Diabatische Rossbywellen – eine etwas andere Tiefdruckentwicklung

Die Feiertage sind nun fast vorüber und die diesjährige besinnliche Zeit verlief mit Blick auf das Wettergeschehen dank des umfangreichen und langlebigen Hochdruckgebietes GÜNTHER insgesamt sehr ruhig.

Heute vor 25 Jahren sah dies ganz anders aus. Damals beendeten die beiden Orkane LOTHAR (26.12.1999) und MARTIN (27.12.1999) in West- und Mitteleuropa die weihnachtliche Ruhe schlagartig. Die Spitzenböen im Binnenland, die durch LOTHAR auftraten, waren wahrlich beeindruckend: In Baden-Württemberg meldeten die Stationen Stuttgart Schnarrenberg 139 km/h, Lahr 144 km/h und Stötten 176 km/h. Im höheren Bergland wurden gar maximale Böen von 197 km/h auf der Zugspitze oder 259 km/h auf dem Wendelstein gemessen. Auf der Wetterkarte (Abbildung 1) erkennt man farbig dargestellt das in 500 hPa sowie in Form der weißen Linien den Bodendruck. LOTHAR wurde entlang der Südseite des tiefen Geopotenzials zügig vom offenen Atlantik nach Mitteleuropa geführt und weiter westlich stand bereits MARTIN in den Startlöchern.

DWD Diabatische Rossbywellen eine etwas andere Tiefdruckentwicklung

Diese Sturmserie wurde in den folgenden Jahren genau untersucht. Dabei fiel auf, dass sich LOTHAR zunächst nicht klassisch entwickelte, sondern einen bis dahin noch nicht sehr bekannten Entwicklungsweg einschlug. Dieser Werdegang war zwar in den 80-iger und 90-iger Jahren bereits Gegenstand der Forschung, allerdings unter einem anderen Namen und darüber hinaus im Zusammenhang mit der  vor China, Taiwan und Japan.

Im vorliegenden Fall handelte es sich um eine sogenannte „diabatische Rossbywelle“, die sich in der Folge zum Orkan LOTHAR entwickelte. „Diabatische Rossbywellen“ werden manchmal für besonders intensive Tiefdruckentwicklungen verantwortlich gemacht, weshalb wir dieses Phänomen nachfolgend näher betrachten. Aufgrund der Komplexität und der Übersicht halber, tun wir dies jedoch recht oberflächlich:

Die übliche Entwicklung eines außertropischen Tiefdruckgebietes wird meist von der Höhe aus angetrieben. Dies geschieht nicht selten in Form einer Störung (beispielsweise einem kleinräumigen Gebiet mit tieferem Geopotential, umgangssprachlich als „Welle“ oder „Kurzwellentrog“ bezeichnet), die mit einem ausgeprägten Temperaturgradienten interagiert. Dieser vertikale Temperaturunterschied mit der Höhe erstreckt sich über die gesamte Troposphäre. Dort herrscht am meisten Bambule: viel Wind, viel Hebung und Aufsteigen; beste Voraussetzungen für sich entwickelnde Tiefdruckgebiete. Eine „diabatische Rossbywelle“ hingegen entwickelt sich nur in einem vertikal gesehen sehr begrenzten Bereich, beispielsweise in den untersten 1 bis 2 km über Grund, meist innerhalb eines kräftigen Niederschlagsgebietes über dem Meer. Die Definition besagt, dass es sich dabei um eine gut ausgeprägte Störung handelt, die sich in einer feuchten Umgebung (viel Wasserdampf) befindet und in der sehr große horizontale Temperaturgradienten vorherrschen. Der wichtigste Punkt aber ist die Feuchtigkeit. Wenn diese gehoben wird, bilden sich Wolken und dabei wird  freigesetzt. Dies sorgt für rege Wolkenbildung an der Ostflanke der Störung und die Störung baut kontinuierlich nach Osten an – sozusagen ein selbsterhaltender Prozess, bei dem kein externer Antrieb (wie beispielsweise ein Höhentrog) benötigt wird. Durch diesen Prozess gelingt es der Störung schneller zu ziehen, als es die Hintergrundströmung eigentlich erlauben würde (nicht selten 250 km innerhalb von 6h). In solch einer Umgebung herrschen Zustände, die von Wettermodellen häufig nicht gut erfasst werden. Dazu zählen: vertikal stark begrenzte Ausdehnung, viel Freisetzung von latenter Wärme und eine Verlagerungsgeschwindigkeit jenseits dessen, was eigentlich zu erwarten wäre. Kein Wunder, dass es bei dieser Art der Tiefdruckentwicklung nicht selten zu Überraschungen im Bereich der numerischen Vorhersage kommt.

Während der initialen Phase setzt meist kein größerer Druckfall des sich entwickelnden Bodentiefs ein oder anders ausgedrückt: das Tief entwickelt sich vorerst kaum weiter. In der Folge kann sich dann aber die Entwicklung ähnlich der einer „normalen“ Tiefdruckentwicklung vollziehen. Sobald die „diabatische Rossbywelle“ aber mit all ihrer Feuchte als echtes Energiebündel in die Reichweite eines Troges kommt oder den Höhenjet durchquert, erfolgt nicht selten eine rasante Intensivierung des Bodentiefs.

Klimatologisch gesehen entstehen im Nordatlantik jedes Jahr im Schnitt 43 solcher Wellen, von denen sich glücklicherweise nur rund 15 Prozent rasant entwickeln, was in Zahlen ausgedrückt 5 oder 6 Fälle sind . Zwar ist das klimatologische Maximum dieser Wellen zwischen Island und Grönland zu finden, allerdings gelingt es doch immer wieder einzelnen Wellen, das europäische Festland zu erreichen.

Übrigens begann die Entwicklung von LOTHAR bereits am 23. Dezember 1999 nordöstlich von Florida in Form einer solchen Welle, bevor sie sich rund 48 Stunden später über dem Nordatlantik explosionsartig intensivierte und eine Spur der Verwüstung durch West- und Mitteleuropa zog.
Nach so vielen Worten tut es gut, wenn man das Gesagte in Form von Bildern nachvollziehen kann. Dafür verwenden wir einen Fall aus dem Dezember 2005, der sich über dem Nordatlantik zugetragen hat.

