Der Mond und das Wetter auf der Erde
Hat der Mond einen Einfluss auf das Wetter der Erde? Eigentlich nein! Eigentlich? Wieso nur eigentlich? Mehr dazu im heutigen Thema des Tages.
Monde gibt es in unserem Sonnensystem zwar so einige, aber einer davon sticht deutlich heraus: unser Erdmond! Warum? Im Vergleich zum Planeten, den er umkreist, also der Erde, ist er sehr groß. Monde von diesem Format besitzen ansonsten nur Jupiter und Saturn, die die Erde größentechnisch ja bekanntlich deutlich in die Tasche stecken.
Lange Zeit wurde gerätselt, wie die Erde zu der Ehre kam, einen solch großen Begleiter an seiner Seite zu haben. Zwar ist die Entstehungsgeschichte des Mondes auch heute noch nicht geklärt, es gibt aber eine Theorie, die sich in der Wissenschaft durchgesetzt hat. Demnach kollidierte wohl vor etwa 4,5 Milliarden Jahren ein Himmelskörper in Marsgröße mit der Erde und sprengte einen Teil der Erdkruste weg. Diese Trümmerteile sammelten sich in einer nahen Umlaufbahn um die Erde und „verklummten“ letztlich zu einem einzigen, großen Brocken – dem Mond.
Seither drehen sich Mond und Erde um einen gemeinsamen Schwerpunkt, der aufgrund der Tatsache, dass die Erde dem Mond massentechnisch nicht nur die Butter, sondern auch Wurst und Käse vom Brot nimmt, innerhalb der Erde liegt. Diese Rotation einerseits sowie die Anziehungskraft des Mondes auf die Erde andererseits haben die allseits bekannten Phänomene von Ebbe und Flut zufolge. Alle knapp 25 Stunden „türmt“ sich auf den Meeren der Welt demnach zweimal ein bis zu 1 m hoher Flutberg auf, der in der Folge auch zweimal wieder abebbt. Dieser Flutberg entsteht dabei einmal auf der dem Mond direkt zugewandten Seite der Erde durch dessen Anziehungskraft und einmal gegenüber, also auf der abgewandten Seite durch die oben erwähnte Rotation (Stichwort Fliehkraft). Auf die Luft und damit auf unser Wetter hat der Mond dagegen keinen Einfluss, denn die Masse von Luft ist um 800 mal niedriger als die von Wasser.
Damit wäre das Thema „Einfluss des Mondes auf unser Wetter“ also beendet, oder? Nicht ganz! Nochmal zurück zu Ebbe und Flut: Da sich die Erde unter den Flutbergen ostwärts wegdreht, kommt es zu Reibungsprozessen, die die Eigenrotation der Erde abbremsen – und das ist auch gut so. Denn vor der Mondentstehung drehte sich die Erde etwa 3- bis 4-mal schneller als heute, d.h. ein Tag dauerte damals nur etwa 6 bis 8 Stunden. Ohne Mond wäre das wohl auch heute noch so und das Leben sähe sicherlich anders aus. Winde mit Geschwindigkeiten von mehreren 100 km/h wären vermutlich keine Seltenheit. Ob sich dabei evolutionär gesehen die Giraffe ebenfalls durchgesetzt hätte, ist daher mehr als fraglich. „Bodenständigere“ Lebewesen wären dann wohl eher anzutreffen.
Ein weiterer Punkt, der dem Mond positiv angerechnet werden muss, bezieht sich auf die Neigung der Erdachse relativ zu ihrer Bahn um die Sonne. Diese liegt mehr oder weniger konstant bei rund 23,5 Grad und beschert uns unter anderem unsere vier Jahreszeiten. Diese Stabilität verdanken wir ebenfalls dem Mond, denn ohne ihn wäre die Erde beispielsweise der Anziehungskraft des Jupiters „schutzlos“ ausgeliefert, wenn sich beide gerade nah sind. Die Erde würde dadurch wie ein wankender Kreisel von einer Schieflage in die nächste geraten (im Verlauf von hunderttausenden von Jahren wohlgemerkt), was beträchtliche Folgen für unser Klima hätte.
Zum Glück sind das alles reine Hirngespinste, denn der Mond ist ja da und bleibt auch da – auch wenn er sich durch die minimal, aber stetige Abnahme der Erdrotation jährlich um knapp 4 cm von der Erde wegbewegt. Erst in ein paar Milliarden Jahren wird er sich so weit von der Erde entfernt haben, dass die Anziehungskraft der Sonne das Zepter übernimmt. Das wird die Menschheit allerdings nicht mehr erleben, ist die Erde bis dahin doch längst schon unbewohnbar.
Ein paar hundert Millionen Jahre bleiben uns aber auf jeden Fall noch, um beim Blick zum Mond ab und zu mal „Danke!“ zu sagen.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 21.05.2021