Deutschlandwetter im Juni 2024

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Juni 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Waghäusel-Kirrlach Baden-Württemberg 19,4 °C +1,6 Grad
2 Rheinau-Memprechtshofen Baden-Württemberg 19,2 °C +2,5 Grad
3 Dresden-Hosterwitz Sachsen 19,1 °C +2,7 Grad

Besonders kalte Orte im Juni 2024*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Kahler Asten Nordrhein-Westfalen 12,2 °C +1,1 Grad
2 Wasserkuppe Hessen 13,2 °C +1,9 Grad
3 Kleiner Feldberg/Taunus Hessen 13,3 °C +1,3 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Juni 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Untrasried-Maneberg Bayern 322,3 l/m² 197 %
2 Raubling-Pfraundorf Bayern 307,8 l/m² 184 %
3 Aschau-Innerkoy Bayern 296,5 l/m² 121 %

Besonders trockene Orte im Juni 2024**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Wusterwitz Brandenburg 24,4 l/m² 41 %
2 Uckerland-Karlstein Brandenburg 25,2 l/m² 42 %
3 Hötensleben-Barneberg Sachsen-Anhalt 26,3 l/m² 40 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Juni 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Arkona Mecklenburg-Vorpommern 262 Stunden 98 %
2 Berlin-Dahlem Berlin 246 Stunden 111 %
3 Ueckermünde Mecklenburg-Vorpommern 246 Stunden 102 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Juni 2024**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Oberstdorf Bayern 144 Stunden 85 %
2 Garmisch-Partenkirchen Bayern 153 Stunden 89 %
3 Meßstetten Baden-Württemberg 163 Stunden 75 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt (int Referenzperiode 1961-1990)
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen Monatswertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der jeweiligen Station (int Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsüberblick für ganz Deutschland und alle Bundesländer finden Sie im Internet unter

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Hurrikan BERYL

Bereits vor einigen Wochen wurde eine ereignisreiche Hurrikan-Saison für dieses Jahr prognostiziert (siehe dazu Thema des Tages vom 25.06.2024). Nach Tropensturm ALBERTO, der am 20.06.2024 auf Mexiko traf, sind nun gleich zwei tropische Stürme gleichzeitig aktiv und ein dritter könnte weiter östlich im Nordatlantik in den nächsten Tagen entstehen. Der tropische Sturm CHRIS ist verhältnismäßig schwach ausgeprägt und sehr kurzlebig. Er befindet sich momentan an der Küste Mexikos und wird bereits in den nächsten Stunden zur tropischen Depression herabgestuft werden. Er bringt dem zentralamerikanischen Land vor allem viel Regen und an der Küste auch orkanartige Böen.

Anders verhält es sich mit dem Hurrikan BERYL, der schon einige Rekorde geknackt hat. Gestern wurde der extrem gefährliche Tropensturm auf der Saffir-Simpson Skala zu einem Kategorie 4 Hurrikan hochgestuft. Er gilt damit als der erste Kategorie 4 Hurrikan der jemals im Juni im Nordatlantik aufgetreten ist. Zudem ist die Entwicklung von BERYL ungewöhnlich, da er für die Jahreszeit untypisch, sehr weit im Osten entstanden ist (bei 49,3° westlicher Länge). Bis jetzt gab es vermutlich keinen Hurrikan der im Juni östlicher seinen Ursprung fand. Den aktuellen Rekord hielt bis jetzt der Trinidad Hurrikan aus dem Jahr 1933 inne. Dieser entstand etwa auf dem 59. Längengrad westlicher Länge.

DWD Hurrikan BERYL

Grund für die Entwicklung des Hurrikans waren die außergewöhnlich hohen Meeresoberflächentemperaturen im Nordatlantik und der damit verbundenen sehr feuchten Atmosphäre. Durch geringe Windscherung konnten sich initiierte Gewitter gut organisieren und formierten eine tropische Depression. Diese entwickelte sich rapide innerhalb von nur wenigen Stunden zum Tropischen Sturm. Die rasante Entwicklung setzte sich weiter fort und führte schließlich zum stärksten Juni-Hurrikan im Nordatlantik. Damit wurde Hurrikan Audrey aus dem Jahr 1957 von ihrem Platz verdrängt.

DWD Hurrikan BERYL

Am heutigen Montag beeinflusst Hurrikan BERYL Barbados, die südlichen karibischen Inseln Grenada sowie St. Vincent und die Grenadinen. Dabei treten Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro Stunde auf. Der tiefste Druck im Zentrum des Sturms lag bis jetzt bei 958 Hektopascal. Es werden für die südliche Karibik Regenmengen zwischen 80 und 150 Litern erwartet. Im weiteren Verlauf verlagert sich der Sturm mit etwa 30 Kilometern pro Stunde westwärts weiter über die Karibische See hinweg. Das Einflussgebiet umfasst einen Bereich mit Radius von 200 Kilometern um das Auge des Sturms. Dabei werden neben extremen Orkanböen, Sturmfluten, extrem heftigem Starkregen auch hoher Seegang erwartet.

Der Hurrikan befindet sich wahrscheinlich bereits auf seinem Höhepunkt. Bis Dienstagabend, soll er laut Prognosen „nur noch“ maximal Kategorie 2 auf der Saffir-Simpson Skala erreichen. Doch auch als nur noch mäßiger Hurrikan werden noch in Böen Windgeschwindigkeiten bis zu 170 Kilometern pro Stunde prognostiziert. Zum Wochenende erreicht der Sturm dann voraussichtlich die südliche Küste Mexikos oder die nördliche Küstenlinie Belizes.

DWD Hurrikan BERYL 1

Der Höhepunkt der Hurrikan-Saison liegt statistisch zwischen Mitte August und Ende September. In diesem Zeitraum traten am häufigsten Hurrikans der Kategorie 5 auf, was auch an den Wassertemperaturen liegt, die im Mittel vergleichbar mit den aktuellen Meeresoberflächentemperaturen sind. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die diesjährige Hurrikan-Saison weiterentwickelt.

MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.07.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die Bilanz von Unwettertief ANNELIE

Tief ANNELIE sorgte in einigen Teilen Deutschlands für eine unruhige Nacht. Unwetterartige Gewitter mit heftigen Starkregen, Hagel, hohen Blitzraten und schweren Sturmböen sorgten für einige Turbulenzen. Betroffen davon war vor allem der Westen und gebietsweise auch der Norden Deutschlands.
ANNELIE hatte ihren Ursprung über Südostfrankreich und verlagerte sich im Laufe des gestrigen Samstags in den Westen Deutschlands. Dabei wurden auf der Vorderseite des Tiefs heiße und sehr feuchte Luftmassen herangeführt. Im Süden stiegen die Temperaturen in den Niederungen auf schweißtreibende Werte von deutlich über 30 Grad an. Spitzenreiter war Kitzingen mit 35,0 Grad. Zudem war die Luftmasse sehr feucht. Am Abend lagen die in der Südhälfte verbreitet bei über 20 Grad. Stellenweise wurden sogar Taupunkte um 25 Grad registriert.

DWD Die Bilanz von Unwettertief ANNELIE

In dieser schwülwarmen bis heißen Luftmasse fehlte aber zunächst der Hebungsantrieb, sodass sich die Gewitteraktivität bis zum Abend in Grenzen hielt und somit bestes Bade- und Grillwetter herrschte. Erst im Laufe des Abends mit Annäherung von Tief ANNELIE kamen von Frankreich und Benelux die ersten kräftigen Gewitter auf. Im Verlauf des Abends formierte sich über dem äußersten Westen Deutschlands ein erstes Gewittercluster. An dessen Südostseite entwickelte sich ein erstes unwetterartiges Gewitter mit heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen, welches für eine kurze Pause beim EM-Spiel zwischen Deutschland und Dänemark sorgte.

Zur gleichen Zeit zog auch ins Saarland und nach Rheinland-Pfalz ein größeres Gewittersystem, dass sich bis Mitternacht nach Hessen ausbreitete. Dabei kam es zu heftigen Starkregen und schweren Sturmböen. Örtlich wurden Niederschlagsmengen bis 50 Liter pro Quadratmeter innerhalb von wenigen Stunden gemessen. Im weiteren Verlauf der Nacht verlagerte sich der Gewittercluster unter Abschwächung weiter nach Nordosten. Gegen Morgen wurden dann aber kaum noch Unwetterschwellen erreicht.

DWD Die Bilanz von Unwettertief ANNELIE 1

Auch von Niedersachsen bis nach Brandenburg entwickelten sich bereits am Abend gebietsweise kräftige Gewitter. Dort trat neben heftigem Starkregen auch häufiger Hagel auf. Lokal eng begrenzt wurden innerhalb von wenigen Stunden Niederschlagssummen um 60 Liter pro Quadratmeter beobachtet.

DWD Die Bilanz von Unwettertief ANNELIE 2

Trotzdem blieb die Gewitterlage der vergangenen Nacht glücklicherweise etwas hinter den Erwartungen. Vor allem die Windentwicklung während der Gewitter war schwächer ausgeprägt als gedacht. Dies könnte zum einen daran gelegen haben, dass die atmosphärische Grundschicht feuchter war als von den Modellen prognostiziert. Dadurch entfalten Gewitterfallböen nicht ihr volles Potenzial. Durch eine stärkere Verdunstung von Wassertröpfchen kühlt das Luftpaket nämlich innerhalb des Abwindbereiches eines Gewitters stärker ab. Dadurch wird dieses beschleunigt, da kühlere Luftmassen relativ zur Umgebungsluft eine höhere Dichte aufweisen. Dies führt zu höheren Windgeschwindigkeiten am Erdboden in der Nähe des Gewitters. Zudem war der Organisationsgrad der Gewittersysteme nicht so stark ausgeprägt, wie von den Vorhersagemodellen prognostiziert. Dadurch ist der Transport höherer Windgeschwindigkeiten in niedrigere Luftschichten schwieriger. Beide Faktoren könnten eine entscheidende Rolle gespielt haben und erklären, warum an den amtlichen Wetterstationen gestern Abend und eingangs der Nacht keine Orkanböen gemessen wurden.

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Mit Pauken und Trompeten in den Herbst?

Okay, der Titel mag vielleicht etwas reißerisch klingen, aber so ganz aus der Luft gegriffen, ist er vielleicht auch nicht. Denn wie im gestrigen Thema des Tages bereits beschrieben, greift in den Abendstunden im Zusammenhang mit Tief ANNELIE ein mächtiger Gewitterkomplex auf den Südwesten Deutschlands über. Er verlagert sich in der Nacht zum Sonntag nordostwärts und zieht Sonntagvormittag über die Ostsee ab. Vor allem vom Südwesten bis in die Mitte ausgreifend drohen dabei regional (extrem) heftiger Starkregen, schwere Sturm- bis Orkanböen und größerer Hagel. Die Folge können Überschwemmungen, vollgelaufene Keller und Unterführungen sowie umstürzende Bäume sein. Weiter von der Mitte in den Nordosten sinkt das Risiko für heftige Böen und Großhagel deutlich ab, mit heftigem Starkregen und örtlichen Überflutungen muss aber weiterhin gerechnet werden.

Doch bevor der Gewitterkomplex zuschlägt, wird aus Süden zunächst einmal noch sehr feuchte und heiße Mittelmeerluft nach Deutschland geleitet. In der Süd- und Südosthälfte steigt die Temperatur verbreitet auf über 30 Grad, im Süden sogar auf Höchstwerte um 33 Grad.

DWD Mit Pauken und Trompeten in den Herbst

Nach Abzug des Komplexes am Sonntagvormittag kann man zwar schon von einer Wetterberuhigung sprechen, es bleibt aber auch am Sonntag unbeständig mit schauerartigen Regenfällen und einzelnen Gewittern. Allerdings strömt von Westen mit Durchzug von ANNELIESs Kaltfront deutlich kühlere Meeresluft ins Land, wie man schön in den Abbildungen 1 bis 3 sehen kann. Am Sonntag sind in der Westhälfte nur noch Höchstwerte zwischen 19 und 24 Grad drin, was regional durchaus bis zu 10 Grad Unterschied im Vergleich zum heutigen Samstag darstellen. Im Osten werden zwar nochmals um 30 Grad erwartet, am Montag liegt dann aber auch dort die 25-Grad-Marke außer Reichweite. Generell stellt sich in der neuen Woche ein Temperaturniveau ein, das meist nur noch mäßig warme Höchstwerte

DWD Mit Pauken und Trompeten in den Herbst 1

DWD Mit Pauken und Trompeten in den Herbst 2

zwischen 17 bis 23 Grad erlaubt. Dazu bleibt es ziemlich unbeständig und es wird windig.

Was sich schon fast wie Herbst anhört, ist eigentlich nichts weiter als ein typischer mitteleuropäischer Sommer. Für alle, die es dann aber doch gerne eine Spur wärmer haben: Zum Ende der kommenden Woche gibt es Hinweise, dass das Temperaturniveau wieder etwas nach oben geht – genauso wie allerdings auch die Unsicherheiten.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.06.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Annelie die Schreckliche

Das Wetter beruhigt sich mit Durchzug einer Kaltfront heute nur langsam und auch nur vorübergehend. Vor allem im Osten und Süden treten heute Gewitter auf, die aufgrund von heftigem Starkregen und teils größerem Hagel auch unwetterartig ausfallen.

Am morgigen Samstag sorgen flache Druckgegensätze über Mitteleuropa für weitgehend ruhiges und sommerliches Wetter tagsüber. In den Nachmittagsstunden fließen aus Südwesten wieder zunehmend feuchte Luftmassen ins Land und über den Bergen können sich einzelne Schauer oder Gewitter bilden, die aber eher schwacher Natur sind.

DWD Annelie die Schreckliche

Am Abend macht sich das Gewittertief ANNELIE von Frankreich her auf den Weg nach Deutschland. Es konnte sich bereits am Freitag und auch am Samstag tagsüber mit ordentlich Feuchtigkeit aus dem Mittelmeerraum anreichern. Das Tief erreicht in den Abendstunden den Südwesten Deutschlands und bringt dort erste schwere Gewitter, heftigen Starkregen und zu Beginn auch noch größeren Hagel. Am Südrand des Tiefs sind in Verbindung mit Gewittern schwere Sturmböen (Bft 10) wahrscheinlich. Auch Orkanböen um 120 Kilometer pro Stunde lassen sich nicht vollkommen ausschließen.

DWD Annelie die Schreckliche

Im rot markierten Bereich in obiger Grafik besteht neben den üblichen Gefahren bei Gewittern eine erhöhte Gefahr von Überschwemmungen, vollgelaufenen Kellern und Unterführungen. Kleinere Bäche und Flüssen können rasch anschwellen und über die Ufer treten. Der Wind kann für Ast- und Baumbruch und somit für Einschränkungen im Nah- und Fernverkehr sorgen. Wer kann, sollte sich in der Nacht vor allem in einem Streifen vom Südwesten bis in den Nordosten nicht im Freien aufhalten. Ein häufigerer Blick in die WarnWetter App rettet unter Umständen Leben.

In der Nacht zum Sonntag zieht das Tief über die Mitte Deutschlands langsam nordostwärts und erreicht voraussichtlich am Sonntagvormittag den Nordosten des Landes. Auf dem Weg von der Mitte in den Nordosten schwächt sich das Tief samt Begleiterscheinungen etwas ab, sodass die Wahrscheinlichkeit für schwere Sturmböen deutlich zurückgeht. Auch die Gefahr von Großhagel und extremen Regenmengen nimmt signifikant ab. Nichtsdestotrotz kann es auch über dem Nordosten Gewitter oder auch mehrstündigen Starkregen geben, der regional für Überschwemmungen sorgen kann.

Im Verlauf des Sonntags sickert aus Nordwesten langsam wieder stabilere, aber auch kältere Luft ins Land. Vor der Kaltfront gibt es weiterhin verbreitet Schauer und Gewitter, allerdings sind diese allenfalls noch lokal unwetterträchtig.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Schwere Gewitter samt Überflutungen

Eine schwülwarme Luftmasse hat sich quasi in ganz Deutschland ausgebreitet. Infolgedessen gab es am gestrigen Mittwoch und in der vergangenen Nacht vor allem in der Mitte, im Süden und Südosten einige heftige Gewitter. Diese gingen insbesondere mit heftigem Starkregen einher. Größerer Hagel und Sturmböen spielten eher eine untergeordnete Rolle, traten ganz vereinzelt aber ebenfalls auf. Mangels Dynamik, Scherung und Strömung verlagerten sich die Gewitter kaum. Dadurch, dass die Luftmasse sehr feucht war, konnten sich an einigen Orten sprichwörtliche „Wasserbomben“ entladen. Während es an einem Ort dabei schüttete wie aus Eimern, blieb es im Nachbarort quasi trocken. In der nachfolgenden Grafik ist die aus Radardaten abgeleitete Niederschlagsverteilung zwischen Mittwochfrüh und Donnerstagfrüh zu erkennen. Oftmals fielen die dargestellten Mengen innert kurzer Zeit.

DWD Schwere Gewitter samt Ueberflutungen

Am Morgen war in etwa ein Bereich vom Allgäu über Oberschwaben und den Bodensee bis nach Südbaden von den stärksten Gewittern betroffen. In Gottmadingen (Baden-Württemberg) regnete es beispielsweise zwischen 8 Uhr und 9 Uhr 70 l/m². Aber auch in Singen (Baden-Württemberg) kamen 45 l/m² innerhalb einer Stunde vom Himmel. Vollgelaufene Keller und Überschwemmungen waren die Folge. Auch der Bahnverkehr musste rund um Singen zeitweise eingestellt werden. Im weiteren Tagesverlauf entwickelten sich im gesamten Süden und später auch in der Mitte und im Osten vermehrt teils heftige Gewitter. Den Vogel abgeschossen hat dabei Backnang (Baden-Württemberg), wo es am Nachmittag knapp 71 l/m² innerhalb einer Stunde gab. Örtlich waren die Niederschlagsmengen sicherlich noch höher, es wurde aber keine offizielle DWD-Messstation getroffen.

Auch am heutigen Donnerstag drohen lokal heftige Gewitter in Deutschland. Am wahrscheinlichsten treten diese vom Norden bis in die südliche Mitte auf. Dann stehen erneut vollgelaufene Keller und Überflutungen auf der Tagesordnung.

DWD Schwere Gewitter samt Ueberflutungen 1

Etwas mehr Ruhe kehrt dann erst am morgigen Freitag ein. Dann treten nur noch im Süden und Osten letzte schwere Gewitter auf.

Neben den Gewittern war es gestern auch noch verbreitet sehr warm. In einem breiten Streifen quer über der Mitte wurden flächendeckend über 30 °C gemessen. Spitzenreiter war Genthin (Sachsen-Anhalt) mit 33,1 °C. Aber nicht nur am Tage war es sehr warm, sondern auch die vergangene Nacht fiel äußerst mild aus. An zehn Standorten in einem Streifen zwischen dem Großraum Berlin und der Nordseeküste wurde eine Tropennacht mit Tiefstwerten > 20 °C registriert. In Lindenberg (Brandenburg) lag die Tiefsttemperatur beispielsweise bei 21,2 °C.

DWD Schwere Gewitter samt Ueberflutungen 2

In der kommenden Nacht kann es im Osten sowie am Oberrhein erneut eine Tropennacht geben. Nachdem die Höchstwerte morgen allenfalls im äußersten Südosten und Osten noch die 30-Grad-Marke knacken, ist dies am Samstag in der Südosthälfte wieder verbreitet der Fall. Örtlich sind in Südostbayern auch 35 °C möglich. Für die nächste Woche deutet sich dann deutlich weniger warmes Wetter an und selbst 25 °C sind dann eher die Ausnahme. Der Temperatursturz geht dabei ab Samstagabend mit einem Gewittertief einher, das sich von Frankreich nach Westdeutschland verlagert. Es drohen dann überregional schwere Gewitter mit hohem Unwetterpotenzial.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.06.2024

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Kennen wir bereits das Wetter der nächsten sieben Wochen?

Am morgigen Donnerstag, den 27.06.2024, ist der „Siebenschläfertag“, einer der meteorologischen Lostage. Damit einher geht die alljährliche Fragestellung, ob das Wetter am morgigen Siebenschläfertag Aufschluss über das Wetter der nächsten sieben Wochen geben kann. Einige bekannte Bauernregeln zu diesem Tag lauten nämlich:

„Ist der Siebenschläfer nass, so regnet’s ohne Unterlass.“

„Regnet’s am Siebenschläfertag, es noch sieben Wochen regnen mag / der Regen sieben Wochen nicht weichen mag.“

„Wenn’s an Siebenschläfer regnet, sind wir sieben Wochen mit Regen gesegnet.“

„Wenn’s am Siebenschläfer gießt, sieben Wochen Regen fließt.“

„Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne.“

„Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag.“

Doch was ist dran an diesen Regeln oder sind deren Inhalt eigentlich nur ein Mythos? Und was hat eigentlich das putzige gleichnamige Nagetier mit dem Siebenschläfertag zu tun?

Das Tierchen hat tatsächlich nichts mit dem Siebenschläfertag zu tun. Der Ursprung findet sich in einer frühchristlichen Legende aus der Zeit der Christenverfolgung. Nach dieser Legende flüchteten sieben Brüder, die christliche Schafhirten waren, in eine Höhle bei Ephesos, um sich so vor ihren Verfolgern zu verstecken. Daraufhin wurde die Höhle von den Verfolgern zugemauert, um die Männer verhungern zu lassen. Dort fielen sie in einen tiefen Schlaf. Nach etwa 200 Jahren wachten sie wieder auf, als ein Hirte auf der Suche nach einer Unterbringungsmöglichkeit für seine Schafe die Höhle entdeckte. Die Männer bezeugten daraufhin ihren Glauben, starben allerdings kurze Zeit später. Ihnen zu Ehren wurde in der katholischen Kirche der 27. Juni als Gedenktag gewidmet. In der griechisch-orthodoxen Kirche ist es der 04. August und in der Ostkirche der 23. Oktober.

Kann das Wetter am Siebenschläfertag Aufschluss über das Wetter der nächsten sieben Wochen geben? Das Wetter der nächsten sieben Wochen kann man tatsächlich nicht am Wetter eines einzelnen Tages festmachen. Vielmehr muss eher der Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang Juli als Kriterium herangezogen werden. Nach der Gregorianischen Kalenderreform wäre dieser Lostag zudem eigentlich am 07. Juli. Grundsätzlich besteht für großräumige Wetterlagen in diesem Zeitraum eine Erhaltungstendenz über mehrere Wochen. Bezieht man die Regel des Siebenschläfertages also nicht auf einen einzelnen Tag, sondern auf den genannten Zeitraum, dann bewahrheitet sich diese Regel in etwa zwei von drei Jahren.

Der Siebenschläfertag gehört damit zu den Singularitäten, also den Witterungsregelfällen in der Meteorologie. Andere bekannte Beispiele für solche Singularitäten sind die Eisheiligen, die Schafskälte, die Hundstage, der Altweibersommer oder das Weihnachtstauwetter.

Und wie wird das Wetter am morgigen Donnerstag? Interessant ist erst einmal auch noch, wie das Wetter am heutigen Mittwoch ist. Gewittertechnisch geht es heute nämlich auch schon zur Sache. Dies betrifft in erster Linie die beiden südlichen Bundesländer. Doch zunächst die guten Nachrichten. Im Norden und in der Mitte verspricht der Tag sommerlich zu werden: Sonne satt und Höchstwerte zwischen 27 und 32 Grad. Allenfalls direkt an den Küsten ist es etwas frischer. Verantwortlich für diesen sommerlichen Wetterabschnitt ist das Hoch BIE, welches sich nordöstlich von uns vorübergehend eingenistet hat.

Auch im Süden liegen die Höchstwerte bei meist sommerlichen 26 bis 30 Grad. Im äußersten Süden reicht es aufgrund der morgendlichen Gewitter allerdings „nur“ für 23 bis 26 Grad. Die Gewittertätigkeit ist insbesondere in den beiden südlichen Bundesländern bereits wieder in vollem Gange. Später können dann auch im zentralen Bergland einzelne Gewitter auftreten. Aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit steht bei diesen Gewittern hauptsächlich der (extrem) heftige Starkregen im Fokus. Dieser tritt zwar nur sehr lokal und eng begrenzt auf, dort kann es aber dann durchaus heftig werden. Dann ist mit vollgelaufenen Kellern und Tiefgaragen zu rechnen, kleine Bäche können kurzzeitig anschwellen. Verantwortlich für diese Gewitter ist ein Tief über Italien, welches vor allem in höheren Luftschichten ausgeprägt ist. Dieses transportiert feuchte und zu Gewittern neigende Luft in den Süden Deutschlands.

DWD Kennen wir bereits das Wetter der naechsten sieben Wochen

Nachfolgend verlagert sich dieses Tief dann allmählich nordostwärts. Am heutigen Mittwoch sind die beiden südlichen Bundesländer von den Gewittern betroffen, am morgigen Donnerstag sind es dann weite Teile des Landes. Im Norden, im Westen sowie entlang des Oberrheingrabens wird es zudem ein schwül-heißer Tag mit Höchstwerten von 30 Grad und etwas darüber.

DWD Kennen wir bereits das Wetter der naechsten sieben Wochen 1

Würde man die Siebenschläfer-Regel wortwörtlich nehmen, würden uns also sieben schwül-heiße Wochen mit wahren „Wasserbomben“ an Gewittern bevorstehen.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.06.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Die Hurrikansaison 2024: Prognosen und Ist-Zustand

Offiziell läuft die alljährliche Hurrikansaison über dem Nordatlantik vom 1. Juni bis zum 30. November. Vor ihrem Beginn erstellen diverse nationale Wetterdienste und weitere wissenschaftliche Einrichtungen stets Prognosen über ihren Verlauf. Prognostiziert wird dabei die Anzahl benannter Stürme, wobei es dabei nicht nur um Hurrikane geht, sondern um alle tropischen und subtropischen Stürme über dem Nordatlantik.

Dabei definieren sich die Wirbelstürme über ihre mittlere Windgeschwindigkeit (1-minütiger Mittelwind). Ab 62 km/h spricht man von einem tropischen Sturm (bzw. je nach Entstehungsregion auch subtropischen Sturm), ab 119 km/h von einem Hurrikan und ab 178 km/h von einem schweren Hurrikan (engl.: major hurricane). Durchschnittlich entwickelten sich zwischen 1991 und 2020 – also innerhalb der aktuellen sogenannten Vergleichsperiode – pro Jahr 14 tropische Stürme, darunter 7 Hurrikane und 3 schwere Hurrikane.

Vergleichen wir diese Durchschnittswerte mal mit dem Rekordjahr 2020. Mit 30 benannten Stürmen – so viel gab es noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen – entwickelten sich mehr als doppelt so viele Stürme als im Mittel. Davon mauserten sich 14 Stück zu Hurrikanen (Platz 2 nach 2005) und davon wiederum sieben zu schweren Hurrikanen (wie 2005). Letztes Jahr verlief mit 21 tropischen Systemen, was die Gesamtzahl betrifft, zwar ebenfalls überdurchschnittlich, mit 7 Hurrikanen und 3 schweren Hurrikanen lag die Saison aber voll im Soll.

Und auch für 2024 prognostizieren Experten eine überdurchschnittliche Wirbelsturmaktivität auf dem Nordatlantik. Das Klimaprognosezentrum der US-amerikanischen NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) sieht für dieses Szenario eine 85-prozentige Wahrscheinlichkeit. Einer durchschnittlichen Saison räumt es dagegen nur eine 10-prozentige und für eine unterdurchschnittliche sogar nur eine 5-prozentige Chance ein (Stand Ende Mai 2024).

Den Grund dafür sieht das Klimaprognosezentrum vor allem in den extrem hohen Wassertemperaturen des Atlantiks. Rund 90 % des für die atlantische Hurrikansaison relevanten Meeresgebiets bewegt sich in Sachen Temperatur derzeit auf Rekordniveau. Zudem wird erwartet, dass die sog. El Nino Southern Oscillation (kurz: ENSO; siehe ) nach einer der stärksten jemals beobachteten El Nino Phasen in ein La Nina Ereignis umschwenkt. Dabei handelt es sich kurz gesagt um ein großräumiges Zirkulationsmuster über dem Pazifik, dass in dieser Form (La Nina) zu einer Abnahme der Windscherung in den Tropen führt und damit förderlich für eine rege Sturmtätigkeit über dem Nordatlantik ist. Dazu werden schwache Passatwinde und ein verstärkter westafrikanischer Monsun prognostiziert – alles Faktoren, die die Entwicklung von tropischen Wirbelstürmen begünstigen.

In absolute Zahlen umgemünzt geht das Klimaprognosezentrum dieses Jahr von 17 bis 25 benannten Stürmen aus, wovon 8 bis 13 zu Hurrikanen und davon wiederum 4 bis 7 zu schweren Hurrikanen heranreifen sollen. Und damit sind sie nicht alleine, sondern gliedern sich in die Vorhersagen anderer Einrichtungen problemlos ein, wie die folgende Tabelle zeigt.

DWD Die Hurrikansaison 2024 Prognosen und Ist Zustand

Tatsächlich war dieses Jahr bisher nur ein benannter tropischer Sturm unterwegs (Alberto). Der Sturm traf am 20.06. auf die Ostküste Mexikos und sorgte dort sowie auch an der texanischen Küste für zum Teil enorme Überschwemmungen. Mit Blick auf die Prognosen steht in den nächsten Wochen und Monaten wohl noch einiges an Ungemach an. Bleibt zu hoffen, dass so viele Stürme wie möglich über Wasser bleiben, fernab von bewohnten Gebieten, und schlicht als höchst fotogene Modelle für die Satelliten fungieren.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.06.2024

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Es grüßen die Seefahrer

Das Forschungsschiff Polarstern fährt seit der Indienststellung 1982 in die Polargebiete und damit an die abgelegensten Orte dieser Welt. Die Polarstern wird vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) betrieben, mit der Hamburger Reederei F. Laeisz. Der Eisbrecher mit zwei bordeigenen Helikoptern wechselt etwa halbjährlich zwischen der Arktis und Antarktis und dient der Erforschung der Polarmeere. Weiter stellt es auch die Versorgung der deutschen Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis sicher. Das Schiff bietet Platz für rund 100 Crewmitglieder und Wissenschaftler:innen. Mit dabei sind auch immer ein zweiköpfiges Wetterteam des Deutschen Wetterdienst. Aktuell sind der Meteorologe Patrick Suter und Frank Otte als Wetterfunktechniker für eine fünfwöchige Reise an Bord.

Nach der Werftzeit legte die Polarstern in der Nacht zum 8. Juni 2024 in Bremerhaven ab. Der Weg führte durch eine recht stürmische Nordsee und entlang der Norwegischen Südküste, weiter durch die Norwegische See nach Norden in die Framstraße. Hier findet aktuell der erste Teil der 143. Polarstern-Expedition im sogenannten „Hausgarten“ zwischen Spitzbergen und Grönland statt. Es ist insgesamt das 25. Jahr in Folge, in dem in der Framstraße, unter Leitung des AWI`s, geforscht wird. Das Gebiet ist besonders interessant, da im Ostteil der Framstraße der Westspitzbergenstrom wärmeres Wasser nach Norden bringt. Im Westteil schiebt dagegen der kalte Ostgrönlandstrom das Eis aus dem Arktischen Meer nach Süden. Dabei werden mit den erhobenen Daten die aktuell großräumigen Umweltveränderungen auf das marine Ökosystem in der Übergangszone zwischen dem Nordatlantik und dem Arktischen Ozean untersucht.

 

DWD Es gruessen die Seefahrer

Wie auf Schiffen grundsätzlich üblich herrscht Dauerbetrieb. Es wird Tag und Nacht geforscht. Die Crew stellt gleichzeitig den Schiffsbetrieb sicher und unterstützt die Forschungsarbeiten. Der Arbeitsalltag des Wetterdienstes beginnt täglich um 06:15 Uhr in der Bordwetterwarte. Als Hauptaufgabe versorgen sie die Schiffsführung, die Wissenschaftler:innen und die Helikopter-Crew mit einer zweimal am Tag aktualisierten Wetterprognose. Beim morgendlichen Briefing um 08:15 Uhr wird zusammen mit dem Kapitän, dem wissenschaftlichen Fahrtleiter und der Helikopter-Crew je nach Wetter über das Tagesprogramm und Hubschrauberflüge entschieden. Für die Unterstützung der Wetterprognosen und auch gleichzeitige Validierung werden bis zu zweimal täglich Wetterballons gestartet, sowie tagsüber alle drei Stunden Wetterbeobachtungen erstellt. In diese Wetterbeobachtungen fließen automatisch gemessene Werte wie Wind, Temperatur, Feuchte und Luftdruck, aber auch Augenbeobachtungen über Wetterescheinung, Wolken, Sichtweite und Seegang ein.

Das Wetter in der Arktis zeigte sich bisher schnelllebig und wechselhaft. Wie meist während der Sommermonate sind die für die Region tonangebenden Hochs und Tiefs nur schwach ausgeprägt. Das bedeutet, dass in Sachen Wind und Seegang oftmals nur wenig los ist. Ganz anders sieht es da beim eigentlichen Wetter aus. Wiederholte und teils schnelle Abläufe von strahlendem Sonnenschein und überfallähnlichen Nebeleinbrüchen bringen den Meteorologen immer wieder vor sehr knifflige Prognosen. Besonders für die Helikopterflüge hat dieser Wechsel Konsequenzen, weil bei sehr tiefliegender Bewölkung, schlechten Sichtweiten, vereisendem Niederschlag oder sogar Nebel die Bedingungen schlagartig schlecht oder sogar potenziell gefährlich werden können. Dementsprechend intensiv sind die ständige Zusammenarbeit und der Austausch mit den beiden Helikopter-Piloten. Jeweils nachmittags werden die aktualisierten Wetterprognosen in einem weiteren Meeting auch den anderen wissenschaftlichen Fahrtteilnehmer:innen erläutert. Dementsprechend sind die Arbeitstage lang und können bei Flugbetrieb auch mal bis in die Nachtstunden andauern, wobei mit dem vorherrschenden Polartag im arktischen Sommer rund um die Uhr Tageslicht vorherrscht.

Für einen rundum zufriedenen Seefahrer:in ist Essen ein wichtiger Bestandteil an Bord. Ein herausragendes Küchenteam sorgt täglich für frische Brötchen und bis zu dreimal am Tag für warme Mahlzeiten sowie nachmittags Kaffee und Kuchen. Die Expeditionen dauern meist zwischen fünf und neun Wochen. Dabei ist es üblich, dass das gesamte Leben an Bord stattfindet und Landgänge gehören zur Ausnahme. Da die räumliche Ausdehnung begrenzt ist, besteht die Möglichkeit sich im Sportraum körperlich zu betätigen. Dazu gehören auch Wasserball im Pool oder das anschließende Aufwärmen in der Sauna. Beim Feierabend sitzt man häufig zusammen, schaut sich aktuell ein EM-Fußballspiel an, ab und zu gibt es auch einen Kino- oder Grillabend. Schöne Highlights sind die unglaublichen Eindrücke, welche man in diesen speziellen Gebieten sammeln kann. Sei das ein Eisbär, welcher von Eisscholle zu Eisscholle wandert oder die Schönheit und auch Gewalten der Natur hautnah zu erleben.

DWD Es gruessen die Seefahrer

Aktuell sind auch noch zwei weitere Kollegen auf dem Forschungsschiff Meteor unterwegs. Dieses ist mit doppelter Andreas-Power am 9. Juni in Reykjavik gestartet und wird nach seismischen Untersuchungen nahe Islands am 18. Juli auf den Azoren erwartet. So nutzen wir die Möglichkeit und wünschen unseren Kollegen Andreas Tschapek und Andreas Raeke auf der Meteor für morgen einen ruhigen und schönen Feiertag.

MSc Met. Patrick Suter (von Bord der FS Polarstern)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.06.2024
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Nächtlicher Low-Level-Jet

Für die nächsten Tage steht in Deutschland eine deutliche Wetterberuhigung an. Hoch BIE, welches aktuell auf dem Weg von der Nordsee zum Baltikum ist, bringt uns ein Wetter, das der Jahreszeit alle Ehre macht. Das wird viele freuen, die von den häufigen Schauern und Gewittern der letzten Wochen allmählich die Nase voll haben. Denn auch gestern ging es gebietsweise wieder turbulent zu. Am Vormittag regnete es im Osten Deutschlands, in einem breiten Streifen vom Südharz bzw. dem Raum Halle/Leipzig bis an den Oberbruch nochmal kräftig. Und am Nachmittag, Abend und in der Nacht zum heutigen Sonntag traf es dann erst den Südwesten und später den Süden mit Schwerpunkt Alpenrand und Alpenvorland. Während sich die Regenfälle im Osten gebietsweise auf 20 bis 25 mm (Liter pro Quadratmeter) summierten, waren es im Süden durchaus 25 bis 35 mm, lokal sogar bis knapp an die 50 mm. Spitzenreiter diesbezüglich war die Station Bernbeuren in Bayern mit 48 mm.

Da sich jetzt aber in Deutschland Hoch BIE sehr deutlich bemerkbar macht und bis zur Wochenmitte für ruhiges und sonniges, also so richtig sommerliches Wetter sorgt, kann man den Blick mal wieder über den Tellerrand schweifen lassen – zum Beispiel nach Schottland, sozusagen auf die „andere Seite“ von Hoch BIE.

Dort konnte man in der vergangenen Nacht eine recht hübsche Windentwicklung beobachten. Ausgangspunkt war der Frontenzug eines kräftigen Tiefs bei Island, welcher in der ersten Nachthälfte über die Region hinweg zog. Die mit der Front verbundene kräftige Durchmischung „verfrachtete“ hohe Windgeschwindigkeiten aus großen Höhen in die untere Troposphäre. Entsprechend wurden beachtliche Windgeschwindigkeiten gemessen. Zwischen 23 Uhr und 00 Uhr MESZ registrierte die Messstation auf dem Cairngorm-Gipfel zwischen Inverness und Aberdeen immerhin 128 km/h – und damit volle Orkanstärke.

Unmittelbar nach der Frontpassage setzte kräftiger Druckanstieg und Absinken ein, beides war letztendlich einem „Ableger“ von Hoch BIE geschuldet. Somit bildete sich recht rasch eine Inversion aus, also eine Temperaturschichtung, bei der eine warme über einer kalten Luftschicht liegt. Die Abbildung 1 zeigt die Modellsimulation der vertikalen Struktur von Temperatur (durchgezogene Linie) und Feuchte (gestrichelte Linie, Modell ICONEU) in der Nähe von Inverness in der Nacht (nach Frontpassage). An dieser Stelle ist von den beiden Kurven vor allem die Temperatur interessant. Da ab einer Höhe von ca. 1,5 km die Temperatur mit zunehmender Höhe wieder ansteigt, bildet sich eine Sperrschicht aus, so dass die unterhalb der Sperrschicht liegende Luft am Aufsteigen gehindert wird. Das Absinken erkennt man übrigens auch daran, dass die Luft austrocknet und in der Folge zwischen etwa 1,5 km und etwa 4 km Höhe die Temperatur- und die Taupunktkurve einen großen Abstand aufweisen.

 

DWD Naechtlicher Low Level Jet

Für den Wind, der über die schottischen Highlands streift, stellt die Sperrschicht ein Problem dar. Denn einerseits muss er über die Berge hinweg, andererseits hat er zwischen den Bergen und der Sperrschicht nur wenig Platz (Abbildung 2).

DWD Naechtlicher Low Level Jet 1

Der Wind zwängt sich also durch eine Engstelle, die sich auf der Unterseite orografisch, auf der Oberseite dagegen thermisch manifestiert. Ein solcher Düseneffekt führt zu einer teils deutlichen Zunahme der Windgeschwindigkeit. Das sieht man auch beim Blick auf die Abbildung 3. Dort sind die 3-stündigen maximalen Windgeschwindigkeiten in Schottland von 00 UTC bis 03 UTC (02 MESZ bis 05 MESZ) dargestellt. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden in diesem Zeitraum wiederum auf dem Cairngorm-Gipfel mit 79 km/h (Bft 9, also volle Sturmstärke) registriert (Abbildung 3). Die Höhe des Gipfels entspricht etwa der Höhe der Bergskizze in Abbildung 2. Insofern lassen sich die hohen Windgeschwindigkeiten recht plausibel als Low-Level-Jet erklären.

DWD Naechtlicher Low Level Jet 2

 

Wer jetzt Interesse an der ganzen Windgeschichte der Nacht hat, der muss noch in die Frühstunden schauen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte es Hoch BIE geschafft, die Inversion bzw. die Sperrschicht durch weiteres Absinken so weit nach unten zu drücken, dass diese unterhalb der Gipfelhöhe lag. Entsprechend brach daraufhin der Düseneffekt zusammen und die Windgeschwindigkeit sank deutlich.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.06.2024
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