DWD Diabatische Rossbywellen eine etwas andere Tiefdruckentwicklung 1

Im Verlauf des 17. Dezembers entwickelte sich über dem Golf von Mexiko eine Störung, die nur in den untersten Bereichen der Troposphäre besser ausgeprägt war (hier nicht gezeigt). Diese Störung zog am Folgetag ostwärts weiter, überquerte Florida und lag am 18. Dezember knapp nordöstlich des Blake Plateaus (Abb. 2: unten, gelber Kasten). Im Satellitenbild erkennt man in dem Bereich rege und hochreichende Konvektion, die seit dem Vortag beständig peripher des Bodentiefs zu finden war.

DWD Diabatische Rossbywellen eine etwas andere Tiefdruckentwicklung 2

Nur 12 Stunden später zog das Bodentief rasch weiter nach Nordosten und weitete sich immer weiter auf. Dabei kam es zu keiner großartigen Intensitätsänderung. Im oberen Bild ist farblich die Abweichung des niederschlagbaren Wassers zur Klimatologie (1991 bis 2020) dargestellt. Die roten Farben heben eine Schliere mit ungewöhnlich hohen Feuchtewerte hervor, die sich vom Golf von Mexiko nordostwärts ausgedehnt hatte und auch den Bereich betraf, in dem das Bodentief lag. Somit war ein wichtiger Punkt für die Entwicklung einer „diabatischen Rossbywelle“ gegeben, nämlich die Feuchte.

DWD Diabatische Rossbywellen eine etwas andere Tiefdruckentwicklung 3

Am 20. Dezember erreichte die Rossbywelle letztendlich einen Bereich, in dem die Höhenwinde dramatisch zunahmen und vor der Ostküste der USA über 130 kt in 200 hPa erreichten (Bild links oben, Legende fehlt). Gleichzeitig näherte sich von den USA ein markanter Höhentrog (blauer Strich im Bild rechts oben, in dem das Geopotenzial in 500 hPa dargestellt ist), der von nun an eine stetige Intensivierung des Bodentiefs unterstützte. Das gelbe Kreuz im Bild rechts oben zeigt grob die Position des Bodentiefs, das in der Folge vom Höhentrog (blauer Strich) eingefangen wurde.

DWD Diabatische Rossbywellen eine etwas andere Tiefdruckentwicklung 4

Das Bodentief entwickelte sich fortan rasant weiter, um letztendlich mit einem Kerndruck von rund 975 hPa als veritables Sturmtief über dem offenen Nordatlantik sein Unwesen zu treiben.

Es ist sicherlich verständlich, dass die Entwicklung dieser „diabatischen Rossbywellen“ weiterhin Gegenstand der Forschung ist, denn sie können nicht nur beeindruckend im Satellitenbild aussehen, sondern gehen beim Landgang bei entsprechender Intensivierung auch mit einem hohen Schadenspotenzial einher.

Mag. rer. nat. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

25 Jahre nach Orkan LOTHAR

Orkan LOTHAR nahm seinen Ursprung als kleine Störung, welche sich am 24.12.1999 vor der amerikanischen Ostküste formierte. Das Tief zog unter mäßiger Vertiefung über den Atlantik und lag am 26.12.1999 um 00 UTC mit einem Kerndruck von 984 hPa noch westlich des Ausgangs des Englischen Kanals. Die weitere Entwicklung des Tiefs war dann nahezu explosionsartig. Innerhalb von nur sechs Stunden lag der Kern des Orkantiefs mit einem Druck von 961 hPa nordwestlich von Paris. Über dem Nordwesten Frankreichs gab es Messstationen die einen Druckfall von über 25 hPa in nur drei Stunden registrierten. In unseren Breiten spricht man bereits von einer Bombogenese, also einer sehr schnellen und starken Tiefentwicklung, wenn der Kerndruck innerhalb von 24 Stunden um 24 hPa fällt. Hier wurden diese Werte also bereits innerhalb von drei Stunden beobachtet.

 

DWD 25 Jahre nach Orkan LOTHAR

Auch in Deutschland kam es zu teils rasanten und starken Luftdruckabfällen. In Karlsruhe beispielsweise fiel der Druck von 1005 hPa am Abend des 25.12.1999 auf 975 hPa am 26.12.1999 um 13 Uhr MEZ(also etwa 30 hPa innerhalb von 12 Stunden). An der Station in Karlsruhe wurden auch die stärksten Böen im Flachland mit 151 Kilometern pro Stunde gemessen. Auf den Bergen Süddeutschlands lagen die Windgeschwindigkeiten noch deutlich darüber. Beispielsweise meldete die Station Weinbiet am 26.12.1999 Spitzenböen von 184 Kilometer pro Stunde, auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden 242 Kilometer pro Stunde registriert. Die höchsten Windgeschwindigkeiten traten am bayerischen Wendelstein mit 259 Kilometern pro Stunde auf.

DWD 25 Jahre nach Orkan LOTHAR 1

Durch die extrem hohen Windgeschwindigkeiten traten im Zusammenhang mit Orkan LOTHAR enorme Schäden an der Infrastruktur auf. In Süddeutschland waren viele Haushalte für mehrere Stunden ohne Strom. In Baden-Württemberg wurden große Waldschäden durch den Orkan verursacht. Insgesamt wurde das Dreifache des Jahreseinschlags (30 Millionen Festmeter) in Baden-Württemberg entwurzelt oder abgeknickt. Die Aufräumarbeiten hielten mehrere Jahre an. Der gravierende Einschnitt in den Waldbestand des Schwarzwaldes ist bis heute erkennbar. Nicht nur in Deutschland waren die Auswirkungen des Orkans verheerend, auch in Frankreich, Österreich und der Schweiz kam es neben Sturmschäden an Wald und Infrastruktur auch zu menschlichen Verlusten. Insgesamt mussten 140 Tode (davon 13 in Deutschland) verzeichnet werden. Schätzungen zu Folge beläuft sich der gesamtwirtschaftliche Schaden von Orkan Lothar in Europa auf 11,5 Milliarden Euro.

DWD 25 Jahre nach Orkan LOTHAR

In den Tagen nach dem Orkan mussten die Wetterdienste viel Kritik einstecken. Es sei zu kurzfristig gewarnt und das Ausmaß des Sturms nicht richtig erkannt worden. Fakt ist, dass die Tiefentwicklung von allen Modellen, vor allem aber von der deutschen Modellkette erheblich unterschätzt wurde. Grund dafür war unter anderem, dass der Orkan zu kleinräumig war und sich zu schnell vertieft hatte. Diese Entwicklung konnten die numerischen Modelle nur schlecht erfassen und auch nicht richtig auflösen. Die Frage stellt sich also, ob sich in den letzten 25 Jahren etwas getan hat.

