Schnee am ersten Advent

Der erste Dezember markiert den meteorologischen Winteranfang. Kalendarisch beginnt der Winter in diesem Jahr am 21. Dezember um 10:19 Uhr. Dann nämlich steht die Sonne über dem südlichen Wendekreis im Zenit, es ist Wintersonnenwende, der Tag mit der kürzesten Tageshelligkeit. Anschließend werden die Tage wieder „länger“.
Der erste Dezember ist dieses Jahr auch der erste Advent. Viele haben frei und freuen sich auf einen (ersten) Weihnachtsmarktbesuch. Der wäre so richtig schön und fast schon kitschig romantisch, wenn man dabei durch eine wenige Zentimeter hohe Schneedecke stapfen könnte. Da schmecken Punsch und Glühwein doppelt so gut und die Stimmung ist mit liegendem Schnee deutlich besinnlicher. Allerdings ist der Schnee in Deutschland aktuell Mangelware. Lediglich in den Alpen und auf den Kuppen von Erzgebirge und Bayerischem Wald kann man von einer Schneedecke sprechen. Sonst liegen im Bergland noch Reste, in den tieferen Lagen fehlt er gänzlich.

DWD Schnee am ersten Advent

Wenn wir uns an letztes Jahr zurückerinnern, dann lag am ersten Advent recht verbreitet Schnee. In den Niederungen freilich nicht so viel wie auf den Bergen, aber mit Ausnahme des Westens konnte man am ersten Advent 2023 nahezu bundesweit durch etwas Schnee über die Weihnachtsmärkte bummeln.

DWD Schnee am ersten Advent 1

In den Jahren zuvor war es mit dem „weißen Gold“ am ersten Advent hingegen nicht weit her. Nur auf den Bergen, teils auch nur auf den Alpenhöhen lag Schnee.

DWD Schnee am ersten Advent 2

Im Jahre 2017 gab es auch mal wieder in den tieferen Lagen etwas Schnee. Allerdings beschränkte sich die geschlossene Schneedecke auf Lagen in der westlichen Mitte und Teile des Südens. Im Norden und Osten sowie weiter im Westen war es hingegen grün oder grau.

 

DWD Schnee am ersten Advent 3

In den Jahren davor (2016 bis 2014) war der erste Advent wieder nur in den höheren Lagen von Schnee gekrönt.

DWD Schnee am ersten Advent 4

Obwohl an den ersten Adventssonntagen, die auf einen 03.12. fielen in den letzten 10 Jahren (2017 und 2023), am meisten Schnee lag, so lässt sich doch keine rechte Regelmäßigkeit finden. Insgesamt gab es eher selten Schnee und das vergangene, oft noch gut im Gedächtnis gebliebene Jahr, stellt in dem Ausmaß in der kurzen Auswertung eine Ausnahme dar. Aber vielleicht wird es ja was mit Schnee am zweiten oder dritten Advent.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.12.2024
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Tag der blauen Mütze

Der 30. November markiert seit 17 Jahren den „Blue Beanie Day„. Die blaue Mütze (englisch: Beanie) hat allerdings mit dem Wetter wenig zu tun. Vielmehr ist sie zufällig zum Symbol der Bewegung für Webstandards geworden. Wenn Sie jetzt denken, was soll das, die sind doch selbstverständlich. Dann muss ich Ihnen leider sagen, dass das in den „Anfängen“ der Webtechnik keinesfalls so war. Jedes Unternehmen hatte seine eigenen Regeln und setzte diese auch technisch um. So kam es, dass man zum Beispiel ein und dieselbe Webseite nicht mit unterschiedlichen Browsern ansehen konnte. Auch eine andere Bildschirmauflösung führte damals oft dazu, dass einige Webseiten nicht oder nur unzureichend dargestellt wurden.

Anfang der 90er Jahre formierte sich eine Gruppe aus Programmierern und Webdesignern, die sich um den Ausbau und Erhalt des World Wide Web sorgten. Die vielen Techniken und Programme, die nicht miteinander kompatibel waren, hätten den Erfolg des WWW ausbremsen können. So kam die Überlegung auf, im Web Standards einzuführen und deren Einhaltung zu forcieren. Aus dieser Bewegung heraus gründete sich 1994 am MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Cambridge das W3C – das World Wide Web Consortium. Es wird von vielen Ländern der Erde unterstützt, gibt jedoch als nicht anerkannte zwischenstaatliche Organisation „nur“ Empfehlungen für die technische Gestaltung von Webseiten heraus. Daran halten musste und muss sich niemand, glücklicherweise war jedoch ein Großteil der Programmierer und Webdesigner froh um einheitliche Regelungen, weshalb wir heute auf ein breites, funktionierendes WWW zugreifen können.

Zurück zur blauen Mütze: Die Bewegung wurde von etlichen Webentwicklern unterstützt, so auch von Jeffrey Zeldman. Dieser brachte 2003 ein Buch zum Thema Webdesign heraus („Designing with Web Standards„), auf dessen Vorderseite er mit einer blauen Mütze auf dem Kopf abgebildet ist. Diese blaue Mütze wurde zum Symbol der Bewegung. Im Jahr 2007 entschied man sich dazu, der sinnvollen Bewegung der Standardisierung der Webtechnik einen Ehrentag zu widmen und nannte diesen dann „Blue Beanie Day„.

Ob Sie nun heute eine blaue, gelbe oder rote Mütze tragen, ist Ihnen überlassen. In einigen Regionen liegen die Höchstwerte nur bei 3 bis 5 Grad. Im Dauernebel droht sogar Dauerfrost, also ganztags eine Temperatur unter 0 Grad. Da ist eine Mütze, egal welcher Farbe, nicht übertrieben.

