Deutschlandwetter im Januar 2020

Viel zu milder und trockener Januar – kaum Schnee, oft sonnig im Süden

Im Januar 2020 lief die Wetterentwicklung stets nach dem gleichen Muster ab: Der Kältepol der Nordhemisphäre über Kanada und Grönland brachte immer wieder kräftige Tiefdruckgebiete auf den Weg von Island über Lappland nach Nordrussland. Über Südeuropa erstreckte sich dagegen eine Hochdruckzone von der Iberischen Halbinsel zum Schwarzen Meer. Dazwischen befand sich eine starke Südwest-strömung, die große Teile Europas und auch Deutschland nahezu durchgehend mit sehr milder Luft überflutete. Lediglich durch die zeitweilige Verlagerung des hohen Druckes etwas nach Norden konnte sich im Süden und in der Mitte vorübergehend eine bodennahe Kaltluftschicht bilden. Abgesehen davon fiel der Winter in den meisten Gebieten auch im Januar völlig aus. So verlief der Monat deutlich zu mild, bei wenig Niederschlag und viel Sonnenschein. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Meist sehr mild, im Süden und in der Mitte nur vorübergehend etwas kälter
Mit 3,3 Grad Celsius (°C) lag im Januar der Temperaturdurchschnitt um 3,8 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung nach oben 2,9 Grad. Damit gehörte der Januar 2020 zu den zehn wärmsten seit Beginn der Messungen 1881. Nur für kurze Zeit befand sich der Süden und die Mitte in bodennaher Kaltluft, so dass man dort ein paar Tage mit Dauerfrost und mäßigem, ganz vereinzelt auch strengem Nachtfrost zählen konnte. Oberstdorf meldete dabei am 20. über einer dünnen Schneedecke sogar ein
Minimum von -14,7 °C. Ansonsten bestimmte meist sehr milde Luft das Wetter, wobei die Maxima häufig zweistellige Werte erreichten. Bundesweit am höchsten kletterte das Quecksilber am 9. in Ohlsbach bei Offenburg mit 16,0 °C.

Im Norden nass, im Süden trocken, kein Schnee in den Niederungen
Dem Januar 2020 fehlten mit rund 45 l/m² 30 Prozent zu seinem Soll von 61 Litern pro Quadratmeter (l/m²). Durch die größere Nähe zum tiefen Luftdruck bekam der Norden am meisten Regen ab – in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg sogar verbreitet mehr als im vieljährigen Mittel. Die höchsten Mengen meldeten das Sauerland, der Harz und Schleswig-Holstein mit teilweise über 120 l/m². Die größte Tagessumme wurde am 27. in Börfink-Thranenweier im Hunsrück mit 40,4 l/m² gemessen. Im Süden dagegen blieben die Niederschläge durch vermehrten Hochdruckeinfluss deutlich
geringer. Am Oberrhein und im südlichen Baden-Württemberg kamen örtlich nur um 5 l/m² zu-stande. In vielen Orten, wie z.B. Bremen, Magdeburg und Dresden, fiel im ganzen Januar keine einzige Schneeflocke. An 319 der etwa 500 DWD Wetterstationen mit Schneehöhenmessung gab es an keinem Tag im Januar eine Schneedecke.

Die Sonne bevorzugte im Januar den Süden
Die Sonnenscheindauer lag mit etwa 60 Stunden um 34 Prozent über ihrem Soll von 44 Stunden. Das südliche Baden-Württemberg meldete örtlich über 130 Stunden, das nördliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein teilweise weniger als 20 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Januar 2020
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein war im Januar 2020 mit etwa 85 l/m² (64 l/m²) das nasseste, mit rund 25 Stunden (39 Stunden) das sonnenscheinärmste, sowie mit 5,3 °C (0,3 °C) neben Hamburg und Bremen das mildeste Bundesland. Der Januar 2020 war sogar der drittwärmste seit Messbeginn 1881: Nur 1975 mit 5,7 °C und 2007 mit 5,6 °C verlief der Monat noch milder. Hamburg war mit 5,3 °C (0,5 °C) neben Schleswig-Holstein und Bremen das wärmste sowie mit über 80 l/m² (61 l/m²) das zweitniederschlagsreichste Bundesland. Mit gut 30 Stunden (39 Stunden) gehörte es zu den sonnenscheinarmen Bundesländern.

Niedersachsen und Bremen: Für Niedersachsen notierten die Meteorologen 5,0 °C (0,6 °C), knapp 50 l/m² (62 l/m²) und gut 35 Sonnenstunden (38 Stunden). Bremen war mit 5,3 °C (0,9 °C) neben Hamburg und Schleswig-Holstein das wärmste, sowie mit rund 30 Sonnenstunden (39 Stunden) das zweitsonnenscheinärmste Bundesland. Der Niederschlag betrug etwa 50 l/m² (59 l/m²). Durch schwere Unfälle in dichtem Nebel kamen am frühen Morgen des Neujahrstages vier Menschen ums Leben.

Mecklenburg-Vorpommern: Der Januar 2020 fiel in Mecklenburg-Vorpommern mit 4,6 °C (-0,6 °C) um 5,2 Grad zu warm aus. Damit war er der viertwärmste seit Messbeginn 1881 – nach 1975 und 2007 mit je 5,1 °C sowie 1983 mit 4,7 °C. Großen Anteil daran hatte der 15. Januar, als an den meisten Stationen neue Temperaturrekorde auftraten. Der wärmste Ort war Anklam, südöstlich von Greifswald. Dort wurde mit 14,8 °C der alte Spitzenwert vom 10.1.2005 um 1,5 Grad übertroffen. In Mecklenburg-Vorpommern fielen über 50 l/m² (45 l/m²) und die Sonne schien gut 40 Stunden (41 Stunden).

Brandenburg und Berlin: Brandenburg meldete 4,1 °C (-0,8 °C) und knapp 40 l/m² (40 l/m²). Als sonnenscheinreiches Bundesland erreichte es mit etwa 70 Stunden 156 Prozent des Solls (44 Stunden). Berlin kam auf 4,4 °C (-0,5 °C), knapp 45 l/m² (42 l/m²) und fast 65 Sonnenstunden (43 Stunden). Wegen herabfallender Eiszapfen wurde am 26. das Gelände rund um den Berliner Fernsehturm gesperrt.

Sachsen-Anhalt: Hier lag die Temperatur bei 4,2 °C (-0,3 °C). Sachsen-Anhalt war mit rund 30 l/m² (39 l/m²) das zweittrockenste Bundesland. Die Sonnenscheindauer erreichte mit etwa 65 Stunden 153 Prozent des Solls (43 Stunden).

Sachsen: Im Januar 2020 war Sachsen mit 2,8 °C ( 1,2 °C) ein vergleichsweise kühles, mit über 65 Stunden (50 Stunden) ein sonnenscheinreiches und mit nur wenig mehr als 20 l/m² (49 l/m²) das trockenste Bundesland. Am Morgen des 2. Januar herrschten sehr große Temperaturunterschiede auf engstem Raum: Im Erzgebirge meldete um 5 Uhr Marienberg +7 °C, Aue -4 °C. Ähnlich war es im Landkreis Bautzen um 7 Uhr: Dort zeigte das Thermometer in Kubschütz +7 °C, in Hoyerswerda -4 °C.

Thüringen: Für Thüringen registrierte der DWD 2,9 °C (-1,3 °C), rund 40 l/m² (51 l/m²) und etwa 65 Sonnenstunden (43 Stunden). In Birx in der Rhön sank das Quecksilber am 2. von +6 °C um 6 Uhr auf -3 °C um 8 Uhr.

Nordrhein-Westfalen: In Nordrhein-Westfalen betrug die Temperatur 4,6 °C (1,2 °C), der Niederschlag rund 50 l/m² (77 l/m²) und der Sonnenschein etwa 45 Stunden (42 Stunden). Eine tiefhängende Wolke am Kölner Dom, die aussah wie der Qualm eines Feuers, löste in der Nacht zum 9. einen Großeinsatz der Feuerwehr aus.

Hessen: Der DWD meldete in Hessen 3,1°C (-0,4 °C), gut 45 l/m² (63 l/m²) und etwa 45 Sonnenstunden (36 Stunden). Auch auf der Wasserkuppe lag nur an 14 Tagen Schnee.

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz kam auf 3,5 °C (0,2 °C), etwa 45 l/m² (67 l/m²) und rund 50 Sonnenstunden (41 Stunden). Herabbrechende Äste, verursacht durch Böen des Sturmtiefs „Lolita“, verletzten am 28. in Saarburg, südlich von Trier, einen Mann.

Saarland: Das Saarland verzeichnete 3,6 °C (0,5 °C) und war mit beinahe 80 l/m² (86 l/m²) ein niederschlagsreiches Bundesland. Obwohl die Sonne in Saarbrücken-Ensheim vom 1. bis zum 14. Januar nicht länger als insgesamt 4 Minuten schien, erreichte das Saarland mit knapp 50 Stunden noch 124 Prozent des Solls (40 Stunden). Die Sturmböen des Tiefs „Lolita“ warfen am 28. in Wadern, im nördlichen Saarland, einen Baum um, der zwei Frau-en verletzte. In Völklingen fiel eine Tanne auf eine Kita.

Baden-Württemberg: Die bundesweit höchste Temperatur trat am 9. in Ohlsbach, südöstlich von Offenburg, mit 16,0 °C auf. Dennoch war Baden-Württemberg mit 2,5 °C (-0,7 °C) das zweitkälteste Bundesland. Mit knapp 40 l/m² erreichte der Niederschlag nur 53 Prozent seines Solls (75 l/m²), der Sonnenschein mit annähernd 85 Stunden (49 Stunden) dagegen 170 Prozent. Damit war Baden-Württemberg das sonnigste Bundesland und der Januar 2020 hier der drittsonnigste seit Messbeginn 1951.

Bayern: Bayern war mit 1,4 °C (-1,9 °C) das kälteste, mit rund 35 l/m² (66 l/m²) ein trockenes und mit über 75 Stunden (50 Stunden) das zweitsonnigste Bundesland. Am 15. Januar stieg die Temperatur in Fürstenzell bei Passau im Dunst und Hochnebel nur auf -2 °C, in Zwiesel im Bayerischen Wald bei Sonnenschein dagegen auf +10 °C. Im Gegensatz zum Januar 2019, der im Alpenvorland riesige Schneemassen gebracht hatte, litten die Wintersportgebiete dieses Jahr unter großem Schneemangel. Lag die weiße Pracht am 13.1.2019 in Anger-Stoißberg, nördlich von Bad Reichenhall, 240 cm hoch, zeigte sich der Ort genau ein Jahr später schneefrei. Am 20. Januar reichten in Oberstdorf 3 cm Schnee und klarer Himmel, damit das Quecksilber auf -14,7 °C sinken konnte. Dies war die bundesweit niedrigste Temperatur im Januar 2020. Würzburg meldete am Vormittag des 28. eine Spitzenböe von 107 km/h, also Windstärke 11.

Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Hinweis: Die bundesweiten Spitzenreiter bei Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer finden Sie jeweils am zweiten Tag des Folgemonats als „Thema des Tages“ unter www.dwd.de. Einen umfassenden klimatologischen Rückblick und eine Vorschau finden Sie ab dem 10. des Folgemonats unter www.dwd.de/klimastatus.

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