Nächtlicher Low-Level-Jet

Für die nächsten Tage steht in Deutschland eine deutliche Wetterberuhigung an. Hoch BIE, welches aktuell auf dem Weg von der Nordsee zum Baltikum ist, bringt uns ein Wetter, das der Jahreszeit alle Ehre macht. Das wird viele freuen, die von den häufigen Schauern und Gewittern der letzten Wochen allmählich die Nase voll haben. Denn auch gestern ging es gebietsweise wieder turbulent zu. Am Vormittag regnete es im Osten Deutschlands, in einem breiten Streifen vom Südharz bzw. dem Raum Halle/Leipzig bis an den Oberbruch nochmal kräftig. Und am Nachmittag, Abend und in der Nacht zum heutigen Sonntag traf es dann erst den Südwesten und später den Süden mit Schwerpunkt Alpenrand und Alpenvorland. Während sich die Regenfälle im Osten gebietsweise auf 20 bis 25 mm (Liter pro Quadratmeter) summierten, waren es im Süden durchaus 25 bis 35 mm, lokal sogar bis knapp an die 50 mm. Spitzenreiter diesbezüglich war die Station Bernbeuren in Bayern mit 48 mm.

Da sich jetzt aber in Deutschland Hoch BIE sehr deutlich bemerkbar macht und bis zur Wochenmitte für ruhiges und sonniges, also so richtig sommerliches Wetter sorgt, kann man den Blick mal wieder über den Tellerrand schweifen lassen – zum Beispiel nach Schottland, sozusagen auf die „andere Seite“ von Hoch BIE.

Dort konnte man in der vergangenen Nacht eine recht hübsche Windentwicklung beobachten. Ausgangspunkt war der Frontenzug eines kräftigen Tiefs bei Island, welcher in der ersten Nachthälfte über die Region hinweg zog. Die mit der Front verbundene kräftige Durchmischung „verfrachtete“ hohe Windgeschwindigkeiten aus großen Höhen in die untere Troposphäre. Entsprechend wurden beachtliche Windgeschwindigkeiten gemessen. Zwischen 23 Uhr und 00 Uhr MESZ registrierte die Messstation auf dem Cairngorm-Gipfel zwischen Inverness und Aberdeen immerhin 128 km/h – und damit volle Orkanstärke.

Unmittelbar nach der Frontpassage setzte kräftiger Druckanstieg und Absinken ein, beides war letztendlich einem „Ableger“ von Hoch BIE geschuldet. Somit bildete sich recht rasch eine Inversion aus, also eine Temperaturschichtung, bei der eine warme über einer kalten Luftschicht liegt. Die Abbildung 1 zeigt die Modellsimulation der vertikalen Struktur von Temperatur (durchgezogene Linie) und Feuchte (gestrichelte Linie, Modell ICONEU) in der Nähe von Inverness in der Nacht (nach Frontpassage). An dieser Stelle ist von den beiden Kurven vor allem die Temperatur interessant. Da ab einer Höhe von ca. 1,5 km die Temperatur mit zunehmender Höhe wieder ansteigt, bildet sich eine Sperrschicht aus, so dass die unterhalb der Sperrschicht liegende Luft am Aufsteigen gehindert wird. Das Absinken erkennt man übrigens auch daran, dass die Luft austrocknet und in der Folge zwischen etwa 1,5 km und etwa 4 km Höhe die Temperatur- und die Taupunktkurve einen großen Abstand aufweisen.

 

DWD Naechtlicher Low Level Jet

Für den Wind, der über die schottischen Highlands streift, stellt die Sperrschicht ein Problem dar. Denn einerseits muss er über die Berge hinweg, andererseits hat er zwischen den Bergen und der Sperrschicht nur wenig Platz (Abbildung 2).

DWD Naechtlicher Low Level Jet 1

Der Wind zwängt sich also durch eine Engstelle, die sich auf der Unterseite orografisch, auf der Oberseite dagegen thermisch manifestiert. Ein solcher Düseneffekt führt zu einer teils deutlichen Zunahme der Windgeschwindigkeit. Das sieht man auch beim Blick auf die Abbildung 3. Dort sind die 3-stündigen maximalen Windgeschwindigkeiten in Schottland von 00 UTC bis 03 UTC (02 MESZ bis 05 MESZ) dargestellt. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden in diesem Zeitraum wiederum auf dem Cairngorm-Gipfel mit 79 km/h (Bft 9, also volle Sturmstärke) registriert (Abbildung 3). Die Höhe des Gipfels entspricht etwa der Höhe der Bergskizze in Abbildung 2. Insofern lassen sich die hohen Windgeschwindigkeiten recht plausibel als Low-Level-Jet erklären.

DWD Naechtlicher Low Level Jet 2

 

Wer jetzt Interesse an der ganzen Windgeschichte der Nacht hat, der muss noch in die Frühstunden schauen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte es Hoch BIE geschafft, die Inversion bzw. die Sperrschicht durch weiteres Absinken so weit nach unten zu drücken, dass diese unterhalb der Gipfelhöhe lag. Entsprechend brach daraufhin der Düseneffekt zusammen und die Windgeschwindigkeit sank deutlich.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.06.2024
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Wo steckt der Sommer?

Die Großwetterlage in Europa ist seit Wochen ziemlich eingefahren. Ein sich immer wieder regenerierender Höhentrog über West- und Mitteleuropa sorgte für eine kühle und teils auch sehr nasse Witterungsphase. Dies führte in den letzten Wochen gebietsweise zu teils unwetterartigen Niederschlägen, die in der vergangenen Woche zu den Hochwassern im Süden und Südosten, sowie bereits im Mai im Südwesten führten.

Am Wochenende sorgte schwacher Zwischenhocheinfluss zumindest gebietsweise für beständiges und warmes Frühsommerwetter. Am gestrigen Samstag wurde vor allem im Süden und Osten in den Niederungen gebietsweise die Sommermarke von 25 Grad erreicht oder knapp überschritten. Spitzenreiter war dabei Simbach am Inn mit 28,4 Grad. Doch auch damit ist es in den kommenden Tagen wieder vorbei.

Grund dafür ist ein neuer ausgedehnter Höhentrog, welcher sich allmählich aus Richtung Skandinavien nach Mitteleuropa ausbreitet. Dabei strömt zum Dienstag ein weiterer Schwall Subpolarluft nach West- und Mitteleuropa. Dies lässt die Temperaturen in 850 hPa (etwa 1,5 Kilometer Höhe) teils unter die 0 Grad-Marke sinken, sodass bei wechselhaftem Wettercharakter die Höchstwerte in weiten Teilen von Nordwest- und Mitteleuropa meist unter 20 Grad liegen.

DWD Wo steckt der Sommer

Gleichzeitig macht sich auf der Vorderseite des Höhentroges heiße Luft aus Nordafrika auf den Weg nach Südosteuropa. Dort läutet sie die erste große Hitzewelle ein. Von Süditalien über Griechenland bis in die Ostukraine werden verbreitet hochsommerliche Temperaturen über 30 Grad erwartet. Vor allem in Griechenland und im Westen der Türkei sind örtlich auch Temperaturen um 40 Grad denkbar. Der Höhepunkt wird dort voraussichtlich zur Wochenmitte erreicht. Erst am kommenden Wochenende deutet sich eine zaghafte Abkühlung an. Aber auch dann werden immer noch Spitzenwerte von etwa 35 Grad erwartet.

DWD Wo steckt der Sommer 1

In Deutschland sind wir dagegen von solchen Temperaturen meilenweit entfernt. Ganz im Gegenteil: Zur Wochenmitte kann es bei längerem Aufklaren in den Nächten empfindlich kalt werden. Dann deuten sich mit Ausnahme der Küsten verbreitet einstellige Tiefsttemperaturen an. In einigen Mittelgebirgstallagen ist sogar Bodenfrost möglich. Dazu wird es vor allem in der Nordhälfte zeitweise windig. An den Küsten treten teils auch stürmische Böen auf. Insgesamt macht der Juni also eher einen herbstlichen Eindruck.

DWD Wo steckt der Sommer 2

Und auch ein Blick in Richtung des kommenden Wochenendes macht für alle Sommerfans nur wenig Hoffnung. Immerhin steigen die Temperaturen allmählich wieder an, sodass zum Wochenende auch wieder Tageshöchsttemperaturen von knapp über 20 Grad in Reichweite kommen. Der Wettercharakter bleibt aber weiterhin wechselhaft. Beständiges Sommerwetter mit badetauglichen Temperaturen ist auch dann weiterhin noch nicht in Sicht!

M.Sc. Meteorologe Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.06.2024
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Der geostrophische Wind – in kleiner, „appetitlicher“ Portion

In Mitteleuropa hat sich wettertechnisch aktuell ja etwas breit gemacht, was sich nicht nur wie Winter anfühlt, sondern was in höheren Lagen auch wie Winter aussieht – auch wenn der Blick auf den Kalender etwas anderes verspricht. Immerhin kann man aber konstatieren, dass sich über Mitteleuropa der Wind etwas beruhigt hat. Dieser ist in den vergangenen Tagen ja mitunter auch recht ruppig unterwegs gewesen.

Wenn man den Atlantik, das Mittelmeer oder auch das Nordmeer mit in die Betrachtung einbezieht, so zeigen sich aber auch aktuell einige Ecken, in denen der Wind auf die Tube drückt. Die beigefügte Abbildung zeigt für den gestrigen Mittwochmorgen in Gelb-, Orange- und Brauntönen Gebiete mit stärkerer Windentwicklung (Modelldaten aus ICON). Diesbezüglich fällt die Nordsee ins Auge, aber auch der Nordatlantik südöstlich von Grönland oder das westliche Mittelmeer (die beiden letztgenannten Gebiete sind dabei mit einem roten Kreis markiert). Im Mittelmeer ist es übrigens der Mistral – das bekannteste Windphänomen im bzw. am westlichen Mittelmeer – der mit voller Sturmstärke aus dem Rhônetal in den Löwengolf weht. Weitere Informationen zum Mistral stehen übrigens im zur Verfügung.

DWD Der geostrophische Wind in kleiner appetitlicher Portion

Neben den Starkwindfeldern sind in der Karte noch einige Hoch- und Tiefdruckzentren sowie die Isobaren, also die Linien gleichen Luftdrucks zu erkennen. Auffällig ist, dass der Wind immer dort kräftiger ausfällt, wo die Isobaren relativ eng zusammen liegen. Man sagt auch der Druckgradient, also der Druckunterschied in einer vorher festgelegten Entfernung, ist hoch. Und dieser Druckgradient ist oftmals, aber nicht immer der Auslöser für starken Wind.

Bei genauem hinsehen fällt auf: Obwohl der Mistral sogar etwas stärker weht als der namenlose Wind südöstlich von Grönland, ist der Druckgradient über dem westlichen Mittelmeer ein wenig schwächer ausgeprägt als auf dem Atlantik. Die entsprechenden Zahlenwerte finden Sie in den jeweiligen Erklärungskästen. Der Isobarenabstand bezieht sich dabei auf einen Druckunterschied von 3 Hektopascal und wurde im Bereich des stärksten Windes ermittelt.

Ist das ein Widerspruch zu der Aussage, dass der Wind vom Luftdruck abhängt? Nein, es gibt natürlich eine Erklärung. Sie wird von der Formel für den geostrophischen Wind geliefert, hier in einer etwas abgespeckten und damit appetitlicheren (oder einfach nur leichter verdaulichen) Form. Der geostrophische Wind stellt sich ein, wenn nur der Druckgradient und die von der Erdrotation verursachte Corioliskraft wirken. In der hier betrachteten zweidimensionalen Form lautet sie

DWD Der geostrophische Wind in kleiner appetitlicher Portion 1

Diese Formel ist weit weniger kompliziert als sie auf den ersten Blick aussieht. Der Wind, hier mit v abgekürzt, ist proportional zu Δp/Δx , dem letzten Faktor der Gleichung. Und der stellt letztendlich nichts anderes als den Druckgradienten dar, also die Änderung des Druckes p entlang einer Strecke x. Ist der Faktor groß, weht auch der Wind v entsprechend stark. Und wenn Δp/Δx zunimmt bzw. abnimmt, nimmt auch der Wind zu oder ab.

Im vorderen Teil der Gleichung stehen die drei physikalischen bzw. meteorologischen Größen ρ (Rho)ω (Omega) und sinφ (Sinus Phi). Sie stehen (zusammen mit dem Faktor 2, der hier im Weiteren unterschlagen wird) alle im Nenner eines Bruchs. Mit anderen Worten: Wenn diese Werte anwachsen, wird der Wert des Bruches kleiner und der Wind nimmt – von seinem Betrag her – ab.

Bei der Größe ω handelt es sich um die Winkelgeschwindigkeit der Erde, ein Maß für deren Rotationsgeschwindigkeit. Sie ist glücklicherweise konstant, sonst hätten wir zu den aktuell ohnehin schon großen Problemen auf unserem Planeten noch einige mehr zu meistern. Die zweite Größe ist ρ, die Luftdichte. Ist sie hoch, etwa auf der Erdoberfläche, so ist der Wind relativ schwach. Ist sie gering, etwa in größeren Höhen, so ist der Wind kräftiger. Für unsere Fragestellung aber ist sinφ die entscheidende Größe. Dabei ist φ selbst der Winkel der jeweiligen geographischen Breite, d.h. φ ist am Äquator 0°, am Nordpol 90° groß. Daraus ergibt sich für sinφ am Äquator der Wert null, am Nordpol aber der Wert eins – und sinφ wird kontinuierlich größer, je weiter man nach Norden zum Pol kommt.

Bezogen auf die Windgeschwindigkeit lässt sich daraus ableiten, dass der Wind bei gleichem Δp/Δx und bei gleicher Luftdichte ρ in höheren Breiten (also weiter im Norden) schwächer weht als in der Nähe des Äquators. Und genau das konnte man auch am gestrigen Mittwoch beobachten. Obwohl im Bereich des Mistrals der Druckgradient etwas geringer gewesen ist als über dem Nordatlantik, zeigte sich der Wind dort schneidiger als im höheren Breiten. Und dieser Effekt ist genau diesen höheren Breiten geschuldet.

Auf der Südhalbkugel verhält es sich übrigens ähnlich – aber mit umgekehrtem Vorzeichen. Der Wind wird bei gleichem Druckgradienten schwächer, je näher man zum Pol kommt. Aber er wird durch die Erdrotation dort in die andere Richtung abgelenkt. Mathematisch macht sich dies durch ein „Minus“ bemerkbar, das sich über sinφ in die Gleichung „schummelt“. Und offensichtlich zeigt sich dies auch daran, dass auf der Südhalbkugel, im Gegensatz zur Nordhalbkugel, der Wind im Uhrzeigersinn um Tiefdruckgebiete und entgegen dem Uhrzeigersinn um Hochdruckgebiete weht.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.04.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Jahreszeitenwirrwarr…

Letztes Wochenende sommerliche Wärme und mit einem neuen deutschlandweiten Temperaturrekord für die erste Aprildekade (Ohlsbach am Oberrhein mit 30,1 Grad). Danach vorübergehender Temperatursturz auf ein für die ersten Frühlingswochen normales (oder wenigstens nur leicht überdurchschnittliches) Niveau. Am morgigen Samstag dann vor allem in der Südwesthälfte wieder ein Sommertag bei erwarteten Höchstwerten zwischen 25 und 28 Grad. Und danach? Tja, nächste Woche mischen sich dann doch tatsächlich winterliche Elemente in das Wettergeschehen.

Schauen wir uns doch mal an, wie es zu diesem Jahreszeitenwirrwarr kommt: Beim Blick auf die Luftdruckverteilung sticht einem förmlich eine großräumige Hochdruckzone ins Auge, die sich von Südwesteuropa über das südliche Mitteleuropa bis nach Südosteuropa erstreckt. Dieses Hoch hört auf den Namen PETER und verortet sein Zentrum irgendwo zwischen Süddeutschland und Ostfrankreich. Durch das Absinken der Luft innerhalb der Hochdruckzone erwärmt sie sich allmählich, wodurch die Temperatur in Deutschland heute schon wieder recht verbreitet auf Werte um oder über 20 Grad steigt.

DWD Jahreszeitenwirrwarr

Noch weiter nach oben geht es mit der Temperatur am Samstag. PETER verlagert sich etwas weiter nach Südosten, sodass zwischen ihm und der ziemlich aktiven Tiefdruckzone über dem Nordmeer mit südwestlicher Strömung eine durchaus sommerlich anmutende Luftmasse ins Land einfließt. Verbreitet werden über 20 Grad, am Oberrhein sogar bis zu 28 Grad erwartet. Gleichzeitig tut sich aber über dem Atlantik etwas ganz Entscheidendes für unser zukünftiges Wetter. Ein Tief zwischen dem Seegebiet zwischen Island und Schottland zieht ost-südostwärts Richtung norwegische Küste. Zwischen ihm und dem nachfolgenden atlantischen Hoch westlich der Britischen Inseln stellt sich eine nordwestliche Strömung ein, mit der polare Kaltluft angezapft wird.

Dieses eben genannte Tief leitet am Sonntag eine Wetterumstellung ein. Während es weiter zur Ostsee zieht, greift die dazugehörige Kaltfront von Norden auf Deutschland über und kommt bis zur Mitte voran. PETER verliert zwar allmählich seinen Einfluss auf unser Wetter, schafft es aber zumindest noch, die Front vom Süden fernzuhalten. Dort macht der Sonntag seinem Namen also nochmals alle Ehre bei bis zu 27 Grad. Ansonsten wird es in der einfließenden Kaltluft aber spürbar kühler. Im Norden sind größtenteils nicht einmal mehr 15 Grad drin.

DWD Jahreszeitenwirrwarr 1

Zum Wochenstart hat PETER endgültig ausgespielt und die Kaltfront überquert nun auch den Süden. Gleichzeitig entert ein Sturmtief von Island kommend die Nordsee und führt den nächsten Kaltluftschwall nach Deutschland. Stehen am Montag zumindest in der Südosthälfte noch 15 bis 20 Grad auf der Prognosekarte, liegt die Höchsttemperatur ab Dienstag allgemein meist nur noch bei Werten um 10 Grad oder anders ausgedrückt: Mancherorts verbleibt die Temperatur im einstelligen Bereich.

DWD Jahreszeitenwirrwarr 2

In den Nächten besteht dann vor allem im Bergland und dort, wo die Bewölkung längere Zeit auflockert, Luftfrostgefahr. Mit Frost in Bodennähe muss recht verbreitet gerechnet werden. Zudem wird es nächste Woche sehr unbeständig und windig bis stürmisch. In den Hochlagen der Mittelgebirge mischen sich zunehmend Schneeflocken in den Niederschlag und in mittleren und höheren Lagen der Alpen sind einige Zentimeter Neuschnee zu erwarten.

Diese mit winterlichen Elementen gespickte Witterung wird uns voraussichtlich bis mindestens Ende nächster Woche, vielleicht sogar auch am darauffolgenden Wochenende begleiten. Eine Rückkehr zum „Frühsommer“ steht nach heutigem Stand nicht zur Debatte. Was die Jahreszeiten angeht, herrscht in dieser Beziehung also erst einmal Klarheit.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.04.2024
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Meist frühlingshaft mild, aber leicht wechselhaft

Deutschland wird zurzeit vom Hoch MARKUS I mit Schwerpunkt über Polen beeinflusst. Allerdings ist das Hoch bei uns nicht stark genug, um alle Wolken zu vertreiben und die Tiefdrückgebiete aus Deutschland fernzuhalten. Die Kombination Tiefdruckeinfluss über dem Nordatlantik und Hochdruckeinfluss in Mittel- und Osteuropa sorgt zunächst dafür, dass mit einer südwestlichen Höhenströmung wieder sehr milde Luft zu uns gelangen kann.

DWD Meist fruehlingshaft mild aber leicht wechselhaft

Am heutigen Dienstag zeigt sich der Himmel über Deutschland unterschiedlich bewölkt. Die dichtesten Wolken haben wir im Westen und im Nordwesten. Hier kommt die Sonne nur selten heraus. Gegen Abend kommt an der Nordsee sogar etwas Regen auf. In der Mitte und im Süden setzt sich erst im Tagesverlauf nach Nebel- und Hochnebelauflösung die Sonne durch. Sonnig oder leicht bewölkt ist es von Anfang an im Osten des Landes. Die Höchstwerte liegen zwischen 8 Grad auf Rügen und 18 Grad entlang des Rheins. Der Wind weht meist schwach aus Südost bis Südwest.

In der Nacht zum Mittwoch bleibt der Himmel im Norden und Nordwesten stark bewölkt. Vom Emsland und bis nach Vorpommern fällt gebietsweise etwas Regen. Ansonsten ist der Himmel wolkig, teils gering bewölkt. Stellenweise kann sich jedoch Nebel bilden. Die Tiefstwerte liegen zwischen 8 Grad unter den dichten Wolken und 0 Grad im Südosten. Bei längerem Aufklaren tritt leichter Frost bis – 2 Grad auf.

Am Mittwoch wird der Höhepunkt der Woche bezüglich der Temperatur und des Wettercharakters erreicht. Dann werden verbreitet Höchstwerte von 17 bis 21 Grad erreicht. Dazu scheint vor allem in der Mitte und im Süden nach örtlicher Nebelauflösung überwiegend die Sonne. Lediglich im Norden sorgt ein schwacher Tiefausläufer für dichte Wolken und zeitweiligen Regen bei Höchstwerten zwischen 11 und 14 Grad. Der Wind weht meist schwach aus unterschiedlichen Richtungen.

DWD Meist fruehlingshaft mild aber leicht wechselhaft 1

In der zweiten Wochenhälfte nimmt der Tiefdruckeinfluss zu, aber es bleibt bis Freitag noch in der Mitte und im Süden recht mild: Am Donnerstag überquert der Tiefausläufer Deutschland und bringt vor allem im Nordosten und im Süden schauerartigen Regen. An den Alpen können sich einzelne Gewitter bilden. Im Nordwesten zeigt sich hingegen ab und zu die Sonne. Am Freitag erreicht ein neues Frontensystem mit zeitweiligem Regen den Norden des Landes. In der Mitte und im Süden ist es freundlicher. Am Wochenende deutet sich dann eine deutliche Abkühlung an. Dabei zeigt sich das Wetter sehr wechselhaft.

DWD Meist fruehlingshaft mild aber leicht wechselhaft 2

Dipl.-Met. Marco Manitta
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.03.2024
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Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtür

Wenn Wetterlagen über einen längeren, unüblichen Zeitraum anhalten, kommt es fast immer zu problematischen Auswirkungen. Andauernde oder sich häufig wiederholende Hitzewellen im Sommer können beispielsweise bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu gesundheitlichen Einschränkungen führen, unter langen niederschlagsarmen Phasen leidet häufig die Landwirtschaft. Doch ganz besonders beim Niederschlag wirken sich sogenannte „persistente“ oder regenerierende Wetterlagen häufig besonders nachteilig aus. Während sich der Naturraum und die Bevölkerung einer Region an die dort üblichen Wetterlagen und deren mittleren Schwankungsbreite im Laufe der Zeit angepasst hat und damit gut zurechtkommt, führen langanhaltende oder häufig wiederkehrende Regen- oder Schneefälle zu teils erheblichen Gefährdungen.

Auch in diesem Winter erlebten wir in Deutschlands bereits die Problematik von einer länger andauernden Großwetterlage. Im November und Dezember 2023 führten atlantische Tiefausläufer über mehreren Wochen hinweg beständig sehr feuchte Luftmassen nach Mitteleuropa (Westwetterlage), die regional zu einem Hochwasser führten. Eine solche, niederschlagsreiche und sich immer wieder regenerierende Wetterlage gab es auch im Januar und Februar 1999 – allerdings bei einem deutlich tieferen Temperaturniveau. Ende Januar stellte sich damals über Mitteleuropa die erste von drei markanten Nordwestwetterlagen ein. Ein sogenannter „Höhentrog“  etabliert sich über der Mitte und dem Osten des Kontinents (Abbildung 1 links), wobei mit diesem zum einen kalte und zum anderen auch feuchte Luft von Norden und Nordwesten her an den Alpennordrand geführt wurde. Die Folge davon waren dort langanhaltende und kräftige Schneefälle. Wenngleich sich diese Nordwestlage zu Beginn des Februars auflöste und in eine Hochdruckrandlage überging, stellte sich ab dem 05. Februar 1999 wieder das Strömungsmuster von Ende Januar ein (Abbildung 1 rechts). Über den Zeitraum von einer Woche schneite es im Alpenraum erneut langanhaltend und ergiebig. Die Ähnlichkeit der beiden Großwetterlagen sticht dabei deutlich ins Auge (Abb. 1).

DWD Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtuer

Beiden Wetterlagen ist gemein, dass sich eine sogenannte „Staulage“ einstellte. Dies hat natürlich überhaupt nichts mit dem Verkehr zu tun, sondern ist eine Folge der Topographie. Berge haben nämlich allgemein die Eigenschaft, an ihren Flanken die darauf zuströmende Luft zum Aufsteigen zu zwingen. Damit wird der in der Luft vorhandene Wasserdampf in höhere Luftschichten transportiert. Dort ist die Luft aber normalerweise kälter und kann deutlich weniger Wasserdampf halten. Als Folge kommt es zum Ausfall und damit zu kräftigem Schneefall. Hält dieser Effekt über eine längere Zeit an, können erhebliche Niederschlagsmengen zusammenkommen. Bei beiden Wetterlagen wurden die Alpen von Norden und Nordwesten her angeströmt, sodass sich nördlich des Alpenhauptkammes dieser Staueffekt ergab. Außerdem muss man bei der Beurteilung der Lawinenbildung mindestens noch ein weiterer meteorologischer Parameter betrachtet werden: den Wind. Beide Wetterkarten in Abbildung 1 zeigen die Strömungsverhältnisse (hier Isohypsen) in 700 hPa (etwa 3000 m), aus denen kräftiger Windeinfluss (aus Nordwest bis Nord) abgeleitet werden kann. Dieser Wind führte zu erheblichen Verfrachtungen des lockeren Schnees von den Luv- in die Leelagen und veränderte zudem die Schneedeckenstruktur.

Nach einer vorübergehenden Umstellung der Wetterlage zum Ende der ersten Monatshälfte, stellte sich rasch wieder das altbekannte Strömungsmuster ein (Abbildung 2). Ein umfangreicher Höhentrog stieß von Nordwesten her zu den Alpen vor und ließ den kräftigen Schneefall inklusive Windeinfluss wieder aufleben. Der Schnee türmte sich weiter auf und erreichte entlang und nördlich des Alpenhauptkammes vielerorts Rekordwerte. Wenn sie dieses Thema des Tages zeitnah zum Ausgabezeitunkt in den Händen halten, kam es fast stundengenau vor 25 Jahren (23. Februar 1999, um 15:58 Uhr MEZ) zum Kollaps der mächtigen Schneedecke oberhalb von Galtür im hinteren Tiroler Paznauntal. Am nördlich des Ortes gelegenen Hang zwischen Grießkopf und Grieskogel löste sich auf etwa 2700 m Meereshöhe eine große, rauschte mit mehr als 200 km/h zu Tal und verschüttete Teile des Ortes. Die in Bewegung gerate Schneemasse wird bei nachfolgenden Analysen mit etwa 180.000 t abgeschätzt. 31 Menschen konnten nicht mehr rechtzeitig aus dem dicht gepressten und teils in die Häuser eingedrungenen Schnee geborgen werden. Einen Tag später kamen bei einer weiteren Lawine in der benachbarten Ortschaft Valzur weitere sieben Menschen ums Leben.

DWD Jahrestag der Lawinenkatastrophe von Galtuer 1

Doch diese beiden Großlawinen waren nicht die einzigen Lawinenereignisse mit Personenschaden während dieser Zeit im Alpenraum. Sowohl in Frankreich, als auch in der Schweiz gab es bei entsprechenden Ereignissen mehrere Todesopfer zu beklagen. Die schlimmsten fanden in Chamonix (Frankreich) sowie in Evolene (Schweiz) statt. Aufgrund dieser weitreichenden Folgen ging der Winter 1999 auch als sogenannter „Lawinenwinter“ in die Historie ein.

Mag.rer.nat. Florian Bilgeri (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.02.2024

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Rosenmontagswetter – 2024 und früher

In diesem Jahr kann sich Petrus irgendwie nicht so richtig entscheiden, ob er den Karnevals- bzw. Faschingsjecken Freude beim Wetter bereiten möchte oder nicht. Ob es während der großen Rosenmontagsumzüge in den berühmten Hochburgen am Rhein gänzlich trocken bleibt, wird wohl bis zuletzt so überraschend bleiben wie die Frage, welche Stadt die besten Motto-Wagen präsentieren wird. Tief PAULINA III und das dazugehörige Regengebiet zieht im Tagesverlauf zur Ostsee ab. Aus Südwesten setzt sich dann langsam Zwischenhocheinfluss durch, für störungsfreies Wetter reicht das aber noch nicht aus. Zwar gibt es ab und an auch mal Wolkenlücken mit ein paar Sonnenstrahlen, dennoch ziehen immer wieder Schauer übers Land.

Für die Rosenmontagsumzüge in Mainz, Köln und Düsseldorf bedeutet dies, dass man mit ein wenig Glück die Umzüge bei trockenem Wetter genießen kann. Längerer Dauerregen ist dort nicht zu erwarten. Dennoch ist es wohl empfehlenswert, einen Regenschirm mit in der Tasche zu haben, denn die eine oder andere Regendusche kann es durchaus geben. Zum Nachmittag hin nimmt die Schauerneigung von Westen her zwar ab, einzelne Schauer können aber auch dann nicht ganz ausgeschlossen werden. Eine wasserfeste Kopfbedeckung bei der Kostümwahl könnte also von Vorteil sein. Dicke Winterjacken oder warme Kostüme können aber im Kleiderschrank oder in der Kostümkiste bleiben, mit 10 oder 11 Grad wird es nämlich entlang des Rheins recht mild und Wind ist auch kein größeres Thema.

Am Veilchendienstag (Faschings- oder Karnevalsdienstag) spaltet sich über Mitteleuropa eine eigenständige Hochdruckzelle ab. Der Hochdruckeinfluss verstärkt sich also, sodass die Wolkenlücken größer und die Sonnenanteile mehr werden. Einem recht freundlichen Faschings- bzw. Karnevalsausklang steht fast nichts mehr im Wege – fast, da einzelne schwache Schauer nicht gänzlich ausgeschlossen werden können. In den meisten Orten bleibt es aber trocken bei weiterhin milden Temperaturen. Alles in allem ist das Wetter in den kommenden beiden Tagen also ganz passabel, wenn auch mit ein paar Schönheitsfehlern.

In vergangenen Jahren und Jahrzehnten hatte das Wetter am Rosenmontag schon mal mehr zu bieten. Von Frühlingswetter bis hin zu schweren Stürmen oder Schnee ist in der närrischen Zeit so gut wie alles möglich. Picken wir also ein paar Jahre heraus, an denen das Wetter an Rosenmontag besonders war.

Gehen wir nur ein knappes Jahr in die Vergangenheit. 2023 war der Rosenmontag (20. Februar) vor allem in der Südwesthälfte außergewöhnlich mild. An Rhein und Neckar, im südlichen Alpenvorland und nördlich der Schwäbischen Alb stieg die Temperatur auf 15 bis 17 Grad, also noch deutlich höher als am morgigen Rosenmontag.

Im Jahr 2021 gab es am Rosenmontag (15. Februar) in weiten Landesteilen eine Schneedecke. Vom Münsterland über Südniedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen lagen selbst in tiefen Lagen mit 15 bis teils über 30 cm beachtliche Schneemengen. Die Niederungen im Westen und somit auch die Karnevalshochburgen Mainz, Köln und Düsseldorf waren allerdings bei Höchstwerten um 5 Grad schneefrei.

Noch winterlicher präsentierte sich der Rosenmontag im Jahr 2010 (15. Februar). Damals lag selbst das Rheinland unter einer mehrere Zentimeter dicken Schneedecke und die Umzüge in Köln und Düsseldorf fanden bei Flockenwirbel statt. Weite Teile Deutschlands waren tief verschneit, vielerorts betrug die Schneedecke 15 bis 30 Zentimeter. Von Ostholstein über Mecklenburg-Vorpommern bis nach Nordbrandenburg sowie in Teilen Ostbayerns türmte sich der Schnee selbst in tiefsten Lagen auf 30 bis 60 Zentimeter und in Mittelgebirgen lag verbreitet ein halber bis ein Meter Schnee.

Sturmtiefs bescherten in den Jahren 2016 und 2019 den Veranstaltern der Rosenmontagsumzüge einiges an Kopfzerbrechen. Viele erinnern sich sicherlich noch an 2016, als zahlreiche Umzüge (u.a. auch die Großen in Mainz und Düsseldorf) wegen Sturmtief RUZICA (8. Februar) abgesagt wurden. Stürmische Winde fegten über das Land, teils gab es sogar schwere Sturmböen, zum Beispiel auch bei Düsseldorf.

Noch turbulenter war es mit Sturmtief BENNET am Rosenmontag 2019 (4. März). Verbreitet gab es Schauerwetter mit stürmischen Böen und Sturmböen, selbst schwere Sturmböen bis ins Flachland waren keine Seltenheit. Auch Gewitter mit Graupel und orkanartigen Böen waren mit von der Partie und machten Aufenthalte im Freien zu einem gefährlichen Unterfangen. Der heutige Autor hatten hingegen Schicht und kann sich noch gut daran erinnern, dass die Telefone in der Vorhersagezentrale in Offenbach und an einigen Außenstellen nicht stillstanden. Viele Umzüge wurden abgesagt, die großen Umzüge in Mainz, Köln und Düsseldorf fanden allerdings statt, obwohl BENNET noch heftiger war als RUZICA drei Jahre zuvor.

Nicht nur viele Bürger, sondern auch das Wetter kann an Fasching bzw. Karneval ganz schön närrisch sein, wobei sich zumindest das Wetter dieses Jahr zurückhält.

Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.02.2024
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Winter light im Norden, aber Warmluft siegt – mal wieder

Die bereits vor zwei Tagen im Thema des Tages angekündigte, äußerst spannende Grenzwetterlage, bei der kalte Luft polaren Ursprungs aus Norden auf sehr milde Meeresluft im Süden trifft, beschäftigt uns weiterhin. Aktuell (Donnerstagnachmittag) erstreckt sich diese Luftmassengrenze in etwa vom Rheinland bis ins Erzgebirge. Da sich inzwischen über den Britischen Inseln das kräftige Sturmtief PAULINA etabliert hat, setzen über Frankreich und Süddeutschland bereits kräftige Südwestwinde ein, die die Luftmassengrenze allmählich nordwärts verschieben. In diesem Übergangsbereich kam und kommt es zu weiteren, teils länger anhaltenden Niederschlägen.

DWD Winter light im Norden aber Warmluft siegt mal wieder

Schauen wir uns doch einmal kurz die bisherige Bilanz an. In den vergangenen 24 Stunden (Mitte Bild 1) kam es vor allem in einem Bereich von Rheinland-Pfalz und dem Saarland bis zum Bayerischen Wald zu ergiebigen Regenfällen mit verbreitet 20 bis 30, im Bergland lokal über 40 Litern auf den Quadratmeter. Spitzenreiter ist Baiersbronn im Nordschwarzwald mit 78 Litern in den letzten 24 Stunden. Laut derzeitiger Prognose kommen bis Freitagfrüh nochmal Mengen ähnlicher Größenordnung vom Westen bis zu den östlichen Mittelgebirgen hinzu (siehe linke Seite Bild 1). Daher haben die bestehenden Dauerregenwarnungen in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen (teils bis in den Unwetterbereich hinein) weiterhin Bestand. Etliche Flusspegel reagieren bereits mit Überschreitung erster Meldestufen und zahlreiche Warnungen der Hochwasserzentralen sind bereits aktiv (siehe ).

DWD Winter light im Norden aber Warmluft siegt mal wieder 1

Spannend wird es in der kommenden Nacht zum Freitag am Nordrand des Niederschlagsbandes, wo vorübergehend (oft nasser) Schnee fällt. Vor allem in einem Streifen vom nördlichen Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein über die Altmark und Mecklenburg hinweg bis zur Oder kann es durch Schnee und Schneematsch vorübergehend weiß werden. Im Laufe des Freitags gehen die Niederschläge aus Süden aber rasch in Regen über und es setzt Tauwetter ein. Bereits am Nachmittag ist der kurze „Winterspuk“ vielerorts schon wieder vorbei. Lediglich Richtung Rügen und Schleswig hält sich die Kaltluft noch zäh und etwas länger mit Höchstwerten von + 2 bis + 4 Grad. In weiten Landesteilen werden dagegen sehr milde 10 bis 16 Grad erreicht.

DWD Winter light im Norden aber Warmluft siegt mal wieder 2

Wie schaut es nun für die nächsten Tage und dort speziell für die geplanten Umzüge aus, die den ein oder anderen Jeck doch interessieren dürften? Schließlich hat der Straßenkarneval an Weiberfastnacht mit dem heutigen Tag bereits begonnen. Speziell der Samstag sieht recht freundlich und weitgehend trocken aus. Zudem wird es mit Höchstwerten um 15 Grad frühlingshaft mild. An den Alpen sind mit Föhnunterstützung sogar Nachmittagstemperaturen bis knapp 20 Grad möglich. Auch im Norden wird es spürbar milder.

An den Folgetagen (Sonntag/Montag/Dienstag) stellt sich wieder etwas wechselhafteres und nicht mehr ganz so mildes Wetter mit Höchstwerten um die 10 Grad ein. Hin und wieder kann es etwas regnen. Dieses Jahr behindern also weder Sturm, noch Schnee oder Kälte die konkreten Planungen, man sollte lediglich gegen etwas Regen gewappnet sein.

Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.02.2024
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Windig und regnerisch – eine Luftmassengrenze über Deutschland

Zwischen einem umfangreichen Tiefkomplex über Nordeuropa und hohem Luftdruck über dem Südwesten Europas und Nordafrika liegt Deutschland in einer recht flotten, westlichen Strömung. Dabei ist eine überwiegend milde und feuchte Luftmasse wetterbestimmend. Ein Teiltief namens OLGA liegt mit seinem Zentrum aktuell knapp nördlich von Schottland und zieht bis Mittwochfrüh über die Nordsee, Südskandinavien und die Ostsee bis zum Baltikum. Damit gelangt der Norden Deutschlands nun zunehmend in den Einflussbereich des Frontensystems von OLGA und es setzen im Norden teils andauernde Niederschläge ein.

DWD Windig und regnerisch eine Luftmassengrenze ueber Deutschland

Mit allmählicher Südverlagerung des Frontensystems in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch tagsüber bildet sich mehr und mehr eine Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands aus, an der es bis in den Freitag gebietsweise andauernd, vor allem im Bereich der Mittelgebirge auch ergiebig regnet. Entsprechende Dauerregenwarnungen wurden ausgegeben und können auf unserer Homepage bzw. in der WarnWetter-App abgerufen werden. Die Luftmassengrenze trennt eine kühlere Luftmasse im Norden von der sehr milden Luft im Süden. Das führt zum einen nördlich der Luftmassengrenze am Mittwoch und Donnerstag, im Nordosten auch noch am Freitag zu „nur“ einstelligen Höchstwerten zwischen 4 und 9 Grad. Außerdem können in der „Kaltluft“ die Niederschläge im Laufe des Mittwochs und in der Nacht zum Donnerstag vor allem in den östlichen Mittelgebirgen zeitweise auch in Schnee übergehen. Eine nachhaltige Schneedecke ist allerdings nach aktuellem Stand der Vorhersagen nicht zu erwarten, da die Böden relativ warm sind und auch die milderen Luftmassen bereits im Laufe des Donnerstags von Südwesten wieder recht rasch nordwärts ausgreifen. Vorübergehend kann gegen Mittwochabend bzw. in der Nacht zum Donnerstag aber zumindest eine dünne Nassschneedecke und entsprechend kurzzeitig Glätte auch bis in tiefere Lagen vor allem im Osten bzw. am Donnerstag im Nordosten nicht ganz ausgeschlossen werden.

Vor allem im Bereich der Luftmassengrenze und südlich davon weht der West- bis Südwestwind teils stark bis stürmisch, im höheren Bergland und an den Küsten auch zeitweise mit Sturm- oder schweren Sturmböen, in exponierten Gipfeln treten teils Orkanböen auf. Rückseitig dreht der Wind auf Nordwest und lässt mit Ausnahme des Küstenumfeldes deutlich nach. Auch hier wurden bereits einige Warnungen ausgegeben. Der Schwerpunkt der Windentwicklung liegt am heutigen Dienstag vor allem im Norden und in der Mitte des Landes, am morgigen Mittwoch sind dann weiterhin Teile der Mitte und vor allem die südlichen Landesteile betroffen.

Abgesehen von dem kurzzeitigen Vorstoß kühlerer Luftmassen in die nördlichen Landesteile rückseitig der schleifenden Luftmassengrenze befinden wir uns insgesamt im Zustrom milder bis sehr milder Luftmassen. Besonders im Süden und Südosten werden unter leichtem Hochdruckeinfluss und damit recht freundlichem Wetter am heutigen Dienstag sehr milde Höchsttemperaturen um 17 Grad erwartet. Wenn am Donnerstag die Luftmassengrenze wieder nach Norden „wabert“, dreht die Strömung im Süden zunehmend auf Südwest bis Süd und die teils sehr milde Luftmasse breitet sich wieder zunehmend nord-/nordostwärts aus. Am Alpenrand dreht zum Freitag der Wind auf Süd und es wird föhnig. Im Südwesten und Süden wird es daher zum Freitag und Samstag wieder sehr mild mit Höchstwerten um 16 Grad, am Alpenrand können mit Föhn teils noch höhere Werte um 18 Grad erreicht werden. Am Alpenrand bleibt das freundlich-frühlingshafte, sehr milde Wetter voraussichtlich auch am kommenden Wochenende zunächst erhalten. Der Zusammenbruch des Föhns deutet sich dann für den Sonntag an.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.02.2024
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Orkan „Ingunn“ in Norwegen: Einer der stärksten der letzten 30 Jahre!

Teile von Norwegen und Schweden werden seit dem gestrigen Mittwochabend (31.01.2024) von auch für dortige Verhältnisse außergewöhnlich starken Winden heimgesucht. Das zugehörige Orkantief, das auf den international gültigen Namen „Ingunn“ getauft wurde, rauschte vom Nordatlantik heran und durchlief über der Norwegischen See eine sogenannte „rapide Zyklogenese“. Bei dieser explosionsartigen Verstärkung sank der Luftdruck in Zentrumsnähe innerhalb von 24 Stunden um 40 bis 50 Hektopascal und erreichte unmittelbar vor der Küste Mittelnorwegens einen minimalen Wert von etwa 940 hPa. Zum Vergleich: der tiefste, jemals über dem Nordaltantik oder Nordeuropa beobachtete Luftdruck lag schätzungsweise bei 912-913 hPa, allerdings im Kern eines weit draußen über dem Nordostatlantik befindlichen Orkantiefs am 14. und 15. Dezember 1986. Dieser Rekordwert war also nicht in Gefahr. Aber viel entscheidender für die tatsächliche Windentwicklung sind die Luftdruckgegensätze – und die waren besonders an der Südflanke des Tiefs extrem groß (siehe Abbildung 1, rechts).

DWD Orkan Ingunn in Norwegen Einer der staerksten der letzten 30 Jahre

Je größer die Gegensätze, desto stärker weht der Wind. Entsprechend kam es vor allem entlang des Küstenstreifens zwischen Ålesund und Bodø verbreitet zu extremen Orkanböen über 140 km/h (siehe Abbildung 2). An besonders windanfälligen Stationen wurden sogar Windgeschwindigkeiten über 180 km/h, im Küstenort Sømna sowie an der schwedischen Bergstation Stekenjokk mehrmals über 200 km/h registriert! Zusätzlich zu den Orkanböen traten zum Teil intensive Regen- und Schneefälle auf. Nach Angaben des europäischen Erdbeobachtungsprogramms COPERNICUS gehört Orkan „Ingunn“ damit zu den stärksten Stürmen, die Norwegen in den letzten 30 Jahren getroffen haben.

Das Schadensausmaß lässt sich zurzeit noch nicht abschätzen, zu dünn ist die Nachrichtenlage aus den betroffenen Gebieten. Ersten Berichten zufolge gibt es zahlreiche abgedeckte Dächer, eingedrückte Fensterscheiben und Stromausfälle. Teilweise wurden Autos und sogar Busse von den Straßen geweht. Der Schiffs- und Fährverkehr musste zeitweise eingestellt werden und auch Flughäfen blieben geschlossen. Regulärer Schulbetrieb finden an vielen Orten nicht statt.

DWD Orkan Ingunn in Norwegen Einer der staerksten der letzten 30 Jahre 1

Am heutigen Donnerstag zieht „Ingunn“ zur Barentssee und schwächt sich ab. Für Skandinavien und besonders Norwegen ist die Sturmgefahr damit aber nicht gebannt. Denn das nächste Sturmtief „Nadine“ nimmt unsere nordeuropäischen Nachbarn ab der Nacht zum Samstag erneut ins Visier. Wieder sind Orkanböen möglich, voraussichtlich aber nicht in der extremen Ausprägung wie bei „Ingunn“.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.02.2024
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