Veränderungen seit Ende der 90er Jahre gab es zum einen bei den numerischen Modellen an sich als auch bei der Datenerfassung (Was ist ein numerisches Modell?). Anfang Dezember 1999 wurde eine damals neue Modellkette im Deutschen Wetterdienst in den operationellen Dienst gestellt. Das numerische Global-Modell GME besaß damals eine Gitterauflösung von 60 Kilometern. Das deutsche Lokalmodell (LME) umfasste von seiner räumlichen Ausdehnung in etwa Europa und besaß eine Maschenweite von sieben Kilometern. Zum Vergleich besitzt das heutige, deutsche Globalmodell ICON eine Maschenweite von 13 Kilometern. Neben einem Lokalmodell gibt es nun mit ICON-D2 auch ein Regionalmodell mit einer Maschenweite von etwa 2,1 Kilometern. Zudem hat sich auch die vertikale Auflösung der Atmosphäre in den Modellen um ein Vielfaches verbessert.

Ende der 90er Jahre wurden im Europäischen Zentrum für Mittelfristvorhersage (EZMWF) die ersten Ensemble-Vorhersagen im operationellen Betrieb gerechnet. Eine Ensemble-Vorhersage dient zur Abschätzung der Unsicherheit von numerischen Simulationen. Dabei werden leicht unterschiedliche Anfangszustände der Atmosphäre herangezogen, und dessen Auswirkungen auf die Simulationen miteinander verglichen. Damals steckte diese Methode noch in den Kinderschuhen. Heutzutage werden am ECMWF 100 Simulationen im Ensemble berechnet. Auch die deutsche ICON-Kette berechnet mittlerweile mehrere eigene Ensemblevorhersagen.

Neben der Auflösung und Bereitstellung von numerischen Wettermodellen hat sich auch die Datenassimilation der Modelle deutlich verbessert. Es werden mittlerweile weit mehr Daten zur Erfassung des Anfangszustandes herangezogen. Auch die Auflösung und Verfügbarkeit von Daten hat sich weiterentwickelt. 1999 beobachtete noch ein EUMETSAT-Wettersatellit der ersten Generation unser Wetter vom All aus. Damals lieferten die Meteosat Satelliten jede halbe Stunde ein Bild mit einer Auflösung von fünf Kilometern direkt unterhalb des Satelliten. Anfang 2004 ging dann der erste Metesoat Satellit der zweiten Generation operationell in Betrieb. Mittlerweile ist der erste Satellit der dritten Generation aktiv. Er sendet alle 10 Minuten Bilder von 16 unterschiedlichen Kanälen auf die Erde mit einer räumlichen Auflösung von ein bis zwei Kilometern. In einem sogenannten „rapid-scan Modus“ sind sogar alle 2,5 Minuten aktuelle Satellitenbilder verfügbar.

All dies führte in den letzten Jahrzehnten zu einer signifikanten Verbesserung der numerischen Wettervorhersage. Die Qualität einer 2-Tages-Prognose Anfang der 80er entspricht in etwa einer 5-Tages-Prognose Anfang der 2000er und ist vergleichbar mit der Vorhersagegüte einer 7-Tages Prognose heute. Diese technische Weiterentwicklung wurde vor allem durch die größere Rechenleistung des Großrechners des Deutschen Wetterdienstes ermöglicht. In den 90ern wurde im Rechenzentrum des DWDs gerade der „Cray YMP“ mit einer Leistung von unter einem GigaFlop pro Sekunde durch eine „Cray T3E“ ersetzt. Aktuell verfügt der Deutsche Wetterdienst über einen leistungsstarken Supercomputer der Firma NEC. Das seit 2020 in Betrieb genommene System NEX SX-Aurora Tsubasa verzeichnet eine Spitzenleistung von bis zu 5,6 Petaflops, das entspricht 5,600‘000‘000‘000‘000 Rechenoperationen pro Sekunde.

DWD 25 Jahre nach Orkan LOTHAR 1

Trotz der Verbesserungen in der numerischen Wettervorhersage und der Datenerfassung wird auch weiterhin nicht alles bis ins Detail vorhersagbar sein. Vor allem sehr kleinräumige Ereignisse wie einzelne Gewitterzellen und Tornados können im operationellen Betrieb nicht von Wettermodellen exakt prognostiziert werden.

M.Sc. (Meteorologin) Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Milde Weihnachten

Es ist ein Weihnachtsfest, wie wir es in den letzten Jahren häufig erlebt haben, zumindest wettertechnisch. Von Westen strömt milde Luft ein und lässt die letzten Schneehäufchen sowie die Hoffnung auf weiße Weihnachten in den Niederungen schmelzen. Schnee liegt in nennenswerten Mengen aktuell nur in den Lagen oberhalb von 700 Metern sowie am Alpenrand und in Hochfranken. An den Alpen kommt heute im Tagesverlauf auch noch etwas Schnee hinzu. In allen anderen Regionen ist es zu mild, der Schnee schon weg oder gerade im Begriff zu schmelzen.

DWD Milde Weihnachten

Für die Weihnachtsfeiertage ist kein neuer Schnee in Sicht. Hochdruckgebiet GÜNTHER trocknet die Luft von oben her ab und die Niederschläge lassen nach. Die Wolkendecke senkt sich. Aus dichten Wolken fallen hier und da ein paar Regenspritzer oder Sprühregen über der Mitte und im Norden. Im Süden sorgt GÜNTHER am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag für teils sonniges Wetter. Nur an den großen Flüssen können sich Nebel- oder Hochnebelfelder länger halten.

Die Temperatur liegt tagsüber teils deutlich im Plus. Im Westen und Nordwesten werden an den Weihnachtsfeiertagen um 10 Grad erwartet, kühler ist es im Süden und Südosten mit Höchstwerten zwischen 1 und 5 Grad. Frost gibt es nur in den Nächten und meist im Süden. Dort sinkt die Temperatur bei klarem Himmel und über Schnee auch schonmal bis gegen -10 Grad. Sonst werden südlich des Mains Tiefstwerte von 0 bis -5 Grad erwartet. Nördlich des Main ist es überwiegend frostfrei. Nur in der kommenden Nacht, die Nacht zum Mittwoch, kann es auch über der Mitte und im Osten noch leichten Frost geben.