Dipl. Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.11.2024
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Ruhiger „Clemens“ löst stürmische „Telse“ ab

Tief „Telse“, das international auf den Namen „Conall“ getauft wurde, wirbelte in der Nacht zum Donnerstag (28.11.2024) vom Ärmelkanal über den Norden der Niederlande nach Deutschland und sorgte regional für Schäden und Behinderungen. Zum Teil schwere Sturmböen bis 100 km/h ließen in Teilen Niedersachsens und NRWs Gegenstände umherfliegen und ließen einige Äste und Bäume auf Straßen und Schienen stürzen. Dies sorgte nicht nur bei der Deutschen Bahn für Verzögerungen im Betriebsablauf. In den Niederlanden fiel der Sturm noch etwas heftiger aus. Dort wurde eine Frau auf ihrem Fahrrad von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Aber nicht nur der Sturm war warnwürdig. In Teilen Schleswig-Holsteins sorgte „Telse“ für kräftige Regenfälle. Überflutete Straßen und vollgelaufene Keller lösten dort ebenfalls zahlreiche Feuerwehreinsätze aus. Am heutigen Freitag zeugen noch einige hohe Pegelstände von den Wassermassen, die nur langsam ins Meer abfließen.

DWD Ruhiger Clemens loest stuermische Telse ab

Das Sturmtief zog am gestrigen Donnerstag über den Norden Deutschlands nach Polen hin ab, sorgte dabei aber weiterhin für stürmisches und regnerisches Wetter. Insbesondere an den Alpen und im Erzgebirge kamen längere Zeit Niederschläge vom Himmel, die dort in höheren Lagen bei einer allmählich absinkenden Schneefallgrenze in Schnee übergingen. Im Allgäu reichte der Schneefall sogar bis in tiefste Lagen. Auf den Pisten wurde dort am heutigen Freitagmorgen (29.11.2024) mithilfe von Beschneiungsanlagen noch etwas nachgeholfen.

DWD Ruhiger Clemens loest stuermische Telse ab

Heute zieht „Telse“ weiter in die Schwarzmeerregion sowie in Richtung Ionisches Meer. Entsprechend schwindet sein Einfluss auf Deutschland. Lediglich in den östlichen Mittelgebirgen wird in der nördlichen Strömung noch feuchte Luft an die Berge gedrückt, die dort in höheren Lagen anfangs etwas Schnee, in tiefen Lagen Regen bringt. Im Tagesverlauf klingen die Niederschläge dann vollständig ab.

 

DWD Ruhiger Clemens loest stuermische Telse ab

Von Westen schiebt bereits Hoch „Clemens“ seinen Schwerpunkt direkt über Deutschland und sorgt für eine Beruhigung des Wettergeschehens. So bleibt es am Wochenende trocken. Auch starker Wind spielt keine Rolle mehr. Dafür rücken nun wieder typische Grenzschichtphänomene in den Vordergrund. Insbesondere in einigen Niederungen und Flusstälern können sich tagsüber längere Zeit zähe Nebel- und Hochnebelfelder halten, wenn sich diese überhaupt auflösen. Dabei bleibt es in diesen Regionen recht kalt. Selbst tagsüber liegen die Temperaturen dort lokal um den Gefrierpunkt. In anderen Regionen wird sich der Nebel hingegen rasch auflösen können. Dort scheint dann die Sonne von einem blauen Himmel und die Luft erwärmt sich auf bis zu 9 Grad. In den Nächten ist es teils klar oder gering bewölkt, teilweise breiten sich die Nebelfelder wieder aus. Die Temperaturen sinken in den leichten bis mäßigen Frostbereich und liegen meist zwischen +1 und -7 Grad.

DWD Ruhiger Clemens loest stuermische Telse ab 1

Zum Start in die neue Woche schickt dann ein Skandinavien-Tief namens „Ute“ seine Luftmassengrenze nach Deutschland. Bereits in der Nacht zum Montag ziehen von Westen dichte Wolken und Regen auf, der im Grenzbereich zu den noch frostigen Gebieten am Boden örtlich auch gefrieren könnte. Zwar ist dies nach derzeitigem Stand noch mit einigen Unsicherheiten behaftet, dennoch könnte dies im frühmorgendlichen Berufsverkehr für unangenehme Überraschungen sorgen.

Am Montag und in der Nacht zum Dienstag überquert uns dann der Tiefausläufer und bringt vielerorts dichte Wolken und zeitweise weiteren Regen. Dazu frischt der Wind an der See und im Bergland stark böig auf. Zudem wird etwas mildere Luft nach Deutschland geführt. Die Tageshöchstwerte können dabei auf bis zu 11 Grad ansteigen. Die Nacht zum Dienstag sollte wiederum mit wenigen Ausnahmen weitgehend frostfrei verlaufen. Nach einer kurzen Wetterberuhigung am Wochenende geht es also wechselhaft in die neue Woche.

M.Sc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.11.2024
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Wussten Sie eigentlich, dass …?

Vor circa drei Wochen tauchte in der ARDQuizshow „Wer weiß denn sowas?“ die Kategorie „Fundstücke“ auf. Der Moderator Kai Pflaume stellte die Frage: „Kryptische Botschaften wie ‚Bismark Omit leafage buck bank‚ aus der Tasche eines Kleides aus dem 19. Jh. entpuppten sich 2023 als …?“. Die drei Antwortmöglichkeiten waren:

a) Kommunikationswege von Whiskey-Schmugglern,
b) fürs Telegrafieren verkürzte Wetterbeobachtungen oder
c) Koordinaten für einen im Sachsenwald verborgenen Schatz.

