Tornados 2024

Zugegeben, das Thema „Tornados” ist nun keines, was man direkt in Einklang mit der aktuellen Jahreszeit bringen würde. Brandaktuell sind aber die Tornado-Statistiken für das Jahr 2024 erschienen, und das verdient genauere Betrachtung.

Starten wir zunächst mit dem Blick auf ganz Europa. Das ESSL (European Severe Storm Laboratory) sammelt und dokumentiert alle bekannt gewordenen und bestätigten Tornadofälle in einer Datenbank, der ESWD (European Severe Weather Database). Die Auswertung für 2024 ergab hier, dass es insgesamt 1.034 bestätigte Tornadofälle in Europa gab – das stellt einen neuen Rekord dar. Naheliegenderweise stellt sich natürlich direkt die Frage, ob es hier z.B. einen Einfluss des Klimawandels gibt. Eine solche Schlussfolgerung ist tatsächlich ohne großen weiteren Forschungsaufwand nicht zulässig, da auch zahlreiche weitere Faktoren wie z.B. immer besser werdende Beobachtungsmöglichkeiten und Schadensanalysemethoden ebenfalls eine Rolle spielen und diese Zahl beeinflussen.

DWD Tornados 2024

Von den 1.034 bestätigten Fällen bildeten sich 297 über Land, also ein gutes Viertel aller Fälle. Die verbliebenen 737 dokumentierten Tornados bildeten sich dagegen initial über einer Wasseroberfläche. Von den 297 Fällen über Land konnten 245 mit einem sogenannten „Rating” versehen werden, d.h. dass die Stärke des Tornados im Nachgang bestimmt werden konnte. Hierfür wird seitens des ESSL mittlerweile die Internationale Fujita-Skala (IF-Skala) verwendet, die eine objektive Klassifizierung anhand aufgetretener Schäden ermöglicht.

DWD Tornados 2024 1

Hierbei fällt auf, dass der Großteil dieser Tornados eine Stärke bis IF1.5 aufwies. Immerhin 22 starke Tornados (IF2 oder mehr) konnten dokumentiert werden, also ein knappes Zehntel der eingestuften Fälle. Des Weiteren zeigt die Statistik erneut, dass Tornados ein Phänomen sind, das grundsätzlich das gesamte Jahr über auftreten kann und nicht an Jahreszeiten gebunden ist. Nichtsdestotrotz zeigt sich eine nachvollziehbare Häufung während der Sommermonate zwischen Juni und September.

Nun noch der spezifische Blick nach Deutschland. Hierzulande konnten für 2024 insgesamt 48 Tornados bestätigt werden. Diese traten alle in den Monaten März bis September auf, während im Januar, Februar, und von Oktober bis Dezember kein Tornado nachgewiesen werden konnte. Mit einer Anzahl von 11 war der August der Monat mit der höchsten Anzahl an Tornados. Dies ist einer hohen Anzahl von aufgetretenen Tornados über Wasser geschuldet. Über Land lag das Maximum dagegen im Juni mit 9 nachgewiesenen Fällen.

DWD Tornados 2024 2

Bei zwei Dritteln der nachgewiesenen Tornados konnte im Nachgang die Intensität durch eine Schadensanalyse festgestellt werden. Am häufigsten traten demnach Tornados der Stärke IF1 (insgesamt 11) auf, direkt gefolgt von Tornados der Stärke IF1.5 (10 Fälle). Auch ein starker Tornado der Stärke IF2 war darunter. Die restlichen Fälle beschränken sich auf schwächere Intensitäten der Stärke IF0 oder IF0.5 – wobei man sich hier nicht in die Irre führen lassen sollte: Auch vermeintlich „schwache” Tornados sind gefährlich!

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Von Kälte und historischen Schneestürmen

Der „Schoolchildren’s Blizzard“ fegte am 12. Januar 1888 über die US-amerikanischen Bundesstaaten der nordamerikanischen Great Plains. Er forderte mindestens 200 Todesopfer, wobei die genaue Zahl eher höher liegen dürfte, da viele Menschen noch in den darauffolgenden Wochen an den Folgen ihrer Erfrierungen starben. Unter den Opfern waren viele Schulkinder, was letztendlich namensgebend für den Schneesturm war. Entweder wurden sie zu Beginn des Schneesturms von den Lehrern nach Hause geschickt oder sie harrten teils unzureichend bekleidet in den schlecht gedämmten Schulgebäuden aus, wo häufig das Heizmaterial ausging.

Bereits wenige Tage zuvor wehte ein Schneesturm über das Land. Der 12. Januar begann hingegen mild und sonnig. Viele Schulkinder wurden daher wieder zur Schule geschickt und die Farmer verrichteten liegengebliebene Arbeiten im Freien. Sie wussten nicht, dass am 11. Januar im Bereich von Alberta (Kanada) ein Bodentief entstanden war. Dieses war nach Montana und nachfolgend in den Nordosten von Colorado gezogen und hatte sich dabei verstärkt. Am 12. Januar gegen 15 Uhr erreichte es den Südosten von Nebraska und gegen 23 Uhr schließlich den Südwesten von Wisconsin. Dessen Warmfront führte zu den milden Bedingungen am Morgen. Der Schneesturm wurde dann durch das Zusammentreffen der (arktischen) Kaltfront mit einer warmen und feuchten Luft aus dem Golf von Mexiko ausgelöst. Die Temperaturen rasten binnen weniger Stunden in den Keller. Es wird davon berichtet, dass auch -40 Grad gemessen werden konnten.

Nachfolgend gab es viele Augenzeugenberichte, wie schnell und wie heftig der Schneesturm aufzog. Ein Augenzeuge beschrieb das Szenario beispielsweise mit großen Baumwollballen, die heranrollten. Sergeant Samuell Glenn, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf einem Flachdach befand, schilderte, dass „die Luft etwa eine Minute lang völlig unbewegt und die Stimmen und Geräusche von der Straße unten wirkten, als drängen sie aus großer Tiefe herauf“. Zudem sei die Luft binnen kürzester Zeit „mit Schnee so fein wie gesiebtes Mehl gefüllt“ gewesen und man hätte selbst Gegenstände in nächster Nähe nicht mehr gesehen. Viele berichteten, dass dem Sturm ein lautes Geräusch verglichen mit einem herannahenden Zug vorausging. Dies kann möglicherweise damit erklärt werden, dass mit den ersten Böen bereits liegender Schnee nach oben gerissen wurde. Die Sichtweiten waren binnen kürzester Zeit stark reduziert, sodass die Orientierung sofort verloren ging. So wurde beispielsweise eine erfrorene Frau nicht weit entfernt von ihrer Haustür aufgefunden, die den Haustürschlüssel noch in der Hand hatte.

Dieses Ereignis wurde später auch in Literatur, Kunst und Musik aufgegriffen. In dem 1986 veröffentlichten Gedichtband „The Blizzard Voices“ erinnert Ted Kooser an zahlreiche Einzelschicksale. Ein halbabstraktes Wandmosaik im Nebraska-State-Capitol-Gebäude erzählt die Geschichte einer Lehrerin, die ihre Schüler mit einer Wäscheleine zusammenband und sicher durch den Sturm führte. Dieses Mosaik soll die Lehrerin Minnie Mae Freeman Penney darstellen, die als eine Heldin dieses Ereignisses gilt, da sie mehrere Kinder rettete.

Nur zwei Monate später wurden die Oststaaten von einem weiteren schweren Schneesturm heimgesucht. Dieser Schneesturm ging als der „Große Blizzard“ von 1888 in die Geschichte ein.

Am gestrigen Montag wurde in Großbritannien das „Fest des Hilarius von Poitiers“ begangen. Dieses Fest wird auch als der „kälteste Tag des Jahres“ gefeiert. Die Zusammenhänge sind da schnell erzählt: Der 13. Januar ist der Gedenktag für besagten Bischof und Kirchenlehrer und aus Großbritannien finden sich einige historische Berichte, die ein eisiges Temperaturniveau rund um dieses Datum dokumentieren.

Kalt war es in den letzten Tagen auch hier in Deutschland, aber glücklicherweise ganz „ruhig“ und ohne Schneesturm. Regional blieben die Temperaturen ganztägig im Frostbereich. In den Nächten war es dann verbreitet frostig. Teilweise wurden auch Tiefsttemperaturen im strengen Frostbereich (weniger als -10 Grad) erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch gibt es bei den Tiefsttemperaturen eine deutliche Zweiteilung in Deutschland. Während es in der Nordhälfte bei 6 bis 0 Grad frostfrei bleibt, gehen die Temperaturen in der Südhälfte erneut in den Frostbereich auf Werte um -10 Grad direkt an den Alpen zurück.

In der Nacht zum Donnerstag bleibt es nördlich des Mittelgebirgsraums abermals frostfrei. Im Süden gehen die Temperaturen dann „nur“ noch auf bis zu -5 Grad zurück, direkt an den Alpen wird es noch etwas kälter.

Zum Wochenende wird dann wieder verbreitet mit frostigen Nächten zu rechnen sein und auch Werte aus dem mäßigen Frostbereich (-5 bis -10 Grad) tauchen wieder vermehrt auf der Vorhersagekarte auf.

 

DWD Von Kaelte und historischen Schneestuermen

MSc. Meteorologin Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.01.2025

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Glatteis am Dienstag

Am heutigen Montag dominiert im Vorhersagegebiet Hochdruckeinfluss mit häufig geringer Bewölkung, gebietsweise scheint länger die Sonne. Auch in der Nacht zum Dienstag ist es überwiegend gering bewölkt, so dass die Temperaturen bis zum Morgen deutlich zurückgehen. Mit Ausnahme des äußersten Nordens wird daher verbreitet mäßiger, teils auch strenger Frost erwartet. Da sowohl in den vergangenen Nächten häufig Frost auftrat als auch am heutigen Montag tagsüber die 0 Grad-Marke vielerorts nicht überschritten wird, konnten und können die unteren Luftschichten und vor allem auch die oberen Bodenschichten deutlich auskühlen.

Im Zusammenhang mit einer Warmfront zieht im Laufe der Nacht zum Dienstag von Norden zunächst Bewölkung heran. Ganz im Norden gehen die Temperaturen daher auch nicht so weit zurück wie im Rest des Landes. In den Frühstunden kommen dann nachfolgend Niederschläge auf. Diese fallen aufgrund der etwas milderen Luftmasse in höheren Luftschichten als Regen, der auf den kalten, teils gefrorenen Böden sowie an kalten Gegenständen wie Treppen, Treppengeländer oder auch Bäumen und Pflanzen gefriert. Auf Straßen und Wegen kann daher gefährliches Glatteis entstehen. Insbesondere im Bereich vom südlichen Schleswig-Holstein und dem nordöstlichen Niedersachsen ostwärts bis nach Vorpommern und Nordbrandenburg besteht in den Früh- und Vormittagsstunden des morgigen Dienstags ein erhöhtes Unwetterpotenzial aufgrund der dort recht niedrigen Frühtemperaturen und voraussichtlich etwas größeren Regenmengen. Nachfolgend wird aufgrund der sich allmählich durchsetzendenden Milderung von Norden die Glatteisgefahr nachlassen und sich eher auf geschützte Tallagen der zentralen und östlichen Mittelgebirgslagen konzentrieren, in denen die Milderung nur zögerlich vonstattengeht. In der Mitte und im Westen sind die Niederschlagsmengen zudem geringer, teils fällt auch „nur“ Sprühregen und vom zeitlichen Ablauf erreichen die leichten Regenfälle die mittleren Landesteile erst mittags/nachmittags, so dass sich die bodennahen Temperaturen häufig schon über dem Gefrierpunkt bewegen sollten. Lokales Glatteis ist dabei zwar nicht ausgeschlossen, die Unwettergefahr ist aus heutiger Sicht in Verbreitung und Ausmaß aber voraussichtlich geringer.

DWD Glatteis am Dienstag 1

DWD Glatteis am Dienstag

Am Abend und in der Nacht zum Mittwoch kann aus dichter Bewölkung im Westen, vor allem im Mittelgebirgsraum, weiterhin etwas Sprühregen auftreten. Auch der Süden wird nachts von den leichten, frontalen Niederschlägen erfasst, die ebenfalls häufig als leichter Regen oder Sprühregen fallen. Dabei kann es streckenweise zu gefrierendem Regen und Glatteis kommen, lokale Unwetter sind dabei nicht ausgeschlossen. Lediglich im Osten, etwa vom Erzgebirge über den Bayerischen Wald bis zum Alpenrand können die Niederschläge in leichten Schneefall übergehen, da dort von Osten her eine kältere Luftmasse einsickert und so die Bedingungen für die Entstehung von Schneefall erfüllt sein werden (siehe u.a. : Von „warmen“ Nasen und unterkühlten Tropfen). Bis Mittwochmorgen sind dann wenige Zentimeter Neuschnee möglich.

Am Mittwoch lassen die Niederschläge in Form von Schneefall, später eventuell wieder eher Sprühregen auch vom Erzgebirge bis zum Alpenrand langsam nach. Aus der häufig noch dichten Bewölkung kann auch in den anderen Mittelgebirgen hier und da etwas Sprühregen fallen. Tagsüber kann in der insgesamt eher milden Luftmasse wahrscheinlich nur stellenweise Glätte auftreten, nachts vor allem in der Mitte und im Süden besteht dagegen ein erhöhtes Risiko.

Im weiteren Wochenverlauf nimmt der Hochdruckeinfluss wieder zu und die Sonnenanteile werden von Südwesten her mehr und mehr zunehmen. Im Bergland ist es häufig sonnig und relativ mild. Gebietsweise können sich dann aber auch wieder Nebelfelder länger halten, dann bleibt es bei Werten um oder sogar leicht unter 0 Grad tagsüber recht kalt. Allgemein gestaltet sich die zweite Wochenhälfte aber aller Voraussicht nach deutlich ruhiger.

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.01.2025
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Hochdruckwetter im Winter

Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt zu Wochenbeginn ein kräftiges Hochdruckgebiet mit dem Namen BEATE über Mitteleuropa. Das Hochdruckzentrum liegt direkt über Deutschland. Dadurch gestaltet sich das Wetter nach einem turbulenten Jahresauftakt ruhig und abgesehen von vereinzeltem strengem Frost, vorerst auch ohne markante Wetterwarnungen. Das Hochdruckwetter sorgt aber bei Weitem nicht überall für reichlich Sonnenschein. Vor allem in der Nordhälfte und in einigen Niederungen ist am Montag häufig teils dichter Nebel oder hochnebelartige Bewölkung anzutreffen. Im Südwesten weht dagegen ein frischer Nordostwind, sodass die eingeflossene Luftmasse besser durchmischt wird und sich der Nebel, abgesehen von einzelnen windgeschützten Muldenlagen, größtenteils auflösen wird.

DWD Hochdruckwetter im Winter

Warum bildet sich im Winter in den Niederungen häufig Nebel oder Hochnebel aus?

Vor allem von November bis Februar ist der Einfallswinkel der Sonne tagsüber zu gering um die bodennahe Luftschicht nennenswert zu erwärmen. Diese kühlt sich aber in den langen Nächten sehr stark aus, sodass sich die Luftmasse bis zur Sättigung abkühlen kann. Dann kondensiert der Wasserdampf in der Luft zu winzigen Wassertröpfchen. Es bildet sich Nebel aus! Befinden wir uns nun direkt unter einem Hochdruckgebiet in einem windschwachen Bereich, kann sich der Nebel manchmal sogar über Tage halten. Dann bildet sich an der Wolkenobergrenze eine markante Temperaturinversion aus. Der Nebel löst sich erst auf, wenn mehr Dynamik ins Wettergeschehen kommt und dann vornehmlich zuerst im Lee der Mittelgebirge. Die Nebelobergrenze ist wiederum abhängig von der Lage des Hochs. Befinden wir uns eher am Rande eines Hochs, können leichte Hebungsimpulse dafür sorgen, dass aus Nebel Hochnebel wird. Dies kann dazu führen, dass sonnige Bergkuppen nach einiger Zeit mit der Verlagerung eines Hochs in dichten Nebel gehüllt werden, während sich die Sichtbedingungen in den Niederungen etwas verbessern.

Am Dienstag befindet sich vor allem der Nordosten im Randbereich einer ausgeprägten Hochdruckzone vom Ostatlantik ausgehend bis nach Zentraleuropa. Gleichzeitig verlagert sich ein kleiner von Skandinavien in Richtung Polen und die Warmfront eines Tiefs mit Zentrum über Nordfinnland greift auf den Nordosten über. Dies führt auf der einen Seite zu einer Anhebung der Wolkenobergrenze, auf der anderen Seite aber auch zu leichten Niederschlägen. Bodennah kann sich dagegen voraussichtlich noch die Frostluft halten. Damit ist am Dienstag vor allem im Bereich der östlichen Mittelgebirge stellenweise mit erhöhter Glättegefahr durch gefrierenden Regen zu rechnen. Eine gab es heute vor gut einem Jahr. Damals trat vor allem in der nördlichen Mitte des Landes verbreitetes Glatteis durch länger anhaltenden gefrierenden Sprühregen auf.

DWD Hochdruckwetter im Winter 1

In der zweiten Wochenhälfte gelangt vor allem der Süden und die Mitte des Landes wieder vermehrt unter direktem Hochdruckeinfluss. Dadurch stehen die Chancen auf längeren Sonnenschein auf den Bergen am besten. In den Niederungen breitet sich dagegen der Nebel erneut aus. Damit liegen dort die Höchstwerte bei Dauergrau nur um den Gefrierpunkt, während auf den Bergen bei reichlich Sonnenschein deutliche Plusgrade erwartet werden. In den Alpen herrscht Kaiserwetter!

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.01.2025
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Eisige Nächte

Hinter dem nach Nordosten abgezogenen Sturmtief CHARLY konnte sich landesweit kalte Meeresluft polaren Ursprungs durchsetzen. Bisher hielt sich der Nachtfrost aber noch in Grenzen, was der oft noch dichten Bewölkung und dem teils auch noch starken Wind geschuldet war. Während die Bewölkung die vom Erdboden nach oben gerichtete Wärmestrahlung wieder reflektiert, sorgt der Wind für Durchmischung und verhindert die Ausbildung von flachen Kaltluftseen. Beide Faktoren dämpfen die nächtliche Abkühlung damit sehr effektiv. Im Laufe des Wochenendes und zu Beginn der nächsten Woche kommt die Polarluft unter dem sich breitmachenden Hoch BEATE aber zur Ruhe. Der Wind wird schwächer und die Bewölkung reißt häufiger mal auf. Nun kann sich die Luft in den Nächten deutlich stärker abkühlen. Am stärksten fällt die Abkühlung aus, wenn zudem eine geschlossene Schneedecke vorhanden ist. Denn der Schnee wirkt wie eine Dämmung: Unter der Schneedecke bleibt es wärmer, darüber kühlt die Luft aber umso stärker ab.

Aus den Berechnungen der Tiefsttemperaturen durch das MOS-MIX-Modell des Deutschen Wetterdienstes (siehe Abbildung 1) lässt sich schließen, dass die nächsten Nächte bis einschließlich der Nacht zum Dienstag immer kälter werden. In der Nacht zum Sonntag beschränkt sich mäßiger Frost unter -5 °C noch auf die Berge und den äußersten Süden. In der Nacht zum Montag und Dienstag muss dann verbreitet mit Tiefsttemperaturen zwischen -5 und -9 °C gerechnet werden. Damit stehen in vielen Regionen des Landes die bisher kältesten Nächte des Winters bevor. Über Schnee und bei länger klarem Himmel ist örtlich strenger Frost unter -10 °C wahrscheinlich, in Alpentälern geht es noch deutlich weiter in den Keller. Tiefsttemperaturen um oder unter -15 °C sind dort durchaus möglich. Erst ab der Nacht zum Mittwoch kommt es wegen des wieder zunehmenden Windes und aufziehender Bewölkung von Norden zu einer Frostentschärfung.

 

DWD Eisige Naechte

Vor allem der strenge Frost stellt eine ernstzunehmende Gefahr dar. Ist der menschliche Körper dem Frost längere Zeit und ohne adäquaten Schutz ausgesetzt, droht nicht nur Unterkühlung, die extrem niedrigen Temperaturen sind auch eine große Belastung für das Herz-Kreislauf-System. Um den Wärmeverlust über die Haut zu minimieren, ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Zudem werden Stresshormone wie Adrenalin ausgeschüttet. Dadurch steigt der Blutdruck an und die Herzfrequenz erhöht sich. Besonders bei geschwächten Menschen steigt somit die Gefahr eines Herzinfarktes. Schon die Absenkung der Körpertemperatur um wenige Zehntel Grad erhöht darüber hinaus das Thromboserisiko, da die Zunahme der Konzentration an roten Blutkörperchen und Cholesterin das Blut dicker werden lassen. Auch für gesunde Menschen können sehr niedrige Temperaturen indirekt gefährlich werden, da sich die Durchblutung verschlechtert und das Immunsystem geschwächt wird. Vor allem bei Temperaturen von deutlich unter -10 °C sollte man längeren Aufenthalt und Anstrengungen im Freien vermeiden. Wenn man sich draußen aufhält, sollte unbedingt für geeignete Kleidung gesorgt werden. Am wichtigsten: Eine Mütze! Denn über den Kopf verliert der Körper besonders viel Wärme.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.01.2025

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Tief „Charly“ und die Grenzwetterlage – Ein Rückblick

Bereits am Mittwoch (08.01.2025) bereitete Tief „Bernd“ das Feld für eine ansprechende Grenzwetterlage. Auf seiner Westflanke strömte polare Meeresluft in den Norden Deutschlands, die gute Voraussetzungen für winterliche Wettererscheinungen bot. Tief „Charly“ beeinflusste zu diesem Zeitpunkt mit seiner Warmfront bereits den Süden. Dabei traten die Niederschläge in verschiedenen Phasen als Regen, Schneeregen und als Schnee auf. Eine signifikante Schneedecke bildete sich dort jedoch lediglich im Bergland aus. In tieferen Lagen waren die Belagstemperaturen meist zu warm und der fallende Schnee taute rasch wieder weg.

Die Warmfront erreichte am Mittwochabend eine Linie vom südlichen Nordrhein-Westfalen über den Thüringer Wald bis ins sächsische Vogtland. Dabei gingen die Niederschläge auf der „kalten Seite“ der Warmfront nach Norden zu immer häufiger in Schnee über. Selbst im Rhein-Main-Gebiet konnte sich vorübergehend eine dünne Schneedecke ausbilden. Auf der „warmen, südlicheren Seite“ der Front fielen die Niederschläge jedoch als Regen, der die zuvor gefallenen Schneemengen rasch „auffraß“.

DWD Tief Charly und die Grenzwetterlage Ein Rueckblick

Im Verlauf der Nacht zum Donnerstag kam die Luftmassengrenze dann quer über der nördlichen Mitte zum Liegen. Die Schneefälle zogen im Laufe der Nacht über den Osten ab, sonst fiel meist Regen. Durchaus beschaulich waren dabei die Luftmassengegensätze. Während es im Norden gebietsweise leichten Frost gab, wurden in den Frühstunden (!) des Donnerstags am Oberrhein sehr milde 14 Grad gemessen.

DWD Tief Charly und die Grenzwetterlage Ein Rueckblick

Am Donnerstag näherte sich Tief „Charly“ dann von Benelux her an und zog im Tagesverlauf über Hessen und Thüringen hinweg, um am Abend dann die Lausitz zu erreichen. Dabei sorgte „Charly“ für kräftige Hebung, sodass sich die Niederschläge intensivieren konnten. Auf der kalten, nördlichen Seite gingen diese bis in tiefe Lagen in Schnee über. Innerhalb von wenigen Stunden kamen etliche Zentimeter an Neuschnee zusammen. Selbst in Metropolregionen wie dem Ruhrgebiet und in Berlin kam es zu einem Wintereinbruch und der Ausbildung einer Schneedecke. In einigen Staulagen kamen von der Eifel, über das Sauer- und Siegerland bis zum Harz sogar rund 20 Zentimeter an Neuschnee zusammen, lokal dürften es sogar noch etwas mehr gewesen sein. Entsprechend kam es zeitweise zu Einschränkungen der Infrastruktur und glättebedingten Unfällen. Mit dem Durchschwenken der Kaltfront von „Charly“ ließen schließlich auch im Osten die Schneefälle wieder nach.

DWD Tief Charly und die Grenzwetterlage Ein Rueckblick 1

Ein anderes Bild stellte sich dagegen in den südlicher gelegenen Landesteilen – sozusagen auf der warmen Seite von „Charly“ – ein. Insbesondere südlich von Mosel und Main konnten zweistellige Tageshöchstwerte verzeichnet werden. Von Schnee war hier also keine Spur. Die Niederschläge gingen als Regen nieder. Zudem frischte auch der Wind stürmisch auf. Spannend wurde es dort dann mit dem Durchzug der Kaltfront von „Charly“ am Donnerstagnachmittag und -abend. Dabei kam es sogar zu einzelnen Gewittern und einer kurzzeitigen Windverstärkung. Örtliche wurden dabei schwere Sturmböen, lokal sogar orkanartige Böen über 105 km/h gemessen. Diese sorgten teils für umstürzende Bäume und somit für Behinderungen und Straßensperrungen. In Hermeskeil (Rheinland-Pfalz) riss der Wind ein Bushäuschen mit. Dabei wurden drei Menschen verletzt. In einigen Orte in Rheinland-Pfalz kam es darüber hinaus kurzzeitig zu Stromausfällen.

DWD Tief Charly und die Grenzwetterlage Ein Rueckblick 2

Rückseitig der Kaltfront floss polare Kaltluft ein, die die Warmluft im Süden ausräumte und in der Nacht zum Freitag dann den Südosten Deutschlands erreichte. Insgesamt ließen die Niederschläge nach, wenngleich weitere Schneeschauer von Nordwesten hier und da noch für etwas Schnee-Nachschub sorgten.

Am heutigen Freitag und am Wochenende baut sich nun Hoch „Beate“ über Mitteleuropa auf, die für eine Wetterberuhigung sorgt. Zunächst bleibt uns die polare Kaltluft erhalten, sodass es insbesondere in den Nächten nach Süden zu klirrend kalt werden kann. Im Laufe der nächsten Woche stehen die Zeichen jedoch auf einer allmählichen Erwärmung, sodass es dem Schnee wieder an den Kragen geht.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.01.2025
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Jahresvorausschau 2024 – Ein Rückblick

Eine Luftmassengrenze liegt derzeit quer über der Mitte Deutschlands. Während es am heutigen Donnerstag auf ihrer Nordseite zu mitunter kräftigen Schneefällen kommt, liegt die Temperatur im Süden zunächst noch teilweise im zweistelligen Plusbereich, ehe im Tagesverlauf die Kaltfront von Tief CHARLY dort mit Sturmböen und wieder deutlich kälterer Luft im Gepäck durchziehen wird. Da diese Thematik bereits im gestrigen Thema des Tages ausführlich behandelt wurde und es in den kommenden Tagen an dieser Stelle sicherlich eine Nachlese geben wird, bietet es sich förmlich an, heute über etwas ganz anderes zu schreiben.

Wie Sie wahrscheinlich wissen, gibt es in dieser Rubrik seit einigen Jahren zum Jahresende eine humoristisch „angehauchte“ Vorausschau auf das neue Jahr. Letztes Jahr wurde damit begonnen, diese „Prognosen“ genau unter die Lupe zu nehmen. Die Trefferquote für das Jahr 2023 war dabei eher mäßig – beschönigend gesagt. Mal schauen, ob es in 2024 ein paar Glückstreffer mehr gab.
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Januar 2024:
Wintereinbruch in Teilen Deutschlands. Zur Reduzierung von Materialverschleiß greifen bei der Heim-EM der Handballer einige Teams im Training auf Schneebälle zurück.

Den Wintereinbruch gab es tatsächlich! Während sich zu Beginn des Jahres zunächst nur ganz im Süden sowie im Nordosten und Teilen des Nordens eine mehrtägige Schneedecke ausbilden konnte, waren Mitte des Monats weite Teile des Landes in ein weißes Kleid gehüllt. Ob das jedoch einen Einfluss auf die Trainingsmethoden mancher Handballteams hatte, ist nicht überliefert.
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Februar 2024:
Ob Fastnacht, Fasching, Karneval,
der Name ist doch sch…-egal.
Viel wicht’ger ist, ja sonnenklar:
Das Wetter, das wird wunderbar!

„Wunderbar“ ist natürlich höchst subjektiv. Für den Februar würden sich darunter sicherlich viele sonniges Winterwetter vorstellen. Nun ja… mit der Sonne war es im bundesweiten Durchschnitt nicht weit her. Rund 25 % weniger schien sie im Vergleich zum Klimasoll (1961-1990). Dazu war der Monat sehr nass und extrem mild! Mit einer Mitteltemperatur von 6,6 °C rangiert er in der Top-10-Liste der wärmsten Märze! Winter? Fehlanzeige!
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März 2024:
Der DWD plant den operationellen Einsatz von KI in der Vorhersage für in 5 Jahren. „Das entspricht ja der aktuell erwarteten Restentwicklungszeit!“ wird man in 8 Jahren feststellen.

Dass KI ein großes Thema beim DWD darstellt, steht außer Frage! Die finale Bewertung dieses Punktes erfolgt spätestens in 4 bis 7 Jahren. 😉
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April 2024:
Ein Ruck geht durch Politik und Gesellschaft! Weltweit werden effektive Maßnahmen getroffen, dem menschgemachten Klimawandel gemeinsam und zügig entgegen zu wirken. – April, April…

Super Aprilscherz!
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Mai 2024:
Kühles Schmuddelwetter in Deutschland, noch nie dagewesene Wärme in Nordosteuropa. Beim Eurovision Song Contest in Malmö zeigt das Außenthermometer selbst zu später Stunde noch über 20 °C. Icke Hüftgold holt mit „Klima find ick prima“ sensationell den 3. Platz.

„Kühl“: nein, „Schmuddel“: ja! Der Mai 2024 war der fünftwärmste, aber auch der drittnasseste Mai seit 1881. Am 19.05. lag die Temperatur in Malmö abends tatsächlich noch bei rund 20 °C, allerdings war der ESC eine gute Woche früher. Am Tag der Hauptveranstaltung (11.05.) waren es um 21 Uhr dagegen nur 11 °C. Icke Hüftgold sang (leider?) nicht für Deutschland. Dafür holte Isaak Guderian immerhin Platz 12.
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Juni 2024:
Zu Ehren des 200. Geburtstag des britischen Physikers William Thomson, 1. Baron Kelvin beschließt die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) für ein Jahr sämtliche Temperaturangaben in Kelvin anzugeben.

Auch wenn unser Kollege Markus Übel in seinem Thema des Tages vom 1. April 2024 diesen Scherz nochmals aufgriff, muss dieser Punkt ins Reich der Fabel verwiesen werden.
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Juli 2024:
Extreme Hitzewelle in Deutschland. Vielfach werden Höchstwerte um 313 Kelvin verzeichnet. Das Endspiel der Fußball-EM zwischen Schottland und England in Berlin wird in den kühleren September verlegt.

Zwar gab es immer wieder kurze Hitzeintermezzos, eine anhaltende oder gar extreme Hitzewelle aber nicht. Der Spitzenwert des Monats lag bei 35,4 °C oder besser 308,55 Kelvin (Müllheim am 30.07.). England schaffte es dagegen tatsächlich ins EM-Finale, Gegner waren aber nicht die Schotten, sondern die Spanier. Für eine Verschiebung boten die rund 22 °C zu Spielbeginn keinen Anlass.
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August 2024:
Fortdauer der Hitzeperiode in weiten Teilen Europas. Bei den Olympischen Spielen in Paris kommt es bei den Wasserdisziplinen immer wieder zu Unterbrechungen aufgrund von sogenannten „Plantschern“ (Pendant zu „Flitzer“).