DWD Milde Weihnachten

Wenn es Ihnen wie mir geht, Sie nördlich des Mains wohnen und an Weihnachten der Kühlschrank aus allen Nähten platzt, dann können Sie in den Folgetagen unkritische Lebensmittel auch draußen lagern. Sonne ist keine zu erwarten, die für Verderbnis sorgen könnte. Getränke lassen sich prima auf dem Balkon oder im Garten kühlen. Auch Obst und Gemüse können bei Höchstwerten zwischen 4 und 10 Grad gut draußen liegen. Schauen Sie am besten auf die Lagerhinweise auf Ihren Lebensmitteln.
Ich wünsche Ihnen eine schöne und genussvolle Weihnachtszeit!

Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

 

Weihnachtswetter

Schnee im Süden oberhalb 500 bis 600 m und in den anderen höheren Mittelgebirgen, ansonsten meist grau mit zeitweilig leichtem Regen bei eher milden einstelligen Pluswerten – so lässt sich das Weihnachtswetter 2024 kurz zusammenfassen. Das ist bereits länger bekannt und hat sich auch mit den Vorhersagen vom heutigen Montag kaum geändert. Aber wie war das Wetter zu Weihnachten in der Vergangenheit? Dazu ein paar Zahlen für Deutschland.

Temperaturen an Weihnachten

Generell ist es zu Weihnachten im Zuge des Klimawandels in den letzten Jahren immer milder geworden. Das zeigt ein Vergleich der Durchschnittstemperaturen für die Zeiträume 1781-2023 und 1991-2020 (siehe Tabelle 1). Letzterer liegt mit einer Mitteltemperatur von 1,66 °C um 0,37 °C höher als der Durchschnitt der Jahre 1781-2023 (in denen der Zeitraum 1991-2020 mit eingepreist ist). Das letzte Weihnachtsfest 2023 übertraf diese Werte mit einer Mitteltemperatur von 8,19 °C deutlich. 2024 wird sicherlich nicht ganz so mild ausfallen, die Durchschnittstemperatur beider Vergleichszeiträume allerdings ebenfalls übertreffen.

DWD Weihnachtswetter

Dabei kann es zu Weihnachten fast schon frühlingshaft mild, aber auch knackig kalt sein. So stiegen die Temperaturen an einem 25. Dezember schon einmal auf 19,3 °C, womit neben den Weihnachtsgeschenken dann auch die T-Shirts ausgepackt werden konnten. Bei einem Tiefstwert von -29,1 °C an einem 24. Dezember gab es dagegen eine ziemlich frostige Bescherung. Es sei jedoch erwähnt, dass diese sehr tiefen Werte bereits länger zurückliegen. Auffallend ist auch, dass es vom 24. bis zum 26. Dezember von Tag zu Tag im Durchschnitt immer kälter wird.

Niederschläge über Weihnachten

In Sachen Niederschlag ist das Weihnachtsfest allgemein ein wenig nasser geworden, wobei der 24. Dezember der nasseste Tag des Weihnachtsfests ist. 2023 war es deutlich nasser als sonst, am 26. Dezember jedoch trockener als gewöhnlich. 2024 dürfte allgemein trockener ausfallen als der Durchschnitt beider Zeiträume, auch wenn es gebietsweise etwas schneit oder regnet.

Schneefälle über Weihnachten

Weiße Weihnachten gab es seit 2010 nicht mehr flächendeckend in Deutschland, die Wahrscheinlichkeit dafür ist eh gering. Darüber hinaus zeigt das Mittel der Schneehöhen für Stationen unterhalb 800 m im Zeitraum 1991-2020 einen deutlichen Rückgang im Vergleich zur länger zurück reichenden Periode. In den Durchschnittswerten wird außerdem nicht ersichtlich, dass in vielen Jahren an den Stationen gar kein Schnee lag. Das milde Weihnachtsfest 2023 sorgte dann auch bezüglich des Schnees für durchschnittlich sehr niedrige Werte, weil selbst in den Bergen fast aller Schnee wegschmolz und am 2. Weihnachtsfeiertag kaum noch etwas übrig war. In diesem Jahr werden die Zahlen ein wenig besser aussehen, vermutlich aber auch unter dem Durchschnitt der Jahre 1991-2020 landen. Das absolute Maximum von 144 cm Schnee ist dabei natürlich in weiter Ferne.

Wind zum Weihnachtsfest

Beim Wind ist eine marginal zunehmende Tendenz im Vergleich zu früher festzustellen. Am windigsten ist es am 24. Dezember, an den beiden Folgetage nimmt er etwas ab. 2023 fiel das Weihnachtsfest allerdings sehr windig aus, an allen Tagen traten verbreitet steife bis stürmische Böen zwischen 50 und 74 km/h (Bft 7 bis 8), vereinzelt auch Sturmböen zwischen 75 und 85 km/h (Bft 9) auf. Im Bergland und an der See war es teils noch stürmischer. Weihnachten 2024 wird beileibe nicht so windig, sondern zunehmend ruhig.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass der 24. Dezember im Mittel der mildeste, nasseste und windigste Tag des Weihnachtsfestes ist, der 26. Dezember dafür der schneereichste. Während es an Weihnachten immer wärmer wird, gibt es beim Wind und bei den Niederschlägen nur kleine Veränderungen. Der Schnee allerdings ist deutlich auf dem Rückzug, was die Chancen auf weiße Weihnachten weiter mindert.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Nordseesturm und Montagsschnee in der Mitte Deutschlands

Stand Sonntagmittag (22.12.2024) liegt DIANA als Sturmtief zwischen den Shetlands und Südnorwegen über dem Nordteil der Nordsee. Polare Meeresluft hat weite Deutschlands geflutet. Allerdings hat diese sich auf ihrem Weg nach Mitteleuropa über dem 8 bis 10 Grad „warmen“ Nordseewasser soweit erwärmt, dass heute nur lokal und vorübergehend in kräftigen Schauern oder Gewittern Schnee oder Graupel bis in tiefe Lagen fällt.

Dies ändert sich in der kommenden Nacht zum Montag und Montagvormittag. Die Schauer lassen, wie auch der Wind, über der Mitte nach und die Wolken lockern gebietsweise auf, so dass die Temperaturen im Bergland auf Werte knapp unter den Gefrierpunkt sinken. Knapp frostfrei bleibt es in tiefen Lagen. Zeitgleich nähert sich von der Nordsee und den Niederlanden ein Niederschlagsgebiet. Zwar ist es im Nordwesten Deutschlands so mild, dass der Niederschlag als Regen fällt. Doch je weiter das Regengebiet nach Südosten vorankommt, desto spannender wird die Frage der Niederschlagsphase.