Elton entschied sich zusammen mit seinem Quizpartner Till Reiners für die Antwortmöglichkeit a).

Da unsere Themen des Tages meteorologischen Bezug haben, können Sie sich sicherlich denken, dass letztendlich die Antwortmöglichkeit b) richtig war.

Die kryptischen Botschaften wurden bereits 2013 in dem Kleid entdeckt, konnten aber erst 2023 entschlüsselt werden. Bei diesen Notizen aus dem Jahr 1888 handelt es sich um einen telegrafischen Code, der vom US Army Signal Corps zur Meldung des Wetters mit Temperatur, Niederschlag und Windrichtung von Orten in den USA und Kanada verwendet wurde. Wirklich geheim war der Code allerdings nicht, denn durch das Codieren der Wetterinformationen konnten die Kosten beim Telegrafieren niedrig gehalten werden. Doch was bedeutet das erfragte Beispiel „Bismark Omit leafage buck bank“ vom 27. Mai 1888 konkret:

Bismark steht für die Station Bismarck im heutigen North Dakota;
Omit ist gleichbedeutend mit einer Lufttemperatur von 56 Grad Fahrenheit (ca. 13 Grad Celsius) und einem Luftdruck von 0,08 inch (knapp zwei Millimeter) Quecksilber, wobei zu beachten ist, dass nur ein Bruchteil des Druckwerts telegrafiert wurde;
Leafage ist gleichbedeutend mit einem Taupunkt von 32 Grad Fahrenheit (0 Grad Celsius) um 22 Uhr;
Buck bedeutet wolkenlosen Himmel, keinen Niederschlag und Wind aus nördlicher Richtung;
Bank ist gleichbedeutend mit einer Windgeschwindigkeit von 12 Meilen pro Stunde (ca. 19 Kilometer pro Stunde) und steht zudem für einen klaren Sonnenuntergang.
Weitere solcher kryptischen Botschaften in diesem Kleid waren beispielsweise: „Calgary Cuba unguard confute duck fagan“ oder „Spring wilderness lining one reading novice„.
Die entsprechende „Wer weiß denn sowas?“-Folge kann in der ARD-Mediathek noch bis zum 08.12.2024 nachgeschaut werden (Link siehe unten).

Eine ZDF-Dokumentation vor circa fünf Wochen handelte von Laura Maria Caterina Bassi. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, historisch interessiert zu sein, diese historische Persönlichkeit aber dennoch nicht zu kennen. Laura Bassi war die erste Universitätsprofessorin Europas und hatte zunächst eine Professur für Philosophie, später auch für Physik inne.

Laura Bassi lebte von 1711 bis 1778. Sie galt als Wunderkind und wurde von ihren Eltern auf ihrem Bildungsweg gefördert. Mit 21 Jahren erhielt sie die Doktorwürde im Bereich der Philosophie, zu dem zu dieser Zeit auch die theoretische Physik zählte. Sogar der Papst wurde auf sie aufmerksam und beschloss, sie fortan bei ihren Forschungen zu fördern. Nur ein Jahr später war sie dann die erste Frau Europas, die zu einer Universitätsprofessorin ernannt wurde. Als Professorin für Philosophie an der Universität ihrer Heimatstadt Bologna durfte sie Vorlesungen aber nur mit der Genehmigung des Magistrats halten, was in der von Männern dominierten Welt der Wissenschaft allerdings nur selten vorkam. Sie heiratete den Arzt Giuseppe Verati, der sie bei ihren Forschungen unterstützte und gemeinsam bauten sie ein weitreichendes und gut funktionierendes Netzwerk mit anderen Wissenschaftlern auf.

Was Laura Bassi mit dem Wetter zu tun hat? Sie widmete sich bei ihren Forschungen vor allem der Entwicklung eines Blitzableiters, denn Bologna war aufgrund der vielen Türme besonders anfällig für Blitzeinschläge und dadurch ausgelöste Brände. Dazu vertiefte sie sich in das Thema Elektrizität, führte gefährliche Experimente mit Blitzableiter-Modellen durch und trug somit wesentlich zur Verbreitung der damals noch neuartigen Experimentalphysik bei. Sie konnte den Magistrat der Universität auch dank der päpstlichen Unterstützung davon überzeugen, einen Blitzableiter auf dem Dach der Bologneser Akademie zu installieren. Dieser fiel letztendlich aber nicht einem Blitz, sondern dem Aberglauben in der Bevölkerung zum Opfer.

Trotz ihrer herausragenden Leistungen wurde die frei gewordene Professur für Physik nicht ihr, sondern zunächst ihrem Mann angeboten. Er verzichtete darauf und so erhielt sie neben der Professur für Philosophie auch die für Physik.

Die Dokumentation mit dem Titel „Ein Tag in Bologna 1752 – Die Physikerin Laura Bassi“ kann in der ZDF-Mediathek noch bis 2034 nachgeschaut werden (Link siehe unten).

M.Sc. (Meteorologin) Tanja Egerer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.11.2024
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Turbulentes Tief „Telse”

Nach dem teilweise rekordwarmen Frühlingsintermezzo geht es zurück in den Novemberherbst. Das nächste Sturmtief steht direkt vor der Tür. Es hört auf den Namen „Telse”. „Telse” zieht genau durch den Ärmelkanal zunächst auf die niederländische Küste zu und sorgt dort für erste Sturmböen.