Zumindest phasenweise war es durchaus sehr heiß in Paris. Die höchste Temperatur wurde allerdings noch Ende Juli gemessen mit rund 36 °C. Von den sogenannten „Plantschern“ ist dem Autor allerdings nichts bekannt.

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September 2024:
„Der Laubbläser kommt!“ schallt es durch die Medienwelt. Tatsächlich sorgt der erste Herbststurm in der Nordhälfte verbreitet für (schwere) Sturmböen. Das Endspiel der Fußball-EM wird in den Oktober verlegt.

Naja, wirklich stürmisch war der September nicht. Ende des Monats reichte es aber zumindest über der Mitte und dem Nordwesten für stürmische Böen, an der Nordsee und auf den Bergen auch für schwere Sturmböen. Der Brocken und der Feldberg warteten mit Orkanböen auf. Die Fußball-EM hatten wir ja schon im Juli behandelt. 😉
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Oktober 2024:
Verfrühtes Winterintermezzo im Osten des Landes. Bei Schneematsch und Temperaturen um 273 Kelvin gewinnt Schottland auf nahezu unbespielbarem Platz das Finale der Fußball-EM im Elfmeterschießen mit 1:0.

Noch einmal die Fußball-EM noch einmal wird auf den Juli verwiesen. Ansonsten gilt auch für das Winterintermezzo im Osten eine klare Fehlanzeige. Zwar startete der Monat zunächst ziemlich nass und zu kühl, in der zweiten Monatshälfte gab es dann aber gerade im Osten viel Sonnenschein und es war deutlich zu warm
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November 2024:
Mehrwöchige Hochdrucklage! Die Folge: Auf den Bergen Sonne ohne Ende, im Tiefland dagegen oftmals neblig-trübe Tristesse. Im Rhein-Main-Gebiet und an der Donau verzeichnen Apotheken und Supermärkte einen Rekordumsatz bei Vitamin-D-Tabletten.

Insgesamt zeigte sich der November tatsächlich recht hochdruck- und damit vor allem in den Niederungen teilweise auch nebelgeprägt. Auf den Bergen war es dagegen mitunter sogar ungewöhnlich sonnig. Auf der Zugspitze gab es über 200 Stunden Sonnenschein. Ob die Vitamin-D-Tabletten wirklich zum Verkaufsschlager wurden, ist dem Autor nicht bekannt. 😉
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Dezember 2024:
In einer erneut sehr aktiven atlantischen Wirbelsturmsaison leitet Ex-Hurrikan Tony das traditionelle Weihnachtstauwetter in Deutschland ein. „Problem“: Es gibt gar nichts zum Wegtauen. „Was soll’s…“ sagt man sich auf den zahlreichen Weihnachtsgrillpartys.

Tatsächlich verlief die atlantische Wirbelsturmaktivität leicht überdurchschnittlich, allerdings war bereits bei Buchstabe „S“ Schluss. Einen „Tony“ gab es also nie, sondern „Sara“ war der letzte Tropensturm der Saison und das bereits Mitte November. Das Weihnachtstauwetter trat aber zumindest teilweise trotzdem auf. Kurz vor Weihnachten schneite es zumindest in den Mittelgebirgen und Teilen Süddeutschlands, liegen blieb der Schnee allerdings meist nur in den ost- und süddeutschen Mittelgebirgen und im südlichen Alpenvorland. So oder so: Weihnachtsgrillpartys wird es sicherlich gegeben haben.
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Fazit: Der ein oder andere (Rand-)Treffer war wieder dabei, die Fehlschüsse liegen aber deutlich in der Überzahl. Mal sehen, wie 2025 läuft 😉

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2025
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Grenzwetterlage mit kräftigen Schneefällen erwartet

Tief BERND (international: FLORIANE), das am heutigen Mittwochmittag noch über Südschweden liegt, hat in den vergangenen Tagen den Grundstein für eine Grenzwetterlage am morgigen Donnerstag geschaffen. Rückseitig von BERND ist polare Meeresluft in den Norden Deutschlands gelangt, welche sich am Donnerstag mit signifikantem Wetter auswirken wird. Der Mitspieler steht bereits auf dem Nordostatlantik in Form von Tief CHARLY bereit und wartet auf seinen Einsatz (siehe ).

DWD Grenzwetterlage mit kraeftigen Schneefaellen erwartet

Die Warmfront von CHARLY hat in der Nacht zum Mittwoch bereits den Süden Deutschlands erreicht. Mit der Warmfront gelangt zunehmend subtropische Luft in den Süden des Landes. So sind Mittwochvormittag in Baden-Württemberg, Bayern, im Saarland und in Rheinland-Pfalz Regen-, Schneeregen- und Schneefälle aufgezogen (siehe ). In Teilen Frankens schneit es bis in die Niederungen, wobei die Straßenbelagstemperaturen meist positiv sind und der Schnee nur in Hochlagen liegen bleibt. Südlich der Donau und Richtung Rhein regnet es bereits und von Süden her steigt die Schneefallgrenze in der Subtropikluft bis über die Kammlagen der dortigen Mittelgebirge an. Im Südschwarzwald, in Teilen des Saarlandes und von Rheinland-Pfalz laufen gar Dauerregenwarnungen.

DWD Grenzwetterlage mit kraeftigen Schneefaellen erwartet

Das Niederschlagsgebiet entlang der Warmfront verlagert sich Mittwochnachmittag langsam nordwärts und erreicht am Abend mit der nördlichen Grenze den Süden Nordrhein-Westfalens, Mittelhessen und das Werratal in Thüringen. Konzentrieren wir uns auf den Schneefall: Nördlich der Warmfront liegt die polare Luftmasse, sodass es am Nordrand der Warmfront schneit. Bei zeitweise mäßigem Schneefall kann es vorübergehend sogar im Rhein-Main-Gebiet und entlang des Mittelrheins Schneematsch geben. Dort wird die flüssige Niederschlagsphase aber wohl überwiegen. In höheren Lagen und weiter nördlich reicht es jedoch für eine dünne Neuschneedecke bis 5 Zentimeter. Achtung Glättegefahr!

Im Verlauf der Nacht verlagern sich die Schneefälle über die nördliche Mitte hinweg nach Osten und schwächen sich immer mehr ab. Das erste kleinere Schneefallereignis ist damit abgeschlossen. Nun kommt Tief CHARLY ins Spiel und es wird erst richtig spannend. Donnerstagfrüh liegt die Luftmassengrenze, die Luft aus den polaren Breiten im Norden von Subtropikluft im Süden trennt, quer über der Mitte Deutschlands (siehe).

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CHARLY wird Donnerstagfrüh über BENELUX zu finden sein, mittags über der nördlichen Mitte und abends etwa über der Uckermark. Mit der Annäherung von CHARLY setzt Hebung ein und teils kräftige Niederschläge ziehen auf. Diese fallen auf der Nordseite der Luftmassengrenze als Schnee, nach Süden zu als Regen. Im Übergangsbereich könnte man gefrierenden Regen erwarten, die Vorgeschichte ist aber zu mild und nur ganz vereinzelt in lokalen „Kältelöchern“ des Mittelgebirgsraums kann es zu Glatteis kommen. Der Fokus liegt eindeutig auf dem erwarteten Schneefall. Dass es bis in tiefe Lagen schneien wird, ist recht sicher, wie viel davon liegen bleiben wird, ist aber maßgeblich von der Niederschlagsintensität abhängig. Voraussichtlich werden die Straßenbeläge zunächst leicht im positiven Temperaturbereich liegen. Bei geringen Schneefallraten kann der Schnee zunächst direkt tauen, mit einsetzendem mäßigem Schneefall sinken die Temperaturen dann aber und eine Schneedecke kann sich aufbauen.

Als Schneefallregion kristallisiert sich nach aktuellem Stand ein breiter Streifen vom Rheinland über den Raum Hannover und die Altmark in Sachsen-Anhalt bis nach Nordbrandenburg heraus. Zum Berufsverkehr in den Früh- und Vormittagsstunden wären das Rheinland über Ostwestfalen bis zum Raum Hannover betroffen. Innerhalb von 3 bis 6 Stunden sind durchaus 5 bis 10 Zentimeter Nassschnee zu erwarten. Erhebliche Behinderungen im Straßen- und Schienenverkehr, auch Schneebruch an der Vegetation sind dann Thema! Noch höhere Mengen um 15 Zentimeter können sich vor allem im Bergland akkumulieren. In den Mittags- und Nachmittagsstunden schwächen sich die Schneefälle im Westen bereits wieder ab, dann ist mit den höchsten Intensitäten in Sachsen-Anhalt und Nordbrandenburg zu rechnen. Auch dort können in wenigen Stunden um 5 Zentimeter zusammenkommen.

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In der Südhälfte ist bei Höchstwerten zwischen 6 und 14 Grad von Schnee keine Spur. Dafür lebt dort der Wind verbreitet in Böen stürmisch auf und an der Kaltfront von Tief CHARLY kann es am Nachmittag und Abend in Teilen Baden-Württembergs bei einer nochmaligen kurzzeitigen Windverstärkung blitzen und donnern.

Rückseitig von CHARLY gelangt dann in der Nacht zum Freitag polare Meeresluft auch in den Süden. Da es zuvor noch geregnet hat, kann es auf den Straßen dann durch gefrierende Nässe gefährlich glatt werden. Der frische bis starke Wind sorgt zwar noch für eine Abtrocknung, aber dennoch ist verbreitet mit markanter Glätte zu rechnen.

Nach Abzug von Tief CHARLY, das Freitag bereits das Baltikum erreicht hat, beruhigt sich das Wetter wieder. Im Norden und Nordosten ist noch mit Schneeschauern zu rechnen, nach Süden zu bleibt es meist trocken und auch an den Alpen lassen die Schneefälle allmählich nach.

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.01.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

35 Jahre Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie

Als Ende der 1980er Jahre die globalen Klimaveränderungen immer deutlicher sichtbar wurden, stieg die Nachfrage nach Computermodellen, die den fortschreitenden Klimawandel sowie dessen Auswirkungen möglichst verlässlich in die Zukunft projizieren konnten. Um die Qualität der Klimavorhersagen überprüfen zu können, werden sogenannte „Hindcasts“ gestartet. Das sind „Nachhersagen“, also Vorhersagen, die in der Vergangenheit gestartet und mit den Beobachtungen verglichen werden. Möglichst lückenlose und qualitätsgesicherte Beobachtungsdatensätze waren also schon damals notwendig. Doch zu dieser Zeit wurde noch kein Niederschlagsdatensatz den Ansprüchen an einen Referenzdatensatz für die Klimamodellierung gerecht. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) trat in der Folge an ihre Mitgliedsländer mit dem Auftrag heran, ein Datenzentrum für Niederschlag einzurichten. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) übernahm die Verantwortung und rief 1989 das „Weltzentrum für Niederschlagsklimatologie“ (WZN, englisch: Global Precipitation Climatology Centre (GPCC)) ins Leben.

Datensammlung

Erster und wichtigster Baustein des Projektes war das Sammeln von Niederschlagsdaten. Doch dies glich fast einer Sisyphusarbeit. Um an weltweite Daten zu kommen waren vor allem vor dem globalisierten Internetzeitalter mit offenen Datenportalen unzählige Reisen zu Wetterdiensten, Anforderungsschreiben und Ansprachen bei WMO-Besprechungen notwendig. Auch wenn bis heute nicht alle Wetterdienste bereit sind, Daten auszutauschen, enthält die Sammlung des WZN mittlerweile Daten von mehr als 126.000 Wetterstationen. Die beste Datenverfügbarkeit gibt es in dicht besiedelten und gut entwickelten Regionen der Erde bzw. zwischen 1960 und 2010 (siehe Abbildung 1). Davor wird die Verfügbarkeit durch die geringere Stationszahl und die mangelnde Digitalisierung, danach durch noch unvollständige Datenbeschaffung limitiert.

DWD 35 Jahre Weltzentrum fuer Niederschlagsklimatologie

Qualitätsprüfung

Nicht nur die Datenbeschaffung braucht viel Zeit, sondern auch die Qualitätsprüfung, die innerhalb des Projektes einen hohen Stellenwert genießt. Denn es stellte sich früh heraus, dass die beschafften und gelieferten Daten mitunter sehr fehlerbehaftet waren. Typische Fehlerquellen waren falsche Umrechnungen zwischen Maßeinheiten, falsche Zeit- und Ortsangaben oder sogenannte „falsche Nullen“ als Lückenfüller. Um die Qualitätsprüfung zu beschleunigen und zu standardisieren, wurden Routinen und Software entwickelt. Neben automatischer Qualitätssicherung gibt es bis heute auch eine manuelle, von Mitarbeitenden des WZN durchgeführte Sichtung, beispielsweise für besonders extreme Niederschläge.

Von Stations- zu Rasterwert

In Klimamodellen werden Vorhersagen auf einem Raster berechnet und nicht für einzelne Stationen. Unter einem Raster versteht man eine Art Gitternetz, mit dem der Globus in der Simulation überzogen wird. Um die Beobachtungsdaten mit den Ergebnissen der Klimamodelle vergleichen zu können, müssen die Daten der einzelnen Stationen auf ein solches Raster abgebildet werden. So muss auf Basis der Messungen für jedes Segment bzw. jeden „Pixel“ des Gitternetzes eine repräsentative Niederschlagsmenge berechnet werden. Dabei macht man sich komplizierte mathematische Verfahren zunutze.

Datenabgabe und Analyseprodukte

Während die einzelnen Stationsdaten nicht nach außen abgegeben werden, stehen die daraus abgeleiteten, gerasterten Analyseprodukte frei und ohne Registrierung zur Verfügung (siehe beispielsweise Abbildung 2). Der DWD hat für Kunden ein Visualisierungstool entwickelt, mit dem sich die verschiedenen Analyseprodukte individuell konfiguriert darstellen lassen. Der Fokus liegt dabei auf monatliche und jährliche Analysen, wobei diese sich in der Anzahl der genutzten Stationen, dem Aufwand der Qualitätsprüfung, den verfügbaren Datenzeitraum und der Aktualisierungsrate unterscheiden.

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Ausblick

Das Datensammeln und die Qualitätsprüfung bleiben auch in Zukunft die wichtigsten Bausteine des WZN. Um das Datensammeln zu beschleunigen und Ressourcen zu schonen soll verstärkt auf automatisierte Zugriffe auf die offenen Datenportal gesetzt werden. Bei der Datenprüfung soll untersucht werden, inwiefern Verfahren mit künstlicher Intelligenz (KI) helfen können. Generell stehen die verschiedenen Routinen bei der Erstellung der gerasterten Analyseprodukte stets auf dem Prüfstand und werden bei Bedarf weiterentwickelt oder durch neue ersetzt.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale

Dr. Markus Ziese
Deutscher Wetterdienst
Globale Niederschlagsüberwachung
Offenbach, den 07.01.2025
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Tief BERND und das Dreikönigswetter

Über das vergangene Wochenende, insbesondere aber am gestrigen Sonntag, war wettertechnisch einiges geboten. Tief BERND, das inzwischen international auf den Namen FLORIANE getauft wurde, lenkte sehr milde Luft subtropischen Ursprungs von Südwesten nach Deutschland. Die Warmfront des Tiefs hatte allerdings länger anhaltende und teils kräftige Niederschläge im Gepäck. Zunächst zogen ab Samstagabend aus Südwesten Schneefälle auf, die nachfolgend in Regen übergingen. In der Übergangsphase war dieser Regen allerdings (teilweise auch über längere Zeit) gefrierend. Hierbei stellten vor allem der zeitliche und räumliche Übergang sowie die Intensitäten der jeweiligen Niederschlagsphasen eine besondere Herausforderung für die Warnmeteorologen dar. Durch den gefrierenden Regen bildete sich Eisansatz an Gegenständen und es bestand erhöhte Glättegefahr. Der zuvor gefallene Schnee milderte die gesamte Lage aber oftmals erheblich ab. Im Laufe des Sonntags zogen die Niederschläge nordostwärts und in der vergangenen Nacht schließlich über die Ostsee hinweg.

Die sehr milde Luft spiegelte sich am gestrigen Sonntag dann auch bei den Höchsttemperaturen wieder. Vor allem im Südwesten und Westen wurden teilweise Werte im zweistelligen Bereich bis 14 Grad erreicht. Im Vergleich dazu lagen die Höchsttemperaturen im Nordosten regional noch bei Werten um 0 Grad. Wie ausgeprägt der Temperaturgradient (teilweise große Temperaturunterschiede auf engstem Raum) war und wie schnell der Temperaturanstieg durch die herangeführte Luftmasse vonstattenging, ist im  nachzulesen.
Auch am heutigen Montag hält Tief BERND noch allerhand Spannendes bereit. Heute allerdings mit und durch seine Kaltfront, die im Laufe des Nachmittags ausgehend vom Westen nordostwärts schwenkt. Im Norden, Westen und Südwesten fällt dann aus meist dichter Bewölkung zeit- und gebietsweise schauerartiger Regen. Bei 8 bis 16 Grad mit den höchsten Werten am Oberrhein wird es verbreitet sehr mild. Eine Ausnahme stellt dabei Niederbayern dar, hier werden „nur“ 3 bis 7 Grad erreicht. Richtung Südosten sowie in Teilen Mitteldeutschlands kann sich dafür die Sonne zeitweise zeigen, was den übrigen Landesteilen gar nicht oder nur kurzzeitig vergönnt bleibt.
Allerdings geht die Kaltfront auch mit lebhaftem Südwestwind einher. Das Sturmfeld zieht im Laufe des Nachmittags und Abends ausgehend vom Westen nordostwärts. In der Nordwesthälfte sind dann Sturmböen bis ins Flachland zu erwarten, auch einzelne schwere Sturmböen sind möglich. Diese sind im Bergland naturgemäß wahrscheinlicher.

 

DWD Tief BERND und das Dreikoenigswetter 1

Rückseitig der Kaltfront wird es allmählich wieder etwas kühler. Dies hat für die Nacht zum Dienstag aber kaum nennenswerte Auswirkungen, denn Frost ist allenfalls auf höhere Berglagen beschränkt.

DWD Tief BERND und das Dreikoenigswetter 2

Am morgigen Dienstag ist es dann hingegen nasskalt bei Höchsttemperaturen von 3 bis 9 Grad. Zudem sinkt die Schneefallgrenze auf 500 bis 700 m ab. Bei auflebender Schauertätigkeit verläuft der Dienstag im Bergland also wieder etwas winterlicher.

DWD Tief BERND und das Dreikoenigswetter 3

Zum Mittwoch zieht dann von Südwesten das nächste Tief heran, das an seiner Nord- und Nordwestflanke gebietsweise kräftige Schneefälle bereithält. Wo hierbei die Schwerpunkte liegen, bleibt noch etwas abzuwarten. In der Südhälfte ist es hingegen nach anfänglichen Schneefällen regnerisch. Bei Höchsttemperaturen von 2 bis 9 Grad kommt zudem der Südwest- bis Westwind an den Küsten und im südwestlichen Bergland stürmisch daher.

Am Donnerstag ist es im Süden vorübergehend erneut teils sehr mild, aber auch sehr windig bis stürmisch, bevor zum Freitag von Nordwesten wieder kühlere Luft herangeführt wird.

DWD Tief BERND und das Dreikoenigswetter 4

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.01.2025
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