DWD Nordseesturm und Montagsschnee in der Mitte Deutschlands

In den tiefen Lagen Nordrhein-Westfalens fällt in der zweiten Nachthälfte Regen, in den Mittelgebirgen Schnee. In Hessen setzt dagegen in den Frühstunden verbreitet für wenige Stunden Schneefall ein, ausgenommen sind davon wahrscheinlich nur die tiefsten Lagen in Südhessen. Die Schneefallgrenze liegt nahe 200 Meter. Gebietsweise wird sich eine dünne Schneedecke ausbilden können, teils reicht es für etwas Matsch auf den Straßen. So oder so verspricht das Wetter Montagfrüh teils schwierige Straßenverhältnisse im Berufsverkehr. Betroffen ist wahrscheinlich vor allem Hessen, aber auch in den umliegenden Bundesländern fällt gebietsweise Schnee.

DWD Nordseesturm und Montagsschnee in der Mitte Deutschlands

Im Laufe des Vormittags und mittags entspannt sich die Situation von Nordwesten nach und nach. Denn nach dem Niederschlagsgebiet fließt ein Schwall milderer Meeresluft ein, zudem sorgt auffrischender Wind für eine bessere Durchmischung in der unteren Troposphäre. Das heißt, die kalte Grundschicht in den untersten hundert Metern wird aufgelöst. So steigt die Temperatur bis zum Nachmittag in den mittleren Landesteilen verbreitet auf 2 bis 6 Grad, nur in Lagen oberhalb 500 Meter bleibt es kälter.

In den mittleren Landesteilen frischt der Wind zwar spürbar auf im Laufe des Montags, so stark wie an der Nordsee weht er aber weitem nicht. An der Deutschen Bucht legt der Nordwest- bis Nordwind bereits in der Nacht zum Montag deutlich zu und erreicht bereits im Mittelwind Sturmstärke, in Böen werden sogar schwere Sturmböen erwartet. Dies hat sehr wahrscheinlich eine Sturmflut Montagfrüh zur Folge. Details dazu finden Sie auf der Seite des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie, kurz BSH.

DWD Nordseesturm und Montagsschnee in der Mitte Deutschlands 1

MSc.-Meteorologe Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.12.2024
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Stürmischer Dionisio

Tief „Dionisio“ ist aus einer sogenannten „Genua-Zyklogenese“ hervorgegangen. Zwischen den beiden Tiefs ANKA und BIANCA über Nordeuropa und einem kräftigen Hoch mit Schwerpunkt über dem nahen Ostatlantik stellte sich ab Donnerstag (19.12.) über West- und Mitteleuropa eine kräftige Nordwestströmung ein. Damit konnte Kaltluft auf breiter Front südostwärts gesteuert werden. Die Westalpen stellten dabei ein natürliches Hindernis dar. Die Luft musste entweder über die Bergrücken gehoben oder um sie herumgeführt werden. Beide Prozesse sorgten in Zusammenspiel mit einer Beschleunigung der Kaltluft durch das südfranzösische Rhonetal (dieser kalte „Fallwind“ wird auch Mistral genannt) für eine Tiefdruckentwicklung im Lee der Seealpen und über dem Golf von Genua. Der Jet-Stream, das Starkwindband in der mittleren und oberen Troposphäre, diente als „Förderband“ und steuerte das Tief bis Freitag (20.12.) südostwärts über das Seegebiet zwischen Korsika und Italien zum Tyrrhenischen Meer. Dabei intensivierte sich das Tief vorübergehend sogar noch. Dadurch verschärften sich die Luftdruckgegensätze vor allem an der Westflanke des Tiefs nochmal deutlich. Zu dem orographischen und schwerkraftbedingten Mistral-Fallwind gesellte sich folglich noch eine von lokalen Luftdruckbegebenheiten gesteuerte Windverstärkung über dem gesamten nördlichen Teil des westlichen Mittelmeerraums.

DWD Stuermischer Dionisio

Abbildung 2 (links) zeigt eine Auswahl der stärksten Böen am Donnerstag und Freitag. Man sieht, dass in Südfrankreich und auf Korsika örtlich extreme Orkanböen über 140 km/h auftraten. Auch sonst gab es von Südfrankreich bis nach Korsika verbreitet Sturm- und schwere Sturmböen, selbst in Großstädten wie Marseille. In der Folge kam es zu umstürzten Bäumen sowie Schäden an Gebäuden und an der Infrastruktur. Tausende Haushalte waren in Frankreich zeitweise ohne Strom.

DWD Stuermischer Dionisio 1

Darüber hinaus wühlte der Sturm die See mächtig auf. Es bauten sich mitunter meterhohe Wellen auf. Abbildung 2 (rechts) zeigt zur Verdeutlichung eine DWD-Vorhersage der Wellenhöhe. Es musste demnach mit bis zu 8 m hohen Wellen gerechnet werden. Dieser Seegang führte an den Küsten zu massivem Wellenschlag und Überschwemmungen.

Mittlerweile hat sich „Dionisio“ etwas abgeschwächt und zog über Süditalien zum Balkan. Dabei treten zwar nicht mehr die ganz hohen Windgeschwindigkeiten auf, allerdings kommt es zum Teil zu heftigen Regen- und Schneefällen.

Nach einer vorübergehenden Wetterberuhigung wiederholen sich die Ereignisse am Sonntag und Montag wahrscheinlich wieder. Bedingt durch einen neuen Kaltluftvorstoß über West- und Mitteleuropa ereignet sich wieder eine Genua-Zyklogenese. Das daraus resultierende und bereits auf den internationalen Namen „Enol“ getaufte Tief wird zwar nicht ganz die Stärke von „Dionisio“ erreichen. Dennoch muss rund um das westliche und zentrale Mittelmeer erneut mit Sturm, hohem Seegang, Starkregen und intensiven Schneefällen im Bergland gerechnet werden.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.12.2024
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BIANCA´s Kaltfront

Am gestrigen Donnerstag bestimmten die Tiefs ANKA und BIANCA das Wettergeschehen bei uns in Deutschland. Über Skandinavien spielte ANKA die Rolle des steuernden Zentraltiefs, während BIANCA als Randtief das Frontensystem von ANKA modulierte.

DWD BIANCA´s Kaltfront

Die entsprechende Bodenanalyse von gestern früh um 07:00 MEZ ist in Abbildung 1 dargestellt. BIANCA saß als Trittbrettfahrerin auf der Kaltfront von ANKA, wodurch die Kaltfront eine sogenannte Welle bildete, auf deren Scheitel BIANCA thronte. Somit bestimmte letztendlich BIANCA über die Front und deren Verlagerung nach Südosten.

Dass die Front ein gewisses meteorologisches Potential mitbrachte, war schon beim Blick auf die Höhenwinde klar. Diese zeigt Abbildung 2 so, wie sie vom DWD-Vorhersagemodell ICON-D2 für eine Höhe von ca. 1500 Meter (850 hPa) und für den Zeitpunkt 12:00 UTC (13:00 MEZ) berechnet wurden. Abgesehen vom Nordwesten wehte der Modellwind in genannter Höhe sehr stramm, lokal erreichten die Höhenwinde mehr als 100 km/h (1 kt entspricht 1,852 km/h).

DWD BIANCA´s Kaltfront 1

Für die Windentwicklung war (und ist) dabei entscheidend, wie gut der vertikale Austausch in der unteren Troposphäre vonstatten geht. Die Modelldaten deuteten diesbezüglich auf eine gute Durchmischung hin. Dabei sollten die stärksten Böen an der Kaltfront selbst auftreten. Dies war keine schlechte Prognose, wie ein Blick auf die Abbildung 3 verdeutlicht.

DWD BIANCA´s Kaltfront 2

Die Kaltfront ist im Radarbild sehr gut anhand der rötlichen Farbpixel zu erkennen. Fast wie mit dem Lineal gezogen, erstreckte sie sich um 17:30 MEZ vom Oderbruch über Nordsachsen und den Oberlauf des Mains bis zum westlichen Bodensee. Die rote Farbe steht dabei für starke Reflektivität – und damit auch für kräftige Hebungsprozesse, starke Durchmischung – und die heftigsten Böen.

DWD BIANCA´s Kaltfront 3

Die letztendlich gemessenen Böen liefert Abbildung 4. Im linken Teil sind die Böen zwischen 13:00 und 16:00 MEZ dargestellt, im linken Teil die Böen zwischen 16:00 und 19:00 MEZ. Eine Darstellung, die mehrere Stunden zusammenfasst, verwischt natürlich die scharfe Konzentration der Böen auf eine schmale Linie. Dennoch ist erkennbar, dass immer die Bereiche die höchsten Böen aufweisen, über die die Front im betreffenden Zeitfenster hinweggeschwenkt ist. So brachte es Idar-Oberstein (RLP) zwischen 13:00 und 14:00 MEZ auf 83 km/h, in der darauffolgenden Stunde verzeichnete Alsfeld (HE) 85 km/h, beides Beispiele für Stationen in Tallagen. Noch – teils deutlich – höhere Windgeschwindigkeiten traten auf den Bergen auf, der Brocken konnte mit der vollen Orkanstärke von 122 km/h den höchsten Wert verzeichnen.

Zwischen 16:00 und 19:00 MEZ hatten sich die maximalen Böen dann in den Südosten verlagert. Die Messung in Federhof (BY) verzeichnete 89 km/h, da fehlt nur 1 km/h zu den Schweren Sturmböen.

Sturm, zumindest aber kräftiger Wind ist auch für die kommenden Tage bis einschließlich Montag das Stichwort. Dazu ist es verbreitet nass, und ab Sonntag, insbesondere aber am Montag wird es kälter und die Schneefallgrenze sinkt auf gut 400 m.

Der kurze Blick auf Heiligabend deutet eine Dreiteilung an. Im Südosten Bayerns Schnee, in einem breiten Streifen von Südwesten in den Nordosten wechselnd wolkig und überwiegend trocken, und im Nordwesten kommt nachmittags Regen auf – eine klassische Weihnachtliche Milderung.
Für die Weihnachtstage ist dann sich kräftigender Hochdruckeinfluss eine Idee, die fast alle Vorhersagemodelle aufgreifen. Das könnte aber auch Nebel und Hochnebel bedeuten. Mal schauen, wie sich die Prognosen mit weiterer Annäherung ans Weihnachtsfest entwickeln.

 

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.12.2024
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Weiße Weihnachten?

Die Weihnachtswettervorhersage ist für uns Meteorologen immer wieder eines der letzten kleinen Highlights des sich zu Ende neigenden Jahres. Bereits Wochen vor Weihnachten erreichen uns die ersten Anfragen mit der meist ernst gemeinten Frage: „Gibt es in diesem Jahr weiße Weihnachten?“. Natürlich lässt sich diese Frage Wochen im Voraus nicht zufriedenstellend beantworten. Lediglich die Statistik kann man bemühen, die aber für viele Regionen zumindest in Bezug auf ein weißes Fest enttäuschende Aussichten bietet.

Nun schreiben wir heute den 19. Dezember 2024. Heiligabend ist nurmehr fünf Tage entfernt. Zum aktuellen Zeitpunkt könnte die Weihnachtswettervorhersage also möglicherweise etwas präziser möglich sein.

Schaut man am heutigen Donnerstag allerdings auf das Thermometer, so sieht es gar nicht nach weißen Weihnachten aus. Bei überaus milden Temperaturen bis zu 14 Grad regnet es vielerorts schauerartig. Zudem weht ein stark böiger, teils auch stürmischer West- oder Südwestwind. Schnee ist aktuell eher Mangelware. Einzig in den Hochlagen von Erzgebirge, Bayerischem Wald und der Alpen gibt es etwas Schnee. Selbst das Zugspitzplatt bringt es am heutigen Donnerstagmorgen nur auf eine Gesamtschneehöhe von 105 Zentimetern. Im letzten Jahr wurden dort um diese Zeit immerhin 250 Zentimeter gemessen.

DWD Weisse Weihnachten

Allerdings findet die milde Phase vorerst ein Ende, da heute die Luftmassengrenze von Tief „Bianca“ über uns hinwegzieht und rückseitig für den Zustrom kälterer Meeresluft sorgt. Die nachfolgenden Schauer gehen ab dem Nachmittag zumindest oberhalb von 500 Metern im Bereich der Mittelgebirge zunehmend in Schnee über. An den Alpen sinkt die Schneefallgrenze in der kommenden Nacht zum Freitag sogar bis in Tallagen ab. Während die Schneemengen in den Mittelgebirgen meist unter 5 Zentimetern Zuwachs aufweisen sollten, kann es an den Alpen bis Freitagmittag 5 bis 10, in Staulagen 15 Zentimeter Neuschnee geben. In höher gelegenen Staulagen des Allgäus sind punktuell sogar bis zu 25 Zentimeter möglich.

DWD Weisse Weihnachten 1

Wer Abbildung 1 aufmerksam studiert, erkennt weitere Tiefs, die sich heute zwischen Island und Grönland bzw. bei Nova Scotia (Ost-Kanada) befinden und einen Weg in Richtung Skandinavien einschlagen. Das zu Tief „Caroline“ gehörige Frontensystem erreicht Deutschland in der Nacht zum Samstag. Die Luftmassengrenze von Tief „Diana“ erreicht uns in der Nacht zum Sonntag und zieht am Sonntag tagsüber südostwärts ab. Und auch am Montag setzt sich das unbeständige Wettergeschehen weiter fort. Zudem wird es windig, teils auch stürmisch.

Bis Sonntag hält sich der Schneemengenzuwachs in den Mittelgebirgen allerdings meist in Grenzen. Einzig in höheren Lagen des Bayerischen Walds und der Alpen kommen noch einige Zentimeter Neuschnee zusammen. Im Laufe des Sonntags und auch am Montag sinkt die Schneefallgrenze dann aber wieder etwas ab. So kommen bei einer Schneefallgrenze zwischen 400 und 600 Metern im Bereich der Mittelgebirge sowie an den Alpen weitere Schneefälle auf.

Nun stellt sich abschließend natürlich noch die Frage, ob neben der Weihnachtsgans an Heiligabend zumindest in der Wetterküche auch etwas Schnee serviert wird.

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Der in höheren Lagen der Mittelgebirge sowie an den Alpen zuvor gefallene Schnee kann sich meist bis in den Heiligen Abend retten. Von Nordwesten deutet sich am Dienstag (24. Dezember) aber bereits schon wieder ein Warmluftaufzug an, der leichten Regen bringt. Wer also Schnee zu Heiligabend sucht, der sollte sich aufs Bergland oder die Alpen konzentrieren.

Unsicher ist noch, wie schnell die Warmluft vorankommt und der Luftmassenwechsel in Deutschland vonstattengehen wird. Weitere Schneefälle über die Weihnachtsfeiertage sind im Südosten aus heutiger Sicht nicht auszuschließen, da sich dort die Kaltluft am längsten halten wird. Sonst ist aber – wie so häufig – auf das typische Weihnachtstauwetter Verlass. Mit Ausnahme der höheren Mittelgebirge fallen die Feiertage in den übrigen Landesteilen tendenziell eher grau-grün und recht mild aus.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.12.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Ehrentag der Schneeflocke

Schneeflocken sind etwas sehr Filigranes. Leise fallen sie vom Himmel und tauchen die Landschaft in ein weißes Kleid. Kinder und Junggebliebene freuen sich auf Schneemannbauen, Schneeballschlachten und Schlittenfahren. Dies entspricht gewissen Wunschvorstellungen, wie ein Winter hierzulande sein sollte.

Doch schneebedeckte Felder und Wiesen stellen nicht nur ein romantisches Winterbild dar. Die Pflanzen hierzulande brauchen Frost im Winter, um im Frühling dann wieder wachsen und erblühen zu können. Allerdings benötigen sie gleichzeitig Schnee, der isolierend wirkt und sie so vor dem Erfrieren schützt. Schnee sorgt durch seine geringe Wärmeleitfähigkeit dafür, dass insbesondere tiefer liegende Erdschichten nicht auskühlen können. Dies schützt wiederum Wurzeln oder Blumenzwiebeln vor dem Erfrieren. Gleichzeitig sorgt Schnee bei längerem Sonnenschein dafür, dass das Licht reflektiert wird und sich der Boden somit nicht erwärmen kann. Dies könnte wiederum das Keimen der Pflanzen auslösen und Frostschäden wären die Folge. Ein solches „Phänomen“ ist im Spätwinter und in den ersten Frühlingswochen leider häufiger zu beobachten. Die Vorfrühlingssonne wärmt bereits und die ersten zarten Pflänzchen sprießen aus dem Boden, aber in den Nächten ist es oft noch frostig. Schneereste können hier meist Abhilfe leisten.

Schnee kann sich allerdings auch von seiner weniger romantischen Seite zeigen. Ein Beispiel hierfür sind Verkehrsbeeinträchtigungen, die mit Schneefällen einhergehen können. Um gewappnet zu sein, sind Winterreifen vonnöten und generell gilt, dass die Fahrweise (ob per Auto oder Fahrrad) den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden sollte.

Der Begriff „Schnee“ stammt vom indoeuropäischen Wort für „schneien, (sich) zusammenballen, zusammenkleben“ ab. Schneekristalle nehmen aufgrund der zugrundeliegenden Struktur der Wassermoleküle sechseckige Formen an.

Die größte Faszination für Schneekristalle hatte mit Sicherheit Wilson Bentley, denn sein Lebenswerk bestand aus mehr als 5.000 Fotografien natürlicher Schneekristalle, wovon keiner dem anderen glich. Davon wurden ungefähr 2.400 Fotografien in dem Buch „Snow Crystals“ aus dem Jahr 1931 veröffentlicht.

Die wichtigsten Parameter bei der Entstehung von Schneekristallen sind Temperatur und Feuchtigkeit. Ukichiro Nakaya war von der Arbeit Bentleys so fasziniert, dass er sich auch physikalisch mit der Entstehung von Schneekristallen beschäftigte. Demnach lassen sie sich je nach Temperatur in zwei verschiedene Grundformen einteilen: Knapp unter 0 Grad sowie zwischen -10 und -22 Grad liegen sie als Plättchen vor, dazwischen haben sie die Form von Prismen. Bei Temperaturen von weniger als -22 Grad können sowohl Plättchen als auch Prismen auftreten.

Auch in der Kunst wurde das Thema Schnee behandelt. Da wäre in der Literatur das Märchen „Die Schneekönigin“ oder das Gedicht „Wie der Schnee zu seiner Farbe kam“. Auch in Gemälden wie „Die Jäger im Schnee“ von Pieter Bruegel der Ältere ist viel Schnee zu finden. Lieder wie „Leise rieselt der Schnee“ oder „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ kennen sicherlich die meisten seit Kindertagen.

Doch wie sieht es eigentlich in den kommenden Tagen mit Schneefall aus?

Zunächst einmal beehrt uns am morgigen Donnerstag das Sturmtief mit dem Namen BIANCA, das vorübergehend für sehr milde Höchsttemperaturen, aber auch für viel Wind, an der See und im Bergland für Sturm sorgt. BIANCA hat zudem einiges an Regen dabei. Nach Durchgang der dazugehörigen Kaltfront sinkt die Schneefallgrenze allmählich ab, d.h. ab dem späten Nachmittag kommt im Bergland dann zunehmend die feste Phase, also Schnee ins Spiel.

 

DWD Ehrentag der Schneeflocke

In der Nacht zum Freitag und am Freitag kommt es bei wechselnder Bewölkung im Bergland zu Schneeschauern, an den Alpen können ein paar Zentimeter Neuschnee auch bis in die Tallagen zusammenkommen. Die Höchsttemperaturen liegen dann „nur“ noch bei 2 bis 8 Grad und damit auf einem niedrigeren Temperaturniveau als an den Vortagen. Im Süden und Südosten nimmt die Nachtfrostgefahr wieder zu und auch Glätte wird wieder Thema werden.

Das Wochenendwetter zeigt sich dann abermals von seiner unbeständigen und sehr windigen Seite. Bezüglich Weihnachtswetter sieht es momentan danach aus, als dass zumindest dem südlichen und südöstlichen Bergland der bis dato gefallene Schnee auch bis Heiligabend erhalten bleiben könnte.

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.12.2024
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Pazifische Taifunbilanz 2024

Von einer wirklichen „Saison“ kann man eigentlich nicht so recht sprechen, denn Taifune können sich über dem Pazifik das ganze Jahr über bilden. Dennoch gibt es einen Hauptaktivitätszeitraum, der sich von Juli bis November erstreckt. Spricht man von einem pazifischen Taifun, so ist die Rede von einem tropischen Wirbelsturm, der sich in einem Bereich nördlich des Äquators sowie zwischen 100 und 180 Grad östlicher Länge bewegt. Während die Benennung von Hurrikanen (tropische Wirbelstürme über dem Nordatlantik und Ostpazifik) allein dem Nationalen Hurrikan Center (NHC) in Miami obliegt, können die Namen pazifischer Stürme – je nach genauem Entstehungsgebiet beziehungsweise genauer „Wirbelzone“ – von zwei Einrichtungen vergeben werden: der Japan Meteorological Agency (JMA) und der Philippine Atmospheric, Geophysical and Astronomical Services Administration (PAGASA). Dadurch kann es durchaus vorkommen, dass ein und derselbe Sturm zwei Namen führt, was dieses Jahr auch hin und wieder vorkam.

Benannt werden von der JMA dabei alle Stürme die eine zehnminütige mittlere Windgeschwindigkeit von 65 km/h überschreiten. Die PAGASA vergibt bereits ab einem Zehnminutenmittel von 39 km/h einen Namen, allerdings nur, wenn sich der Wirbel innerhalb des philippinischen Verantwortungsbereich zwischen 115 und 135 Grad östlicher Länge sowie 5 und 25 Grad nördlicher Breite aufhält. PAGASA benennt im Gegensatz zu JMA damit also auch tropische Tiefs. Von einem Taifun spricht man übrigens ab einem zehnminütigen Geschwindigkeitsmittel von 118 km/h und von einem schweren Taifun (auch Supertaifun genannt) ab 185 km/h, was der Kategorie 3 auf der fünfteiligen Saffir-Simpson-Skala entspricht.

Soweit zum Hintergrundwissen. Blicken wir nun einmal auf die Prognosen, die im Vorfeld der Hauptsaison erstellt wurden. Das englische Tropical Storm Risk Konsortium (TSR) prognostizierte im Mai 2024 eine leicht unterdurchschnittliche Saison mit 25 Tropischen Stürmen, von denen sich 15 zu Taifunen und davon wiederum 7 zu schweren Taifunen entwickeln sollten. Als Begründung wurde hauptsächlich die Umwandlung von El Nino in ein La-Nina-Event angeführt. Dabei handelt es sich grob gesagt um großräumige Zirkulationsmuster über dem Pazifik. PAGASA sagte im Januar 2024 für das erste Halbjahr 0 bis 6 tropische Systeme voraus (inkl. tropischer Tiefs, die beim TSR nicht berücksichtigt wurden) und im Juni 10 bis 17 Systeme für das zweite Halbjahr voraus. Das sind insgesamt also 10 bis 23 tropische Entwicklungen – wohlgemerkt nur in der vergleichsweise kleinen Region, für die sich PAGASA verantwortlich zeigt.

 

DWD Pazifische Taifunbilanz 2024

Im Mittel (1991-2020) treten übrigens 25,5 tropische Stürme auf, davon 16 Taifune und davon wiederum 9,3 schwere Taifune. Tatsächlich aufgetreten sind bisher 25 Tropenstürme, von denen 12 zu Taifunen und davon wiederum 4 zu schweren Taifunen heranreiften. Ihre Zugbahnen sind in Abbildung 1 aufgeführt. Damit verlief 2024 tatsächlich etwas unterdurchschnittlich, vor allem was die Anzahl schwerer Taifune angeht. Zudem hatte die „Saison“ mit Taifun „Ewiniar“ den fünftspätesten Startzeitpunkt seit Beginn der dortigen Wetteraufzeichnungen. Er entwickelte sich am 23. Mai südöstlich von Palau. Danach ging es vergleichsweise ruhig weiter. Im Juni gab es sogar überhaupt keinen Sturm – das erste Mal seit 2010. Erst Mitte Juli machte Taifun „Gaemi“ (von PAGASA als „Carina“ getauft) leider unmissverständlich klar, dass man sich am Beginn der Hauptaktivitätszeit befand. Er zog zweimal auf Land (zunächst in Taiwan, danach in China) sorgte zugleich aber auch auf den Philippinen für enorme Regenfälle, was dort zu 126 Toten führte.

Im August legte die Taifunsaison dann so richtig los und hielt – mit einer kleinen „Schwächelphase“ im Oktober – bis etwa Mitte November an. Als schwere Taifune gingen dabei „Yagi“ („Enteng“, 195 km/h), „Krathon“ („Julian“, 195 km/h), „Kong-rey“ („Leon“, 185 km/h) und „Man-yi“ („Pepito“, 195 km/h) in die Geschichte ein. In Klammern steht jeweils der Name, den PAGASA vergeben hatte, sowie das maximale Zehnminutenmittel der Windgeschwindigkeit. Ein beeindruckendes Satellitenbild ergab sich am 11. November, als sich vier tropische Systeme gleichzeitig zeigten, die zudem allesamt eine ähnliche Zugbahn hatten, nämlich über den Norden der Philippinen hinweg Richtung Vietnam, China oder Taiwan.

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Doch so schön solche Bilder auch sind, so zerstörerisch sind die Kräfte, die am Boden wirken. Die traurige Bilanz dieses Jahr waren 1255 Tote und Schäden in Höhe von rund 26 Milliarden US-Dollar, was die pazifische Taifunsaison 2024 zur tödlichsten seit 2013 und fünftteuersten jemals macht.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.12.2024

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