Ab heute Abend erreicht „Telse” den äußersten Nordwesten im Emsland und Ostfriesland. Danach zieht das Sturmtief weiter in den Hamburger Raum, den es gegen Mitternacht erreicht. Anschließend geht es weiter in der zweiten Nachthälfte weiter über Mecklenburg-Vorpommern hinweg, bis es gegen Donnerstagmittag in Richtung Polen abzieht.

DWD Turbulentes Tief Telse

So ein Tief hat natürlich auch eine ganze Menge an Wetter im Gepäck. Der Wind wurde bereits angesprochen. Aber daneben hat „Telse” auch noch einiges an Regen und später auch Schnee im Gepäck. Zunächst aber zum Wind: Die höchsten Windgeschwindigkeiten treten auf der Süd- und Westflanke des Tiefs auf. Davon sind entsprechend der Tiefzugbahn vor allem große Teile Niedersachsens und das nördliche Nordrhein-Westfalen betroffen. Dabei geht es zeitweise relativ ruppig zur Sache. Zeitweise können vor allem im Umfeld der Kaltfront von „Telse” schwere Sturmböen bis 100 km/h bis ins Flachland auftreten. Rückseitig des Tiefs dreht der Wind dann rasch auf nördliche Richtung. Das betrifft wiederum vor allem die ostfriesische Nordseeküste, wo mit auflandiger Windrichtung ebenfalls schwere Sturmböen zu erwarten sind. Auf den vorgelagerten Inseln sind sogar einzelne orkanartige Böen bis 110 km/h denkbar.

Mit Vorankommen des Tiefs verlagert sich das Sturmfeld anschließend weiter in die östliche Hälfte Deutschlands. Dort sorgt es vor allem in der zweiten Nachthälfte und am Donnerstagvormittag noch für stürmische Verhältnisse. Insgesamt lässt die Intensität dann auch nach. Schwere Sturmböen sind dann nicht mehr verbreitet zu erwarten, aber im Bergland vereinzelt noch möglich. Die Böen bewegen sich dann eher im Bereich von Windstärke 8 bis 9 Bft mit Geschwindigkeiten von 65 bis 80 km/h und nehmen im Laufe des Donnerstags immer weiter ab, je weiter östlich das Tief vorankommt. Am Donnerstagabend lässt der Wind dann auch dort nach. Nur noch an der Ostsee und im Erzgebirge ist mit letzten stürmischen Böen zu rechnen.

DWD Turbulentes Tief Telse 1

Aber wie schon angekündigt: Neben Wind hat „Telse” auch noch Regen bzw. Schnee im Gepäck. Die höchsten Regenmengen fallen auf der nordöstlichen Seite des Tiefs, auf der sich die zugehörige Warmfront befindet. Das betrifft vor allem Schleswig-Holstein und Teile von Mecklenburg. Dort fallen innerhalb von etwa zwölf Stunden bis zu 30 l/m² Regen. Spannend wird es dann auch auf der Rückseite des Tiefs. Dabei gelangt erneut Polarluft nach Deutschland, die mit deutlicher Abkühlung einhergeht. Dementsprechend sinkt die Schneefallgrenze in den Mittelgebirgen rasch ab auf etwa 600 bis 800 Meter. Mit der sich einstellenden Nord- bis Nordwestanströmung können dabei vor allem im Erzgebirge in passenden Staulagen nennenswerte Neuschneemengen um 10 cm zusammenkommen.

Im Laufe des Donnerstags zieht die Kaltfront von „Telse” weiter nach Süden, bis sie an den Alpen zum Liegen kommt. Dabei setzen dort recht kräftige Regenfälle ein, die mit sinkender Schneefallgrenze immer weiter in selbigen übergehen, bis es schließlich bis hinunter in die Tallagen zu schneien beginnt. Auch hier kommen signifikante Mengen zusammen, in Staulaugen durchaus 20 bis 30 cm.

In der Nacht zum Freitag hat der ganze Trubel schließlich ein Ende. Dann übernimmt mit „Clemens” das nächste Hochdruckgebiet. In Kombination mit der polaren Luftmasse geht es dabei mit den Temperaturen auch wieder deutlicher in den Keller, dann sind Nachtfröste bei Tiefstwerten bis -4 °C wieder ein Thema.

M.Sc. (Meteorologe) Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.11.2024
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Graue Suppe

In diesem November beherrschte eine „graue Suppe“ das Himmelsbild an vielen Tagen bzw. in vielen Regionen Deutschlands, Sonnenschein dagegen war meist rar gesät. Etwas bevorzugt waren die höher gelegenen Berge, die sich oberhalb des Nebels oder Hochnebels befanden. Am Ende des Monats wird der November sein Sonnenscheinsoll voraussichtlich um etwa 10 bis 15 % verfehlen. Genauere Zahlen zum Novemberwetter und dem Sonnenschein werden in einer Pressemitteilung am 29.11.2024 vom Deutschen Wetterdienst veröffentlicht.

Für die Fans des Sonnenscheins halten die „schlimmen“ Zeiten noch an, denn die im Mittel drei dunkelsten (grauesten, trübsten) Monate des Jahres sind mit Abstand die von November bis Januar. So gibt es im November bezogen auf das Mittel der Jahre 1991-2020 durchschnittlich 55, im Dezember nur noch 42 und im Januar 52 Stunden Sonnenschein. Dabei spielen sowohl die astronomische als auch die meteorologische Begrenzung der Sonnenscheindauer eine Rolle.

 

DWD Graue Suppe

Durch die astronomische Begrenzung sind im November maximal 268, im Dezember 248 und im Januar 264 Stunden Sonnenschein möglich (berechnet aus den Daten der Städte Hamburg, Berlin, Köln, Offenbach und München). Diese niedrigen Werte erklären sich aus der immer weiter abnehmenden Tageslänge (Sonnenaufgang bis -untergang), die bis zur Wintersonnenwende am 21. oder 22. Dezember (Winterbeginn auf der Nordhalbkugel) anhält und sich erst danach ganz langsam wieder erholt. Mit den längsten Tagen im Jahr rund um die Sommersonnenwende am 20., 21. oder 22. Juni (Sommerbeginn auf der Nordhalbkugel) sind im Juli dagegen sogar 498 Stunden Sonnenschein möglich, was etwas mehr als doppelt so lang ist wie im potenziell dunkelsten Monat Dezember!

Im Mittel schöpft die Sonne im Dezember in Deutschland also nur 42 der 268 maximal möglichen Stunden aus, was gerade einmal rund 16 % der möglichen Zeit entspricht. Oder anders gesagt: Zu 84 % der Tageszeit scheint die Sonne nicht! Wenn man im Dezember also in den Himmel blickt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass sich der Himmel Grau in Grau zeigt.

Neben der astronomischen Begrenzung des Sonnenscheins im Winter spielt auch die meteorologische Begrenzung eine zusätzliche Rolle: Durch die immer kürzere Zeitspanne, die die Sonne in den dunkelsten Monaten des Jahres überhaupt scheinen kann, schafft sie es immer seltener, eventuellen Nebel und Hochnebel aufzulösen. Dieser kann sich in den langen Nächten dagegen immer häufiger bilden. Vor allem die Zeit zwischen Mitte Oktober und Mitte März ist dafür prädestiniert. Unter Umständen kann es bei länger andauernden Hochdruckwetterlagen wie in diesem November unterhalb einer sich dabei oft ausbildenden Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe) durch eine mehr oder weniger mächtige Hochnebeldecke tagelang keinen Sonnenschein geben. Deshalb zeigt das Verhältnis aus mittlerer (1991-2020) und maximal möglicher monatlicher Sonnenscheindauer (grüne Kurve in Abbildung 1) auch einen Jahresgang mit Minima in den Monaten rund um die Wintersonnenwende und Maxima im Sommer.

In der bisherigen Bilanz für das Jahr 2024 sticht vor allem der August heraus. Mit 262 Stunden Sonnenschein im deutschlandweiten Mittel nimmt er den Spitzenplatz dieses Jahres ein. Bei 450 astronomisch möglichen Stunden schöpfte der Monat ordentliche 58 % seines Potenzials aus. Besonders trüb war dagegen der Februar mit nur 54 Stunden Sonnenschein, was nur 19 % seines Potenzials entspricht.

Der November 2024 wird mit Sicherheit auf einem der hinteren Plätze oder sogar dem letzten Platz 2024 landen. Der Dezember 2024 könnte das natürlich noch toppen. Ob aber tatsächlich weiterhin graue Suppe auf dem Wetterspeiseplan steht, wird sich erst noch zeigen müssen. Vielleicht präsentiert sich der Himmel ja doch länger in „Blau wie der Ozean“.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.11.2024
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Ungewöhnlich mild? Ja, aber es gibt „Gallische Dörfer“!

Das Wetter ist schon manchmal verrückt. Während vor wenigen Tagen der Frühwinter teilweise noch sein „Stell-dich-ein“ gegeben hat und selbst im Flachland gebietsweise für dichten Flockenwirbel und die erste Schneedecke des Herbst/Winters 24/25 sorgte, so hat sich im Vorfeld des Orkantiefs SIGRID mit einer strammen südlichen Strömung in nicht einmal 48 Stunden vielerorts ungewöhnlich milde Luft durchgesetzt. Mit 19,7 Grad als Höchstwerte wurden am gestrigen Sonntag in Baden-Baden und Pforzheim (jeweils Baden-Württemberg) neue Rekorde für die letzte Novemberdekade aufgestellt. Nach nächtlichen „Tiefstwerten“ von 17,8 Grad in Baden-Baden wurde dieser Wert bereits am heutigen Montagvormittag mit über 22 Grad schon wieder pulverisiert.

Ähnlich wie bei den Geschichten um Asterix und Obelix gibt es aber durchaus „Gallische Dörfer“, die dieser allgemeinen Entwicklung trotzen und ihr eigenes „Lokalklima“ beibehalten. Beispiel gefällig? Im nur rund 40 Kilometer weiter südlich von Baden-Baden gelegenen Wolfach waren es gerade einmal 2,0 Grad im Minimum und damit um mehr als 15 Grad (eigentlich Kelvin K für Temperaturdifferenzen) frischer. Noch etwas weiter nach Süden und Osten hin gab es stellenweise sogar leichten Frost bis -2,0 Grad wie beispielsweise in Wutöschingen am Hochrhein.

Wie kommen nun diese großen Unterschiede auf so engem Raum zustande? Spielen Wetterfronten wie in diesem Falle keine Rolle, geht dies in der Regel nicht ohne ein stark gegliedertes Gelände. Während über den flachen Regionen und die Mittelgebirgskuppen Frankreichs, Benelux und Westdeutschlands der kräftige Wind aus Süd bis Südwest mit milder Luft (die ursprünglich aus Marokko stammt) hinwegfegt, stellt sich weiter östlich der Alpenbogen mit seinen Gipfeln mit teils weit über 4000 Metern entgegen. Über diesen sowie in höher gelegenen Tälern herrscht Südföhn mit ebenfalls milden Temperaturen. So sank das Thermometer in der vergangenen Nacht in Vaduz/Lichtenstein nicht unter 13 Grad, auf der Zugspitze in knapp 3000 m waren es gerade mal -0,2 Grad.

DWD Ungewoehnlich mild Ja aber es gibt Gallische Doerfer 1

Die Flussniederungen Bayerns und Baden-Württembergs entsprechen aber nun ausgeprägten „Kessellagen“, die von Alpen, Schwarzwald, Schwäbischer Alb und Bayerischem Wald, weiter nördlich auch durch die etwas weniger hohen Odenwald, Rhön, Thüringer Wald und Fichtelgebirge schützend ummantelt sind. In der dunklen Jahreszeit kühlen die bodennahen Luftschichten durch die langwellige Ausstrahlung stark ab. Wie passend, dass es vergangene Nacht insbesondere im beschriebenen Gebiet mit den teils frostigen Temperaturen weitgehend sternenklar und windschwach war, die Ausstrahlungsbedingungen somit ideal.

Kalte Luft hat eine höhere Dichte als warme Luft und sammelt sich in Tälern und Senken an. Die derart anwachsende Inversion (Temperaturzunahme mit der Höhe) erreichte heute Morgen am Münchner Flughafen (siehe Bild 2) beispielsweise eine Ausprägung, wie man sie nicht alle Tage beobachtet: -2,0 Grad am Boden auf rund 450 m über Meeresniveau stand ein Anstieg auf 13,1 Grad in 950 m gegenüber. Das entspricht in etwa 3 Grad Temperaturanstieg pro 100 Meter. Zum Vergleich: Normalerweise nimmt die Temperatur im Mittel eher mit 0,65 Grad pro 100 Meter Höhenunterschied ab!

DWD Ungewoehnlich mild Ja aber es gibt Gallische Doerfer

Unterhalb der Inversionsschicht findet nun keinerlei Austausch statt (stabile Schichtung). Es sei denn, man liegt direkt unmittelbar im Lee (in diesem Fall also auf der Nordseite der Gebirge) und ist im besten Fall von der Höhenlage auch nicht weit weg von der Inversionsgrenze mit der wärmsten Schicht und den stärksten Winden. Durch die Überströmung des Hindernisses angeregte Leewellen bringen – physikalisch gesprochen – durch Impuls- und Energietransport die Wärme aus höheren Luftschichten in die direkt darunterliegenden. Durch das Absinken erwärmt sich die Luft mit 13 Grad in 900 m um rund 1 Grad pro 100 Meter (trockenadiabatisch) auf knapp 20 Grad im 240 m hoch gelegenen Baden-Baden. Mehr geht quasi nicht! Auf dem Weg von Baden-Baden nach Wutöschingen hätte man also fast im T-Shirt starten können, sich dann aber beim Ausstieg rasch die Winterjacke umschnallen müssen.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.11.2024
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Ist das noch normal?

Um die Frage nach „normalem“ Wetter zu beantworten, muss man sich durch die Geschichte wühlen. Das ist glücklicherweise nicht ganz so schwer, immerhin speichert der Deutsche Wetterdienst seit seiner Gründung das aktuelle Wetter und wertet es immer wieder aus. Jeden Monat, zu jeder Jahreszeit und zu jedem Jahr gibt es einen klimatologischen Rückblick, der sich mit der „Normalität“ des jeweiligen Zeitabschnitts befasst.

Zugrunde liegt dem Ganzen immer das langjährige Mittel, das einen Zeitraum von 30 Jahren umfasst und beim DWD im Allgemeinen auf dem Mittel von 1961 bis 1990 beruht. Damit folgen wir der Empfehlung der WMO (Weltmeteorologische Organisation) für die Betrachtung des längerfristigen Klimawandels. Wenn es sich um kurzfristige Analysen handelt, bei denen der rasche Wandel des Klimas in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Rolle spielt, dann wird auf die Klimareferenzperiode von 1991 bis 2020 zurückgegriffen.

Eine genaue Betrachtung des Klimas und dessen Wandel ist für die Frage nach der Normalität weniger entscheidend, als alte Messwerte. Die gemittelten Klimadaten verwaschen oft einzelne Ereignisse. Daher werden wir neben dem Klimamittel auch auf Rekorde und Werte vergangener Jahre schauen.

Die erwarteten Höchstwerte sind zwar ungewöhnlich, aber sie brechen keine Rekorde. Die Rekorde für die höchste Temperatur in der dritten Novemberdekade (21. bis 30.11.) stammen aus den Jahren 2006 und 2016, wo es im Südwesten Deutschlands zu Maxima von über 20 Grad kam. Die Station Müllheim in Baden-Württemberg ist mit 22,1 Grad der Spitzenreiter, dicht gefolgt von Rosenheim in Bayern mit 21,9 Grad. In Sachen Tiefsttemperatur muss man für Rekorde weit ins letzte Jahrhundert zurück. Die meisten Rekorde stammen aus dem Jahr 1965, in dem die Tiefstwerte unter -20 Grad lagen.

Betrachtet man den gesamten November, so springt vor allem die erste Dekade (1. bis 10.11.) ins Auge. 1968 wurde in Piding mit 24,8 und in München mit 24,2 Grad ein Sommertag nur knapp verfehlt. In Kiefersfelden-Gach gab es deutschlandweit den bisher höchsten Wert für November mit 25,2 Grad (entspricht einem Sommertag) im Jahre 1997. Alle drei Orte liegen in Bayern.

In der Klimatologie spielen Tagesmaxima und -minima keine Rolle. Die Temperatur wird über den Tag und die Nacht gemittelt. Dabei ergibt sich aus der Referenzperiode 1961 bis 1990 gemittelt für gesamt Deutschland im November ein Wert von 4,04 Grad, aus der Periode von 1991 bis 2020 ein Durchschnittswert von 4,8 Grad. Im aktuellen November liegen wir gemittelt über alle Wetterstationen bei etwa 5 Grad Mitteltemperatur, was einem leichten Plus entspricht. Das höchste Monatsmittel der Temperatur in einem November liegt bei 10,6 Grad im Jahre 1994 an der Station Duisburg-Baerl/Nordrhein-Westfalen, dicht gefolgt von Helgoland/Schleswig-Holstein mit 10,4 Grad aus dem Jahre 2006. Die Jahre 1994, sowie 2006 und 2009 lassen sich sehr häufig in der Statistik der höchsten Mittelwerte finden. Fast zwei Drittel der Stationen melden in diesen Jahren ein Maximum des Temperaturmittelwertes. Der diesjährige November wird nicht als ungewöhnlich temperiert in die Annalen eingehen.

Beim Schneefall ergeben die Messdaten der Stationen des Deutschen Wetterdienstes im November gemittelt über Gesamtdeutschland und mit Daten seit Messbeginn der Stationen 3,5 Tage mit Schneefall und an 1,5 Tagen eine geschlossene Schneedecke (gemessen am Morgen). Bedenken muss man bei aller Statistik, dass es einen regionalen Unterschied in Deutschland gibt und, dass die Tendenz zu Schneefall seit den 90er-Jahren insgesamt abgenommen hat.

Für die Bundesländer ist die Statistik im November für Schneefall und Schneedecke mit Daten seit Messbeginn wie folgt:

Bundesland Tage mit Schneefall Tage mit geschlossener Schneedecke
Schleswig-Holstein 3,2 1,0
Niedersachsen, Hamburg und Bremen 3,7 0,4
Mecklenburg-Vorpommern 3,7 1,0
Berlin und Brandenburg 3,4 0,2
Nordrhein-Westfalen 3,8 1,3
Rheinland-Pfalz und Saarland 2,1 1,0
Hessen 3,9 1,1
Baden-Württemberg 2,6 2,2
Sachsen 5,2 2,5
Sachsen-Anhalt 4,3 0,6
Thüringen 4,1 1,5
Bayern 3,9 2,6

Die höchsten Schneemengen in einem November gab es natürlich in den Bergen. Im Jahre 1952 lagen auf der Zugspitze 460 cm Schnee. Der Feldberg im Schwarzwald kam 1974 auf eine Schneehöhe von 140, der Brocken im Harz auf 122 cm. Wenn man in die tieferen Lagen schaut, dann kristallisiert sich in Sachen Rekorden neben Bayern auch Nordrhein-Westfalen als Spitzenreiter heraus. Ende November 2005 sorgte Tiefdruckgebiet THORSTEN dort für teils kräftigen Schneefall. Bis in die tiefsten Lagen fiel nasser und pappiger Schnee. Das Ereignis ging nicht zuletzt wegen der immensen Schäden an der Infrastruktur als „Münsterländer Schneechaos“ in die Geschichte ein . In Wuppertal und Lüdenscheid wurden am 27.11.2005 40 cm Schnee gemessen.

Das Jahr 2024 taucht in den Stationsdaten bei der höchsten Schneehöhe nicht auf. Es hat in anderen Jahren zuvor mehr oder überhaupt Schnee gegeben. Bei einigen Orten im Norden Deutschlands stellt das Jahr 2023 den Spitzenreiter in Sachen Schneehöhe im November. Im Jahr 2010 hat es über den mittleren Landesteilen ebenfalls mal mehr Schnee gegeben, sonst sind höhere Schneemengen in den Jahren hauptsächlich vor 1990 zu finden. Der Schneefall der vergangenen Woche mag uns vielleicht auch daher als ungewöhnlich oder „unnormal“ erscheinen, in die Geschichtsbücher schafft er es aber nicht.

Dipl. Meteorologin Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.11.2024
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Nach dem Winter kommt der Frühling

Der Hauptakteur, dem wir das ganze Wetterspektakel in den nächsten Tagen zu verdanken haben, ist ein Tief namens „Sigrid” (international „Bert” getauft – das verlangt später noch nach einem zweiten Tief namens „Ernie”!). „Sigrid” hat eine enorme Entwicklungsgeschichte hinter sich. Es handelt sich dabei um ein Orkantief auf dem Atlantik, das aus sogenannter rapider Zyklogenese entstanden ist. Das Kriterium für rapide Zyklogenese ist erfüllt, wenn die Rate des Druckfalls mindestens 24 hPa in einem 24-stündigen Zeitraum beträgt. Dementsprechend sorgt „Sigrid” mit einem Kerndruck von etwa 940 hPa auf dem Höhepunkt der Entwicklung für ordentlich Betrieb im europäischen Wettergeschehen.

DWD Nach dem Winter kommt der Fruehling

Bemerkbar macht sich das bei uns ab dem laufenden Nachmittag von Nordwesten. Dann greift die Warmfront von der Nordsee her allmählich auf Deutschland über und bringt ersten Regen, der sich anschließend im Laufe der Nacht zum Sonntag nach Osten ausdehnt. Mit dem Eintreffen der Warmfront setzt zudem ein kräftiger Süd- bis Südwestwind ein. Die Windrichtung suggeriert also schon, wohin die Reise geht: Nämlich auf der Thermometerskala achterbahnmäßig nach oben. Die Warmluftadvektion ist derart stark, dass bereits im Laufe der Nacht die Temperaturen im Westen nach oben klettern. Für die Tages- bzw. Nachtzeit ziemlich unüblich.

DWD Nach dem Winter kommt der Fruehling 1

Morgen bricht dann, wie schon angekündigt, der Frühling aus. Die Luft, die dem südwesteuropäischen Atlantik- und Mittelmeerraum entspringt, gelangt mit dem Südwestgebläse direkt zu uns nach Deutschland und sorgt am Sonntag verbreitet für zweistellige Plusgrade. Die höchsten Temperaturen werden wahrscheinlich entlang des Rheins erreicht. 17 bis 18 Grad stehen im Raum. Bei günstigen Bedingungen sind auch knapp 20 Grad am Nordrand von Mittelgebirgen vorstellbar und nicht ausgeschlossen.

Imposant ist dabei die Temperaturänderung im Vergleich zum heutigen Samstag. Teilweise wird bei den prognostizierten Höchstwerten die Marke von 10 Grad Unterschied im Vergleich zu heute überschritten. Das kommt zwar immer wieder mal vor, hat aber durchaus Seltenheitswert.

DWD Nach dem Winter kommt der Fruehling 2

Diese ungewöhnlich milden Temperaturen kommen aber nicht ohne Nebenwirkungen daher. Insbesondere im Bergland und an der Nordsee weht Süd- bzw. Südwestwind teils in Sturmstärke. Auch im Flachland dürfte es die ein oder andere Böe geben.

Auch am Montag bleiben uns die milden Temperaturen und der stürmische Wind noch erhalten. Erst im weiteren Verlauf der kommenden Woche erreicht uns anschließend die Kaltfront von „Sigrid” und katapultiert uns wieder zurück in den November. Dahin, wo das Wetter um diese Jahreszeit eigentlich auch hingehört.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.11.2024
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Wintereinbruch in Süddeutschland

Wer heute Morgen in Süddeutschland aufwachte und aus dem Fenster schaute, konnte ein prächtiges Schneeparadies erspähen. In der aufgehenden Sonne glitzerte vielerorts eine weiße schneebedeckte Landschaft. Von Donnerstagnachmittag bis Freitagfrüh kam es dort zu teils unwetterartigen Schneefällen, die weite Teile des Südens in ein wahres „Winter-Wonderland“ verwandelten.

DWD Wintereinbruch in Sueddeutschland 1

Der Grund für diese Schneemassen findet sich jedoch an anderer Stelle. Deutschland lag gestern im Bereich eines umfangreichen Höhentroges mit Drehzentrum über dem Bottnischen Meerbusen. An der Südwestflanke dieses Trogs konnte sich bereits am Mittwoch über dem Ostatlantik an einer Frontalwelle ein Tief ausbilden, das auf den Namen „Renate“ getauft wurde. Am gestrigen Donnerstag verstärkte sich dieses Tief auf seinem Weg über Frankreich in Richtung Westalpen und Norditalien noch einmal kräftig. An seiner Nordflanke kam es dabei zu länger anhaltenden, teils kräftigen Niederschlägen, die auch den Süden Deutschlands erreichten und in kalter, maritimer Polarluft meist als Schnee niedergingen.

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Bereits am Donnerstagnachmittag kamen von Ostfrankreich und der Schweiz auf den Süden Baden-Württembergs ausgreifend kräftige Schneefälle auf, die sich am Abend und in der vergangenen Nacht zum Freitag auf den gesamten Süden ausbreiteten. So schnell diese aufzogen, so schnell ließen sie auch wieder nach. Schon ausgangs der Nacht zum Freitag klangen die Niederschläge wieder ab.

DWD Wintereinbruch in Sueddeutschland

Innerhalb dieser wenigen Stunden kamen so in der Fläche 5 bis 15 Zentimeter Neuschnee zusammen. In einigen Regionen reichte es sogar für unwetterartige Schneemengen von bis zu 25 Zentimetern. Im Oberallgäu zeigten die Schneemesser heute Morgen sogar einen Zuwachs von 32 Zentimetern an. In diesen Regionen traten bereits am Donnerstagabend zahlreiche Unfälle auf, teilweise kam der Verkehr selbst auf den schneeglatten Autobahnen zum Erliegen.

Heute sind im Süden lediglich einzelne Schneeschauer vorhergesagt. Dennoch kann der auffrischende Wind die bereits gefallenen Schneemassen verwehen. Strichweise könnte sich der Schnee so weiter auftürmen. Allerdings ist dies nur schwer vorherzusagen, da es stark von den lokalen Bedingungen und der Beschaffenheit des Schnees vor Ort abhängt, wie stark die Schneeverwehungen ausfallen.

DWD Wintereinbruch in Sueddeutschland

Lange wird man sich an der weißen Pracht jedoch nicht erfreuen können. Auf dem Atlantik findet man bereits heute Tief „Sigrid“, das sich in den kommenden Stunden weiter vertieft und Kurs in Richtung Britische Inseln und die Nordsee nimmt. Auf dessen Vorderseite wird zum Sonntag deutlich mildere Luft zu uns geführt. Während wir also heute in den südlichen Landesteilen Tageshöchstwerte um den Gefrierpunkt erwarten, geht es dort am Sonntag sogar schon wieder in Richtung 20-Grad-Marke auf dem Thermometer. Damit wird es auch der durchaus veritablen Schneedecke an den Kragen gehen.

MSc.-Meteorologe Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.11.2024
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