommen sollte, liegt auf der Hand. Wer unter Druck ruhig bleibt, klare Anweisungen gibt und die eigenen Grenzen realistisch einschätzt, erhöht die Sicherheit an Bord erheblich. Deshalb plädieren Experten dafür, psychologische Trainings systematisch in die Bootsausbildung zu integrieren.

Ausbildung im Wandel: Was braucht es für verbesserte Sicherheit?

Neben psychologischen Bausteinen rückt auch die Form der Ausbildung stärker in den Fokus. Viele Teilnehmer wünschen sich praxisnähere Inhalte, die Notfallszenarien realistisch abbilden. Übungen wie „Mann über Bord“, der Einsatz von Funkgeräten oder pyrotechnischen Notsignalen gehören in der Theorie zu den Standards, werden in der Praxis aber selten trainiert.

Ein Ansatz, der sich bereits abzeichnet, sind hybride Ausbildungsmodelle. Sie verbinden digitale Lernmodule mit praktischen Einheiten auf dem Wasser. Dadurch lassen sich theoretische Inhalte flexibel und ortsunabhängig vermitteln, während reale Trainingssituationen für Routine und Handlungssicherheit sorgen. Dieser Mix erleichtert nicht nur den Zugang zur Ausbildung, sondern trägt auch dazu bei, dass Sicherheitsstandards überall auf demselben Niveau vermittelt werden.

Fazit: Sicherheit auf dem Wasser erfordert mehr als funktionierende Technik

Die Begeisterung für den Wassersport wächst – und mit ihr die Verantwortung, Sicherheit nicht dem Zufall zu überlassen. Moderne Boote sind mit GPS, Funk und Rettungsmitteln ausgestattet. Doch Geräte allein verhindern keine Unfälle, wenn sie nicht beherrscht oder regelmäßig überprüft werden.

Die Lehren aus aktuellen Untersuchungen sind eindeutig: Menschliche Faktoren bleiben das größte Risiko auf dem Wasser. Wer sich nicht nur auf Routine oder Technik verlässt, sondern aktiv trainiert, reflektiert und psychologische Aspekte einbezieht, macht den entscheidenden Unterschied.

 

Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergründe

Vielerorts hängen sie sehr voll, was die Obstbäume landauf, landab betrifft. Teilweise sind sie sogar so gut bestückt, dass einzelne Äste unter der enormen Last abbrechen – mitsamt den Früchten.
Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so, und da reicht schon ein Blick zurück ins Jahr 2024. Damals gab es vor allem Ende April nochmals stärkere Nachtfröste um -5°C, obwohl die Bäume durch einen sehr warmen März schon in voller Blüte standen oder fertig belaubt waren. Hinzu kam lokal kräftiger Schneefall am 21. April, der beispielsweise in Osthessen Bäume brechen ließ und Teile der Ernte vernichtete.

Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergruende 1

Kräftiger Schneefall sorgte am 21. April 2024 wie hier in Osthessen zu teils massiven Schäden an der Vegetation.

Die Vorgeschichte für das Erntejahr 2025 sieht hingegen viel besser aus. Bereits im Herbst 2024 konnte eine positive klimatische Wasserbilanz verzeichnet werden, was vereinfacht gesagt bedeutet, dass den Pflanzen ausreichend Wasser zur Verfügung stand. Dies spiegelte sich auch in der Bodenfeuchte wider, die gebietsweise sogar überdurchschnittlich war.

Der Winter 2024/25 war dann vergleichsweise warm bis sehr warm, aber bis Februar zumindest zeitweise auch von Tiefdruckeinfluss mit Regenfällen geprägt, bevor es durch Hochdruck längere Zeit abtrocknete und die Bodenfeuchte (leicht) unterdurchschnittliche Werte annahm. Mit häufigen Frösten herrschte jedoch sowieso allgemeine Vegetationsruhe.

Dies änderte sich im März, als es langsam wärmer wurde. Hier setzte der Vegetationsbeginn später ein als in den letzten drei Jahren, was das Risiko von Frostschäden zur Blütezeit bereits minimierte. Im April und Mai gab es, pünktlich zum Austrieb der Pflanzen, wenigstens zeit- und gebietsweise Niederschläge sowie kühlere Temperaturen, sodass sich die Auswirkungen trotz eines deutlich zu trockenen Frühjahrs in Grenzen hielten. Viele Pflanzen konnten zudem noch von der Feuchtigkeit der Vergangenheit zehren. Lediglich das Sommergetreide hatte etwa im Nordosten zunächst Probleme zu keimen, da der Oberboden zu trocken war.

Von entscheidender Bedeutung war, dass in diesem Zeitraum kaum noch Nachtfrost mehr aufgetreten ist, der die Pflanzen hätte schädigen können und daher zu Einbußen in der Ernte geführt hätte. Lediglich im Osten und Südosten gab es am 23. und 24. Mai nochmals Frost, der teils zu Schäden an der Vegetation führte.

Der Sommer 2025 startet zunächst sonnig und niederschlagsarm, was vermeintlich erstmal darauf schließen ließ, dass es bedingt durch anhaltende Trockenheit zu Ernteausfällen kommen könnte. Im Juli jedoch änderte sich die Großwetterlage grundlegend. Es wurde unbeständiger und somit fiel der Juli deutlich nasser aus als die Vormonate. Zwar verzögerte sich teilweise die Ernte des reifen Getreides, meist lief sie dann aber ohne größere Komplikationen ab. Obstbäume profitierten ebenso von der Witterung, was nun im Herbst zu einer üppigen Ernte führt und führte.

Das Erntejahr 2025 und seine meteorologischen Hintergruende 2

Ein Mähdrescher erntet Getreide ab.

In Zahlen ausgedrückt konnte beim Hektarertrag von Getreide (ohne Mais) eine Steigerung von rund 12,7 Prozent verglichen zum Vorjahr und noch immer von rund 7,3 Prozent im Vergleich zum Schnitt von 2019 bis 2024 erzielt werden. Beim Obst- und Weinbau sieht es ähnlich vielversprechend aus: Bei der Apfelernte ist mit einem Zuwachs von rund 15,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und von 3,9 Prozent gegenüber dem mehrjährigen Schnitt zu rechnen. Die Kirschenernte war eine der besten seit vielen Jahren. Beim Wein gehen die Bauern ebenfalls von einer guten bis überdurchschnittlichen Ernte und einer guten Qualität des 2025er Jahrgangs aus. Es bleibt nur zu hoffen, dass die kommende Zeit nicht völlig ins Wasser fällt und eine zeitgerechte Ernte des Weins ermöglicht.

Insgesamt wird 2025 aber als gutes Erntejahr in Erinnerung bleiben.

M.Sc.- Meteorologe Oliver Reuter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Rückblick auf die teils extremen Niederschläge im Westen Deutschlands

Nach vorübergehendem Zwischenhocheinfluss am Wochenende erlangte das umfangreiche Tief WALTER zwischen Island und Schottland am Montag Einfluss auf Mitteleuropa und führte vorderseitig einer langsam nach Osten ziehenden und später schleifenden (sprich nahezu an Ort und Stelle verharrenden) Kaltfront warme und vor allem sehr feuchte Luftmassen nach Mitteleuropa, insbesondere in den Westen und Südwesten.

In dieser Luftmasse kam es bereits nachmittags und abends zur Ausbildung teils kräftiger Schauer und Gewitter, die lokal im Hinblick auf die Niederschlagssummen bereits unwetterartig ausfielen. Vor allem Teile des Saarlandes, der äußerste Westen von Rheinland-Pfalz, Luxemburg und kurzzeitig Südwest-Baden-Württemberg waren hiervon betroffen. Gleichzeitig war bereits ein teils gewittrig durchsetztes Starkregengebiet über dem Nordosten Frankreichs zu erkennen.

Umfangreiche dynamische Hebungsprozesse, ausgelöst durch einen Kurzwellentrog in der Höhe, interagierten in der Folge mit der noch immer vom Süden der Niederlande bis in den Nordosten Frankreichs schleifenden Kaltfront des Tiefs WALTER und führten dazu, dass sich die Niederschlagsaktivität eingangs der Nacht noch deutlich intensivieren konnte.

Rueckblick auf die teils extremen Niederschlaege im Westen Deutschlands

Dargestellt ist das Niederschlagsradar mit dem aktuellen Bodendruck am Dienstag, 09.09.2025 um 08 MESZ. Gut zu erkennen ist der im Bereich des Bodentiefs fallende, kräftige Niederschlag.

Zu diesem Zeitpunkt wurde, ebenfalls ausgelöst durch die genannten dynamischen Prozesse in der Atmosphäre, ein Bodentief über Nordostfrankreich induziert, das sich unter leichter Vertiefung in Richtung Saarland bewegte und hier am Morgen mit einem Kerndruck von unter 1012 hPa eintraf. Diese Bodentiefentwicklung verstärkte nochmals die Niederschlagsentwicklung. Außerdem bot die Luftmasse neben ausreichend Feuchte auch ein Mindestmaß an Labilität, sodass es zu kurzen aber intensiven, in das Starkregengebiet eingelagerten Gewittern kam.
Dies traf vor allem nach Mitternacht die Region rund um Mönchengladbach bis nach Bedburg (ca. 30km südöstlich). Hier konnte an der Station Bedburg-Weiler Hohenholz zwischen 01 und 02 Uhr insgesamt 54,1 l/qm an Niederschlag verzeichnet werden, was einer extremen Starkregenmenge in nur einer Stunde entspricht.

Am Morgen und am Vormittag erlangte das Bodentief, auch durch die Verlagerung von WALTER und dem Frontensystem, eine langsame Bewegung gen Nordosten, womit sich einerseits die Niederschläge wieder abschwächten, andererseits sich auch das Bodentief langsam auffüllte und als schwache Tiefdruckrinne in die Landesmitte zog.

Rueckblick auf die teils extremen Niederschlaege im Westen Deutschlands 2

Zu sehen sind die 12-stündigen, bis zum 09.09.2025 um 12 MESZ gefallenen Niederschläge über dem Westen Deutschlands. Gut zu erkennen ist der Hotspot mit deutlich über 100 l/qm rund um Mönchengladbach.

Im Endeffekt zeigt sich mit Blick auf die während des Ereignisses gefallenen Summen ein signifikanter Streifen vom westlichen Saarland über Luxemburg bis an den Niederrhein mit Mengen im Unwetterbereich, wobei der Hotspot wie genannt rund um Bedburg und Mönchengladbach zu finden war. Hier kam es durch Regensummen von bis zu 147 l/qm (Bedburg) zu größeren Überflutungen mit entsprechenden Schäden. Gleichzeitig wird deutlich, dass das Areal mit extremen Niederschlagsmengen vergleichsweise eng begrenzt war, während die Zone mit unwetterartigen Mengen deutlich größer war. Es galten dem Warnereignis angemessene Warnungen vor teils extremem Unwetter.

Rueckblick auf die teils extremen Niederschlaege im Westen Deutschlands 3

Die Wiederkehrzeit des Unwetterereignisses belegt eine Jährlichkeit von teils über 100 Jahren rund um Mönchengladbach und im äußersten Westen des Saarlandes.

Spannend ist ebenfalls die Wiederkehrzeit des Ereignisses: Während sich in der Fläche eine Jährlichkeit von 1 bis 10 Jahren ergibt, sticht insbesondere der äußerste Westen des Saarlandes sowie das Gebiet von Mönchengladbach bis Bedburg heraus (Bild 3). Hier liegt die Wiederkehrzeit bei teils über 100 Jahren, was nichts anderes heißt, als dass ein solches Ereignis statistisch gesehen nur einmal oder seltener als alle 100 Jahre auftritt. In Bedburg konnte außerdem die dritthöchste jemals in einem September in Deutschland gemessene Regensumme verzeichnet werden.

Für die kommenden Tage bleibt zu konstatieren, dass solche Mengen über Deutschland vorerst nicht mehr zu erwarten sind. Zwar verbleibt Mitteleuropa unter dem Einfluss von Tiefs (zuerst YOBST, dann XERXES), allerdings sind die Niederschlagsmengen meist überschaubar. Eine Einschränkung gibt es allerdings: Tief YOBST führt in den äußersten Osten eine abermals sehr feuchte Luftmasse, die hier am heutigen Mittwochabend und in der Nacht zu teils gewittrigen Regenfällen entlang der deutsch-polnischen Grenze führt. Hier können durchaus nochmal markante Mengen von um 20-35 l/qm in ein paar Stunden fallen, lokal und eng begrenzt ist ein unwetterartiges Ereignis möglich, es bestehen aber noch Unsicherheiten. Die 147 l/qm über Bedburg sollten aber nicht nochmal erreicht oder gar überschritten werden.

Rueckblick auf die teils extremen Niederschlaege im Westen Deutschlands 4

Der Modellvergleich zwischen ICON-D2, dem UK10 und dem EZ-Modell zeigt noch immer bestehende Unsicherheiten in der exakten Prognose des Niederschlags entlang der deutsch-polnischen Grenze.

M.Sc.-Met. Oliver Reuter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Bundesweiter Warntag

Der Bundesweite Warntag ist ein gemeinsamer Aktionstag von Bund, Ländern und Kommunen. Er findet seit 2020 in der Regel jährlich am zweiten Donnerstag im September statt. Er dient der Erprobung der Warnsysteme in Deutschland. Gegen 11 Uhr wird eine Probewarnung in Form eines Warntextes an alle am Modularen Warnsystem (kurz: MoWaS) des Bundes angeschlossenen Warnmultiplikatoren (zum Beispiel Rundfunksender und App-Server) geschickt.

Die Warnmultiplikatoren versenden die Probewarnung zeitversetzt an Warnkanäle wie Fernseher, Radios und Smartphones. Dort können Sie die Warnung dann lesen und/oder hören. Parallel dazu können auf Ebene der Länder sowie in den teilnehmenden Landkreisen und Kommunen verfügbare kommunale Warnkanäle ausgelöst werden, zum Beispiel Lautsprecherwagen oder Sirenen. Bei den meisten Mobiltelefon-Besitzern wird auch wieder das Telefon schrillen, denn die Warnungen werden auch per Cell Broadcast versendet.

Gegen 11:45 Uhr wird die Entwarnung versendet. Das geht beim Cell Broadcast noch nicht. Die Warnung verschwindet, wenn Sie sie gelesen haben.

Was ist MoWaS?

Das Modulare Warnsystem ist ein hochverfügbares, gehärtetes System zur Warnung der Bevölkerung in Deutschland und löste 2011 das Satellitengestützte Warnsystem (SatWaS) ab. Warnmeldungen sollen auf möglichst vielen Wegen verbreitet werden, um einen möglichst großen Teil der Bevölkerung zu erreichen. Auch im Hinblick darauf wurden Technik und Verfahren stetig weiterentwickelt, um den strategischen Anforderungen an ein modernes Warnsystem gerecht zu werden. Auch der Deutsche Wetterdienst ist an das MoWaS angeschlossen. Allerdings versenden wir nur Warnungen bei extremen (violette Warnfarbe) und überregionalen Warnlagen, was sehr selten vorkommt.

Alle unsere Wetterwarnungen bekommen Sie jederzeit kostenfrei im Web und in der WarnWetter App. Dort können Sie auch Push-Nachrichten in Ihrem Smartphone aktivieren, damit Sie keine Warnung mehr verpassen.

Für alle geneigten Leser, die sich auf einen Regenrückblick heute gefreut haben: Dazu wird am morgigen Mittwoch (10.09.2025) ein Thema des Tages mit vielen Daten, Zahlen und Grafiken veröffentlicht.

Dipl. Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Intensive Regenfälle über dem Westen Deutschlands

Zur Stunde hat ein erster Ausläufer WALTERs den Westen und die Landesmitte erreicht, dabei kommt es vor allem im Südwesten, genauer vom Schwarzwald bis zur Schwäbischen Alb, zu teils kräftigen Schauern und Gewittern mit lokalem Unwetterpotential.

Dem schließen sich fast nahtlos weitere Gewitter über dem Westen an, die auch hier lokal und eng begrenzt durch heftigen Starkregen unwetterartig ausfallen können. Dies ist aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf die kommende Nacht, in der es etwas gröber zur Sache geht:

Intensive Regenfaelle ueber dem Westen Deutschlands 1

Zu sehen ist die Analysekarte mit Tief WALTER zwischen Schottland und Island, dem gegenüber steht Hoch NINA über dem Osten Europas. (Quelle: DWD)

Von Westen nähert sich die Kaltfront von WALTER der Bundesrepublik an, gleichzeitig wird jedoch noch direkt auf der Vorderseite der Front eine warme und überaus feuchte Luftmasse in den Westen und Südwesten geführt. Diese gerät unter den Einfluss von dynamischen Hebungsprozessen, außerdem soll sich nach dem Willen der Wettermodelle über Nordfrankreich ein kleines aber gut ausgeprägtes Bodentief entwickeln. Diese Vorgänge führen in der Folge dazu, dass die feuchte Luftmasse großflächig gehoben wird und sich daher kräftige Niederschläge mit schauerartigen bzw. gewittrigen (in Fachkreisen konvektiven) Verstärkungen ausbilden.

Zusammen mit dem Bodentief greift dieses Starkregengebiet in der zweiten Nachthälfte von Frankreich zunächst auf das Saarland und Rheinland-Pfalz über, bevor er ohne wesentliche Intensitätsänderung langsam in den Westen nach NRW zieht und am Mittag, dann unter Abschwächungstendenzen, die Niederlande erreicht.

Naturgemäß bestehen noch gewisse Unterschiede in den Wettermodellen, weshalb zunächst erstmal eine großflächige Vorabinformation ausgegeben wurde, um die Region mit dem größten Gefahrenpotential zu kennzeichnen und die entsprechenden (Un-)Wetterwarnungen dann passend und zeitgerecht ausgeben zu können.

Intensive Regenfaelle ueber dem Westen Deutschlands 2

Dargestellt sind der für den Zeitraum von Dienstag, 09.09.25 02 bis 14 Uhr berechnete Niederschlag über dem Westen Deutschlands. Deutlich wird, dass es noch gewisse Modellunterschiede gibt, gleichwohl sehen aber alle Modelle einen Starkregen-Schwerpunkt von Rheinland-Pfalz/Saarland bis in den Süden NRWs. (Quelle: DWD)

Beim Blick auf die Wettermodelle ist zu erkennen, dass alle Modelle den Schwerpunkt ausgehend von Rheinland-Pfalz/Saarland bis in den Süden und Westen NRWs sehen. Die exakten Hotspots können durch die noch unklare Lage der gewittrigen Verstärkungen variieren, jedoch zeichnet sich insbesondere der Süden NRWs ab, in dem durchaus lokal bis 100 l/m² an Niederschlag fallen könnte. Deutlich wird aber auch, dass beispielsweise AROME ein östlicheres Ausgreifen der intensivsten Regenfälle sieht im Vergleich zu ICON-D2 und UK10.

Dennoch ist festzuhalten, dass im Westen bis morgen Mittag großflächig zwischen 25 und 50 l/m² Regen fällt, lokal deutlich mehr. Daher kann es vereinzelt zu Hochwasser an kleinen und mittleren Flüssen sowie vollgelaufenen Kellern und Erdrutschen kommen.

Danach kehrt wieder etwas Ruhe ein, bevor möglicherweise ab Mittwoch neuer kräftiger Regen für Deutschland ansteht, dieses Mal für den Süden und den Osten.

M.Sc.-Met. Oliver Reuter
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Golf von Panama: Saisonale Meeresströmung fast vollständig ausgeblieben

Normalerweise gelangt im Frühjahr eines jeden Jahres vor der Westküste Mittelamerikas kaltes, nährstoffreiches Tiefenwasser an die Meeresoberfläche. Dieser Prozess ist für die Produktivität des Ozeans, die Fischerei und das ökologische Gleichgewicht der Region von entscheidender Bedeutung. Doch 2025 ist die zentrale Meeresströmung im Golf von Panama nahezu vollständig ausgeblieben – ein bislang einmaliges Ereignis.

Golf von Panama

Passatwinde treiben in den „Auftriebszonen“ warmes Wasser von der Küste weg, wodurch kaltes Tiefenwasser aufsteigen kann.

Die sogenannte Panama-Auftriebszone umfasst rund 60.000 Quadratkilometer. Sie entsteht, wenn Passatwinde warmes Oberflächenwasser von der Küste wegtreiben und Tiefenwasser nachströmt. Dieses versorgt Phytoplankton mit Nährstoffen, kühlt Korallenriffe und schafft die Grundlage für artenreiche Ökosysteme.

Wie Forschende vom Smithsonian Tropical Research Institute (STRI) in Balboa, Panama und vom Max-Planck-Institut (MPI) für Chemie in Mainz in einer Anfang dieser Woche veröffentlichten Studie berichten, fand die Aufströmung in diesem Jahr so gut wie nicht statt: Statt im Januar begann sie erst im März, dauerte nur zwölf statt über 60 Tage und senkte die Wassertemperatur lediglich auf 23,3 statt auf die üblichen 19 Grad Celsius.

Golf von Panama 2

Die sonst so zuverlässige Abkühlung im Golf von Panama fand Anfang 2025 nicht nur bedeutend später statt, sondern fiel auch deutlich schwächer aus.

Die Folgen sind erheblich: „Die geringere Auftriebsströmung führte zu einem Ausfall der Nährstoffzufuhr und entsprechend geringem Algenwachstum, was sich über die Nahrungsnetze des Meeres hinweg auswirkt und zu einem Rückgang der kommerziellen Fischerei führte“, erklärt Dr. Ralf Schiebel, Meeresforscher am MPI für Chemie.

Als Ursache kommen schwächere Passatwinde infrage. Zwar erreichten die Nordwinde Anfang 2025 normale Geschwindigkeiten, traten jedoch 74 Prozent seltener auf. Damit fehlte der entscheidende Impuls, um das Oberflächenwasser von der Küste wegzuschieben. Der Aufstrom blieb weitgehend aus.
Ob das Ereignis auch mit der damals herrschenden schwachen La Niña zusammenhängt, ist unklar. Der Golf von Panama hat in der Vergangenheit stärkere ENSO-Schwankungen überstanden, ohne dass die Auftriebsströmung kollabierte. Der Ausfall ist also noch nicht vollständig geklärt – und möglicherweise ein Warnsignal.

„Ob es sich um eine einmalige Anomalie oder den Beginn häufiger Ausfälle handelt, müssen künftige Studien zeigen“, betonen die Forschenden. Klar sei jedoch: Klimaveränderungen können windgetriebene tropische Auftriebssysteme empfindlich stören – Systeme, die trotz ihrer zentralen ökologischen und sozioökonomischen Bedeutung nach wie vor nur unzureichend überwacht werden.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Der Spätsommer am Wochenende auf Stippvisite, ab der neuen Woche droht wieder meteorologisches Unheil.

Der Samstag startet vielerorts schon freundlich mit einem herbstlichen Touch. Die aufgehende Sonne wurde nämlich teilweise von flachen, teils aber auch schon dichteren Nebelfelder eingehüllt. Allenfalls von Ostsachsen bis nach Vorpommern halten sich noch dichtere Wolkenfelder, die zu der nach Polen abgezogenen Luftmassengrenze gehören und vereinzelt noch etwas Regen abladen. Im Tagesverlauf sollten jedoch auch diese Wolkenpakete brüchig werden und der Sonne langsam nachgeben. Dann steht einem freundlichen und wohltemperierten Spätsommertag nichts mehr im Wege.

Der Spaetsommer am Wochenende auf Stippvisite

Wetterlage am Samstag, 6. September mit Spätsommerhoch NINA über Deutschland. (Quelle:TKB-VBZ)

Verantwortlich für den Spätsommer ist das Hoch NINA, welches sich vorübergehend über Südostdeutschland einnistet und eine Hochdruckzone vom nördlichen Mittelmeerraum bis nach Norwegen aufspannt. Somit werden atlantische Tiefs und deren Frontenzüge zunächst mal blockiert. Resultierend kann die Sonne die eingeflossene, mäßig warme Atlantikluft am Wochenende abtrocknen und auf Werte zwischen 20 und 30 Grad erwärmen. Nachts bleibt aber bei schon recht langen Nächten (am 22. September ist Tag-Nacht-Gleiche) regional der Nebel und somit der herbstliche Touch ein Thema.

Der Spaetsommer am Wochenende auf Stippvisite 2

Höchsttemperaturen von links für Samstag, Sonntag und Montag mit Werten bis 29 Grad am Sonntag im Südwesten und Westen. (Quelle:DWD)

Doch leider ist unser spätsommerliches Hoch NINA nicht sehr stabil. Schon am Sonntag verlagert sie ihre Schwerpunkte nach Dänemark und Italien. Allerdings geschieht dies nicht freiwillig, sondern auf besonders starkem Druck eines kräftigen Tiefdruckwirbels zwischen Island und Irland. Dieses schiebt mit Macht ihre Frontenzüge vom Atlantik über Frankreich Richtung Deutschland. Der Hauptgrund, dass der Spätsommer nur auf Stippvisite vorbeischaut und rasch wieder Tiefdruckeinfluss weichen muss, liegt in größeren Höhen. Dort nämlich bleiben die derzeit bestehenden Verhältnisse gewahrt, in dem weiter tiefes Geopotential infolge eines Langwellentroges, das Zepter in der Wetterküche schwingt und Höhenhochs nur sporadisch mal mitmischen dürfen.

Zur neuen Woche kann es dann aus Wettersicht wieder richtig spannend werden. Was Meteorologen fasziniert und den trockenen Böden gefällt, dürfte vielen Bundesbürgern, die sich nach Sonne und noch etwas Wärme sehnen missfallen. In der Nacht zum Montag besucht uns zunächst die Warmfront des besagten Tiefs. Allerdings ist diese noch wenig aktiv und schiebt vor allem Wolken ins Land. Dahinter folgt aber rasch die Kaltfront, welche die Atmosphäre mehr in Wallung versetzt und bevorzugt in der Westhälfte Schauer und auch einzelne Gewitter im Programm hat. Insgesamt kann das Wettergeschehen aber nur als lockerer Aufgalopp angesehen werden, der erneut die Weichen auf einen unbeständigen, teils unwetterartigen Witterungsabschnitt einläutet.

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Prognostizierte Wetterlage für die Nacht auf Montag, 8. September, mit einem Tief südlich von Island und dessen auf Deutschland übergreifende Ausläufer. (Quelle:TKB-VBZ)

In der Nacht zum Dienstag kann das Höhentief südwestlich von Island ihren Einfluss so stark auf die Prozesse in West- und Teilen Mitteleuropas ausdehnen, dass bodennah ein kleines aber feines Tief von Ostfrankreich über Südwestdeutschland und diagonal über Deutschland hinweg ziehen soll. Dieses Tief hat auf der Südostflanke sehr warme und feuchte Suptropikluft im Gepäck, während auf der Nordwestflanke kühle Nordseeluft vorherrscht. Auf der Zugbahn über Deutschland hinweg soll es schließlich im Umfeld des Tiefs sowie auf der Westflanke zu kräftigen und länger anhaltenden Regenfällen kommen, die gebietsweise heftig (Unwetter) ausfallen können. Einzelne Modelle zeigen aktuell sogar extreme Starkregenfälle. Auf der warmen Seite stehen dagegen teils kräftige Schauer und Gewitter auf der Agenda.

Jetzt zum ABER! Eine solche Randtiefentwicklung mit teils heftigen Begleiterscheinungen sind mit großen Unsicherheiten behaftet. Sowohl die Zugbahn sowie die räumliche Einordnung der Niederschlagsschwerpunkte als auch deren Intensität werden derzeit typischerweise noch nicht konsistent abgebildet und springen von Lauf zu Lauf. der Blick auf die neuesten Läufe am Samstagmorgen brachte überraschend viel Einigkeit bei der räumlichen Einordnung der Niederschlagsschwerpunkte. Dies muss noch nichts heißen, könnte aber ein erster signifikanter Trend sein. Demnach sollen die höchsten Niederschlagsmengen von Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie westlichen Baden-Württemberg über Hessen, das östliche NRW und Thüringen hinweg bis ins östliche Niedersachsen und Sachsen-Anhalt fallen. Da aber sprichwörtlich bis Montag noch viel Wasser den Rhein hinab läuft, können sich die Modelle auch noch deutlich verändern. Recht sicher scheint jedoch, dass in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag durchaus unwetterträchtige Wetterphänomene möglich scheinen.

Der Spaetsommer am Wochenende auf Stippvisite 4

24-stg. Niederschlagsmengen im Modellvergleich von Montagabend bis Dienstagabend mit Starkregenfällen vom Südwesten über die Mitte hinweg bis in den Norden. (Quelle: DWD-VBZ)

Dipl. Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.09.2025
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Unwetter gestern Abend

Im gestrigen Thema des Tages ging es um das bevorstehende Wettergeschehen. Heute soll es nun darum gehen, wie die Realität ausgesehen hat.

Ausgangspunkt war eine Luftmassengrenze, die sich vom Süden bis in den Norden Deutschlands erstreckte und mäßig warme Atlantikluft von sehr warmer Subtropikluft trennte. Die Modelle zeigten, dass sich in der hochenergetischen Luft im Vorfeld sowie mit Unterstützung aus höheren Schichten, ab dem Nachmittag schwere Gewitter im Süden entwickeln würden. Aus diesem Grund ist im Voraus auch schon eine Vorabinformation vor schweren Gewittern für Teile Süddeutschlands ausgegeben worden. Darin wurde vor schweren Sturmböen bis 100 km/h, vereinzelt sogar orkanartigen Böen bis 115 km/h, Hagel mit 3 cm Durchmesser und Starkregen zwischen 25 und 40 l/m² in kurzer Zeit gewarnt. Was ist nun eingetreten?

Unwetter gestern Abend 2

Warnlage am 04.09.2025 um 19:45 Uhr

Tatsächlich entwickelten sich am Nachmittag starke Gewitterzellen in der Schweiz. Mehrere sogenannter Superzellen zogen heran, wobei sie besonders über den östlichen Bodensee und das Allgäu das Bundesgebiet erreichten. Offizielle Warnungen vor Unwetter in diesen Gebieten waren deshalb ausgegeben. Dabei konnte auf Livebildern mancher Webcams schon beobachtet werden, dass diese Zellen einiges an Hagel produzierten. Später am Abend „verclusterten“ die Zellen wie erwartet im Bereich der Vorabinformation. „Verclustern“ bedeutet dabei, dass die Einzelereignisse zunehmend zusammenwachsen und ein großes Gebiet bilden. Es entwickelte sich ein sogenanntes MCS (Mesoscale Convective System).

Die höchsten gemessenen Niederschlagsmengen lagen tatsächlich etwa zwischen 30 und 40 l/m² innerhalb einer Stunde. Einen Ausreißer gab es: Die Station Vilgertshofen-Pflugdorf in Bayern vermeldete rund 56 l in einer Stunde. Doch um dem die Krone auszusetzen sind davon satte 50 l innerhalb einer guten halben Stunde heruntergekommen! In Zumeldungen der Nutzer der DWD-Warnwetter-App gab es außerdem Hagelbilder mit Korngrößen von ca. 3 cm, welche sich mit der Vorhersage deckten.
Unwetter gestern Abend 3

Nutzermeldung Hagel

Ein kurzer Einschub hierzu: Solche Meldungen, beispielsweise zu gefallenem Hagel, helfen den Meteorologen zur Abschätzung der Gewitterstärke. Falls Sie also von einem Gewitter überrollt werden, erstellen Sie doch eine Meldung (im besten Falle mit einem aussagekräftigen Foto) über die App. Die diensthabenden Kollegen freuen sich über zusätzliche Informationsquellen. Achten Sie natürlich darauf, dass Sie sich nicht in Gefahr begeben, gerade solch heftige Unwetter bergen nicht unerhebliche Risiken!

Nun zurück zum eigentlichen Thema. Die Böenmeldungen hinkten bisher hinter der erwarteten Intensität hinterher. Um 22 Uhr vermeldeten ein paar Stationen in Bayern Windgeschwindigkeiten über 80 km/h. Eine Messung der Station Dürabuch in Bayern jedoch lag sogar bei 114 km/h, also ziemlich genau, was die Vorabinformation auch prophezeit hatte.

In den weiteren Nachtstunden bewegte sich der Komplex unter Abschwächung nach Nord-Nord-Ost. Warnungen vor nunmehr markantem mehrstündigem Starkregen, ergänzt mit Gewitterwarnungen, markierten die zukünftige Zugbahn und umfassten ein Gebiet von Franken (Bayern) bis zur Altmark (Sachsen-Anhalt). In den Morgenstunden, erreichten die deutlich abgeschwächten Überreste Mecklenburg-Vorpommern.

Die Unwetter blieben nicht ohne Folgen: So gab es Berichte über zahlreiche Feuerwehreinsätze im Allgäu und über einen Dammbruch, der für zusätzliche Überschwemmungen sorgte. In München kam es zu umgefallenen Bäumen, sodass eine Bahnstrecke zeitweise gesperrt werden musste. Solche Ereignisse wie gestern Abend sind also einerseits faszinierend, andererseits gehen sie mit gefährlichen Auswirkungen einher.

M.Sc. Fabian Chow
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.09.2025
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Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch

Bereits in der Nacht zum vergangenen Dienstag (02.09.2025) zogen Gewitter mit Starkregen aus dem Süden Deutschlands über die Osthälfte nordostwärts. An der Wetterlage hat sich seither nur wenig getan. Weiterhin liegt ein umfangreicher Tiefdruckkomplex über dem Nordostatlantik. Darin finden sich am heutigen Donnerstagmittag, den 04.09.2025, verschiedene Druckzentren, unter anderem Tief „Ulrich“ bei Island und Tief „Volkhard“ vor der Küste Norwegens.

Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch

DWD-Vorhersagekarte für den Bodendruck und die Luftmassengrenzen im Bereich von Europa und dem Nordostatlantik für Donnerstag, den 04. September 2025, 12 UTC auf Basis des ICON-Modelllaufs vom 03. September 2025, 00 UTC.

Von „Volkhard“ ausgehend erstreckt sich eine Luftmassengrenze über Mitteleuropa und greift im heutigen Tagesverlauf auf Deutschland über. In deren Vorfeld befindet sich der Süden und Osten Deutschlands im Einflussbereich erwärmter Meeresluft. Diese bringt nicht nur sommerliche Temperaturen, sondern auch ausreichend Energie auf, sodass sich ab dem Nachmittag bis in den späten Abend hinein einzelne schwere Gewitter im Süden bilden können. Dabei besteht örtlich Unwetterpotenzial durch heftigen Starkregen mit Mengen bis zu 40 Litern pro Quadratmeter, schweren Sturm- oder vereinzelt sogar Orkanböen sowie Hagel mit Korngrößen um 3 cm.

Am späten Abend kann sich dann in Zusammenspiel mit einer südwestlichen Überströmung der Alpen ein sogenanntes Leetief auf der Nordseite der Alpen ausbilden. Dieses führt insbesondere entlang der Luftmassengrenze zu schauerartigen Regenfällen, teils sind auch einzelne Gewitter eingelagert. Dabei kann das markante DWD-Warnkriterium für Starkregen mit Niederschlagsmengen zwischen 20 und 35 Litern pro Quadratmeter in wenigen Stunden erreicht werden, unwetterartige Entwicklungen mit höheren Mengen sind aber nur selten. Das Starkregengebiet zieht in der Nacht zum Freitag dann allmählich über die östliche Mitte und erreicht in den Morgenstunden des Freitags (05.09.2025) den Nordosten Deutschlands. Gleichzeitig regnet es auch im Süden an der nur sehr langsam ostwärts vorankommenden Luftmassengrenze weiterhin teils schauerartig verstärkt.

Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch 2

Schematische Darstellung der bevorstehenden Unwettersituation durch schwere Gewitter (rotes Polygon) im Süden Deutschlands und gewittrigem Starkregen vom Südwesten bis in den Nordosten (oranges Polygon) von Donnerstag, den 04. September 2025.

Am Freitag bekommt die Luftmassengrenze dann etwas Unterstützung aus der Höhe. Ein sogenannter Höhentrog (vorübergehend tiefer Luftdruck in höheren Atmosphärenschichten) sorgt für etwas Schub nach Osten hin. Zudem wird dadurch zusätzliche Hebung generiert. So bleibt es in der Osthälfte zunächst regnerisch. Vereinzelt treten die Niederschläge auch noch gewittrig verstärkt auf. Im Tagesverlauf ziehen diese aber mehr und mehr nach Osten ab. Nur in der Lausitz kann der Regen noch bis in die Nacht zum Samstag anhalten.

Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch 3

Vorhersage der 24-stündigen Niederschlagsmengen bis Freitag, den 05. September 2025, 12 UTC für die Wettermodelle ICON-D2 (links), IFS (Mitte) und AROME (rechts).

Rückseitig der Luftmassengrenze fließt etwas kühlere Atlantikluft nach Deutschland, sodass die Tageshöchstwerte allmählich wieder etwas absinken. Bereits am heutigen Donnerstag liegen die Temperaturen im Westen zwischen 20 und 24 Grad. Am morgigen Freitag wird dann landesweit kein Sommertag (Temperaturen von 25 Grad Celsius und höher) mehr erreicht. Bei länger anhaltendem Regen wird das Thermometer voraussichtlich nicht über 17 Grad Celsius steigen.

Von Westen nimmt zum Wochenende hin Hochdruckeinfluss zu. Hoch „Nina“ liegt aktuell noch über dem Atlantik, verlagert am Freitag seinen Schwerpunkt über Frankreich hinweg und befindet sich dann am Samstag genau über Deutschland. So beruhigt sich das Wettergeschehen am Wochenende wieder.

Schwere Gewitter und Starkregen im Anmarsch 4

Temperatur und Geopotenzial in etwa 1,5 Kilometern Höhe über Grund im Bereich Nordwesteuropa. Der rote Pfeil zeigt den Zustrom wärmerer Luftmassen nach Deutschland.

Am Sonntag gelangen wir aber schon wieder auf die Vorderseite eines weiteren Atlantiktiefs, das in Richtung Britische Inseln zieht. Dieses führt wieder deutlich wärmere Luft zu uns, sodass die Höchstwerte wieder auf sommerliche Werte ansteigen können.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Deutschlandwetter im Sommer 2025

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Sommer 2025*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Waghäusel-Kirrlach Baden-Württemberg 21,3 °C +2,6 Grad
2 Bad Dürkheim Rheinland-Pfalz 20,9 °C +3,1 Grad
3 Mannheim Baden-Württemberg 20,9 °C +2,3 Grad

Besonders kalte Orte im Sommer 2025*

Platz Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 14,4 °C +2,3 Grad
2 Carlsfeld Sachsen 14,6 °C +2,4 Grad
3 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 14,8 °C +2,1 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Sommer 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Aschau-Stein Bayern 755,2 l/m² 98 %
2 Kreuth-Glashütte Bayern 693,4 l/m² 94 %
3 Anger-Stoißberg Bayern 655,2 l/m² 111 %

Besonders trockene Orte im Sommer 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Etzleben Thüringen 93,9 l/m² 54 %
2 Weißenfels-Wengelsdorf Sachsen-Anhalt 94,4 l/m² 54 %
3 Liebenau-Haueda Hessen 95,9 l/m² 46 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Sommer 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Alzey Rheinland-Pfalz 848 Stunden 132 %
2 Worms Rheinland-Pfalz 844 Stunden 144 %
3 Waibstadt Baden-Württemberg 836 Stunden 126 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Sommer 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Oberstdorf Bayern 574 Stunden 104 %
2 Belm Niedersachsen 583 Stunden 104 %
3 Emden Niedersachsen 583 Stunden 97 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

Die Sonnenscheindauer wird seit August 2024 teilweise aus Satellitendaten abgeleitet.

* Jahreszeitenmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
(int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Jahreszeitenmittelwertes zum vieljährigen Jahreszeitenmittelwert der
jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Jahreszeitenrückblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Offenbach, 03.09.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst