Wie entsteht großer Hagel?

Hagelkörner so groß wie Tennisbälle? Gerade im Frühling und im Sommer kommt es bei uns immer mal wieder zu unwetterartigen Gewittern mit großem Hagel. Beispielsweise zog am 28. Juli 2013 eine Superzelle vom Schwarzwald entlang der Schwäbischen Alb bis nach Franken und sorgte vor allem südlich von Stuttgart für massiven Hagelschlag. Die Hagelkörner erreichten teils Durchmesser von bis zu 8 cm. Eine Woche später produzierte eine weitere Superzelle sogar das bisher größte Hagelkorn Deutschlands. Dieser Eisbrocken wurde in Undingen im Landkreis Reutlingen gefunden und hatte einen Durchmesser von 14,1 Zentimeter. Doch es geht noch größer. Das größte Hagelkorn weltweit wurde in der Nähe von Vivian in South Dakota in den USA gefunden. Dieser Hagelbrocken hatte einen Durchmesser von unglaublichen 20,32 Zentimeter. 

Wie entsteht grosser Hagel teil 1

Das weltweit größte Hagelkorn. Gefunden am 23.07.2010 in der Nähe von Vivian in South Dakota in den Vereinigten Staaten von Amerika. (Quelle:severe-weather.eu NWS Aberdeen) 

Wie kann derart großer Hagel entstehen? 

Damit Hagel entstehen kann, werden hochreichende und vor allem langlebige Gewitterzellen benötigt. In diesen Wolken sind sowohl Eiskristalle als auch unterkühlte Wassertröpfchen vorhanden. Zudem befinden sich dort Aerosole, die vereinzelt als Gefrier- und Kondensationskeime agieren können. Bei tiefen Temperaturen von unter -10 Grad sind allerdings nur wenige dieser Aerosole als Eiskeime geeignet. Beispielsweise liegt bei einer Temperatur von -20 Grad die Konzentration bei etwa 1 Eiskeim pro Liter Luft. Das bedeutet, dass in diesen Wolkenbereichen viele unterkühlte Wassertröpfchen und nur sehr wenige Eiskeime vorhanden sind. 

Durch die Deposition von Wasserdampf entstehen Eiskristalle, welche durch Anlagerung von weiteren Eiskristallen oder von unterkühlten Wassertröpfchen zu Graupelkörnern anwachsen können. Graupel ist die Vorstufe von Hagel. Laut Definition handelt es sich dabei um Eiskörner mit einem Durchmesser zwischen 2 und 5 Millimeter. In hochreichenden Gewitterwolken ist die Turbulenz meist ausreichend groß, dass das Graupelkorn durch Anlagerung von weiteren unterkühlten Wassertröpfchen und durch Diffusion von Wasserdampf zu einem Hagelkorn anwachsen kann. Dies geschieht in einem idealen Temperaturbereich zwischen -10 und -20 Grad. 

Damit sich nun große Hagelkörner bilden können, benötigt es eine lange Lebensdauer des Gewittersturms und hohe Vertikalgeschwindigkeiten. Diese sollten vor allem im wachstumsrelevanten Wolkenbereich mit Temperaturen zwischen -10 und -20 Grad vorhanden sein. Zudem ist ein hoher Flüssigwassergehalt in diesem Temperaturbereich förderlich. Da Einzelzellen recht kurzlebig sind, kann bei diesen Gewittersystemen kein größerer Hagel entstehen. Auch in Multizellengewittern, die aus einem Cluster von verschiedenen Einzelzellen bestehen, ist großer Hagel selten. Somit tritt großer Hagel mit Korngrößen von über 5 cm fast ausschließlich in Verbindung mit Superzellengewittern auf. Durch die rotierenden Aufwinde innerhalb einer solchen Zelle werden die Hagelembryos auf Spiralbahnen in den oberen Teil der Wolke transportiert. Auf der langen Bahn können sich eine Vielzahl an unterkühlten Wassertröpfchen anlagern, sodass daraus Hagelkörner mit einem sehr großen Durchmesser entstehen können, die unmittelbar auf der Vorderseite des Aufwindes der Zelle zu Boden fallen. 

Am vergangenen Mittwoch waren in der Modellwelt die Voraussetzungen für großen Hagel im Vorfeld gegeben. Allerdings konnten die Gewitter aufgrund ungünstiger Konstellationen nicht ihr volles Potential ausschöpfen, sodass nur mittelgroßer Hagel bis 5 Zentimeter beobachtet wurde! Details dazu können Sie im gestrigen Thema des Tages nachlesen. 

M.Sc.Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Schwere Gewitter in Süddeutschland – Ein Rückblick

Für die Meteorologinnen und Meteorologen in der Wettervorhersage des Deutschen Wetterdienstes bedeutete der gestrige Mittwoch (04. Juni 2025) in jedem Fall viel Arbeit, denn die Wetterlage war nicht nur komplex. Insbesondere in Süddeutschland deutete sich auch eine Schwergewitterlage an. Aber der Reihe nach…

Wie gestaltete sich die Wetterlage?

Auf der Vorderseite eines umfangreichen Tiefdruckgebiets auf dem Nordostatlantik zwischen Island und Schottland wurde feucht-warme und energiereiche Luft in die Südosthälfte Deutschlands geführt. Im Grenzbereich zu dieser Subtropikluft und der von Westen einströmenden mäßig-warmen Atlantikluft bildete sich eine markante Luftmassengrenze aus, die durch Hebungsimpulse aktiviert und verstärkte wurde. Gleichzeitig sollte sich im östlichen Alpenvorland ein sogenanntes Leetief entwickeln, an dessen Nordflanke nochmal feuchtere und damit besonders energiegeladene Luft aus Osten nach Südbayern geführt werden würde. Insgesamt waren dort sowie in den angrenzenden Gebieten die Bedingungen für eine sogenannte „dynamische Gewitterlage“ mit besonders starken und langlebigen Gewittersystemen gegeben. Denn die energiegeladene Luft wurde von starker Windscherung überlagert, also einer raschen Änderung von Windrichtung und -geschwindigkeit mit der Höhe.

Schwere Gewitter in Sueddeutschland Ein Rueckblick teil 1

Abb 1: DWD-Vorhersagekarte für den Bodendruck und die Luftmassengrenzen für Mittwoch, den 04. Juni 2025, 14 Uhr MEZ auf Basis des ICON-Modelllaufs vom 03. April 2025, 02 Uhr 

Was simulierten die Wettermodelle?

Die Wettermodelle simulierten im Vorfeld am Montag und Dienstag zwei Gewitterschwerpunkte: Zum einen ein markanter Streifen von teils gewittrigen Starkregenfällen, der sich am Mittwochmorgen entlang der Luftmassengrenze von Frankreich ins Saarland und nach Rheinland-Pfalz schieben sollte. Im Verlauf wurde dieser durch die Hebungsimpulse verstärkt und produzierte schließlich kräftige, gut organisierte Gewitterzellen. Dabei waren durchaus auch unwetterartige Entwicklungen mit heftigem Starkregen und Hagel bis 3 Zentimeter möglich.

Zum anderen waren die Gewitterzutaten im Süden für eine ausgewachsene Schwergewitterlage gegeben. In der energiereichsten Luft in Süd- und Südostbayern sollten sich am Nachmittag zunächst isolierte Superzellen, also kleinräumige, aber sehr starke und langlebige Gewitterzellen bilden. In einige Modellberechnungen passten alle meteorologischen Parameter zusammen und das Potenzial der Gewitterlage wurde voll umgesetzt. In extrem stark rotierenden Superzellen war demnach Großhagel bis 5 oder gar 8 cm zu befürchten. Im weiteren Nachmittagsverlauf rechneten die Modelle einen nachfolgenden größeren Gewitterkomplex, teils sogar in Form einer ausgeprägten Gewitterlinie. Dabei sollten mit einer markanten Winddrehung von Ost auf West teilweise Böen bis Orkanstärke und heftiger Starkregen zwischen 20 und 40 Liter pro Quadratmeter in kürzester Zeit auftreten.

Schwere Gewitter in Sueddeutschland Ein Rueckblick teil 2 

Abb 2: Wettergefahrenkarte für Mittwoch, den 04. Juni 2025 

Was machte die Atmosphäre am Mittwoch schließlich daraus?

Im Laufe der Nacht zum Mittwoch griff bereits der schauerartige Regen auf den Südwesten und Westen über, blieb aber zumindest in Bezug auf die Gewittertätigkeit etwas hinter den Erwartungen zurück. Darüber hinaus zog im Laufe des Vormittags dichtere Bewölkung in den Süden Deutschlands ausgehend von Gewitterresten über der Schweiz. Dies behinderte die Sonneneinstrahlung. Die für den Aufbau hoher Energiewerte benötigte ungehinderte Einstrahlung blieb also aus bzw. setzte erst später ein. Damit konnte sich auch das Leetief nicht in der vorhergesagten Stärke entwickeln, sodass sich kaum Ostwind im Süden Bayerns durchsetzen konnte bzw. die Winddrehung auf West schon vor den Gewittern einsetzte. Das nahm der Gewitterlage, insbesondere der abends gerechneten Gewitterlinie mächtig Wind aus den Segeln. So ruderten die Wettermodell am Mittwoch im Tagesverlauf ein wenig zurück, die Prognosen wurden etwas abgemildert.

Schwere Gewitter in Sueddeutschland Ein Rueckblick teil 3

Abb 3: Vergleich der vorhergesagten Reflektivität für Mittwoch, den 04. Juni 2025, 20 Uhr MESZ auf Basis des ICON-D2-Laufs von Dienstagmittag (links) und Mittwochmittag (rechts). Man erkennt die stärkeren Gewitterzellen im Vorlauf 

Dennoch bildeten sich am Nachmittag über der Schweiz und Ostfrankreich teils kräftige Gewitterzellen, die in der Folge auf den Südwesten übergriffen und sich zu einer Gewitterlinie formierten. Gleichzeitig entwickelten sich in deren Vorfeld über Bayern ebenfalls einzelne kräftigere Zellen. Letztere verbrauchten die ohnehin nicht in der befürchten Ausprägung vorhandene Energie, sodass der Gewitterlinie auf dem Weg nach Ostbayern schließlich „die Luft“ bzw. die Energie ausging. In der Folge verclusterten die Gewitterlinie und die Gewitterzellen auf ihrem Weg nach Tschechien.
Schwere Gewitter in Sueddeutschland Ein Rueckblick teil 4

Abb 4: Animation der Radar-Reflektivität von Mittwoch, den 04. Juni 2025 zwischen 16 bis 23 Uhr MESZ  

Welche Auswirkungen hatten die Unwetter?

Zwar blieb der vorhergesagte Großhagel von 8 Zentimeter aus, in Essenbach in Niederbayern wurden am Abend immerhin noch knapp 5 Zentimeter registriert. Auch anderorts ist die Rede von golfballgroßen Hagelkörnern. Knapp verpasst wurde hingegen der Osten Deutschlands. Dort bildeten sich am Abend im Zittauer Gebirge kräftige Gewitter, die aber rasch auf polnischen Boden abzogen. In der Folge wurden in Polen Hagelkörner mit Korngrößen von bis zu 6 Zentimeter registriert. Einigermaßen glimpflich ging es dagegen in München ab. Kurz nach 20 Uhr zog ein Gewitter mit Hagel von 1 bis 2 Zentimeter über die Allianz Arena hinweg, sodass das Aufwärmtraining des Nations-League-Halbfinales zwischen Deutschland und Portugal unterbrochen werden musste. Der Anpfiff verzögerte sich dadurch um zehn Minuten. Während das Fußballspiel also stattfand, wurde das Campusfest in Regensburg mit 12000 Besuchern am Nachmittag hingegen vorsorglich abgebrochen.

Starkregen wurde lokal eng begrenzt ebenfalls gemessen. In den radarbasierten Niederschlagsprodukten konnten durchaus auch unwetterartige Mengen über 25 Liter pro Quadratmeter detektiert werden. Zudem meldeten einige Feuerwehren Einsätze aufgrund vollgelaufener Keller oder überfluteter Unterführungen.

Auch die Böen blieben etwas hinter den Erwartungen zurück, wenngleich die Auswirkungen sicherlich ein etwas anderes Bild sprechen. Knapp südlich der Donau wurde im oberbayerischen Burgheim um 21 Uhr MESZ eine orkanartige Böe mit 104 km/h (Windstärke 11) gemessen. Zudem meldeten Feuerwehren mehrere Einsätze wegen umgestürzter Bäume. Auch ein Passagierflugzeug, das sich auf dem Weg von Berlin nach Mailand befand, kam aufgrund des Unwetters in Turbulenzen und musste kurzerhand außerplanmäßig in Memmingen eine Sicherheitslandung einleiten. An Bord wurden 8 Passagiere und ein Crew-Mitglied verletzt.

Auch in Erbach an der Donau und Donaustetten hinterließen die Gewitter deutliche Spuren. Dort wurden die Dächer mehrerer Reihenhäuser abgedeckt, sodass diese nicht mehr bewohnbar sind. Zudem wurde eine Straßenlaterne abgeknickt, ein Foto zeigt zurückgebliebene Stämme von Birken entlang einer Straße, deren komplette Baumkrone abgerissen wurde. Die Schäden zeigen bereits, welch extreme Böen hier am Werk waren. Aktuell wird vermutet, dass es sich dort um kleinräumig besonders starke Fallböen gehandelt haben könnte. Allerdings kann derzeit zumindest ein kurzlebiger Tornado auch nicht ausgeschlossen werden. Einzig eine Schadensanalyse vor Ort wird Aufschluss darüber geben können. Die Begutachtung und die abschließende Einschätzung werden wahrscheinlich in den nächsten Tagen erfolgen.

Als Fazit kann man festhalten, dass die Gewitterlage nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen konnte, weil sich kurzfristig einzelne Parameter zu Ungunsten extremer Unwetter veränderten. Dennoch kam es lokal zu größeren Auswirkungen und Schäden, sodass die Warnungen im Vorfeld durchaus berechtigt waren, wenngleich das „Worst-Case-Szenario“ mit 8 Zentimeter Großhagel glücklicherweise ausblieb.
 

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Schwere Gewitterlage

Sturmtief TIM sorgt in Deutschland für ordentlich „Action“ in der Wetterküche. Zwar liegt der Kern über dem Nordostatlantik zwischen Island und Schottland, jedoch reicht sein Einflussbereich bis nach Mitteleuropa. Das dazugehörige Frontensystem liegt zurzeit diagonal über Deutschland und trennt die schwülwarme und energiegeladene Luft im Südosten des Landes von der kühleren Luft im Nordwesten. 

Am heutigen Mittwoch stellt sich also im Südosten und in Teilen des Ostens eine schwere Gewitterlage ein. Bereits in den in den Mittagstunden zieht ein kräftiges, mit Gewittern durchsetztes Regengebiet an der Luftmassengrenze nach Nordosten. Später bilden sich daran teils heftige Gewitter, die sich in der energiereichen Luft ostwärts verlagern. Aber besonders im Südosten Deutschlands (östliches Baden-Württemberg und Südostbayern) muss man ab dem Nachmittag mit schweren Gewittern rechnen, die neben heftigem Starkregen auch Großhagel und schwere Sturm- oder gar orkanartige Böen mit sich bringen können. Zuvor sorgt dort der Föhn für aufgelockerte Bewölkung. Im südlichen Alpenvoland ist daher die Lage besonders tückisch, denn es kann passieren, dass der Föhn die Entstehung von Gewittern verhindert. Aber beim Föhnzusammenbruch frischt der Wind plötzlich bis auf Sturmstärke auf, ohne Anzeichen eines Gewitters. Es ist also Vorsicht geboten, vor allem für die Segler, die auf den südbayerischen Seen segeln. Im Nordwesten bleibt man von all dem verschont: Dort dominiert ein freundlicher Wechsel aus Sonne und Wolken bei angenehmen Temperaturen.
Schwere Gewitterlage teil 1
 

Die markierten Bereiche zeigen die Gebiete, in denen Gewitter erwartet werden. Der rot markierte Bereich zeigt die Regionen mit der höchsten Unwettergefahr. 

Am Donnerstag macht sich hinter der Kaltfront deutlich ungemütlicheres und windiges Wetter breit. Die Sonne zeigt sich eher selten, stattdessen dominieren dichtere Wolkenfelder. Immer wieder ziehen Schauer und Gewitter durch. Es besteht aber keine Unwettergefahr mehr. Diese wechselhafte Wetterlage setzt sich auch am kommenden Wochenende fort. Dabei ziehen immer wieder Tiefausläufer durch, die Regen oder Schauer bringen, kurze Gewitter sind auch dabei. Die Temperaturen gehen etwas zurück, am Sonntag wird dann nur im Osten des Landes die 20-Grad-Marke überschritten. Ein eher unterkühltes, wechselhaftes und windiges Wochenende steht uns bevor. Am Pfingstmontag kommt voraussichtlich ein Hoch und sorgt wieder für freundlicheres Wetter und steigende Temperaturen.
 

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Deutschlandwetter im Frühjahr 2025

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland.

Besonders warme Orte im Frühjahr 2025*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Bad Bergzabern Rheinland-Pfalz 12,4 °C +2,8 Grad
2 Frankfurt am Main-Westend Hessen 12,3 °C +2,1 Grad
3 Waghäusel-Kirrlach Baden-Württemberg 12,2 °C +1,9 Grad

Besonders kalte Orte im Frühjahr 2025*

Platz

Station Bundesland durchschnittliche Temperatur Abweichung
1 Carlsfeld Sachsen 6,1 °C +2,6 Grad
2 Zinnwald-Georgenfeld Sachsen 6,5 °C +2,9 Grad
3 Deutschneudorf-Brüderwiese Sachsen 6,5 °C +1,2 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Frühjahr 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Marktschellenberg Bayern 378,8 l/m² 94 %
2 Ruhpolding-Seehaus Bayern 363,5 l/m² 66 %
3 Aschau-Stein Bayern 345,3 l/m² 66 %

Besonders trockene Orte im Frühjahr 2025**

Platz Station Bundesland Niederschlagsmenge Anteil
1 Riedenburg Bayern 35,5 l/m² 23 %
2 Neu Benthen Mecklenburg-Vorpommern 38,5 l/m² 28 %
3 Grabow Mecklenburg-Vorpommern 38,6 l/m² 26 %

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Frühjahr 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenschein Anteil
1 Borkum-Flugplatz Niedersachsen 785 Stunden 151 %
2 Bassum Niedersachsen 782 Stunden 181 %
3 Norderney Niedersachsen 781 Stunden 150 %

Besonders sonnenscheinarme Orte im Frühjahr 2025**

Platz Station Bundesland Sonnenscheindauer Anteil
1 Oberstdorf Bayern 465 Stunden 108 %
2 Garmisch-Partenkirchen Bayern 503 Stunden 110 %
3 Schönau am Königssee Bayern 527 Stunden 135 %

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt.

Die Sonnenscheindauer wird seit August 2024 teilweise aus Satellitendaten abgeleitet.

* Jahreszeitenmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
(int. Referenzperiode 1961-1990).

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Jahreszeitenmittelwertes zum vieljährigen Jahreszeitenmittelwert der
jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent).

Hinweis:
Einen ausführlichen Jahreszeitenrückblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Offenbach, 03.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Deutschlandwetter im Mai 2025

Erste Auswertungen der Ergebnisse der rund 2000 Messstationen des DWD in Deutschland. 

Besonders warme Orte im Mai 2025* 

Platz  Station  Bundesland  durchschnittliche Temperatur  Abweichung 
1  Waghäusel-Kirrlach  Baden-Württemberg  15,9 °C  +1,4 Grad 
2  Bad Bergzabern  Rheinland-Pfalz  15,9 °C  +2,0 Grad 
3  Rheinau-Memprechtshofen  Baden-Württemberg  15,6 °C  +2,0 Grad 

Besonders kalte Orte im Mai 2025* 

Platz  Station  Bundesland  durchschnittliche Temperatur  Abweichung 
1  Carlsfeld  Sachsen  8,3 °C  +0,2 Grad 
2  Zinnwald-Georgenfeld  Sachsen  8,6 °C  +0,1 Grad 
3  Deutschneudorf-Brüderwiese  Sachsen  9,0 °C  -0,9 Grad 

Besonders niederschlagsreiche Orte im Mai 2025** 

Platz  Station  Bundesland  Niederschlagsmenge  Anteil 
1  Bischofswiesen-Loipl  Bayern  214,2 l/m²  134 % 
2  Marktschellenberg  Bayern  194,8 l/m²  118 % 
3  Kreuth-Glashütte  Bayern  187,4 l/m²  97 % 

Besonders trockene Orte im Mai 2025** 

Platz  Station  Bundesland  Niederschlagsmenge  Anteil 
1  Lunow  Brandenburg  12,2 l/m²  24 % 
2  Plau am See  Mecklenburg-Vorpommern  14,7 l/m²  32 % 
3  Lauterecken  Rheinland-Pfalz  15,1 l/m²  24 % 

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Mai 2025** 

Platz  Station  Bundesland  Sonnenschein  Anteil 
1  Norderney  Niedersachsen  318 Stunden  141 % 
2  Borkum-Flugplatz  Niedersachsen  318 Stunden  142 % 
3  Kitzingen  Bayern  302 Stunden  151 % 

Besonders sonnenscheinarme Orte im Mai 2025** 

Platz  Station  Bundesland  Sonnenscheindauer  Anteil 
1  Oberstdorf  Bayern  141 Stunden  85 % 
2  Garmisch-Partenkirchen  Bayern  148 Stunden  87 % 
3  Kiefersfelden-Gach  Bayern  163 Stunden  99 % 

Oberhalb 920 m NHN sind Bergstationen hierbei nicht berücksichtigt. 

Die Sonnenscheindauer wird seit August 2024 teilweise aus Satellitendaten abgeleitet. 

* Monatsmittel sowie deren Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
(int. Referenzperiode 1961-1990). 

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Monatsmittelwertes zum vieljährigen Monatsmittelwert der
jeweiligen Station (int. Referenzperiode, normal = 100 Prozent). 

Hinweis:
Einen ausführlichen Monatsrückblick für ganz Deutschland und
alle Bundesländer finden Sie im Internet unter www.dwd.de/presse 

Meteorologe Denny Karran
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Offenbach, 02.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Gewitternachlese

Ein Tief nordwestlich der Britischen Inseln mit einem Trog westlich der Biskaya lenkte mit einer südwestlichen Strömung feuchte und sehr warme Luft vom Südwesten Europas nach Deutschland. Sie verdrängte die zuvor liegende trockenere Luftmasse nach Nordosten. Während im Osten der Hochdruckeinfluss noch überwog, gab es nach Westen durch die Nähe zum Tief bzw. Trog ausreichende Hebungsimpulse, um die Luftmasse zum Aufsteigen zu bringen und Schauer sowie Gewitter zu produzieren. Förderlich waren zudem wie so häufig die Mittelgebirgszüge. Dort führten erzwungene Hebung durch die Orographie oder konvergente Windstrukturen zur Auslösung der „Zellen“. 

Vorgeplänkel

Neben den erwähnten grundlegenden Zutaten wie der Luftmasse oder die aus der Wetterlage entspringenden Hebungsimpulsen lieferten auch die Simulationen der hochauflösenden Wettermodelle starke Signale für eine brisante Gewitterlage. So zeigte das ICON-D2 Modell in seinen Simulationen deutliche Hinweise auf Superzellen im Westen und der Mitte Deutschlands. Aufgrund der zu erwarteten heftigen Gewitter gab die Vorhersage- und Beratungszentrale eine sogenannte Vorabinformation vor der potenziell gefährlichen Gewitterlage am Nachmittag des Vortags (Freitag, 30.05.2025) heraus. Am Samstagvormittag wurde diese Vorabinformation dann aufgrund der aktuellen Erkenntnisse angepasst. Die Vorabinformation umfasste Teile West- sowie Südwestdeutschlands und erstreckte sich von dort bis in die mittleren Landesteile. 

Gewitternachlese teil 1

24-stündige Niederschlagssumme bis zum 01.06.2025 08 MESZ. Messstationen (Zahlen) und aus Radarauswertungen (Flächendarstellung) 

Zählbares

Doch genug des Vorgeplänkels, was wurde denn in der Atmosphäre umgesetzt? Los ging es gegen 13 Uhr im äußersten Westen. In der Eifel entwickelten sich die ersten Gewitter, die sich rasch intensivierten und kurze Zeit später auch mit einer Unwetterwarnung versehen wurden. Exemplarisch sei hier eine Meldung der Station Lauperath-Scheidchen in der Südeifel genannt, die 20,3 Liter pro Quadratmeter (l/m²) in 29 Minuten registriert hat. Im Nachmittagsverlauf breiteten sich die Gewitter ostwärts über Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nach Hessen und am Abend auch nach Unterfranken und Thüringen aus. Über Baden-Württemberg gab es am Abend einige davon unabhängige Neubildungen. Besonders über der Schwäbischen Alb entstanden kräftige Gewitter, die unter allmählicher Abschwächung ostwärts zogen. In Merklingen wurden beispielsweise 25,2 l/m² Niederschlag innerhalb von 31 Minuten gemessen. Die Unwetterschwelle bezüglich Starkregen liegt bei mindestens 25 l/m² in einer Stunde. Werte in dem Bereich von 20-25 l/m² in 30 Minuten waren so die obere Grenze, die gestern gemessen wurden, dann war in aller Regel der Kern des Gewitters weitergezogen und nachfolgende Niederschläge deutlich schwächer. Deutschlandweiter Spitzenreiter in Sachen Niederschlag innerhalb einer Stunde war Tönisvorst im Westen von Nordrhein-Westfalen mit 31,0 l/m² zwischen 22 und 23 Uhr.

Moment mal, mag da der ein oder andere sagen, waren die Gewitter dort nicht bereits viel früher unterwegs. Ja, das waren sie, aber die Luftmasse war noch nicht ausgeräumt, die Kaltfront noch viel weiter westlich. Die Bedingungen blieben dort deswegen sehr gut für neue Gewitter. Bereits am frühen Abend entstanden im niederländisch-deutschen Grenzgebiet nahe der Städte Venlo bzw. Nettetal besonders intensive Gewitter. Diese produzierten nicht nur heftigen Starkregen, sondern auch sehr großen Hagel. Zum Teil fielen Hagelkörner von mehr als 5 cm Größe vom Himmel, wie Nutzer der WarnWetter-App mit dort hochgeladenen Fotos eindrucksvoll dokumentierten. Solche Fotos können uns Meteorologen gerade bei kleinräumigen Phänomenen wie Hagel sehr helfen. Insbesondere wenn eine Vergleichsgröße wie zum Beispiel eine Münze oder eine Hand abgelichtet wurde. 

Gewitternachlese teil 2

Mit Bildern belegte Hagelmeldungen von Nutzern der WarnWetter-App. 

Der Wind blieb wie erwartet unterhalb der Warnschwellen für Unwetter und erreichte Beaufort 8 oder 9. Tückisch war allerdings, dass die Böenfront dem eigentlichen Gewitter teils mehr als 20 km enteilt war und so Sturmböen deutlich vor dem eigentlichen Gewitter eintrafen.
In der Nacht zum Sonntag zogen die Gewitter weiter nach Nordosten und erreichten in den Frühstunden unter anderem den Großraum Hamburg und später die Ostsee. Dass die Gewitteraktivität so lange anhielt, zeigt, wie potent die Luftmasse und wie kräftig die Hebungsantriebe waren.

Aussichten 

Auch heute gab und gibt es wieder einige Gewitter. Diesmal im Fokus sind vor allem der Süden und der Osten des Landes. Neben Starkregen ist auch wieder Hagel, besonders im Süden auch größerer Hagel mit von der Partie. In den Folgetagen bleibt es unbeständig. Im Süden halten sich Reste der feuchten Warmluft, die am Mittwoch auch den Osten wieder erreicht. Nach Norden und Westen sorgt eine heute durchschwenkende Kaltfront dagegen nachhaltig für einen Luftmassenwechsel. Das heißt zwar nicht, dass es dort gewitterfrei bleibt, aber die Intensität der Gewitter ist deutlich geringer als im Osten und Süden. 

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.06.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Der Bergsturz von Blatten – Wenn die Alpen ins Rutschen geraten

Am 28. Mai 2025 ereignete sich im Schweizer Lötschental ein dramatischer Bergsturz, der das Dorf Blatten nahezu vollständig unter Eis, Fels und Geröll begrub. Die gewaltige Masse von etwa drei Millionen Kubikmetern Material blockierte den Fluss Lonza und bildete einen aufgestauten See, wodurch nun weitere Überschwemmungen drohen.

Was führte zu diesem Ereignis?
Bereits Mitte Mai zeigten sich erste Anzeichen von Instabilität an der Flanke des „Kleinen Nesthorns“. Geologen beobachteten, dass sich der Berg innerhalb weniger Tage um 17 Meter bewegte, was auf eine bevorstehende Massenbewegung hindeutete. Die Nordostflanke des Berges rutschte schließlich in mehreren Phasen auf den darunterliegenden Birchgletscher, dessen Zunge unter dem Druck abbrach und eine gewaltige Eis- und Gerölllawine auslöste. 

Der Bergsturz von Blatten – Wenn die Alpen ins Rutschen geraten teil 1 

Der Ort Blatten (Lötschental, Schweiz) vor und nach dem Bergsturz am 28.05.2025 

 

Der Bergsturz von Blatten ist kein Einzelfall: In den letzten Jahren wurden vermehrt große Fels- und Bergstürze in den Alpen beobachtet, wie beispielsweise am Piz Cengalo im Jahr 2017.

Experten sehen den Klimawandel als einen entscheidenden Faktor für die zunehmende Instabilität in den Alpen. Der Permafrost, also dauerhaft gefrorenes Gestein, wirkt wie ein „Klebstoff“ für die Berge. Durch steigende Temperaturen taut dieser Permafrost zunehmend auf, wodurch die Bindung im Gestein verloren geht und es zu Fels- und Bergstürzen kommen kann. Zudem führen starke Niederschläge dazu, dass sich Wasser in Felsspalten sammelt, beim Gefrieren ausdehnt und das Gestein sprengt. Auch das Abschmelzen der Gletscher trägt zur Destabilisierung bei, da sie nicht mehr als stützende Masse wirken.
 

Dass in Blatten keine Menschen zu Schaden kamen, ist nicht zuletzt dem funktionierenden Frühwarnsystem zu verdanken. Schon Tage vor dem Bergsturz registrierten Sensoren und visuelle Beobachtungen die zunehmende Bewegung am Hang. Die Behörden reagierten rasch: Das Dorf wurde evakuiert, Straßen gesperrt und der Zivilschutz aktiviert. Solche Präventionsmaßnahmen werden in den Alpen zunehmend wichtig – nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Österreich, Deutschland und Italien, wo ähnliche Gefahrenzonen bestehen.

Bergstürze sind aber nur ein Aspekt der wachsenden Herausforderungen im Alpenraum. Auch Murgänge, Gletschersee-Ausbrüche oder instabile Moränen nehmen zu – allesamt Prozesse, die mit steigenden Temperaturen, auftauendem Permafrost und veränderten Niederschlagsmustern zusammenhängen. Wissenschaftler arbeiten daran, solche Prozesse besser zu verstehen, zu modellieren und vorherzusagen.

Das Ereignis von Blatten zeigt eindrücklich, wie wichtig es ist, die Auswirkungen des Klimawandels ernst zu nehmen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um Mensch und Natur zu schützen. Vielleicht gelingt es uns, die Alpen nicht nur als Ort der (fragilen) Schönheit zu erhalten, sondern auch als stabilen Lebens- und Naturraum. 

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Starkregen, Hagel und einzelne Tornados: Ein Rückblick auf letzten Mittwoch

Gut zu tun hatten unsere Warnmeteorologen am vergangenen Mittwoch. Überraschend war das jedoch nicht, denn die von den Wettermodellen prognostizierten Gewitterzutaten, lieferten bereits einige Zeit im Vorfeld Hinweise darauf, dass es ordentlich krachen kann. 

Deutschland lag an jenem Tag auf der Südflanke von Tief OLE, das von Schleswig-Holstein ostwärts zur Ostsee zog und sehr feuchte und instabil geschichtete Luft (starke Temperaturabnahme mit der Höhe) aus der Biskaya im Gepäck hatte. Diese Luftmasse konnte sich vor allem auf den Süden und die Mitte ausbreiten, während auf den Norden bereits OLEs Kaltfront übergegriffen hatte, die dort kühlere und trockenere Luft einströmen ließ. 

Bereits in der Nacht zum Mittwoch zogen im Westen aus Belgien schauerartige Regenfälle auf, die sich ostwärts in die Mitte ausweiteten und neben dem ein oder anderen Liter Regen auf den Quadratmeter auch einzelne Böen bis Sturmstärke mit sich brachten. Zum Beispiel meldete Aachen um 2 Uhr eine Böe von 76 km/h, Wuppertal um 3 Uhr 74 km/h. Ursache dafür war der kräftige Höhenwind, der durch die schauerartigen Verstärkungen lokal bis zum Boden heruntergemischt werden konnte. 

Während sich diese Regenfälle zunehmend in den Süden verlagerten und so die Gewitterentstehung dort hemmten, konnten sich vor allem über der breiten Mitte und anfangs auch im Nordosten ab dem frühen Nachmittag zahlreiche Gewitter entwickeln. Hier und da gingen diese mit Starkregen (häufig etwa 10 bis 20 l/qm in kurzer Zeit), stürmischen Böen und kleinkörnigem Hagel einher. Lokal kamen aber auch deutlich höhere Regenmengen zusammen. 

Starkregen Hagel und einzelne Tornados Ein Rueckblick auf letzten Mittwoch teil 1

24 stündige Niederschlagsmenge vom 28. bis 29.05.2025, 8 Uhr MESZ, ab 10 mm. Zahlen zeigen Messwerte, die Flächendarstellung steht für aus Radardaten abgeleitete Mengen. 

Durch die vorherrschenden Strömungsverhältnisse kam es teilweise dazu, dass Gewitterzellen immer wieder über denselben Ort zogen oder sich rückseitig neugebildet haben. Dieses Schicksal traf beispielsweise Worms am Abend als dort 43,7 l/qm innerhalb einer Stunde beziehungsweise 53 l/qm in zwei Stunden zusammenkamen. Von derselben Gewitterlinie betroffen war auch die Station Wilhelmsfeld in Nordbaden wo innerhalb weniger Stunden rund 80 l/qm vom Himmel stürzten. Ein weiterer Korridor mit hohen Regenmengen spannte sich zwischen Ostthüringen und Westsachsen auf. 

Starkregen Hagel und einzelne Tornados Ein Rueckblick auf letzten Mittwoch teil 2

24 stündige Niederschlagsmenge vom 28. bis 29.05.2025, 8 Uhr MESZ, ab 10 mm. Zahlen zeigen Messwerte, die Flächendarstellung steht für aus Radardaten abgeleitete Mengen. 

Nun gab es einen Bereich, der etwa vom Westen bis in die zentrale und südliche Mitte reichte, in dem zur feuchten und instabilen Luftmasse auch noch eine erhöhte Windscherung dazukam, sprich eine kräftige Zunahme der Windgeschwindigkeit mit der Höhe. Dadurch konnten sich die Gewitter dort organisieren, das heißt, ihr jeweiliger Auf- und Abwindbereich waren voneinander getrennt, wodurch die Zellen langlebiger und kräftiger wurden. Mit Hilfe der stark gegliederten Orographie im dortigen Mittelgebirgsraum war zudem auch ein gewisses Maß an Richtungsscherung vorhanden, das heißt die Windrichtung dreht mit der Höhe. Mehr zum Thema Windscherung finden Sie zum Beispiel im Thema des Tages vom 18.04.2025 (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2025/4/18.html). 

Starkregen Hagel und einzelne Tornados Ein Rueckblick auf letzten Mittwoch teil 3

Foto des Tornados in Biebergemünd am 28.05.2025 (Quelle: Jörg Müller DWD) 

Alles in allem waren dadurch ausreichend gute Bedingungen geschaffen, dass sich vereinzelt sogar Tornados entwickeln konnten. Einer wurde im südosthessischen Biebergemünd kurz nach 15 Uhr gesichtet, der dort zum Teil schwere Schäden hinterließ. Ein weiterer Tornado wirbelte nur wenig weiter nordöstlich nahe Steinau an der Straße. Dieselbe Zelle brachte etwas später bei Schweinfurt wohl nochmals einen Tornado hervor. Zumindest liefert das vorhandene Bildmaterial starke Hinweise dafür, dass sich dort erneut einer gebildet hat. 

Auch wenn der heutige Freitag in Sachen Wetter recht ruhig verläuft, bleiben kräftige Gewitter ein Thema! Am morgigen Samstag drohen im Westen, am Sonntag dann in der Südost- und Osthälfte kräftige Gewitter mit lokalem Unwetterpotenzial. 

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Unwettergefahr am Wochenende

In Deutschland hält die wechselhafte Witterung weiter an. Hoch VANESSA mit Schwerpunkt über Frankreich sorgt nur vorübergehend für eine Wetterberuhigung in der Wetterküche und für steigende Temperaturen. Bereits am Samstag steigen die Gewitter- und Unwettergefahr in Teilen Deutschlands an. 

Nach einem turbulenten Mittwoch startet der heutige Donnerstag (Christi Himmelfahrt und auch Vatertag) wechselnd bewölkt und mit sonnigen Abschnitten. Gewitter sind nicht zu befürchten. Jedoch zieht die Warmfront von Tief QUINTO mit Kern über Schottland über Norddeutschland hinweg und sorgt dort für kompakte Wolkenfelder und etwas Regen. In der Mitte und im Süden bleibt es überwiegend trocken. Lediglich am Alpenrand fällt noch gebietsweise Regen, der aber im Tagesverlauf abklingt. Die Höchstwerte liegen zwischen 15 Grad auf Rügen und 23 Grad am Oberrhein. Der Wind weht schwach bis mäßig aus West bis Südwest. 

Unwettergefahr am Wochenende teil 1

Wetter- und Temperaturkarte, Donnerstag 29.05.2025 

Der Freitag ist für viele ein sehr freundlicher Tag. Nur im Norden bleiben die Wolken dichter und gebietsweise fällt etwas Regen. Südlich des Mains scheint überwiegend die Sonne. Die Temperaturen steigen auf sommerliche Werte von 25 bis 29 Grad an. Nördlich der Mittelgebirge ist es mit 18 bis 24 Grad kühler. Der Wind weht im Norden mäßig bis frisch aus Nordwest, im Süden schwach aus Südwest bis West. 

Unwettergefahr am Wochenende teil 2

Wetter- und Temperaturkarte, Freitag 30.05.2025 

Am Samstag steht vielerorts ein freundlicher Sommertag an. Vor allem im Süden strahlt die Sonne bei nahezu wolkenlosem Himmel, während sich im Norden ein Sonne-Wolken-Mix abzeichnet. Bevorzugt über der Mitte nimmt das Gewitterrisiko im Tagesverlauf jedoch zu, so dass dort ab dem Nachmittag mit einzelnen, teils unwetterartigen Gewittern gerechnet werden muss. Dabei sind örtlich Platzregen, Hagelschlag und Sturmböen möglich. Es muss nicht jeden treffen, aber das Potenzial ist erhöht. Die Höchstwerte liegen bei schwülwarmen 25 und 32 Grad. Nur im äußersten Norden ist es mit 20 bis 24 Grad etwas frischer. Der Wind spielt abseits der Gewitter keine große Rolle und weht aus unterschiedlichen Richtungen. 

Am Sonntag treten voraussichtlich in einem breiten Streifen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland bis nach Brandenburg einzelne, teils unwetterartige Gewitter auf. Auch im Südosten Deutschlands steigen ab dem Abend die Gewitter- und Unwettergefahr an. Zuvor ist es dort länger freundlich. Nur der Nordwesten bleibt von den Gewittern verschont und der Himmel zeigt sich wolkig, teils gering bewölkt. Die Temperaturen erreichen Höchstwerte zwischen 18 und 23 Grad im Nordwesten und 25 bis 30 Grad im Rest des Landes. Der Wind weht schwach bis mäßig, in Nordwesten frisch aus Südwest. 

Ein kurzer Ausblick in die neue Woche zeigt eine Fortsetzung der wechselhaften Witterung in Deutschland, dabei ist es im Norden allgemein kühler und windiger als im Süden. 

Unwettergefahr am Wochenende teil 3

Wetterausichten von Samstag bis Montag (31.05. – 02.06.2025) 

Dipl. Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst 

 

Ausflug ins Weltraumwetter – Der aktuelle Sonnenzyklus 25

Dass die Aktivität der Sonne einem bestimmten Rhythmus folgt, ist schon lange bekannt. Die Sonnenaktivität schwankt regelmäßig im sogenannten 11-jährigen Sonnenzyklus – auch Schwalbe- oder Sonnenfleckenzyklus genannt. Sichtbar wird die Aktivität besonders an der Zahl der Sonnenflecken. Das sind dunkle, kühlere Regionen auf der Sonnenoberfläche, die durch starke Magnetfelder entstehen, welche aus dem Sonneninneren an die Oberfläche treten. Da das starke Magnetfeld lokal Konvektionsströmungen unterdrückt, welche heißes Gas aus dem Sonneninnern zur Oberfläche transportieren, bilden sich im Zentrum dieser Magnetfelder kühlere (ca. 3.900 °C) und dadurch dunkler erscheinende Bereiche im Vergleich zur umgebenden Photosphäre (ca. 5.500 °C). Ein Zyklus beginnt stets mit einem Aktivitätsminimum, in dem nur wenige Sonnenflecken auftreten. Danach steigt die Aktivität über mehrere Jahre hinweg kontinuierlich an und gipfelt im Sonnenmaximum. Die Sonne zeigt dort die höchste Aktivität im gesamten Zyklus, Häufigkeit und Stärke von Sonneneruptionen sind deutlich erhöht. Nach dem Maximum beruhigt sich die Sonne allmählich, die Zahl der Sonnenflecken sinkt und es tritt erneut ein Minimum ein, womit der Zyklus abgeschlossen ist und von Neuem beginnt.

Die variable solare Strahlung beeinflusst auch das Erdklima: Bei stärkerer Einstrahlung steigt etwa die Ozonbildung, was die Stratosphäre erwärmt und die Zirkulation in der Troposphäre verändert. Siehe dazu auch ein älteres Thema des Tages: https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/10/26.html. Außerdem standen in der Vergangenheit Phasen mit geringer Sonnenaktivität häufig in Verbindung mit kühleren Klimaperioden, wie zum Beispiel das Dalton- und Maunder-Minimum während der kleinen Eiszeit. Alleinige Ursache trug die Sonne daran allerdings wohl nicht. Es waren auch andere Faktoren wie Vulkanausbrüche, die Ozeanzirkulation und Eis-Albedo-Rückkopplungen beteiligt. Insgesamt wird der Temperatureffekt durch solare Aktivität global auf nur 0,1 bis 0,3 K geschätzt. Den größeren Einfluss auf die Erde haben eher die Sonnenstürme, welche während eines solaren Maximums zahlreicher auftreten. Sie entstehen meistens durch Eruptionen auf der Sonne, bei denen koronale Massenauswürfe in Form geladener Teilchen stattfinden. Sonnenstürme können Technik wie Satelliten, GPS, Funkverkehr und Stromnetze stören, sowie die Strahlenbelastung erhöhen. Vor allem werden dadurch aber auch die beliebten Polarlichter ausgelöst, auf deren Beobachtungschancen in den nächsten Monaten und Jahren später eingegangen werden soll.

Der aktuelle Sonnenzyklus 25 begann im November 2019. Ursprünglich prognostizierten NOAA und NASA einen eher schwachen Verlauf mit einem Höhepunkt im Juli 2025 und einer maximalen, geglätteten Sonnenfleckenzahl von 115 – vergleichbar mit dem schwachen Zyklus 24. Doch schon nach wenigen Jahren war klar: Der Sonnenzyklus 25 verläuft deutlich anders als angenommen. Bereits Anfang 2023 wurde der prognostizierte Wert von 115 übertroffen. Die Sonnenaktivität stieg daraufhin noch weiter an. Im August 2024 erreichte die monatlich gemittelte Sonnenfleckenzahl sogar 216 – fast doppelt so hoch wie vorhergesagt. 

Ausflug ins Weltraumwetter – Der aktuelle Sonnenzyklus 25 teil 1

Top 10 geomagnetische Stürme des aktuellen Sonnenzyklus 25, (Dst = Disturbance Storm Time Index in nanoTesla) 

Auch in puncto Polarlichtern kann man sich nicht beschweren. So gab es in den letzten Jahren einige geomagnetische Stürme mit mindestens G4-Level (siehe Abbildung 1). Unvergessen ist vor allem der G5 „Gannon“-Sturm im Mai 2024 (https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2024/5/14.html), der Stärkste seit mehr als 20 Jahren. Dieses spektakuläre Ereignis dürfte bei vielen hier in Deutschland die Faszination und Begeisterung für das Himmelsphänomen weiter entfacht haben. Umso größer dürfte nun bei einigen die Ernüchterung beim Blick auf die aktuelle Datenlage sein: 

Ausflug ins Weltraumwetter – Der aktuelle Sonnenzyklus 25 teil 2

Beobachtete Sonnenfleckenzahl im SC25 im Vergleich zu den vorhergesagten Werten und dem durchschnittlichen Sonnenzyklus seit 1750 (Stand 23.05.2025) 

Seit September 2024 ist die Sonnenfleckenzahl zwar leicht zurückgegangen, aber auf weiterhin hohem Niveau um 150 geblieben. Im Mai 2025 kam es dann überraschend zu einem starken Einbruch auf zeitweise nur 38 Flecken pro Tag, mit einem Monatsdurchschnitt unter 70 (Aktuell: etwa 82 am 28.05.25). Um den bisherigen Prognosen für Mai gerecht zu werden, hätte die Aktivität an den restlichen Maitagen extrem stark ansteigen müssen – auf einen äußerst unwahrscheinlichen Wert von über 300. So nah am solaren Maximum ist diese Beobachtung ausgesprochen ungewöhnlich. Das wirft unweigerlich die Frage auf: Sind die Tage intensiver Sonnenaktivität und eindrucksvoller Polarlichter bereits vorbei – kurz nachdem viele sie zum ersten Mal erleben durften? Für die Antwort muss man etwas tiefer einsteigen. Fest steht: ein Aktivitätsmaximum der Sonne wurde höchstwahrscheinlich bereits vor einigen Monaten durchschritten. Zwischenzeitlich neu veröffentlichte Vorhersagen bestätigen diese Aussage (siehe Abbildung 2). Aber für alle Polarlicht-Fans gibt es dennoch Grund zur Hoffnung: Der starke Aktivitätsabfall im Mai bedeutet keinesfalls das Ende des Sonnenzyklus oder dass Polarlichter künftig wieder extrem selten werden. Wie die grünen Linien in Abbildung 1 zeigen, wechseln sich ruhige und aktive Phasen oft schnell ab. Selbst längere Ruhephasen – wie aktuell – werden meist von umso plötzlicheren, starken Aktivitätsanstiegen mit großen Sonnenflecken und Ausbrüchen abgelöst. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür war der Herbst 2003, damals bereits drei Jahre nach dem damaligen Sonnenzyklus-Höhepunkt: 

Ausflug ins Weltraumwetter – Der aktuelle Sonnenzyklus 25 teil 3

Vergleich der Photosphäre der Sonne am 01. Oktober 2003 (links) und am 29. Oktober 2003 (rechts) 

Links in Abbildung 3 sieht man die Sonne am 1. Oktober 2003, als die Sonnenfleckenzahl bei vergleichsweise moderaten 75 lag und später sogar noch weiter auf 24 absank. Der monatliche Durchschnitt bewegte sich zeitweise bei lediglich 68. Doch schon eine Sonnenrotation später, wie das rechte Bild eindrucksvoll zeigt, hatten sich plötzlich zahlreiche gewaltige Sonnenflecken gebildet. Besonders beeindruckend: Der Sonnenfleck #0486 war gigantisch und maß die unglaubliche 13-fache Größe der Erde. Die Gesamtzahl der Sonnenflecken stieg dadurch sprunghaft auf 330 an. Diese plötzliche Zunahme intensiver Sonnenaktivität führte zu mehreren extrem starken Sonneneruptionen in sehr kurzer Folge, welche auf der Erde die sogenannten „Halloween-Stürme“ auslösten. Innerhalb von nur drei Tagen wurde zweimal ein G5-Sturm verzeichnet. Ein solch extremer Anstieg der Sonnenaktivität ist zwar selten, zeigt aber eindrucksvoll, dass selbst nach dem offiziellen Höhepunkt des Sonnenzyklus noch beeindruckende Ereignisse möglich sind.

Und es gibt noch viele weitere Gründe, weshalb wir in den kommenden Jahren noch häufiger mit der Sichtung von Polarlichtern rechnen dürfen: Sonnenzyklen zeichnen sich meist durch eine charakteristische, asymmetrische Form aus. Ein vergleichsweiser rascher Anstieg führt zum Aktivitätsmaximum, während der anschließende Rückgang deutlich langsamer verläuft. Genau diese Eigenschaft schenkt uns eine verlängerte Phase, in der intensive Sonneneruptionen durchaus möglich bleiben. Einige Studien zeigen, dass geomagnetische Stürme besonders häufig in der frühen absteigenden Phase des Zyklus auftreten oder dort sogar einen zweiten Aktivitätshöhepunkt formen (z.B. Mishra et al. (2024) und Watari (2024)). Als Gründe dafür werden weniger, aber deutlich größere Sonnenfleckengebiete genannt, die sich bevorzugt in äquatornahen Regionen der Sonne bilden und somit einen größeren Einfluss auf die Erde haben. Gleichzeitig nehmen auch koronale Löcher in dieser Phase zu, die ebenfalls Polarlichter hervorrufen können, wenn auch meist in etwas abgeschwächter Form. Betrachtet man die Häufigkeit der Polarlichter nur im Verhältnis zur Gesamtzahl der Sonnenflecken, gibt es noch weiteren Grund zur Hoffnung. Ein markantes Merkmal vieler Sonnenzyklen (insbesondere der letzten drei aufeinanderfolgenden) sind sogenannte Doppelspitzen, auch Gnevyshev-Spitzen genannt, bei denen das Maximum in zwei Phasen aufgeteilt ist. Ein zweiter Aktivitäts-Peak könnte also noch bevorstehen, auch wenn manche Experten argumentieren, dass die erste Spitze bereits im Juni/Juli 2023 erreicht wurde.

Als abschließendes Fazit lässt sich mit großer Zuversicht festhalten, dass auch im Jahr 2025 die Chancen, Polarlichter über Deutschland zu beobachten, nach wie vor vielversprechend sind. Zwar ist das Risiko für intensive Sonnenaktivitäten nie ganz auf null zu setzen – doch gerade in den kommenden Jahren bleibt die Wahrscheinlichkeit für spektakuläre Ausbrüche hoch, trotz der gelegentlichen Ruhephasen, die die Sonne immer mal wieder einlegt. Ob die Polarlichter jedoch genauso intensiv erstrahlen werden, wie wir sie im Mai 2024 erleben durften, ist schwer vorherzusagen. Schließlich spielen noch zahlreiche weitere Faktoren eine entscheidende Rolle – von der Mondphase über die Tageslänge bis hin zur Bewölkung – die das Erlebnis maßgeblich beeinflussen können. Sollte sich wieder solch ein faszinierendes Naturschauspiel abzeichnen, lassen sich natürlich – wie gewohnt – alle planungsrelevanten Informationen zu Wetter- und Bewölkungsprognosen beim Deutschen Wetterdienst abrufen. Damit bekommt jeder Interessierte die Möglichkeit, das Phänomen in seiner vollen Schönheit zu fotografieren oder sogar zu betrachten. 

Aaron Gentner und Jacqueline Kernn 

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.05.2025
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst