Die ersten Sommertage
Für die Wärmeliebhaber unter uns hat das lange Warten ein Ende! Am gestrigen Donnerstag (04.05.2023) war es endlich so weit: Zum ersten Mal in diesem Jahr überschritt das Thermometer die 25-Grad-Marke, für einige zugleich der kritische Wert für kurze Hosen, für uns Meteorologen ein “Sommertag”. Die Tabelle der Höchsttemperaturen von über 25 Grad (Abbildung 1) zeigt aber auch, es war ein räumlich eher eng begrenztes Ereignis entlang des Oberrheins und der Mosel. Der Zeitpunkt scheint etwas spät, oder trügt der Schein?
Wir ordnen klimatologisch ein und betrachten dafür die aktuell gültige Klimareferenzperiode von 1991 bis 2020. Abbildung 2 zeigt die jeweiligen Zeitpunkte des ersten Auftretens einer Temperatur von 25 Grad Celsius für die Stationen Hamburg-Fuhlsbüttel, Berlin-Dahlem, Düsseldorf, München-Stadt und Freiburg. Es fällt auf, dass der Zeitpunkt durchaus sehr variabel ist und zwischen Anfang April und Mitte Juli liegt. Generell überschreitet das Thermometer die 25 Grad im Norden und Osten etwas später als im Süden und Westen. Berechnet man einen linearen Trend, ergeben sich für die jeweiligen Stationen durchaus unterschiedliche Entwicklungen innerhalb des Referenzzeitraumes. Während sich in Hamburg und Berlin, also im Norden und Osten des Landes, kaum ein Trend abzeichnet, verschiebt sich der Zeitpunkt des ersten Sommertages im Süden und Westen immer weiter nach vorne. Das wiederum führt dazu, dass die auf Grundlage des linearen Trends zu erwartenden Zeitpunkte immer weiter auseinander driften: Anfang der 90er Jahre waren die ersten “25” im Mittel zwischen Anfang und Mitte Mai zu erwarten. Während sich daran im Norden und Osten im Verlauf der Jahre wenig geändert hat, liegt der Erwartungswert im Süden und Westen mittlerweile zwischen Mitte und Ende April. Vor allem in den Zeitreihen von Freiburg und Düsseldorf hat sich der Zeitpunkt um rund einen Monat nach vorne verschoben.
Setzt man also die Entwicklung der letzten Jahre als Maßstab an, war der Zeitpunkt des ersten Sommertages im Südwesten einen guten halben Monat verspätet. Bezogen auf die vieljährigen Mittelwerte bewegen wir uns allerdings auf nicht unüblichem zeitlichem Terrain.
Die Südwesthälfte Deutschlands verbleibt in den nächsten Tagen in der Warmluft, allerdings dämpfen Schauer und Gewitter die Temperaturentwicklung, sodass weitere Sommertage nur noch ganz vereinzelt zu erwarten sind. Nach Nordosten zu schafft es die Warmluft erst gar nicht, sodass man sich dort ohnehin weiter gedulden muss.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 05.05.2023
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