Die Hurrikansaison 2021: Prognosen und Ist-Zustand
Seit dem 1. Juni läuft sie offiziell wieder: Die Hurrikansaison. Den aktuellen Stand und die Prognosen dazu lesen Sie im heutigen Thema des Tages.
Offiziell läuft die alljährliche Hurrikansaison über dem Nordatlantik vom 1. Juni bis 30. November. Vor ihrem Beginn erstellen diverse nationale Wetterdienste und weitere wissenschaftliche Einrichtungen stets Prognosen über ihren Verlauf. Prognostiziert wird dabei die Anzahl benannter Stürme, wobei es dabei nicht nur um Hurrikane geht, sondern um alle tropischen und subtropischen Stürme über dem Nordatlantik.
Dabei definieren sich die Wirbelstürme über ihre mittlere Windgeschwindigkeit (1-minütiger Mittelwind). Ab 62 km/h spricht man von einem tropischen Sturm (bzw. je nach Entstehungsregion auch subtropischen Sturm), ab 119 km/h von einem Hurrikan und ab 178 km/h von einem schweren Hurrikan (engl.: major hurricane). Durchschnittlich entwickelten sich zwischen 1991 und 2020 – also innerhalb der aktuellen sogenannten Vergleichsperiode – pro Jahr 14 tropische Stürme, darunter 7 Hurrikane und 3 schwere Hurrikane.
Vergleichen wir diese Durchschnittswerte mal mit dem letzten Jahr, dem Rekordjahr 2020. Mit 30 benannten Stürmen – so viel gab es noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen – entwickelten sich mehr als doppelt so viele Stürme als im Mittel. Davon mauserten sich 14 Stück zu Hurrikanen (Platz 2 nach 2005) und davon wiederum sieben zu schweren Hurrikanen (wie 2005). Und auch für 2021 prognostizieren Experten eine überdurchschnittliche Wirbelsturmaktivität auf dem Nordatlantik. Das Klimaprognosezentrum der US-amerikanischen NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) sieht für dieses Szenario eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit. Einer durchschnittlichen Saison räumt es dagegen nur eine 30-prozentige und für eine unterdurchschnittliche sogar nur eine 10-prozentige Chance ein.
Den Grund dafür sieht das Klimaprognosezentrum darin, dass sich die sog. El Nino Southern Oscillation (kurz: ENSO; siehe https://t1p.de/2djh ) derzeit in einer neutralen Phase befindet und im Verlauf der Sturmsaison sich möglicherweise sogar ein La Nina Ereignis einstellt. Dabei handelt es sich kurz gesagt um ein großräumiges Zirkulationsmuster über dem Pazifik, das in dieser Form förderlich für eine rege Sturmtätigkeit über dem Nordatlantik ist. Dazu werden eine überdurchschnittlich hohe Wasseroberflächentemperatur des tropischen Nordatlantiks und der Karibischen See, schwache Passatwinde und ein verstärkter westafrikanischer Monsun prognostiziert – alles Faktoren, die die Entwicklung von tropischen Wirbelstürmen begünstigen.
In absolute Zahlen umgemünzt geht das Klimaprognosezentrum dieses Jahr von 13 bis 20 benannten Stürmen aus, wovon 6 bis 10 zu Hurrikanen und davon wiederum 3 bis 5 zu schweren Hurrikanen heranreifen sollen. Und damit sind sie nicht alleine, sondern gliedern sich in die Vorhersagen anderer Einrichtungen problemlos ein
Tatsächlich waren dieses Jahr bisher vier benannte tropische Stürme unterwegs (Ana, Bill, Claudette und Danny) und der fünfte (Elsa), der derzeit über der Karibik wütet, stellt bereits einen neuen Rekord auf: Elsa ist der früheste fünftbenannte Sturm seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Bleibt zu hoffen, dass so viele Stürme wie möglich über Wasser bleiben, fernab von bewohnten Gebieten.
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.07.2021