Graue Suppe

In diesem November beherrschte eine „graue Suppe“ das Himmelsbild an vielen Tagen bzw. in vielen Regionen Deutschlands, Sonnenschein dagegen war meist rar gesät. Etwas bevorzugt waren die höher gelegenen Berge, die sich oberhalb des Nebels oder Hochnebels befanden. Am Ende des Monats wird der November sein Sonnenscheinsoll voraussichtlich um etwa 10 bis 15 % verfehlen. Genauere Zahlen zum Novemberwetter und dem Sonnenschein werden in einer Pressemitteilung am 29.11.2024 vom Deutschen Wetterdienst veröffentlicht.

Für die Fans des Sonnenscheins halten die „schlimmen“ Zeiten noch an, denn die im Mittel drei dunkelsten (grauesten, trübsten) Monate des Jahres sind mit Abstand die von November bis Januar. So gibt es im November bezogen auf das Mittel der Jahre 1991-2020 durchschnittlich 55, im Dezember nur noch 42 und im Januar 52 Stunden Sonnenschein. Dabei spielen sowohl die astronomische als auch die meteorologische Begrenzung der Sonnenscheindauer eine Rolle.

 

DWD Graue Suppe

Durch die astronomische Begrenzung sind im November maximal 268, im Dezember 248 und im Januar 264 Stunden Sonnenschein möglich (berechnet aus den Daten der Städte Hamburg, Berlin, Köln, Offenbach und München). Diese niedrigen Werte erklären sich aus der immer weiter abnehmenden Tageslänge (Sonnenaufgang bis -untergang), die bis zur Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember (Winterbeginn auf der Nordhalbkugel) anhält und sich erst danach ganz langsam wieder erholt. Mit den längsten Tagen im Jahr rund um die Sommersonnenwende am 20., 21. oder 22. Juni (Sommerbeginn auf der Nordhalbkugel) sind im Juli dagegen sogar 498 Stunden Sonnenschein möglich, was etwas mehr als doppelt so lang ist wie im potenziell dunkelsten Monat Dezember!

Im Mittel schöpft die Sonne im Dezember in Deutschland also nur 42 der 268 maximal möglichen Stunden aus, was gerade einmal rund 16 % der möglichen Zeit entspricht. Oder anders gesagt: Zu 84 % der Tageszeit scheint die Sonne nicht! Wenn man im Dezember also in den Himmel blickt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass sich der Himmel Grau in Grau zeigt.

Neben der astronomischen Begrenzung des Sonnenscheins im Winter spielt auch die meteorologische Begrenzung eine zusätzliche Rolle: Durch die immer kürzere Zeitspanne, die die Sonne in den dunkelsten Monaten des Jahres überhaupt scheinen kann, schafft sie es immer seltener, eventuellen Nebel und Hochnebel aufzulösen. Dieser kann sich in den langen Nächten dagegen immer häufiger bilden. Vor allem die Zeit zwischen Mitte Oktober und Mitte März ist dafür prädestiniert. Unter Umständen kann es bei länger andauernden Hochdruckwetterlagen wie in diesem November unterhalb einer sich dabei oft ausbildenden Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe) durch eine mehr oder weniger mächtige Hochnebeldecke tagelang keinen Sonnenschein geben. Deshalb zeigt das Verhältnis aus mittlerer (1991-2020) und maximal möglicher monatlicher Sonnenscheindauer (grüne Kurve in Abbildung 1) auch einen Jahresgang mit Minima in den Monaten rund um die Wintersonnenwende und Maxima im Sommer.

In der bisherigen Bilanz für das Jahr 2024 sticht vor allem der August heraus. Mit 262 Stunden Sonnenschein im deutschlandweiten Mittel nimmt er den Spitzenplatz dieses Jahres ein. Bei 450 astronomisch möglichen Stunden schöpfte der Monat ordentliche 58 % seines Potenzials aus. Besonders trüb war dagegen der Februar mit nur 54 Stunden Sonnenschein, was nur 19 % seines Potenzials entspricht.

Der November 2024 wird mit Sicherheit auf einem der hinteren Plätze oder sogar dem letzten Platz 2024 landen. Der Dezember 2024 könnte das natürlich noch toppen. Ob aber tatsächlich weiterhin graue Suppe auf dem Wetterspeiseplan steht, wird sich erst noch zeigen müssen. Vielleicht präsentiert sich der Himmel ja doch länger in „Blau wie der Ozean“.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ungewöhnlich mild? Ja, aber es gibt „Gallische Dörfer“!

Das Wetter ist schon manchmal verrückt. Während vor wenigen Tagen der Frühwinter teilweise noch sein „Stell-dich-ein“ gegeben hat und selbst im Flachland gebietsweise für dichten Flockenwirbel und die erste Schneedecke des Herbst/Winters 24/25 sorgte, so hat sich im Vorfeld des Orkantiefs SIGRID mit einer strammen südlichen Strömung in nicht einmal 48 Stunden vielerorts ungewöhnlich milde Luft durchgesetzt. Mit 19,7 Grad als Höchstwerte wurden am gestrigen Sonntag in Baden-Baden und Pforzheim (jeweils Baden-Württemberg) neue Rekorde für die letzte Novemberdekade aufgestellt. Nach nächtlichen „Tiefstwerten“ von 17,8 Grad in Baden-Baden wurde dieser Wert bereits am heutigen Montagvormittag mit über 22 Grad schon wieder pulverisiert.

Ähnlich wie bei den Geschichten um Asterix und Obelix gibt es aber durchaus „Gallische Dörfer“, die dieser allgemeinen Entwicklung trotzen und ihr eigenes „Lokalklima“ beibehalten. Beispiel gefällig? Im nur rund 40 Kilometer weiter südlich von Baden-Baden gelegenen Wolfach waren es gerade einmal 2,0 Grad im Minimum und damit um mehr als 15 Grad (eigentlich Kelvin K für Temperaturdifferenzen) frischer. Noch etwas weiter nach Süden und Osten hin gab es stellenweise sogar leichten Frost bis -2,0 Grad wie beispielsweise in Wutöschingen am Hochrhein.

Wie kommen nun diese großen Unterschiede auf so engem Raum zustande? Spielen Wetterfronten wie in diesem Falle keine Rolle, geht dies in der Regel nicht ohne ein stark gegliedertes Gelände. Während über den flachen Regionen und die Mittelgebirgskuppen Frankreichs, Benelux und Westdeutschlands der kräftige Wind aus Süd bis Südwest mit milder Luft (die ursprünglich aus Marokko stammt) hinwegfegt, stellt sich weiter östlich der Alpenbogen mit seinen Gipfeln mit teils weit über 4000 Metern entgegen. Über diesen sowie in höher gelegenen Tälern herrscht Südföhn mit ebenfalls milden Temperaturen. So sank das Thermometer in der vergangenen Nacht in Vaduz/Lichtenstein nicht unter 13 Grad, auf der Zugspitze in knapp 3000 m waren es gerade mal -0,2 Grad.

DWD Ungewoehnlich mild Ja aber es gibt Gallische Doerfer 1

Die Flussniederungen Bayerns und Baden-Württembergs entsprechen aber nun ausgeprägten „Kessellagen“, die von Alpen, Schwarzwald, Schwäbischer Alb und Bayerischem Wald, weiter nördlich auch durch die etwas weniger hohen Odenwald, Rhön, Thüringer Wald und Fichtelgebirge schützend ummantelt sind. In der dunklen Jahreszeit kühlen die bodennahen Luftschichten durch die langwellige Ausstrahlung stark ab. Wie passend, dass es vergangene Nacht insbesondere im beschriebenen Gebiet mit den teils frostigen Temperaturen weitgehend sternenklar und windschwach war, die Ausstrahlungsbedingungen somit ideal.

Kalte Luft hat eine höhere Dichte als warme Luft und sammelt sich in Tälern und Senken an. Die derart anwachsende Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe) erreichte heute Morgen am Münchner Flughafen (siehe Bild 2) beispielsweise eine Ausprägung, wie man sie nicht alle Tage beobachtet: -2,0 Grad am Boden auf rund 450 m über Meeresniveau stand ein Anstieg auf 13,1 Grad in 950 m gegenüber. Das entspricht in etwa 3 Grad Temperaturanstieg pro 100 Meter. Zum Vergleich: Normalerweise nimmt die Temperatur im Mittel eher mit 0,65 Grad pro 100 Meter Höhenunterschied ab!

DWD Ungewoehnlich mild Ja aber es gibt Gallische Doerfer

Unterhalb der Inversionsschicht findet nun keinerlei Austausch statt (stabile Schichtung). Es sei denn, man liegt direkt unmittelbar im Lee (in diesem Fall also auf der Nordseite der Gebirge) und ist im besten Fall von der Höhenlage auch nicht weit weg von der Inversionsgrenze mit der wärmsten Schicht und den stärksten Winden. Durch die Überströmung des Hindernisses angeregte Leewellen bringen – physikalisch gesprochen – durch Impuls- und Energietransport die Wärme aus höheren Luftschichten in die direkt darunterliegenden. Durch das Absinken erwärmt sich die Luft mit 13 Grad in 900 m um rund 1 Grad pro 100 Meter (trockenadiabatisch) auf knapp 20 Grad im 240 m hoch gelegenen Baden-Baden. Mehr geht quasi nicht! Auf dem Weg von Baden-Baden nach Wutöschingen hätte man also fast im T-Shirt starten können, sich dann aber beim Ausstieg rasch die Winterjacke umschnallen müssen.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ist das noch normal?

Um die Frage nach „normalem“ Wetter zu beantworten, muss man sich durch die Geschichte wühlen. Das ist glücklicherweise nicht ganz so schwer, immerhin speichert der Deutsche Wetterdienst seit seiner Gründung das aktuelle Wetter und wertet es immer wieder aus. Jeden Monat, zu jeder Jahreszeit und zu jedem Jahr gibt es einen klimatologischen Rückblick, der sich mit der „Normalität“ des jeweiligen Zeitabschnitts befasst.

Zugrunde liegt dem Ganzen immer das langjährige Mittel, das einen Zeitraum von 30 Jahren umfasst und beim DWD im Allgemeinen auf dem Mittel von 1961 bis 1990 beruht. Damit folgen wir der Empfehlung der WMO (Weltmeteorologische Organisation) für die Betrachtung des längerfristigen Klimawandels. Wenn es sich um kurzfristige Analysen handelt, bei denen der rasche Wandel des Klimas in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Rolle spielt, dann wird auf die Klimareferenzperiode von 1991 bis 2020 zurückgegriffen.

Eine genaue Betrachtung des Klimas und dessen Wandel ist für die Frage nach der Normalität weniger entscheidend, als alte Messwerte. Die gemittelten Klimadaten verwaschen oft einzelne Ereignisse. Daher werden wir neben dem Klimamittel auch auf Rekorde und Werte vergangener Jahre schauen.

Die erwarteten Höchstwerte sind zwar ungewöhnlich, aber sie brechen keine Rekorde. Die Rekorde für die höchste Temperatur in der dritten Novemberdekade (21. bis 30.11.) stammen aus den Jahren 2006 und 2016, wo es im Südwesten Deutschlands zu Maxima von über 20 Grad kam. Die Station Müllheim in Baden-Württemberg ist mit 22,1 Grad der Spitzenreiter, dicht gefolgt von Rosenheim in Bayern mit 21,9 Grad. In Sachen Tiefsttemperatur muss man für Rekorde weit ins letzte Jahrhundert zurück. Die meisten Rekorde stammen aus dem Jahr 1965, in dem die Tiefstwerte unter -20 Grad lagen.

Betrachtet man den gesamten November, so springt vor allem die erste Dekade (1. bis 10.11.) ins Auge. 1968 wurde in Piding mit 24,8 und in München mit 24,2 Grad ein Sommertag nur knapp verfehlt. In Kiefersfelden-Gach gab es deutschlandweit den bisher höchsten Wert für November mit 25,2 Grad (entspricht einem Sommertag) im Jahre 1997. Alle drei Orte liegen in Bayern.

In der Klimatologie spielen Tagesmaxima und -minima keine Rolle. Die Temperatur wird über den Tag und die Nacht gemittelt. Dabei ergibt sich aus der Referenzperiode 1961 bis 1990 gemittelt für gesamt Deutschland im November ein Wert von 4,04 Grad, aus der Periode von 1991 bis 2020 ein Durchschnittswert von 4,8 Grad. Im aktuellen November liegen wir gemittelt über alle Wetterstationen bei etwa 5 Grad Mitteltemperatur, was einem leichten Plus entspricht. Das höchste Monatsmittel der Temperatur in einem November liegt bei 10,6 Grad im Jahre 1994 an der Station Duisburg-Baerl/Nordrhein-Westfalen, dicht gefolgt von Helgoland/Schleswig-Holstein mit 10,4 Grad aus dem Jahre 2006. Die Jahre 1994, sowie 2006 und 2009 lassen sich sehr häufig in der Statistik der höchsten Mittelwerte finden. Fast zwei Drittel der Stationen melden in diesen Jahren ein Maximum des Temperaturmittelwertes. Der diesjährige November wird nicht als ungewöhnlich temperiert in die Annalen eingehen.

Beim Schneefall ergeben die Messdaten der Stationen des Deutschen Wetterdienstes im November gemittelt über Gesamtdeutschland und mit Daten seit Messbeginn der Stationen 3,5 Tage mit Schneefall und an 1,5 Tagen eine geschlossene Schneedecke (gemessen am Morgen). Bedenken muss man bei aller Statistik, dass es einen regionalen Unterschied in Deutschland gibt und, dass die Tendenz zu Schneefall seit den 90er-Jahren insgesamt abgenommen hat.

Für die Bundesländer ist die Statistik im November für Schneefall und Schneedecke mit Daten seit Messbeginn wie folgt:

Bundesland Tage mit Schneefall Tage mit geschlossener Schneedecke
Schleswig-Holstein 3,2 1,0
Niedersachsen, Hamburg und Bremen 3,7 0,4
Mecklenburg-Vorpommern 3,7 1,0
Berlin und Brandenburg 3,4 0,2
Nordrhein-Westfalen 3,8 1,3
Rheinland-Pfalz und Saarland 2,1 1,0
Hessen 3,9 1,1
Baden-Württemberg 2,6 2,2
Sachsen 5,2 2,5
Sachsen-Anhalt 4,3 0,6
Thüringen 4,1 1,5
Bayern 3,9 2,6

Die höchsten Schneemengen in einem November gab es natürlich in den Bergen. Im Jahre 1952 lagen auf der Zugspitze 460 cm Schnee. Der Feldberg im Schwarzwald kam 1974 auf eine Schneehöhe von 140, der Brocken im Harz auf 122 cm. Wenn man in die tieferen Lagen schaut, dann kristallisiert sich in Sachen Rekorden neben Bayern auch Nordrhein-Westfalen als Spitzenreiter heraus. Ende November 2005 sorgte Tiefdruckgebiet THORSTEN dort für teils kräftigen Schneefall. Bis in die tiefsten Lagen fiel nasser und pappiger Schnee. Das Ereignis ging nicht zuletzt wegen der immensen Schäden an der Infrastruktur als „Münsterländer Schneechaos“ in die Geschichte ein . In Wuppertal und Lüdenscheid wurden am 27.11.2005 40 cm Schnee gemessen.

Das Jahr 2024 taucht in den Stationsdaten bei der höchsten Schneehöhe nicht auf. Es hat in anderen Jahren zuvor mehr oder überhaupt Schnee gegeben. Bei einigen Orten im Norden Deutschlands stellt das Jahr 2023 den Spitzenreiter in Sachen Schneehöhe im November. Im Jahr 2010 hat es über den mittleren Landesteilen ebenfalls mal mehr Schnee gegeben, sonst sind höhere Schneemengen in den Jahren hauptsächlich vor 1990 zu finden. Der Schneefall der vergangenen Woche mag uns vielleicht auch daher als ungewöhnlich oder „unnormal“ erscheinen, in die Geschichtsbücher schafft er es aber nicht.

Dipl. Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Nach dem Winter kommt der Frühling

Der Hauptakteur, dem wir das ganze Wetterspektakel in den nächsten Tagen zu verdanken haben, ist ein Tief namens „Sigrid” (international „Bert” getauft – das verlangt später noch nach einem zweiten Tief namens „Ernie”!). „Sigrid” hat eine enorme Entwicklungsgeschichte hinter sich. Es handelt sich dabei um ein Orkantief auf dem Atlantik, das aus sogenannter rapider Zyklogenese entstanden ist. Das Kriterium für rapide Zyklogenese ist erfüllt, wenn die Rate des Druckfalls mindestens 24 hPa in einem 24-stündigen Zeitraum beträgt. Dementsprechend sorgt „Sigrid” mit einem Kerndruck von etwa 940 hPa auf dem Höhepunkt der Entwicklung für ordentlich Betrieb im europäischen Wettergeschehen.

DWD Nach dem Winter kommt der Fruehling

Bemerkbar macht sich das bei uns ab dem laufenden Nachmittag von Nordwesten. Dann greift die Warmfront von der Nordsee her allmählich auf Deutschland über und bringt ersten Regen, der sich anschließend im Laufe der Nacht zum Sonntag nach Osten ausdehnt. Mit dem Eintreffen der Warmfront setzt zudem ein kräftiger Süd- bis Südwestwind ein. Die Windrichtung suggeriert also schon, wohin die Reise geht: Nämlich auf der Thermometerskala achterbahnmäßig nach oben. Die Warmluftadvektion ist derart stark, dass bereits im Laufe der Nacht die Temperaturen im Westen nach oben klettern. Für die Tages- bzw. Nachtzeit ziemlich unüblich.

DWD Nach dem Winter kommt der Fruehling 1

Morgen bricht dann, wie schon angekündigt, der Frühling aus. Die Luft, die dem südwesteuropäischen Atlantik- und Mittelmeerraum entspringt, gelangt mit dem Südwestgebläse direkt zu uns nach Deutschland und sorgt am Sonntag verbreitet für zweistellige Plusgrade. Die höchsten Temperaturen werden wahrscheinlich entlang des Rheins erreicht. 17 bis 18 Grad stehen im Raum. Bei günstigen Bedingungen sind auch knapp 20 Grad am Nordrand von Mittelgebirgen vorstellbar und nicht ausgeschlossen.

Imposant ist dabei die Temperaturänderung im Vergleich zum heutigen Samstag. Teilweise wird bei den prognostizierten Höchstwerten die Marke von 10 Grad Unterschied im Vergleich zu heute überschritten. Das kommt zwar immer wieder mal vor, hat aber durchaus Seltenheitswert.

DWD Nach dem Winter kommt der Fruehling 2

Diese ungewöhnlich milden Temperaturen kommen aber nicht ohne Nebenwirkungen daher. Insbesondere im Bergland und an der Nordsee weht Süd- bzw. Südwestwind teils in Sturmstärke. Auch im Flachland dürfte es die ein oder andere Böe geben.

Auch am Montag bleiben uns die milden Temperaturen und der stürmische Wind noch erhalten. Erst im weiteren Verlauf der kommenden Woche erreicht uns anschließend die Kaltfront von „Sigrid” und katapultiert uns wieder zurück in den November. Dahin, wo das Wetter um diese Jahreszeit eigentlich auch hingehört.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Wintereinbruch in Süddeutschland

Wer heute Morgen in Süddeutschland aufwachte und aus dem Fenster schaute, konnte ein prächtiges Schneeparadies erspähen. In der aufgehenden Sonne glitzerte vielerorts eine weiße schneebedeckte Landschaft. Von Donnerstagnachmittag bis Freitagfrüh kam es dort zu teils unwetterartigen Schneefällen, die weite Teile des Südens in ein wahres „Winter-Wonderland“ verwandelten.

DWD Wintereinbruch in Sueddeutschland 1

Der Grund für diese Schneemassen findet sich jedoch an anderer Stelle. Deutschland lag gestern im Bereich eines umfangreichen Höhentroges mit Drehzentrum über dem Bottnischen Meerbusen. An der Südwestflanke dieses Trogs konnte sich bereits am Mittwoch über dem Ostatlantik an einer Frontalwelle ein Tief ausbilden, das auf den Namen „Renate“ getauft wurde. Am gestrigen Donnerstag verstärkte sich dieses Tief auf seinem Weg über Frankreich in Richtung Westalpen und Norditalien noch einmal kräftig. An seiner Nordflanke kam es dabei zu länger anhaltenden, teils kräftigen Niederschlägen, die auch den Süden Deutschlands erreichten und in kalter, maritimer Polarluft meist als Schnee niedergingen.

DWD Wintereinbruch in Sueddeutschland 1

Bereits am Donnerstagnachmittag kamen von Ostfrankreich und der Schweiz auf den Süden Baden-Württembergs ausgreifend kräftige Schneefälle auf, die sich am Abend und in der vergangenen Nacht zum Freitag auf den gesamten Süden ausbreiteten. So schnell diese aufzogen, so schnell ließen sie auch wieder nach. Schon ausgangs der Nacht zum Freitag klangen die Niederschläge wieder ab.

DWD Wintereinbruch in Sueddeutschland

Innerhalb dieser wenigen Stunden kamen so in der Fläche 5 bis 15 Zentimeter Neuschnee zusammen. In einigen Regionen reichte es sogar für unwetterartige Schneemengen von bis zu 25 Zentimetern. Im Oberallgäu zeigten die Schneemesser heute Morgen sogar einen Zuwachs von 32 Zentimetern an. In diesen Regionen traten bereits am Donnerstagabend zahlreiche Unfälle auf, teilweise kam der Verkehr selbst auf den schneeglatten Autobahnen zum Erliegen.

Heute sind im Süden lediglich einzelne Schneeschauer vorhergesagt. Dennoch kann der auffrischende Wind die bereits gefallenen Schneemassen verwehen. Strichweise könnte sich der Schnee so weiter auftürmen. Allerdings ist dies nur schwer vorherzusagen, da es stark von den lokalen Bedingungen und der Beschaffenheit des Schnees vor Ort abhängt, wie stark die Schneeverwehungen ausfallen.

DWD Wintereinbruch in Sueddeutschland

Lange wird man sich an der weißen Pracht jedoch nicht erfreuen können. Auf dem Atlantik findet man bereits heute Tief „Sigrid“, das sich in den kommenden Stunden weiter vertieft und Kurs in Richtung Britische Inseln und die Nordsee nimmt. Auf dessen Vorderseite wird zum Sonntag deutlich mildere Luft zu uns geführt. Während wir also heute in den südlichen Landesteilen Tageshöchstwerte um den Gefrierpunkt erwarten, geht es dort am Sonntag sogar schon wieder in Richtung 20-Grad-Marke auf dem Thermometer. Damit wird es auch der durchaus veritablen Schneedecke an den Kragen gehen.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.11.2024
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Kräftige Schneefälle, Frost und ein Warmlufteinschub.

Nach dem Durchzug von Tief Quiteria strömte polare Kaltluft nach Deutschland und sorgt vielerorts für den ersten Schneefall der Saison. Auch heute bleibt es in der Nordhälfte winterlich: Schnee- und Graupelschauer prägen das Bild und geben einen Vorgeschmack auf den Winter. In den deutschen Mittelgebirgen reicht die Schneedecke mit 5 bis 10 cm für eine Schlittenfahrt. Aber auch im Tiefland liegt mancherorts Schnee. So in Teilen Norddeutschlands.

DWD Kraeftige Schneefaelle Frost und ein Warmlufteinschub

Auch im Süden schneit es kräftig. Dafür sorgt ab dem Nachmittag ein Schneetief, das von Südfrankreich zu den Alpen zieht. Bis Freitagmorgen werden dort stellenweise unwetterartige Neuschneemengen von 15 bis 25 cm erwartet, die zu erheblichen Verkehrsbehinderungen führen können.

Bis Samstag bleibt uns die Kaltluft mit zeitweiligen Schnee- und Graupelschauern erhalten. Nachts gibt es weiterhin Frost, sodass Glätte ein großes Thema bleibt. Autofahrer sollten vorsichtig unterwegs sein.

DWD Kraeftige Schneefaelle Frost und ein Warmlufteinschub 1

Erst am Sonntag stellt sich die Wetterlage grundlegend um. Über dem Atlantik bildet sich ein kräftiges Orkantief. In diesem Fall spricht man aufgrund des starken Druckfalls auch von einer rapiden Zyklogenese oder einer sogenannten „Bomben-Zyklone“. Mit einem Kerndruck unter 950 hPa liegt der Orkan nordwestlich der Britischen Inseln. Auf seiner Vorderseite wird mit einer massiven südwestlichen Strömung für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Luft herangeführt, die die polare Kaltluft rasch nach Osten verdrängt. Tauwetter ist angesagt. Denn die Höchsttemperaturen steigen am Sonntag auf Werte zwischen 8 und 15 Grad, an einigen Nordrändern der westlichen, am Montag auch der östlichen Mittelgebirge sogar bis nahe 20 Grad! Allzeitrekorde sind aber nicht in Gefahr. Dazu scheint vor allem im Süden die Sonne, allerdings bei einem kräftigen Wind.

DWD Kraeftige Schneefaelle Frost und ein Warmlufteinschub 2

Das frühlingshafte Intermezzo ist allerdings nicht von langer Dauer. Atlantische Tiefausläufer führen ab Dienstag wieder kühle und feuchte Luft heran. Die Tendenz ist unbeständig und nasskalt. Schnee bleibt aber auf die Kammlagen der Mittelgebirge beschränkt.

Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.11.2024
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Niederschläge im November

Die erste Hälfte des Novembers ist bereits schon wieder vorbei. Die Sonne zeigte sich gefühlt nur selten und das Himmelsbild war von sehr viel Grau geprägt. Mancherorts wurde die Hälfte der für November durchschnittlichen Sonnenscheindauer bereits erreicht, wobei das Soll im November generell recht niedrig liegt. In weiten Teilen Deutschlands war es hingegen ziemlich trüb. Sonnenanbeter hofften oftmals vergeblich darauf, dass sich Nebel- und Hochnebelfelder auflösen würden und die Novembersonne somit wenigstens zeitweise zum Vorschein käme. Teilweise liegt die für November aufsummierte Sonnenscheindauer bei einem Drittel des Solls, teilweise aber auch bei einem Viertel und weniger.
Doch nicht nur diese graue „Suppe“ sorgte für eine ungemütliche Stimmung. Zeit- und gebietsweise trat (teils auch mäßiger) Sprühregen auf, große Mengen kamen hierbei aber meist nicht zusammen. Doch wie viel Niederschlag fiel in den vergangenen zwei Wochen tatsächlich?
Wetterstationen können hierbei Aufschluss geben, wie viel Niederschlag genau an einem bestimmten Punkt in einer gewissen Zeit gefallen ist. Allerdings kann man durch Wetterstationen nur ein unzureichendes Bild davon bekommen, wie viel Niederschlag in der Fläche gefallen ist. Auch können teilweise kräftige Niederschläge nicht erfasst werden, wenn sie nicht gerade über eine Wetterstation hinwegziehen. Die Lösung für dieses Problem sind die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die aus Radardaten abgeleiteten Niederschlagsmengen seit dem 01. November bis zum vergangenen Sonntagmorgen. Sonntagmorgen deshalb, weil sich seit dem vergangenen Wochenende die Wetterlage umgestellt hat, dergestalt, dass tiefer Luftdruck die Regie über unser Wetter übernommen hat. Insbesondere in den mittleren Landesteilen sind dadurch gebietsweise 10 bis 30 Liter pro Quadratmeter dazugekommen.

DWD Niederschlaege im November

Zusammenfassend lässt sich für den oben genannten Zeitraum sagen, dass sehr wenig Nass von oben kam. Dass sich die wenigen Niederschläge zudem nicht gleichmäßig über Deutschland verteilen, liegt in der Natur der Sache.
Hierbei stechen direkt die östlichen und südöstlichen Landesteile ins Auge, die bis zum vergangenen Wochenende meist keinerlei oder nur geringe Niederschläge abbekommen haben.
Im Durchschnitt fallen im Monat November 50 bis 90 Liter pro Quadratmeter. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Niederschlagsmengen seit dem 01. November bis zum vergangenen Sonntagmorgen relativ zum vieljährigen Mittel.

DWD Niederschlaege im November 1

Nur lokal wurde bereits die Hälfte der für November durchschnittlichen Niederschlagsmenge erreicht, punktuell auch etwas mehr. Ansonsten dominieren aber die Farben Orange und Rot. Dies bedeutet, dass die aufsummierten Niederschlagsmengen oftmals noch nicht einmal einem Viertel des Monatssolls entsprechen.
Wie oben erwähnt, hat sich die Wetterlage in den vergangenen Tagen umgestellt. Das „langweilige“ Hochdruckwetter mit Nebel und Hochnebel wurde von „spannenderem“ Wetter mit Niederschlägen und Wind abgelöst. Und wie sieht es in den kommenden Tagen hinsichtlich Niederschlag aus?
Am heutigen Dienstag ist es zunächst einmal das Sturmtief QUITERIA, das Schwung in die Wetterküche bringt. Ein ausführlicher Bericht zu QUITERIA findet sich auch im  Dieses hat schauerartig verstärkte Regenfälle im Gepäck, die sich ausgehend vom Westen allmählich ost- und südostwärts verlagern. Zudem sind einzelne kurze Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. In den südlichen, westlichen und zentralen Mittelgebirgen regnet es dabei teils länger anhaltend. Auf der kalten Nordseite des Tiefdruckkerns ist in den nördlichen Landesteilen auch Schneeregen oder Schnee aufgetreten. Insbesondere in einem Streifen südlich von Hamburg bis nach Vorpommern konnte sich gebietsweise eine dünne Nassschneedecke ausbilden.
In der Nacht zum Mittwoch regnet es in der Südosthälfte weiter, die Niederschläge ziehen sich aber allmählich in Richtung Alpen zurück. Dort ist dann auch bei gleichzeitig sinkender Schneefallgrenze zum Morgen hin mit teils kräftigen und länger anhaltenden Schneefällen zu rechnen.
Auf der Rückseite des Tiefs gelangt eine kühle und zu Schauern neigende Polarluft zu uns. Dadurch gestaltet sich das Wetter in den kommenden Tagen wechselhaft. Wiederholt treten Schauer auf, auch einzelne kurze Gewitter sind möglich. Diese können dabei in Form von Regen-, Schneeregen-, Schnee- oder Graupelschauern auftreten. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Niederschläge der kommenden Tage das Niederschlagsdefizit seit Monatsbeginn kompensieren können.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.11.2024
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Einiges los beim Wetter

Bereits am heutigen Montag zeigt sich das Wetter tendenziell wechselhaft: Im Norden treten bei wechselnder Bewölkung wiederholt Schauer auf, vor allem an den Küsten können sich auch einzelne Gewitter bilden. Von der Mitte bis in den Süden ist es dicht bewölkt und es regnet häufig. Dazwischen zeigen sich auch größere Auflockerungen und es bleibt meist trocken. Ganz im Süden überwiegt ebenfalls wechselnde, teils lockere Bewölkung, vor allem am Alpenrand scheint zeitweise die Sonne und es bleibt weitgehend trocken. Dazu weht gebietsweise ein böiger Wind.

 

DWD Einiges los beim Wetter

Interessanter ist aber ein aktuell noch westlich der Britischen Inseln liegendes Tief namens QUITERIA, das sich im Verlauf des morgigen Dienstags über den Norden Deutschlands ost-/nordostwärts verlagert.

DWD Einiges los beim Wetter

QUITERIA hat dabei unterschiedliche, teils dann auch warnwürdige Wettererscheinungen im Gepäck: Auf der Südflanke des Tiefs lebt bereits ausgangs der Nacht bzw. in den Frühstunden der Wind deutlich auf. In der Mitte und im Süden muss dann bis in die zweite Tageshälfte recht verbreitet mit stürmischen Böen bzw. Sturmböen gerechnet werden, im Bergland mit schweren Sturmböen, in einigen Gipfellagen Orkanböen. Im Laufe der Nacht setzen zudem von Westen Niederschläge ein. Diese stehen im Zusammenhang mit der Warmfront des Tiefs und breiten sich ostwärts aus. Anfangs kann dabei im Bergland noch Schnee fallen und auch in den Tälern der östlichen Mittelgebirge sind Glätteerscheinungen wie gefrierende Nässe oder vereinzelt gefrierender Regen möglich. In der recht milden Luftmasse auf der Tiefsüdseite steigt die Schneefallgrenze aber rasch an, so dass tagsüber dort meist Regen fällt. Dieser Regen hält teils länger an, vor allem in Staulagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge muss mit Dauerregen gerechnet werden.

Anders sieht es auf der kalten Nordseite des Tiefs aus. Über dem Norden Deutschlands fallen die Niederschläge häufiger bis in tiefe Lagen als Schnee. Diese Schneefälle beginnen ausgangs der Nacht bzw. Dienstagfrüh im Nordwesten und verlagern sich tagsüber ostwärts über Teile Niedersachsens und die Altmark in Richtung Mecklenburg-Vorpommern. Eventuell sind auch Hamburg und das südliche Schleswig-Holstein betroffen, bezüglich der genauen Lage dieses Schneefallgebietes gibt es aber noch Unsicherheiten. Auch wenn die Böden tendenziell noch recht warm sind, kann sich je nach Schneefallintensität zumindest vorübergehend eine dünne Schnee- oder Schneematschdecke mit entsprechender Glättegefahr bilden. Die Kaltfront von QUITERIA sorgt im Nachmittagsverlauf von Nordwesten/Westen für einen Übergang in Schauer, direkt an der Kaltfront kann es dabei im Westen und Südwesten nachmittags auch Gewitter geben und der Wind lebt gelegentlich noch etwas kräftiger auf, so dass neben Sturmböen auch in tiefen Lagen die ein oder andere schwere Sturmböe nicht ausgeschlossen werden kann.

Anschließend dominiert die auf der Rückseite des Tiefs einfließende polare Luftmasse, in der es im Wochenverlauf wiederholt zu Schauern kommt, die je nach Intensität bis in tiefe Lagen häufig als Schnee fallen. In tieferen Lagen ist dabei die Ausbildung einer Schneedecke aufgrund der noch warmen Böden recht unwahrscheinlich bzw. nicht von langer Dauer, im Bergland dürfte es aber zunehmend winterlich werden. Die Tageshöchstwerte bleiben im niedrigen einstelligen Bereich, im Bergland bei Werten um oder auch leicht unter dem Gefrierpunkt. Nachts muss häufig mit leichtem Frost und streckenweise mit Glätte entweder durch Schnee oder auch gefrierende Nässe gerechnet werden.

Dipl. Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.11.2024
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Der Winter fällt aus!

In der Natur hat der Winter bereits begonnen, was in der Phänologie durch den genau pünktlichen Beginn der Leitphase des Blattfalls der Stiel-Eiche mit dem 7. November 2024 belegt ist (siehe Link am Ende des Textes). In 2 Wochen beginnt am 1. Dezember dann auch für die Meteorologen der Winter, der kalendarische (astronomische) ist auf den 21. Dezember um 10.19 Uhr MEZ terminiert. Stellt sich also die Frage, wie das Wetter in diesem Winter wird? Glaubt man den Medien, fällt der Winter entweder komplett aus oder aber es gibt massive Kälte mit viel Schnee („Arctic Outbreak„).

Und was denken die Wissenschaftler? Diese nutzen Computermodelle für Langfristvorhersagen. Dabei werden andere Ansätze verfolgt als in den Modellen für die kurz- und mittelfristigen Wettervorhersagen der nächsten maximal 10 bis 14 Tage. So spielen etwa Temperaturanomalien großer Meeresflächen eine gewichtigere Rolle. In einem Zeitraum von bis zu 14 Tagen haben diese Anomalien nur geringe Auswirkungen, in einem längeren Zeitraum von beispielsweise 3 Monaten dagegen schon. Deshalb werden neben dem Atmosphärenmodell auch die Prozesse im Ozean berechnet.

Winter-Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes: 0,5 bis 1,5 Grad zu mild

Der Deutsche Wetterdienst stellt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und dem Max Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) im Rahmen des Deutschen Klimavorhersagesystems bzw. des German Climate Forecast System (GCFS) eine auf Computerberechnungen gestützte Jahreszeitenvorhersage bereit. Diese finden Sie ebenfalls im Anschluss an dieses Thema des Tages. Dort können Sie auch weitere Informationen zum Thema abrufen. Auf der erscheinenden Internetseite werden die für Deutschland vorhergesagten Abweichungen der Temperatur für vier verschiedene dreimonatige Zeiträume als Grafiken abgebildet, jeweils im Vergleich zum Mittel der Jahre 1991-2020. Aktuell sind in der oberen rechten Grafik die Abweichungen für die Wintermonate Dezember, Januar und Februar (DJF) dargestellt. Tatsächlich wird für diesen Zeitraum ein zu milder Winter angenommen, da es in der Grafik häufig hellbraune bis braune Punkte über Deutschland gibt. Diese zeigen in 2 Klassen eine positive Abweichung der Temperatur von 0,5 bis 1,5 Grad an (Stand: 06.11.2024).

DWD Der Winter faellt aus

Winter-Vorhersage des Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage: 1 bis 2 Grad zu mild

Beim Modell des europäischen Wetterdienstes EZMW (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) in Reading (Großbritannien) gibt es ebenfalls Jahreszeitenvorhersagen (siehe Link am Ende des Textes). Mit der Wintervorhersage vom 01.11.2024 wird für Deutschland allgemein eine positive Abweichung von 1 bis 2 Grad prognostiziert, womit sie sogar noch etwas milder ausfällt als die Vorhersage des DWD. Der leicht verschiedene Referenzzeitraum (1993-2016) dürfte dabei nicht allzu schwer ins Gewicht fallen.

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Winter-Vorhersage des amerikanischen Wetterdienstes NOAA: 1 bis 2 Grad zu mild

Und auch das Langfristmodell CVFv2 (Coupled forecast system model version 2) des amerikanischen Wetterdienstes NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) schlägt die gleichen Töne an (siehe Link am Ende des Textes). Für Deutschland wird dort mit der neuesten Vorhersage wie beim EZMW eine positive Abweichung von 1 bis 2 Grad zum klimatologischen Mittelwert der Jahre 1990-2020 erwartet.

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Bleibt für die Winterfans zu hoffen, dass sich die Prognosen nicht bewahrheiten oder es zumindest phasenweise winterlich wird. Eine Hoffnung könnte sein, dass den Jahreszeitenvorhersagen über Europa bisher häufiger keine sonderlich gute Performance bescheinigt werden konnte. Hintergrund dafür ist, dass die für die Langfristvorhersagen komplexen Prozesse und Wechselwirkungen durch die Modelle vor allem in den gemäßigten Breiten bis dato noch nicht vollumfänglich erfasst werden können (siehe dazu auch das ). Im tropischen Pazifik beispielsweise funktioniert die Jahreszeitenvorhersage allgemein besser. Das ambitionierte Ziel der Forscher ist es deshalb, die Jahreszeitenvorhersage weiter zu verbessern, sodass es eines Tages vielleicht tatsächlich heißen könnte: „Wir erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen kalten Winter“. Bis dahin müssen wir uns weiterhin überraschen lassen oder uns mit den hier vorgestellten groben und nur bedingt zuverlässigen Trends begnügen.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Herbstliche Heizung aus dem Boden

In diesen Tagen findet man wieder häufiger das Wort „Schnee“ in den Wetterberichten. Zwar müssen wir bis zum meteorologischen Winteranfang noch ein wenig warten, phänologisch betrachtet (Entwicklungsstadium der Pflanzen berücksichtigend) befinden wir uns jedoch schon seit dem 07.11.24 im Winter. Wie dem auch sei, der erste Schnee im Herbst hält sich meist nicht lange und schmilzt rasch wieder weg, teilweise sogar, obwohl die Lufttemperatur nahe oder unter dem Gefrierpunkt liegt. Wie kommt das?

Grund hierfür ist der sogenannte „Bodenwärmestrom“. Dieser beschreibt den Wärmetransport im Erdboden, der durch eine Temperaturdifferenz zwischen dem oberflächennahen Untergrund und den tieferen Bodenschichten hervorgerufen wird. Wird die Erdoberfläche tagsüber von der Sonne stark erwärmt, erfolgt ein Wärmetransport in tiefere Bodenschichten. Die dort gespeicherte Wärme kann dann beispielsweise in der Nacht durch Ausstrahlung wieder abgegeben werden. Bei langen Frostperioden sitzt der Frost teilweise tief im Boden, sodass selbst bei einer Milderung der Luft und einer damit einhergehenden Erwärmung der oberen Bodenschichten die tieferen Schichten weiter kühlend entgegenwirken.

Nicht nur die bodennahe Luft, auch der Erdboden ist somit von einem gewissen Tagesgang beeinflusst. Allerdings ist die Änderung der Bodentemperatur mit zunehmender Tiefe wesentlich geringer als die der Lufttemperatur. Zudem benötigt die Wärme auch etwas Zeit, um tiefere Bodenschichten zu erreichen. Somit wird das tageszeitliche Temperaturmaximum in tieferen Bodenschichten etwas später erreicht. Ähnlich sieht der Jahresgang aus. Während oberflächennahe Bodenschichten höhere Maxima und Minima aufweisen, sind die Temperaturschwankungen in tieferen Bodenschichten deutlich geringer. Auch hier zeigt sich eine gewisse Verzögerung in Bezug auf das Erreichen des Temperaturmaximums.

DWD Herbstliche Heizung aus dem Boden

Natürlich spielt bei Tages- und Jahresgang aber nicht nur die solare Einstrahlung eine wichtige Rolle. Die Zusammensetzung des Bodens ist ebenfalls von großer Bedeutung. So bestimmt diese die Aufnahme- und Wärmeleitfähigkeit sowie die Kapazität, Wärme zu speichern und später wieder abzugeben. Reflektiert die Erdoberfläche aufgrund ihrer Färbung, ihrer Oberflächenstruktur oder ihrer Zusammensetzung mehr Wärme zurück in die Atmosphäre, wird weniger vom Erdboden aufgenommen. Auch ablaufende chemische, physikalische oder biologische Prozesse können die Temperatur im Boden beeinflussen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Wassergehalt des Bodens. Feuchte oder nasse Böden erwärmen sich aufgrund der Eigenschaften des Wassers langsamer, können die Wärmeenergie aber dafür besser speichern. Trockene Böden können sich dagegen deutlich schneller erwärmen. Allerdings speichern diese die Wärme weniger gut und geben sie schneller wieder ab. Mit zunehmender Erdbodentiefe lässt der Einfluss der Sonneneinstrahlung auch deutlich nach. Dort wird der Effekt der aufsteigenden Erdwärme aus dem Erdinnern stärker.

DWD Herbstliche Heizung aus dem Boden

Die Unterschiede, die sich aus den verschiedenen Bodenbeschaffenheiten ergeben, lassen sich in den kommenden Tagen sicherlich wieder häufiger beobachten. So sind insbesondere in mittleren und höheren Lagen Schneefälle angekündigt. Je nach Höhenlage wird der Schnee beispielsweise auf Wiesen oftmals länger liegen bleiben, während er auf Pflastersteinen und Straßen rasch wieder abtaut – falls er überhaupt liegen bleibt. Pflastersteine oder Teer haben eine größere Wärmeleitfähigkeit, sodass der noch warme Boden seine Wärme schneller Richtung Erdoberfläche transportieren kann.

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Wenngleich es in den Modellprognosen so aussieht, der Bodenwärmestrom wird bei den grobmaschigen, weniger hoch aufgelösten Wettermodellen nicht berücksichtigt. Dennoch gibt es eine gewisse Diskrepanz zwischen dem akkumulierten Schneefall und der am Dienstagmorgen vorherrschenden Schneedecke in den Vorhersagen. Im Bereich der Mittelgebirge fallen bis Dienstagmorgen laut dem deutschen ICON-Modell rund 10, in den Alpen um 20 Zentimeter Neuschnee. Die Schneehöhe am Dienstagmorgen zeigt jedoch ein anderes Bild. So wird sich zu diesem Zeitpunkt lediglich oberhalb von 800 bis 1000 m eine Schneedecke ausgebildet haben, die in ihrer Höhe nicht einmal der Hälfte der vorhersagten Schneemenge entspricht. Dies lässt sich in den Wettermodellen auf die milden Lufttemperaturen zurückführen, auch wenn der Bodenwärmestrom in Realität sicherlich auch seinen Teil zur anfänglichen Schneeschmelze beitragen wird.

 

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.11.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst